Gut Ding will Weile haben! - Mecklenburger Pferde
Gut Ding will Weile haben! - Mecklenburger Pferde
Gut Ding will Weile haben! - Mecklenburger Pferde
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HengsTvorbereITung<br />
<strong>Gut</strong> <strong>Ding</strong> <strong>will</strong> <strong>Weile</strong> <strong>haben</strong>!<br />
Diese alte Weisheit gilt sicherlich in wenigen Lebensbereichen so sehr wie in der <strong>Pferde</strong>zucht. Es ist geradezu unmöglich,<br />
gleich von heute auf morgen in diesem Metier erfolgreich zu sein und sich mit den eigenen Zucht- und Aufzuchtprodukten<br />
einen Namen zu machen.<br />
Von Karsten Lütteken<br />
Umso reizvoller ist es dann natürlich, als Aussteller eines gekörten<br />
Hengstes mit seinem Schützling in der Mitte der Bahn zu<br />
stehen und diesen Augenblick zu genießen. Vor diesem besonderen<br />
Moment, den in jedem Jahr stets nur eine sehr geringe Zahl an<br />
Züchtern erleben darf, hält das Züchterleben eine ganze Reihe von wohl<br />
zu bedenkenden Entscheidungen und die ein oder andere Überraschung<br />
bereit. Für all diejenigen, die vor zwei Jahren ein vielversprechendes<br />
Hengstfohlen in ihrem Stall begrüßen durften, ist ein langes Stück des<br />
Weges zum großen Ziel schon geschafft. Doch auch wenn gerade erst die<br />
Hengste des letzten Körjahrgangs ihre Premieren auf den Hengstschauen<br />
feiern – schon jetzt beginnt die Vorbereitung auf die als nächstes anstehenden<br />
Körungen im Herbst 2013.<br />
Sieht man in seinem Youngster, der sich in der Regel bisher hauptsächlich<br />
mit gleichaltrigen Spielgefährten auf der Weide vergnügen durfte,<br />
22 I <strong>Mecklenburger</strong> <strong>Pferde</strong> – 02 I 13<br />
das Potential für ein zukünftiges Vatertier, gilt es, sich auch aus Kostengründen<br />
zunächst einen objektiven Eindruck über den Gesundheitszustand<br />
des <strong>Pferde</strong>s zu machen. Dieses bezieht sich in erster Linie auf eine<br />
Serie von Röntgenbildern, die bereits zwischen dem zweiten und dritten<br />
Lebensjahr des <strong>Pferde</strong>s Aufschluss über die Beschaffenheit der Knochenstruktur<br />
geben sollte. Seit dem Jahr 2012 <strong>haben</strong> sich fast alle deutschen<br />
Zuchtverbände auf ein einheitliches Protokoll zur tierärztlichen<br />
Untersuchung der Köraspiranten verständigt. Es beinhaltet unter anderem<br />
zehn standardisierte Röntgenbilder der Zehen, der Sprunggelenke<br />
sowie der Knie. Hier geht es neben dem Erkennen schwerwiegender<br />
Veränderungen hauptsächlich darum, sich Klarheit darüber zu verschaffen<br />
ob der potentielle Hengstanwärter möglicherweise die sogenannten<br />
Chips in den untersuchten Gelenken (wissenschaftlich OCD-Befund)<br />
aufweist. Nach den neuen Standards sind Hengste nämlich nicht körfä-<br />
hig, wenn ein OCD-Befund in einem Knie oder in beiden<br />
Sprunggelenken vorliegt. Sollten drei oder mehr<br />
Gelenke Chips aufweisen, bedeutet das ebenfalls das<br />
Ende der Hengstkarriere. Sollte nur ein OCD-Befund<br />
vorliegen, der die Körfähigkeit nicht beeinflusst aber<br />
möglicherweise im Training Probleme machen könnte,<br />
besteht früh im Jahr noch die Möglichkeit einer Operation<br />
bevor der Youngster ins Training genommen<br />
wird.<br />
Diese frühen Röntgenbilder dienen somit in erster<br />
Linie dem Besitzer des <strong>Pferde</strong>s zur weiteren Trainingsplanung.<br />
Gibt es aufgrund der Aufnahmen keine realistische<br />
Chance auf eine Körung, macht es keinen Sinn<br />
viel Geld und Zeit in die Vorbereitung zu investieren.<br />
Gibt der Tierarzt jedoch grundsätzlich grünes Licht,<br />
ist die grundlegende Entscheidung zu treffen, ob man<br />
das Projekt „Körung“ in Eigenregie angehen möchte<br />
oder ob der junge Hengst seine erste Ausbildungsphase<br />
in der Obhut von darauf spezialisierten Profis durchlaufen<br />
soll. Hinsichtlich des möglichen Erfolges und<br />
eines positiven Körurteils ist es – besonders bei wenig<br />
Eigenerfahrung – sicherlich sinnvoll, die Variante der<br />
professionellen Hengstvorbereitung zu wählen. Nur<br />
selten können nämlich die sogenannten „kleinen“<br />
Züchter in ihrem heimischen Stall die Trainingsbedingungen<br />
bieten, die mittlerweile notwendig geworden<br />
sind, um im Geschäft mit den gekörten Vatertieren<br />
konkurrenzfähig sein zu können.<br />
Das Training der vierbeinigen Hoffnungsträger<br />
sollte etwa vier Monate vor dem Körtermin beginnen.<br />
Da es im Leben der jungen <strong>Pferde</strong> eine neue Situation<br />
darstellen wird, wenn sie aus dem gewohnten Herdenverband<br />
herausgenommen und in Einzelboxen aufgestallt<br />
werden, ist es von Vorteil, die Vorbereitungszeit<br />
recht großzügig zu gestalten. So kann sich der Hengst<br />
erst einmal ohne Zeitdruck an die neue Umgebung gewöhnen,<br />
bevor dann auch das zielgerichtete Arbeiten<br />
beginnt. Möglicherweise lässt sich diese erste Arbeitsphase<br />
auch schon im Frühsommer im eigenen Stall sinnvoll einleiten. In<br />
gewohnter Umgebung ist es oft weniger aufwendig, die Gewöhnung an<br />
Trense und Gurt zu beginnen, das sichere Führen zu üben und gemeinsam<br />
mit dem Hufschmied die nun folgende Trainingsarbeit auf „gesunde<br />
Füße“ zu stellen.<br />
In der dann folgenden eigentlichen Vorbereitungsphase ist der Vorauswahltermin<br />
die erste wichtige Etappe. Hier wird in verkürzter Form<br />
schon das gefordert, was wenige Wochen später bei der eigentlichen Körung<br />
möglichst perfekt dargeboten werden soll. Neben der Beurteilung<br />
des Gebäudes steht die Qualität der Bewegungen im Mittelpunkt. Sowohl<br />
frei als auch an der Hand bzw. an der Longe werden Schritt, Trab<br />
und Galopp geprüft. Hinzu kommt das Freispringen über relativ niedrige<br />
Hindernisse. Aus diesen Bewertungspunkten ergeben sich folglich<br />
auch die Trainingsinhalte und die räumlichen Voraussetzungen, die in<br />
der Vorbereitungsphase geboten werden müssen. Eine mit entsprechend<br />
gutem Boden ausgestattete und wetterunabhängig zu nutzende Reithalle<br />
stellt dabei schon die Mindestanforderung für den Ausbildungsbetrieb<br />
dar. Nur in einem sicher abgeschlossenen Raum können sich die oft sehr<br />
an der Umwelt interessierten Junghengste entsprechend auf die wichtige<br />
Arbeit an der Longe konzentrieren. Auch der Aufbau einer regelmäßig<br />
zu übenden Freispringreihe ist in einer Halle wesentlich besser zu realisieren<br />
als im Freien. Ebenfalls zum erweiterten Standard eines guten<br />
Ausbildungsstalls für junge Hengste sollte eine Führmaschine gehören.<br />
Sie bietet den <strong>Pferde</strong>n trotz des nun nicht mehr möglichen Tobens in<br />
der Herde, genügend Bewegung und eine <strong>will</strong>kommene Abwechslung<br />
zu Box, Paddock und Reithalle.<br />
Foto: Lafrentz<br />
Foto: Lafrentz<br />
Schon beim Auftrensen<br />
wird zwischen Pferd und Reiter<br />
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Neben einer entsprechend ausgestatteten Anlage bieten auf Junghengste<br />
spezialisierte Betriebe dem <strong>Pferde</strong>besitzer noch weitere Vorteile. Stallt<br />
er sein Pferd hier zum Training auf, profitiert er gleichzeitig von der Erfah-<br />
rung, Routine und der Vernetzung des Vorbereiters. Nur in Betrieben in<br />
denen mehrere Junghengste gearbeitet werden, kann man sich auch während<br />
des Trainings ein objektives Bild von der Entwicklung des einzelnen<br />
<strong>Pferde</strong>s machen. Denn erst im Vergleich zu den gleichaltrigen „Mitschü-<br />
lern“ lässt sich tatsächlich ermessen, ob sich der einzelne wie gewünscht<br />
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entwickelt oder ob er im Vergleich zu seinen Jahrgangskollegen deutliche<br />
Unterschiede aufweist. Auch nur in einer solchen Umgebung lernen die<br />
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02 I 13 – MeckLenburger <strong>Pferde</strong> I 23
WISSEN | ZucHT: HengsTvorbereITung<br />
späteren Vorführer das Verhalten der Hengste mit anderen Hengsten<br />
kennen und die Tiere selbst können lernen, sich in solchen Situationen<br />
stets auf ihren Vorführer zu konzentrieren. Ein weiteres Kennzeichen<br />
und damit auch Vorteil eines wirklich professionell geführten Hengstvorbereitungsstalls<br />
ist nicht zuletzt die Haltung und das Management<br />
der <strong>Pferde</strong>. Gerade mit der beginnenden Trainingsbelastung ist der junge<br />
<strong>Pferde</strong>körper ungewohnten Reizen ausgesetzt. Wachstumsschübe<br />
und einsetzender Zahnwechsel tun ihr übriges und lassen es hier und da<br />
zwicken und die eigentlich vorhandene Leistungsbereitschaft schwinden.<br />
Da es in der kurzen Zeit der Vorbereitung keine Zeit zu verschwenden<br />
gilt, ist es notwendig auf solche immer wieder auftretenden Probleme<br />
optimal und schnell zu reagieren. Mal reicht ein Tag Trainingspause,<br />
Mal ein anderes Gebiss oder aber Tierarzt, Schmied oder Ostheopath<br />
müssen unterstützend tätig werden. Doch diese Unterschiede sollte der<br />
versierte Ausbilder erkennen können und richtig reagieren. Mit der Zeit<br />
lernt er die ihm anvertrauten Hengste auch im Gesamtvergleich mit<br />
der gesamten Gruppe gut kennen und weiß ihre Eigenschaften einzuschätzen.<br />
Auch dies ist nur bei der gleichzeitigen Vorbereitung mehrerer<br />
Hengste möglich.<br />
Doch nicht nur in Hinblick auf Training und gesundheitliche Betreuung<br />
sollte der Ausbilder viel Erfahrung vorweisen können. Auch die<br />
Leistungs- und Altersgerechte Fütterung der vierbeinigen Superstars<br />
spielt in diesen Wochen eine erhebliche Rolle. Die Organismen der<br />
zweijährigen Hengste <strong>haben</strong> in dieser intensiven Vorbereitungsphase<br />
zwei Aufgaben zu erfüllen. Zum einen befinden sich diese <strong>Pferde</strong> mitten<br />
im Wachstum ihrer Knochen, Sehnen und Bänder. Für diese Vorgänge<br />
braucht der Körper die richtige Mineral- und Nährstoffzusammenset-<br />
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24 I <strong>Mecklenburger</strong> <strong>Pferde</strong> – 02 I 13<br />
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Vorführer und<br />
Hengst fußen im<br />
Gleichklang ab.<br />
zung, um auch im weiteren Training mit möglichst wenigen Verletzungen<br />
zu bestehen. Zum anderen müssen die Hengstanwärter durch das<br />
zusätzliche Training mehr Muskulatur aufbauen als es bei ihren auf der<br />
Weide gehaltenen Jahrgangskollegen der Fall ist. Dieses intensive Muskelwachstum<br />
zusätzlich zur Wachstumsleistung fordert ebenfalls einen<br />
spezifischen Bedarf an Nährstoffen, der durch angepasste und durchdachte<br />
Fütterung optimal gedeckt werden sollte. Nur die Verbindung<br />
von optimalen Trainingsplänen mit gezielter Fütterung – die bei vielen<br />
professionellen Vorbereitungsställen durch jahrelange Erfahrung in ein<br />
funktionierendes Gleichgewicht gebracht wurde – ermöglicht das optimale<br />
Ausschöpfen des genetischen Potentials des vielversprechenden<br />
Junghengstes. In Verbindung mit modernen Haltungsbedingungen in<br />
hellen luftigen Boxen und ergänzendem Auslauf im Paddock können<br />
schon die wichtigen ersten Grundsteine für gesunde, leistungsbereite<br />
und erfolgreiche Vererber gelegt werden.<br />
In Vorbereitung<br />
eines Auslaufs<br />
im Paddock<br />
werden<br />
Beinschoner<br />
angelegt.<br />
Foto: Lafrentz<br />
Foto: Lafrentz<br />
Landgestüt Redefin –<br />
Turniersportmekka in MV<br />
nnn Auch 2013 ist das Landgestüt Redefin Heimstatt für zahlreiche<br />
turniersportliche Veranstaltungen. Der Reigen wird durch zwei Springpferdetage<br />
(20.2./20.3.) eröffnet. Dazwischen wird am 2. März, in Verbindung<br />
mit der großen Hengstpräsentation, der 3. Redefiner Hallenfahrercup<br />
ausgetragen. Bei einer einzigartigen Verbindung von Zucht<br />
und Sport wechseln sich Fahrprüfungen für Ein-, Zwei- und Vierspänner<br />
mit der Vorstellung der Landbeschäler ab.<br />
Am Folgewochenende (9. März) geben sich die Dressurreiter zur ersten<br />
Hallenmeisterschaft in Redefin die Ehre. Es werden in über sechs Prüfungen<br />
von Klasse A bis zum St. Georg Special die Medaillengewinner bei den<br />
Pony-, Jugend- und Reitern sowie der über 40Jährigen ermittelt.<br />
Eine Woche vor Ostern (22.-24.03.) wird zum 8. Mal das Redefiner<br />
Frühjahrsmeeting mit den Hallenmeisterschaften für Ponyreiter, Jugend,<br />
Damen, Reiter und Reiter (Ü 40) durchgeführt. Zeitgleich findet der zweite<br />
Movie-Star Voltigier-Cup statt.<br />
Gleich zu Beginn der grünen Saison, vom 3.-5.Mai, veranstaltet PST<br />
und der Reit- und Fahrverein des Landgestütes das Internationale Redefiner<br />
<strong>Pferde</strong>festival 2013 – Spitzensport der Extraklasse, auf dem Viereck<br />
und auf dem Parcours vor dem Portal!<br />
Für den Dressur-Nachwuchs heißt es im Herbst (28.9.) wieder – Finale<br />
Dressur-Chance, Preis des Förderkreises Landgestüt Redefin.<br />
Wir dürfen schon heute alle Aktiven und Zuschauer auf<br />
unsere Reit- und Fahrsportveranstaltungen hinweisen und<br />
herzlich nach Redefin einladen!<br />
Matthias Granzow<br />
Foto: privat<br />
Foto: privat<br />
<strong>Pferde</strong>wirtschaftsmeister<br />
Matthias Granzow seit Januar<br />
Mitarbeiter des Landgestütes<br />
nnn In Waren geboren, wuchs er in einer erfolgreichen <strong>Pferde</strong>züchterfamilie<br />
auf. Von seinem Vater Bernd erhielt er die Grundausbildung des<br />
Reitens und begann 1992 seine Lehre in Redefin.<br />
Er gehörte schon bald zum <strong>Mecklenburger</strong> Springkader und stellte mit<br />
großem Erfolg die Landbeschäler Grabensee, Kornfink, Graziano und<br />
Wellenreiter auf Turnieren vor. Nach seiner Qualifikation zum <strong>Pferde</strong>wirtschaftsmeister<br />
übernahm er die Leitung des Reiterhofes Passin.<br />
Als international erfolgreicher Springreiter, Träger des Goldenen Reitabzeichens<br />
und mehrfacher Landesmeister übernimmt er nun Verantwortung<br />
in seinem ehemaligen Ausbildungsbetrieb. Er wird als Trainingsleiter<br />
Springen auch für die Jungpferdeausbildung verantwortlich und selbst<br />
noch aktiv im Springsattel sein. Der inzwischen auch als Richter qualifizierte<br />
Jugendtrainer wird in Zusammenarbeit mit dem Landesverband das<br />
Trainingszentrum Redefin weiter mit Leben erfüllen.<br />
Wir wünschen ihm dazu und für seinen<br />
gesamten neuen Wirkungsbereich alles <strong>Gut</strong>e.<br />
Rolf Günther<br />
Leistung aus Tradition.