Erster gemeinsamer Neujahrsempfang von ... - Landkreis Passau
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<strong>Erster</strong> <strong>gemeinsamer</strong> <strong>Neujahrsempfang</strong> <strong>von</strong> Stadt und <strong>Landkreis</strong> <strong>Passau</strong><br />
am 16. Januar 2004 in der Dreiländerhalle <strong>Passau</strong><br />
- Rede des Landrats -<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren!<br />
Sie alle sind heute gleich in mehrfacher Hinsicht Premierengäste:<br />
- Erstmals gibt es einen gemeinsamen <strong>Neujahrsempfang</strong> <strong>von</strong> Stadt und<br />
<strong>Landkreis</strong> <strong>Passau</strong>, womit wir zum einen einen Synergieeffekt erzielen<br />
wollten und zum anderen die vielfältigen Gemeinsamkeiten unserer beiden<br />
Kommunen sichtbar unter Beweis stellen.<br />
- Erstmals gab es auch kein langes Defilee mit Händeschütteln, um Ihnen<br />
und uns mehr Zeit für Gespräche untereinander zu geben.<br />
- Erstmals haben wir in Anbetracht der finanziellen Situation auf die Hilfe<br />
<strong>von</strong> Sponsoren zurückgegriffen, denen ich an dieser Stelle nochmals sehr<br />
herzlich für das gezeigte Engagement danke. Die Wirtschaft war es im<br />
Übrigen auch, <strong>von</strong> der die Anregung für einen solchen <strong>Neujahrsempfang</strong><br />
und das Angebot der finanziellen Unterstützung kam.<br />
Gerne haben Herr Oberbürgermeister Zankl und ich diesen Vorschlag aufgegriffen,<br />
denn schließlich geht es hier und heute nicht nur darum, sich einmal mehr<br />
ein gutes Jahr zu wünschen, sondern dieser <strong>Neujahrsempfang</strong> bietet die beste<br />
Gelegenheit ins Gespräch zu kommen, alte Kontakte aufzufrischen und neue<br />
anzubahnen.<br />
Lassen Sie mich daher gleich zu Beginn, Ihnen allen, ein in jeder Hinsicht gutes,<br />
erfreuliches und damit auch zufrieden stellendes Neues Jahr wünschen.<br />
Der Wechsel in ein neues Jahr bietet Anlass und Gelegenheit über das Vergangene,<br />
das Erreichte nachzudenken und die Aufgaben und Ziele <strong>von</strong> morgen neu<br />
zu umreißen.<br />
Zukunft – das wird im Jahr 2004 nicht anders sein als im Jahr 2003 – war und ist<br />
immer das, was Menschen daraus machen.<br />
Die Frage, ob das abgelaufene Jahr in der Zusammenschau eines kurzen Rückblicks<br />
ein gutes Jahr für unseren <strong>Landkreis</strong> war, lässt sich sinnvoller Weise nur<br />
anhand des Maßstabs beantworten, den wir anlegen. Wenn ich heute aus der<br />
Sicht unseres <strong>Landkreis</strong>es feststelle, dass ich mit einer Reihe <strong>von</strong> Fortschritten<br />
1
durchaus zufrieden bin, ist das beileibe kein Zweckoptimismus. Andererseits<br />
empfinde ich Dinge in ihrer Entwicklung durchaus als unbefriedigend und dieses<br />
sollte und wird uns in den anstehenden Wochen und Monaten sicherlich in<br />
besonderer Weise herausfordern und unseren politischen Ehrgeiz anstacheln.<br />
Wir haben im Juli in Hauzenberg den Spatenstich für das Granitzentrum Bayerischer<br />
Wald getätigt und damit den Startschuss für eine auf 3,5 Mio. Euro errechnete<br />
Gemeinschaftsmaßnahme mit der Stadt Hauzenberg in Angriff genommen,<br />
in der ich ein zukunftsweisendes kulturgeschichtliches und touristisches<br />
Projekt mit Museum und Granitforum sehe. Wir versprechen uns damit<br />
einen wichtigen touristischen Impuls nicht nur für den Bayerischen Wald, sondern<br />
für die gesamte Region.<br />
*<br />
Die Zukunft unseres <strong>Landkreis</strong>es steht und fällt zweifelsohne mit der Wirtschaft.<br />
Die wirtschaftlichen Einbrüche im Jahr 2003 haben wir alle deutlich gespürt<br />
und zwar in allen Bereichen, so auch am Tourismus, der für uns vor dem Hintergrund<br />
<strong>von</strong> rd. 6 Mio. Gästeübernachtungen ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor<br />
ist. Hier bedarf es auch künftig großer und verstärkter Anstrengungen sowie<br />
einer nachhaltigen Qualitätsoffensive, um in der touristischen Entwicklung<br />
mit anderen Ferienregionen konkurrieren zu können. Wir sind kein Billig-<br />
Urlaubsland, sondern eine attraktive Urlaubsregion, die vieles zu bieten hat. Eine<br />
Reihe <strong>von</strong> Gemeinsamkeiten auf dem touristischen Marketingsektor mit der<br />
Stadt <strong>Passau</strong> sollen dieses <strong>Passau</strong>er Land weiter voranbringen.<br />
Ich sehe dabei in dem Angebot der <strong>Passau</strong>Card eine wichtige Funktion. Wir stehen<br />
mit diesem zukunftsweisenden Angebot heuer und im kommenden Jahr vor<br />
der entscheidenden Frage, ob der Durchbruch geschafft werden kann und ob es<br />
uns gelingt, zusammen mit der Stadt <strong>Passau</strong> und den privaten Unternehmern ein<br />
Markenzeichen für die Region bzw. ein Verkaufsmedium einzuführen, mit dem<br />
wir die Region in besonderer Weise hervorheben.<br />
In Zusammenarbeit mit den gewerblichen Fremdenverkehrsbetrieben haben wir<br />
immer wieder auf das geänderte Gästeverhalten reagiert und wir werden zum<br />
1.4.2004 die 24- bzw. 48-Stundenkarte einführen. Damit haben wir erstmals ein<br />
Angebot für Tagesgäste. Ich danke der Stadt <strong>Passau</strong> an dieser Stelle, dass sie<br />
beschlossen hat, dieses Projekt noch stärker zu unterstützen. Eine Reihe wichtiger<br />
Werbepartner, wie z. B. der ADAC bis hin zu den fahrenden Werbeträgern<br />
durch ein Radiomobil sowie LKW-Züge der Firma Kaiser aus Salzweg wollen<br />
und sollen mithelfen, der Entwicklung der <strong>Passau</strong>Card einen deutlichen Vorwärtsschub<br />
zu geben.<br />
*<br />
2
Den Stellenwert, den der <strong>Landkreis</strong> <strong>Passau</strong> der schulischen Bildung beimisst,<br />
haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder mehr als deutlich unter Beweis<br />
gestellt. Auch im abgelaufenen Jahr 2003 haben wir diesen Weg der Investitionen<br />
in die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen konsequent fortgesetzt,<br />
sowohl im Bereich der Berufsschulen als auch der beruflichen und weiterführenden<br />
Schulen. Erwähnen darf ich hier den Einstieg in die kostenträchtige Gesamtsanierung<br />
des Gymnasiums Vilshofen mit einem ersten Bauabschnitt für die<br />
Turnhallensanierung sowie den Um- und Erweiterungsbau der Realschule Bad<br />
Griesbach, den wir in diesem Jahr zu Ende bringen werden.<br />
Das 8-klassige Gymnasium kann durchaus den Leistungsgedanken wieder stärker<br />
in den Vordergrund stellen, genauso wie sich durch die 6-klassige Realschule<br />
beste Chancen für unsere Kinder eröffnet haben.<br />
Ein großes Augenmerk wollen wir aber weiterhin auch darauf richten, dass das<br />
Grundschul-Angebot flächendeckend im <strong>Landkreis</strong> erhalten werden kann und<br />
die Hauptschulen einschließlich der M-Züge ihrer Aufgabenstellung gerecht<br />
werden.<br />
Das berufliche Bildungsangebot, welches durch den Zweckverband Berufsschule<br />
<strong>Passau</strong> und den Zweckverband der Volkshochschule vermittelt wird, kann<br />
durchaus als vorbildlich bezeichnet werden.<br />
*<br />
Anfang November konnten wir mit der Eröffnung der <strong>Landkreis</strong>galerie auf<br />
Schloss Neuburg a. Inn das 1995 entstandene ehrgeizige Entwicklungskonzept<br />
zur Wiederbelebung der Neuburg endgültig realisieren und im engen Zusammenwirken<br />
mit der Universität <strong>Passau</strong> wertvolle Synergien bei den Nutzungen<br />
als Tagungs- und Fortbildungszentrum erreichen.<br />
Die Kulturarbeit ist in unserem <strong>Landkreis</strong> längst zu einem Markenzeichen unserer<br />
Politik geworden und soll auch in finanziell stürmischen Zeiten nicht zur<br />
Stagnation führen. So steht in diesem Jahr im Mittelpunkt des kulturellen Geschehens<br />
sicherlich die erste gemeinsame grenzübergreifende Landesausstellung<br />
<strong>von</strong> Oberösterreich, der Stadt <strong>Passau</strong> und dem <strong>Landkreis</strong> <strong>Passau</strong>. Schon heute<br />
darf ich Sie herzlich einladen ab dem 23. April d. J. sich dieses kulturelle Highlight<br />
nicht entgehen zu lassen und unter dem Motto „Grenzenlos“ die gemeinsame<br />
Geschichte der Bayern und Oberösterreicher am Inn zu erleben.<br />
*<br />
3
Der <strong>Landkreis</strong> <strong>Passau</strong> ist der drittgrößte <strong>Landkreis</strong> in Bayern und hat mit seinen<br />
600 km Kreisstraßen das größte Kreisstraßennetz in ganz Bayern. Es liegt auf<br />
der Hand, dass diese Tatsache immer wieder einen hohen finanziellen Mitteleinsatz<br />
für Bau und Unterhaltung erfordert.<br />
Aber auch hier müssen wir uns künftig deutlich einschränken. Der Haushaltsansatz<br />
2004 wird daher im Bereich des Vermögenshaushalts um rd. 1 Mio. Euro<br />
abgesenkt werden. Dies bedeutet, dass im Wesentlichen nur bereits begonnene<br />
Projekte fort- bzw. zu Ende geführt werden können, wie z. B. die kostenträchtige<br />
Umgehung <strong>von</strong> Kriestorf in der Gemeinde Aldersbach, der auch im Zuge des<br />
Anschlusses des Vilstales an die Autobahn bei Hengersberg eine überörtliche<br />
Bedeutung zukommt.<br />
Die Kürzung der Straßenunterhaltsmittel trifft uns wegen des großen Straßennetzes<br />
mit rd. 700.000 € besonders hart. Hier bitte ich die Abgeordneten, die<br />
Kürzung – wenn sie denn schon sein muss – anders zu verteilen, da nach dem<br />
derzeitigen Schlüssel finanzstarke <strong>Landkreis</strong>e, die ein geringeres Straßennetz<br />
haben, kaum betroffen sind.<br />
Im überregionalen Bereich konnten wir im Frühjahr 2003 durch eine parteiübergreifende<br />
Initiative aller Bundestags- und Landtagsabgeordneten unseres Raumes<br />
erreichen, dass der Weiterbau der A 94 im Abschnitt Simbach – Pocking/A<br />
3 in der vordringlichen Finanzierung des Bundes verbleibt.<br />
Auch für die Fortführung des Autobahnzubringers Bayerischer Wald, Richtung<br />
Hauzenberg, haben wir mit dem Baubeginn für eine Überführung an der B 12<br />
bei Hutthurm eine zukunftsträchtige Weichenstellung erreicht.<br />
Wir werden Anfang März die <strong>von</strong> der Regierung <strong>von</strong> Niederbayern in Auftrag<br />
gegebene Machbarkeitsstudie für eine mögliche Nordumfahrung der Stadt <strong>Passau</strong><br />
gemeinsam mit dieser den politischen Gremien und der Öffentlichkeit vorstellen<br />
und auf der Basis dieses Gutachtens die weiteren Überlegungen anstellen.<br />
Die Entscheidung steht an, ob der Weiterbau des Zubringers über Büchlberg oder<br />
die Nordtangente in Angriff genommen werden soll. Dies ist zugleich eine<br />
Entscheidung darüber, ob die Tradition des Goldenen Steiges, d.h. die Verbindung<br />
nach Osten fortgeführt wird oder ob wir uns vom Ost-Westverkehr abkoppeln<br />
wollen.<br />
*<br />
Wohl werden sich in diesem Jahr durch die EU-Osterweiterung neue Horizonte<br />
im touristischen wie im wirtschaftlichen Bereich eröffnen, es werden sich Hoffnungen<br />
und Erwartungen damit verknüpfen. Dabei dürfen wir aber auch die besonderen<br />
Herausforderungen und Probleme, die sich hier einstellen werden,<br />
4
nicht zu gering schätzen. Neue Konkurrenz wird entstehen und angesichts der<br />
starken Lohndifferenzen einerseits und der massiv EU-geförderten Beitrittsgebiete<br />
andererseits, Industrie, Handel und Handwerk da und dort mitunter auch<br />
vor existenzielle Probleme stellen.<br />
Allerdings ist die politische Entwicklung in einem vergrößerten vereinten Europa<br />
für die ich eine politische, wirtschaftliche und kulturelle Notwendigkeit sehe,<br />
unumkehrbar und ohne Alternativen. Daher gilt es für Bund und Land angesichts<br />
der wirtschaftlichen und strukturellen Folgen – ich denke hierbei auch an<br />
die enorm steigenden Verkehrsströme – durch effektiven Flankenschutz den<br />
Grenzregionen unter die Arme zu greifen, damit die Brückenfunktion, die unserem<br />
ostbayerischen Raum <strong>von</strong> jeher zukommt, zukunftsfähig ist und bleibt. Gerade<br />
die Nähe zum Beitrittsland Tschechien wird uns besondere Herausforderungen<br />
abverlangen, die gravierend sein dürften.<br />
Der Hilferuf, den wir ostbayerischen Landräte bei der Regionalkonferenz des<br />
Bayerischen <strong>Landkreis</strong>tages im Dezember in Kötzting artikuliert haben, darf<br />
nicht wirkungslos bleiben. Die unveränderte Fortführung der Gemeinschaftsaufgabe<br />
„Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“, eine Fortführung der<br />
Ziel II-Förderung der EU und der Gemeinschaftsinitiative Interreg III sowie insgesamt<br />
eine verstärkte Lenkung öffentlicher Mittel in den grenznahen Raum,<br />
sind dabei die wesentlichsten Forderungen zur Bewältigung der EU-<br />
Osterweiterung. Besonders zu begrüßen ist hier das Ertüchtigungsprogramm<br />
des Freistaates Bayern, das maßgeschneidert ist, den befürchteten wirtschaftlichen<br />
Verwerfungen zu begegnen.<br />
Bei der Förderung durch EU-Mittel erwarte ich mir durch die Bildung einer alle<br />
ostbayerischen Grenzlandkreise und die Stadt <strong>Passau</strong> umfassenden neuen Organisation<br />
mehr Effektivität.<br />
Wir werden uns zweifellos noch wärmer anziehen müssen, als wir dies schon in<br />
der Vergangenheit getan haben. Kirchturmpolitik ist passé, gemeinsames Handeln<br />
für die Region hat sich längst bewährt und ich darf hier beispielhaft die<br />
Kooperation <strong>von</strong> Stadt/<strong>Landkreis</strong> und GGP „Go <strong>Passau</strong> – Wirtschaftsregion mit<br />
Drive“ erwähnen. Ein Investoren-Serviceteam gilt als erste Adresse für Investoren,<br />
die die Chancen der Wirtschaftsregion <strong>Passau</strong> nutzen wollen. Mitarbeiter<br />
mit großer Kompetenz garantieren eine schnelle Abwicklung <strong>von</strong> Genehmigungsverfahren,<br />
die durch sie aktiv und konstruktiv begleitet werden. Ich denke,<br />
damit können wir durchaus auch das Gefälle zu unseren österreichischen Nachbarn<br />
gut kompensieren.<br />
*<br />
Lassen Sie mich an dieser Stelle, meine sehr verehrten Damen und Herren, mit<br />
ein paar Sätzen auf die Verwaltungsreform in Bayern eingehen, denn diese<br />
5
Thematik hat ja irgendwie auch mit Wirtschaft zu tun und zwar im Sinne <strong>von</strong><br />
Bürokratieabbau.<br />
Unbestritten dürfte die Notwendigkeit einer solchen Behördenreform zwar sein,<br />
aber ebenso klar ist, dass ein „Hau-Ruck-Verfahren“ keineswegs erfolgversprechend<br />
sein kann, weil damit die Ziele einer echten Reform nicht erreicht werden.<br />
Es geht darum, was muss der Staat mit seiner Verwaltung leisten, was kann der<br />
Bürger, die Wirtschaft in eigener Verantwortung regeln. Diese Entscheidung<br />
muss zuerst getroffen werden, dann erst können die Strukturen geschaffen werden,<br />
wobei so viel an Zentralität wie unbedingt notwendig und so viel Dezentralität<br />
wie möglich erreicht werden sollte. Die Einheitlichkeit der Verwaltung, also<br />
des Kreis-Rasters, oder wie es bei uns vielfach funktioniert, d.h. Stadt und<br />
<strong>Landkreis</strong> zusammen, sollen ein Maßstab sein.<br />
Die bayerischen Landräte haben <strong>von</strong> Anfang an Bereitschaft zur Zusammenarbeit<br />
signalisiert, gleichzeitig aber gebeten, die Dreistufigkeit der staatlichen<br />
Verwaltung (Ministerium – Bezirksregierung – Landratsamt) konsequent zu berücksichtigen<br />
und die Reformziele darauf abzustellen. Von dem wenigen, was<br />
bis dato bekannt ist, muss allerdings eine erhebliche Verwässerung der in der<br />
Regierungserklärung dargestellten Eckpunkte befürchtet werden. Punktuell sind<br />
gar gegenläufige Überlegungen festzustellen, wenn ich an die mittlerweile ins<br />
Gespräch gebrachten neuen Schwerpunktbehörden denke. Hier würde die groß<br />
angekündigte Behördenreform, die ja eine Verschlankung des Aufbaus zum Ziel<br />
hat, schlichtweg in ihr Gegenteil verkehrt.<br />
So darf die Reform keinesfalls dazu führen, dass beispielsweise durch Auflösung<br />
<strong>von</strong> Außenstellen der Finanzämter oder Gerichte das flache Land seine da<br />
und dort noch vorhandene bescheidene Behördenpräsenz restlos verliert und<br />
damit vollends ausgedünnt wird.<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
*<br />
eines der häufigst verwendeten Wörter an der Schwelle dieses neuen Jahres ist<br />
zweifellos das <strong>von</strong> der „Herausforderung“ – und auch ich habe es bereits heute<br />
mehrmals gebraucht. Kaum jemals in den vergangenen Jahren war es aber so<br />
berechtigt es zu verwenden, wie nunmehr für das Jahr 2004. Kaum jemals vorher<br />
verband sich der Start in ein neues Jahr mit so vielen Veränderungen, Neuerungen,<br />
Reformen, Einschnitten, ja auch Zumutungen.<br />
Das Jahr ist noch jung und schon setzt sich eine nicht mehr enden wollende Reformdebatte<br />
fort, werden neue Reformen auf den politischen Markt geworfen,<br />
wird gar die Reform der Reform angekündigt. Die Baustellen in unserem Lande<br />
vermehren sich also im gleichen Tempo, in dem die Verunsicherung der Bürger<br />
6
ansteigt. Steuerreform und Finanzreform sind gerade mühsam und, ob ihrer unbefriedigenden<br />
Ergebnisse, begleitet <strong>von</strong> durchaus berechtigter Kritik über die<br />
bundespolitische Bühne gegangen, brandet neuer Steuerstreit auf. Eine große<br />
Steuerreform soll jetzt dem Dezember-Reförmchen des Vermittlungsausschusses<br />
folgen, die Gesundheitsreform sieht sich mit ersten Reparaturen konfrontiert.<br />
Aus kommunaler Sicht aber bleibt nach wie vor Enttäuschung und Unbehagen<br />
zurück. Den Kommunen wird lediglich ein Teil dessen zurückgegeben, was man<br />
ihnen vorher bei der Gewerbesteuerumlage 1999 genommen hat. Das hat doch<br />
nichts mit Reform zu tun.<br />
Wo aber bleibt die Entlastung bei der kaum noch finanzierbaren Sozial- und Jugendhilfe?<br />
Erneut müssen wir mit Ankündigungen statt mit konkreten Taten<br />
weiter leben. Sollen die Kommunen auch in der Zukunft die Reparaturwerkstatt<br />
für gesellschaftliche Fehlentwicklungen darstellen?<br />
Die Verwaltung muss und kann nur nach den vorgegebenen Gesetzen entscheiden.<br />
Diese verpflichten die Kommunen häufig zu Entscheidungen, die heute<br />
nicht mehr in die Landschaft passen, weil wir uns die teils überzogenen Standards<br />
einfach nicht mehr leisten können.<br />
Andererseits wird <strong>von</strong> gewissen Medien den Behörden schon dann inkompetentes<br />
Handeln vorgeworfen, wenn diese nur schlicht und einfach verlangen, dass<br />
notwendige Nachweise für eine Bedürftigkeit vorgelegt werden müssen.<br />
Wann endlich gibt es klare Vorgaben des Bundes, wer künftig für Langzeitarbeitslose<br />
zuständig sein soll? Die Selbstbeweihräucherung der Parteien ist längst<br />
der harten Realität gewichen, denn die Berliner Kompromissentscheidungen<br />
sind nicht einmal ansatzweise geeignet, unseren kommunalen Haushalten jene<br />
Stabilität zurück zu geben, die notwendig ist, um die gesetzlichen Aufgaben zufrieden<br />
stellend erledigen zu können und daneben auch noch – bescheidene –<br />
Freiräume für Investitionen zu schaffen. Gerade diese öffentlichen Investitionen<br />
sind es aber, die der beste und schnellste Weg zum Abbau der Arbeitslosigkeit<br />
sind.<br />
„Geht es den Kommunen gut, geht es dem Handwerk gut“, lautet eine alte Regel,<br />
mit der kürzlich Handwerkskammerpräsident Franz Prebeck in der <strong>Passau</strong>er<br />
Neuen Presse zitiert wurde. Über zwei Drittel der öffentlichen Investitionen in<br />
Bayern tätigen die Kommunen und diese haben sich in der Vergangenheit stets<br />
antizyklisch verhalten. Jetzt aber haben <strong>Landkreis</strong>e und Gemeinden einen<br />
Schuldenstand erreicht, der oftmals keine weitere Kreditaufnahme mehr zulässt.<br />
Selbst Fördermittel können vielfach nicht mehr beansprucht werden, weil die<br />
Eigenfinanzierungsquote nicht erbracht werden kann.<br />
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Ein etwas erfreulicherer Aspekt ist in diesem Zusammenhang im kommunalen<br />
Finanzausgleich 2004 in Bayern zu sehen, mit dem der Freistaat in einigen Bereichen<br />
den Kommunen entgegenkommt und die ursprünglichen Planungen zum<br />
Finanzausgleich deutlich nach oben korrigierte.<br />
Ist also angesichts all dieser Fakten vorwiegend Pessimismus pur für das neue<br />
vor uns liegende Jahr 2004 angesagt? Ich meine nein und sehe mich bestätigt in<br />
den Aussagen nicht nur des Bayerischen Wirtschaftsministers, sondern auch<br />
durch Zeichen aus der Industrie und den Wirtschaftskammern. Die Stimmung<br />
hat sich zweifellos Ende 2003 leicht aufgehellt, vorsichtiger Optimismus darf<br />
also angezeigt werden, die Ampeln für eine Erholung stehen auf Grün!<br />
Wir in der Region <strong>Passau</strong> müssen uns unserer Stärken bewusst sein und diese<br />
auch darstellen. Wir bieten beste Chancen für Betriebe, die ihre Aktivitäten nach<br />
Osten ausbauen wollen. Günstige Gewerbeflächen, bestens ausgebildetes und<br />
hoch motiviertes Personal, ein hoher Freizeitwert mit einem hervorragenden<br />
Kulturangebot sowie beste Lebensqualität zeichnen unsere Region aus.<br />
Ungewöhnlich schwere Aufgaben liegen vor uns, darin allerdings auch Chancen.<br />
Viele unserer Probleme können wir noch selbst lösen, wenn wir Zukunftsmut<br />
zeigen, Ziele neu justieren und auch Ansprüche überdenken. Längst kann<br />
der Staat nicht mehr für das Glück aller Staatsbürger in Anspruch genommen<br />
werden. Mehr denn je sind daher, so meine ich, Gemeinsamkeiten gefragt, muss<br />
Solidarität in unserer Gesellschaft wieder stärker in das öffentliche Blickfeld<br />
gerückt werden.<br />
„Solidarität“ ist auch das Stichwort, mich zu Beginn des neuen Jahres bei all jenen<br />
zu bedanken, die in ehrenamtlichem Engagement Tag für Tag diese Solidarität<br />
vorleben. Ohne dieses freiwillige mitmenschliche Handeln in Vereinen,<br />
Verbänden, Institutionen und auch Parteien würde vieles in unserem Gemeinschaftsleben<br />
nicht mehr funktionieren, ja der Fortbestand unseres Gemeinwesens<br />
wäre ernsthaft gefährdet.<br />
Ich darf Sie ermuntern und zugleich bitten, diese unverzichtbare Arbeit auch in<br />
der Zukunft zum Wohle unserer Gemeinschaft zu tun.<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />
*<br />
ich danke Ihnen allen für die gute Zusammenarbeit in der Vergangenheit und<br />
wünsche uns allen jenen Optimismus, Mut und jene Tatkraft, die notwendig<br />
sind, um den besonderen Herausforderungen dieses Jahres 2004 gerecht zu werden.<br />
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Ein amerikanischer Schriftsteller hat einmal folgendes festgestellt:<br />
„Die Grundvoraussetzung jeden Fortschritts ist die Überzeugung, dass das Nötige<br />
möglich ist.“<br />
Da<strong>von</strong> bin auch ich fest überzeugt und darf noch einmal sagen:<br />
Glück auf für 2004!<br />
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