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Zoopädagogik aktuell Dezember 2010__Nr. 25<br />

ISSN 0949 8362<br />

Begegnung<br />

ZOO


2<br />

VORWORT<br />

Siehe: “In eigener Sache”<br />

Und auch noch:<br />

siehe unten:<br />

Erscheinungsweise: “Hoffentlich!”<br />

Zoopädagogik aktuell 26<br />

erscheint im Mai 2011<br />

„Hoffentlich!“<br />

Jan Osterloh<br />

Impressum<br />

Begegnung Zoo Zoopädagogik aktuell<br />

Nr. 25, November 2010<br />

Herausgeber:<br />

Verband <strong>de</strong>utschsprachiger<br />

Zoopädagogen e. V.<br />

Redaktion:<br />

Jan Osterloh, Zoo Krefeld<br />

Lothar Philips, Kölner Zoo<br />

Monika Niehaus-Osterloh<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Jan Osterloh<br />

Auf <strong>de</strong>r Rei<strong>de</strong> 20 B<br />

40468 Düsseldorf<br />

janosterloh@googlemail.com<br />

Erscheinungsweise:<br />

2 mal pro Jahr, Son<strong>de</strong>rheft<br />

Titelbild:<br />

Georg Hastenrath, Kölner Zoo<br />

Die Artikel geben nicht<br />

notwendigerweise<br />

die Meinung <strong>de</strong>r Herausgeber<br />

und <strong>de</strong>r Redaktion wie<strong>de</strong>r.<br />

ISSN 0949 8362<br />

Begegnung Zoo,<br />

Zoopädagogik aktuell 26<br />

erscheint im Mai 2011<br />

Redaktionsschluss<br />

ist <strong>de</strong>r 31.03.2011<br />

Gestaltung/Satz:<br />

Jan Osterloh, Zoo Krefeld<br />

Layout:<br />

Anica Alsleben, alsleben-<strong>de</strong>sign@t-online.<strong>de</strong><br />

Artikel und Zuschriften bitte unformatiert<br />

(Bil<strong>de</strong>r extra, 304,2 dpi) auf CD o<strong>de</strong>r per<br />

E-mail einsen<strong>de</strong>n.<br />

Wir freuen uns über Leserbriefe<br />

und Manuskripte, behalten uns<br />

allerdings Abdruck, Kürzungen<br />

und Än<strong>de</strong>rungen vor.


Zoopädagogik aktuell<br />

Vielfalt vor <strong>de</strong>r Haustür<br />

Landschaftspflege und<br />

Umweltbildung in Augsburg<br />

Abb.1: Mosaik aus Hei<strong>de</strong>n und offenen Kiefernwäl<strong>de</strong>rn<br />

im Naturschutzgebiet Stadtwald Augsburg<br />

Landschaftspflege be<strong>de</strong>utet nicht nur Arten-<br />

und Biotopschutz, son<strong>de</strong>rn auch Schutz<br />

von Kulturerbe. Für Landschaftspflege und<br />

Naturschutz im urbanen Umfeld <strong>de</strong>r Stadt<br />

Augsburg spielt Umweltbildung dabei eine<br />

zentrale Rolle.<br />

Augsburger Naturschätze<br />

Kaum eine an<strong>de</strong>re Großstadt in Deutschland hat<br />

eine solch vielfältige Naturausstattung wie die Fuggerstadt<br />

an Lech und Wertach - mehr als 25 % <strong>de</strong>s<br />

Stadtgebiets stehen unter Naturschutz. Darüberhinaus<br />

besitzt Augsburg mit <strong>de</strong>m Stadtwald eines <strong>de</strong>r<br />

größten und artenreichsten Naturschutzgebiete in<br />

Bayern.<br />

Es ist jedoch nicht nur die Flächenaus<strong>de</strong>hnung,<br />

Norbert <strong>Pantel</strong><br />

Landschaftspflegeverband Stadt Augsburg e.V.<br />

Umweltstation Augsburg<br />

son<strong>de</strong>rn auch Vielfalt an Arten und Lebensräumen,<br />

die die Augsburger Schutzgebiete zu etwas<br />

Beson<strong>de</strong>rem machen, son<strong>de</strong>rn auch die zentrale<br />

biogeographische Rolle <strong>de</strong>s Lechtals in Europa:<br />

Am Lech fin<strong>de</strong>n sich neben alpinen Arten auch<br />

Vertreter aus <strong>de</strong>n osteuropäischen Steppen und<br />

<strong>de</strong>r Mittelmeerregion. Im Naturschutzgebiet Stadtwald<br />

Augsburg befin<strong>de</strong>n sich die letzten größeren<br />

zusammenhängen<strong>de</strong>n Reste <strong>de</strong>r ursprünglichen<br />

Auenlandschaft - ein in Mitteleuropa einzigartiges<br />

Mosaik aus offenen Kiefernwäl<strong>de</strong>rn und Hei<strong>de</strong>n.<br />

Eine weitere Beson<strong>de</strong>rheit sind die Kanäle und<br />

Quellbäche, die mit einer Gesamtlänge von über<br />

170 km das Stadtgebiet durchziehen. Trotz <strong>de</strong>s<br />

anthropogenen Ursprungs <strong>de</strong>r Kanäle, mit <strong>de</strong>nen<br />

schon in <strong>de</strong>r Römerzeit Wasser in die Stadt geleitet<br />

wur<strong>de</strong>, spielen sie heute für <strong>de</strong>n Naturschutz eine<br />

wichtige Rolle, <strong>de</strong>nn sie sind inzwischen ein unverzichtbarer<br />

Lebensraum für zahlreiche seltene Arten,<br />

wie z.B. Mühlkoppe o<strong>de</strong>r Gebän<strong>de</strong>rte Prachtlibelle.<br />

Wie überall führten wasserbauliche Eingriffe in<br />

die Flussökosysteme, Bauentwicklung und Flächenversiegelung<br />

sowie Intensivierung <strong>de</strong>r land-<br />

und forstwirtschaftlichen Nutzung in <strong>de</strong>n letzten<br />

150 Jahren zum Verlust vieler Arten, wie z.B. von<br />

Lachseeschwalbe o<strong>de</strong>r Augsburger Bär, ein Nachtfalter,<br />

<strong>de</strong>r erstmals in Augsburg wissenschaftlich<br />

beschrieben wur<strong>de</strong>. An<strong>de</strong>re Arten, wie Wechselkröte<br />

o<strong>de</strong>r Karlszepter, sind inzwischen so selten<br />

gewor<strong>de</strong>n, dass ihr Verschwin<strong>de</strong>n wahrscheinlich<br />

kurz bevorsteht.<br />

Artenrückgang und Lebensraumverlust war <strong>de</strong>r<br />

Anlass, im Jahr 2009 eine auf das Stadtgebiet zugeschnittene<br />

Strategie für <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>r biologi-<br />

9


schen Vielfalt zu entwickeln. Die gemeinsam mit<br />

<strong>de</strong>r Stadt und <strong>de</strong>n Naturschutzverbän<strong>de</strong>n erarbeitete<br />

Strategie kann von <strong>de</strong>r Internetseite <strong>de</strong>s Landschaftspflegeverbands<br />

heruntergela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Abb.2: In <strong>de</strong>n Naturschutzgebieten <strong>de</strong>r Stadt fin<strong>de</strong>n<br />

sich noch letzte Reste <strong>de</strong>r ehemaligen Auenlandschaft<br />

am Lech<br />

Vielfalt als Aufgabe - Landschaftspflegeverband<br />

und Umweltstation<br />

Die Aufgabe <strong>de</strong>s Landschaftspflegeverbands Stadt<br />

Augsburg e.V. (LPVA) ist es, <strong>de</strong>n Artenreichtum <strong>de</strong>r<br />

Stadt zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln.<br />

Wie je<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r 140 Landschaftspflegeverbän<strong>de</strong><br />

in Deutschland ist er ein freiwilliger Zusammenschluss<br />

von Naturschutzverbän<strong>de</strong>n, Land- und<br />

Forstwirten sowie Kommunalpolitikern.<br />

Der LPVA setzt naturschutzfachliche Planungen<br />

um und berät die Öffentlichkeit in Fragen von<br />

Naturschutz und Landschaftspflege. In Augsburg<br />

ergeben sich aus <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Situation <strong>de</strong>r<br />

räumlichen Nähe von städtischer Infrastruktur zu<br />

naturschutzfachlich wertvollen Bereichen zahlreiche<br />

Nutzungs- und Interessenkonflikte, in <strong>de</strong>nen<br />

<strong>de</strong>r LPVA ausgleichend agieren muss. Denn ohne<br />

10<br />

die Zustimmung und Unterstützung <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

lassen sich die Naturschätze <strong>de</strong>r drittgrößten<br />

Stadt Bayerns nicht langfristig erhalten.<br />

Umweltbildung war daher immer schon ein wichtiges<br />

Aufgabengebiet <strong>de</strong>s LPVA und konnte 2007<br />

durch die Gründung <strong>de</strong>r staatlich anerkannten<br />

Umweltstation Augsburg (US) personell, finanziell<br />

und inhaltlich auf ein breiteres Fundament gestellt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Als Träger <strong>de</strong>r US ist <strong>de</strong>r LPVA inzwischen an zahlreichen<br />

Projekten zur Bildung für nachhaltige Entwicklung<br />

beteiligt und besetzt Themenbereiche,<br />

die über die klassische Landschaftspflege weit<br />

hinausgehen, z.B. Klimawan<strong>de</strong>l und Globalisierung.<br />

Die US führt eigene Projekte durch, koordiniert<br />

Umweltbildungsveranstaltungen in Stadt und<br />

Landkreis, ist Anlaufstelle für alle Interessierten,<br />

die sich in <strong>de</strong>r Umweltbildung engagieren wollen<br />

und bietet zahlreiche eigene Veranstaltungen für<br />

unterschiedliche Zielgruppen an.<br />

Bisher besitzt die US noch kein eigenes Gebäu<strong>de</strong>,<br />

Abb.3: Seit seiner Gründung konnte <strong>de</strong>r LPVA durch<br />

Entbuschungsmaßnahmen die Hei<strong>de</strong>flächen im Stadtgebiet<br />

jährlich um einen Hektar vergrößern


zusätzlich zum “Lernort Natur” kann sie jedoch<br />

an<strong>de</strong>re Umweltbildungseinrichtungen in <strong>de</strong>r Stadt<br />

wie z.B. Zoo, Botanischer Garten o<strong>de</strong>r Naturmuseum<br />

nutzen und mit <strong>de</strong>n Lernorten gemeinsame<br />

Kooperationsprojekte durchführen. Die US wird<br />

in ihrer Arbeit durch ein ehrenamtliches Netzwerk<br />

unterstützt, <strong>de</strong>n NANU! e.V. - ein regionaler<br />

Zusammenschluss von Organisationen und Einzelpersonen<br />

aus <strong>de</strong>n Bereichen Naturschutz und Umweltbildung.<br />

US und NANU e.V. geben jährlich ein<br />

Programmheft mit Veranstaltungen zu Natur- und<br />

Umweltthemen in und um Augsburg heraus.<br />

Um einen Überblick über die Bandbreite <strong>de</strong>r Arbeit<br />

von LPVA und US zu gewinnen, wer<strong>de</strong>n im Folgen<strong>de</strong>n<br />

einige beispielhafte Projekte vorgestellt.<br />

Die Lechhei<strong>de</strong>n - Lebendige Kulturlandschaftsgeschichte<br />

En<strong>de</strong> Juni verwan<strong>de</strong>lt die Sumpfgladiole die fünf<br />

Hektar große Königsbrunner Hei<strong>de</strong> in ein rosarotes<br />

Blütenmeer und lockt tausen<strong>de</strong> von begeisterten<br />

Besuchern an. Fast 500 weitere, zum Teil sehr<br />

seltene Pflanzenarten kommen hier vor und noch<br />

größer ist <strong>de</strong>r Artenreichtum bei Insekten und<br />

Spinnen.<br />

Man darf aber nicht vergessen, dass die Königsbrunner<br />

Hei<strong>de</strong> und die an<strong>de</strong>ren Hei<strong>de</strong>flächen im<br />

Stadtgebiet nur noch ein 1 % <strong>de</strong>r noch vor 150<br />

Jahren großflächigen Hei<strong>de</strong>landschaft zwischen<br />

Augsburg und Landsberg darstellen. Dieses so<br />

genannte Lechfeld war im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt die<br />

wichtigste Sommerwei<strong>de</strong> für Wan<strong>de</strong>rschäfer in<br />

Süd<strong>de</strong>utschland, Hauptabnehmer <strong>de</strong>r Schafwolle<br />

war die Augsburger Textilindustrie. Jedoch führten<br />

Billigimporte von Wolle und Fleisch zu einem erheblichen<br />

Rückgang <strong>de</strong>r Schafhaltung am Lech.<br />

Die noch verbliebenen Hei<strong>de</strong>flächen im Stadtgebiet<br />

Augsburg wer<strong>de</strong>n inzwischen vom LPVA betreut.<br />

Dort, wo es die Bedingungen zulassen, sind<br />

Zoopädagogik aktuell<br />

seit 1998 wie<strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rschäfer unterwegs. An<strong>de</strong>re<br />

Flächen, wie die Königsbrunner Hei<strong>de</strong>, wer<strong>de</strong>n<br />

einmal im Jahr von speziell geschulten Landwirten<br />

gemäht.<br />

Abb.4.: Auf <strong>de</strong>r Königsbrunner Hei<strong>de</strong> und im <strong>de</strong>n<br />

benachbarten lichten Kiefernwäl<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Beweidungsprojekts<br />

befin<strong>de</strong>t sich mit 400.000 blühen<strong>de</strong>n Exemplaren<br />

das weltweit größte Vorkommen <strong>de</strong>r Sumpfgladiole<br />

Abb.5: Um die Wirtschaftlichkeit <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rschäferei<br />

zu erhöhen, wur<strong>de</strong> die Marke “Lechtal-Lamm” entwickelt,<br />

die die Herkunft <strong>de</strong>s Fleisches aus <strong>de</strong>r Landschaftspflege<br />

im Lechtal garantiert<br />

11


Die Schafbeweidung ist nicht nur ein effektives<br />

Werkzeug für <strong>de</strong>n Naturschutz, son<strong>de</strong>rn auch ein<br />

lebendiges Zeugnis <strong>de</strong>r Augsburger Kulturlandschaftsgeschichte<br />

und besitzt somit einen beson<strong>de</strong>ren<br />

pädagogischen Wert für die städtische Bevölkerung.<br />

Zahlreiche typische Tier- und Pflanzenarten <strong>de</strong>r<br />

Lechhei<strong>de</strong>n konnten seit <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>raufnahme <strong>de</strong>r<br />

Schafbeweidung ihren Bestand vergrößern, wie<br />

z.B. die seltene Heuschrecke Omocestus haemorrhoidalis,<br />

<strong>de</strong>ren letztes Vorkommen im westlichen<br />

Alpenvorland in <strong>de</strong>n Augsburger Lechhei<strong>de</strong>n<br />

liegt.<br />

Um die verbliebenen Hei<strong>de</strong>flächen aber langfristig<br />

zu erhalten, bedarf es noch vieler Anstrengungen.<br />

Eine <strong>de</strong>r wichtigsten Aufgaben besteht darin,<br />

einen funktionieren<strong>de</strong>n Biotopverbund zwischen<br />

<strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>resten herzustellen, wobei beson<strong>de</strong>rs<br />

<strong>de</strong>n lichten Kiefernwäl<strong>de</strong>rn eine wichtige Funktion<br />

zukommt.<br />

Die Rückkehr von Wildpfer<strong>de</strong>n und Hirschen<br />

Die lichten Kiefernwäl<strong>de</strong>r im Stadtwald Augsburg<br />

sind hinsichtlich ihres Struktur- und Artenreichtums<br />

<strong>de</strong>utschlandweit einzigartig. Sie sind <strong>de</strong>r ursprüngliche<br />

Vegetationstyp <strong>de</strong>r Hartholzaue am<br />

Lech und ähneln in ihrer Artenausstattung sehr<br />

stark <strong>de</strong>n Lechhei<strong>de</strong>n - die hinsichtlich ihrer Genese<br />

letztendlich “lichte Kiefernwäl<strong>de</strong>r ohne Kiefern”<br />

darstellen.<br />

Die lichten Kiefernwäl<strong>de</strong>r sind ebenso wie die<br />

Lechhei<strong>de</strong>n ein unverzichtbarer Kernlebensraum<br />

für europaweit be<strong>de</strong>utsame Floren- und Faunenelemente.<br />

Ihr charakteristischer Baum- und Strauchbestand<br />

ist aufgrund fehlen<strong>de</strong>r Beweidung und<br />

Dynamik jedoch überaltert und die Verfilzung <strong>de</strong>r<br />

Grasschicht führte zu einem Rückgang von licht-<br />

und wärmelieben<strong>de</strong>n Arten.<br />

Um dieses nationale Naturerbe vor Verbuschung<br />

12<br />

zu schützen, wer<strong>de</strong>n im Rahmen eines von <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Bun<strong>de</strong>sstiftung Umwelt geför<strong>de</strong>rten Pilotprojekts<br />

in zwei Gehegen seit 2007 Przewalskipfer<strong>de</strong><br />

aus <strong>de</strong>m EEP und Rothirsche gehalten. Als<br />

Effekt soll ein Mosaik unterschiedlicher Sukzessionsstadien<br />

mit fließen<strong>de</strong>n Übergängen zwischen<br />

Kiefernwald und Hei<strong>de</strong> entstehen.<br />

Das Projektgebiet umfasst 10 % <strong>de</strong>r letzten lichten<br />

Kiefernwäl<strong>de</strong>r im NSG Stadtwald Augsburg. Der<br />

Stadtwald beherbergt insgesamt 80 % <strong>de</strong>r noch<br />

verbliebenen lichten Kiefernwäl<strong>de</strong>r am bayerischen<br />

Lech und die Stadt Augsburg trägt somit für<br />

<strong>de</strong>n Erhalt dieses Lebensraumtyps eine beson<strong>de</strong>re<br />

Verantwortung.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Begleituntersuchungen wur<strong>de</strong>n<br />

bisher zahlreiche Rote Liste-Arten im Projektgebiet<br />

nachgewiesen, beson<strong>de</strong>rs hervorzuheben sind <strong>de</strong>r<br />

erste Fund <strong>de</strong>r Graslilieneule (Cleoceris scoriacea)<br />

in Schwaben seit 1977 und <strong>de</strong>r Erstnachweis <strong>de</strong>s<br />

Mistkäfers Aphodius luridus.<br />

Neben <strong>de</strong>n naturschutzfachlichen Aspekten spielt<br />

eine intensive Umweltbildungs- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

eine wichtige Rolle. Ziel ist es, die Bevölkerung<br />

für die Naturausstattung <strong>de</strong>s Lechtals<br />

Abb.6: Das Mosaik aus lichtem Kiefernwald und Hei<strong>de</strong><br />

am Lech verdankt seine Entstehung <strong>de</strong>r Flussdynamik<br />

und <strong>de</strong>r Beweidung mit großen Pflanzenfressern


zu sensibilisieren und die Akzeptanz für Naturschutzmaßnahmen<br />

in <strong>de</strong>n multifunktional genutzten<br />

Schutzgebieten <strong>de</strong>r Stadt zu erhöhen. Auch<br />

die Unterstützung durch die Projektpartner, z.B.<br />

Abb.7: Noch fin<strong>de</strong>n sich im Projektgebiet bizarre Baumstrukturen<br />

mit hohem Totholzanteil - aufgrund fehlen<strong>de</strong>r<br />

Dynamik besteht jedoch die Gefahr <strong>de</strong>r langfristigen<br />

Umwandlung in einen artenärmeren Laubmischwald<br />

Abb.8: Das ausgeprägte Sozialverhalten <strong>de</strong>r Junghengste<br />

lädt die Besucher zum Verweilen ein<br />

Zoopädagogik aktuell<br />

Zoo Augsburg, Forstverwaltung, Stadtwerke, Lan<strong>de</strong>samt<br />

für Umwelt, Universität Regensburg, Naturschutzbehör<strong>de</strong>n<br />

und -verbän<strong>de</strong>, ist für die gute<br />

Akzeptanz <strong>de</strong>s Projekts mit verantwortlich.<br />

Abb.9: Ein seltener Anblick - eine Rothirschkuh mit<br />

<strong>de</strong>m ersten im Gehege geborenen Kalb. Noch bis in die<br />

1970er Jahre war das Lechtal ein wichtiger Wan<strong>de</strong>rkorridor<br />

für Rothirsche zwischen Alpen und Donau<br />

Abb.10: Durch die Beweidung hat die Strukturvielfalt<br />

in <strong>de</strong>n Gehegen stark zugenommen. Auf<br />

<strong>de</strong>n neuen Rohbo<strong>de</strong>nstandorten fin<strong>de</strong>t sich inzwischen<br />

auch wie<strong>de</strong>r Naturverjüngung <strong>de</strong>r Kiefer<br />

13


Abb.11: Vor allem im Winter fressen die Przewalskipfer<strong>de</strong><br />

Rin<strong>de</strong> und Zweige <strong>de</strong>r unerwünschten Laubgehölze<br />

Abb.12: Im Projektgebiet wur<strong>de</strong>n bisher über 200 Führungen<br />

durchgeführt. Ein beson<strong>de</strong>res Highlight war<br />

im Jahr 2009 die Exkursion zum Abschluss <strong>de</strong>r VDZ-<br />

Tagung. (Foto: M. Reinhardt, Zoo Augsburg)<br />

Sollten sich die bisher gezeigten Ten<strong>de</strong>nzen hinsichtlich<br />

Vegetationsentwicklung und Akzeptanz<br />

in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahren fortsetzen, so sind wir<br />

zuversichtlich, die Projektziele erreichen zu können.<br />

Nach Ablauf <strong>de</strong>r Pilotphase sollen optimierte<br />

Managementempfehlungen gegeben wer<strong>de</strong>n, um<br />

die letzten lichten Kiefernwaldstrukturen im NSG<br />

Stadtwald Augsburg langfristig zu erhalten und somit<br />

einen wichtigen Beitrag zum Biotopverbund<br />

leisten zu können.<br />

14<br />

Sauberes Trinkwasser und biologische Vielfalt<br />

Für <strong>de</strong>n langfristigen Erhalt <strong>de</strong>r biologischen Vielfalt<br />

im Stadtgebiet spielen neben <strong>de</strong>n ökologisch<br />

wertvollen Schutzgebieten auch strukturreiche<br />

landwirtschaftliche Nutzflächen eine wichtige Rolle.<br />

Die Abschaffung <strong>de</strong>r verpflichten<strong>de</strong>n Flächenstilllegung<br />

auf EU-Ebene und die gestiegene Nachfrage<br />

nach nachwachsen<strong>de</strong>n Rohstoffen, haben<br />

auch in Augsburg zu einem dramatischen Verlust<br />

von Stilllegungsflächen geführt. Leidtragen<strong>de</strong> sind<br />

zahlreiche Arten <strong>de</strong>r Ackerfluren wie Feldlerche,<br />

Schafstelze o<strong>de</strong>r Feldhase.<br />

Eine intakte Natur ist auch die Voraussetzung für<br />

eine gesun<strong>de</strong> Ernährung und so entstand eine<br />

Kooperation mit <strong>de</strong>m regionalen Trinkwasserversorger,<br />

<strong>de</strong>n Augsburger Stadtwerken, die seit 2009<br />

durch einen beson<strong>de</strong>ren Trinkwasser-Tarif <strong>de</strong>n<br />

LPVA unterstützen.<br />

Abb.14: Trotz steinigen Untergrun<strong>de</strong>s - die hohen<br />

Preise für nachwachsen<strong>de</strong> Rohstoffe führten zu einer<br />

Ausweitung <strong>de</strong>r Mais-Anbaufläche für Biogasanlagen


Der LPVA legt in Zusammenarbeit mit Landwirten<br />

auf <strong>de</strong>n Ackerflächen so genannte “Blüh-Brachen”<br />

an. Auf diese Weise wird neuer Lebensraum für<br />

heimische Wildpflanzen und bedrohte Wildtiere<br />

geschaffen und zugleich das Grund- und Trinkwasser<br />

vor Nitrat und Pestizi<strong>de</strong>n geschützt.<br />

Zoopädagogik aktuell<br />

Bis En<strong>de</strong> 2009 haben sich schon über 4000<br />

Kun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Stadtwerke für diese Form <strong>de</strong>r<br />

Naturschutzför<strong>de</strong>rung entschie<strong>de</strong>n.<br />

15


Die Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Vielfalt - Naturlehrpfa<strong>de</strong><br />

im Stadtwald<br />

“Wan<strong>de</strong>rer, achte Natur und Kunst und schone ihre<br />

Werke” - dies ist das Leitthema <strong>de</strong>s Augsburger Naturforscherpfads,<br />

ein Projekt <strong>de</strong>s LPVA und <strong>de</strong>s<br />

Naturwissenschaftlichen Vereins für Schwaben<br />

aus <strong>de</strong>m Jahr 2009. Das Zitat gilt aber ebenso für<br />

die an<strong>de</strong>ren bei<strong>de</strong>n Lehrpfa<strong>de</strong> im NSG Stadtwald<br />

Augsburg, die, in Einklang mit <strong>de</strong>n Zielen <strong>de</strong>r bayerischen<br />

Biodiversitätsstrategie, in stark frequentierten<br />

Bereichen <strong>de</strong>s Naturschutzgebiets von LPVA<br />

mit unterschiedlichen Kooperationspartnern eingerichtet<br />

wur<strong>de</strong>n.<br />

Mit <strong>de</strong>m Naturforscherpfad wer<strong>de</strong>n erstmals Biographie<br />

und Werk be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Augsburger Naturforscher<br />

aus <strong>de</strong>n vergangenen drei Jahrhun<strong>de</strong>rten<br />

einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.<br />

Die Rückbesinnung auf das Lebenswerk <strong>de</strong>r Augsburger<br />

Forscher kann helfen, <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r Natur<br />

vor <strong>de</strong>r Haustür zu erkennen und sich für sie einzusetzen.<br />

Die Naturwissenschaften erlebten in Augsburg vor<br />

allem im 18. und 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt eine beson<strong>de</strong>re<br />

Blüte. Als Beispiel sei <strong>de</strong>r Schmetterlingskundler<br />

Jacob Hübner (1761 - 1826) genannt, <strong>de</strong>r als Sohn<br />

eines Tagelöhners eigentlich keine guten Voraussetzungen<br />

für ein erfolgreiches Forscherleben mitbrachte.<br />

Am En<strong>de</strong> seines Lebens zählte er jedoch<br />

zu <strong>de</strong>n be<strong>de</strong>utendsten Entomologen seiner Zeit.<br />

Hübners Gesamtwerk ist einzigartig: In über 10.000<br />

Kupferstichen bil<strong>de</strong>te er über 3.500 Schmetterlingsarten<br />

ab und er begrün<strong>de</strong>te ein System <strong>de</strong>r Schmetterlings-Klassifizierung,<br />

das in seinen Grundzügen<br />

immer noch Gültigkeit besitzt. Sein Nachlass wird<br />

heute von <strong>de</strong>r Londoner königlichen Gesellschaft<br />

für Insektenkun<strong>de</strong> verwaltet.<br />

Ein Reizthema <strong>de</strong>r Gegenwart greift <strong>de</strong>r zweite<br />

Lehrpfad im Stadtwald auf: Über kaum ein an<strong>de</strong>res<br />

Wildtier wird in Bayern <strong>de</strong>rzeit so viel disku-<br />

16<br />

tiert wie über <strong>de</strong>n Biber. Auch in Augsburg gibt es<br />

inzwischen wie<strong>de</strong>r zwanzig Biberreviere, unter an<strong>de</strong>rem<br />

auch am sogenannten “Neuen Graben” im<br />

NSG Stadtwald. Es ist nicht nur eines <strong>de</strong>r ältesten<br />

Biberreviere im Stadtgebiet son<strong>de</strong>rn auch eines<br />

<strong>de</strong>r bekanntesten. Trampelpfa<strong>de</strong> zeugen von <strong>de</strong>n<br />

zahlreichen Spaziergängern, die <strong>de</strong>m Revier regelmäßig<br />

einen Besuch abstatteten und auch vor <strong>de</strong>r<br />

Besteigung <strong>de</strong>r Biberburg nicht haltmachten.<br />

Die Tatsache, dass sich <strong>de</strong>r Biber von <strong>de</strong>n Neugierigen<br />

nicht hat vertreiben lassen, hat die Untere<br />

Naturschutzbehör<strong>de</strong> und <strong>de</strong>n LPVA im Jahr 2008<br />

dazu bewogen, das Revier zu einem Biberlehrpfad<br />

“auszubauen” und einen Rundweg mit Fußgängerbrücke<br />

und Steg anzulegen. Hinweistafeln informieren<br />

<strong>de</strong>n Besucher jetzt über die Lebensweise<br />

<strong>de</strong>s Bibers und seine ökologische Funktion. Für<br />

Führungen wur<strong>de</strong> ein “Biberrucksack” mit Materialien<br />

entwickelt, <strong>de</strong>r, wie auch an<strong>de</strong>re Materialienkisten<br />

zu verschie<strong>de</strong>nen Naturthemen, von<br />

Lehrern für <strong>de</strong>n Einsatz im Unterricht bei <strong>de</strong>r US<br />

ausgeliehen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Der dritte und letzte geplante Lehrpfad im NSG<br />

Stadtwald Augsburg entsteht zurzeit in Kooperation<br />

mit Forstverwaltung und Stadtwerken. Der mit<br />

interaktiven Elementen ausgestattete Pfad behan-<br />

Abb15.: Ein Steg über <strong>de</strong>n Überschwemmungsflächen<br />

ermöglicht <strong>de</strong>n Besuchern interessante Einblicke ins<br />

Biberrevier


Abb.16: Die Eingangstafeln <strong>de</strong>s Naturforscherpfads<br />

und <strong>de</strong>s Biberlehrpfads<br />

<strong>de</strong>lt die Themen Wald, Hei<strong>de</strong>, Gewässer und Trinkwasser<br />

sowie Landschaftsentwicklung.<br />

Bayerns Ureinwohner - Regionale Vielfalt<br />

schützen<br />

Es gibt einige “Ureinwohner”, die in Bayern seit<br />

langer Zeit heimisch sind, z.B. das Bayerische Löf-<br />

Zoopädagogik aktuell<br />

felkraut, <strong>de</strong>r Augsburger Bär, <strong>de</strong>r Regensburger<br />

Geißklee, <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>nberger Spindling o<strong>de</strong>r die<br />

Fränkische Mehlbeere. Diese in ihrer Verbreitung<br />

oft nur auf bestimmte Regionen begrenzten und<br />

in ihrem Bestand hochbedrohten “Urbayern” sind<br />

die Hauptakteure <strong>de</strong>s Projekts “Bayerns Ureinwohner”<br />

<strong>de</strong>r bayerischen Landschaftspflegeverbän<strong>de</strong><br />

(www.bayerns-ureinwohner.<strong>de</strong>). Im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

Projekts wer<strong>de</strong>n Arten, Unterarten o<strong>de</strong>r Sorten mit<br />

einem beson<strong>de</strong>ren regionalen Bezug in einen gesamtökologischen<br />

Zusammenhang gestellt und als<br />

17


Flaggschiffarten für die Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>s Ureinwohnerprojekts schickt <strong>de</strong>r<br />

LPVA im Jahr 2008 mit <strong>de</strong>m (Vor-)Lese und Malbuch<br />

“Oskar und Augustin auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>r<br />

Zeitpflanze” ein Wildpferd und einen Augsburger<br />

Marienkäfer auf eine spannen<strong>de</strong> Zeitreise durch<br />

das Bayerische Lechtal.<br />

Das mit Ausmalbil<strong>de</strong>rn illustrierte Buch enthält zusätzlich<br />

Bastelanleitungen, Kochrezepte und Vorschläge<br />

für Naturerlebnisspiele und Ausflugsziele<br />

in die Natur vor <strong>de</strong>n Toren Augsburgs.<br />

Wer seine Kenntnisse vertiefen möchte, fin<strong>de</strong>t hierzu<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Buches einen umfassen<strong>de</strong>n Informationsblock<br />

mit interessanten Fakten rund um<br />

die Biologische Vielfalt.<br />

Über die Geschichte sollten Emotionen und I<strong>de</strong>ntitätsgefühle<br />

geweckt, aber auch ökologische Zusammenhänge<br />

kindgerecht dargestellt wer<strong>de</strong>n<br />

und in <strong>de</strong>n Familien Gespräche über die biologische<br />

Vielfalt anstoßen.<br />

Abb.17: Fast 5.000 Exemplare <strong>de</strong>s Vorlesebuchs “Oskar<br />

und Augustin” wur<strong>de</strong>n bisher verkauft und zahlreiche<br />

Lesungen für Kin<strong>de</strong>r durchgeführt, wie z.B. mit <strong>de</strong>m<br />

bayerischen Umweltminister Dr. Markus Sö<strong>de</strong>r<br />

18<br />

Augsburg sucht... - Naturschutz zum Mitmachen<br />

Mit einem “Mitmach-Projekt” hat sich <strong>de</strong>r LPVA im<br />

Jahr 2009 mit <strong>de</strong>m Projekt “Augsburg sucht <strong>de</strong>n<br />

Frosch”, ebenfalls Teil <strong>de</strong>r Kampagne “Bayerns<br />

Ureinwohner”, einen Überblick über die Amphibienvorkommen<br />

im Stadtgebiet verschafft, wobei<br />

vor allem in privaten Gärten einige überraschen<strong>de</strong><br />

Fun<strong>de</strong> gemacht wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Für das Projekt wur<strong>de</strong> eine Broschüre mit Beschreibungen<br />

aller Augsburger Amphibienarten<br />

und Rückmel<strong>de</strong>bogen erarbeitet. Die erste Auflage<br />

von 7500 Exemplaren ist inzwischen vergriffen.<br />

Die Ergebnisse dieser “Volkszählung” dienen dazu,<br />

in Zukunft konkrete Artenhilfsmaßnahmen, wie<br />

z.B. die Anlage von weiteren Laichgewässern, zu<br />

planen und umzusetzen.<br />

Projektbegleitend fan<strong>de</strong>n im Jahr 2009 zahlreiche<br />

Veranstaltungen zum Thema Amphibien statt, z.B.<br />

beim Kin<strong>de</strong>rfrie<strong>de</strong>nsfest im Botanischen Garten.<br />

Abb.18: Je<strong>de</strong>r kann in seinem Garten etwas für <strong>de</strong>n<br />

Naturschutz tun - ein beispielhafter amphibienfreundlicher<br />

Garten wird <strong>de</strong>r Presse vorgestellt


Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n über 30 Kin<strong>de</strong>rgeburtstage und<br />

Führungen für Kin<strong>de</strong>rgärten und Schulen durchgeführt.<br />

“Augsburg sucht...” soll langfristig als Marke etabliert<br />

wer<strong>de</strong>n - im Jahr 2010 gehen die Augsburger<br />

bei “Augsburg sucht die Lerche” auf die Suche<br />

nach Vögeln <strong>de</strong>r Feldflur, für 2011 ist ein Fle<strong>de</strong>rmausprojekt<br />

geplant.<br />

Schlangen im Zoo Augsburg<br />

Abb.19: Eine Bürgerinitiative hat eine Patenschaft für<br />

ein Laubfroschbiotop im Stadtgebiet übernommen und<br />

führt unter fachlicher Leitung <strong>de</strong>s LPVA regelmäßig<br />

Pflegemaßnahmen durch<br />

Mit 600.000 Besuchern pro Jahr ist <strong>de</strong>r Zoo Augsburg<br />

eine <strong>de</strong>r beliebtesten Freizeiteinrichtungen<br />

<strong>de</strong>r Region und somit ein wichtiger Multiplikator<br />

für Naturschutz- und Umweltbildungsthemen. Seit<br />

2009 haben die Besucher die Möglichkeit, die drei,<br />

ansonsten sehr heimlichen, heimischen Schlangenarten<br />

- Kreuzotter, Ringelnatter und Schlingnatter<br />

- aus nächster Nähe zu erleben.<br />

Der Bau <strong>de</strong>r neuen Anlage ist eine Kooperation zwischen<br />

US und Zoo. Die bei<strong>de</strong>n Offenlandterrarien<br />

und die Außenanlage direkt vor <strong>de</strong>r Zoogaststätte<br />

Zoopädagogik aktuell<br />

stellen einen Lebensraumausschnitt aus einer typischen<br />

Wildflusslandschaft mit <strong>de</strong>m Übergang zwischen<br />

Hei<strong>de</strong> und Kiefernwald dar.<br />

Intakte Feuchtbiotope und strukturreiche Hei<strong>de</strong>n<br />

und Wäl<strong>de</strong>r sind die Grundvoraussetzung für überlebensfähige<br />

Schlangenpopulationen. Die Gehegebeschil<strong>de</strong>rung<br />

informiert daher nicht nur über<br />

die Biologie <strong>de</strong>r vorgestellten Arten, son<strong>de</strong>rn auch<br />

über Maßnahmen <strong>de</strong>s LPVA zum Schutz ihrer Lebensräume.<br />

Abb.20: Die neue Schlangenanlage entwickelte sich<br />

im Zoo schnell zum Besuchermagnet. Diorama und<br />

Bepflanzung versetzen die Besucher in eine typische<br />

voralpine Wildflusslandschaft.<br />

Abb.21: Schlangen faszinieren<br />

- die neue Anlage<br />

im Zoo ermöglicht Begegnungen,<br />

wie sie in <strong>de</strong>r<br />

Natur nur selten möglich<br />

sind<br />

19


Heimische Natur trifft frem<strong>de</strong> Sprache<br />

Als drittgrößte Stadt Bayerns ist Augsburg eine<br />

multikulturelle Stadt - <strong>de</strong>r Auslän<strong>de</strong>ranteil <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

liegt bei 16 %. Auslän<strong>de</strong>r bringen neue<br />

kulturraumspezifische Naturvorstellungen mit, die<br />

sich in einer unterschiedlichen Inanspruchnahme<br />

von Naturräumen und Wertvorstellungen äußern.<br />

Mit <strong>de</strong>m Projekt “Blaues Quartett” hat die US im<br />

Jahr 2008 begonnen, gezielt die in Augsburg zahlmäßig<br />

größten Bevölkerungsgruppen unterschiedlicher<br />

kultureller Herkunft zusammenzubringen<br />

und einen interkulturellen Austausch zu Natur- und<br />

Umweltthemen anzustoßen.<br />

Das Blaue Quartett ist ein interkultureller Führer<br />

zu Orten am Wasser in <strong>de</strong>r Region Augsburg, <strong>de</strong>r<br />

in sechs Sprachen (Deutsch, Türkisch, Russisch,<br />

Griechisch, Italienisch und Englisch) herausgegeben<br />

wird. Die Ausarbeitung <strong>de</strong>r jeweiligen Inhalte<br />

erfolgte in Zusammenarbeit mit Vertretern <strong>de</strong>r<br />

verschie<strong>de</strong>nen Kulturkreise, so dass je<strong>de</strong> Ausgabe<br />

über eigene kulturraumspezifische Aspekte verfügt.<br />

Abb.22: Verschie<strong>de</strong>ne Orte am Wasser und ihre unterschiedlichen<br />

kulturellen Be<strong>de</strong>utung wer<strong>de</strong>n in<br />

mehreren Sprachen auf Karteikarten vorgestellt. Eine<br />

Übersichtskarte erleichtert die Ausflugsplanung<br />

20<br />

Über die gemeinsame Arbeit am Wasserführer<br />

konnten neue Zielgruppen erreicht und neue Ehrenamtler<br />

gewonnen wer<strong>de</strong>n, die nun in ihrer Sprache<br />

Führungen im Rahmen <strong>de</strong>s NANU!-Netzwerkes<br />

anbieten.<br />

Aufgrund seiner Vorbildlichkeit ist das Blaue Quartett<br />

ein Leuchtturmprojekt <strong>de</strong>r “WasSerleben-Kampagne”<br />

<strong>de</strong>s Bayerischen Umweltministeriums und<br />

es wur<strong>de</strong> als UNESCO-Projekt <strong>de</strong>r Deka<strong>de</strong> “Bildung<br />

für nachhaltige Entwicklung” ausgezeichnet.:<br />

Zukunftsaufgabe Klimaschutz<br />

In allen Klimaschutzinitiativen ist von <strong>de</strong>r Verantwortung<br />

die Re<strong>de</strong>, die die heutige Generation für<br />

das Leben künftiger Generationen hat. Das Umweltbildungsprojekt<br />

“Prima Klima in Augsburg”<br />

richtet sich daher vor allen Dingen an die junge<br />

Generation und soll Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche dazu<br />

anregen, ihr Wissen und Verhalten sowie ihre Ziele<br />

und Werte zum Thema Klimaschutz zu hinterfragen.<br />

Das Projekt wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r US mit <strong>de</strong>m “Kommunalen<br />

Energiemanagement <strong>de</strong>r Stadt Augsburg”<br />

und <strong>de</strong>m “Arbeitskreis Klimaschutz und Schule”<br />

entwickelt. Mit ihm wird <strong>de</strong>n schon bestehen<strong>de</strong>n<br />

Energiespar- und Klimaschutz-Aktivitäten in <strong>de</strong>r<br />

Stadt ein neuer Impuls gegeben und die umweltpädagogische<br />

Arbeit auf <strong>de</strong>n außerschulischen<br />

Bereich ausge<strong>de</strong>hnt.<br />

Schulische Teilprojekte:<br />

* Prima Klima-Kleidung (Transportwege, Konsum<br />

verhalten)<br />

* Prima Klima-Pausenbrot (Lebensmittel)<br />

* Prima Klima-Experimentierkiste (Experimente<br />

zum Klimawan<strong>de</strong>l)<br />

* Prima Klima-Patenschaften (SchülerInnen lernen<br />

Berufe im Bereich Klimaschutz kennen)<br />

* Energie<strong>de</strong>tektive (Energiesparen lernen)<br />

* Prima Klima-Journalisten (Interviews mit Behör<br />

<strong>de</strong>nvertretern und Politikern zum Klimawan<strong>de</strong>l)


Außerschulische Teilprojekte:<br />

* Prima Klima mit Genuss (Gastronomiebetriebe<br />

bieten klimafreundliches Speisenangebot)<br />

* Fortbildungen für Lehrer und NANU!-Akteure<br />

* Marketing-Strategie (Etablierung von “Prima Kli<br />

ma” als Marke für Klimaschutz in Augsburg)<br />

Neben <strong>de</strong>r inhaltlichen Vermittlung spielt auch die<br />

Vernetzung von haupt- und ehrenamtlichen Akteuren<br />

aus <strong>de</strong>m Bereich Klimaschutz eine wichtige<br />

Rolle.<br />

Abb.23: Stromerzeugung ist schwere Arbeit - “Energie<strong>de</strong>tektive”<br />

gehen auf die Jagd nach Stromfressern im<br />

Haushalt<br />

“Prima Klima in Augsburg” ist zurzeit das größte<br />

Teilprojekt <strong>de</strong>r US und wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r UN als “Offizielles<br />

Projekt <strong>de</strong>r Deka<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vereinten Nationen<br />

zur Bildung für nachhaltige Entwicklung 2005-<br />

2014” ausgezeichnet.<br />

Zoopädagogik aktuell<br />

Natur- und Kulturgeschichte auf <strong>de</strong>r Bühne<br />

Viele interessante Geschichten über das Leben am<br />

Lech in “vergangenen Zeiten” sind <strong>de</strong>r heutigen<br />

Generation nicht mehr bekannt und verschwin<strong>de</strong>n<br />

über kurz o<strong>de</strong>r lang mit <strong>de</strong>n Menschen, die sie erlebt<br />

haben. Die US hat daher sogenannte “Erzählcafés”<br />

zum Lech und seiner Landschaft eingerichtet,<br />

bei <strong>de</strong>r alle BürgerInnen eingela<strong>de</strong>n waren, über<br />

ihre Erinnerungen zum Leben am “alten Lech” zu<br />

berichten. Einige Besucher brachten sogar alte Fotos,<br />

Briefe und Gedichte mit.<br />

Abb.24: Das Theaterstück “Lechalarm” verbin<strong>de</strong>t Erzählungen,<br />

Sagen und Fundstücke <strong>de</strong>r Gegenwart mit<br />

audiovisuellen Eindrücken - inklusive Lechgeist (Foto:<br />

Junges Theater Augsburg)<br />

Die Gesprächsrun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n dokumentiert und<br />

hinsichtlich verschie<strong>de</strong>ner Fragen ausgewertet:<br />

Wie sah die Landschaft früher aus? Was haben die<br />

Menschen für diese Landschaft empfun<strong>de</strong>n? Welche<br />

Be<strong>de</strong>utung hatte <strong>de</strong>r Lech im Leben <strong>de</strong>r BürgerInnen?<br />

Welche Artenkenntnis hatten die Menschen<br />

vor einigen Jahrzehnten?<br />

Die Ergebnisse wur<strong>de</strong>n vom Jungen Theater Augsburg<br />

in das Stück “Lechalarm - eine Flussgeschichte”<br />

umgewan<strong>de</strong>lt und auf die Theaterbühne gebracht.<br />

21


Umweltbildung und Naturschutz für eine zukunftsfähige<br />

Stadt<br />

Die große Herausfor<strong>de</strong>rung für die in Naturschutz<br />

und Umweltbildung engagierten Akteure in Augsburg<br />

besteht darin, dafür Sorge zu tragen, dass<br />

die ökologischen und sozialen Funktionen einer<br />

vielfältigen Natur auf allen Planungs- und Handlungsebenen<br />

<strong>de</strong>r Stadt angemessen berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Arbeit von LPVA und US kann hierzu einen<br />

wichtigen Beitrag leisten. Mittelfristig streben wir<br />

an, unseren Personalbestand zu sichern und unsere<br />

Präsenz im öffentlichen Raum weiter zu erhöhen.<br />

Eine wichtige Grundlage hierfür wird <strong>de</strong>r<br />

Bau eines eigenen Gebäu<strong>de</strong>s für interdisziplinäre<br />

Umweltbildungsarbeit sein. Außer<strong>de</strong>m soll in Zukunft<br />

die Kooperation mit Schulen und an<strong>de</strong>ren<br />

Bildungseinrichtungen weiter ausgebaut wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r Landschaftspflege muss die Umsetzung <strong>de</strong>s<br />

Multi-Spezies-Beweidungskonzepts unter Einbeziehung<br />

ergänzen<strong>de</strong>r Pflege-, bzw. Nutzungskonzepte,<br />

wie Mahd o<strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rwaldwirtschaft, zum Ausbau<br />

<strong>de</strong>s Biotopverbunds aus Auwäl<strong>de</strong>rn, Hei<strong>de</strong>n und<br />

lichten Kiefernwäl<strong>de</strong>rn langfristig gewährleistet<br />

wer<strong>de</strong>n. Hierfür bietet <strong>de</strong>r schon eingeschlagene<br />

Weg <strong>de</strong>r Inszenierung von Naturerlebnissen durch<br />

entsprechen<strong>de</strong> Infrastruktur und Besucherlenkung<br />

bei gleichzeitigem strengem Schutz von Kernlebensräumen<br />

eine wichtige Rahmenbedingung.<br />

22<br />

Kontakt<br />

Landschaftspflegeverband Stadt Augsburg e.V., Umweltstation Augsburg<br />

Dr.-Ziegenspeck-Weg 10, 86161 Augsburg<br />

Tel.: 0821-3246054 (LPVA), 0821-3246074 (US)<br />

E-Mail: info@lpv-<strong>augsburg</strong>.<strong>de</strong>, info@us-<strong>augsburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Internet: www.lpv-ausgburg.<strong>de</strong>, www.us-<strong>augsburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Bildnachweis: LPVA, soweit nicht an<strong>de</strong>rs angegeben

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