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Vielleicht ist dem Einen oder Anderen schon aufgefallen, dass man damit ein lineares Gleichungssystem<br />
für die Variablen y1, . . . , yl sehr schön und einfach als A · Y = B mit B ∈ R k×1 schreiben<br />
kann, wobei A und B fest sind. Das ist aber keineswegs der einzige Anwendungsfall.<br />
Übrigens macht es in diesem einen Fall manchmal Sinn, die linke Matrix A in Spalten zu unterteilen<br />
(anstatt in Zeilen). Dann erhält man gewissermaßen eine 1 × l-Matrix, deren Einträge Elemente aus<br />
Rk×1 sind:<br />
⎛⎛<br />
⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞⎞<br />
⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
⎛ ⎞<br />
a11<br />
ak1<br />
a12<br />
ak2<br />
a1l<br />
akl<br />
y1<br />
⎜⎜<br />
⎜⎜a21<br />
⎟ ⎜<br />
⎟ ⎜a22<br />
⎟ ⎜<br />
⎟ ⎜a2l<br />
⎟⎟<br />
⎟⎟<br />
⎜⎜<br />
⎟ ⎜ ⎟ · · · ⎜ ⎟⎟<br />
⎝⎝<br />
. ⎠ ⎝ . ⎠ ⎝ . ⎠⎠<br />
·<br />
⎜<br />
⎜y2<br />
⎟<br />
⎜ ⎟<br />
⎝ . ⎠ =<br />
⎜<br />
⎜a21<br />
⎟<br />
⎜ ⎟<br />
⎝ . ⎠ · y1<br />
⎜<br />
⎜a22<br />
⎟<br />
+ ⎜ ⎟<br />
⎝ . ⎠ · y2<br />
⎜<br />
⎜a2l<br />
⎟<br />
+ . . . + ⎜ ⎟<br />
⎝ . ⎠ · yl =<br />
yl<br />
=<br />
a11<br />
ak1<br />
a12<br />
ak2<br />
⎛<br />
⎞<br />
a11 · y1 + a12 · y2 + . . . + a1l · yl<br />
⎜<br />
⎜a21<br />
· y1 + a22 · y2 + . . . + a2l · yl<br />
⎟<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎝<br />
.<br />
⎠<br />
ak1 · y1 + ak2 · y2 + . . . + akl · yl<br />
Ich hoffe, das zeigt, dass Matrizen mit dieser Multiplikation für viele verschiedene Zwecke geeignet<br />
sind. Aber der Hauptgrund, warum die Multiplikation gerade auf diese Weise definiert ist, dürfte<br />
sein, dass die quadratischen Matrizen Rn×n mit der komponentenweisen Addition und dieser Multiplikation<br />
selbst wieder einen Ring mit 1 bilden. Das Einselement (die sogenannte „Einheitsmatrix”)<br />
ist, wie man leicht nachrechnen kann, die Matrix:<br />
⎛<br />
⎞<br />
1 0 · · · 0<br />
⎜ .<br />
⎜0<br />
1 .. ⎟<br />
. ⎟<br />
En := ⎜<br />
⎝ .<br />
. .. . ⎟<br />
.. 0⎠<br />
0 · · · 0 1<br />
Übrigens gelten die Assoziativ- und Distributivgesetze sowie die Neutralität von En auch für nichtquadratische<br />
Matrizen in den Fällen, in denen die Multiplikation jeweils definiert ist.<br />
Die Einheitengruppe des Matrizenrings wird mit GL(n, R) oder GLn(R) bezeichnet. Normalerweise<br />
ist GL(n, R) ∪ {0}, wobei 0 die Nullmatrix bezeichnet, kein Körper. Allerdings kann man die<br />
komplexen Zahlen sehr schön als spezielle invertierbare reelle 2×2-Matrizen definieren, so dass das<br />
Produkt zweier komplexer Zahlen dem Matrizenprodukt entspricht. Dabei wird 1 ∈ R mit E2 <br />
iden- <br />
0 −1<br />
a −b<br />
tifiziert und i := gesetzt. Die komplexe Zahl a + i · b ist dann also die Matrix .<br />
1 0<br />
b a<br />
Als „transponierte” Matrix A T bezeichnet man die Matrix, die aus A durch Spiegelung an der Diagonalen<br />
hervorgeht. Matrizen mit A T = A heißen „symmetrisch”. Falls der Grundring R kommutativ<br />
ist, gilt (A·B) T = B T ·A T für alle multiplizierbaren Matrizen A und B über R. Außerdem überträgt<br />
sich die Inversenbildung: (A T ) −1 = (A −1 ) T , falls A invertierbar ist.<br />
3.2.5 Polynome<br />
Die Polynome, wie sie in der Linearen Algebra behandelt werden, sind eine Erweiterung der aus der<br />
Schule bekannten. Die erste Erweiterung ist, dass man Polynome über beliebigen Ringen definieren<br />
kann. Die zweite Erweiterung ist eine Abstraktion: Aus der Polynomfunktion p(x) = a0 · x 0 + a1 ·<br />
x 1 + a2 · x 2 + · · ·+ an · x n (n ∈ N0, ai ∈ R ∀i ∈ {0, . . . , n}, x ∈ R) wird dabei ein abstraktes Objekt<br />
24<br />
a1l<br />
akl