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preussens hofmusik iii - Heimat.de

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<strong>preussens</strong><br />

<strong>hofmusik</strong> <strong>iii</strong><br />

friedrich ii.<br />

zum 300. GeburtstaG<br />

5. februar 2012


PreuSSenS HofmuSik <strong>iii</strong><br />

friedrich ii.<br />

zum 300. GeburtstaG<br />

musikalische Leitung StePHan mai<br />

musikalische Leitung | choreinstudierung frank markowitScH<br />

sopran roSana Barrena | Jinyoung kim | mi-young kim<br />

konStanze Löwe | andrea wiLLert<br />

alt urSuLa kraemer | HannaH LukaScHewitScH<br />

andrea möLLer | maria-eLiSaBetH weiLer<br />

tenor andreaS Bornemann | Soongoo Lee | martin netter<br />

danieL S. Steiner<br />

bass mike keLLer | andreaS neHer | tHomaS neuBauer<br />

amnon SeeLig<br />

1. Violine StePHan mai Konzertmeister<br />

Laura VoLkwein | kinneret Sieradzki | yunna SHeVScHenko<br />

2. Violine uLrike BaSSenge | Birgit Seifart | eVa HögeL<br />

anSgard SrugieS<br />

Viola woLfgang HinzPeter | HeLene ScHütz | JoSePHine range<br />

PaVeL VerBa<br />

Violoncello nikoLauS HanJoHr-PoPa | dorotHee gurSki<br />

kontrabass aLf moSer<br />

oboe criStina gómez | Lena ScHeffeL<br />

fagott matHiaS Baier | SaBine müLLer<br />

horn irene LoPez | tHomaS JordanS<br />

cembalo | orgel cHriStine keSSLer


Flötenkonzert im Potsdamer Schloss 1770<br />

Links die Witwe <strong>de</strong>s Kurfürsten von Sachsen, Friedrich steht in <strong>de</strong>r Mitte, die Flöte blasend,<br />

Johann Joachim Quantz, <strong>de</strong>s Königs Flötenlehrer, begleitet;<br />

vor ihm <strong>de</strong>r Thronfolger (mit Violoncello) sowie an <strong>de</strong>n Violinen<br />

<strong>de</strong>r Erbprinz von Braunschweig und (ganz vorn) Carl Heinrich Graun.<br />

Zeitgenössischer Holzschnitt<br />

JoHann aBraHam Peter ScHuLz 1747–1800<br />

ouvertüre zu Athalie<br />

JoHann friedricH reicHardt 1752–1814<br />

chorsätze nach texten<br />

von Johann Wolfgang von Goethe<br />

Beherzigung<br />

Wandrers Nachtlied<br />

Lied <strong>de</strong>r Parzen<br />

Aus Euphrosyne<br />

JoHann SeBaStian BacH 1685–1750<br />

Ricercar à 6 aus <strong>de</strong>m Musikalischen Opfer<br />

bWV 1079<br />

carL HeinricH graun 1703/04–1759<br />

Te Deum für solisten, chor und instrumente<br />

i. te <strong>de</strong>um laudamus | soli: Jinyoung kim | urSuLa kraemer<br />

martin netter<br />

ii. te gloriosus | soli: roSana Barrena | HannaH LukaScHewitScH<br />

martin netter | tHomaS neuBauer<br />

<strong>iii</strong>. te per orbem | solo: Soongoo Lee<br />

iV. tu rex gloriae<br />

V. tu, ad liberandum | solo: mi-young kim<br />

Vi. tu ad <strong>de</strong>xteram <strong>de</strong>i<br />

Vii. te ergo quaesumus | soli: andrea möLLer | andreaS Bornemann<br />

V<strong>iii</strong>. salvum fac | solo: mike keLLer<br />

iX. et rege eos | soli: mi-young kim | maria-eLiSaBetH weiLer<br />

Soongoo Lee | andreaS neHer<br />

X. dignare, domine | solo: konStanze Löwe<br />

Xi. in te, domine, speravi<br />

So | 5. februar 2012 | 15.30 uhr | roteS rathauS


gesangstexte | reichardt<br />

Johann Friedrich Reichardt<br />

chorsätze<br />

nach texten von Johann Wolfgang von goethe<br />

(1749–1832)<br />

BeHerzigung<br />

ach, was soll <strong>de</strong>r mensch verlangen?<br />

ist es besser, ruhig bleiben?<br />

klammernd fest sich anzuhangen?<br />

ist es besser, sich zu treiben?<br />

soll er sich ein häuschen bauen?<br />

soll er unter zelten leben?<br />

soll er auf die felsen trauen?<br />

selbst die festen felsen beben.<br />

eines schickt sich nicht für alle;<br />

sehe je<strong>de</strong>r, wie er’s treibe,<br />

sehe je<strong>de</strong>r, wo er bleibe,<br />

und wer steht, dass er nicht falle!<br />

gesangstexte | reichardt<br />

wandrerS nacHtLied<br />

<strong>de</strong>r du von <strong>de</strong>m himmel bist,<br />

alles Leid und schmerzen stillest,<br />

<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r doppelt elend ist,<br />

doppelt mit erquickung füllest,<br />

ach! ich bin <strong>de</strong>s treibens mü<strong>de</strong>!<br />

Was soll all <strong>de</strong>r schmerz und Lust?<br />

süßer frie<strong>de</strong>, komm, ach komm in meine brust!<br />

Lied <strong>de</strong>r Parzen<br />

es fürchte die Götter<br />

das menschengeschlecht!<br />

sie halten die herrschaft<br />

in ewigen hän<strong>de</strong>n,<br />

und können sie brauchen,<br />

Wie’s ihnen gefällt.<br />

<strong>de</strong>r fürchte sie doppelt<br />

<strong>de</strong>n je sie erheben!<br />

auf klippen und Wolken<br />

sind stühle bereitet<br />

um gol<strong>de</strong>ne tische.<br />

erhebet ein zwist sich,<br />

so stürzen die Gäste,<br />

Geschmäht und geschän<strong>de</strong>t<br />

in nächtliche tiefen,<br />

und harren vergebens,<br />

im finstern gebun<strong>de</strong>n,<br />

Gerechten Gerichtes.


gesangstexte | reichardt<br />

sie aber, sie bleiben<br />

in ewigen festen<br />

an gol<strong>de</strong>nen tischen.<br />

sie schreiten vom berge<br />

zu bergen hinüber:<br />

aus schlün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r tiefe<br />

dampft ihnen <strong>de</strong>r atem<br />

erstickter titanen,<br />

Gleich opfergerüchen,<br />

ein leichtes Gewölke.<br />

es wen<strong>de</strong>n die herrscher<br />

ihr segnen<strong>de</strong>s auge<br />

Von ganzen Geschlechtern<br />

und mei<strong>de</strong>n, im enkel<br />

die ehmals geliebten,<br />

still re<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n züge<br />

<strong>de</strong>s ahnherrn zu sehn.<br />

so sangen die parzen;<br />

es horcht <strong>de</strong>r Verbannte,<br />

in nächtlichen höhlen<br />

<strong>de</strong>r alte die Lie<strong>de</strong>r,<br />

<strong>de</strong>nkt kin<strong>de</strong>r und enkel<br />

und schüttelt das haupt.<br />

gesangstexte | reichardt<br />

auS euPHroSyne<br />

tiefer liegt die nacht um mich her,<br />

die stürzen<strong>de</strong>n Wasser brausen gewaltiger nun<br />

neben <strong>de</strong>m schlüpfrigen pfad.<br />

unbezwingliche trauer befällt mich,<br />

entkräften<strong>de</strong>r Jammer,<br />

und ein moosiger fels stützet <strong>de</strong>n sinken<strong>de</strong>n nur.<br />

Wehmut reißt durch die saiten <strong>de</strong>r brust;<br />

die nächtlichen tränen fließen,<br />

und über <strong>de</strong>m Wald kün<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r morgen sich an.


gesangstexte | graun gesangstexte | graun<br />

Carl Heinrich Graun<br />

te <strong>de</strong>um<br />

I. Chor und SolI<br />

te <strong>de</strong>um laudamus:<br />

te dominum confitemur.<br />

te aeternum patrem, omnis terra veneratur.<br />

tibi omnes angeli, tibi caeli<br />

et universae potestates:<br />

tibi cherubim et seraphim incessabili<br />

voce proclamant:<br />

sanctus, sanctus, sanctus<br />

dominus <strong>de</strong>us sabaoth.<br />

pleni sunt caeli et terra<br />

maiestatis gloriae tuae.<br />

II. Chor und SolI<br />

te gloriosus apostolorum chorus,<br />

te prophetarum laudabilis numerus,<br />

te martyrum candidatus laudat exercitus.<br />

III. tenor Solo<br />

te per orbem terrarum<br />

sancta confitetur ecclesia,<br />

patrem immensae maiestatis;<br />

venerandum tuum verum et unicum filium;<br />

sanctum quoque paraclitum spiritum.<br />

I. Chor und SolI<br />

dich, Gott, loben wir,<br />

dich, herr, preisen wir.<br />

dir, <strong>de</strong>m ewigen Vater, huldigt das er<strong>de</strong>nrund.<br />

dir rufen die engel alle,<br />

dir himmel und mächte insgesamt,<br />

die cherubim und die seraphim,<br />

mit niemals en<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r stimme zu:<br />

heilig, heilig, heilig<br />

<strong>de</strong>r herr, <strong>de</strong>r Gott <strong>de</strong>r scharen!<br />

Voll sind himmel und er<strong>de</strong><br />

von <strong>de</strong>iner hohen herrlichkeit.<br />

II. Chor und SolI<br />

dich preist <strong>de</strong>r glorreiche chor <strong>de</strong>r apostel;<br />

dich <strong>de</strong>r propheten lobwürdige zahl;<br />

dich <strong>de</strong>r märtyrer leuchten<strong>de</strong>s heer.<br />

III. tenor Solo<br />

dich preist über das er<strong>de</strong>nrund<br />

die heilige kirche;<br />

dich, <strong>de</strong>n Vater unermessbarer majestät;<br />

<strong>de</strong>inen wahren und einzigen sohn;<br />

und <strong>de</strong>n heiligen fürsprecher Geist.


gesangstexte | graun gesangstexte | graun<br />

IV. Chor<br />

tu rex gloriae, christe.<br />

tu patris sempiternus es filius.<br />

V. Sopran Solo<br />

tu, ad liberandum suscepturus hominem,<br />

non horruisti Virginis uterum.<br />

tu, <strong>de</strong>victo mortis aculeo, aperuisti<br />

cre<strong>de</strong>ntibus regna caelorum.<br />

VI. Chor<br />

tu ad <strong>de</strong>xteram <strong>de</strong>i se<strong>de</strong>s<br />

in gloria patris.<br />

Ju<strong>de</strong>x cre<strong>de</strong>ris<br />

esse venturus.<br />

VII. alt Solo, tenor Solo<br />

te ergo quaesumus, tuis famulis subveni,<br />

quos pretioso sanguine re<strong>de</strong>misti.<br />

aeterna fac cum sanctis tuis<br />

in gloria numerari.<br />

VIII. baSS Solo<br />

salvum fac populum tuum, domine,<br />

et benedic hereditati tuae.<br />

IV. Chor<br />

du könig <strong>de</strong>r herrlichkeit, christus.<br />

du bist <strong>de</strong>s Vaters allewiger sohn.<br />

V. Sopran Solo<br />

du hast <strong>de</strong>r Jungfrau schoß nicht verschmäht,<br />

bist mensch gewor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n menschen zu befreien.<br />

du hast bezwungen <strong>de</strong>s to<strong>de</strong>s stachel und <strong>de</strong>nen,<br />

die glauben, die reiche <strong>de</strong>r himmel aufgetan.<br />

VI. Chor<br />

du sitzest zur rechten Gottes<br />

in <strong>de</strong>ines Vaters herrlichkeit.<br />

als richter, so glauben wir,<br />

kehrst du einst wie<strong>de</strong>r.<br />

VII. alt Solo, tenor Solo<br />

dich bitten wir <strong>de</strong>nn, komm <strong>de</strong>inen dienern zur hilfe,<br />

die du erlöst mit kostbarem blut.<br />

in <strong>de</strong>r ewigen herrlichkeit<br />

zähle uns <strong>de</strong>inen heiligen zu.<br />

VIII. baSS Solo<br />

rette <strong>de</strong>in Volk, o herr,<br />

und segne <strong>de</strong>in erbe.


gesangstexte | graun gesangstexte | graun<br />

IX. Chor und SolI<br />

et rege eos,<br />

et extolle illos usque in aeternum.<br />

per singulos dies benedicimus te;<br />

et laudamus nomen tuum in saeculum,<br />

et in saeculum saeculi.<br />

X. Sopran Solo<br />

dignare, domine, die isto<br />

sine peccato nos custodire.<br />

miserere nostri, domine, miserere nostri.<br />

fiat misericordia tua, domine, super nos,<br />

quemadmodum speravimus in te.<br />

XI. Chor<br />

in te, domine, speravi:<br />

non confundar in aeternum.<br />

IX. Chor und SolI<br />

und führe sie<br />

und erhebe sie bis in ewigkeit.<br />

an je<strong>de</strong>m tag benei<strong>de</strong>n wir dich<br />

und loben in ewigkeit <strong>de</strong>inen namen,<br />

ja, in <strong>de</strong>r ewigen ewigkeit.<br />

X. Sopran Solo<br />

in Gna<strong>de</strong>n wolltest du, herr, an diesem tag<br />

uns ohne schuld bewahren.<br />

erbarme dich unser, o herr, erbarme dich unser.<br />

Lass über uns <strong>de</strong>in erbarmen geschehn,<br />

wie wir gehofft auf dich.<br />

XI. Chor<br />

auf dich, herr,<br />

habe ich meine hoffnung gesetzt.<br />

in ewigkeit wer<strong>de</strong> ich nicht zuschan<strong>de</strong>n.


Flötenkonzert Friedrich <strong>de</strong>s Großen in Sanssouci,<br />

Gemäl<strong>de</strong> von Adolph Menzel, 1850–1852<br />

friedrich ii.<br />

und seine komponisten<br />

Detlef Giese<br />

unter <strong>de</strong>n preußischen königen war friedrich ii. (1712–1786) gewiss <strong>de</strong>r­<br />

jenige, <strong>de</strong>r die größten musikalischen neigungen besaß. dass er auf einem<br />

zumin<strong>de</strong>st semiprofessionellen niveau flöte spielte, ist allgemein bekannt,<br />

dass er darüber hinaus auch in ansprechen<strong>de</strong>r Weise zu komponieren verstand<br />

ebenso. eine würdige, künstlerisch hochstehen<strong>de</strong> <strong>hofmusik</strong> war sein<br />

ziel – nicht umsonst investierte er viel in <strong>de</strong>n aufbau einer leistungsfähigen<br />

kapelle, in die Verpflichtung hervorragen<strong>de</strong>r komponisten und musiker<br />

sowie in die errichtung eines opernhauses, mit <strong>de</strong>m berlin sich schmücken<br />

konnte.<br />

hatten die schönen künste (und die musik im speziellen) unter <strong>de</strong>r<br />

regentschaft seines Vaters friedrich Wilhelm i., <strong>de</strong>m sogenannten »soldatenkönig«,<br />

an spree und havel kaum eine chance zur entfaltung, so än<strong>de</strong>rte<br />

sich die situation mit <strong>de</strong>r thronbesteigung friedrichs im Jahre 1740. zu <strong>de</strong>n<br />

ersten aktivitäten <strong>de</strong>s jungen königs zählte <strong>de</strong>r auftrag an <strong>de</strong>n architekten<br />

Georg Wenzeslaus von knobelsdorff, an <strong>de</strong>r neuen prachtstraße unter <strong>de</strong>n<br />

Lin<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m bau einer oper zu beginnen. die eher beschauliche preußische<br />

resi<strong>de</strong>nzstadt, die zu dieser zeit über ca. 100.000 einwohner verfügte,<br />

sollte ein Gebäu<strong>de</strong> und eine institution von überregionaler ausstrahlung<br />

erhalten. mit seinem »zauberschloss« strebte friedrich an, alteingesessenen<br />

opernzentren <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen reiches wie dres<strong>de</strong>n, münchen, hamburg o<strong>de</strong>r<br />

Wien konkurrenz zu machen. erstklassige italienische sängerinnen und<br />

sänger wur<strong>de</strong>n verpflichtet, um sofort gehobene künstlerische Qualitätsstandards<br />

zu erreichen, auch konnte <strong>de</strong>r monarch auf jene komponisten<br />

und instrumentalisten bauen, die er bereits vor seinem regierungsantritt


einführung<br />

um sich gesammelt hatte. Während seiner kronprinzenzeit hatte friedrich<br />

in ruppin und rheinsberg, zumeist noch recht junge musiker zu einem<br />

hochwertigen ensemble zusammengeführt – <strong>de</strong>rweil in berlin die immerhin<br />

schon seit <strong>de</strong>m 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt bestehen<strong>de</strong> hofkapelle von <strong>de</strong>m weit<br />

weniger kunstsinnigen »soldatenkönig« weitgehend aufgelöst wor<strong>de</strong>n war –<br />

lediglich für die militärmusik wur<strong>de</strong>n noch mittel und personen bereitgestellt,<br />

nicht aber für opern­ und konzertaufführungen o<strong>de</strong>r das gesellige<br />

musizieren bei hof.<br />

unter <strong>de</strong>n musikern, die friedrich aus <strong>de</strong>r bran<strong>de</strong>nburgischen provinz<br />

nach berlin bzw. potsdam gefolgt waren, befan<strong>de</strong>n sich neben seinem<br />

langjährigen flötenlehrer Johann Joachim Quantz nachmals so bekannte<br />

künstler wie carl heinrich und Johann Gottlieb Graun, franz benda o<strong>de</strong>r<br />

carl philipp emanuel bach. in verschie<strong>de</strong>nen funktionen – als kapell­ und<br />

konzertmeister, als cembalisten sowie vor allem als komponisten – trugen<br />

sie maßgeblich zum aufschwung und zu einer vormals nicht geahnten blüte<br />

<strong>de</strong>r musikkultur in <strong>de</strong>r preußischen kapitale bei.<br />

dass auch abseits dieser »großen namen« eine ganze reihe von originellen<br />

künstlern zu fin<strong>de</strong>n waren, die sowohl am hof als auch in <strong>de</strong>n a<strong>de</strong>ls­ und<br />

bürgerhäusern <strong>de</strong>r stadt wirkten, spricht für <strong>de</strong>n allgemein hohen stand <strong>de</strong>r<br />

musikpflege, die – zumin<strong>de</strong>st bis zum ausbruch <strong>de</strong>s siebenjährigen krieges<br />

1756 – das fri<strong>de</strong>rizianische berlin zu einem neuen musikalischen zentrum<br />

aufsteigen ließ. danach jedoch war eine gewisse stagnation zu beobachten:<br />

<strong>de</strong>r einstmals so mo<strong>de</strong>rne Geschmack <strong>de</strong>s königs hatte eine zunehmend<br />

konservative richtung bekommen und verhin<strong>de</strong>rte eine orientierung an<br />

aktuellen musikalischen entwicklungen – die <strong>hofmusik</strong> bekam wie<strong>de</strong>r<br />

einen merkwürdig provinziellen charakter, während die neuen ten<strong>de</strong>nzen<br />

zunehmend im »bürgerlichen« berlin fuß fassten und sich verstärkt in dieser<br />

sphäre entfalteten.<br />

um die mitte <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts kam in<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r <strong>hofmusik</strong> die führen<strong>de</strong><br />

rolle zu. erklärter favorit <strong>de</strong>s königs war carL HeinricH graun, <strong>de</strong>r mit seinen<br />

insgesamt 27 italienischen opern, die er für berlin schrieb, auch rein quan­<br />

Carl Heinrich Graun<br />

Schabkunstblatt von V. D. Preisler<br />

nach einem Gemäl<strong>de</strong> von A. Möller, 1752<br />

titativ an <strong>de</strong>r spitze stand. noch bevor das haus unter <strong>de</strong>n Lin<strong>de</strong>n vollends<br />

fertiggestellt war, wur<strong>de</strong> es im <strong>de</strong>zember 1742 eingeweiht: hofkapellmeister<br />

Graun hatte zu diesem zweck die oper seria Cesare e Cleopatra komponiert.<br />

offenbar entsprach seine lyrisch­empfindsame, gleichermaßen elegante<br />

wie mit einem beson<strong>de</strong>ren sinn für theatralische Vorgänge aufwarten<strong>de</strong><br />

musik in hohem maße <strong>de</strong>n Vorlieben <strong>de</strong>s monarchen, an<strong>de</strong>rs sind die zahlreichen,<br />

jährlich anfallen<strong>de</strong>n opernaufträge nicht zu verstehen. und auch<br />

<strong>de</strong>r aufstieg Grauns aus kleinen Verhältnissen zu einem <strong>de</strong>r wichtigsten<br />

repräsentanten <strong>de</strong>r italienischen oper im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt und zu einem<br />

wohlsituierten komponisten und kapellmeister am hofe einer europäischen<br />

Großmacht ist bemerkenswert genug.<br />

<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m sächsischen Wahrenbrück im kreis Liebenwerda stammen<strong>de</strong><br />

und an <strong>de</strong>r traditionsreichen dresdner kreuzschule umfassend aus­


einführung einführung<br />

gebil<strong>de</strong>te Graun stieß 1736 zu friedrichs kapelle, die zu dieser zeit noch<br />

außerhalb berlins residierte. er folgte seinem älteren bru<strong>de</strong>r Johann Gottlieb,<br />

<strong>de</strong>r als konzertmeister bereits seit 1732 diesem ensemble angehörte<br />

und sich auch als formidabler komponist erwiesen hatte. carl heinrich hatte<br />

zuvor am hof von herzog august Wilhelm in braunschweig und Wolfenbüttel<br />

gewirkt: dort übte er das amt eines Vizekapellmeisters aus und war<br />

durch mehrere opern – in <strong>de</strong>utscher wie in italienischer sprache – hervorgetreten.<br />

außer<strong>de</strong>m hatte er sich als komponist kirchenmusikalischer<br />

Werke (u. a. kantaten und passionsmusiken) profiliert. Vor allem aber galt er<br />

als exzellenter sänger, <strong>de</strong>r mit einer schönen tenorstimme gesegnet war.<br />

kronprinz friedrich wird gera<strong>de</strong> die kombination dieser verschie<strong>de</strong>nen<br />

talente von <strong>de</strong>r notwendigkeit überzeugt haben, carl heinrich Graun nach<br />

preußen zu holen und ihn als mitglied seiner hofkapelle zu verpflichten.<br />

Graun erschien ihm <strong>de</strong>r richtige für sein Vorhaben, <strong>de</strong>m musikleben <strong>de</strong>r<br />

mark bran<strong>de</strong>nburg nach vielen Jahren <strong>de</strong>s darnie<strong>de</strong>rliegens wie<strong>de</strong>r neue<br />

impulse zu geben. dass die berliner musik mit Graun sogar zu einer unverhofften<br />

blüte kam, in <strong>de</strong>ren ergebnis die preußische resi<strong>de</strong>nz wie<strong>de</strong>r in<br />

tuchfühlung mit <strong>de</strong>n führen<strong>de</strong>n musikalischen zentren brachte, hatte auch<br />

<strong>de</strong>r könig freilich nicht von vornherein erwarten können.<br />

die komposition von opern war die eine seite, an<strong>de</strong>rerseits interessierte<br />

ihn auch die geistliche musik. die an karfreitag 1755 erstmals aufgeführte<br />

passionskantate Der Tod Jesu wur<strong>de</strong> zu einem wahren erfolgsstück, das bis<br />

in das späte 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt hinein regelmäßig in <strong>de</strong>n berliner kirchen<br />

erklang. das zweite große Vokalwerk aus <strong>de</strong>n letzten Jahren seines schaffens<br />

war ein Te Deum, das Graun anlässlich einer siegesfeier – anfang mai 1757<br />

hatte das preußische heer unter friedrichs führung bei prag die Österreicher<br />

geschlagen – komponierte, womöglich im auftrag <strong>de</strong>r prinzessin anna<br />

amalie, <strong>de</strong>r jüngeren schwester <strong>de</strong>s königs. das – trotz <strong>de</strong>s Verzichts auf<br />

pauken und trompeten – durchaus opulente elfsätzige Werk besaß damit<br />

<strong>de</strong>n charakter einer »staatskomposition«, wenngleich es später auch als<br />

losgelöst von <strong>de</strong>rartigen kontexten, als Lobpreis allgemeiner art, aufgeführt<br />

wur<strong>de</strong>. auch Jahrzehnte nach Grauns tod war das Te Deum in berlin und<br />

darüber hinaus noch präsent, was für eine gewisse popularität spricht. es ist<br />

die einzige größere komposition Grauns, die zu Lebzeiten im druck erschien,<br />

spätere Wie<strong>de</strong>rauflagen bestätigen das ungebrochene interesse.<br />

1791, als die erinnerung an <strong>de</strong>n opernkomponisten Graun schon recht<br />

verblasst ist, wird eine neuausgabe <strong>de</strong>s Te Deum im klavierauszug veröffentlicht.<br />

JoHann friedricH reicHardt, seinerzeit preußischer hofkapellmeister<br />

und zu<strong>de</strong>m ein glänzen<strong>de</strong>r musikschriftsteller, bringt in seiner rezension<br />

die hohe Wertschätzung für das Werk und seinen immerhin um zwei Generationen<br />

älteren komponistenkollegen zum ausdruck: »dieses meisterwerck<br />

izt noch beurtheilen o<strong>de</strong>r auch nur loben zu wollen wäre thorheit, da es die<br />

nation bereits seit dreißig, vierzig Jahren als eines <strong>de</strong>r ersten meisterwercke<br />

und als das vorzüglichste unsers verewigten Grauns verehrt.«<br />

reichardt selbst hatte zu dieser zeit bereits eine zentrale rolle im musikleben<br />

preußens zu spielen begonnen. aus königsberg stammend entwickelte<br />

Johann Friedrich Reichardt<br />

Gemäl<strong>de</strong> von Fritz Gareis, 1780


einführung<br />

er sich zu einer entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n figur in <strong>de</strong>r zeit <strong>de</strong>s sturm und drang sowie<br />

<strong>de</strong>r beginnen<strong>de</strong>n romantik. durch seine zahlreichen reisen in wichtige<br />

musikzentren europas hatte er vielfältige einblicke gewonnen, die sowohl<br />

die formung seiner Ästhetik als auch seine musikalischen Werke merklich<br />

beeinflussten. in berlin lernte er etwa die opern Grauns kennen, aber auch<br />

die beginnen<strong>de</strong> bach­ und hän<strong>de</strong>lpflege sowie <strong>de</strong>n neuen typus <strong>de</strong>s singbzw.<br />

Lie<strong>de</strong>rspiels. im alter von erst 23 Jahren wur<strong>de</strong> er 1775 unerwartet zum<br />

preußischen hofkapellmeister bestellt: friedrich ii. hatte auf fürsprache<br />

von franz benda, einem altgedienten mitglied <strong>de</strong>r hofkapelle, <strong>de</strong>n jungen,<br />

hoffnungsvollen komponisten, <strong>de</strong>r schon einige bühnenwerke geschaffen<br />

hatte, mit diesem ehren­ wie verantwortungsvollen posten betraut.<br />

so richtig glücklich wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ehrgeizige und zugleich recht unstete<br />

reichardt jedoch nicht, zumin<strong>de</strong>st nicht während <strong>de</strong>r regierungszeit <strong>de</strong>s »alten<br />

fritzen«. seine pläne zur reform <strong>de</strong>s orchesters und zur neuorganisation<br />

<strong>de</strong>s berliner musiklebens erfüllten sich nur teilweise (obwohl die einrichtung<br />

<strong>de</strong>r »concerts spirituels« nach pariser Vorbild zukunftsweisend wur<strong>de</strong>),<br />

da die zunehmend konservative einstellung <strong>de</strong>s königs in musikalischen<br />

dingen für gewisse hemmnisse sorgte. <strong>de</strong>nnoch ist er friedrich ii. eng<br />

verbun<strong>de</strong>n gewesen: die musik zu <strong>de</strong>n trauerfeierlichkeiten nach <strong>de</strong>ssen<br />

ableben 1786 komponierte reichardt, zwei Jahre darauf folgte ein Werk<br />

zum an<strong>de</strong>nken an seinen könig und dienstherrn. unter <strong>de</strong>m nachfolger<br />

friedrich Wilhelm ii. blieb reichardt zunächst kapellmeister. 1789 gelang<br />

ihm mit Brenno sein größter opernerfolg, im Jahr zuvor war mit Andromeda<br />

das umgebaute und renovierte opernhaus unter <strong>de</strong>n Lin<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>reröffnet<br />

wor<strong>de</strong>n. eine intrige brachte 1794 jedoch <strong>de</strong>n fall: reichardt wur<strong>de</strong> fristlos<br />

entlassen und verließ berlin. noch bevor friedrich Wilhelm ii. 1797 starb,<br />

wur<strong>de</strong> er jedoch begnadigt und wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n dienst als kapellmeister aufgenommen,<br />

auch unter friedrich Wilhelm <strong>iii</strong>. übte er dieses amt aus, kommt<br />

aber auch in seinen letzten Lebensjahre nicht recht zur ruhe.<br />

reichardts Leistungen als komponist sind immer noch nicht in ausreichen<strong>de</strong>r<br />

Weise gewürdigt. in erster Linie hat er sich vokalen Genres<br />

Johann Abraham Peter Schulz,<br />

nach <strong>de</strong>m Gemäl<strong>de</strong> von Johann Christian Frisch<br />

gewidmet: rund 1.500 Lie<strong>de</strong>r stammen aus seiner fe<strong>de</strong>r, dazu eine ganze<br />

reihe von chören, die im späten 18. und während <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts bei<br />

<strong>de</strong>n bürgerlichen chorvereinigungen – wie etwa bei <strong>de</strong>n in vielen städten<br />

existieren<strong>de</strong>n singaka<strong>de</strong>mien – sehr beliebt waren. mehr als zwei dutzend<br />

opern und singespiele sowie melodramen und schauspielmusiken bezeugen<br />

die produktivität reichardts als bühnenkomponist, zu<strong>de</strong>m machte er sich<br />

als musiktheoretiker und essayist einen namen – reichardt als ein multitalent<br />

<strong>de</strong>r Goethezeit zu bezeichnen, ist gewiss nicht übertrieben.<br />

spuren in berlin hat auch <strong>de</strong>r gebürtige Lüneburger JoHann aBraHam<br />

Peter ScHuLz hinterlassen, <strong>de</strong>r vor allem – ebenso wie reichardt – durch<br />

seine zahlreichen Liedkompositionen bekannt gewor<strong>de</strong>n ist. nach<strong>de</strong>m er<br />

für einige Jahre am französischen theater als kapellmeister beschäftigt war,<br />

trat er 1776 eine vergleichbare stellung am hof <strong>de</strong>s prinzen heinrich, <strong>de</strong>s<br />

jüngeren bru<strong>de</strong>rs friedrich ii., in rheinsberg an. am dortigen »musenhof«<br />

erhielt er Gelegenheit, großdimensionierte Werke wie opern, singspiele<br />

o<strong>de</strong>r schauspielmusiken zu komponieren, u. a. auch zu Jean racines tragödie<br />

Athalie. dieses Werk ist offenbar 1782 o<strong>de</strong>r 1783 erstmals in rheinsberg<br />

geboten wor<strong>de</strong>n. da <strong>de</strong>r prinz in beson<strong>de</strong>rer Weise an französischer kunst


Johann Sebastian Bach bei Friedrich II. in Sanssouci<br />

Gemäl<strong>de</strong> von Carl Röhling<br />

einführung<br />

und kultur interessiert war, verwun<strong>de</strong>rt es nicht, dass auch das am hofe<br />

<strong>de</strong>s »sonnen königs« Ludwig XiV. entwickelte klassizistische drama ins<br />

bran<strong>de</strong>nbur gische importiert wur<strong>de</strong> – wie auch die französischen refor­<br />

mopern Glucks, die schulz mit seinen rheinsberger musikern erarbeitete<br />

und mehrfach zur aufführung brachte. Vieles von <strong>de</strong>m Gluck’schen musiki<strong>de</strong>al<br />

erhabener einfachheit ist auch in schulz’ kompositionen eingegangen<br />

– in seine Lie<strong>de</strong>r ebenso wie in seine instrumentalwerke.<br />

die Verbindungen <strong>de</strong>r familie bach mit <strong>de</strong>m preußischen hof sind vielfältiger<br />

art. carl philipp emanuel war lange zeit hofcembalist <strong>de</strong>s königs<br />

und gehörte zu <strong>de</strong>n prägen<strong>de</strong>n Gestalten <strong>de</strong>s berliner musiklebens, aber<br />

auch <strong>de</strong>r ältere Wilhelm frie<strong>de</strong>mann sowie <strong>de</strong>r jüngere Johann christian<br />

waren zumin<strong>de</strong>st zeitweilig an <strong>de</strong>r spree aktiv. und selbst <strong>de</strong>r »alte bach«<br />

hatte im preußischen seine spuren hinterlassen. Gera<strong>de</strong>zu legendär wur<strong>de</strong><br />

die begegnung <strong>de</strong>s bereits über 60­jährigen JoHann SeBaStian BacH mit<br />

könig friedrich ii. im mai 1747 in potsdam, kam es hierbei doch zu einer<br />

<strong>de</strong>nkwürdigen darbietung: auf ein vom könig vorgegebenes thema improvisierte<br />

<strong>de</strong>r thomaskantor eine fuge, <strong>de</strong>ren kunstfertige Gestaltung großen<br />

beifall bei <strong>de</strong>n anwesen<strong>de</strong>n fand. zurück in Leipzig machte sich bach an<br />

eine <strong>de</strong>taillierte ausarbeitung <strong>de</strong>s »königlich preußischen fugenthemas«,<br />

das die Grundlage für sein zum druck bestimmtes Musikalisches Opfer bil<strong>de</strong>te.<br />

neben <strong>de</strong>r nachträglichen fixierung <strong>de</strong>r improvisation in form eines<br />

dreistimmigen ricercar, verschie<strong>de</strong>nen kanon­kompositionen sowie einer<br />

umfang reichen triosonate konzipierte bach als höhepunkt <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m könig<br />

gewidmeten sammlung ein ricercar zu 6 stimmen, mit welchem er seine<br />

über Jahrzehnte erworbenen kontrapunktischen künste eindrucksvoll unter<br />

beweis stellen konnte. mit diesem ungemein dichten und kompositionstechnisch<br />

auf allerhöchstem niveau stehen<strong>de</strong>n stück gab bach ein kaum<br />

zu übertreffen<strong>de</strong>s beispiel für seine musikalische Gelehrsamkeit, wie sie<br />

insbeson<strong>de</strong>re im Musikalischen Opfer und in <strong>de</strong>r Kunst <strong>de</strong>r Fuge zum ausdruck<br />

kommt.


StePHan mai<br />

stephan Mai wur<strong>de</strong> 1953 in Leipzig geboren.<br />

er studierte in seiner heimatstadt<br />

und wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m examen<br />

1976 wur<strong>de</strong> Mitglied <strong>de</strong>s rundfunksinfonieorchesters<br />

Berlin. darüber hinaus<br />

engagierte er sich für <strong>de</strong>n aufbau<br />

eines ensembles, das sich zunächst<br />

mit mo<strong>de</strong>rnem instrumentarium <strong>de</strong>r<br />

historischen aufführungspraxis widmete.<br />

daraus ging 1982 die gründung<br />

<strong>de</strong>r aka<strong>de</strong>mie für alte Musik Berlin<br />

hervor, <strong>de</strong>r stephan Mai als einer <strong>de</strong>r Konzertmeister angehört. Mit diesem<br />

ensemble gastierte er bereits 1986 bei <strong>de</strong>n vom West<strong>de</strong>utschen rundfunk<br />

veranstalteten tagen für alte Musik herne. seither wirkt er an zahlreichen<br />

schallplattenproduktionen und rundfunkaufnahmen <strong>de</strong>r aka<strong>de</strong>mie mit;<br />

tourneen und festivalauftritte führten über die grenzen europas hinaus<br />

in <strong>de</strong>n nahen Osten sowie nach Japan und in die usa. stephan Mai arbeitet<br />

sowohl mit ensembles aus <strong>de</strong>r »alten Musik« als auch mit Musikern auf<br />

mo<strong>de</strong>rnen instrumenten zusammen.<br />

frank markowitScH<br />

frank Markowitsch studierte in freiburg<br />

und Berlin germanistik, romanistik,<br />

Philosophie und schulmusik<br />

sowie Orchester- und chordirigieren.<br />

eine regelmäßige Zusammenarbeit<br />

verbin<strong>de</strong>t ihn mit <strong>de</strong>m rias Kammerchor,<br />

<strong>de</strong>m chor <strong>de</strong>s nord<strong>de</strong>utschen<br />

rundfunks, <strong>de</strong>m choeur <strong>de</strong><br />

radio france, <strong>de</strong>m rundfunkchor Berlin,<br />

<strong>de</strong>m amsterdam Baroque choir,<br />

<strong>de</strong>m Vocalconsort Berlin sowie <strong>de</strong>m<br />

ernst-senff-chor. außer<strong>de</strong>m kooperiert er mit Orchestern wie <strong>de</strong>m Konzerthausorchester<br />

Berlin, <strong>de</strong>n Bran<strong>de</strong>nburger sinfonikern, <strong>de</strong>m Barockorchester<br />

mo<strong>de</strong>rntimes_1800, Le cercle <strong>de</strong> l’harmonie sowie <strong>de</strong>r Berliner<br />

staatsoper unter <strong>de</strong>n Lin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Opéra national <strong>de</strong> nancy und <strong>de</strong>r Opéra<br />

comique <strong>de</strong> Paris, <strong>de</strong>r Oper Luxemburg und zahlreichen internationalen<br />

festivals.<br />

frank Markowitsch hat mit dirigenten wie rené Jacobs (u. a. an <strong>de</strong>r<br />

staatsoper unter <strong>de</strong>n Lin<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>n innsbrucker festwochen und beim<br />

festival aix-en-Provence), Kurt Masur, seiji Ozawa, Marc Minkowski, ingo<br />

Metzmacher, Kazushi Ono, ton Koopman, sebastian Lang-Lessing, nicolas<br />

Mcgegan, enoch zu guttenberg, Konrad Junghänel und Jérémie rhorer gearbeitet.<br />

er ist grün<strong>de</strong>r und künstlerischer Leiter <strong>de</strong>r Vokalaka<strong>de</strong>mie Berlin,<br />

Mitinitiator <strong>de</strong>s festivals chOr@BerLin und leitet seit 1998 <strong>de</strong>n chor<br />

<strong>de</strong>s Jungen ensembles Berlin. seit 2011 ist er stellvertreten<strong>de</strong>r direktor <strong>de</strong>s<br />

staats- und domchores und lehrt an <strong>de</strong>r universität <strong>de</strong>r Künste Berlin.


kammercHor »aPoLLini et muSiS«<br />

im frühjahr 2006 grün<strong>de</strong>ten Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s staatsopernchores <strong>de</strong>n Kammerchor<br />

apollini et Musis. <strong>de</strong>n namen <strong>de</strong>s ensembles inspirierte die<br />

inschrift am giebelportikus <strong>de</strong>r Lin<strong>de</strong>noper: <strong>de</strong>r musikbegeisterte König<br />

friedrich ii. weihte das Opernhaus »apoll und <strong>de</strong>n Musen«. Mit gioachino<br />

rossinis Petite Messe Solennelle unter <strong>de</strong>r Leitung von Julien salemkour leitete<br />

das erste Konzert im Mai 2007.<br />

seit<strong>de</strong>m entstan<strong>de</strong>n im rahmen <strong>de</strong>r Kammermusik im apollo-saal<br />

Konzertprogramme unter <strong>de</strong>r Leitung namhafter dirigenten und chorleiter<br />

wie dan ettinger, robert heimann, Vinzenz Weissenburger, Michael<br />

Wen<strong>de</strong>berg und eberhard friedrich. gemeinsam mit <strong>de</strong>m Kammerchor<br />

traten anna Prohaska, adriane Queiroz, simone schrö<strong>de</strong>r, Burkhard fritz,<br />

florian hoffmann, hanno Müller-Brachmann, <strong>de</strong>r Bandoneonist Lothar<br />

hensel sowie Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r staatskapelle Berlin auf.<br />

abseits von Opernrepertoire und chorsinfonik möchte <strong>de</strong>r junge<br />

Kammerchor originelle Programmzusammenstellungen bieten und sich<br />

um selten zu hören<strong>de</strong> Kompositionen bemühen. durch die projektbezogene<br />

arbeit mit wechseln<strong>de</strong>n dirigenten erhält je<strong>de</strong>s Konzert seine eigene<br />

handschrift.<br />

in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Brasilianischen Botschaft in Berlin hat<br />

<strong>de</strong>r Kammerchor unter <strong>de</strong>r Leitung von Vinzenz Weissenburger die cd<br />

Sauda<strong>de</strong> mit Werken brasilianischer Komponisten eingespielt, die vor<br />

Kurzem beim Label ron<strong>de</strong>au erschien.<br />

PreuSSenS HofmuSik<br />

Preußens <strong>hofmusik</strong> – unter diesem namen haben sich vor mehreren<br />

Jahren Musiker <strong>de</strong>r traditionsreichen staatskapelle Berlin, die auf eine<br />

nahezu 450-jährige geschichte zurückblicken kann, zusammengefun<strong>de</strong>n.<br />

angeleitet von <strong>de</strong>m Violinisten stephan Mai, gründungsmitglied <strong>de</strong>r aka<strong>de</strong>mie<br />

für alte Musik Berlin, widmen sie sich vor allem einem repertoire,<br />

wie es zu Zeiten <strong>de</strong>s Preußenkönigs friedrich ii. in Berlin und Potsdam,<br />

aber auch in an<strong>de</strong>ren Musikzentren europas gespielt wur<strong>de</strong>. dabei stehen<br />

die in <strong>de</strong>n preußischen resi<strong>de</strong>nzstädten ansässigen Komponisten im<br />

Mittelpunkt: so etwa die hochbegabten söhne Johann sebastian Bachs,<br />

Wilhelm frie<strong>de</strong>mann und carl Philipp emanuel, aber auch die Brü<strong>de</strong>r<br />

graun, die mit ihren originellen Werken das Berliner Musikleben um<br />

die Mitte <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts wesentlich prägten. aber auch sinfonien<br />

und Konzerte <strong>de</strong>r Wiener Klassiker sowie Kompositionen <strong>de</strong>r Barockzeit<br />

erklingen regelmäßig.<br />

Preußens <strong>hofmusik</strong> musiziert auf mo<strong>de</strong>rnen instrumenten in einer<br />

an <strong>de</strong>r sogenannten »historischen aufführungspraxis« orientierten interpretationsweise.<br />

in vier Konzerten pro spielzeit tritt das variabel besetzte<br />

ensemble im apollo-saal <strong>de</strong>r staatsoper unter <strong>de</strong>n Lin<strong>de</strong>n auf. darüber<br />

hinaus spielten die Musiker zur Wie<strong>de</strong>reröffnung <strong>de</strong>s Berliner Bo<strong>de</strong>-Museums<br />

und waren zu Konzerten im Preußischen Landtag sowie im hotel<br />

adlon zu erleben. im Oktober 2009 gestaltete das ensemble das abschlusskonzert<br />

<strong>de</strong>r usedomer Musikfestspiele. im sommer 2006 erschien die<br />

erste einspielung bei Berlin classics mit Werken <strong>de</strong>r Bach-familie, von<br />

Johann gottlieb graun sowie Joseph haydn. eine zweite aufnahme mit<br />

<strong>de</strong>r Pianistin simone dinnerstein und Werken von Johann sebastian Bach<br />

wur<strong>de</strong> kürzlich bei sony veröffentlicht.<br />

Während <strong>de</strong>r zeit <strong>de</strong>r sanierung <strong>de</strong>s stammhauses unter <strong>de</strong>n Lin<strong>de</strong>n ist<br />

die konzertreihe von preußens <strong>hofmusik</strong> im festsaal <strong>de</strong>s roten rathauses<br />

zu erleben.


iMPressuM<br />

HerauSgeBer staatsoper unter <strong>de</strong>n Lin<strong>de</strong>n<br />

Bismarckstraße 110 | 10625 Berlin<br />

intendant Jürgen flimm<br />

generaLmuSikdirektor daniel Barenboim<br />

geScHäftSfüHren<strong>de</strong>r direktor ronny unganz<br />

redaktion dr. <strong>de</strong>tlef giese | Mitarbeit: isabelle Becker, elisabeth Kühne, caroline schulz<br />

<strong>de</strong>r text von <strong>de</strong>tlef giese ist ein Originalbeitrag für dieses Programmheft.<br />

Layout dieter thomas<br />

HerSteLLung druckerei<br />

aBBiLdungen Werner Menke: Georg Philipp Telemann. Leben, Werk und Umwelt in<br />

Bilddokumenten, Wilhelmshaven 1977; www.wikipedia.org/google_art_project<br />

(26.01.2012); friedrich Blume (hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Kassel u. a.<br />

1949 ff.; Werner neumann: Auf <strong>de</strong>n Lebenswegen Johann Sebastian Bachs, Berlin 1953;<br />

Walter rösler/Manfred haedler/Micaela von Marcard: Das »Zauberschloss« Unter <strong>de</strong>n Lin<strong>de</strong>n,<br />

Berlin 1997.<br />

fotoS <strong>de</strong>r mitwirken<strong>de</strong>n privat (Mai, Markowitsch)<br />

Gedruckt auf Luxo Art Samtoffset, FSC-zertifiziertes Papier (FSC = Forest Stewardship Council),<br />

welches die richtlinien <strong>de</strong>s fsc nach weltweit gültigen chain­of­custody­standard<br />

(coc/produktkette) für eine verantwortungsvolle und nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />

nach ökologischen, sozialen und ökonomischen standards erfüllt.

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