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Frauenerwerbsarbeit im verarbeitenden Gewerbe – faire Chancen? Prominente Beispiele hierfür sind der Girls Day wie auch der Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen 250. Leider bislang mit wenig Erfolg. 251 Im Folgenden geht es um die Auszubildenden in svpfl. Beschäftigung. In Westdeutschland waren im Jahr 2005 nach Angaben des IAB-Betriebspanels 44 %, in Ostdeutschland nur 40 % aller Auszubildenden Frauen. 252 Dies entspricht im Westen in etwa dem Anteil der Frauen an allen Beschäftigten, im Osten liegt dieser Anteil hingegen ca. 6 Prozentpunkte unter dem Anteil an den Beschäftigten. Das liegt jedoch selten an den fehlenden schulischen Abschlüssen, denn hier schneiden mittlerweile die jungen Frauen regelmäßig besser ab. Grundsätzlich sind Frauen in den technisch orientierten und in den IT-Berufen schwach vertreten – also gerade dort, wo die Perspektiven positiv sind. Und in den wenigen technischen Berufen, in die junge Frauen verstärkt einmünden, werden von den Betrieben – im Vergleich zum gesamten Berufsfeld – nur wenige Ausbildungsstellen angeboten. Entsprechend sieht die Verteilung in den Wirtschaftsbereichen aus. In beiden Teilen Deutschlands sind Frauen in der Landwirtschaft, im Bergbau, im Verarbeitenden Gewerbe, im Baugewerbe und im Bereich Handel/ Reparatur unterdurchschnittlich in der Berufsausbildung vertreten. 253 Verschiedene Untersuchungen beschäftigten sich mit dem Berufswahlverhalten von jungen Männern und Frauen. Demnach gibt es eher männerdominierte Berufe, eher ausgeglichene Berufe und eher frauendominierte Berufe. Zu den männerdominierten Berufen zählen vor allem Bauberufe und technische Berufe, beides Berufe, die vor allem von Betrieben des Baugewerbes und des Verarbeitenden Gewerbes nachgefragt werden (meist in männerdominierten Betrieben). 254 Junge Frauen entscheiden sich also immer noch verhältnismäßig selten für männerdominierte Berufe und/ oder Betriebe und/ oder Branchen. Die Verteilung der jungen Frauen und Männer auf die Berufe und Branchen wird durch zahlreiche Faktoren beeinflusst. Individuelle Interessen und Begabungen, eine geschlechtsspezifische Sozialisation, gesellschaftliche Rollenbilder, konkrete Arbeitsbedingungen wie auch vorhandene oder geglaubte Benachteiligung spielen hier eine Rolle und wirken sehr komplex zusammen. Entsprechend schwer sind die Verhaltensweisen offensichtlich zu beeinflussen. Neben den hier diskutierten Faktoren sind aber auch harte Diskriminierungsfaktoren nicht außer acht zu lassen: Die geringere Ausbildungsvergütung wie auch die schlechteren Übernahmechancen von jungen Frauen in den Unternehmen. 255 Die Ausbildung in den in der Studie dargestellten Industriebranchen ist entsprechend den vorangegangen Ausführungen nach wie vor männerdominiert. Besonders überraschend sind zwei Entwicklungen: Zum einen ist der Frauenanteil in nahezu allen Branchen (außer Automobil und Medizintechnik) in der Ausbildung geringer als bei den svpfl. Beschäftigten (ohne Auszubildende). Zum anderen ist der Frauenanteil bei den Auszubildenden in den 250 Ziel des Nationalen Paktes ist, das Potential von Frauen für naturwissenschaftlich-technische Berufe angesichts des sich abzeichnenden Fachkräftemangels zu nutzen (vgl. www.komm-machmint.de, Stand 12/2009) 251 Granato, M. u.a. (2008). 252 Hartung, S. u.a. (2006). 253 Vgl. ebd. 254 Fischer, U. u.a. (2009). 255 Granato, M. u.a. (2008). 187

Frauenerwerbsarbeit im verarbeitenden Gewerbe – faire Chancen? betrachteten ostdeutschen Branchen sogar noch unter dem Anteil weiblicher Auszubildender in Westdeutschland (Ausnahme: Medizintechnik) (vgl. Tabelle 28). 256 Damit sinkt der Frauenanteil bei den Facharbeiterinnen und Facharbeitern perspektivisch weiter ab – angesichts der demografischen Entwicklung ist dies keine hoffnungsvolle Entwicklung. Beschäftigungspotenziale bleiben offensichtlich weiter nicht erschlossen. Tabelle 28 Entwicklung des Frauenanteils bei den Auszubildenden in ausgewählten Branchen des Verarbeitenden Gewerbes in Ost- und Westdeutschland 2008 Branchen mit Beschäftigungsaufbau () und Beschäftigungsabbau () u. svpfl. Beschäftigung 2008 Frauenanteil an allen svpfl. Beschäftigten und Auszubildenden in % Deutschland Westdeutschland Ostdeutschland Svpfl. Besch Azubis Svpfl. Besch Azubis Svpfl. Besch Azubis Automobil () 699.572. 13,99 18,48 13,79 18,89 16,90 14,19 Maschinenbau () 1.028.823 16,45 13,82 16,49 14,54 16,10 8,24 Metall- u. Stahl () 1.049.311 17,13 11,62 17,15 12,30 17,01 8,28 Möbel () 126.060 22,08 19,27 21,79 19,79 23,98 15,93 Textil- u. Bekleidung () 115.491 55,70 53,19 54,62 54,58 61,59 46,41 Medizintechnik i.e.S. () 134.937 47,31 48,57 45,06 47,79 57,98 52,14 Quellen: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Nürnberg, Stichtag: 31.12.2008 (vorläufiger Stand), eigene Berechnungen. 16.7. Weiterbildung 257 Die berufliche Weiterbildung gewinnt angesichts des rasanten gesellschaftlichen Wandels und einer kurzen Halbwertzeit von Wissen sowie den strukturellen Veränderungen der Industrielandschaft in Deutschland immer mehr an Bedeutung. Lebenslanges Lernen ist hier das Stichwort. Frauen (wie auch Männer) können durch Weiterbildung ihren Arbeitsplatz sichern (z.B. als Beschäftigte ohne Ausbildung), in Führungspositionen aufsteigen und ein höheres Einkommen erwirtschaften. Obwohl also für Unternehmen wie Beschäftigte die Notwendigkeit des Lebenslangen Lernens unbestritten ist, haben einzelne Gruppen im Betrieb durchaus unterschiedliche Zugänge zu betrieblicher Weiterbildung: Im Kern lässt sich sagen, dass sog. gering Qualifizierte und Ältere besonders wenig an betrieblicher und beruflicher Weiterbildung teilnehmen. Bezogen auf bestimmte Branchen besteht auch eine Benachteiligung von Frauen. . 258 256 Zu beachten ist, dass wir mit de4n Branchendaten nicht die konkreten berufe erfassen können – so steht zu vermuten, dass die jungen Frauen in den Industriebranchen z.T. auch frauentypische Berufe wie Industriekauffrau lernen. 257 Die Weiterbildungsquoten schwanken erheblich, was insbesondere dem Untersuchungsdesign geschuldet ist. So hat z.B. das IAB-Betriebspanel lediglich ein Halbjahr als Referenzzeitraum für die Betriebe, während alle anderen Untersuchungen sich auf ein ganzes Jahr beziehen. Die folgenden Ausführungen können diese Datenverwerfungen nicht mitdiskutieren, werden aber die jeweilige Datenquelle deutlich benennen. 188

<strong>Frauenerwerbsarbeit</strong> im verarbeitenden Gewerbe – faire Chancen?<br />

Prominente Beispiele hierfür sind der Girls Day wie auch der Nationale Pakt für Frauen in<br />

MINT-Berufen 250. Leider bislang mit wenig Erfolg. 251 Im Folgenden geht es um die<br />

Auszubildenden in svpfl. Beschäftigung.<br />

In Westdeutschland waren im Jahr 2005 nach Angaben des IAB-Betriebspanels 44 %, in<br />

Ostdeutschland nur 40 % aller Auszubildenden Frauen. 252 Dies entspricht im Westen in etwa<br />

dem Anteil der Frauen an allen Beschäftigten, im Osten liegt dieser Anteil hingegen ca. 6<br />

Prozentpunkte unter dem Anteil an den Beschäftigten. Das liegt jedoch selten an den<br />

fehlenden schulischen Abschlüssen, denn hier schneiden mittlerweile die jungen Frauen<br />

regelmäßig besser ab.<br />

Grundsätzlich sind Frauen in den technisch orientierten und in den IT-Berufen schwach<br />

vertreten – also gerade dort, wo die Perspektiven positiv sind. Und in den wenigen<br />

technischen Berufen, in die junge Frauen verstärkt einmünden, werden von den Betrieben –<br />

im Vergleich zum gesamten Berufsfeld – nur wenige Ausbildungsstellen angeboten.<br />

Entsprechend sieht die Verteilung in den Wirtschaftsbereichen aus. In beiden Teilen<br />

Deutschlands sind Frauen in der Landwirtschaft, im Bergbau, im Verarbeitenden Gewerbe,<br />

im Baugewerbe und im Bereich Handel/ Reparatur unterdurchschnittlich in der<br />

Berufsausbildung vertreten. 253<br />

Verschiedene Untersuchungen beschäftigten sich mit dem Berufswahlverhalten von jungen<br />

Männern und Frauen. Demnach gibt es eher männerdominierte Berufe, eher ausgeglichene<br />

Berufe und eher frauendominierte Berufe. Zu den männerdominierten Berufen zählen vor<br />

allem Bauberufe und technische Berufe, beides Berufe, die vor allem von Betrieben des<br />

Baugewerbes und des Verarbeitenden Gewerbes nachgefragt werden (meist in<br />

männerdominierten Betrieben). 254 Junge Frauen entscheiden sich also immer noch<br />

verhältnismäßig selten für männerdominierte Berufe und/ oder Betriebe und/ oder Branchen.<br />

Die Verteilung der jungen Frauen und Männer auf die Berufe und Branchen wird durch zahlreiche<br />

Faktoren beeinflusst. Individuelle Interessen und Begabungen, eine geschlechtsspezifische<br />

Sozialisation, gesellschaftliche Rollenbilder, konkrete Arbeitsbedingungen wie<br />

auch vorhandene oder geglaubte Benachteiligung spielen hier eine Rolle und wirken sehr<br />

komplex zusammen. Entsprechend schwer sind die Verhaltensweisen offensichtlich zu<br />

beeinflussen. Neben den hier diskutierten Faktoren sind aber auch harte<br />

Diskriminierungsfaktoren nicht außer acht zu lassen: Die geringere Ausbildungsvergütung<br />

wie auch die schlechteren Übernahmechancen von jungen Frauen in den Unternehmen. 255<br />

Die Ausbildung in den in der <strong>Studie</strong> dargestellten Industriebranchen ist entsprechend den<br />

vorangegangen Ausführungen nach wie vor männerdominiert. Besonders überraschend sind<br />

zwei Entwicklungen: Zum einen ist der Frauenanteil in nahezu allen Branchen (außer<br />

Automobil und Medizintechnik) in der Ausbildung geringer als bei den svpfl. Beschäftigten<br />

(ohne Auszubildende). Zum anderen ist der Frauenanteil bei den Auszubildenden in den<br />

250 Ziel des Nationalen Paktes ist, das Potential von Frauen für naturwissenschaftlich-technische<br />

Berufe angesichts des sich abzeichnenden Fachkräftemangels zu nutzen (vgl. www.komm-machmint.de,<br />

Stand 12/2009)<br />

251 Granato, M. u.a. (2008).<br />

252<br />

Hartung, S. u.a. (2006).<br />

253<br />

Vgl. ebd.<br />

254<br />

Fischer, U. u.a. (2009).<br />

255<br />

Granato, M. u.a. (2008).<br />

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