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Frauenerwerbsarbeit im verarbeitenden Gewerbe – faire Chancen? Die Verteilung der weiblichen Beschäftigten auf die verschiedenen Altersgruppen in den Industriebranchen (vgl. Tabelle 25) zeigt, dass in der Automobilindustrie, im Maschinenbau sowie in der Medizintechnik tendenziell der Anteil der Frauen steigt, je jünger die Beschäftigten sind – hier könnte sich eine Modernisierungsschub andeuten. Im Gegensatz dazu zeigt die Metall- und Stahlindustrie, die Möbelherstellung sowie die Textil- und Bekleidungsindustrie tendenziell einen sinkenden Anteil von Frauen, je jünger die Beschäftigtengruppen sind. Letztere Branchen nutzen die „Fachkräftereserve“ Frauen also bislang deutlich weniger. 16.3. Arbeitszeitvolumen Erwerbstätigkeit kann Frauen wie Männer vor die Herausforderung stellen, berufliche mit familiären Pflichten in Einklang bringen zu müssen. Die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten, spielt dabei eine große Rolle. So geben auch mehr als die Hälfte aller abhängig und in Teilzeit beschäftigten Frauen in Deutschland als Grund für die Teilzeitarbeit familiäre oder persönliche Verpflichtungen an (60% in Westdeutschland, 20% in Ostdeutschland). 237 Allerdings hat Teilzeitbeschäftigung einen ambivalenten Charakter: Für Menschen mit familiären Pflichten ist sie zwar oft die einzige Möglichkeit, erwerbstätig zu sein, aber vielfach schränkt sie die Möglichkeiten ein, sich im Beruf weiterzuentwickeln und die finanzielle Sicherung im Alter zu aufzubauen. 238 Nach wie vor ist Teilzeit eine Frauendomäne. Frauen waren 2008 (und auch die Jahre zuvor) mit einem Anteil von 80 % an allen Teilzeitbeschäftigten deutlich in der Mehrzahl und auch der Anteil der Teilzeitbeschäftigten ist bei den Frauen mit 44 % deutlich höher als bei Männern mit einem Anteil von nur neun Prozent. 239 Zwar sind laut den Ergebnissen des Betriebspanels 2008 in sog. „männerdominierten Betrieben“ durchschnittlich nur 14 % der dort Beschäftigten Frauen, doch ist der Frauenanteil an den Teilzeitbeschäftigten mit 49 % mehr als dreimal so hoch. In besagten männerdominierten Betrieben ist die Teilzeitquote bezogen auf alle Beschäftigte am niedrigsten, in den frauendominierten Betrieben am höchsten. In männerdominierten Betrieben hat also Teilzeit für alle Beschäftigten eine geringere Bedeutung als in frauendominierten Betrieben. 240 Diese Ergebnisse werden durch unsere Auswertung bestätigt. Die Teilzeitquoten (Anteil aller der Teilzeitbeschäftigten an allen Beschäftigten) in den dargestellten Industriebranchen reichen von 2,9 (Schiffbau) bzw. 3,7% (Automobil / Metall- und Stahlindustrie) bis hin zu 9 % (Medizintechnik) und 11 % (Textil- und Bekleidungsindustrie). Sie liegen damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt 2008 von 18% 241 . Zudem ist Teilzeitarbeit immer noch ein westdeutsches Frauenphänomen – hier bildet nur die Medizintechnik (im engeren Sinne) eine Ausnahme: Zwar ist in dieser Branche die Teilzeitquote in Ostdeutschland geringer als in Westdeutschland, allerdings ist der Anteil der 237 Kümmerling, A. u.a. (2008). 238 Fischer, G. u.a. (2009). 239 Vgl. ebd. 240 Ebd. 241 Vgl. Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Nürnberg, Stichtag: 31.12.2008, WZ 08 (vorläufiger Stand), eigene Berechnungen 183

Frauenerwerbsarbeit im verarbeitenden Gewerbe – faire Chancen? Frauen an Teilzeitarbeit deutlich höher als in den anderen Branchen. Die Frauenanteile an Teilzeitbeschäftigung variieren jedoch erheblich (vgl. Tabelle 26) Tabelle 26 Frauenanteil bei den Voll- und Teilzeitbeschäftigten in ausgewählten Branchen des Verarbeitenden Gewerbes 2008 Branchen (Frauenanteil an svpfl. Beschäftigung m. Ausz. in der Branche 2008 in Dtl.) und Teilzeitquote Automobil (14,19) Teilzeitquote: 3,70 % Maschinenbau (16,27) Teilzeitquote: 4,2 % Metall- u. Stahl (16,76) Teilzeitquote: 3,75 % Möbel (21,86) Teilzeitquote: 4,7 % Textil- u. Bekleidung (55,95) Teilzeitquote: 11,23 % Medizintechnik i.e.S. (47,40) Teilzeitquote: 9 % Frauenanteil in % an jeweiliger Beschäftigtengruppe (m. Ausz.) Deutschland Westdeutschland Ostdeutschland VZ % TZ % VZ % TZ % VZ % TZ % 16,04 66,07 12,07 66,27 16,05 59,45 13,79 72,42 13,74 72,69 14,23 68,05 14,48 75,39 14,36 75,92 15,08 70,44 18,89 80,44 18,47 81,30 58,31 71,84 50,83 93,19 49,37 93,37 55,62 91,68 43,84 84,67 41,26 84,43 21,59 86,30 Quellen: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Nürnberg, Stichtag: 31.12.2008 (vorläufiger Stand), eigene Berechnungen. bedeutet eine Erhöhung des Frauenanteils seit 1999, umgekehrt bedeutet eine Verringerung des Frauenanteils seit 1999 im Vergleich zu den Angaben in der Studie von Astrid Ziegler. Ein Grund für den stellenweise ungewöhnlich hohen Männeranteil könnte die Altersteilzeit sein, die laut der Bundesagentur für Arbeit bei den Teilzeitbeschäftigten integriert sind. Der Frauenanteil an den Altersteilzeitbeschäftigten in Deutschland hat sich von Anfang 1999 bis Ende 2007 auf 44 % verdoppelt und liegt in Ostdeutschland (61 %) weitaus höher als in Westdeutschland (39 %). Hier kann die hohe, von Vollzeitarbeit geprägte Erwerbsbeteiligung von Frauen zu DDR-Zeiten nachwirken, die Altersteilzeit für Frauen finanziell attraktiv macht. Seit das Altersteilzeitgesetz im Jahr 2000 novelliert wurde, kann es auch von Teilzeitbeschäftigten genutzt werden. Nach dieser Änderung erhöhte sich der Frauenanteil in Westdeutschland deutlich. Im Jahr 2007 kamen 4 % der altersteilzeitbeschäftigten Frauen aus Teilzeitarbeitsverhältnissen. 242 16.4. Geringfügige Beschäftigung Die geringfügige Beschäftigung nahm in den vergangenen Jahren deutlich zu, insbesondere westdeutsche Frauen nutzen diese prekäre Beschäftigungsform. Das Gewicht der geringfügigen Beschäftigung in den einzelnen Wirtschaftsbereichen ist jedoch sehr unterschiedlich „Insbesondere in den Dienstleistungsbranchen sind geringfügig Beschäftigte zu finden. Von allen Minijobbern 2005 arbeiteten dort 83 %. 243 Weit überdurchschnittlich finden sich geringfügig Beschäftigte insbesondere im Reinigungsgewerbe, der Gastronomie, 242 Wanger, S. (2009). 243 BA (2007). 184

<strong>Frauenerwerbsarbeit</strong> im verarbeitenden Gewerbe – faire Chancen?<br />

Frauen an Teilzeitarbeit deutlich höher als in den anderen Branchen. Die Frauenanteile an<br />

Teilzeitbeschäftigung variieren jedoch erheblich (vgl. Tabelle 26)<br />

Tabelle 26<br />

Frauenanteil bei den Voll- und Teilzeitbeschäftigten in ausgewählten Branchen des<br />

Verarbeitenden Gewerbes 2008<br />

Branchen<br />

(Frauenanteil an svpfl. Beschäftigung<br />

m. Ausz. in der Branche 2008 in Dtl.)<br />

und Teilzeitquote<br />

Automobil (14,19)<br />

Teilzeitquote: 3,70 %<br />

Maschinenbau (16,27)<br />

Teilzeitquote: 4,2 %<br />

<strong>Metall</strong>- u. Stahl (16,76)<br />

Teilzeitquote: 3,75 %<br />

Möbel (21,86)<br />

Teilzeitquote: 4,7 %<br />

Textil- u. Bekleidung (55,95)<br />

Teilzeitquote: 11,23 %<br />

Medizintechnik i.e.S. (47,40)<br />

Teilzeitquote: 9 %<br />

Frauenanteil in % an jeweiliger Beschäftigtengruppe (m. Ausz.)<br />

Deutschland Westdeutschland Ostdeutschland<br />

VZ % TZ % VZ % TZ % VZ % TZ %<br />

16,04 66,07 12,07 66,27 16,05 59,45<br />

13,79 72,42 13,74 72,69 14,23 68,05<br />

14,48 75,39 14,36 75,92 15,08 70,44<br />

18,89 80,44 18,47 81,30 58,31 71,84<br />

50,83 93,19 49,37 93,37 55,62 91,68<br />

43,84 84,67 41,26 84,43 21,59 86,30<br />

Quellen: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Nürnberg, Stichtag: 31.12.2008<br />

(vorläufiger Stand), eigene Berechnungen. bedeutet eine Erhöhung des Frauenanteils seit 1999, umgekehrt bedeutet eine<br />

Verringerung des Frauenanteils seit 1999 im Vergleich zu den Angaben in der <strong>Studie</strong> von Astrid Ziegler.<br />

Ein Grund für den stellenweise ungewöhnlich hohen Männeranteil könnte die Altersteilzeit<br />

sein, die laut der Bundesagentur für Arbeit bei den Teilzeitbeschäftigten integriert sind. Der<br />

Frauenanteil an den Altersteilzeitbeschäftigten in Deutschland hat sich von Anfang 1999 bis<br />

Ende 2007 auf 44 % verdoppelt und liegt in Ostdeutschland (61 %) weitaus höher als in<br />

Westdeutschland (39 %). Hier kann die hohe, von Vollzeitarbeit geprägte Erwerbsbeteiligung<br />

von Frauen zu DDR-Zeiten nachwirken, die Altersteilzeit für Frauen finanziell attraktiv macht.<br />

Seit das Altersteilzeitgesetz im Jahr 2000 novelliert wurde, kann es auch von<br />

Teilzeitbeschäftigten genutzt werden. Nach dieser Änderung erhöhte sich der Frauenanteil in<br />

Westdeutschland deutlich. Im Jahr 2007 kamen 4 % der altersteilzeitbeschäftigten Frauen<br />

aus Teilzeitarbeitsverhältnissen. 242<br />

16.4. Geringfügige Beschäftigung<br />

Die geringfügige Beschäftigung nahm in den vergangenen Jahren deutlich zu, insbesondere<br />

westdeutsche Frauen nutzen diese prekäre Beschäftigungsform. Das Gewicht der<br />

geringfügigen Beschäftigung in den einzelnen Wirtschaftsbereichen ist jedoch sehr<br />

unterschiedlich „Insbesondere in den Dienstleistungsbranchen sind geringfügig Beschäftigte<br />

zu finden. Von allen Minijobbern 2005 arbeiteten dort 83 %. 243 Weit überdurchschnittlich<br />

finden sich geringfügig Beschäftigte insbesondere im Reinigungsgewerbe, der Gastronomie,<br />

242 Wanger, S. (2009).<br />

243 BA (2007).<br />

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