OBS-Studie zur Frauenerwerbsarbeit PDF - IG Metall Netzwerk ...
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<strong>Frauenerwerbsarbeit</strong> im verarbeitenden Gewerbe – faire Chancen?<br />
Diese Einkommensdifferenz geht einher mit generell niedrigeren Verdiensten von<br />
Handwerksbeschäftigten gegenüber im industriellen Sektor Tätigen. Dies zeigt sich deutlich<br />
an den Einkommensunterschieden zwischen Gesellinnen und Gesellen im Handwerk und<br />
Facharbeiterinnen sowie Facharbeitern im Produzierenden Gewerbe (vgl. Tabelle 21). So<br />
verdiente diese Gruppe der Handwerksbeschäftigten 1999 bundesweit knapp 4 Euro weniger<br />
pro Stunde (!) als ihre Kolleginnen und Kollegen im Produzierenden Gewerbe. Im Jahr 2006<br />
lag die Differenz des Bruttostundenlohns sogar bei 4,67 Euro.<br />
Auch dieses vergleichsweise geringe Einkommen trägt bei <strong>zur</strong> geringeren Attraktivität von<br />
Handwerksbetrieben für höher qualifizierte Beschäftigte. Schwierigkeiten bei der Besetzung<br />
offener Stellen – gerade in Klein- und Kleinstbetrieben – und/ oder die Abwanderung<br />
qualifizierten Personals sind die Folge. 224<br />
15.5. Ausblick<br />
Das Handwerk mit seinen Arbeitsfeldern sowie seiner Beschäftigtengröße und -struktur ist<br />
ein breites Feld mit hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung – auch wenn es sich seit knapp 15<br />
Jahren überwiegend rückläufig entwickelt. Immer noch ist es ein wichtiger Träger des<br />
betrieblichen Ausbildungssystems. Alleine in 2008 wurden knapp 480.000 junge Männer und<br />
115.000 junge Frauen im Handwerk ausgebildet. Damit liegt der Frauenanteil bei etwa 24 %.<br />
Trotzdem ist das Handwerk ein geschlechtlich stark segregierter Bereich. Dies betrifft die<br />
Verteilung von Frauen und Männern auf die unterschiedlichen Zweige des Handwerks, als<br />
auch die beruflichen und qualifikatorischen Positionen, die sie in Handwerksbetrieben<br />
einnehmen. So waren Frauen in allen in dieser <strong>Studie</strong> betrachteten Zweigen im Jahr 1995<br />
die klare Minderheit unter den Beschäftigten als auch Auszubildenden. Innerhalb der<br />
Betriebe traten sie in den seltensten Fällen in der Rolle der Firmeninhaberinnen auf, stellten<br />
stattdessen die deutliche Mehrheit der unbezahlt mithelfenden Familienangehörigen. Unter<br />
Gesellen oder Meistern, Polieren und Ingenieuren – den hoch qualifizierten<br />
Beschäftigtengruppen des Handwerks – waren nur zwischen 1 % und 5 % aller<br />
Beschäftigten weiblich. Hingegen waren sie überproportional im einfachen<br />
Angestelltenbereich sowie unter den Un- und Angelernten vorzufinden. Die<br />
Beschäftigtensituation von Frauen gestaltet sich aus diesen Gründen ähnlich schwierig wie<br />
in vielen Bereichen des Verarbeitenden Gewerbes, wo in Zeiten der Krise oder der generell<br />
rückläufigen Entwicklung Arbeitsplätze mit einfachem oder geringem Qualifikationsniveau<br />
stärker vom Abbau betroffen sind. Dies hat sich vermutlich auch negativ auf den<br />
Frauenanteil in der Branche ausgewirkt, der im Jahr 1995 noch bei 30 % lag. Eine genaue<br />
Analyse steht hier allerdings – aufgrund der un<strong>zur</strong>eichenden Datenlage – noch aus.<br />
Über die Situation der Frauen hinausgehend sind Handwerksbetriebe aktuell mit großen<br />
allgemeinen Herausforderungen konfrontiert: Rekrutierungsprobleme bei Fachkräften und<br />
Auszubildenden, die Meisterlücke und die Nachfolgeproblematik. Neben den<br />
un<strong>zur</strong>eichenden Qualifikationen auf Seiten potenzieller Bewerberinnen und Bewerber, wird<br />
dies auch durch Qualitätsdefizite im Ausbildungsangebot sowie Wettbewerbsnachteile des<br />
224 ZDH (2006).<br />
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