OBS-Studie zur Frauenerwerbsarbeit PDF - IG Metall Netzwerk ...
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Frauenerwerbsarbeit im verarbeitenden Gewerbe – faire Chancen? Aus den vorliegenden o.g. qualitativen Einschätzungen und der allgemeinen Kenntnis zur Entlohnung im Verarbeitenden Gewerbe ist derzeit nicht davon auszugehen, dass Frauen und Männer sowie Ostdeutsche und Westdeutsche die gleiche Entlohnung erhalten. 14.9. Zusammenfassung 200 Die verfügbaren Studien gehen insgesamt von einem starken Beschäftigungswachstum dieser jungen Branche aus. Allerdings handelt es sich um die Berechnungen von Arbeitskräften aus dem Umsatz heraus bzw. um die Befragung von Betriebsräten und Geschäftsführungen in Unternehmen. So ist derzeit keine einheitliche Datengrundlage vorhanden und es müssen vielfach grobe Schätzungen angeben und Vergleiche sind nur schwer zu ziehen. Im Kontext der vorliegenden Studie stehen zwei Branchenzweige im Mittelpunkt, die relativ eindeutig den Erneuerbaren Energie zugerechnet werden können. Die beiden Branchenzweige zeigen eine unterschiedlich hohe Frauenbeschäftigung auf und unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht deutlich voneinander und werden deshalb in der folgenden Zusammenfassung getrennt dargestellt. Der Wirtschaftszweig 26.11.1 (Solarzellen und -module) hat einen Frauenanteil von 25 %. In Ostdeutschland ist dieser etwas höher als in Westdeutschland. Der Anteil der weiblichen Beschäftigten ohne Ausbildung ist insbesondere in Ostdeutschland auffällig niedrig. Die Altersstruktur allgemein aber auch die der Frauen ist jünger als die Alterstrukturen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Teilzeitbeschäftigung spielt eine geringe Rolle, nur rund 5 % der Frauen arbeiten in Teilzeit. Geringfügige Beschäftigung tritt in der Branche mit einem Anteil von 13 % auf. Der Frauenanteil dabei betrug 2008 rund 60 %. In der Branche werden überdurchschnittlich viele junge Frauen ausgebildet – bundesweit beträgt die Ausbildungsquote nur rund 3 %, davon sind immerhin 32,5 % Frauen – damit kann sich der weibliche Fachkräfteanteil perspektivisch erhöhen. Absolut bedeutet das: 90 Frauen und 187 Männer machen eine Ausbildung in dem Branchenzweig. WZ 28.11. (beinhaltet Herstellung von Turbinen für Dampfkraft, Wasserkraft und Windkraft) hat einen Frauenanteil von 14 %. Der Anteil der weiblichen Beschäftigten ohne Ausbildung ist auffällig hoch. Die Altersstruktur allgemein aber auch die der Frauen entspricht den bundesweiten Alterstrukturen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Teilzeitbeschäftigung spielt eine geringe Rolle, rund 14 % der Frauen arbeiten in Teilzeit. Geringfügige Beschäftigung spielt mit 1 % Anteil eher keine Rolle. Der Frauenanteil 2008 betrug rund 53 %. In der Branche werden sehr wenige junge Frauen ausgebildet – bundesweit beträgt die Ausbildungsquote nur 5 %, und davon sind wiederum nur 13 % Frauen. Absolut bedeutet das: 249 Frauen und 2.652 Männer machen eine Ausbildung in diesem Branchenzweig. 200 Die Themen Weiterbildung und Einkommen konnten in diesem Kapitel nur qualitativ beleuchtet werden. Zudem liegen keine Angaben über die Beteiligung von Frauen vor. Daher wird in der Zusammenfassung nicht darauf eingegangen. 165
Frauenerwerbsarbeit im verarbeitenden Gewerbe – faire Chancen? 15. Handwerk Das Handwerk mit seinen Arbeitsfeldern sowie seiner Beschäftigtengröße und -struktur ein breites und diverses Feld mit hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung – auch wenn andauernde Negativmeldungen seit Mitte der 1990er Jahre das Gegenteil vermuten lassen. Arbeitsplatzabbau, Umsatzeinbrüche, Insolvenzen, Betriebssterben – seit knapp 15 Jahren entwickelt sich das Handwerk in Deutschland überwiegend rückläufig, nachdem es von der Nachkriegszeit bis Mitte der 1990er Jahre florierte. Damit endete eine lange und über die Zeit des Wirtschaftswunders hinausreichende Prosperitätsphase, die geprägt war durch ein starkes Wachstum bei den Umsätzen, einem steilen Aufbau von Arbeitsplätzen und einem Größenwachstum sowie Konzentrationsprozess von Handwerksbetrieben. Seitdem geht die Zahl der Betriebe zurück, die Umsätze entwickeln sich stagnierend bis rückläufig und Arbeitsplätze wurden und werden umfangreich abgebaut. So ging zwischen 1996 und 2003 bundesweit jeder fünfte Arbeitsplatz im Handwerk verloren. 201 Ungeachtet all dessen, lag das Handwerk allein nach den Beschäftigtenzahlen in vielen Regionen auch Anfang des 21. Jahrhunderts noch vor dem industriellen Sektor. So gab es in 2003 in der „Automobilregion Stuttgart“ mehr Beschäftigte im Handwerk als im Automobilcluster (220.000 Handwerksbeschäftigten gegenüber rund 130.000 im „Produktionscluster Automobil“). 202 Insbesondere in ländlichen Räumen mit geringem Industriebesatz sind Handwerksbetriebe häufig wichtige Arbeitgeber, übernehmen darüber hinaus bedeutende volkswirtschaftliche Funktionen, die mit quantitativen Messmethoden kaum oder gar nicht erfasst werden können. 203 So ist das Handwerk etwa ein wesentlicher Bestandteil von regionalen Wirtschaftskreisläufen mit großer Bedeutung für die Nahversorgung der Bevölkerung und trägt als „Ausbilder der Nation“ entscheidend zur Humankapitalbildung des Landes bei. Es steht in dem Ruf, als „Diffusor“ von Innovationen und technischem Fortschritt zu wirken und gegenüber Großunternehmen oftmals einen Vorsprung in Bezug auf „Nachhaltigkeit“ bzw. „nachhaltiges Wirtschaften“ zu haben. 204 Trotzdem steht das Handwerk – gerade was die Sicherung der Fachkräfteversorgung angeht – vor steigenden Schwierigkeiten und großen zukünftigen Herausforderungen. Fast jeder dritte vom Zentralverband des deutschen Handwerks im Jahr 2006 befragte Betrieb (30,8 %) gab an, dass er Probleme bei der Besetzung von Arbeitsplätzen mit geeigneten Fachkräften habe. Dabei waren die ostdeutschen Handwerksbetriebe aufgrund der dort höheren Arbeitslosenquoten und eines größeren Potentials an verfügbaren Fachkräften weniger häufig mit Besetzungsschwierigkeiten konfrontiert (24,2 %) als westdeutsche Handwerksbetriebe (33,0 %). Besonders ausgeprägt waren die Besetzungsprobleme dort, 201 Dispan (2003b). 202 Dispan (2203b). 203 Müller (2003). 204 „Vom Handwerk können bspw. durch die Tätigkeiten „Wartung“, „Reparatur“ und „Recycling“ Impulse für ein nachhaltiges Wirtschaften in der Region ausgehen – „Reparieren statt wegschmeißen“ (Ax 1997, zitiert nach Müller 2003: S. 11). 166
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<strong>Frauenerwerbsarbeit</strong> im verarbeitenden Gewerbe – faire Chancen?<br />
Aus den vorliegenden o.g. qualitativen Einschätzungen und der allgemeinen Kenntnis <strong>zur</strong><br />
Entlohnung im Verarbeitenden Gewerbe ist derzeit nicht davon auszugehen, dass Frauen<br />
und Männer sowie Ostdeutsche und Westdeutsche die gleiche Entlohnung erhalten.<br />
14.9. Zusammenfassung 200<br />
Die verfügbaren <strong>Studie</strong>n gehen insgesamt von einem starken Beschäftigungswachstum<br />
dieser jungen Branche aus. Allerdings handelt es sich um die Berechnungen von<br />
Arbeitskräften aus dem Umsatz heraus bzw. um die Befragung von Betriebsräten und<br />
Geschäftsführungen in Unternehmen. So ist derzeit keine einheitliche Datengrundlage<br />
vorhanden und es müssen vielfach grobe Schätzungen angeben und Vergleiche sind nur<br />
schwer zu ziehen. Im Kontext der vorliegenden <strong>Studie</strong> stehen zwei Branchenzweige im<br />
Mittelpunkt, die relativ eindeutig den Erneuerbaren Energie zugerechnet werden können.<br />
Die beiden Branchenzweige zeigen eine unterschiedlich hohe Frauenbeschäftigung auf und<br />
unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht deutlich voneinander und werden deshalb in der<br />
folgenden Zusammenfassung getrennt dargestellt.<br />
Der Wirtschaftszweig 26.11.1 (Solarzellen und -module) hat einen Frauenanteil von 25 %. In<br />
Ostdeutschland ist dieser etwas höher als in Westdeutschland. Der Anteil der weiblichen<br />
Beschäftigten ohne Ausbildung ist insbesondere in Ostdeutschland auffällig niedrig. Die<br />
Altersstruktur allgemein aber auch die der Frauen ist jünger als die Alterstrukturen der<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Teilzeitbeschäftigung spielt eine geringe Rolle,<br />
nur rund 5 % der Frauen arbeiten in Teilzeit. Geringfügige Beschäftigung tritt in der Branche<br />
mit einem Anteil von 13 % auf. Der Frauenanteil dabei betrug 2008 rund 60 %. In der<br />
Branche werden überdurchschnittlich viele junge Frauen ausgebildet – bundesweit beträgt<br />
die Ausbildungsquote nur rund 3 %, davon sind immerhin 32,5 % Frauen – damit kann sich<br />
der weibliche Fachkräfteanteil perspektivisch erhöhen. Absolut bedeutet das: 90 Frauen und<br />
187 Männer machen eine Ausbildung in dem Branchenzweig.<br />
WZ 28.11. (beinhaltet Herstellung von Turbinen für Dampfkraft, Wasserkraft und Windkraft)<br />
hat einen Frauenanteil von 14 %. Der Anteil der weiblichen Beschäftigten ohne Ausbildung<br />
ist auffällig hoch. Die Altersstruktur allgemein aber auch die der Frauen entspricht den<br />
bundesweiten Alterstrukturen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.<br />
Teilzeitbeschäftigung spielt eine geringe Rolle, rund 14 % der Frauen arbeiten in Teilzeit.<br />
Geringfügige Beschäftigung spielt mit 1 % Anteil eher keine Rolle. Der Frauenanteil 2008<br />
betrug rund 53 %. In der Branche werden sehr wenige junge Frauen ausgebildet –<br />
bundesweit beträgt die Ausbildungsquote nur 5 %, und davon sind wiederum nur 13 %<br />
Frauen. Absolut bedeutet das: 249 Frauen und 2.652 Männer machen eine Ausbildung in<br />
diesem Branchenzweig.<br />
200 Die Themen Weiterbildung und Einkommen konnten in diesem Kapitel nur qualitativ beleuchtet<br />
werden. Zudem liegen keine Angaben über die Beteiligung von Frauen vor. Daher wird in der<br />
Zusammenfassung nicht darauf eingegangen.<br />
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