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Netzwerke ergänzen Strukturen beleben Kulturen PDF 311 KB

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intern<br />

<strong>Netzwerke</strong><br />

<strong>ergänzen</strong> <strong>Strukturen</strong><br />

<strong>beleben</strong> <strong>Kulturen</strong>


DGBNetzwerkbroschüre


Inhaltsverzeichnis<br />

. <strong>Netzwerke</strong> <strong>ergänzen</strong> die Gewerkschaftsstruktur und <strong>beleben</strong> die Gewerkschaftskultur 3<br />

. Was sind <strong>Netzwerke</strong>? 4<br />

. . Merkmale von <strong>Netzwerke</strong>n 4<br />

. . Wo gibt es <strong>Netzwerke</strong>? 4<br />

.3. Wann und wie entstehen sie? 5<br />

.4. Welche Voraussetzungen brauchen <strong>Netzwerke</strong>? 5<br />

.5. Wie funktionieren <strong>Netzwerke</strong>? 6<br />

.6. Was können <strong>Netzwerke</strong>? 7<br />

.7. Welche Vorteile, welche Nachteile haben <strong>Netzwerke</strong>? 7<br />

3. Wann sind <strong>Netzwerke</strong> sinnvoll? 8<br />

3. . Motivlage, Anliegen und Zielgruppe prüfen 8<br />

Welche Aufgaben/Anliegen lassen sich gut in <strong>Netzwerke</strong>n bearbeiten?<br />

3. . Sind <strong>Netzwerke</strong> die bessere Form der Kooperation? 10<br />

4. So kann es klappen 12<br />

4. . Das Anliegen klar definieren 12<br />

4. . Eine Initiativgruppe bilden 13<br />

4.3. Die Auswahl der TeilnehmerInnen 13<br />

4.4. Die Größe des <strong>Netzwerke</strong>s 14<br />

4.5. Der Startworkshop zum Kennenlernen 15<br />

Woran sollte man denken?<br />

5. Soziales Netzwerk und/oder virtuelles Netzwerk 19<br />

6. Das Netzwerk am Laufen halten 20<br />

(Erfolgreich arbeiten im/mit dem Netzwerk)<br />

6. . Die Bedürfnisse der TeilnehmerInnen haben Priorität 20<br />

6. . Die Netzwerkkultur ist das Herzstück 22<br />

6.3. Eigen- und Netzwerkinteressen offen benennen 22<br />

Individueller und kollektiver Nutzen<br />

6.4. Bindungs- und Wirksamkeitsorientierung sollten sich die Waage halten 23<br />

6.5. Machtstrukturen müssen offengelegt werden 24<br />

6.6. Ohne <strong>Strukturen</strong> geht es nicht. 24<br />

Transparenz der Entscheidungsstrukturen und Beteiligungsmöglichkeiten<br />

6.7. Ausreichende Ressourcen dauerhaft gewährleisten 25<br />

6.8. Die Rolle und Aufgabe der Netzwerksteuerung und des Netzwerkmanagements 26<br />

7. Literatur 27


DGBNetzwerkbroschüre


. <strong>Netzwerke</strong> <strong>ergänzen</strong> die<br />

Gewerkschaftsstruktur und <strong>beleben</strong><br />

die Gewerkschaftskultur<br />

Es wird viel über veraltete und verkrustete <strong>Strukturen</strong> von Großorganisationen geklagt. Sie sind nicht<br />

mehr zeitgemäß und sprechen die Menschen (junge oder alte, weibliche oder männliche) nicht mehr an,<br />

so ist es vielfach zu hören. Es besteht kein Zweifel: Organisationen müssen ihre <strong>Strukturen</strong> von zeit zu zeit<br />

überprüfen, ob sie noch ihren ursprünglichen Sinn erfüllen, wie sie effektiver arbeiten können, wie ihre<br />

Arbeitsweisen verbessert werden können damit sie wirkungsvoll sind und zur Mitarbeit motivieren.<br />

Es besteht aber auch kein Zweifel, dass Organisationen (transparente!) <strong>Strukturen</strong> und Gremien brauchen,<br />

sonst sind sie nicht handlungsfähig. Positionen und Strategien müssen beraten, beschlossen und zielorientiert<br />

vertreten werden. Dazu sind Gremien und gewählte VertreterInnen erforderlich.<br />

Und dennoch können diese Gremien nicht alles leisten: Zu einer lebendigen Organisation gehört beispielsweise,<br />

dass ihre Mitglieder sich zum Erfahrungsaustausch treffen, ihre Interessen artikulieren, Perspektiven<br />

entwickeln und Veränderungen anstoßen können. Darauf müssen auch die gewerkschaftlichen <strong>Strukturen</strong><br />

eine Antwort geben und ihren Mitgliedern diese Möglichkeit bieten.<br />

Als Weiteres wissen wir, dass viele gewerkschaftlich organisierte Betriebs- und Personalräte und auch<br />

einzelne aktive Mitglieder in den Betrieben und Verwaltungen wie auch in den Kommunen und Stadtteilen<br />

sich für Veränderungen einsetzen; zum Beispiel eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie anstreben<br />

oder mehr Frauen in Führungsfunktionen bringen wollen oder dafür sorgen, dass mehr Frauen an der<br />

betrieblichen Weiterbildung teilnehmen können. Nicht selten fühlen sich diese engagierten Gewerkschafterinnen<br />

als Einzelkämpferinnen auf weiter Flur allein.<br />

Wir müssen ihnen Arbeitsformen anbieten, in denen sie Zeit und Raum haben, sich austauschen und gemeinsam<br />

Strategien entwickeln können. Das können Gremien der Organisationen oft nicht leisten. Somit<br />

bieten sich <strong>Netzwerke</strong> als Ergänzung der Organisationsstrukturen an. In <strong>Netzwerke</strong>n können engagierte<br />

Personen sich gegenseitig unterstützen und gemeinsam mehr erreichen als allein.<br />

<strong>Netzwerke</strong> sind eine Bereicherung und kein Ersatz für Organisationsstrukturen. <strong>Netzwerke</strong> tragen zur<br />

Vielfalt in der Einheit bei und können die vielfältigen Themen und Interessen widerspiegeln und bieten all<br />

denen eine Möglichkeit, sich zu engagieren, die nicht in Gremien arbeiten wollen und keine gewerkschaftliche<br />

Funktion anstreben.<br />

Auch für die Organisation als Ganzes ist es immer mehr erforderlich, politische Ziele im Netzwerk mit<br />

anderen Organisationen durchzusetzen.<br />

<strong>Netzwerke</strong> können nicht alles aber vieles erleichtern. Mit dieser Handreichung wollen wir ermuntern, neue<br />

Wege auszuprobieren und wünschen viel Erfolg.<br />

DGB Bundesvorstand<br />

Bereich Gleichstellungs- und Frauenpolitik<br />

3


. Was sind <strong>Netzwerke</strong>?<br />

Vernetzung und <strong>Netzwerke</strong> gehören zu den Grundformen gesellschaftlichen Zusammenlebens. Die gezielte<br />

Gründung von <strong>Netzwerke</strong>n von Personen und Institutionen zur Erreichung bestimmter Ziele ist inzwischen<br />

zu einem verbreiteten Instrument sozialer und politischer Arbeit geworden.<br />

In zahlreichen <strong>Netzwerke</strong>n schaffen sich Menschen selbstbestimmt ihre Kontakte und nutzen diese, um<br />

persönliche Ziele umzusetzen und ihre Lebenssituationen zu beeinflussen. Es vernetzen sich Personen, die<br />

ihr Wissen, ihre Erfahrung und weitere Ressourcen (z.B. auch Zeit oder Geld) für alle beteiligten <strong>Netzwerke</strong>rInnen<br />

zur Verfügung stellen, um gemeinsame Ziele zu erreichen oder sich bei der Erreichung eines<br />

Zieles gegenseitig zu unterstützen.<br />

<strong>Netzwerke</strong> schaffen neue Kontakte und Verbindungen, sie schaffen sich ihre eigenen <strong>Strukturen</strong> und<br />

finden eigene Regeln der Zusammenarbeit.<br />

<strong>Netzwerke</strong> sind eine Form der Zusammenarbeit, die auf Hierarchien verzichtet. Die Akteure arbeiten aus<br />

freien Stücken sach- und themenbezogen zusammen.<br />

Die Mitarbeit in einem Netzwerk dauert so lange, wie sich die TeilnehmerInnen davon einen Vorteil versprechen,<br />

d.h., solange diese Arbeit für sie einen Nutzen hat.<br />

. . Merkmale von <strong>Netzwerke</strong>n<br />

<strong>Netzwerke</strong> sind im Unterschied zu Gremien oder Vereinen vergleichsweise unverbindliche Zusammenhalte.<br />

Die Mitarbeit in <strong>Netzwerke</strong>n ist nicht an Legislaturperioden oder Wahlen geknüpft. Es gibt kein Delegationsprinzip<br />

und kein Recht auf Teilnahme per Funktion.<br />

Trotzdem gibt es <strong>Netzwerke</strong>, deren TeilnehmerInnen nach einem festgelegten Verfahren zur Mitarbeit gelangen.<br />

Zum Beispiel ein Frauenforum einer Stadt, in dem sich Vertreterinnen unterschiedlichster Frauenorganisationen<br />

und Initiativen treffen, um den alljährlichen 8. März gemeinsam zu planen und durchzuführen.<br />

Scheidet eine Gruppenvertreterin aus dem Netzwerk aus, ist es ihre eigene autonome Entscheidung,<br />

die sie allein mit ihrer Organisation abklären muss. Es gibt keine Verpflichtung, auch im nächsten Jahr<br />

wieder dabei zu sein. Eine weitere Mitarbeit begründet sich allein aus der Motivation der TeilnehmerInnen,<br />

aus deren freier Entscheidung, in dem Netzwerk mitzuarbeiten.<br />

. . Wo gibt es <strong>Netzwerke</strong>?<br />

<strong>Netzwerke</strong> sind weit verbreitet. Häufig gibt es sie im Gesundheitswesen oder im Rahmen von sozialer<br />

Arbeit. Zum Beispiel vernetzen sich PatientInnen nach einer Erkrankung als Selbsthilfegruppe oder Hartz<br />

4 DGBNetzwerkbroschüre


IV-Betroffene in einem Stadtteil.<br />

Manchmal wird die Vernetzung weiter geführt. Zum Beispiel vernetzt sich die Gruppe aus einem Stadtteil<br />

mit einem weiteren Stadtteil, eine Selbsthilfegruppe mit einer anderen Gruppe usw. Dadurch entstehen<br />

wiederum neue Verbindungen und Verknüpfungen, die ihrerseits wieder neue Möglichkeiten eröffnen.<br />

Vernetzung bietet viele Möglichkeiten. Kennzeichnend ist, dass sie überall dort entstehen, wo aktive<br />

Menschen ein gemeinsames Ziel erreichen wollen. Wo sie selbst mittun wollen, wo sie sich einbringen und<br />

mitarbeiten wollen. <strong>Netzwerke</strong> sind immer basis- und beteiligungsorientiert. Ohne Beteiligung gibt es kein<br />

Netzwerk!<br />

.3. Wann und wie entstehen sie?<br />

<strong>Netzwerke</strong> entstehen oft ganz nebenbei und unspektakulär, ohne großes Aufheben, einfach weil sie dem<br />

gemeinsamen Bedürfnis nach Austausch und gegenseitiger Unterstützung entsprechen.<br />

Einige Kolleginnen treffen sich zum Beispiel bei einer Fachtagung, stellen fest, dass sie ein gemeinsames<br />

Interesse an einem Thema verbindet und dass sie auch weiterhin daran arbeiten werden. Sie beschließen,<br />

sich zu vernetzen und sich gegenseitig über neueste Entwicklungen in ihrem Bereich zu informieren und<br />

sich Arbeitsergebnisse zur Verfügung zu stellen. Sie stellen fest, dass sie von den Erfahrungen der anderen<br />

lernen können, finden einige Ideen „total spannend“ und beschließen, sich ab sofort in Abständen zu<br />

treffen und weiter miteinander zu diskutieren. Sie erhoffen sich auch, dass sie ihre eigene Position stärken<br />

können, indem sie zukünftig die Erfahrungen einer Gruppe in ihre Arbeit aufnehmen können. Kurz: Sie<br />

gründen ein berufliches Netzwerk, welches keine Rücksicht auf Institutionen oder Positionen nimmt, sondern<br />

nur vom Wunsch getragen wird, sich gegenseitig zu unterstützen und sich selbst durch die Vernetzung<br />

beruflich weiterzubringen.<br />

<strong>Netzwerke</strong> können folglich wie von selbst entstehen, wenn Menschen aufeinander treffen, die Interesse<br />

an einer verbindenden Sache oder ein gemeinsames Anliegen haben und miteinander in einen Erfahrungsaustausch<br />

oder einen Arbeitszusammenhang treten.<br />

.4. Welche Voraussetzungen brauchen <strong>Netzwerke</strong>?<br />

<strong>Netzwerke</strong> brauchen Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die etwas einbringen können und gleichermaßen<br />

etwas erwarten. Sie funktionieren so lange, wie dieses Geben und Nehmen sich einigermaßen in der Waage<br />

hält. Wenn viele nur profitieren wollen und nichts hinein geben, kann das Netzwerk nicht funktionieren.<br />

„Ich gebe, damit du gibst!“ ist die Regel.<br />

<strong>Netzwerke</strong> sind keine Selbstläufer, ihr Erfolg ist an bestimmte Bedingungen geknüpft, deren Einhaltung<br />

schon deswegen außerordentlich wichtig ist, weil die TeilnehmerInnen das Recht haben, jederzeit wieder<br />

aus einem Netzwerk auszusteigen.<br />

5


Nach Walk/Brunnengräber können für eine erfolgreiche Netzwerkarbeit folgende Bedingungen ausgemacht<br />

werden:<br />

n Autonomie der beteiligten Personen bzw. Gruppen<br />

n Respektierung von Unterschieden<br />

n gegenseitiges Vertrauen und Offenheit<br />

n Wechselseitigkeit von Leistungen<br />

n Bereitschaft, Zeit und Aufwand zu investieren<br />

n Festlegung konkreter Vereinbarungen<br />

n Verbindlichkeit von Absprachen<br />

n Erfolgskriterien und Evaluation.<br />

Nicht erfolgreich sind <strong>Netzwerke</strong> zumeist<br />

n bei großen inhaltlichen Differenzen<br />

n wenn sie ein zu großes Themenspektrum abdecken<br />

n wenn sie bürokratisch sind<br />

n wenn sie von Einzelnen auf Kosten anderer ausgenutzt werden<br />

n wenn einzelne Mitglieder zu dominant sind<br />

n bei interner Konkurrenz<br />

n wenn sie sich von neuen Entwicklungen abschließen.<br />

Erprobte Methoden zur Gründung von <strong>Netzwerke</strong>n sind zum Beispiel die Zukunftswerkstatt, der Open-<br />

Space, oder das World-Cafe<br />

(Literatur: www.mitarbeit.de) Heike Walk, Achim Brunnengräber: Die Globalisierungswächter, NGO und<br />

ihre transnationalen Netze im Konfliktfeld Klima, Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 000)<br />

.5. Wie funktionieren <strong>Netzwerke</strong>?<br />

<strong>Netzwerke</strong> funktionieren durch den Austausch von Kontakten, Beziehungen, Informationen, Wissen, Können<br />

und Zeit. Sie brauchen Ressourcen, die ständig erneuert und abgerufen werden (Geben und Nehmen<br />

und Weitergeben).<br />

Die Mitarbeit in einem Netzwerk begründet sich auf der freiwilligen Verpflichtung zu Leistung und Gegenleistung.<br />

<strong>Netzwerke</strong> sind im Grunde Plätze des Tausches und Austausches oder auch Marktplätze, auf<br />

denen Erfahrungen, Ratschläge, Informationen, Wissen usw. zur Verfügung gestellt und abgerufen werden<br />

können.<br />

6 DGBNetzwerkbroschüre


.6. Was können <strong>Netzwerke</strong>?<br />

<strong>Netzwerke</strong> bringen Menschen zusammen und knüpfen Beziehungen. Indem viele TeilnehmerInnen individuelles<br />

Wissen einbringen, entsteht neues kollektives Wissen.<br />

Wenn viele ihre Erfahrungen austauschen, können gemeinsame Schlüsse gezogen und Erkenntnisse anderer<br />

auf die eigene Situation übertragen werden. Nicht jede/r muss das Rad neu erfinden!<br />

„Wie habt Ihr das gemacht?“ „Welche Erfahrungen habt Ihr damit?“ „Lohnt sich ein Versuch damit?“<br />

Und: „Den Tipp kann ich Dir geben!“ „Also, wenn du mich fragst, bei uns war das so….“ „Versucht es<br />

doch mal mit ...!“<br />

<strong>Netzwerke</strong> bringen so genannte Synergieeffekte. Jede/r bringt was ein und so entsteht<br />

etwas großes Neues.<br />

Wie bei einem großen Kuchenbüfett. Jede/r bringt einen Kuchen mit und zusammen entsteht ein tolles<br />

Büfett. Es funktioniert nur, wenn möglichst viele etwas dazu beitragen. Sind zu wenige Kuchen da, gibt es<br />

ein Problem und einige gehen vielleicht leer (hungrig, enttäuscht) aus. Sie werden sich gut überlegen, ob<br />

sie ein zweites Mal etwas mitbringen!!<br />

Und damit nicht nur Marmorkuchen und Obstboden da sind, sondern auch Möhren- und Eierlikörtorte, muss<br />

ein Mindestmaß an Organisation her. Es muss jemand die Steuerungsaufgabe übernehmen, damit alles<br />

gut läuft. Und wenn es gut läuft, werden bald Rezepte ausgetauscht, wird über Zutaten und Zubereitung<br />

diskutiert und neue Ideen entstehen. Ausgestattet mit den Vorschlägen und Erfahrungen des Kuchenbüfetts<br />

werden sich die TeilnehmerInnen mit Spaß und Kreativität daran machen, für sie neue und für andere altbewährte<br />

Rezepte auszuprobieren. Und dabei werden sicherlich wieder schöne neue Ideen entstehen.<br />

Jedes Netzwerk ist wie ein großes Kuchenbüfett! Es kann dafür sorgen, dass das Wissen und die Erfahrungen<br />

einzelner zusammenkommen und dass dadurch Ideen und Energie für etwas größeres Ganzes entstehen.<br />

.7. Welche Vorteile, welche Nachteile haben <strong>Netzwerke</strong>?<br />

Die Vorteile von <strong>Netzwerke</strong>n liegen in der inhaltsgeleiteten Zusammenarbeit, im gemeinsamen Interesse an der<br />

Sache und in der Überzeugung aller, dass der eigene Beitrag und das eigene Engagement zum guten Gelingen<br />

beitragen. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass die Entscheidung zur Mitarbeit frei gewählt werden kann.<br />

Ein Nachteil kann darin liegen, dass diese Mitarbeit zu unverbindlich ist und von zahlreichen Störfaktoren<br />

beeinträchtigt werden kann. Niemand ist zur Teilnahme verpflichtet, es gibt keine „verbriefte Rechenschaftspflicht“.<br />

Die Mitarbeit basiert auf gebildetes Vertrauen. Wenn es nicht gelingt, dieses für alle<br />

Beteiligten zu schaffen, kann ein Netzwerk nicht funktionieren.<br />

Netzwerkarbeit ist somit immer eine Gratwanderung zwischen bewusst gewolltem informellen Charakter<br />

einerseits und notwendiger Regelmäßigkeit und Verbindlichkeit des Austausches andererseits.<br />

7


3. Wann sind <strong>Netzwerke</strong> sinnvoll?<br />

<strong>Netzwerke</strong> sind weder Patentrezept noch Zaubermittel. Sie machen in bestimmten Situationen Sinn, und<br />

zwar<br />

n bei gemeinsamen Zielen, die so besser erreicht werden können<br />

n zur Bündelung von Ressourcen<br />

n zur Abstimmung von Arbeitsschwerpunkten (Arbeitsteilung)<br />

n zum Informations- und Erfahrungsaustausch<br />

n zur gemeinsamen Vertretung gemeinsamer Interessen.<br />

(www.buergergesellschaft.de)<br />

<strong>Netzwerke</strong> sind kein Selbstzweck, sie arbeiten immer zweck- und zielgebunden.<br />

Sobald das Ziel erreicht ist, haben sie ihren Sinn, ihren Motor verloren – es sei denn, es entwickelte sich<br />

während der Zusammenarbeit ein neues Ziel.<br />

Ein schönes Beispiel hierfür ist das so genannte „Aktionsbündnis: Keine Nazischule in Delmenhorst“,<br />

das sich gegründet hat, um den Kauf eines Hotels und dessen Nutzung als Bildungsstätte für die NPD<br />

zu verhindern. Die Form des offenen <strong>Netzwerke</strong>s eröffnete allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern,<br />

allen Organisationen und Initiativen die Möglichkeit, sich mit ihrem Können, ihrem Wissen und ihren<br />

Ressourcen einzubringen um das eine Ziel zu erreichen: Die Nazischule verhindern. Direktes Mittun und<br />

Engagement war notwendig, alle konnten sich beteiligen und jeder Beitrag half mit.<br />

Nachdem dieses Ziel erreicht war, arbeitete eine aktive Gruppe weiter und beschäftigte sich mit Ideen<br />

der Nachnutzung des Hotelgebäudes und entwickelte eine neue Identität als (Netzwerk) Initiative gegen<br />

Rechts. In Delmenhorst spielt/e der DGB eine sehr entscheidende Rolle im Netzwerk und übernahm koordinierende<br />

und steuernde Aufgaben.<br />

Andere Beispiele für relativ geschlossene <strong>Netzwerke</strong> sind die vielen Betriebsräte-<strong>Netzwerke</strong>, die an zahlreichen<br />

Orten zum Teil mit Internet-Unterstützung entstehen. Betriebs- und/oder Personalräte vernetzen<br />

sich, um von den Erfahrungen der anderen zu profitieren, sich zu unterstützen und gemeinsame Vorgehen<br />

zu planen. Eigene Erfahrungen werden für alle zur Verfügung gestellt um beispielsweise neue Arbeitszeitmodelle<br />

zu erproben oder in der Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf voran zu kommen. Hier<br />

bringen schon die Funktion und die Themenstellung eine gewisse Vorauswahl potentieller Netzwerk-TeilnehmerInnen<br />

mit sich.<br />

3. . Motivlage, Anliegen und Zielgruppe prüfen<br />

Welche Aufgaben/Anliegen lassen sich gut in <strong>Netzwerke</strong>n bearbeiten?<br />

Von der Motivlage, dem Anliegen und der Zielgruppe hängt ab, ob die Gründung eines <strong>Netzwerke</strong>s sinnvoll<br />

ist oder ob eine andere Form der Zusammenarbeit und Unterstützung eine bessere Lösung anbietet.<br />

8 DGBNetzwerkbroschüre


Gut geeignet für <strong>Netzwerke</strong> sind Ziele und Anliegen, die in absehbarer Zeit gewisse Erfolgsaussichten<br />

haben, denn die Mitarbeit in einem Netzwerk basiert auf dem Vertrauen in den Sinn des <strong>Netzwerke</strong>s zur<br />

Erreichung gemeinsamer Ziele.<br />

In freiwilligen <strong>Netzwerke</strong>n (und das sind die meisten <strong>Netzwerke</strong>) werden sich nur die Kolleginnen und<br />

Kollegen einbringen, die davon überzeugt sind, dass ihre Beteiligung Früchte trägt. Die investierte Zeit und<br />

der Aufwand müssen in einem gesunden Verhältnis zum persönlichen Nutzen stehen.<br />

Komplexe Anliegen und große Themenspektren erfordern einen langen Atem und dauerhaftes Engagement<br />

(als Beispiel hierfür das große und umfassende Thema: Chancengleichheit im Betrieb). Konkreter<br />

ist dagegen die Zielsetzung: Erhöhung des Frauenanteils und Unterstützung neuer Kolleginnen in den<br />

Betriebs- und Personalräten. Je konkreter das Thema, desto leichter lässt sich ein Erfolg messen.<br />

Wichtig sind auch die Wahl des richtigen Zeitpunkts zur Gründung eines <strong>Netzwerke</strong>s und die Festlegung<br />

des Personenkreises, der zur Mitarbeit gewonnen werden soll. Erfahrungen zeigen, dass hier eine exakte<br />

Situationsanalyse notwendig ist.<br />

Allein der Wunsch ein Personal- und Betriebsrätenetzwerk zu gründen, ist zu unkonkret. Die Situation<br />

der freigestellten KollegIn unterscheidet sich sehr von der Situation der Kollegin in kleinen und mittleren<br />

Betrieben, die weit weniger frei über ihre Zeit entscheiden kann. Auch die Problemlagen können sich sehr<br />

unterscheiden. In die Überlegung zur Gründung eines <strong>Netzwerke</strong>s muss beispielsweise bedacht werden,<br />

ob ein regionaler Bezug gefunden werden soll/kann (z.B. Versammlungsort), ob die Branche als Anknüpfungspunkt<br />

klug gewählt ist oder ob die Betriebsgröße das entscheidende Merkmal der Aktivierung ist.<br />

Allgemein bekannt ist in jedem Fall folgende Tatsache: Betriebs- und Personalrätinnen sind in der Regel<br />

viel beschäftigte und zeitlich stark beanspruchte Kolleginnen und sie haben deswegen nur sehr begrenzt<br />

Zeit, sich zusätzlich in einem Netzwerk zu engagieren. Diese Erkenntnis trifft erst recht zu, wenn Wahlen<br />

vor der Tür stehen. Aber … was ist mit anderen aktiven Kolleginnen aus den Betrieben und Verwaltungen?<br />

Oder mit den Kolleginnen aus den gewerkschaftlichen Frauenräten und Frauenausschüssen?<br />

Konkretisiert könnte das Anliegen also heißen: Erhöhung des Frauenanteils und Unterstützung neu<br />

gewählter Kolleginnen in den Betriebs- und Personalräten in Einrichtungen des Gesundheitswesens (oder<br />

noch konkreter: in der Altenpflege).<br />

Es kann aber auch sein, dass wir nach gründlicher Prüfung der Idee zu dem Schluss kommen, dass die<br />

Gründung eines neuen <strong>Netzwerke</strong>s aus personellen Gründen zum aktuellen Zeitpunkt wenig sinnvoll ist.<br />

Damit müssen wir uns nicht gleich für immer von dieser Idee verabschieden, aber zum gegebenen Zeitpunkt<br />

stellt sich damit die Suche nach Alternativen. Welche Formen der Zusammenarbeit existieren bereits<br />

(anderswo) und wo können wir mit unserem Anliegen andocken? So stellt sich möglicherweise heraus,<br />

dass beispielsweise die Form des Mentorings für das Anliegen geeigneter ist, weil der Arbeitsaufwand<br />

einer Mentorin für die beteiligten Betriebs- und Personalrätinnen überschaubarer ist als die Mitarbeit in<br />

einem Netzwerk. Auch gut!


Zu einem späteren Zeitpunkt stellen sich die Bedingungen für die Gründung eines <strong>Netzwerke</strong>s eventuell<br />

günstiger dar. Die Unterstützung der Kolleginnen und die Erhöhung des Frauenanteils in den Betriebs- und<br />

Personalräten ist unter Umständen besser zu thematisieren, wenn die Kolleginnen ihre ersten Erfahrungen<br />

nach der Wahl gemacht haben und zu dem Ergebnis gekommen sind, dass es schöner wäre, demnächst<br />

mehr weibliche Verstärkung zu bekommen. Vielleicht sind sie gerade dann zu einem diesbezüglichen<br />

Engagement bereit und an der Entwicklung einer gemeinsamen Strategie interessiert?<br />

Ein Netzwerk steht und fällt mit den AkteurInnen. Ein Netzwerk braucht eine aktive und engagierte<br />

Basis, die sich einbringt und Energien, Kapazitäten, Ressourcen zur Verfügung stellt. Ein Austausch muss<br />

gewährleistet sein, ein lebendiges Geben und Nehmen, sonst bleibt das Netzwerk eine leere Hülle.<br />

3. . Sind <strong>Netzwerke</strong> die bessere Form der Kooperation?<br />

Die Vor- und Nachteile von <strong>Netzwerke</strong>n lassen sich gut im Vergleich zu anderen Arbeitsformen erkennen.<br />

Das Gremium ist der Überbegriff für verschiedene Organisations- und Arbeitsformen.<br />

Eine Arbeitsgruppe setzt sich aus wenigen Personen zusammen. Sie muss eine arbeitsfähige Gruppe sein,<br />

bestehend aus einigen wenigen Personen, die einen fest umrissenen Arbeitsauftrag haben. Eine Arbeitsgruppe<br />

lässt sich zum Beispiel gründen, wenn während einer Gremiensitzung ein bestimmtes Thema<br />

aufgegriffen wird und im „normalen“ Sitzungsgeschehen keine Zeit ist, sich mit diesem Thema intensiver<br />

zu befassen. Also wird gerne eine Arbeitsgruppe gegründet, die den Tagesordnungspunkt für die nächste<br />

Sitzung vorbereitet, alle notwendigen Arbeitsgänge erledigt und die Argumente für die nächste Sitzung<br />

zusammenträgt. Arbeitsgruppen arbeiten in einer vergleichsweise kurzen Dauer oder sind von vornherein<br />

auf eine bestimmte Zeit (bis zur nächsten Sitzung…) festgelegt. In der Regel kennen sich die TeilnehmerInnen<br />

vorher und stehen in gewissen Arbeitsbeziehungen zueinander. Sie bekleiden die Position in der<br />

Arbeitsgruppe nur deshalb, weil sie aus einer anderen Funktion heraus die Aufgabe übernommen haben<br />

oder beauftragt wurden. Es gibt somit gewisse Zugangsvoraussetzungen, die erreicht werden müssen.<br />

Arbeitsgruppen der Gewerkschaft sind somit von vornherein an ein Amt oder Mandat gekoppelt.<br />

Die Mitarbeit in einem Ausschuss (z.B. Regionsfrauenausschuss, Jugendausschuss, Seniorenausschuss)<br />

innerhalb der Gewerkschaft oder des DGB setzt voraus, dass das Mitglied gewählt oder benannt wurde.<br />

Die Übernahme der Aufgabe ist an Wahlperioden gebunden. Es existiert ein Arbeitsauftrag, der sich aus<br />

einem Statut, einer Satzung oder einer Richtlinie herleiten lässt.<br />

Schließlich gibt es noch Projektgruppen, die immer dann gegründet werden, wenn es gilt, ein vorher<br />

definiertes umgrenztes Projekt umzusetzen oder zu planen. Ein Projekt ist ein begrenztes Gebilde, welches<br />

zeitlich befristet mit einem konkreten Auftrag arbeitet.<br />

0 DGBNetzwerkbroschüre


Arbeitskreise sind lose Zusammenschlüsse, die sich bilden, um mehr Zeit – unabhängig von Sitzungskulturen<br />

und Termindruck – zur Bearbeitung eines bestimmten Anliegens haben.<br />

Ausschüsse, Arbeitsgruppen, Projektgruppen und Arbeitskreise holen sich bei Bedarf ExpertInnen-Fachwissen,<br />

um sich kundig zu machen oder sich beraten zu lassen.<br />

Häufig ist es allerdings so, dass die „Grenzen“ dieser Arbeitsformen nicht eingehalten werden, es wird<br />

pragmatisch vorgegangen und erfolgreich in einer Mischform gearbeitet. So arbeiten zum Beispiel in den<br />

Ausschüssen Kolleginnen und Kollegen mit, die sich allein aus Interesse an der Sache beteiligen.<br />

Die häufige Praxis der DGB-Regionsfrauenausschüsse zeigt vielerorts, dass genau dort, wo sich Ausschüsse<br />

öffneten und interessierte Kolleginnen dazu holten, die „einfach nur mitarbeiten wollten“, viele neue<br />

Impulse entstanden und Themen angesprochen wurden, die sonst keinen Zugang in diese Runde gefunden<br />

hätten. Öffnung nach außen befruchtet die Arbeit, macht sie für alle interessanter und lebendiger. Dabei<br />

spielt es keine Rolle, ob neue Kolleginnen durch Aktionen aufmerksam werden oder gezielt den Kontakt<br />

suchen, weil sie sich für ihre eigene Arbeit Vorteile dadurch erhoffen, dass sie im Regionsfrauenausschuss<br />

mitarbeiten (z.B. Vertreterin von örtlichen Initiativen, Institutionen oder des kommunalen Frauenbüros).<br />

Wichtig ist allein, dass die Arbeit des Regionsfrauenausschusses für alle Beteiligten interessanter und<br />

wirkungsvoller wird. In der Arbeit ist dadurch nach und nach der Vernetzungsgedanke in den Vordergrund<br />

gerückt. In den Regionsfrauenausschüssen vernetzen sich Frauen aus den Mitgliedsgewerkschaften mit<br />

(gewerkschaftlich organisierten) Frauen aus anderen Organisationen, Betriebs- und Personalrätinnen und<br />

engagierten Kolleginnen. Die Intensität der Mitarbeit ändert sich mit der Themenwahl. Wir haben es somit<br />

auch innerhalb der Gewerkschaft bereits mit vielen Zwischenformen in der so genannten Gremienarbeit<br />

zu tun.<br />

Entscheidend sind wohl die Fragen:<br />

n Wie komme ich in das Gremium hinein?<br />

n Was will ich dort?<br />

n Wie kann ich mich einbringen?<br />

n Wie gestaltet sich meine Mitarbeit?<br />

n Wie wichtig ist mein Erscheinen?<br />

n Was bekomme ich zurück?<br />

Einige gewerkschaftliche Gremien sind durch ihre festgelegte Struktur, durch ihre Arbeit mit Mehrheitsprinzipien<br />

usw. wenig geeignet, neue interessierte, fachlich orientierte und engagierte Kolleginnen und<br />

Kollegen zur Mitarbeit zu motivieren. Diese Öffnung ist auch nicht in allen gewerkschaftlichen Gremien<br />

praktikabel und sinnvoll.


4. So kann es klappen<br />

Schritte zur Gründung eines<br />

<strong>Netzwerke</strong>s<br />

4. . Das Anliegen klar definieren<br />

Zunächst muss das Anliegen klar umrissen sein, welches mit Hilfe eines <strong>Netzwerke</strong>s bearbeitet werden<br />

soll. <strong>Netzwerke</strong> wirken nach außen und nach innen. Sie sollen innerhalb der gesellschaftlichen/gewerkschaftlichen<br />

Landschaft ein gewisses Kompetenzgewicht haben und nach innen für Austausch, gemeinsame<br />

Weiterentwicklung und gegenseitige Beratung stehen.<br />

Eine große und schnelle Gefahr besteht bei <strong>Netzwerke</strong>n darin, dass sie mit Komplexitätsverarbeitungsagenturen<br />

verwechselt werden. Das heißt: Ihr Aufgabengebiet wird weit überzogen. Deswegen sind Machbarkeitskriterien<br />

anzulegen und klare Grenzen zu ziehen. Die Grenzziehungen haben sowohl nach außen,<br />

als auch nach innen zu erfolgen. Auch im Binnenbereich können nicht alle Erwartungen der Netzwerk-Mitglieder<br />

erfüllt werden, auch dort sind nicht alle Themen und Inhalte zur Bearbeitung geeignet.<br />

Die Festlegung von Grenzen ist aus zwei Gründen notwendig.<br />

Erstens, damit das Netzwerk ein eigenes Profil entwickeln kann, mit dem sich die TeilnehmerInnen identifizieren<br />

können und zweitens, damit die Arbeits- und Funktionsfähigkeit des <strong>Netzwerke</strong>s gesichert wird.<br />

(vgl. Tilly Miller, „Die Störanfälligkeit organisierter <strong>Netzwerke</strong> und die Frage nach Netzwerkmanagement<br />

und Netzwerksteuerung“ in „Mit <strong>Netzwerke</strong>n professionell zusammenarbeiten“, DGVT Verlag, Tübingen<br />

005)<br />

Durch die Begrenzung des Anliegens entscheidet sich, wo potentielle NetzwerkteilnehmerInnen gesucht<br />

und gefunden werden können.<br />

Besteht das Anliegen beispielsweise darin, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf in einem<br />

Betrieb zu erreichen, stellen sich folgende Fragen:<br />

n Wo sind KollegInnen mit Kindern, wo sind KollegInnen mit pflegebedürftigen<br />

Familienmitgliedern?<br />

n Gibt es in dem Stadtteil noch weitere Betriebe, die sich mit dem Thema beschäftigen? Ist es<br />

möglich, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, z.B. stadtteilbezogene oder betriebsnahe<br />

Kinderbetreuung organisieren?<br />

n In welchen Betrieben hat es dazu schon Aktionen gegeben und mit welchem Ergebnis?<br />

n Könnte ein gemeinsames Vorgehen dem Anliegen mehr Durchsetzungskraft verleihen?<br />

Bei der Beantwortung dieser Fragen entscheidet sich schon, ob ein thematisches und regional begrenztes<br />

Netzwerk gegründet werden soll.<br />

Thematisch orientierte <strong>Netzwerke</strong> zum Thema Vereinbarkeit Familie und Beruf existieren bereits in vielfältiger<br />

Form. Deren Erfahrungen und Informationen sollten in die eigene Arbeit einbezogen werden. Dies ist<br />

ein erster Schritt zur Vernetzung mit weiteren <strong>Netzwerke</strong>n. (zum Beispiel: www.dgb.familie.de).<br />

DGBNetzwerkbroschüre


4. . Eine Initiativgruppe bilden<br />

Da die Gründung eines <strong>Netzwerke</strong>s mit erheblicher Arbeit verbunden ist, bietet sich zunächst die Gründung<br />

einer kleinen Initiativgruppe an. Im Idealfall kommen alle Personen der Initiativgruppe aus Arbeitszusammenhängen,<br />

die mit dem Thema verbunden sind. Im oben beschriebenen Beispiel könnte dies eine<br />

Kollegin in Elternzeit sein oder die betriebliche Frauenbeauftragte eine Betriebs- oder Personalsratskollegin.<br />

Sie verfügen ihrerseits wieder über Kontakte zu weiteren Personen, die für die Netzwerkarbeit in<br />

Frage kommen könnten.<br />

Die Initiativgruppe befasst sich als erstes mit einer Bestandsaufnahme:<br />

n Was sehen wir, wenn wir uns das Thema, das Problem bzw. die Fragestellung anschauen?<br />

(Problembenennung und Problembeschreibung)<br />

n Wer ist von dem Problem betroffen? (Am Besten sehr konkret mit Namen)<br />

n Worin könnte eine Lösung bestehen?<br />

n Wie könnte ein Netzwerk dazu beitragen, der Lösung näher zu kommen?<br />

n Wie müsste bzw. könnte ein solches Netzwerk aussehen, wie sollte es zusammengesetzt sein?<br />

n Welche Personen sollten zur Mitarbeit gewonnen werden? Welche besser nicht?<br />

n Welche Kompetenzen sind hilfreich bei der Lösung des Problems?<br />

Dabei sollte im Vorfeld schon immer sehr offen und konkret die Frage gestellt werden:<br />

n Wie stellen wir uns die eigene Rolle, die eigene Aufgabe in der Netzwerkarbeit vor?<br />

4.3. Die Auswahl der TeilnehmerInnen<br />

Davon können wir ausgehen:<br />

Die TeilnehmerInnen sind ExpertInnen auf ihrem Gebiet. Sie verfügen über dezidierte, also begründete<br />

Meinungen und einen spezifischen Wissenshintergrund. Sie kommen mit individuellen Anliegen oder einer<br />

speziellen Frage und sollten sich nicht scheuen, ihr Anliegen den anderen TeilnehmerInnen mitzuteilen.<br />

Sie wollen konstruktiv an Lösungen mitarbeiten und sich einbringen. Sie möchten keine langweiligen<br />

Sitzungen und sind in der Regel wenig empfänglich für Belehrungen oder Standardlösungen „von der<br />

Stange“. Sie möchten ihre konkreten Bedingungen verändern, Kompetenzen erwerben, dazulernen und<br />

ernst genommen werden. Sie erhoffen sich – und erwarten mit Recht – Ergebnisse vom Austausch mit<br />

anderen TeilnehmerInnen. Allgemeine „Laberrunden“, bei denen sie nur die Stühle füllen, bringen sie nicht<br />

weiter.<br />

Die Homogenität der Gruppe der TeilnehmerInnen in Bezug auf das zu bearbeitende Anliegen sollte sehr<br />

hoch sein. In Bezug auf das vorhandene ExperInnenwissen sollte es jedoch weniger homogen sein, weil<br />

sonst die Kooperation weniger fruchtbar ist. Andererseits darf die Gruppe nicht zu heterogen zusammen-<br />

3


gesetzt sein, weil auch dies eine Kooperation erschwert.<br />

(vgl. Die Durchführung als Workshopkonzept, Johannes Busse,<br />

www.pu.informatik.uni-tuebingen.de )<br />

Bei der Auswahl der TeilnehmerInnen sind nicht das Amt, die Funktion oder die Institution entscheidend,<br />

sondern die Persönlichkeit und ihre Kompetenz, Vertrauensbeziehungen aufzubauen und sich offen und<br />

ohne Vorbehalte auszutauschen. Hierbei spielt es keine Rolle, ob ein Netzwerk aus ehrenamtlichen KollegInnen<br />

oder aus ehren- und hauptamtlichen KollegInnen besteht.<br />

(Vgl. Bernd Kassebaum „Die Netzwerkgewerkschaft – eine Zukunftsoption“<br />

www.komnetz.de )<br />

Die Auswahl der TeilnehmerInnen sollte verschiedene Ressourcenbereiche berücksichtigen (z.B. Technisches<br />

Know-how, Medienkompetenz, juristisches Fachwissen, Praxisbezug, jahrelange Erfahrung,<br />

Erfahrungen aus verschiedenen Zusammenhängen, unvoreingenommene Neugierde, Reflexionsfähigkeit,<br />

kommunikative Kompetenzen, Methodenkompetenz, Organisationstalent, Zeit und Geld, institutionelle<br />

Verankerung, politisches Gewicht …).<br />

Die Entscheidung zur Zusammensetzung der TeilnehmerInnen wird im Initiativkreis beraten und getroffen.<br />

4.4. Die Größe des <strong>Netzwerke</strong>s<br />

Die Größe des <strong>Netzwerke</strong>s entscheidet über dessen Arbeitsfähigkeit.<br />

<strong>Netzwerke</strong> leben vom direkten Kontakt der TeilnehmerInnen. Wichtig sind der persönliche Gedankenaustausch<br />

und das persönliche Gespräch miteinander. Entscheidend für das Funktionieren von <strong>Netzwerke</strong>n<br />

sind das Vertrauen der TeilnehnmerInnen zueinander und das Vertrauen darauf, dass ein Anliegen mit dem<br />

Netzwerk gut und erfolgreich bearbeitet werden kann. Vertrauen ist somit in doppelter Hinsicht notwendig.<br />

Bekanntlich arbeiten Gruppen gut zusammen, wenn die Zahl der Teilnehmenden zwischen 7 und liegt.<br />

In dieser Größenordnung ist es möglich, direkt miteinander zu sprechen, die Gründung von Untergruppen<br />

ist nicht erforderlich. Alle können sich am Diskussionsprozess beteiligen, Beratungsergebnisse müssen<br />

nicht langwierig weitervermittelt werden. Die Größe verhindert eine Anonymität, hier kann noch jede<br />

jeden kennen. Werden die Gruppen größer, verlieren sie die persönliche Atmosphäre oder es wird notwendig,<br />

Untergruppen zu gründen, damit der persönliche Kontakt wieder hergestellt werden kann.<br />

Die Größe eines <strong>Netzwerke</strong>s kann sich verändern. Zu Beginn sollte es kleiner und überschaubar bleiben. Je<br />

größer das Netzwerk, desto umfangreicher sind die Steuerungs- und Moderationsaufgaben, die mit dem<br />

Netzwerkalltag verbunden sind. Stellt sich die Frage: wer kann und will diese Aufgabe übernehmen?<br />

4 DGBNetzwerkbroschüre


Bei sehr großen <strong>Netzwerke</strong>n verliert die persönliche Beziehung zu den anderen Teilnehmern notwendigerweise<br />

an Bedeutung. An deren Stelle muss die intensive Identifikation mit der Themenstellung treten<br />

und geeignete Methoden der Moderation müssen dafür sorgen, dass alle Beteiligten sich trotz der Größe<br />

einbringen können.<br />

Letztlich bestimmt sich die Größe des <strong>Netzwerke</strong>s mit der zu bearbeitenden Aufgabenstellung.<br />

4.5. Die Start- oder Auftaktveranstaltung zum Kennen lernen<br />

Die Start- oder Auftaktveranstaltung hat eine zentrale Funktion zur Gründung des <strong>Netzwerke</strong>s. Das persönliche<br />

Kennen lernen steht im Vordergrund, weshalb es genügend Zeit für Pausen, informelle Gespräche,<br />

gemeinsames Essen usw. geben sollte. Hier werden Verabredungen getroffen, Verbindlichkeiten hergestellt<br />

und Aufgaben übernommen. Vom Gelingen des Startworkshops hängt die Entscheidung für das zukünftige<br />

Engagement ab. Deshalb ist eine sorgfältige Planung wichtig.<br />

Je nach Größe der Gruppe bieten sich hierfür verschiedene Möglichkeiten an:<br />

Open Space<br />

„Open Space (englisch für ’offener Raum’) ist eine Methode zur Moderation von größeren Gruppen, für<br />

Gruppen ab 50 TeilnehmerInnen. Charakteristisch ist die inhaltliche und formale Offenheit: die TeilnehmerInnen<br />

geben eigene Themen ins Plenum und gestalten dazu je eine Arbeitsgruppe. In dieser werden<br />

mögliche Projekte erarbeitet. Die Ergebnisse werden am Schluss gesammelt. Wichtig ist ein Steuerkreis,<br />

der für die anschließende Umsetzung sorgt. Open Space kann in kurzer Zeit eine unglaubliche Vielfalt von<br />

konkreten Maßnahmen produzieren.<br />

(www.wikipedia.de, Kategorie Bürgerbeteiligung/Pädagogische Methode)<br />

World Café<br />

Mit dem Verfahren des World-Cafés lässt sich das kollektive Wissen von vielen Menschen miteinander<br />

vernetzen und die gemeinsame Sicht aller zu einem Thema deutlich machen.<br />

In einer entspannten, lockeren Atmosphäre finden sich Menschen in verschiedenen Kleingruppen zusammen.<br />

Auch Personen, die sich nicht kennen, kommen schnell miteinander in Kontakt und führen angeregte<br />

Gespräche.<br />

(www.mitarbeit.de, weitere Informationen unter www.theworldcafe.com)<br />

Zukunftskonferenz<br />

Die Methode der Zukunftskonferenz entwirft mit einer Großgruppe gemeinsame Ziele und plant konkrete<br />

Schritte zu deren Umsetzung. Die Zukunftskonferenz beginnt mit einem Rückblick in die Vergangenheit,<br />

wobei nicht nur eine Rückschau auf die Entwicklung des Themas gemeint ist, sondern auch eine Rückschau<br />

auf die eigenen persönlichen Erfahrungen mit dem Thema. Darauf folgt die Analyse von Umfeldent-<br />

5


wicklungen: Wie hat sich das gesellschaftliche/politische Umfeld zum vorgegebenen Thema inzwischen<br />

verändert, mit welchen gesellschaftlichen Realitäten sind wir heute konfrontiert? Danach entwerfen die<br />

TeilnehmerInnen Visionen, wobei sich gemeinsame Ziele aller Beteiligten heraus kristallisieren. Im letzten<br />

Schritt werden Maßnahmen geplant und beschlossen. Die einzelnen Phasen bauen schrittweise aufeinander<br />

auf und führen trichterförmig, vom Generellen zum Spezifischen.<br />

(vgl. Matthias zur Bronsen, Methode Zukunftskonferenz - www.all-in-one-spirit.de)<br />

Tagung/Konferenz<br />

Natürlich ist auch die allseits bekannte und bewährte Tagungsform möglich. Viele Interessierte oder gezielt<br />

Betriebs- und Personalräte werden zu einer Konferenz/Tagung eingeladen, die mit Input-Referat, Murmelgruppen<br />

und offenem gemeinsamen Plenum arbeitet. Allerdings sollte bedacht werden, dass schon<br />

durch die Wahl des Veranstaltungsablaufes ein Zeichen für etwas Neues gesetzt werden sollte. Hierdurch<br />

wird das Vertrauen in die neue Form der Zusammenarbeit gestärkt und ein Gefühl des Aufbruchs und der<br />

Motivation für neues Engagement entwickelt.<br />

Eine Pin-Wand sollte aufgestellt werden, die alle einlädt, sich einzutragen, die an weiteren Kontakten/<br />

weiteren Treffen zum Thema interessiert sind. Ziemlich zeitnah zur Konferenz sollte zum weiteren Treffen<br />

eingeladen werden. Dieses weitere Treffen kann der Auftakt zu einem Netzwerk sein.<br />

Für den örtlichen DGB/die örtliche Gewerkschaft kann damit eine neue Form der aktiven Beteiligung von<br />

(potenziellen) Gewerkschaftsmitgliedern praktiziert werden. Dieses Treffen muss allerdings gut vorbereitet<br />

sein: Erfahrungsaustausch und praktische Handlungsansätze für betriebliche Verbesserungen etc.<br />

<strong>Netzwerke</strong> arbeiten nach dem Prinzip einer hohen Gestaltungs- und Beteiligungsorientierung – weg vom<br />

altbekannten Delegationsprinzip. Deswegen sollte es beim Start gelingen, die Motivation der TeilnehmerInnen<br />

aufzugreifen, zu bündeln und für die weitere Zusammenarbeit zu stärken.<br />

Die Atmosphäre der Start- oder Auftaktveranstaltung – unabhängig von der Form - sollte offen und<br />

ansprechend sein. Die Räumlichkeiten sollten Platz für kleinere Gruppengespräche bieten als auch eine<br />

angenehme Plenumsrunde ermöglichen. Beratungs- und Diskussionsergebnisse sollten schriftlich dokumentiert<br />

(Metaplan, Flip-Chart, Moderationskarten, Papiertischdecken …) und für alle sichtbar aufgehängt<br />

werden können. Ein Zeit- und Arbeitsplan sorgt für Orientierung. Aufgabenverteilungen müssen klar<br />

abgesprochen sein.<br />

Die Start- oder Auftaktveranstaltung beinhaltet immer die folgenden Punkte:<br />

n Vorstellung der Initiatorinnen<br />

n Bezug der InitiatorInnen zum Thema<br />

n Vorstellung der Idee und daraus resultierende Aufgabe für das Netzwerk<br />

n Wie und nach welchen Kriterien wurde die Runde der Teilnehmenden eingeladen<br />

n Was veranlasst uns zu der Annahme, dass mit dieser Zusammensetzung das Thema erfolgreich<br />

bearbeitet werden kann?<br />

6 DGBNetzwerkbroschüre


n Wie soll der Ablauf der Veranstaltung sein<br />

n Erwartungen und Anliegen der Teilnehmenden<br />

n Ausreichend Gelegenheit zum Erfahrungs- und Gedankenaustausch<br />

n Zusammenfassung erster Ideen und Ergebnisse<br />

n Erste konkrete Verabredungen<br />

n Weiteres Vorgehen<br />

Woran man bei der Vorbereitung denken sollte:<br />

Die Auswahl der TeilnehmerInnen und die Gestaltung der Einladung sollte mit Sorgfalt vorgenommen<br />

werden. Bei großen Gruppen bietet es sich an, bereits mit der Einladung die Möglichkeit zur aktiven Beteiligung<br />

in Form einer Rückmeldung mit Gelegenheit zur Meinungsäußerung mit entsprechenden Themenwünschen<br />

und Anregungen zu geben. Bei einer offenen Runde kann die Möglichkeit eingeräumt werden,<br />

weitere Interessierte mitzubringen.<br />

Bei der Zusammenstellung der TeilnehmerInnen ist darauf zu achten, dass sie aus verschiedenen Arbeitsbereichen<br />

kommen und unterschiedliche Kompetenzen einbringen, um die Diskussion spannend zu<br />

gestalten. Eine Mischung aus hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kolleginnen, mehreren Altersgruppen,<br />

Personen, die professionell mit dem Thema verbunden sind, ExpertInnen aus Initiativen mit ähnlichen<br />

Anliegen, VertreterInnen aus erfolgreichen Projekten, Fachfrauen z.B. aus dem Bereich der Erwachsenenbildung,<br />

Rechtsberatung usw. bringt unterschiedliche Aspekte zusammen und verspricht einen interessanten<br />

Gedankenaustausch. Die gezielte Auswahl sorgt dafür, dass bei neu entwickelten Vorschlägen die<br />

Realisierbarkeit (z.B. Seminar zu einem bestimmten Thema, Rechtsfragen) Vorort geprüft werden kann.<br />

Die Rolle der Moderation muss vorher gut durchdacht werden. Erfahrung in der Moderation größerer<br />

Gruppen ist von Vorteil, zuarbeitende Aufgaben sollten vorher vergeben sein. Die Dokumentation des<br />

Workshops (Fotos, Protokolle, Themenspeicher, Tonbandaufzeichnungen, Video etc) muss geklärt sein.<br />

Die Ergebnisse des Workshops müssen sehr schnell allen zur Verfügung stehen, weshalb sich die Möglichkeit<br />

des Downloads oder der E-Mail Versendung anbietet. Eine aktualisierte E-Mail Liste mit Telefonnummern<br />

muss zum Ende der Veranstaltung für alle TeilnehmerInnen kopiert zur Verfügung stehen, damit die<br />

TeilnehmerInnen unkompliziert Kontakt zueinander aufnehmen können. Darin sollte der Bezug zum Thema<br />

(Betrieb, Institution etc). benannt sein.<br />

In die Präsentation der Arbeitsergebnisse und neu aufgeworfener Fragen sollten möglichst viele TeilnehmerInnen<br />

einbezogen werden. Es ist darauf zu achten, dass diese sich den ZuhörerInnen jeweils vorstellen<br />

und einige Informationen über ihre Motivation und ihren Bezug zum Thema geben.<br />

Vorschläge zur weiteren Zusammenarbeit sind zusammenzufassen und möglichst konkret festzulegen.<br />

Verabredungen zur Gründung von Untergruppen etc. sind für alle transparent vorzustellen und jeweils mit<br />

der konkreten und persönlich formulierten Aufforderungen verbunden, sich zu beteiligen. Direkte Anspra-<br />

7


che und Einladungen zur Mitarbeit sind ausdrücklich erwünscht! Alle Termine müssen in geeigneter Weise<br />

bekannt gemacht werden.<br />

Sehr wichtig ist eine „Wand“, auf der alle TeilnehmerInnen Ideen für weitere interessierte Personen oder<br />

einzuladende Fachleute und KollegInnen sowie diesbezügliche Wünsche äußern können („Es wäre gut,<br />

wenn wir eine Technikerin dabei hätten! Jemand, die was zum Thema….. sagen kann, eine Frau mit Erfahrungen<br />

im Bereich…..“).<br />

Arbeitsaufträge, die sich aus dem Treffen ergeben, sind zusammenzufassen und möglichst umgehend mit<br />

Verantwortlichkeiten zu versehen. Dabei ist darauf zu achten, dass vielen die Möglichkeit gegeben wird,<br />

sich zu beteiligen.<br />

Die Arbeit mit Fragekarten bietet sich an, um offene Fragen, die während des Treffens nicht bearbeitet<br />

werden können, zu sammeln und in die große Plenumsrunde einzubringen. Vielleicht finden sich spontan<br />

TeilnehmerInnen, die sich bis zum nächsten Treffen um die Beantwortung kümmern können.<br />

Ein Workshop schließt immer mit einer gemeinsamen Vision, mit der nochmaligen Formulierung des gemeinsamen<br />

Ziels und mit der ausdrücklichen Gewissheit, heute ein Stück vorangekommen zu sein. Bei der<br />

Verabschiedung steht der neue Termin für ein weiteres Treffen für alle fest, eine Vorbereitungsgruppe hat<br />

sich gebildet und feste Ansprechpartner sind benannt.<br />

8 DGBNetzwerkbroschüre


5. Soziales Netzwerk und / oder<br />

virtuelles Netzwerk<br />

An dieser Stelle soll die Frage angesprochen werden: Wie steht es mit den Erfahrungen um virtuelle<br />

<strong>Netzwerke</strong>?<br />

Ohne das Thema erschöpfend behandeln zu können, kann soviel gesagt werden: Ohne gute soziale Basis<br />

kann sich ein virtuelles Netzwerk nicht optimal entwickeln. Auch virtuelle <strong>Netzwerke</strong> benötigen viele<br />

Ressourcen, wie Zeit und Engagement. Und es entwickelt sich in der Regel nicht im Alleingang am Arbeitsplatz<br />

vor dem PC im Büro oder Zuhause, sondern im direkten Kontakt mit den KollegInnen und anderen<br />

NetzwerkteilnehmerInnen. Virtuelle <strong>Netzwerke</strong> benötigen ein gutes Management und eine ständige<br />

„Pflege des Netzes“.<br />

Um zeitnah aktuelle Informationen gezielt unterschiedlichen Zielgruppen zur Verfügung zu stellen, richten<br />

Gewerkschaften zunehmend virtuelle <strong>Netzwerke</strong> ein. Für die Mitglieder dieser <strong>Netzwerke</strong> gibt es zumeist<br />

„geschützte Räume“, in denen sie ihre Erfahrungen und Ideen austauschen können und exklusiv Informationen<br />

erhalten.<br />

Soll ein virtuelles Netzwerk mehr als eine Informationsplattform sein, muss ein Geben und Nehmen im<br />

Netz entstehen, und neben einer guter Informationspolitik des Netzwerkmanagements sind regelmäßige<br />

soziale Treffen erforderlich.<br />

Hier ein Beispiel: die IGM-Frauen haben seit über 0 Jahren Erfahrungen mit dieser Organisationsform. Im<br />

Netzwerk Chancengleichheit sind unternehmens- und branchenübergreifend Betriebsrätinnen organisiert.<br />

Die <strong>Netzwerke</strong>rinnen erhalten über einen Newsletter aktuelle Informationen, können untereinander<br />

kommunizieren, können Dokumente bzw. Kommentare einstellen und es gibt jährlich einen Workshop.<br />

Das Netzwerkmanagement liegt im FB Frauen- und Gleichstellungspolitik beim Vorstand. Mehr unter:<br />

http://netzwerk-chancengleichheit.org/news/


6. Das Netzwerk am Laufen halten<br />

(Erfolgreich arbeiten im/mit dem<br />

Netzwerk)<br />

„Auch nach einem erfolgreichen Startworkshop ist ein Netzwerk kein Selbstläufer: Nicht wenige Initiativen<br />

versanden nach nur kurzer Zeit. Für den Erfolg oder Misserfolg von <strong>Netzwerke</strong>n gibt es Gründe. Es können<br />

viele Fehlentwicklungen vermieden werden, wenn man sich an den Erfolgsfaktoren orientiert und ein<br />

Netzwerk dementsprechend zu steuern versucht.“<br />

(Uwe Elsholz, Gerhard Proß, Jörg-Peter Skroblin: “Gewerkschaftliche <strong>Netzwerke</strong>. Aufbau, Moderation und<br />

Verstetigung“, Projekt KomNetz 006)<br />

In jedem Netzwerk gibt es hin und wieder schwierige Situationen und Störungen, die für die Steuerungsgruppe<br />

eine Herausforderung darstellen Auch gibt es immer Höhen und Tiefen, aktive Zeiten und ruhige<br />

Abschnitte. Jedes Netzwerk durchläuft verschiedene Phasen.<br />

Ziel der Netzwerksteuerung und des Netzwerkmanagements ist es, Stabilität und Kontinuität ins Netz zu<br />

bringen<br />

6. . Die Bedürfnisse der TeilnehmerInnen haben Priorität<br />

Mit den AkteurInnen steht und fällt das Netzwerk.<br />

Je stärker sie sich mit dem Netzwerk identifizieren können und je attraktiver das Netzwerk für sie ist,<br />

desto eher sind sie bereit, sich zu engagieren und damit zum Erfolg des <strong>Netzwerke</strong>s beizutragen.<br />

„Bei der Frage der Mitarbeit in einem Netzwerk ist in der Regel die individuelle Motivation der entscheidende<br />

Faktor. Vereinfacht gesagt hängt die Motivation mit einer persönlichen „Kosten-Nutzen-Rechnung“<br />

zusammen. Diese Rechnung fasst intuitiv zusammen, was mir die Beteiligung bringt. Dabei werden alle<br />

Ebenen berücksichtigt.<br />

(vgl. Peter Legner, Netzwerkmoderation ... um die Kooperation im Netzwerk zu begleiten, www.verdi.<br />

komnetz.de)<br />

Auf der Positivseite der Rechnung stehen:<br />

Inhaltlicher Nutzen; persönliches Weiterkommen; Arbeitserleichterung; Spaß; Freude mit bestimmten<br />

Leuten zusammen zu arbeiten; Lust am Erreichen bestimmter Resultate; Möglichkeit, aus dem Alltagstrott<br />

herauszukommen.<br />

Auf der Negativseite stehen:<br />

Zeitaufwand; das Gefühl, ausgenutzt zu werden; ineffektive Verwertung meines Einsatzes; Konflikte;<br />

Unlust, bestimmten Leuten zu begegnen; Missachtung oder sogar Bekämpfung meiner Beiträge.<br />

In einem Arbeitszusammenhang, der die jederzeitige Möglichkeit zum Ausstieg beinhaltet, muss die Positivseite<br />

dauerhaft schwerer wiegen als die Negativseite.<br />

Dabei kommt dem gemeinsamen Lernen und dem Erfahrungsaustausch eine hohe Priorität zu. Doch damit<br />

ist es nicht genug. Regelmäßige fachliche Inputs von externen ExpertenInnen, die Präsentation von guten<br />

0 DGBNetzwerkbroschüre


und gelungenen Beispielen und erste Erfolge in Kleinprojekten tragen dazu bei, dass die Teilnehmerinnen<br />

das sichere Gefühl entwickeln, dass die Beteiligung am Netzwerk für sie Vorteile bringt.<br />

Der persönliche Kontakt steht immer im Mittelpunkt. Erfahrungen haben gezeigt, dass das Internet eher<br />

ein nachrangiges Hilfsmittel ist, welches genutzt wird, um vorhandene persönliche Beziehungen zu festigen<br />

oder um Informationen abzurufen.<br />

Ein Netzwerk lebt von den Beziehungen der Akteure untereinander und zum Netzwerk. Vertrauen und<br />

Verbindlichkeit wächst mit der Erfahrung, dass sich die Akteure mit ihren Kompetenzen und Belangen tatsächlich<br />

einbringen können und dass die Kooperation den verwertbaren Nutzen für alle Beteiligten erhöht.<br />

Es muss gelingen, die Anliegen und Fragen der NetzwerkteilnehmerInnen sichtbar zu machen und einer<br />

gemeinsamen Bearbeitung zuzuführen. Zunächst sind Antworten aus den eigenen Reihen gefragt, Hilfe<br />

zur Selbsthilfe mit Zugriff auf die Ressourcen der anderen TeilnehmerInnen. Wer kann dazu etwas mitteilen?<br />

Wer hat dazu Erfahrungen? Wozu benötigen wir zusätzliche Informationen?<br />

Und: Wer braucht meine Antworten? Wie kann ich mit eigenen Erfahrungen und Ideen andere unterstützen?<br />

Die Kompetenz des <strong>Netzwerke</strong>s muss für alle Beteiligten deutlich werden, Kommunikationswege müssen<br />

einfach und direkt sein.<br />

Gelungene Vernetzung führt zu größerer Stärke und zu dem Bewusstsein, Unterstützung bei der Bewältigung<br />

des eigenen (betrieblichen) Alltags, bei der eigenen Aufgabenstellung zu bekommen.<br />

Erfahrungen haben gezeigt, dass es zu Beginn eines <strong>Netzwerke</strong>s regelmäßige Treffen in kürzeren Abständen<br />

geben muss, damit die Möglichkeiten und die Kompetenz des <strong>Netzwerke</strong>s für die Akteure immer<br />

wieder gegenwärtig werden. Dazu bieten sich Veranstaltungen an, die eine Betriebs- oder Vorortbesichtigung<br />

mit einem bestimmten Thema verbinden. Der Besuch eines Betriebes, einer Einrichtung oder eines<br />

Projektes kann sehr anschaulich Fragestellungen verdeutlichen und zeigt konkrete Arbeitsbedingungen<br />

auf. Wenn dazu noch ein guter fachlicher Input kommt, führt dies im anschließenden Gedankenaustausch<br />

zu zufrieden stellenden Ergebnissen.<br />

Gemeinsam können eine Reihe von Terminen zu abgesprochenen Fragestellungen festgelegt und entsprechende<br />

Besuchstermine vereinbart werden. So entsteht die Gewissheit, regelmäßig miteinander im<br />

Kontakt zu sein und offene Fragen in absehbarer Zeit klären zu können. Klare Absprachen und Aufgabenverteilung<br />

geben einen sicheren Rahmen und schaffen Klarheit über die Möglichkeiten der Beteiligung<br />

und der Mitgestaltung. Die Durchführung der gemeinsamen Treffen sollte viele Akteure einbeziehen. Dies<br />

führt zu einer Atmosphäre des Vertrauens und der Verbindlichkeit.


6. . Die Netzwerkkultur ist das Herzstück<br />

Funktionierende <strong>Netzwerke</strong> setzen eine Kultur voraus, die sich durch Verbindlichkeit, Vertrauen, Kooperation,<br />

Kommunikation und Austausch, durch ein hohes Maß an Transparenz und Information auszeichnet.<br />

Zur Kultur gehört auch die gemeinsame Bereitschaft, sich einem übergeordneten Ziel zu widmen und<br />

für dessen Realisierung einzutreten, auch unter der Bedingung, dass Einzelinteressen gegebenenfalls zu<br />

relativieren sind. Netzwerkkulturen entstehen nicht einfach, sondern müssen entwickelt werden.<br />

Dem Begriff des Vertrauens kommt eine große Bedeutung zu. Dabei wird der Begriff in zweierlei Hinsicht<br />

genutzt. Zum einen meinen wir damit das Vertrauen der Netzwerkakteure zueinander. Die Netzwerkakteure<br />

müssen sich darauf einlassen und wissen, dass es sich bei der Netzwerkarbeit um eine gemeinsame<br />

Vertrauenssituation handelt. Zum anderen geht es um das Vertrauen in das Netzwerk, in dessen<br />

Funktionsfähigkeit hinsichtlich der Zielerreichung, der fairen Ressourcennutzung und der Attraktivität des<br />

<strong>Netzwerke</strong>s.<br />

Der Begriff Vertrauen meint somit das gegenseitige Vertrauen und das Vertrauen in das Netzwerksystem.<br />

Wobei die Bedeutung des Vertrauens im Netzwerk steigt, wenn sich eine Anzahl von Mitgliedern des<br />

<strong>Netzwerke</strong>s in einer Doppelrolle befindet, nämlich als VertreterIn einer Organisation einerseits und als<br />

autonome MitgestalterIn des <strong>Netzwerke</strong>s andererseits. Durch diese Doppelrolle sind die TeilnehmerInnen<br />

in ganz besonderem Maße gefordert, miteinander eine Vertrauenskultur aufzubauen.<br />

Zu Beginn der Netzwerkarbeit sollten Netzwerkvereinbarungen getroffen werden. Damit sind einerseits<br />

Formen der Kooperation gemeint und andererseits Grundsätze und Regeln, von denen man sich leiten<br />

lassen möchte. Sie stärken die Verbindlichkeit unter den TeilnehmerInnen und bieten eine Grundlage für<br />

die gemeinsame Reflexion darüber, ob die gemeinsamen Vereinbarungen eingehalten werden.<br />

In der praktischen Netzwerkarbeit bilden sich nach und nach bestimmte kulturelle Muster heraus. Zum<br />

Beispiel: wie Informationen weitergegeben werden, wie Entscheidungen getroffen werden etc. Diese<br />

Muster sind Teil der inneren Ordnung eines <strong>Netzwerke</strong>s und können sich konstruktiv oder destruktiv für<br />

die Netzwerkarbeit erweisen.<br />

6.3. Eigen- und Netzwerkinteressen offen benennen<br />

Individueller und kollektiver Nutzen<br />

<strong>Netzwerke</strong> bestehen zunächst aus konkreten Personen, die jedoch auch VertreterInnen von Organisationen<br />

und Einrichtungen sein können.<br />

Hierdurch kann sich eine gewisse eigene Dynamik im Spannungsfeld von Netzwerkinteressen und Eigeninteressen<br />

entwickeln.<br />

NetzwerkteilnehmerInnen, die als Vertreter von Organisationen in <strong>Netzwerke</strong> eingebunden sind, agieren<br />

DGBNetzwerkbroschüre


gewissermaßen in einem doppelten Handlungsrahmen. Die Frage nach einem speziellen Auftrag der Herkunftsorganisation<br />

muss offen angesprochen werden.<br />

Die NetzwerkakteurInnen bringen Erfahrungen mit formal reglementierten, zum Teil sehr hierarchisch<br />

geprägten Arbeitszusammenhängen in die Netzwerkarbeit mit ein.<br />

Sie sind Teil oder VertreterIn formal organisierter Systeme, die sich über das Netzwerk Vorteile für die<br />

Ziele der eigenen Institution/des eigenen Verbandes versprechen. Ergebnisse der Netzwerkarbeit fließen<br />

(un)willkürlich in diese formalen <strong>Strukturen</strong> zurück.<br />

Die Netzwerkpraxis zeigt, dass es nicht immer gelingt, die Einzelinteressen der Akteure den übergeordneten<br />

gemeinsamen Zielen unterzuordnen und dass Akteure häufig versuchen, ihre Einzelinteressen im<br />

Netzwerk durchzusetzen. Auch dies gilt es, offen anzusprechen.<br />

6.4. Bindungs- und Wirksamkeitsorientierung sollten sich die Waage halten<br />

Die erfolgreiche Teilnahme an einem Netzwerk, setzt eine gewisse soziale und kommunikative Kompetenz<br />

voraus. Die beteiligten Personen sollten dazu in der Lage sein, ihre Beziehungen und Bindungen aktiv zu<br />

gestalten.<br />

In ihren individuellen Beziehungen entwickeln die TeilnehmerInnen konkrete Erwartungen an ihre BeziehungspartnerInnen.<br />

Von der Erfüllung oder Nichterfüllung hängen der weitere Verlauf, der Austausch und<br />

die Qualität der Beziehung ab. Bei diesen Beziehungen geht es immer auch um konkrete oder allgemeine<br />

Kosten-Nutzen-Relationen, die sich im Laufe der Beziehung allerdings verändern können.<br />

Durch die Beteiligung an sozialen <strong>Netzwerke</strong>n versuchen die TeilnehmerInnen, ihren persönlichen, selbst<br />

gewählten Zielen näher zu kommen. Darin liegt die Quelle ihre Motivation. Entsprechend der persönlichen<br />

Zielkonstellation existieren Unterschiede in der Gestaltung der Beziehungsqualität.<br />

So macht es einen Unterschied im individuellen Beziehungsverhalten, ob eine TeilnehmerIn in erster Linie<br />

danach strebt, Anerkennung zu erhalten und Einfluss zu nehmen oder ob Nähe und emotionale Bindung<br />

handlungsleitend sind.<br />

Bei der Zusammensetzung und Auswahl der NetzwerkteilnehmerInnen sollten die Ziele und Motivlagen<br />

bewusst thematisiert und gezielt kombiniert werden.<br />

Besteht das Motiv zur Mitarbeit in einer stärker ausgeprägten Wirksamkeitsorientierung werden die<br />

Teilnehmerinnen des <strong>Netzwerke</strong>s und das Netzwerk selbst als ein „Mittel zum Zweck“ betrachtet, z.B.<br />

zur Erhöhung der persönlichen sozialen Anerkennung und zum Imagegewinn oder zur Ausweitung der<br />

eigenen Einflusssphäre. Die Wirksamkeitsorientierung zielt darauf, den eigenen Status, das eigene Ansehen<br />

mit Hilfe der anderen TeilnehmerInnen zu verändern.<br />

3


Besteht das Motiv zur Mitarbeit in einer stärker ausgeprägten Bindungsorientierung richten sich die<br />

Aktivitäten auf die Qualität spezifischer Beziehungen zu anderen Teilnehmern des <strong>Netzwerke</strong>s, z.B. zur<br />

Entwicklung und Festigung von Freundschaften, zur Verhinderung von Ärger, Entwicklung von Fürsorge).<br />

Ein wichtiger Aspekt der Bindungsorientierung im Gegensatz zur Wirksamkeitsorientierung besteht darin,<br />

dass diese immer darauf gerichtet ist, wechselseitig befriedigende Zustände in den Beziehungen herzustellen.<br />

Der angestrebte Endzustand liegt in einer bestimmten Qualität der Beziehung (alle sollen sich wohl<br />

fühlen).<br />

Bindungs- und Wirksamkeitsorientierungen sind in der Motivlage einzelner NetzwerkteilnehmerInnen<br />

niemals ganz voneinander getrennt oder in einer ausschließlichen Ausprägung vorhanden. Wir finden sie<br />

allerdings in zum Teil sehr unterschiedlich starker Ausprägung vor.<br />

Die Erfahrungen zeigen, dass es wichtig ist, unterschiedliche persönliche Motivlagen zur Mitarbeit im<br />

Netzwerk wahrzunehmen, bei Bedarf zu thematisieren und als mögliche Quelle von Unstimmigkeiten zu<br />

beobachten.<br />

6.5. Machtstrukturen müssen offen gelegt werden<br />

Auch wenn <strong>Netzwerke</strong> den Anspruch haben, eine gleichwertige Kooperation der Beteiligten zu ermöglichen,<br />

spielt der Faktor Macht eine Rolle. Die Macht einzelner TeilnehmerInnen wirkt auch im Netzwerk<br />

weiter, wenn die betreffende Person diese Macht weiterhin für sich in Anspruch nimmt. Dasselbe gilt,<br />

wenn Macht einzelnen Personen weiterhin zugeschrieben wird und daraus resultierend eine so genannte<br />

„routinierte“ Machtkommunikation erfolgt. Macht drückt sich beispielsweise in Einfluss- und Aufgabenzuschreibungen<br />

aus.<br />

Die Machtfrage kann auch auftreten, wenn einzelne TeilnehmerInnen sehr viele Ressourcen in das Netzwerk<br />

einbringen, was möglicherweise die Notwendigkeit eines Ausbalancierens erforderlich macht.<br />

Es gibt im Netzwerk immer mächtige und weniger mächtige TeilnehmerInnen, jedoch verfügen alle über<br />

gewisse Machtquellen (z.B. Wissen, Information, Status, Kontakte). Macht kann sich auf gruppendynamische<br />

Prozesse und auf Prozesse der Aufgabenbewältigung konstruktiv oder destruktiv auswirken. Strukturell<br />

verankerte Ungleichgewichte im Netzwerk können zu Benachteiligungen führen, die missbräuchliche<br />

Anwendung von Macht (z.B. durch die Zurückhaltung von Informationen) oder unreflektierte Machtzuschreibungen<br />

der Akteure können sich im Netzwerk handlungslähmend auswirken.<br />

Die Machtstrukturen sollten so weit wie möglich offen gelegt und offen angesprochen werden.<br />

6.6. Ohne <strong>Strukturen</strong> geht es nicht.<br />

Transparenz der Entscheidungsstrukturen und Beteiligungsmöglichkeiten<br />

Jedes Netzwerk benötigt zur eigenen Funktionsfähigkeit bestimmt geeignete <strong>Strukturen</strong>. Hierbei spielt der<br />

4 DGBNetzwerkbroschüre


Faktor Größe eine bestimmende Rolle. Je größer das Netzwerk ist, desto schwieriger ist es, die verschiedenen<br />

Interessen zu bündeln und zu sortieren, Entscheidungen zu treffen und Kompromisse auszuhandeln.<br />

Ist das Netzwerk dagegen zu klein, fehlen möglicherweise Ideenträger und das Fernbleiben von<br />

Mitgliedern ist dann schwer zu verkraften.<br />

Bei großen <strong>Netzwerke</strong>n bieten sich arbeitsteilige <strong>Strukturen</strong> von kontinuierlich arbeitenden Kernnetzwerken<br />

an, die bei Bedarf erweitert werden. Auch gibt es die Möglichkeit, große <strong>Netzwerke</strong> in Untergruppen<br />

zu teilen, die dann an bestimmten Aufgaben arbeiten.<br />

Ein scheinbarer Widerspruch lässt sich darin erkennen, dass <strong>Netzwerke</strong> zwar einerseits entbürokratisiert<br />

und enthierarchisiert und auf ein hohes Maß an Kommunikation und Austausch angelegt sind, andererseits<br />

aber auf eine innere Ordnung – im Sinne eine funktionierenden Struktur nicht verzichten können.<br />

Einigkeit besteht darüber, dass es auch in <strong>Netzwerke</strong>n eines gewissen Grades an formaler Organisiertheit<br />

bedarf, die Verlässlichkeit und Verbindlichkeit schafft.<br />

6.7. Ausreichende Ressourcen dauerhaft gewährleisten<br />

<strong>Netzwerke</strong> können nur dann dauerhaft funktionieren, wenn sie dafür die entsprechenden Ressourcen<br />

haben. Damit sind gemeint<br />

n fachliche Ressourcen<br />

n soziale Ressourcen in Bezug auf Kommunikation und Kooperation<br />

n monetäre Ressourcen in Bezug auf Sachmittel, Räume, Personal (z.B. für Moderation,<br />

Management, Steuerung)<br />

n Ressourcen in Bezug auf Informationen und Weiterentwicklung.<br />

Die Funktionsfähigkeit von <strong>Netzwerke</strong>n setzt hinsichtlich der Erfüllung ihrer Aufgaben eine stabile Ressourcenlage<br />

des <strong>Netzwerke</strong>s selbst voraus.<br />

Um diese zu sichern, muss das Netzwerk Energie in die Sicherung der eigenen Ausstattung investieren<br />

(u.a. Sicherung der finanziellen Lage, Weiterbildung der NetzwerkteilnehmerInnen).<br />

Die vorhandene Ressourcenbasis eines <strong>Netzwerke</strong>s ist ein Gradmesser für dessen Funktionsfähigkeit. Mit<br />

eigenen Möglichkeiten und mit Hilfe zugeführter Mittel bauen die NetzwerkakteurInnen für sich einen so<br />

genannten Ressourcenpool auf, den sie einerseits selbst nutzen aber eventuell auch nach außen anbieten.<br />

Dieser Ressourcenpool besteht aus Wissen und Informationen, Kontakten und Dienstleistungen, Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten und einer stabilen sozialen Infrastruktur und er muss sich immer wieder erneuern<br />

und aktualisieren.<br />

Das Netzwerkmanagement hat auf die Ausbalancierung von Ressourcenproduktion (Geben), Ressourcennutzung<br />

(Nehmen) und Ressourcenweitergabe zu achten.<br />

5


6.8. Die Rolle und Aufgaben der Netzwerksteuerung und des<br />

Netzwerkmanagements<br />

Ohne die Kümmerer und Spinnen, die dafür sorgen, dass das Netz nicht reißt, kann ein Netzwerk kaum<br />

funktionieren.<br />

In der Netzwerksteuerung reicht es nicht, dem Netzwerk die erforderlichen Methoden (Instrumente) zur<br />

Problemlösung zur Verfügung zu stellen und Konflikte zu bewältigen helfen, obwohl damit schon wichtige<br />

Aufgaben benannt sind. Netzwerksteuerung braucht Fähigkeiten aus vielen unterschiedlichen Bereichen.<br />

Zum Beispiel werden hier Kenntnisse der Moderation von Gruppen und dem Funktionieren von Gruppen,<br />

über die Arbeitsweise und die Dynamik von <strong>Netzwerke</strong>n oder das Entstehen von Konflikten eingesetzt.<br />

In der Regel sind fachliche und soziale Kompetenzen für die Netzwerksteuerung und für das Management<br />

erforderlich, um die Kommunikation auf der sachlichen und persönlichen Ebene der Netzwerkmitglieder<br />

untereinander zu fördern.<br />

Netzwerkmanagement und –steuerung hat zentrale Aufgaben zu bewältigen: Dazu gehört in erster Linie,<br />

geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, die Netzwerkarbeit überhaupt erst ermöglichen. Dazu gehören<br />

Ressourcen, klare Aufgaben und Ziele, geeignete <strong>Strukturen</strong>, Abläufe und Regeln.<br />

Der Aufbau und die Weiterentwicklung von <strong>Netzwerke</strong>n erfordern einen nicht zu unterschätzenden Energieaufwand.<br />

Von daher ist im Vorfeld kritisch zu prüfen, ob geeigneten Bedingungen gegeben sind, damit<br />

die Netzwerkarbeit eine Chance hat und Erfolg versprechend durchgeführt werden kann.<br />

6 DGBNetzwerkbroschüre


7. Literatur<br />

Kellner, Hedwig: Konferenzen, Sitzungen, Workshops effizient gestalten: nicht nur zusammensitzen. München,<br />

Hanser 5<br />

Kellner, Hedwig: Konferenzen Sitzungen Workshops effizient gestalten. Nicht nur zusammensitzen. Carl<br />

Hanser Verlag, München Wien, 5. Vielseitig und praxisnah.<br />

www.mitarbeit.de Heike Walk, Achim Brunnengräber: Die Globalisierungswächter, NGO und ihre transnationalen<br />

Netze im Konfliktfeld Klima, Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 000<br />

www.buergergesellschaft.de)<br />

Tilly Miller „Die Störanfälligkeit organisierter <strong>Netzwerke</strong> und die Frage nach Netzwerkmanagement und<br />

Netzwerksteuerung“ in „Mit <strong>Netzwerke</strong>n professionell zusammenarbeiten“, DGVT Verlag, Tübingen 005<br />

www.dgb.familie.de<br />

Die Durchführung als Workshopkonzept, Johannes Busse,<br />

www.pu.informatik.uni-tuebingen.de<br />

Bernd Kassebaum „Die Netzwerkgewerkschaft – eine Zukunftsoption“<br />

www.komnetz.de<br />

www.wikipedia.de, Kategorie Bürgerbeteiligung/Pädagogische Methode<br />

www.mitarbeit.de, weitere Informationen unter www.theworldcafe.com<br />

Matthias zur Bronsen, Methode Zukunftskonferenz<br />

www.all-in-one-spirit.de<br />

Uwe Elsholz, Gerhard Proß, Jörg-Peter Skroblin: “Gewerkschaftliche <strong>Netzwerke</strong>. Aufbau, Moderation und<br />

Verstetigung“, Projekt KomNetz 006<br />

Peter Legner, Netzwerkmoderation ... um die Kooperation im Netzwerk zu begleiten,<br />

www.verdi.komnetz.de<br />

7


Herausgeber<br />

Deutscher Gewerkschaftsbund<br />

Bundesvorstand<br />

Bereich Gleichstellungs- und<br />

Frauenpolitik<br />

Henriette-Herz-Platz 2<br />

10178 Berlin<br />

Tel: +49 (0)30-24 06 07 28<br />

Fax: +49 (0)30-24 06 07 61<br />

Email: gfr@dgb.de<br />

Juli 2009<br />

8 DGBNetzwerkbroschüre

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