Heimliches Geld, heimliche Liebe - Internationales Nestroy Zentrum ...
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DI, MI, FR, SA | 20.30 UHR<br />
SCHLOSSHOF ROTHMÜHLE<br />
SCHWECHAT | RANNERSDORF<br />
REGIE: PETER GRUBER<br />
01/707 82 72
3 7 . N E S T R O Y S P I E L E S C H W E C H A T 2 0 0 9<br />
1
2<br />
Wenn Sie Informationen über<br />
die <strong>Nestroy</strong>-Spiele erhalten wollen,<br />
schreiben Sie uns<br />
2320 Schwechat, Ehrenbrunngasse 24<br />
oder schicken uns ein mail<br />
cb@nestroy.at<br />
www.nestroy.at
INHALT<br />
KULTURSOMMER IM SCHLOSS ROTHMÜHLE<br />
Termine 5<br />
37. NESTROY-SPIELE 2009<br />
Vorwort von Peter Gruber<br />
„HEIMLICHES GELD, HEIMLICHE LIEBE“<br />
8<br />
Die Besetzung 12<br />
Das Stück 17<br />
Die Zeit 22<br />
Das Kupfer 28<br />
Das <strong>Geld</strong> 30<br />
Analphabetismus heute 35<br />
Arbeiterstrich 36<br />
<strong>Liebe</strong>, Ehe und <strong>Geld</strong> 38<br />
Das Spiel mit Zahlen 42<br />
NESTROY-EXTRA<br />
Der Bockerer 44<br />
NESTROY-FRÜHSTÜCK<br />
Das Linke Würstel ist zu lang 46<br />
35. INTERNATIONALE NESTROY-GESPRÄCHE 2009<br />
„Nur alles ohne Leidenschaft” 48<br />
Rückblick auf 35 Jahre <strong>Nestroy</strong> Gespräche 52<br />
DER RÜCKBLICK, NESTROY-SPIELE 2008<br />
„Umsonst” 54<br />
3
4<br />
>> Wer in der Stadt seine Asyle hat,<br />
wär ein Asinus,<br />
wenn er außer Land gehn tät.
KULTURSOMMER<br />
IM SCHLOSS ROTHMÜHLE<br />
NESTROY SPIELE SCHWECHAT<br />
„HEIMLICHES GELD, HEIMLICHE LIEBE“<br />
27. Juni – 1. August<br />
Di, Mi, Fr, Sa – 20.30 Uhr<br />
NESTROY - FRÜHSTÜCK<br />
DAS LINKE WÜRSTEL IST ZU LANG<br />
Eintritt inklusive Frühstücksbuffet Euro 10,–<br />
Mit Florian Haslinger und Silvia T. Steindl<br />
So 5., 12., 19. + 26. Juli - 10.30 Uhr<br />
Frühstück ab 9.00 Uhr<br />
NESTROY - EXTRA<br />
DER BOCKERER<br />
Do 23. Juli - 20.30 Uhr<br />
Gastspiel der Fischamender Spielleut<br />
FILMTAGE<br />
von 5. - 7. August | Filmbeginn: bei Einbruch der Dunkelheit – ca. 20.30 Uhr<br />
Eintritt frei - Einlass ab 19.00 Uhr.<br />
SOMMERNACHTSFEST<br />
8. August<br />
SCHLOSSHEURIGER<br />
11. - 16. August<br />
INFORMATION<br />
<strong>Nestroy</strong> Spiele 01 707 82 72<br />
Filmtage/Sommernachtsfest 01 701 01 08/278 oder 305<br />
www.schwechat.gv.at www.nestroy.at<br />
5
6<br />
>> <strong>Geld</strong> is halt <strong>Geld</strong>.
SUBVENTIONSGEBER UND SPONSOREN<br />
INTERNATIONALE<br />
NESTROY-GESELLSCHAFT<br />
7
<strong>Liebe</strong> <strong>Nestroy</strong>-Freunde!<br />
Bei der Uraufführung ein Misserfolg, später so halb und halb rehabilitiert,<br />
galt <strong>Nestroy</strong>s „<strong>Heimliches</strong> <strong>Geld</strong>, <strong>heimliche</strong> <strong>Liebe</strong>” lange Zeit als eher<br />
sprödes, schwer zugängliches postrevolutionäres Spätwerk, das sich nur im<br />
Zusammenhang mit dem historischen Hintergrund einigermaßen erschließt.<br />
Heute kommen sie einem seltsam vertraut vor, die Figuren, die dieses<br />
Stück bevölkern.<br />
Wir kennen sie alle: den reichen, skrupellosen Spekulanten; seine vernachlässigte,<br />
in die Jahre kommende Frau; seinen gestressten Geschäfts -<br />
partner, der nie Zeit hat; die harsche, emanzipierte Unter nehmerin; die<br />
verschuldeten Mittelständler; die schlecht bezahlten, jederzeit kündbaren<br />
Arbeiter; und die vielen Arbeitslosen, die langsam in die Illegalität abrutschen.<br />
Der Schock der aktuellen globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, deren<br />
fatale Folgen nicht etwa deren skrupellose Verursacher, sondern vor allem<br />
Mittel- und Unterschicht zu tragen haben, hat unseren Blickwinkel verändert.<br />
Wir verstehen besser, welch ohnmächtige Wut, welch unterdrückten<br />
Groll die einfachen Leute 1853 wohl gehabt haben müssen, als sie sahen,<br />
dass sich ihr vager Traum von ein wenig Wohlstand, von etwas mehr Gerechtigkeit<br />
und Freiheit, der die Antriebsfeder ihres revolutionären Aufbegehrens<br />
1848 war, nicht einmal ansatzweise erfüllt hatte. Im Gegenteil.<br />
Wieder waren – und das für unabsehbare Zeit – jene Leute an der Macht,<br />
die eigentlich an der Misere schuld waren, und die nun mit Hilfe des Militärs<br />
dafür Sorge trugen, dass alles beim Alten blieb.<br />
Wohl gab es ein paar Scheinzugeständnisse da und dort, aber die plötzlich<br />
mit ungeheurer Emsigkeit vorangetriebenen „Reformen“ hatten primär<br />
den Sinn, alles noch besser kontrollieren und etwaige Proteste<br />
künftig schon im Keim ersticken zu können. Die Pressefreiheit wurde<br />
wieder abgeschafft. Industrialisierung und Kapitalismus bekamen freie<br />
Hand und schritten weiter ungezügelt voran. Die Massenarbeitslosigkeit<br />
8
garantierte Billiglöhne und damit Unternehmern, Bankern und Aktionären<br />
fette Gewinne. Den kleinen Leuten blieb nichts, als sich zu fügen und<br />
den Mund zu halten, um nicht das Wenige zu verlieren, das sie noch hatten.<br />
Nach dem chaotischen Freiheitstaumel der Revolution, nach deren brutaler<br />
Niederschlagung und den folgenden langen Monaten der „Höllenangst“ in<br />
der Zeit der Militärjunta war 1853 wieder „Normalität“ zu rückgekehrt. Im<br />
Vormärz noch hatte <strong>Nestroy</strong> eine Utopie auf die Bühne gestellt: In „Zu<br />
ebener Erde und erster Stock” machen die Armen einen Haupttreffer im<br />
Lotto und dürfen hinauf in den ersten Stock. Die Reichen müssen nach<br />
unten, werden für ihren Hochmut vom Schicksal bestraft - Theater als<br />
Traumfabrik.<br />
Jetzt, wenige Jahre danach, in „<strong>Heimliches</strong> <strong>Geld</strong>, <strong>heimliche</strong> <strong>Liebe</strong>”, erzählt<br />
er die Geschichte anders: Die Armen hausen, ausgebeutet von den<br />
Reichen, in Kellern oder auf Dachböden und sind von ihnen auch noch um<br />
den großen Lottogewinn betrogen worden, den sie gemacht haben.<br />
Das symbolisiert und spiegelt die bitteren Erfahrungen der vergangenen<br />
Jahre und markiert einen gesellschaftlichen Bewusstseinssprung, der<br />
Jahrzehnte später in den Klassenkampf führen wird.<br />
Das beredte, grimmige Schweigen der Stückfiguren und ihre verschlüsselte,<br />
vieldeutige Sprache, die wie ein Schutzschild (hinter gesicherten<br />
Konventionen und beteuerten Emotionen) die wahren Gedanken und Gefühle<br />
verbirgt, verleiht – bei aller Wiedererkennbarkeit <strong>Nestroy</strong>´scher<br />
Texte – „<strong>Heimliches</strong> <strong>Geld</strong>, <strong>heimliche</strong> <strong>Liebe</strong>” eine ganz eigene Schattierung,<br />
die irritiert, aber auch unverwechselbar ist.<br />
<strong>Nestroy</strong> schildert mit galligem Humor, in einer Mischung aus Resignation<br />
und aufblitzendem Hass, dass es keine Aussicht auf Änderung zu<br />
geben scheint, weil Oben und Unten, Reich und Arm, <strong>Geld</strong> und <strong>Liebe</strong> wohl<br />
ewig unvereinbare Gegensätze bleiben werden.<br />
Und dennoch lässt er am Ende des Stückes (noch ein letztes Mal, ehe er<br />
sich mit diesen Themen nur mehr marginal beschäftigt) wie in einem<br />
9
posthumen, trotzigen Racheakt die Utopie triumphieren: <strong>Liebe</strong> und Gerechtigkeit<br />
siegen über Kalkül, Egoismus und Raffgier. Auf der Bühne<br />
wird mit Beharrlichkeit, Geduld und Raffinesse im Kleinen nachgeholt,<br />
was mit der Revolution im Großen nicht gelang. Und bis heute nicht gelungen<br />
ist.<br />
Ein Vergleich offizieller Statistiken zeigt, worüber uns der relative Wohlstand<br />
der letzten Jahrzehnte hinweggetäuscht hat: in mehr als 150 Jahren<br />
hat sich – trotz Kommunismus und Sozialdemokratie, trotz zweier<br />
Weltkriege, und ganz egal, ob in Monarchie, faschistischer Diktatur oder<br />
Demokratie – weder das soziale Gefälle, noch die prozentuelle Zuordnung<br />
von Besitz und Einkommen verändert. Die so oft behauptete „Umverteilung“<br />
im Sinne des gerechten Teilens hat in Wahrheit nie<br />
statt gefunden. Noch immer besitzen 10% der ÖsterreicherInnen mehr<br />
als zwei Drittel des Gesamtvermögens.<br />
Auch die großen Abstände zwischen den Einkommen der verschiedenen<br />
Berufsgruppen sind – ebenso wie das Verhältnis zu den Lebenskosten –<br />
mit jenen Mitte des 19. Jahrhunderts so gut wie identisch.<br />
Selbst der längst überwunden geglaubte Analphabetismus, der – wie im<br />
Stück eindrucksvoll demonstriert - Menschen noch abhängiger und noch<br />
leichter manipulierbar macht, ist kein Phänomen der Vergangenheit.<br />
Trotz Schulpflicht und anderer Bildungsbemühungen sind heute noch<br />
immer geschätzte 600.000 ÖsterreicherInnen jeden Alters faktisch Analphabeten,<br />
keineswegs nur Migranten, sondern auch viele Menschen<br />
mit deutscher Muttersprache.<br />
Der sogenannte „Fortschritt“ ist also in den wesentlichen Dingen doch<br />
nicht so groß, wie wir uns gerne einreden oder einreden lassen. <strong>Nestroy</strong><br />
hat das vorausgesehen. Und so hat seine Schilderung und Analyse<br />
menschlicher Widersprüche und gesellschaftlicher Zusammenhänge –<br />
von ein paar Accessoires abgesehen – heute immer noch Gültigkeit.<br />
Neben der sprachlich und dramaturgisch hervorragenden Qualität und<br />
dem hohen Unterhaltungswert ist es genau das, was uns an ihm so fas-<br />
10
ziniert und veranlasst, uns immer wieder mit seinen Stücken auseinanderzusetzen<br />
– heuer, aus gegebenem Anlass, mit „<strong>Heimliches</strong> <strong>Geld</strong>,<br />
<strong>heimliche</strong> <strong>Liebe</strong>”.<br />
Wir hoffen, das Ergebnis unserer Arbeit wird Sie auch diesmal interessieren,<br />
und wünschen Ihnen einen spannenden, vergnüglichen und schönen Abend.<br />
Peter Gruber<br />
P.S. : Wenn Sie hören möchten, was andere österreichische Autoren zum<br />
Thema „<strong>Geld</strong> und <strong>Liebe</strong>“ zu sagen haben, können Sie dies jeden Sonntag<br />
Vormittag bei einem gemütlichen NESTROY-FRÜHSTÜCK im Schlosshof<br />
tun. Florian Haslinger und Silvia T. Steindl präsentieren Ihnen: „Das linke<br />
Würstel ist zu lang”, vergnügliche Texte von Herzmanovsky-Orlando, Farkas<br />
u.v.a.<br />
P.P.S.: Und am Donnerstag, den 23. Juli, um 20 Uhr 30 ist einer der berühmtesten<br />
Nachfahren <strong>Nestroy</strong>´scher Querköpfe bei uns zu Gast: DER<br />
BOCKERER. In der hochgelobten Neuinszenierung von Franz Herzog<br />
spielen unsere renommierten Nachbarn und Kollegen, die „Fischamender<br />
Spielleut“.<br />
11
DIE BESETZUNG<br />
POSSE IN DREI AKTEN VON JOHANN N. NESTROY<br />
HERR VON MAKLER, Spekulant Franz Steiner<br />
HORTENSIA, seine Frau Maria Bittner<br />
ADOLAR, deren Sohn, Student in Berlin xxx<br />
FRAU VON LÄRMINGER, Fabrikantin, Witwe Bella Rössler<br />
MARIE, ihre Stieftochter Martina Hinterleitner<br />
HERR VON FLAU, deren Vormund Harald Schuh<br />
PEMPERER, Werkführer bei der Firma Lärminger Horst Salzer<br />
LENI, seine Tochter, Küchenmädchen Rebecca A. Döltl<br />
THERES, Wirtschafterin Sissy Stacher<br />
PETER DICKKOPF, ehemaliger Krämer Bruno Reichert<br />
CASIMIR DACHL, sein Stiefsohn, Kupferschmiedgeselle Christian Graf<br />
FRANZ GLIMMER, sein Neffe, Kupferschmiedgeselle Florian Haslinger<br />
ARBEITER Peter Kuno Plöchl<br />
Peter Koliander<br />
Alex Lainer<br />
Andreas Herbsthofer-Grecht<br />
NAZL, Lehrjunge Melina Rössler<br />
12
PFANZER, Hausmeister Andreas Herbsthofer-Grecht<br />
REGERL, seine Frau Gabi Holzer<br />
KÖRBL, Kräutlerin, Witwe Maria Sedlaczek<br />
GOTTFRIEDL, ihr Sohn Alex Lainer<br />
NETTL, Köchin Sabine Stacher<br />
JANINA, arbeitslos Milena Nikolic<br />
DOROTKA, arbeitslos Susanne Adametz<br />
BITTMANN, arbeitslos Peter Koliander<br />
NEMO, Asylwerber xxx<br />
STAUB, Comptoirist bei Makler Alex Lainer<br />
NOTAR Peter Kuno Plöchl<br />
INSZENIERUNG Peter Gruber<br />
MITARBEIT Christine Bauer<br />
REGIE- UND DRAMATURGIEASSISTENZ Anna Steger<br />
MUSIK UND AKKORDEON Christian Selinger<br />
BÜHNE Alexandre Collon<br />
AUSSTATTUNGSASSISTENZ Milena Nikolic<br />
BÜHNENREALISATION Günter Lickel<br />
KOSTÜME Okki Zykan – okki.at<br />
MASKE Sigrid Lessel<br />
Sabine Stropeck<br />
MASKENASSISTENZ Veronika Mikus<br />
LICHTDESIGN Robby Vamos<br />
LICHTTECHNIK Thomas Nichtenberger<br />
ORGANISATION Christine Bauer<br />
PRESSEBETREUUNG Barbara Frank-Vanura<br />
BÜRO UND KASSA Sabine Stacher<br />
MITARBEIT Katharina Rodax,<br />
Grete Seitl<br />
PREMIERE 27. Juni 2009<br />
13
Susanne Adametz<br />
Maria Bittner<br />
Rebecca Alice Döltl<br />
Christian Graf<br />
Florian Haslinger<br />
Andreas Herbsthofer-Grecht<br />
Martina Hinterleitner<br />
>> Dass die<br />
gemeinen Leut<br />
gar so<br />
gemein sein müssen.
Milena Nikolic<br />
Peter Kuno Plöchl<br />
Bruno Reichert<br />
Bella Rössler<br />
Melina Rössler<br />
Horst Salzer<br />
Harald Schuh<br />
Maria Sedlaczek<br />
Sabine Stacher<br />
Sissy Stacher<br />
Franz Steiner
Peter Gruber<br />
Christine Bauer<br />
Anna Steger<br />
Christian Selinger<br />
Alexandre Collon<br />
Günter Lickel<br />
Okki Zykan<br />
Sigrid Lessel<br />
Robby Vamos<br />
Thomas Nichtenberger<br />
Barbara Frank-Vanura<br />
Grete Seitl
<strong>Geld</strong> is halt <strong>Geld</strong>! > S‘ <strong>Geld</strong> können wir ihr nicht nehmen,<br />
aber den Genuss des <strong>Geld</strong>es müssen wir schauen,<br />
dass wir ihr schmälern. > Wir werden eine glückliche Familie,<br />
<strong>Geld</strong> und <strong>Liebe</strong> vereinigt sich.
Theaterzettel der Uraufführung am 16. März 1853 im Carl-Theater<br />
18
Den Dialog würzen zahlreichen Anspielungen auf die zeitgenössische öffentliche<br />
Diskussion, die sich unter anderem um Materialismus, Sklaverei,<br />
Auswanderung, Schulbildung und Erziehung drehte. Das theatralische<br />
Spiel lebt von artistisch inszenierten Intrigen, Genrekomik und realistischen<br />
Details, von Kriminalität, Bosheit und Aufklärung in ihrem gesellschaftlichen<br />
Zusammen- und Widerspiel, wobei die Kontrahenten<br />
Casimir und Dickkopf auch als Außenseiter gegen die Gesellschaft gesehen<br />
werden können.<br />
Casimir ist eine Art „Rächer der kleinen Leute“, – die ersten Entwürfe<br />
hatten Titel wie „Rache“ und „Rächer“-, entlarvt die gesellschaftliche<br />
Funktion des <strong>Geld</strong>es und den Missbrauch von Besitz im Namen von<br />
Recht, Tugend oder einfach Egoismus.<br />
Wenzel Scholz, Karl Treumann und Johann <strong>Nestroy</strong>, Lithographie von Josef Kriehuber, 1855<br />
19
Possenwelt und Widerspiegelung der „wirklichen Wirklichkeit“ geraten<br />
für Publikum und Kritik in Widerspruch, deren Erwartungshorizont vom<br />
Klischee des „heiteren Wien“ und des „gemütlichen volkstümlichen Lebens“<br />
geprägt scheint. In diesem Kontext regt die Posse, in der es um<br />
die „un<strong>heimliche</strong>n Heimlichkeiten“ geht, auch zur Diskussion um Künstlichkeit<br />
und Abbild, Spiel und Satire im Volkstheater an.<br />
Die Wiederaufführung in unserer Zeit beweist ihre „Lebensfähigkeit“,<br />
z.B. als Ausdruck der „Wut über die geistlos totale Verwertungsgesellschaft<br />
ringsum“ (Volker Klotz).<br />
Aus heutiger Perspektive kann „<strong>Heimliches</strong> <strong>Geld</strong>, <strong>heimliche</strong>s <strong>Geld</strong>” vielleicht<br />
auch als - von den Zeitgenossen missverstandenes Volksstück gesehen<br />
werden, voraus weisend auf Elias Canetti („Hochzeit”) Ödön von<br />
Horváth („Kasimir und Karoline”) oder Helmut Qualtinger („Der Herr<br />
Karl”).<br />
20<br />
Jürgen Hein
CARLTHEATER<br />
Carl Carl erwarb 1838 das im Jahre 1781 von Karl Edler von Marinelli eröffnete<br />
Leopoldstädter Theater in der Praterstraße 31. Er ließ das Theater<br />
abreißen und von August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der<br />
Nüll neu errichten. 1847 wurde es als Carltheater wieder eröffnet. Viele<br />
Stücke von <strong>Nestroy</strong> wurden hier uraufgeführt - so auch "<strong>Heimliches</strong><br />
<strong>Geld</strong>, <strong>heimliche</strong> <strong>Liebe</strong>" im Jahr 1853. Aber es traten auch Zauberkünstler,<br />
Artisten und dressierte Tiere auf. Das Theater wurde 1929 geschlossen,<br />
1944 zerbombt und 1951 abgerissen. Heute befindet sich an seiner<br />
Stelle das Galaxie21-Bürogebäude.<br />
Das Innere<br />
des Theaters in<br />
der Leopoldstadt<br />
Das neue<br />
Carltheater<br />
mit Blick in die<br />
Praterstraße.<br />
21
DIE ZEIT<br />
>> Der in niederer Hütte Gebor’ne und in hohem<br />
Bodenkammerl Auferzogene muss sich an das Billige halten,<br />
und auch das is meist schon unerschwinglich.
Daraus wird deutlich, dass die Wohnungsnot eines der größten sozialen<br />
Probleme der Biedermeierzeit war. Der Kaiser, der die Konzentration<br />
großer Menschenmassen fürchtete, glaubte den Bevölkerungszuwachs<br />
durch die Aufhebung der Steuerfreiheit für Neubauten zu bremsen. Die<br />
Bautätigkeit kam so fast gänzlich zum Stillstand, die Mietpreise schnellten<br />
in die Höhe, der Zustrom von Landflüchtigen hielt unvermindert an.<br />
Nach einer Statistik von 1869 waren in Wien über 55 % aller Arbeiter<br />
ohne eigene Wohnung, dies gilt auch für die Biedermeierzeit.<br />
Foto 1875<br />
23
Tatsächlich fand eine hohe Zahl von Zuwanderern als Dienstboten Beschäftigung.<br />
„Gesinde“ beiderlei Geschlechts gab es ja nicht nur in adeligen<br />
und großbürgerlichen Häusern, auch kleine Gewerbeleute<br />
beschäftigten häufig mehrere Dienstboten. In den Zwanziger Jahren<br />
machte das Hauspersonal 46 % der Bevölkerung der Innenstadt aus. Je<br />
weiter die Industrialisierung Wiens fortschritt, umso geringer wurde die<br />
Zahl der Dienstboten. Auch ungelernte Zuwanderer fanden nun zunehmend<br />
in Fabriken Beschäftigung.<br />
Die Arbeitsbedingungen waren alles andere als biedermeierlich - idyllisch.<br />
Die Arbeitszeit der in der Textilindustrie Beschäftigten überstieg meist 12<br />
Stunden pro Tag. Mit zunehmender Mechanisierung wurde die Arbeitszeit<br />
noch ausgedehnt – auf 14 bis 16 Stunden, von 4 oder 5 morgens bis<br />
8 oder 9 abends. Das in den neuen Maschinen angelegte Kapital, sollte<br />
sich rasch rentieren. Der Maschineneinsatz machte qualifizierte Fachleute<br />
überflüssig, die Arbeit wurde zunehmend von Frauen und Kindern<br />
verrichtet. Als ein Gesetzesentwurf 1839 Kinderarbeit erst nach dem<br />
neunten Lebensjahr und drei Schuljahren erlaubte und zudem den Arbeitstag<br />
von Neun- bis Zwölfjährigen auf zehn, den von Zwölf- bis Sechzehnjährigen<br />
auf zwölf Stunden täglich beschränken wollte, erhob sich<br />
ein Proteststurm der Unternehmer. Erst 1859 konnten ähnliche Bestimmungen<br />
durchgesetzt werden – Anlaß war, dass nur noch die Hälfte der<br />
ausgehobenen Rekruten militärdiensttauglich war.<br />
Der geringe Lohn wurde zur Gänze zur Deckung lebenswichtiger Bedürfnisse<br />
verbraucht, weit über die Hälfte musste allein für die notwendigen<br />
Lebensmittel ausgegeben werden. Die zunehmende Verar<br />
mung der Unterschichten zeigt sich in der Statistik auch in einem<br />
deutlichen Absinken des Fleischverbrauchs während der ersten Jahrhunderthälfte.<br />
Getrunken wurde vor allem Kaffee, er half durch künstliche Verlängerung<br />
der Wachzeit, die langen Arbeitszeiten durchzustehen. Branntwein<br />
wurde zum täglichen Getränk.<br />
24
Foto Emil Mayer<br />
>> Brotlosigkeit is a schlecht’s Heiratsgut.
An eine Selbsthilfe der Betroffenen war angesichts des Konkurrenzkampfes,<br />
den sich die Arbeiter untereinander ums Überleben liefern<br />
mussten, kaum zu denken. Zudem wurden Versuche der Arbeiterschaft,<br />
sich zu organisieren, von den Behörden schärfstens unterdrückt.<br />
Das Fehlen jeglicher sozialer Absicherung war für die Betroffenen um so<br />
gravierender, als das Wirtschaftsleben jener Jahre extrem krisengeschüttelt<br />
verlief. „Moderne“ Handelskrisen infolge des industriellen Konjunkturzyklus<br />
und „vormoderne“ Landwirtschaftskrisen infolge des<br />
Zyklus von guten und schlechten Erntejahren überlagerten einander und<br />
schaukelten sich gegenseitig auf. 1845 und 46 forderten Missernten in<br />
Österreich Hungertote. Die Preise für Lebensmittel stiegen in unerschwingliche<br />
Höhen.<br />
Trotz polizeilicher Unterdrückungsmaßnahmen kam es immer wieder zu<br />
Aufläufen und Tumulten und 1848 zum Ausbruch der Revolution.<br />
Mit der Einnahme Wiens Ende Oktober 1848 durch die kaiserlichen Soldaten<br />
war das Schicksal der Revolution besiegelt – die Reaktion siegte.<br />
Für Wien wurde der Belagerungszustand erklärt, die Zivilbehörden der<br />
Militärgewalt untergeordnet und das Standrecht für alle Personen, die<br />
seine Gesetze übertraten, verkündet.<br />
Die nun einsetzende Rachejustiz lag in den Händen der Militärbehörden,<br />
zahlreiche „prominente“ Revolutionäre aber auch zahlreiche „namenlose“<br />
Menschen fielen ihr zum Opfer. Das Spitzel- und Denunziantenwesen<br />
blühte.<br />
Die meisten Errungenschaften der Revolution wurden wieder liquidiert.<br />
Am 31.Dezember 1951 wurde die Verfassung vom März 1849 durch das<br />
sogenannte „Silvesterpatent“ ausser Kraft gesetzt. Man kehrte nun ganz<br />
offiziell zur absolutistischen Regierungsform zurück.<br />
26<br />
Zitiert aus WIEN IM AUFBRUCH ZUR MODERNE -<br />
GESCHICHTE WIENS von Walter Öhlinger
‘S is’ wirklich famos,<br />
wie der Fortschritt is groß.
DAS KUPFER<br />
Kupfer ist das erste Metall der Menschheit und wurde bereits vor über<br />
10.000 Jahren in der Steinzeit verwendet. Im Laufe der Jahrhunderte<br />
lernten die Menschen dann immer besser mit dem Metall umzugehen<br />
und es auf vielfältigste Weise zu behandeln - etwa durch Hämmern, Erhitzen,<br />
Gießen oder das Vermischen (Legieren) mit anderen Metallen wie<br />
Blei, Silber, Zink oder Zinn.<br />
Den Namen hat das Metall allerdings von den Römern: Sie nannten Kupfer<br />
"aes cyprium" (Erz aus Cypern). Daraus wurde schließlich "cuprum"<br />
und später im heutigen deutschen Sprachraum Kupfer.<br />
28<br />
Arbeiter in der<br />
Kupferschmide, 1930
Als Therapeutikum weist Kupfer eine lange Medizingeschichte auf. Bereits<br />
vor 4000 Jahren nutzten die Ägypter die desinfizierende Wirkung von<br />
Kupfer und setzten Kupferspäne, vermischt mit Kuhfett und Honig, für<br />
die Wundheilung ein. Hippokrates, der Urväter aller Ärzte, behandelte<br />
mit dem Mineralstoff Geschwüre und Krampfadern, während der Schweizer<br />
Arzt und Philosoph Paracelsus Kupfer sogar bei Geisteskrankheiten,<br />
Fallsucht und Hysterie nutzte. Und im alten China war man von der antibakteriellen<br />
Wirkung des Kupfers so sehr überzeugt, dass man die Verwendung<br />
von Papiergeld verbot und dafür die Bezahlung mit Kupfergeld<br />
vorschrieb, um die Ausbreitung bestimmter Krankheiten zu verhindern.<br />
Doch erst die Labormedizin hat das Bild von Kupfer und seine große Bedeutung<br />
für die menschliche Gesund heit vervollständigt und so wissen wir<br />
noch gar nicht so lange, dass Kupfer zu jenen essentiellen, d.h. lebenswichtigen<br />
Spurenelementen zählt, die der Organismus benötigt.<br />
Ein ausgewogener Kupferhaushalt ist grundlegend<br />
für das Wachstum und die Knochenbildung,<br />
aber auch für die Funktion des<br />
Zentralnervensystems, welches wiederum<br />
Einfluss auf die Produktion der lebenswichtigen<br />
roten Blutkörperchen hat.<br />
Und ohne Kupfer wären wir wahrlich farblose<br />
Wesen, denn es trägt zur Bildung des<br />
Pigments Melanin, welches unserer Haut<br />
und unseren Haaren erst Farbe verleiht,<br />
bei.<br />
Salzburger Nachrichten,<br />
12. Juni 2009<br />
29
DAS GELD<br />
>> Wieso <strong>Geld</strong> halt nicht nur <strong>Geld</strong> ist.
Mir scheint, der Alte steckt<br />
die Hälfte ein vom Wirtschaftsgeld.
Vermögensverteilung in Österreich 2004<br />
Obwohl in 155 Jahren Wirtschaftgeschichte die zahlreichen Währungen<br />
und <strong>Geld</strong>entwertungen einen Vergleich erschweren, ist es möglich, durch<br />
eine Gegenüberstellung von historischem und heutigem Warenkorb zu<br />
zeigen, was man sich um sein <strong>Geld</strong> leisten konnte. Für die meisten war<br />
das damals, wie heute, nicht viel.<br />
>> Und der Kopf is kein Beweis. Kopf gilt nix!
Vermögenssteuern (Kapitalertragssteuern, Erbschafts- und Schenkungs -<br />
steuern, Besteuerung von Grund und Boden) mit dagegen nur 6 %.“<br />
(Quelle: Iris Woltran, Arbeiterkammer Wien)<br />
>> Solche Leute haben <strong>Geld</strong>, die suchen und finden wieder<br />
<strong>Geld</strong>, da muss es doch Einklang geben. > Der Klang ist wenigstens nicht abzuleugnen, wenn <strong>Geld</strong><br />
zu <strong>Geld</strong> geworfen wird. > Der wahre Geschäftsmann darf nie die Stellung vergessen,<br />
die er seinen Mitmenschen gegenüber einnimmt.
mit der Liste der reichsten ÖsterreicherInnen: Karl Friedrich Flick, Karl Wlaschek,<br />
Gernot Langes-Swarowski.“ (Quelle:Iris Woltran, Arbeiterkammer)<br />
Die Stellung gegenüber seinen Mitmenschen und damit die soziale Verantwortung,<br />
die Unternehmen nach außen tragen (müssten), wird oft abgegeben,<br />
sobald das Risiko zu groß ist, selbst dabei Schaden zu nehmen.<br />
Das Risiko, das Herr von Makler eingeht, ist in Wirklichkeit gar keines,<br />
denn, wie auch jetzt in Zeiten der Wirtschaftskrise und Börsenkrachs<br />
sichtbar wurde, verlieren hauptsächlich die kleinen Anleger das, was im<br />
großen Stil verspekuliert wurde.<br />
Magna kündigte im August 2008 600 MiterbeiterInnen. Ein halbes Jahr<br />
und eine Wirtschaftkrise später, übernimmt Magna Opel zu 20 Prozent,<br />
bekommt dafür 1,5 Mrd. Euro vom Staat als Kredit und kündigt im selben<br />
Atemzug den Abbau von 1100 Jobs an.<br />
Wer letztendlich von der Wirtschaftskrise profitiert, und sich seiner sozialen<br />
Verantwortung erst dann wieder bewusst wird, wenn sie „auch<br />
etwas bringt“, scheint klar. …<br />
Die Frage ist nur, was tun, wenn die Krise schon da und das <strong>Geld</strong> schon<br />
weg ist? Immerhin hat die Geschichte gezeigt, dass Wirtschaftskrisen in<br />
regelmäßigen Abständen kommen und gewissermaßen Teil des Systems<br />
sind. Mit etwas Zynismus und dem Glauben, dass alles wieder vorbei<br />
gehen wird, kann man vielleicht sogar über die Krise lachen:<br />
„Worüber man lachen kann? Über jene Journalisten, die im letzten<br />
Jahrzehnt die naturgesetzliche Weisheit des unregulierten Marktes<br />
mit der Inbrunst evangelikaler Christen verkündeten und den jeweils<br />
bestbezahlten Kapitaljongleuren schwanzwedelnd bis ins Maßschuhschränkchen<br />
nachkrochen, die jeden kritischen Einwand mit<br />
nachgemacht blasiertem Mercedesfahrerhumor bedachten und jetzt<br />
doch ein wenig deppert aus der Wäsche schauen.“(Thomas Maurer<br />
über das Positive an der Krise)<br />
34
ANALPHABETISMUS HEUTE<br />
>> Ich muss doch schau’n ob<br />
i denn gar nit lesen kann –<br />
so liebe Buchstaben und i kenn s‘ halt nit.
ARBEITERSTRICH<br />
Auf dem größten Arbeiterstrich Wiens stehen Männer den ganzen Tag<br />
wie Prostituierte herum. Haben sie Glück, gibt es Knochenarbeit auf dem<br />
Bau - für ein paar Stunden oder Tage, illegal und ohne jede Sicherheit.<br />
Vier Spuren gehen nach Osten, vier nach Westen, und vier weitere tauchen<br />
unter die Erde. Darüber spannt sich eine wuchtige S-Bahn-Brücke. Wenige<br />
Kilometer weiter nördlich beginnt der Glanz des ersten Wiener Bezirks,<br />
doch hier, auf dem Matzleinsdorfer Platz, scheint er Lichtjahre entfernt.<br />
Ein paar Meter entfernt stehen mehrere Dutzend Männer vor einem Baumarkt<br />
und warten. In Gruppen lungern sie auf dem Parkplatz und auf dem<br />
Gehsteig herum und fixieren jeden, der vorbeikommt, mit ihrem Blick.<br />
Sie sind um sechs Uhr morgens da, mittags, und um fünf Uhr abends<br />
auch. Man kennt sich – keiner ist das erste Mal hier, auf dem größten Arbeiterstrich<br />
von Wien.<br />
„Was, du willst Helfer machen?“, fragt Laszlo und lächelt. „Helfer brauchen<br />
man nix. Zu viele Helfer, Bruder. Besser Meister.“ Laszlo ist 28 Jahre<br />
alt, kommt aus Ungarn und könnte mit seiner Statur in jedem Nachtlokal<br />
als Rausschmeißer anheuern. Aber Laszlo erzählt mit verhaltenem Stolz,<br />
dass er Maurermeister ist, daheim in Ungarn. „Und ich kann Deutsch.<br />
Ohne Deutsch ist nix.“<br />
Kurze Zeit später fährt ein weißer, verrosteter Ford Transit auf den Parkplatz.<br />
Zwei unrasierte Gestalten steigen aus. Dann wird verhandelt.<br />
„Kannst du Arbeit?“ – „Kann alles Arbeit.“ „Kannst du Rigips, Beton?“ –<br />
„Was, Beton? Hab ich gemacht sehr viel.“ „Kabel auch? Lampe? Holz?“<br />
Dann nennt Laszlo seinen Preis: sieben Euro pro Stunde. „Sieben zu viel.<br />
Mach weniger.“ Laszlo sträubt sich. Die beiden Lederjacken preisen nun<br />
ihrerseits den Job an: große Baustelle, zwei Tage Arbeit, vielleicht länger,<br />
viel zu tun, pünktliche Bezahlung – „Alles korrekt“. Bei sechs Euro willigt<br />
Laszlo ein. Am nächsten Morgen ist Arbeitsbeginn.<br />
36
Seit Jahren beobachtet Michael Lepuschitz den Arbeiterstrich genau. Er<br />
ist Stadthauptmann vom Polizeikommando des zehnten Bezirks. „Die<br />
Leute, die da stehen, sind keine bösen Menschen. Sie wollen <strong>Geld</strong> verdienen<br />
– und das ist bemerkenswert – mit Arbeit. Aber sie tun etwas, was<br />
verboten ist.“ In Wien gibt es mehrere Arbeiterstriche, die Orte variieren<br />
ständig. Um die 50 Personen stehen regelmäßig in der Triester Straße,<br />
wie viele es insgesamt gibt, ist schwer abzuschätzen. Die Anzahl der Arbeiter<br />
habe sich in den vergangenen Jahren kaum verändert, sagt Lepuschitz:<br />
„Ich denke, auch die Wirtschaftskrise wird sich kaum darauf<br />
auswirken.“ Das System ist immer dasselbe. Die Arbeiter versammeln<br />
sich vor Baumärkten oder an großen Ausfallstraßen, an denen Autofahrer<br />
leicht anhalten können. Auftraggeber sind überwiegend Private, weil<br />
viele Firmen das Risiko scheuen. Der Stundenlohn dieser Arbeiter unterbietet<br />
alles, was auf dem Schwarzmarkt üblich ist, bei Weitem. Auf der<br />
anderen Seite sind es die Häuselbauer, die sehr oft aus Niederösterreich<br />
kommen und deren Nachfrage einen Markt schafft – und so den Arbeiterstrich<br />
überhaupt ermöglicht.<br />
Ein paar Tage später, abends, kommt Laszlo wieder zum Parkplatz. Er<br />
will es versuchen, obwohl die Aussichten um diese Uhrzeit noch schlechter<br />
sind als sonst: In den nächsten zwei Stunden bietet niemand etwas<br />
an. Eine große Müdigkeit liegt jetzt in Laszlos Blick. „Viel Glück, Bruder“,<br />
sagt er zum Abschied und reicht die Hand. Dann fährt Laszlo in den 21.<br />
Bezirk, schlafen. Und träumt von Spanien.<br />
Peter Martens, Die Presse 25.04.2009<br />
>> Tausend Meilen weit reisen, um für<br />
die hiesigen Kummer und Sorgen, echten Jammer und<br />
Verzweiflung z'finden, - das heißt Auswandern.
LIEBE, EHE UND GELD<br />
Karikatur 'Die Vernunftheirat' (1851): „Portrait des jungen Mannes, der durch seines<br />
Schwiegervaters Vermittlung ein schönes Stück Brod erhielt aber ein hässliches Stück<br />
Fleisch mit in Kauf nehmen mußte." Aus: Eduard Fuchs, Die Frau in der Karikatur. 1928.<br />
38
<strong>Liebe</strong> und Ehe, <strong>Liebe</strong> in der Ehe<br />
Verliebt, verlobt, verheiratet, hieß das Ideal der 1950er und 60er Jahre.<br />
Verliebt, verlobt, verheiratet, geschieden, heißt die Realität vielfach heutzutage.<br />
Wie auch immer, das Verliebtsein sollte jedoch zu Beginn einer ehelichen<br />
Beziehung stehen - eine Vorstellung, die erst rund 200 Jahre alt ist.<br />
Nicht Romeo und Julia, sondern Julius und Lucinde scheinen das <strong>Liebe</strong>spaar<br />
schlechthin. Immerhin waren es diese beiden ProtagonistInnen, anhand<br />
derer Friedrich Schlegel in seinem Roman "Lucinde" (1799) das Ideal<br />
der romantischen <strong>Liebe</strong> in die Ehe einführte und dafür plädierte, nicht bloß<br />
aus Pflicht, sondern aus Zuneigung zusammenzuleben.<br />
<strong>Liebe</strong> erst nach der Eheschließung<br />
Um 1800 etwas gänzlich Neues und Revolutionäres: Eheliche <strong>Liebe</strong> war bisher<br />
ein Verhaltensgebot aufgrund der Eheschließung und wurde nicht als<br />
Fortsetzung einer innigen Zuneigung gesehen. Der Zweck einer Ehe bestand<br />
in der wechselseitigen Unterstützung, Arbeitsteilung sowie Erzeugung<br />
und Erziehung von Kindern. Sinnlichkeit, Erotik oder Leidenschaft<br />
hatten in einer so genannten Vernunftehe nichts verloren, im Gegenteil, es<br />
herrschte die Auffassung, dass <strong>Liebe</strong> Unglück in die Ehe bringen würde. Bis<br />
weit ins 19. Jahrhundert bestimmten sachliche Kriterien, also Vermögen,<br />
Bildung, Alter, Status, Arbeitskraft, Prestige und Macht neben körperlichen<br />
Vorzügen den Heiratsmarkt.<br />
Finanzielle Absicherung vor der Heirat<br />
Und der Heiratsmarkt gehorchte strengen Regeln: Nach oben zu heiraten<br />
war nicht einfach, nach unten heiraten sollte möglichst vermieden werden<br />
das hätte ein Mehr an Hunger, Not, Unsicherheit etc. bedeutet. Daher<br />
konnte auch nicht jede/r heiraten: In den meisten deutschsprachigen Ländern<br />
wurde im Laufe des 18. Jahrhunderts aus Furcht vor dem raschen Anwachsen<br />
materiell ungesicherter sozialer Bevölkerungsschichten der<br />
"politische Ehekonsens" eingeführt, eine obrigkeitliche Zwangsmaßnahme,<br />
die die Heirat Unselbständiger an die Zustimmung der politischen Behörden<br />
band und u.a. von einem ausreichenden Vermögen abhängig machte.<br />
39
Vernunft- versus <strong>Liebe</strong>sheirat<br />
Auch wenn im 19. Jahrhundert die finanzielle Basis einer Ehe äußerst wichtig<br />
und Vernunftehen weiter sehr verbreitet waren, setzte sich die von den „bürger -<br />
lichen Meisterdenkern" propagierte Auffassung von Ehe, <strong>Liebe</strong> und Familie<br />
allmählich durch: Als wichtigstes Ziel im Leben einer Frau wurde die Verehe -<br />
lichung angesehen – jeder „schwankende Efeu" sollte seine starke "Ulme"<br />
zum Emporranken haben. Allerdings musste der materielle Bereich stimmen,<br />
ehe innerhalb dieses "Freiraumes" nach <strong>Liebe</strong> gesucht werden konnte.<br />
>> Nur alles ohne Leidenschaft. > Ich find‘ was Beschimpfendes in dieser mit dem Namen<br />
„Hochzeit“ bekleideten offiziellen Orgie der <strong>Liebe</strong>.
DAS SPIEL MIT ZAHLEN<br />
Die Entwicklung des Lottospiels und anderer<br />
Glücksspiele war ein wesentlicher<br />
Bestandteil der Alltagskultur bzw. der<br />
Spielkultur der letzten drei Jahrhunderte<br />
und ist nicht zuletzt der Beweis einer großen<br />
Eigendynamik des Spiels. Eine Eigendynamik,<br />
welche das Lotto natürlich mit<br />
vielen anderen Gesellschaftsspielen, aber<br />
besonders mit Glücksspielen gemein hat.<br />
Es geht dabei aber sicher nicht nur um<br />
den erhofften materiellen Gewinn, um die<br />
zu erhaschenden Millionen, um Reichtum,<br />
Ansehen und gewonnene Freiheit, son-<br />
K.K. Lottokollektur, Holzstich 1883<br />
dern es geht ebenso um einen Zugewinn<br />
an Lebensspannung, um Formen der Sichvergnügens, Sichunterhaltens,<br />
Kalkulierens, Spekulierens, Taktierens und schließlich um eine fast gefahrlose<br />
Herausforderung des Schicksals.<br />
>> Ich hab nix, hingegen hab'n sie auch nix, können sie<br />
es leugnen, dass wir beide miteinander nix hab'n?
Die Chance auf einen großen Gewinn gab den Spielern aller Bevölkerungsschichten<br />
die Hoffnung auf eine positive Veränderung ihrer oft bescheidenen<br />
und beschwerlichen Lebensverhältnisse. Sie brachte Unter haltung<br />
und sozialen Austausch in einem die ganze Monarchie umspannenden Unternehmen,<br />
welche dem Staat nicht unerhebliche Einnahmen brachte.<br />
Foto Emil Mayer<br />
Zitiert aus LOTTO UND LOTTERIE von Günther Bauer<br />
43
NESTROY EXTRA<br />
44
GASTSPIEL DER FISCHAMENDER SPIELLEUT<br />
DER BOCKERER<br />
von Ulrich BECHER und Peter PRESES<br />
Regie: Franz HERZOG<br />
Regieassistenz: Angela HOFBAUER<br />
Bühnenbild: Horst und Regine PILLER<br />
Licht- und Tontechnik: Ronald HIERMAYER<br />
mit: Trixi Czerny-Scheucher, Toni Eggendorfer, Christine Fellbacher,<br />
Josef „Lipperl” Gregor, Marcel Hausner, Ingrid Herzog-Müller, Sandro<br />
Hiermayer, Evi Hladik, Fabian Hofbauer, Gerald Hösl, Helga Kominek,<br />
Helga Majdic, Horst Piller, Mario Santi, Wolf-Dieter Schindler, Clemens<br />
Schleinzer, Karl Schleinzer, Stephan Wolk<br />
Do. 23. Juli 2009 um 20.30 Uhr<br />
Schlosshof Rothmühle<br />
In dem Stück wird das Schicksal des Wiener Fleischhauers Karl Bockerer,<br />
während der NS-Zeit beschrieben. Als prinzipiell unpolitischer Mensch<br />
steht er den Ereignissen nach dem Anschluss verständnislos gegenüber,<br />
weigert sich, den Führerkult mit zu machen und von seinen bisherigen<br />
Freunden – etwa dem jüdischen Rechtsanwalt Rosenblatt und dem Sozialisten<br />
Hermann – zu lassen. Er muss miterleben, wie seine Frau von der<br />
Nazi-Propaganda fasziniert ist und sein Sohn Hans vom SA- Mann zum<br />
SS-Mann wird und schlussendlich in Stalingrad fällt. Der Bockerer ist kein<br />
Widerstandskämpfer, geht aber – in der Tradition der Schelmenromane –<br />
mit seiner Naivität und Menschlichkeit seinen eigenen Weg.<br />
Information und Kartenbestellung<br />
01/707 82 72 | forum@nestroy.at | www.nestroy.at<br />
45
NESTROY FRÜHSTÜCK<br />
46
DAS LINKE WÜRSTEL IST ZU LANG<br />
Appetitliches, Witziges und Literarisches rund um das Thema <strong>Geld</strong> und<br />
<strong>Liebe</strong> in einer kabarettistische Doppelconference.<br />
Florian HASLINGER Silvia T. STEINDL<br />
Texte von und nach Fritz Grün baum, Karl Farkas, Ernst Waldbrunn,<br />
Fritz von Herzmanovsky-Orlando, Hellmuth Krüger, Jura Soyfer und Johann<br />
<strong>Nestroy</strong> lassen auch Platz für Extemporieren in der Tradition von<br />
<strong>Nestroy</strong> und dem Wiener Volkstheater.<br />
Anna Steger<br />
Sonntag 5., 12., 19., 26. Juli 2009<br />
Beginn 10.30 Uhr<br />
Frühstück ab 09.00 Uhr<br />
Schlosshof Rothmühle<br />
t Euro 10,–<br />
47
35. INTERNATIONALE NESTROY-GESPRÄCHE 2009<br />
>> … nur alles ohne Leidenschaft …
Samstag, 27. Juni Tagungsort: Justiz-Bildungszentrum<br />
(Schloß Altkettenhof), Schloßstr. 7<br />
18.30 Begrüßung<br />
20.30 Premiere <strong>Heimliches</strong> <strong>Geld</strong>, <strong>heimliche</strong> <strong>Liebe</strong><br />
Sonntag, 28. Juni<br />
09.00 Einführung<br />
09.15 Walter Pape (Köln, D): „Ein armer Mensch derf<br />
nix empfinden als den Hunger“: Komödien- und<br />
Possengefühle bis auf <strong>Nestroy</strong><br />
10.00 Herbert Herzmann (Dublin, IRL): Gefühlsverwirrungen<br />
in <strong>Nestroy</strong>s Stücken<br />
Diskussion und Pause<br />
11.00 <strong>Heimliches</strong> <strong>Geld</strong>, <strong>heimliche</strong> <strong>Liebe</strong> : Diskussion<br />
über Stück und Aufführung<br />
14.30 Sigurd Paul Scheichl (Innsbruck, A): <strong>Liebe</strong> im<br />
understatement<br />
15.00 Beatrix Müller-Kampel (Graz, A): Kasperl und die<br />
Frauen. Am Beispiel von Stücken aus dem<br />
Repertoire des Leopoldstädter Theaters<br />
(Ferdinand Eberl, Leopold Huber, Karl Friedrich<br />
Hensler, Karl Marinelli, Joachim Perinet)<br />
Diskussion und Pause<br />
16.00 Marion Linhardt (Bayreuth, D): „Franz Moor ...<br />
Nicht als jener karikierte Mephisto im roten<br />
Mantel, roter Perücke, eine rote Hahnenfeder auf<br />
dem Barett...“ – Kostümkonventionen des frühen<br />
19. Jahrhunderts und das Wiener Vorstadttheater<br />
49
16.30 Julia Bertschik (Berlin, D): Auf den ersten Blick.<br />
Kleidung als Fetisch bei <strong>Nestroy</strong> und Horváth<br />
18.30 Ulrike Längle (Bregenz, A): Gert Jonke (1946-<br />
2009) in memoriam – Porträt und Lesung aus<br />
seinen Texten<br />
Montag, 29. Juni<br />
08.30 Christian Neuhuber (Graz, A): Joseph Krones, ein<br />
<strong>Nestroy</strong> in nuce?<br />
09.00 W. Edgar Yates (Exeter, GB): Das (Bühnen-)Leben<br />
der Anderen: Zu <strong>Nestroy</strong>s Schauspielerkolleginnen<br />
und -kollegen<br />
09.30 Martin Stern (Basel, CH): Die „Wienerpossen“ in<br />
Berlin – Anlaß für Gottfried Kellers Hoffnung auf<br />
Erneuerung der Volkskomödie<br />
Diskussion und Pause<br />
10.30 Matthias Mansky (Wien, A): Schiller im Fleischwolf<br />
oder Fiesko in Wien, Ein Beitrag zur frühen<br />
Schiller-Rezeption in Österreich<br />
11.00 Till Gerrit Waidelich (Wien, A): Eduard von Bauern<br />
feld: Lust- und Trauer-Spielereien<br />
11.30 Olaf Briese (Berlin, D): Sebastian Brunners<br />
Romansatire Die Prinzenschule von Möpselglück<br />
(1847/48)<br />
Forum: Funde – Fragen – Berichte<br />
15.00 Fred Walla (Newcastle, AUS): Johann <strong>Nestroy</strong> als<br />
Vertreiber seiner selbst<br />
15.20 Oskar Pausch (Wien, A): Theater an der Wien,<br />
Carl Carl und das Carl-Theater. Neue Quellen<br />
50
15.40 Arnold Klaffenböck (Strobl, A): Ein <strong>Nestroy</strong> für<br />
Linzer Verhältnisse? Die <strong>Nestroy</strong>-Aufführungen<br />
der „Volksbühne“ unter Ignaz Brantner<br />
Diskussion und Pause<br />
16.30 Rainer Theobald (Berlin, D): Theater in Folio und<br />
Oktav. Bühnengeschichte als Sammelgebiet<br />
17.30 Thomas Steiert (Bayreuth, D): Vom „Zauber der<br />
Musik“ im Wiener Volkstheater<br />
Dienstag, 30. Juni<br />
08.15 Exkursion nach Brünn (Leitung: Walter Obermaier,<br />
A)<br />
51
RÜCKBLICK AUF 35 JAHRE NESTROY GESPRÄCHE IN SCHWECHAT<br />
Schloß Rothmühle in Schwechat, wo einst Mozart Vater und Sohn zu Besuch<br />
waren, ist seit 1973 Ort der <strong>Nestroy</strong>-Spiele, seit 1975 finden dort auch<br />
die Internationalen <strong>Nestroy</strong>-Gespräche statt, nach einem Zwischenspiel<br />
2002 bis 2004 in „Felmayers Garten“, ab 2005 im Schloß Altkettenhof (Justiz-Bildungszentrum).<br />
Von Professor Walter Mock († 1985) gegründet, werden<br />
die Gespräche vom <strong>Nestroy</strong>-<strong>Zentrum</strong> Schwechat in Zusammenarbeit<br />
mit der Internationalen <strong>Nestroy</strong>-Gesellschaft veranstaltet. Sie verbinden<br />
Wissenschaft und Forschung mit Theaterpraxis und Bildungsarbeit; sie bieten<br />
ein Forum für alle Theaterliebenden und <strong>Nestroy</strong>begeisterten, darüber<br />
hinaus für alle am Wiener Volkstheater und seiner Wirkung bis ins 21. Jahrhundert<br />
Interessierten.<br />
In den ersten Jahren der Gespräche standen sowohl allgemeine Themen<br />
und Überblicke im Mittelpunkt als auch konkrete Themen und exemplarische<br />
Betrachtungen. So ging es um <strong>Nestroy</strong> in seiner Zeit, sein Verhältnis<br />
zu den Zeitgenossen, um seine Rezeption und Wirkung bis ins heutige Theater,<br />
um ästhetische Strukturen und Inszenierungsfragen, um die philosophische<br />
und politische Dimension. <strong>Nestroy</strong> wurde auf sein Geschichtsbild<br />
und soziales Rollenverständnis befragt, ob und wie er zum ‚Klassiker’ geworden<br />
sei, wo sein Ort im internationalen komödiantischen Theater und in<br />
der europäischen Lachkultur ist, worin seine Originalität liegt.<br />
Zunehmend wurde das Bild differenzierter, rückten Einzelfragen und mehrperspektivische<br />
Interpretationen in den Vordergrund, wobei immer auch der<br />
Kontext des Wiener Volkstheaters – Vorgänger, Zeitgenossen und Nachfolger<br />
-, der Literatur und der Medien ebenso im Blick war wie die ökonomischen,<br />
sozialen und politischen Veränderungen, die Produktion und<br />
Rezeption beeinflussten. Parodie und Satire, ‚alte’ Posse, Volksstück und<br />
Operette, Theatralität, karikaturistische und konstruktivistische Verfahren<br />
erschienen in neuem Licht, ferner Bürgerlichkeit und Lachkultur sowie<br />
Aspekte des Medienwechsels: Übersetzung in andere Sprachen und Kultu-<br />
52
en, in neue Medien, in unsere Zeit. <strong>Nestroy</strong>s Präsenz im „kulturellen Gedächtnis“<br />
wurde befragt, und es zeigte sich, wie viel Vormodernes, Modernes<br />
und Postmodernes bei ihm zu entdecken ist, wie sich seine Welt von<br />
der Vorstadt ins Universum weitete. Dabei blieb seine „fragmentarische<br />
Biographie“ (W.E. Yates) oft im Hintergrund, kein Wunder, bei einem Theatermann,<br />
der nur wenige Tage seines aktiven Künstlerlebens nicht mit dem<br />
Theater befasst war. Dennoch konnten auch hier neue Stationen begangen<br />
und neue Erkenntnisse erzielt werden, auch in der Synthese biographischer,<br />
historischer und poetologischer Betrachtung: <strong>Nestroy</strong> gibt im potenzierten<br />
theatralen Spiel Antworten auf Entfremdung und Selbsttäuschung – damals<br />
wie heute.<br />
Jürgen Hein<br />
53
54<br />
Peter Gruber
UMSONST<br />
Regie: Peter Gruber<br />
Bühne: Alexandre Collon<br />
Kostüme: Okki Zykan, okki.at<br />
DER RÜCKBLICK NESTROY SPIELE 2008<br />
Musik: Carl Bilnder, Adolph Müller, Thomas Hojsa<br />
Akkordeon: Horst Mayr<br />
Lichtdesign: Robby Vamos<br />
Mit: Viktoria Fazekas, Christian Graf, Peter Gruber, Florian Haslinger,<br />
Andreas Herbsthofer-Grecht, Martina Hinterleitner, Gabi Holzer, Alena<br />
Koliander, Peter Koliander, Alex Lainer, Willibald Mürwald, Peter Kuno<br />
Plöchl, Margarita Prammer, Bruno Reichert, Regine Rieger, Bella Rössler,<br />
Horst Salzer, Maria Sedlaczek, Harald Schuh, Sabine Stacher, Sissy<br />
Stacher, Franz Steiner<br />
Andreas Herbsthofer-Grecht Willibald Mürwald Harald Schuh<br />
55
56<br />
Christian Graf Peter Gruber<br />
Peter Kuno Plöchl
Franz Steiner Peter Gruber<br />
Christian Graf Martina Hinterleitner<br />
57
58<br />
Christian Graf Peter Gruber<br />
Christian Graf Bella Rössler
Christian Graf Peter Gruber<br />
Peter Gruber Martina Hinterleitner<br />
59
Christian Graf Bella Rössler<br />
Sabine Stacher Willibald Mürwald Peter Koliander Andreas Herbsthhofer-Grecht<br />
60
Maria Sedlaczek Florian Haslinger Christian Graf Peter Gruber<br />
Horst Salzer Maria Sedlaczek<br />
61
62<br />
Regine Rieger<br />
Maria Sedlaczek Gabi Holzer
Horst Salzer Florian Haslinger<br />
Maria Sedlaczek Christian Graf<br />
63
64<br />
Alena Koliander Peter Koliander<br />
Alex Lainer Horst Salzer
Schöner kann man <strong>Nestroy</strong> nicht auf die Bühne bringen.<br />
Informationen aus Österreich (Nr. 14/08)<br />
Die für ihre brillanten Inszenierungen bekannten <strong>Nestroy</strong>-Spiele in Schwechat haben<br />
ihrer 36-jährigen Tradition einen weiteren Höhepunkt hinzugefügt. In der Ins zenie -<br />
rung von Peter Gruber, der erstmals auch auf der Bühne stand, wurde <strong>Nestroy</strong>s<br />
"Umsonst" am Samstagabend zu einem fulminanten Premierenerfolg für den<br />
Regisseur und sein wunderbares Ensemble.<br />
APA<br />
Herausragend gespielt!...Gutes (<strong>Nestroy</strong>-)Theater, das die Sache ernst nimmt.<br />
Oliver A. Lang / Die Krone<br />
Ein mitreißendes Spektakel, ein Höhepunkt Gruber´scher<br />
<strong>Nestroy</strong>-Pflege.<br />
NÖN<br />
65
www.landestheater.net<br />
SPIELZEIT<br />
09/10<br />
ab 10. Okt. 2009<br />
VINZENZ UND DIE FREUNDIN<br />
BEDEUTENDER MÄNNER<br />
Posse in drei Akten von Robert Musil<br />
Mit Nicole Beutler, Joseph Lorenz ...<br />
Regie Jürgen Kaizik<br />
ab 17. Okt. 2009<br />
ARKADIEN<br />
Komödie von Tom Stoppard<br />
Mit Pippa Galli, Florian Scheuba, Antje Hochholdinger,<br />
Gabriela Benesch ...<br />
Regie Dora Schneider<br />
Koproduktion mit der Bühne Baden<br />
23. und 24. Okt. 2009<br />
Österreich-Premiere<br />
LOVE IS MY SIN<br />
Sonette von William Shakespeare<br />
Mit Bruce Myers, Natasha Parry<br />
Regie Peter Brook<br />
Gastspiel - C.I.C.T. | Théâtre des Bouffes du Nord, Paris<br />
ab 5. Dez. 2009<br />
KASIMIR UND KAROLINE<br />
Ein Volksstück von Ödön von Horváth<br />
Mit Dietrich Siegl, Julia Schranz, Roland Düringer ...<br />
Regie Thomas Richter<br />
28. und 29. Jän. 2010<br />
Österreich-Premiere<br />
OH LES BEAUX JOURS<br />
Samuel Beckett<br />
Regie, Bühnenbild, Lichtkonzept Robert Wilson<br />
Gastspiel einer Koproduktion von Change Performing Arts / Milan,<br />
Grand Théâtre de Luxembourg, Spoleto52 Festival dei 2 Mondi und<br />
CRT Artificio / Milano<br />
Landestheater Niederösterreich, Rathausplatz 11, 3100 St. Pölten<br />
T 02742/90 80 60-600, karten@landestheater.net<br />
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67
DRUCK<br />
Spannende Unterhaltung<br />
und ein<br />
„rasantes“ Vergnügen<br />
bei den<br />
<strong>Nestroy</strong>-Spielen<br />
wünscht Ihnen<br />
Bürger-Druck
72<br />
BILD - UND LITERATURNACHWEIS<br />
• Johann <strong>Nestroy</strong>: Stücke Band 32<br />
hg von Jürgen Hein - Jugend und Volk, Wien 1993<br />
• Johann <strong>Nestroy</strong>: Bilder aus einem Theaterleben<br />
hg von Gottfried Riedl - Lehner, Wien 1993<br />
• Damals in Wien: Menschen um die Jahrhundertwende<br />
Brandstätter, Wien 1995<br />
• Kaisers Zeiten: Bilder einer Epoche - Prismaverlag<br />
• Wien II, Leopoldstadt - Brandstätter, Wien 1999<br />
• Neue Geschichte der Fotographie<br />
hg von Michel Frizot - Köhnemann, Köln 1998<br />
• Lotto und Lotterie: hg von Günther G. Bauer – Emil Katzbichler, Wien 1997<br />
• Die Frau in der Karikatur: Eduard Fuchs – Neue Kritik, Frankfurt 1979<br />
• Martens, Peter: Sechs Euro für den Bruder vom Parkplatz - http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/473838/<br />
(12.06.09)<br />
• Sauer, Edith: <strong>Liebe</strong> und Ehe, <strong>Liebe</strong> in der Ehe - http://www.dieuniversitaetonline.at/dossiers/beitrag/news/<br />
(12.06.09)<br />
• Sozialbericht 2003/2004 in: Christopolis 02/09<br />
• Warum heißt Kupfer eigentlich „Kupfer“? - www.kupfer-institut.de (12.06.09)<br />
• Kupfer – ein Element des Lebens -<br />
http://www.gesundheit.com/gc_detail_7_gc01120309.html?vpage=1 (12.06.09)<br />
• Österreich erhebt erstmals Zahl der Analphabeten -<br />
http://www.oe24.at/zeitung/oesterreich/politik (12.06.09)<br />
• Vom Pfennig zum Euro - <strong>Geld</strong> aus Wien<br />
Katalog, Historisches Museum der Stadt, Wien 2002<br />
• Gastarbajteri - 40 Jahre Arbeitsmigration<br />
Mandelbaumm, Wien 2004<br />
• Wien im Aufbruch zur Moderne - Geschichte Wiens von Walter Öhlinger<br />
Pichler Edition Wien 1999<br />
FOTOS<br />
Christine Bauer, Herbert Neubauer, Wolfgang Palka<br />
IMPRESSUM<br />
Eigentümer und Herausgeber:<br />
<strong>Nestroy</strong>komitee Schwechat, 2320 Schwechat, Ehrenbrunngasse 24<br />
Für den Inhalt verantwortlich: Christine Bauer<br />
Druckerei: Bürger-Druck, 2320 Schwechat, Reinhartsdorfgasse 23
NESTROY SPIELE SCHWECHAT<br />
Spiele 2009 <strong>Heimliches</strong> <strong>Geld</strong>, <strong>heimliche</strong> <strong>Liebe</strong><br />
Spiele 2008 Umsonst<br />
Spiele 2007 Das Geheimnis des grauen Hauses<br />
Spiele 2006 <strong>Liebe</strong>sgeschichten und Heurathssachen<br />
Spiele 2005 Der confuse Zauberer<br />
Spiele 2004 Nur keck!<br />
Spiele 2003 Höllenangst<br />
Spiele 2002 Das Mädl aus der Vorstadt<br />
Spiele 2001 Nachtwandler<br />
Spiele 2000 Weder Lorbeerbaum noch Bettelstab<br />
Spiele 1999 Unverhofft<br />
Spiele 1998 Maxenpfutsch<br />
Spiele 1997 Mein Freund<br />
Spiele 1996 Adelheid, die verfolgte Wittib<br />
Spiele 1995 Wohnung zu vermieten<br />
Spiele 1994 Theaterg’schichten<br />
Spiele 1993 Zu ebener Erde und erster Stock<br />
Spiele 1992 Abentheuer in der Sclaverey<br />
Spiele 1991 Die Papiere des Teufels<br />
Spiele 1990 Robert der Teuxel<br />
Spiele 1989 Einen Jux will er sich machen<br />
Spiele 1988 Der Schützling<br />
Spiele 1987 Der Färber und sein Zwillingsbruder<br />
Spiele 1986 Nur Ruhe!<br />
Spiele 1985 Der Talisman<br />
Spiele 1984 Die beiden Nachtwandler<br />
Spiele 1983 Die verhängnisvolle Faschingsnacht<br />
Spiele 1982 Der Zerrissene<br />
Spiele 1981 Zu ebener Erde und erster Stock<br />
Spiele 1980 Freiheit in Krähwinkel<br />
Spiele 1979 Einen Jux will er sich machen<br />
Spiele 1978 Der Unbedeutende<br />
Spiele 1977 Die schlimmen Buben in der Schule /<br />
Häuptling Abendwind<br />
Spiele 1976 Der böse Geist Lumpazivagabundus<br />
Spiele 1975 Eulenspiegel<br />
Spiele 1974 Weder Lorbeerbaum noch Bettelstab<br />
Spiele 1973 Frühere Verhältnisse / Zeitvertreib
HEILIG SEI<br />
DAS EIGENTUM