2011-10_Schalenfeste Fruehkartoffeln erobern den Markt.pdf
2011-10_Schalenfeste Fruehkartoffeln erobern den Markt.pdf
2011-10_Schalenfeste Fruehkartoffeln erobern den Markt.pdf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
14 Pflanzenbau<br />
Landpost <strong>10</strong>/<strong>2011</strong><br />
<strong>Schalenfeste</strong> Frühkartoffeln<br />
<strong>erobern</strong> <strong>den</strong> <strong>Markt</strong><br />
Sie sind leichter zu ernten, länger haltbar und lassen sich besser verarbeiten<br />
<strong>Schalenfeste</strong> Kartoffeln<br />
faulen weniger, sind<br />
dadurch besser haltbar<br />
und führen folglich zu weniger<br />
Beanstandungen beim Verbraucher.<br />
Der deutsche Kartoffelhandelsverband<br />
(DKHV) hat<br />
sich deshalb verpflichtet, vorrangig<br />
nur noch festschalige,<br />
packfähige Speisefrühkartoffeln<br />
zu vermarkten.<br />
Auch der Erzeuger hat neben der<br />
besseren Vermarktungsfähigkeit<br />
aufgrund guter Qualität Vorteile<br />
bei der Produktion schalenfester<br />
Kartoffeln. Losschalige<br />
Frühkartoffeln bieten schon<br />
beim Ro<strong>den</strong> eine Vielzahl ungeschützter<br />
Eintrittsöffnungen<br />
für Infektionen, da die eigentliche<br />
Schutzfunktion der festen<br />
Schale fehlt. Die Folgeprobleme<br />
zeigen sich spätestens im Kartoffellager.<br />
Unter ungünstigen<br />
Bedingungen wie zum Beispiel<br />
in feuchten Jahren kann fast ein<br />
Viertel der Partie mit Fäulniserregern<br />
behaftet sein. Untersuchungsergebnisse<br />
bestätigen<br />
außerdem, dass bei losschaligen<br />
Frühkartoffeln bereits nach<br />
zwei Wochen Gewichtsverluste<br />
von bis zu 20 Prozent möglich<br />
sind.<br />
Zur Beantwortung der Frage,<br />
wie schalenfeste Ware produziert<br />
und der <strong>Markt</strong> früh mit<br />
schalenfester Ware beliefert<br />
wer<strong>den</strong> kann, wurde 2008 bis<br />
20<strong>10</strong> am Frühkartoffelstandort<br />
in Feldkirch im Markgräflerland<br />
ein Exaktversuch unter Folie<br />
durchgeführt. Dabei ergaben<br />
sich in <strong>den</strong> drei Versuchsjahren<br />
wichtige Faktoren und Erkenntnisse,<br />
die Auswirkungen auf die<br />
Festschaligkeit von Kartoffelln<br />
unter Folie haben können:<br />
Pflanzzeitpunkt und Reife<br />
Ein früher Pflanzzeitpunkt bedeutet<br />
nicht unbedingt auch eine<br />
frühere Ernte. Wenn der Bo<strong>den</strong><br />
die passende Struktur hat,<br />
ist es allerdings besser, die Kartoffeln<br />
in gute Struktur zu legen,<br />
als auf 6°C Bo<strong>den</strong>temperatur zu<br />
Losschalige Kartoffeln (links) sind im Vergleich zu festschaligen (rechts)<br />
weniger lagerungsfähig. Foto und Abbildung: Meßmer<br />
warten. Entschei<strong>den</strong>der ist, die<br />
gepflanzte Ware am gleichen<br />
Tag abzudecken, um die Sonne<br />
zu nutzen und die Wärme nicht<br />
aus dem Bo<strong>den</strong> zu lassen.<br />
Der Reifezustand der Knollen<br />
kann vor der Ernte durch<br />
Schnei<strong>den</strong> der Knollen überprüft<br />
wer<strong>den</strong>. Ist ein weißer<br />
Rand sichtbar, sollte die Abreifebehandlung<br />
noch etwas<br />
hinausgezögert wer<strong>den</strong>. Eine<br />
sichere Aussage über die Reife<br />
der jeweiligen Sorten ergibt sich<br />
jedoch nur über die Ermittlung<br />
des Stärkegehalts. Eine Stärkeuntersuchung<br />
sowie eine Kochprobe<br />
bei Speisekartoffeln geben<br />
dabei wichtige Hinweise.<br />
Sortenwahl<br />
Die Sortenwahl spielt hinsichtlich<br />
einer frühzeitig durchzuführen<strong>den</strong><br />
Krautregulierung<br />
eine große Rolle. Im Versuch<br />
wurde die Sorte Magda mit der<br />
Standardsorte Berber verglichen.<br />
Magda wies im dreijährigen<br />
Durchschnitt bereits sechs<br />
Wochen nach Aufgang (Mitte<br />
Mai) einen um zwei Prozent höheren<br />
Stärkegehalt auf als Berber.<br />
Auch die Knollengröße war<br />
zu diesem Zeitpunkt deutlich<br />
weiter.<br />
Im Gesamtdurchschnitt der verschie<strong>den</strong>en<br />
Varianten lag aller-<br />
dings zum Zeitpunkt der Ernte<br />
das Ertragsniveau der Sorte<br />
Magda um 2,1 Prozent niedriger<br />
als bei der Sorte Berber. In der<br />
Praxis reagierte die Sorte Magda<br />
ertraglich sehr stark auf die<br />
Witterung. Des weiteren zeigte<br />
sie deutliche Magnesium-Mangelsymptome,<br />
verursacht durch<br />
die hohen Niederschläge, durch<br />
Frost- und Vegetationsberegnungen<br />
und durch einen stärkeren<br />
Befall mit Alternaria ssp.<br />
Magda ist nach unseren Erfahrungen<br />
in erster Linie für die<br />
sehr frühe Direktvermarktung<br />
interessant.<br />
Stickstoffdüngung<br />
Die Stickstoffdüngung ist eine<br />
der entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Maßnahmen<br />
zur Regulierung des Stärkeeinlagerungs-<br />
und Abreifeprozesses.<br />
Eine Überversorgung<br />
der Bestände führt zu einer Verzögerung<br />
der Abreife, der Stärkeeinlagerung<br />
und eventuell zu<br />
einem Wiederaustrieb nach der<br />
Krautregulierung.<br />
Um <strong>den</strong> Wiederaustrieb durch<br />
Düngefehler zu vermei<strong>den</strong> leistet<br />
der Nitratinformationsdienst<br />
(NID) Hilfestellung. Bei der NID-<br />
Düngungsempfehlung wer<strong>den</strong>,<br />
ausgehend von dem gemessen<br />
Bo<strong>den</strong>nitratgehalt, auf der vorgesehen<br />
Anbaufläche alle wich-<br />
tigen Faktoren berücksichtigt.<br />
Dazu gehören unter anderem<br />
das N-Nachlieferungsvermögen<br />
des Bo<strong>den</strong>s sowie die pflanzennutzbare<br />
N-Lieferung aus Vorfrucht-<br />
und Zwischenfruchtresten.<br />
Die N-Versorgung ist zurückhaltend<br />
zu planen. Bei der<br />
ordnungsgemäßen N-Düngung<br />
in Frühkartoffeln zur Erzeugung<br />
früher schalenfester und<br />
damit stabilerer Ware wird ein<br />
Abschlag von 20 bis 40 kg N / ha<br />
empfohlen.<br />
Die um 40 kg N / ha reduzierte<br />
Stickstoffdüngung brachte im<br />
Versuch in Feldkirch gegenüber<br />
der ortsüblichen Düngung im<br />
Durchschnitt der Sorten einen<br />
Minderertrag von 5,3 Prozent<br />
bei einem um 0,3 Prozent höheren<br />
Stärkegehalt. Die Sorte<br />
Magda reagierte hinsichtlich<br />
des Stärkegehalts auf die unterschiedliche<br />
Stickstoffmenge<br />
kaum. Dagegen wurde bei der<br />
Sorte Berber bei der höheren<br />
N-Düngung (160 kg N / ha) ein<br />
deutlich geringerer Stärkegehalt<br />
(-1,1 Prozent) im Vergleich zur<br />
reduzierten Stickstoffdüngung<br />
(120 kg N / ha) festgestellt.<br />
Krautregulierung<br />
Die Durchführung eigener Bestandeskontrollen<br />
ist wichtig,<br />
um einen Überblick über die<br />
Knollen- und Reifeentwicklung<br />
zu bekommen. Sie sind<br />
auch Grundlage zur optimalen<br />
Terminierung der Krautregulierung.<br />
Die Krautminderung ist<br />
ein wichtiges Instrument um<br />
die Schalenfestigkeit zu fördern<br />
und dient nebenbei auch<br />
der Steuerung des gesamten<br />
Ernteablaufs. Denn durch eine<br />
zielgerichtete und frühzeitige<br />
Krautregulierung wird durch<br />
eine frühere Schalenfestigkeit<br />
ein Vorverlegen des Erntetermins<br />
möglich. In diesem Zusammenhang<br />
spricht man auch<br />
von „ökonomischer Reife“ der<br />
Kartoffeln, da durch das Steuerungselement<br />
„Krautabtötung“<br />
besser auf die Bedürfnisse des<br />
<strong>Markt</strong>es eingegangen wer<strong>den</strong><br />
kann.<br />
Jedoch muss beachtet wer<strong>den</strong>,<br />
dass der Bestand zum Zeitpunkt<br />
der Krautabtötung <strong>den</strong><br />
Wachstumshöhepunkt bereits<br />
überschritten hat und dass eine<br />
frühzeitige Krautabtötungsmaßnahme<br />
nur nach einer mäßigen<br />
N-Versorgung funktioniert.
Landpost <strong>10</strong>/<strong>2011</strong> Pflanzenbau 15<br />
Schalenfestigkeit in %<br />
<strong>10</strong>0<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
<strong>10</strong><br />
Abreifebeschleunigung unter Folie<br />
Sorte: Berber (M W 2008-20<strong>10</strong>)<br />
nach dem<br />
Sortieren<br />
0<br />
Kontrolle Reglone Basta<br />
Neben der Terminierung spielt<br />
auch das Verfahren der Krautregulierung<br />
eine Rolle. Beim alleinigen<br />
Einsatz des Krautschlägers<br />
entwickelt sich die Schalenfestigkeit<br />
der Kartoffelknollen<br />
deutlich langsamer als bei<br />
der Kombination mit weiteren<br />
Behandlungsmaßnahmen. Darüber<br />
hinaus bleiben grüne Reststängel<br />
zurück, die bei zu früher<br />
mechanischer Krautminderung<br />
einen Wiederaustrieb begünstigen<br />
und dadurch Qualitätsverluste,<br />
vor allem Stärkeverluste,<br />
zu befürchten sind.<br />
Eine Alternative bietet daher<br />
das kombinierte Verfahren.<br />
Durch die ergänzende Applikation<br />
chemischer Sikkationsmittel<br />
auf die Reststängel, wird der<br />
Wiederaustrieb deutlich reduziert<br />
beziehungsweise gänzlich<br />
verhindert. Aus früheren Versuchen<br />
ist abzuleiten, dass bei hoher<br />
Wiederaustriebsgefahr die<br />
Mittel Shark und Quickdown<br />
als ergänzende Behandlungsmaßnahme<br />
zum mechanischen<br />
Krautschlagen sehr gut geeignet<br />
sind. Ein genereller Nachteil des<br />
Krautschlagens ist die Gefahr<br />
von ergrünten Knollen durch<br />
Aufreißen der Dämme bei Trockenheit.<br />
Der Einsatz der Sikkationsmittel<br />
sollte möglichst erst mit beginnender<br />
Reife erfolgen. Die Stau<strong>den</strong><br />
müssen mindestens die Blüte<br />
abgeschlossen haben beziehungsweise<br />
die untersten Blattetagen<br />
sollten aufgehellte und<br />
erste vergilbte Blätter zeigen.<br />
Wird vor allem die chemische<br />
Krautabtötung zu früh bei einem<br />
physiologisch noch voll aktiven<br />
zur Ernte (14 Tage nach<br />
der Behandlung)<br />
nach dem Sortieren<br />
Abbildung: Schalenfestigkeit in Abhängigkeit von der Sorte und dem Sikkationsmittel<br />
Schalenfestigkeit in %<br />
<strong>10</strong>0<br />
Kartoffelbestand durchgeführt,<br />
kann das plötzliche Zerstören<br />
des Blattapparates bei <strong>den</strong><br />
Knollen zur Ausprägung von<br />
Gefäßbündelverbräunungen<br />
und Nabelendnekrosen infolge<br />
von Störungen im Wachstum<br />
und Wasserhaushalt führen.<br />
Die zweiphasige Krautregulierung<br />
reduziert die Gefahr von<br />
Gefäßbündelverbräunungen<br />
und Nabelendnekrosen. Dieses<br />
gilt besonders bei grenzwertigen<br />
Unterwassergewichten.<br />
Grundsätzlich gilt: Je weiter<br />
die Abreife vorangeschritten<br />
ist, desto risikoloser ist die einphasige<br />
Sikkation.<br />
Durch die Krautminderung wird<br />
die Schalenfestigkeit der Knollen<br />
innerhalb kürzester Zeit gefördert.<br />
Trockenheit beschleunigt,<br />
Feuchtigkeit verlangsamt<br />
die Entwicklung der Schalenfestigkeit.<br />
Je nach Bo<strong>den</strong>feuchtigkeit<br />
und Abreife des Bestandes<br />
schwankt die Zeitspanne<br />
zwischen Krautbehandlung und<br />
Eintritt der Schalenfestigkeit<br />
zwischen zwei und fünf Wochen.<br />
Fazit<br />
Durch die frühzeitige Krautregulierung<br />
waren im Mittel aller<br />
Varianten Ertragsminderungen<br />
in Höhe von 14 Prozent im Vergleich<br />
zur Ernte bei natürlicher<br />
Abreife zu verzeichnen. Allerdings<br />
waren die Knollen bei der<br />
Variante „ohne Krautabtötung“<br />
bei weitem noch nicht schalenfest.<br />
Hinsichtlich des Stärkegehalts<br />
konnten zwischen <strong>den</strong><br />
geprüften Mitteln keine Unterschiede<br />
festgestellt wer<strong>den</strong>.<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
<strong>10</strong><br />
0<br />
Abreifebeschleunigung unter Folie<br />
Sorte: Magda (MW 2008-20<strong>10</strong>)<br />
nach dem<br />
Sortieren<br />
Kontrolle Reglone Basta<br />
zur Ernte (14 Tage<br />
nach der Behandlung)<br />
nach dem Sortieren<br />
Ten<strong>den</strong>ziell war die Schalenstabilität<br />
bei Reglone etwas besser<br />
als bei Basta (siehe Abbildung).<br />
Die Erkenntnisse der vergangenen<br />
Jahre zeigen, dass die Produktion<br />
schalenfester Frühkartof-feln<br />
in erster Linie über eine<br />
Reduzierung der N-Düngung<br />
und nur in Verbindung mit einer<br />
frühzeitigen Krautregulierung<br />
möglich ist. Auf eine angepasste,<br />
ordnungsgemäße Düngung<br />
Das Bundesamt für Verbraucherschutz<br />
und Lebensmittelsicherheit<br />
(BVL) hat<br />
für die Anwendung des Pflanzenschutzmittels<br />
„Goldor Bait“<br />
eine befristete Ausnahmegenehmigung<br />
ab dem 09. Februar<br />
bis 08. Juni <strong>2011</strong> erteilt. Die Anwendung<br />
ist für 120 t Produkt,<br />
entsprechend circa 12 000 ha<br />
behandelter Fläche genehmigt.<br />
Damit trägt das BVL der Tatsache<br />
Rechnung, dass der Befall<br />
mit Drahtwürmer immer weiter<br />
zunimmt. Deutliche Qualitätsminderungen<br />
durch Fraßtätigkeit<br />
der Larven führen oft zu<br />
großen wirtschaftlichen Schä<strong>den</strong>.<br />
Starkbefall kann sogar<br />
dazu führen, dass die gesamte<br />
geerntete Ware nicht verkauft<br />
wer<strong>den</strong> kann. In einer länderübergreifen<strong>den</strong>Zusammenarbeit<br />
wurde nun ein Weg gefun<strong>den</strong>,<br />
Drahtwürmer erfolgreich<br />
zu bekämpfen. Drahtwürmer<br />
haben sehr viele Wirtspflanzen.<br />
Günstige Bedingungen fin<strong>den</strong><br />
ist zu achten, <strong>den</strong>n zu stark gedüngte<br />
Bestände bringen bei der<br />
Krautregulierung Probleme hinsichtlich<br />
des Absterbeverhaltens<br />
und des Wiederaustriebs.<br />
Die Auswertung der Erträge<br />
zeigt, dass die frühe Krautabtötung<br />
zu einer Ertragsreduzierung<br />
führt, die sich in <strong>den</strong> Versuchsjahren<br />
zwischen 12 und<br />
18 Prozent bewegten. Die objektive<br />
Bestimmung des Stärkegehalts<br />
ist in kurzem zeitlichen<br />
Abstand vor der Sikkation<br />
durchzuführen. Besonders bei<br />
grenzwertigen Unterwassergewichten<br />
und anschließen<strong>den</strong><br />
Niederschlägen muss der Stärkegehalt<br />
unmittelbar vor der<br />
Sikkation wieder neu gemessen<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Die Sikkation mit Reglone sollte<br />
vor allem bei hoher Sonneneinstrahlung<br />
und geringer<br />
Luftfeuchte in <strong>den</strong> Morgen- beziehungsweise<br />
Abendstun<strong>den</strong><br />
durchgeführt wer<strong>den</strong>. Auf ein<br />
gleichmäßiges Auflaufen der<br />
Pflanzen ist zu achten, damit<br />
diese auch einheitlich abgereift<br />
wer<strong>den</strong> können. Dies ist<br />
nur über eine optimale Vorkeimung,<br />
Pflanzgutsortierung<br />
Drahtwurmbekämpfung<br />
sie hauptsächlich in Kartoffeln<br />
und Mais. Winterbegrünung<br />
sowie andere humusbil<strong>den</strong>de<br />
Maßnahmen tragen auch zur<br />
Erhöhung der Populationsdichte<br />
bei. Der Wirkstoff von<br />
„Goldor Bait“ , Fipronil, gehört<br />
chemisch zur Gruppe der Pyrazol-Insektizide<br />
und ist giftig<br />
für Bienen und Vögel. Um die<br />
Sicherheit für diese Organismen<br />
zu gewährleisten, ist die<br />
Genehmigung mit strengen<br />
Auflagen verbun<strong>den</strong>. Es sind<br />
zur Applikation von „Goldor<br />
Bait“ nur Granulatstreuer mit je<br />
zwei Reihen zugelassen. In einem<br />
begleiten<strong>den</strong> Monitoring<br />
ist nachzuweisen, dass keine<br />
Verdriftung von Abriebstäuben<br />
auftritt. Trotz guter Bekämpfungserfolge<br />
durch die Anwendung<br />
des Mittels „Goldor Bait“<br />
sollten bei der Bekämpfung des<br />
Drahtwurms nach wie vor zunächst<br />
vorbeugende pflanzenbauliche<br />
Maßnahmen ergriffen<br />
wer<strong>den</strong>. lp
16 Pflanzenbau<br />
Landpost <strong>10</strong>/<strong>2011</strong><br />
sowie Pflanztechnik möglich.<br />
Bestände mit gebrochener Sortierung,<br />
wie auch halbautomatisch<br />
gepflanzte Bestände sind<br />
bezogen auf <strong>den</strong> Entwicklungsstand<br />
deutlich einheitlicher.<br />
Darüber hinaus wird bei der<br />
Sortierung 45 bis 55 mm das<br />
Anbaurisiko reduziert, wenn<br />
bei grenzwertigen Bo<strong>den</strong>temperaturen<br />
und / oder anhaltend<br />
kalter Witterung (wie 20<strong>10</strong>),<br />
ein Teil der sehr frühen Flächen<br />
gepflanzt wer<strong>den</strong>, da die großen<br />
Knollen mehr Triebkraft<br />
haben als die kleineren Knollen.<br />
Die generelle Auslieferung<br />
gebrochener Sortierung muss<br />
letztendlich das Ziel sein, um<br />
frühzeitig vor allem eine einheitliche<br />
schalenfestere Ware<br />
produzieren zu können. In Bestän<strong>den</strong>,<br />
die schnell wachsen<br />
sollen, sollte ferner die Herbiziddosis<br />
eher reduziert wer<strong>den</strong>,<br />
<strong>den</strong>n auch Herbizide können<br />
das Wachstum der Bestände<br />
verlangsamen. Die Schalenfestigkeit<br />
weiterer anbaurelevanter<br />
Frühkartoffelsorten wird in <strong>den</strong><br />
nächsten Versuchsjahren im<br />
Rahmen der Landessortenversuche<br />
überprüft.<br />
Oberste Priorität bei der Sortenwahl<br />
haben Absatzchancen<br />
und Anbaueignung der Sorten<br />
für <strong>den</strong> gegebenen Standort. Bei<br />
größerem Anbauumfang wird<br />
die Sortenwahl allerdings weitgehend<br />
vom Handel mit seinen<br />
jeweiligen Absatzmöglichkeiten<br />
bestimmt.<br />
Sicher scheint, dass die Anforderungen<br />
an <strong>den</strong> praktischen<br />
Kartoffelanbau steigen wer<strong>den</strong>,<br />
<strong>den</strong>n der Handel will zukünftig<br />
<strong>den</strong> <strong>Markt</strong> früh und vor allem<br />
kontinuierlich mit schalenstabileren<br />
Frühkartoffeln beliefern.<br />
Dies wiederum erfordert von <strong>den</strong><br />
Landwirten eine frühzeitige und<br />
konsequente Reifeförderung sowie<br />
eine gute Zeitplanung der<br />
Abpackbetriebe. Gleichzeitig ist<br />
ein Ertragsverzicht wohl hinzunehmen,<br />
was unbedingt mit<br />
einem höheren Erzeugerpreis<br />
belohnt wer<strong>den</strong> sollte.<br />
Detailliertere Informationen<br />
über die Versuchsergebnisse der<br />
vergangenen drei Jahre sind<br />
unter www.ltz.augustenberg.de<br />
nachzulesen.<br />
Hans-Jürgen Meßmer<br />
LTZ Augustenberg<br />
Außenstelle Donaueschingen<br />
Die Nmin-Werte sind<br />
geringfügig angestiegen<br />
Nitratinformationsdienst / Teil 3<br />
Die trockene Witterung<br />
der vergangenen zwei<br />
Wochen veranlasste eine<br />
weiterhin gute Beprobungsaktivität.<br />
Die Nitratgehalte stiegen<br />
wegen der kühlen Temperaturen<br />
nur unwesentlich an. Der<br />
landesweite Mittelwert, der auf<br />
über 5 <strong>10</strong>0 beprobten Standorten<br />
beruht, liegt nun bei 28 kg<br />
N / ha. Das sind 3 kg mehr als in<br />
der Vorwoche.<br />
Durch die intensive Beprobung<br />
liegt für die bedeuten<strong>den</strong><br />
Winterungen sowie<br />
Sommergerste / Hafer für jede<br />
NID-Region ein spezifischer<br />
Wert vor. An <strong>den</strong> Standorten<br />
für Winterungen wurde<br />
durchschnittlich 26 kg N / ha<br />
bei einer Bo<strong>den</strong>tiefe von 0 bis<br />
90 cm gemessen, unter <strong>den</strong><br />
geplanten Sommerungen ohne<br />
Mais waren es 30 kg N / ha<br />
bei 0 bis 60 cm Bo<strong>den</strong>tiefe. Die<br />
Unterschiede zwischen <strong>den</strong><br />
verschie<strong>den</strong>en NID-Regionen<br />
sind zum Teil beträchtlich; die<br />
niedrigsten Werte findet man<br />
in der Rheinebene. Mittlerweile<br />
liegen auch für Erdbeeren und<br />
Obst erste Ergebnisse vor. Für<br />
Standorte, die eine durchwurzelbare<br />
Bo<strong>den</strong>tiefe von mehr als<br />
60 cm aufweisen, aber nur auf<br />
zwei Schichten beprobt wur<strong>den</strong>,<br />
sollten für die 3. Schicht<br />
folgende Werte zusätzlich angerechnet<br />
wer<strong>den</strong>: Winterweizen<br />
/ Dinkel 13 kg N / ha, Wintergerste<br />
/ Triticale 8 kg N/ha,<br />
Winterrogen 6 kg N / ha, Win-<br />
Tabelle: Nmin-Gehalte in 0 bis 90 cm Bo<strong>den</strong>tiefe; Ende<br />
Februar bis Anfang März Stand: 07.03.<strong>2011</strong>, Zeitraum KW 7 bis 9<br />
Kulturen NID-Region<br />
Winterweizen,<br />
Dinkel<br />
Wintergerste,<br />
Triticale<br />
Winterraps<br />
Winterroggen<br />
Sommergerste,<br />
Hafer<br />
Zuckerrüben<br />
Kartoffeln<br />
Mittel Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Gehalte in<br />
kg N/ha<br />
30<br />
Unterland/ Gäulandschaften 28<br />
Oberland/ Bo<strong>den</strong>see 29<br />
Rheinebene 22<br />
Geringere Alb, Baar, Heuberg, Schwarzwald 24 (0-60cm)<br />
Neckar/ Nagold, Schwäbischer Wald,<br />
östliches Albvorland<br />
30<br />
Bessere Alb, Donau/ Iller, Hohenlohe 37<br />
Bauland 33<br />
Mittel Ba<strong>den</strong>-Württemberg 23<br />
Unterland/ Gäulandschaften 22<br />
Oberland/ Bo<strong>den</strong>see 21<br />
Rheinebene <strong>10</strong><br />
Geringere Alb, Baar, Heuberg, Schwarzwald 26 (0-60cm)<br />
Neckar/ Nagold, Schwäbischer Wald,<br />
östliches Albvorland<br />
18 (0-60cm)<br />
Bessere Alb, Donau/ Iller, Hohenlohe 24<br />
Bauland 18 (0-60cm)<br />
Mittel Ba<strong>den</strong>-Württemberg 19<br />
Unterland/ Gäulandschaften 18<br />
Oberland/ Bo<strong>den</strong>see 20<br />
Geringere Alb, Baar, Heuberg, Schwarzwald 17 (0-60cm)<br />
Neckar/ Nagold, Schwäbischer Wald,<br />
östliches Albvorland<br />
19<br />
Bessere Alb, Donau/ Iller, Hohenlohe 25<br />
Bauland 21<br />
Mittel Ba<strong>den</strong>-Württemberg 15<br />
Unterland/ Gäulandschaften 18<br />
Rheinebene <strong>10</strong><br />
Mittel Ba<strong>den</strong>-Württemberg 29 (0-60cm)<br />
Unterland/ Gäulandschaften 29 (0-60cm)<br />
Oberland/ Bo<strong>den</strong>see 24 (0-60cm)<br />
Rheinebene 17<br />
Geringere Alb, Baar, Heuberg, Schwarzwald 34 (0-60cm)<br />
Neckar/ Nagold, Schwäbischer Wald,<br />
östliches Albvorland<br />
29 (0-60cm)<br />
Bessere Alb, Donau/ Iller, Hohenlohe 34 (0-60cm)<br />
Bauland 26 (0-60cm)<br />
Mittel Ba<strong>den</strong>-Württemberg 39<br />
Unterland/ Gäulandschaften 39<br />
Mittel Ba<strong>den</strong>-Württemberg 29 (0-60cm)<br />
Unterland/ Gäulandschaften 29 (0-60cm)<br />
Erdbeeren Mittel Ba<strong>den</strong>-Württemberg 18 (0-60cm)<br />
Obst Mittel Ba<strong>den</strong>-Württemberg 21 (0-60cm)<br />
terraps 4 kg N / ha und Hafer<br />
7 kg N / ha.<br />
Gelbschalen aufstellen<br />
Sonnenschein fördert die Flugaktivität der Rapskäfer<br />
Bei Temperaturen ab<br />
15 ° C wird es an der<br />
„Rapskäferfront“ bereits<br />
lebendig. Sonnenschein fördert<br />
die Flugaktivität. Damit Gelbschalen<br />
zuverlässige Werte<br />
über <strong>den</strong> Beginn des Hauptan-<br />
fluges der Stängelrüßler liefern,<br />
müssen sie so rechtzeitig auf<br />
dem Acker stehen, dass auch<br />
Vorflüge mit wenigen Käfern<br />
in der Schale erkannt wer<strong>den</strong>.<br />
Nur so lässt sich der optimale<br />
Spritztermin bestimmen.<br />
Jürgen Ott<br />
LTZ Augustenberg<br />
Ergibt die Auszählung nur eine<br />
geringfügige Überschreitung<br />
der Schadschwelle von 30 gefleckten<br />
Kohltriebrüßlern pro<br />
Schale, sollte eine Behandlung<br />
drei Wochen nach Hauptflugtermin<br />
stattfin<strong>den</strong>. Bei starkem<br />
Zuflug von über hundert Kohltriebrüßlern<br />
sollten Insektizide<br />
schon innerhalb von 14 Tagen<br />
eingesetzt wer<strong>den</strong>.<br />
Eberhard Raiser