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Mit Gärrückständen richtig düngen - Dr. Neinhaus Verlag AG

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Landpost 11/2009 Pflanzenbau 11<br />

Sie fällt für die maßgebenden<br />

Hauptnährstoffe Stickstoff (vor<br />

allem Ammoniumstickstoff),<br />

Phosphor und Kalium erfreulich<br />

hoch aus (Tabelle 2). Dies ist ein<br />

Beleg für gute Pflanzenverfügbarkeit<br />

und zügige Düngewirkung.<br />

Auch die mittlere Löslichkeit<br />

von Gesamt-N gewährleistet<br />

in Verbindung mit dem engen<br />

C / N-Verhältnis, dass die organisch<br />

gebundenen N-Anteile<br />

der Gärrückstände zügig mineralisiert<br />

und damit düngewirksam<br />

werden. Lediglich Magnesium<br />

ist mit Löslichkeiten<br />

unter 20 Prozent der Gesamtgehalte<br />

nur mäßig löslich.<br />

Unbedingt beachtet werden<br />

müssen die relativ großen<br />

Streuungen um die <strong>Mit</strong>telwerte<br />

der Nährstoff-Gesamtgehalte<br />

nach Tabelle 2. Sie betragen für<br />

Nawaro-Gärrückstände etwa<br />

30 bis 40 Prozent bei Stickstoff,<br />

Ammoniumstickstoff, Kalium<br />

und Schwefel sowie etwa 40 bis<br />

50 Prozent bei Phosphor und<br />

Magnesium. Die <strong>Mit</strong>telwerte<br />

sind damit strenggenommen<br />

nur geeignet, um die Größenordnung<br />

der Nährstoffzufuhren<br />

abzuschätzen<br />

Düngebedarf und<br />

Düngewirksamkeit<br />

Eine erste Abschätzung über<br />

den Beitrag von Nawaro-<strong>Gärrückständen</strong><br />

zur Deckung des<br />

Düngebedarfes ermöglicht der<br />

Saldo aus Zufuhren durch Gärrückstände<br />

und Entzügen der<br />

Ernteprodukte. <strong>Mit</strong> pflanzenbaulich<br />

geeigneten Gaben von<br />

30 t / ha werden im <strong>Mit</strong>tel erhebliche<br />

Nährstofffrachten ausgebracht<br />

(Tabelle 3). Sie führen<br />

in der Größenordnung überwiegend<br />

zu ausgeglichenen Nährstoffsalden<br />

und reichen meist<br />

aus, um den Nährstoffbedarf der<br />

Kulturen zu decken. Hohe Überhänge<br />

treten nur bei Kalium<br />

auf, wenn die Abfuhr niedrig<br />

ausfällt, wie bei Kornerträgen<br />

reiner Getreidefruchtfolgen.<br />

Entscheidend für die landwirtschaftliche<br />

Anwendung der<br />

Gärrückstände als Düngemittel<br />

ist neben der Deckung des<br />

Düngebedarfs ihre Düngewirksamkeit.<br />

Diese wird durch weitere<br />

Voraussetzungen bestimmt:<br />

durch die Löslichkeit der Nährstoffe,<br />

ihre Pflanzenverfügbarkeit<br />

und die Geschwindigkeit,<br />

mit der organisch gebundene<br />

Angesichts hoher Mineraldüngerpreise sind organische Dünger bei den<br />

Landwirten wieder gefragter. Foto: Messner / LVVG Aulendorf<br />

Nährstoffanteile mineralisiert<br />

werden. Unter Einbeziehung der<br />

ersten Erfahrungen aus Modellund<br />

Feldversuchen kann anhand<br />

der Ergebnisse der Übersichtsuntersuchung<br />

folgende<br />

vorläufige Einschätzung gegeben<br />

werden (Tabelle 4): Nawaro-Gärückstände<br />

weisen eine<br />

durchweg hohe Düngewirksamkeit<br />

der Zufuhren an Stickstoff,<br />

Phosphor und Kalium auf.<br />

Sie sind vollwertige organische<br />

NPK-Dünger und stehen in ihrer<br />

Ertragswirkung den regulären<br />

Düngern nicht nach. Sie sind<br />

vollständig in der Düngebilanz<br />

beziehungsweise im Nährstoffvergleich<br />

anzurechnen. Damit<br />

bilden alle drei Nährstoffe auch<br />

den begrenzenden Faktor für<br />

die Höhe der Düngergabe.<br />

Bei N ist wegen der hohen Anteile<br />

an Ammoniumstickstoff,<br />

der allgemein guten Löslichkeit<br />

der N-Komponenten und des<br />

engen C / N-Verhältnisses eine<br />

gute und zügige Düngewirkung<br />

zu erwarten, die noch über die<br />

von Gülle hinausgehen dürfte.<br />

Das Hauptproblem ist jedoch die<br />

Gefahr großer N-Verluste durch<br />

die Ammoniakausgasung, die<br />

wegen des hohen pH-Wertes<br />

von 8,0 bis 8,5 höher ausfällt als<br />

bei Güllen mit niedrigeren pH-<br />

Werten.<br />

Kalium und Phosphor<br />

in Düngebilanz anrechnen<br />

Vor allem Kalium wegen seiner<br />

vollständigen und Phosphor<br />

mit seiner guten Löslichkeit<br />

sind gleichfalls düngewirksame<br />

Nährstoffe, die in der Düngebilanz<br />

voll anzurechnen sind. Bei<br />

Deckung des Düngebedarfes<br />

ersetzen sie die mineralische<br />

Grunddüngung und bieten damit<br />

wertvolle Einsparpotenziale.<br />

Damit stellen die Nährstoffe<br />

ähnlich wie N die begrenzenden<br />

Faktoren der Gärrückstandsgabe<br />

dar. Bei hoher Bodenversorgung<br />

(Versorgungsgruppe D)<br />

dürfen laut Dünge-Verordnung<br />

nur maximal 50 Prozent des<br />

Düngebedarfes zugeführt werden.<br />

Bei sehr hoher Versorgung<br />

(Versorgungsgruppe E) ist eine<br />

Düngung mit <strong>Gärrückständen</strong><br />

untersagt.<br />

Die Magnesiumzufuhr mit <strong>Gärrückständen</strong><br />

ist, auch wenn bisher<br />

keine deutliche Düngewir-<br />

kung festzustellen war, trotzdem<br />

von Vorteil, weil sie der<br />

permanenten Auswaschung aus<br />

dem Boden entgegen wirkt.<br />

Bei pflanzenbaulich geeigneten<br />

Gärrückstandsgaben von<br />

30 t / ha fallen die Zufuhren<br />

der Wertstoffe organische Substanz<br />

(OS) und Kalk (BWS) gering<br />

aus. Die OS-Frachten, im<br />

Regelfall etwa 1 t C / ha, davon<br />

nur 0,3 t/ ha humusreproduktionswirksam,<br />

können bestenfalls<br />

einen Beitrag zur Humusbilanz<br />

leisten, jedoch nicht den<br />

Humusbedarf der Böden decken.<br />

Die Deckungslücke muss<br />

durch andere Maßnahmen, wie<br />

Strohdüngung und Zwischenfruchtanbau,<br />

ausgeglichen werden.<br />

Die Kalkzufuhr bewegt sich mit<br />

etwa 1 dt / ha weit unterhalb einer<br />

erforderlichen Erhaltungskalkung.<br />

Sie fällt so gering aus,<br />

dass keine Stabilisierung des<br />

Boden-pH, sondern eher eine<br />

Abnahme infolge der Kalkzehrung<br />

der Kulturen zu erwarten<br />

ist. <strong>Dr</strong>. Rainer Kluge<br />

Tabelle 3: <strong>Mit</strong>tlere Nährstoff-Zufuhren mit Nawaro-<br />

Gärrückstandsangaben von 30 t / ha im Vergleich zu den<br />

Nährstoffabfuhren der Ernteprodukte<br />

Nährstoffe <strong>Mit</strong>tlere Zufuhren<br />

Nährstoffsaldo im <strong>Mit</strong>tel<br />

in kg/ha<br />

mittlere Abfuhren 1 hohe Abfuhren 2<br />

Stickstoff - N 130 - 150 ausgeglichen schwach negativ<br />

Phosphor - P2O5 50 - 60 ausgeglichen schwach negativ<br />

Kalium - K2O 140 - 160 stark positiv ausgeglichen<br />

Magnesium - MgO 25 - 30 schwach positiv ausgeglichen<br />

Erl.: 1 Getreidefruchtfolgen 2 entzugstarke Fruchtfolgen (z.B. Energiemais/Getreide)<br />

Tabelle 4: Düngewirksamkeit der Nährstoffzufuhren<br />

von Nawaro-<strong>Gärrückständen</strong><br />

Nährstoffe Düngewirksamkeit<br />

Stickstoff<br />

(N)<br />

Phosphor<br />

(P2O5)<br />

Kalium<br />

(K2O)<br />

Magnesium<br />

(MgO)<br />

hoch wegen guter Löslichkeit. Außerdem:<br />

60 – 70 % von Gesamt-N sind<br />

Ammonium-N<br />

schnelle Umsetzung zu löslichem Nitrat<br />

organisch gebundener Stickstoff<br />

zügige Mineralisierung wegen engem<br />

C/N-Verhältnis<br />

hoch wegen guter Löslichkeit und guter<br />

Pflanzenverfügbarkeit (besser als Gülle)<br />

sehr hoch wegen vollständiger Löslichkeit<br />

und sehr guter Pflanzenverfügbarkeit<br />

mittel, keine schnelle Düngewirkung<br />

Trotzdem vorteilhaft Zufuhr wirkt<br />

permanenter Auswaschung aus dem Boden<br />

entgegen<br />

Erl.: 1 VG – Nährstoff-Versorgungsgruppe Boden<br />

Beachten<br />

hohe Verluste durch<br />

Ammoniak-Ausgasung<br />

möglich !<br />

N-Düngebedarf<br />

begrenzender Faktor<br />

für Gabenhöhe<br />

Düngebedarf <br />

begrenzender Faktor für<br />

Gabenhöhe<br />

Vg 1 D nur 50 %<br />

Bedarf !<br />

Vg E keine<br />

Ausbringung

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