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Leitfaden für die Vorlesung Mikrobiologie und ... - Gudrun Nagl

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FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE DR. NAGL<br />

1.3 Die Stellung der Mikroorganismen in der Natur [1] S.1 ff<br />

1.3.1 Die drei Reiche: Tiere, Pflanzen <strong>und</strong> Protisten<br />

Die Unterschiede in der Gestalt <strong>und</strong> im Aufbau von Tier <strong>und</strong> Pflanze, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Einteilung der<br />

Lebewesen bis ins vorige Jahrh<strong>und</strong>ert begründeten, sind offenk<strong>und</strong>ig. Diese Unterschiede<br />

lassen sich auf <strong>die</strong> gr<strong>und</strong>sätzlichen Verschiedenheiten in der Ernährungsweise zurückführen.<br />

Die Tiere ernähren sich von fertigen organischen Substanzen (C-heterotroph), <strong>die</strong> im Innern<br />

des Körpers, im Darmkanal, aufbereitet, verdaut <strong>und</strong> resorbiert werden. Der<br />

Embryonalentwicklung kann man entnehmen, daß <strong>die</strong>se Körperhöhlung durch Einstülpung<br />

der Blastula entsteht. Die tierische Entwicklung zielt auf <strong>die</strong> Schaffung resorbierender<br />

Innenflächen ab. Dieses Bauprinzip ist von den Hohltieren (Hydrozoa; Beispiel:<br />

Süßwasserpolyp) bis zu den höchsten Wirbeltieren verwirklicht.<br />

Dem völlig andersartigen (C-autotrophen) Ernährungstypus entsprechend sind <strong>die</strong> Pflanzen<br />

gr<strong>und</strong>verschieden gestaltet. Sie bilden <strong>die</strong> zum Aufbau ihres Körpers nötigen Substanzen aus<br />

anorganischen Stoffen selbst <strong>und</strong> nutzen das Sonnenlicht als Energiequelle. Die<br />

photosynthetisch tätigen, mit den absorbierenden Pigmenten (Chlorophyllen <strong>und</strong><br />

Carotinoiden) ausgestatteten Zellen <strong>und</strong> Gewebe sind nach außen hin orientiert <strong>und</strong> bilden<br />

weite Außenflächen. Weitere durchgängige Unterschiede zwischen Tieren <strong>und</strong> Pflanzen<br />

betreffen das Vorhandensein von Zellwänden, <strong>die</strong> Befähigung zur aktiven Bewegung <strong>und</strong><br />

Ortsveränderung <strong>und</strong> das Synthesevermögen <strong>für</strong> bestimmte Substanzen.<br />

Pflanzen- <strong>und</strong> Tierreich waren weitgehend scharf voneinander abzugrenzen, solange über<br />

Mikroorganismen wenig bekannt war (Abb.3). Sogar <strong>die</strong> Pilze hatten so viele Merkmale mit<br />

den Pflanzen gemeinsam, daß man sie ungeachtet ihrer heterotrophen Ernährungsweise zu<br />

den Pflanzen zählen konnte. Schwieriger war zu entscheiden, welchem Organismenreich <strong>die</strong><br />

Bakterien, Schleimpilze <strong>und</strong> andere Einzeller zuzuordnen waren. Für das dritte Reich der<br />

Lebewesen wurden <strong>die</strong> Kollektivnamen "Protisten", "Erstlinge" oder "Urwesen" geprägt<br />

(HAECKEL 1866).<br />

Das Reich der Protisten umfaßt Organismen, <strong>die</strong> sich von Tieren <strong>und</strong> Pflanzen durch eine<br />

geringe morphologische Differenzierung unterscheiden; <strong>die</strong> meisten sind einzellig. Die<br />

Protisten lassen sich auf Gr<strong>und</strong> ihrer Zellstruktur in zwei scharf voneinander abgrenzbare<br />

Gruppen unterteilen: <strong>die</strong> höheren Protisten ähneln bezüglich ihres Zellaufbaus den Tieren<br />

<strong>und</strong> Pflanzen; sie sind Eukaryoten. Zu ihnen gehören <strong>die</strong> Algen, Pilze <strong>und</strong> Protozoen. Zu den<br />

niederen Protisten zählen <strong>die</strong> Bakterien <strong>und</strong> Cyanobakterien (Blaualgen); sie sind<br />

Prokaryoten <strong>und</strong> unterscheiden sich hinsichtlich ihres Zellaufbaus von allen anderen<br />

Organismen beträchtlich. In <strong>die</strong> Gruppe der Bakterien sind auch <strong>die</strong> als obligat intrazelluläre<br />

Parasiten bekannten Rickettsien einzubeziehen. Die Bezeichnung Mikroorganismen hebt auf<br />

<strong>die</strong> geringen Abmessungen der genannten Organismen ab <strong>und</strong> entspricht dem<br />

Bedeutungsinhalt nach der Bezeichnung Protisten. Die Viren sind als nicht-zelluläre Teilchen<br />

allen Organismen gegenüberzustellen; sie können sich nicht selbst vermehren, sondern sie<br />

bedürfen lebender Zellen zu ihrer Vermehrung (Reproduktion).<br />

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