Leitfaden für die Vorlesung Mikrobiologie und ... - Gudrun Nagl
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FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE DR. NAGL<br />
Durch Einschnürung der Zellmembran (Abb.7 a-e) wird ein Teil des Genoms abgetrennt <strong>und</strong><br />
der Sporenprotoplast wird sukzessive von Membran umhüllt. Die Membran der Mutterzelle<br />
umwächst darauf <strong>die</strong> primitive Spore. Die innere Membran scheidet nun zellwandartiges<br />
Material ab, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Mutterzelle bildet <strong>die</strong> äußere Sporenhülle. Zwischen beiden Sporenhüllen<br />
liegt jetzt <strong>die</strong> Rinde (Cortex). Bei einigen Bakterienarten lagert <strong>die</strong> Mutterzelle außerdem<br />
außen noch ein sog. Exosporium an, eine relativ lose Hülle.<br />
Abb.7: Schema der Sporenbildung bei Bakterien; a Beginn der Protoplastteilung, b Sporulationssepte<br />
geschlossen, c Umhüllung des Sporenprotoplasten, d Bildung der Sporenwand, des Cortex <strong>und</strong> der äußeren<br />
Sporenhülle, e Sporangium mit reifer Spore; 1 äußere Sporenhülle, 2 Cortex, 3 Sporenzellwand, 4<br />
Sporenprotoplast<br />
Alle Bakteriensporen enthalten große Mengen von Ca-Dipicolinat, das den vegetativen<br />
Formen fehlt. Mit der Anwesenheit <strong>die</strong>ser Substanz <strong>und</strong> der Abwesenheit freien Wassers wird<br />
<strong>die</strong> Thermoresistenz von Sporen erklärt. Außerdem sind <strong>die</strong> Sporenhüllen derb <strong>und</strong><br />
<strong>und</strong>urchdringlich.<br />
Die Auskeimung erfolgt, wenn das Nährmilieu <strong>die</strong>s gestattet, wobei durch Wasseraufnahme<br />
eine Quellung eintritt. Während der Auskeimung, <strong>die</strong> durch leichte Hitzebehandlung auf 60 o C<br />
stimuliert werden kann, sind <strong>die</strong> Keime maximal empfindlich auf äußere Einwirkung.<br />
Bedeutung der Sporenbildung<br />
a) Epidemologie: Die Tenazität der Sporenbildner, d.h. <strong>die</strong> Überlebenszeit unter definierten<br />
Umweltbedingungen ist sehr stark erhöht <strong>und</strong> ist bei B. anthracis praktisch unbegrenzt. Die<br />
Versporung erschwert <strong>die</strong> Desinfektion erheblich, <strong>und</strong> <strong>für</strong> eine Sterilisation ist<br />
Autoklaventemperatur oder Kochen zusammen mit einem Desinfektionsmittel unerläßlich.<br />
Versporte Gasbrandkeime <strong>und</strong> Cl. tetani können in 70 % Alkohol überleben, der früher zur<br />
"Sterilhaltung" von Spritzen <strong>und</strong> Instrumenten gebraucht wurde. Iatrogener Gasbrand wurde<br />
demzufolge bei Mensch <strong>und</strong> Tier mehrfach beschrieben.<br />
Sporen sind außerdem resistenter gegen Desinfektionsmittel <strong>und</strong> Strahlung als ihre<br />
vegetativen Formen.<br />
b) Diagnose: Die Sporen einer jeden Species haben eine charakteristische Form <strong>und</strong><br />
Lagerung, <strong>die</strong> mikroskopisch-diagnostisch berücksichtigt wird. Die Spore ist r<strong>und</strong> oder oval,<br />
gleich dick wie <strong>die</strong> Bakterienzelle oder dicker, sie ist zentral, subterminal oder terminal<br />
gelagert (Abb.8).<br />
01FH.DOC 21