Leitfaden für die Vorlesung Mikrobiologie und ... - Gudrun Nagl
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FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE DR. NAGL<br />
einem Kondenswasserfilm überzogenen Fleisch, sind begeißelte Bakterien den unbegeißelten<br />
überlegen. Sie bilden Schwärmkolonien, <strong>die</strong> sich in kurzer Zeit auf großen Fleischteilen<br />
ausbreiten.<br />
Die Begeißelung ist bei den Bakterienspecies variabel. Danach unterscheidet man:<br />
- atrich (ohne Geißel)<br />
- monotrich (eine polar angeordnete Geißel)<br />
- amphitrich (Geißel an beiden Polen)<br />
- lophotrich (büschelförmig an den Polen)<br />
- peritrich (über <strong>die</strong> ganze Zelloberfläche angeordnet)<br />
In Abbildung 6 ist <strong>die</strong> Geißelanordnung schematisch dargestellt. Die Art der Begeißelung<br />
bestimmt auch <strong>die</strong> Art der Fortbewegung des Bakteriums.<br />
Abb.6: Schema der wichtigsten Begeißelungstypen<br />
Fimbrien, Pili<br />
Bei Enterobacteriaceen gibt es noch eine zweite Sorte von fädigen Protein-Organellen, <strong>die</strong><br />
Fimbrien oder Pili, von denen 100 - 500 Stück als dichter Saum <strong>die</strong> Zelle peritrich umgeben.<br />
Die Fimbrien sind zarte Gebilde von 0,1 bis 1,5 µm Länge <strong>und</strong> 4 - 8 nm Dicke, <strong>für</strong> deren<br />
Darstellung also das Elektronenmikroskop nötig ist. Auch Fimbrien sind nicht essentiell <strong>für</strong><br />
das Bakterium <strong>und</strong> existieren unabhängig von Begeißelung oder Bekapselung. Sie werden nur<br />
in flüssigen Kulturen bei 37 o C, nicht bei 18 o C gebildet, eine Tatsache, <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Herstellung von Fimbrien-spezifischen Antiseren beachtet werden muß.<br />
Fimbrien sind <strong>für</strong> adhäsive Vorgänge verantwortlich, z.B. sind fimbrientragende Stämme von<br />
Escherichia, Salmonella, Klebsiella, Shigella, Proteus <strong>und</strong> Serratia hämagglutinierend. Diese<br />
Hämagglutination wird bei gewissen Fimbrientypen durch Mannose gehemmt, bei anderen<br />
nicht.<br />
Bei gewissen enteropathogenen Colitypen ist der Besitz von Fimbrien <strong>die</strong> Voraussetzung <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Haftung des Erregers an den Darmepithelien, was wiederum <strong>die</strong> Bedingung ist <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Kolonisation des betreffenden Darmabschnittes.<br />
Viele gramnegative Stäbchen sind befähigt, sogenannte konjugative Pili zu formieren. Sie<br />
sind kräftiger strukturiert als <strong>die</strong> Fimbrien <strong>und</strong> tragen Rezeptoren <strong>für</strong> RNS-Phagen. Diese<br />
Konjugationspili sind hohl, wodurch <strong>die</strong> Penetration der Phagen-RNS in <strong>die</strong> Zelle<br />
gewährleistet ist. Sie sind <strong>die</strong> Organellen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Konjugation zwischen zwei Zellen<br />
01FH.DOC 19