Leitfaden für die Vorlesung Mikrobiologie und ... - Gudrun Nagl
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FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE DR. NAGL<br />
• Polysaccharide. Die <strong>für</strong> Pflanzen als Reservestoff typische Stärke wird z.B. bei einigen<br />
Clostridium- <strong>und</strong> Acetobacter-Arten gef<strong>und</strong>en. Das als Speicherstoff aus der Leber von<br />
Tieren bekannte <strong>und</strong> dem Amylopectin der Stärke ähnliche Glycogen kommt häufig bei<br />
verschiedenen Bakteriengruppen, z.B. einigen Enterobacteriaceae (Escherichia coli,<br />
Salmonella spec.), Bacillaceae (Bacillus polymyxa), vor. Beide Substanzen können mit<br />
Hilfe von LUGOLscher Lösung nachgewiesen werden <strong>und</strong> ergeben eine blaue (Stärke)<br />
bzw. braune (Glycogen) Farbreaktion.<br />
• Lipide. Kugelförmige Lipidgranula sind häufig in Bakterienzellen <strong>und</strong> noch besser in den<br />
größeren Pilzzellen mikroskopisch an der starken Lichtbrechung zu erkennen. Bei allen<br />
Mikroorganismen sind Neutralfette (Triglyceride) verbreitet.<br />
Speziell typisch <strong>für</strong> Bakterien ist <strong>die</strong> Poly-β¢ -hydroxybuttersäure.<br />
Sie macht bei aeroben Bakterien bis zu 80 % der Trockenmasse aus, kommt aber auch bei<br />
den anaeroben Clostridium-Arten vor. Sie kann mit Chloroform, aber nicht mit Ether<br />
extrahiert werden. Poly-β-hydroxybuttersäure ist eine <strong>für</strong> Bakterien typische Energie- <strong>und</strong><br />
Kohlenstoffspeichersubstanz <strong>und</strong> kommt bei Eukaryoten nicht vor.<br />
Wachse sind u.a. bei Vertretern der Gattungen Actinomyces <strong>und</strong> Mycobacterium<br />
verbreitet.<br />
• Polyphosphate. Die bis zu 0,5 µm großen Volutingranula, <strong>die</strong> nach dem ersten F<strong>und</strong>ort<br />
bei Spirillum volutans benannt wurden, sind langkettige Polyphosphate. Bei Serratia<br />
marcescens bilden sie <strong>die</strong> Polkörperchen. Sie haben generell <strong>die</strong> Funktion eines<br />
Phosphatspeichers <strong>und</strong> nicht eines Energiespeichers.<br />
• Schwefel wird in flüssiger Form von vielen Bakterien gespeichert, <strong>die</strong> ihn als<br />
Energiequelle nutzen.<br />
Zellwand:<br />
Die Zellwand gibt der Zelle <strong>die</strong> Form. (Stäbchenform, Kokkenform ...) Sie widersteht dem<br />
Innendruck, den das Protoplasma ausübt <strong>und</strong> verhindert, daß <strong>die</strong> Zellmembran zerrissen wird.<br />
Sie weicht elastisch Druck <strong>und</strong> Stößen aus.<br />
Der <strong>für</strong> <strong>die</strong> Stabilität wichtige Teil der Zellwand ist ein Netzwerk aus Quer- <strong>und</strong> Längsfäden.<br />
Es umhüllt <strong>die</strong> Zelle wie ein Sack. Da es aus Murein besteht, spricht man vom Murein-<br />
Sacculus. Murein besitzen ausschließlich <strong>die</strong> Bakterien.<br />
Bausteine des Mureins sind <strong>die</strong> Muraminsäure (N-Acetylmuraminsäure) <strong>und</strong> das Glucosamin<br />
(N-Acetylglucosamin). Sie sind einander abwechselnd zu Längsfäden verknüpft (β-1,4glykosidische<br />
Bindung). Die Längsfäden werden durch Ketten aus Aminosäuren quer<br />
vernetzt. Die Aminosäuren sind peptidisch geb<strong>und</strong>en. In <strong>die</strong>se "Querfäden" sind Aminosäuren<br />
eingebaut, <strong>die</strong> in Proteinen nicht vorkommen (z.B. D-Aminosäuren <strong>und</strong><br />
Diaminopimelinsäure). In Abbildung 5 wird das Mureinnetz dargestellt.<br />
Abb.5: Vereinfachtes Schema des Mureinnetzes<br />
01FH.DOC 17