22.07.2013 Aufrufe

Leitfaden für die Vorlesung Mikrobiologie und ... - Gudrun Nagl

Leitfaden für die Vorlesung Mikrobiologie und ... - Gudrun Nagl

Leitfaden für die Vorlesung Mikrobiologie und ... - Gudrun Nagl

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE DR. NAGL<br />

nicht aller Bakterienzellen lassen sich elektronenmikroskopisch <strong>die</strong> Mesosomen sichtbar<br />

machen. Das sind mehr oder weniger spiralförmig aufgerollte, zusammengeballte oder<br />

flächige tubuläre Membransysteme, <strong>die</strong> aus Einstülpungen der Cytoplasmamembran<br />

hervorgehen. Sie liegen häufig in der Nähe von Querwänden. Ihre Funktion ist umstritten. Sie<br />

ist vielleicht mit der Chromosomverankerung <strong>und</strong> -teilung sowie der Querwandbildung<br />

verb<strong>und</strong>en. Bezogen auf Trockensubstanz besteht <strong>die</strong> Cytoplasmamembran etwa aus 50 %<br />

Proteinen <strong>und</strong> 15 - 20 % Kohlenhydraten (Hexosen). Der Rest sind Lipide, besonder<br />

Phospholipide, <strong>die</strong> eine wichtige Membransubstanz darstellen. Etwa 70 - 80 % der<br />

Gesamtlipide einer Zelle sind in der Membran enthalten.<br />

Nach der Elementar-Membran- (unit membrane) Hypothese wird angenommen, daß <strong>die</strong><br />

Cytoplasmamembran aller Organismen einen gr<strong>und</strong>sätzlich gleichen Aufbau hat. In eine<br />

Lipiddoppelschicht sind Proteine eingelagert, <strong>die</strong> erstere teilweise oder als Brückenprotein<br />

vollständig durchdringen. Weitere Proteine sind ein- oder beidseitig außen auf <strong>die</strong><br />

Lipiddoppelschicht aufgelagert. Die hydrophilen Teile der Phospholipide zeigen sämtlich<br />

nach außen <strong>und</strong> <strong>die</strong> hydrophoben Enden nach innen. Durch <strong>die</strong>se Polarisierung wird <strong>die</strong><br />

Membran stabilisiert.<br />

¡<br />

Die Cytoplasmamembran hat zahlreiche wichtige Funktionen:<br />

• Sie ist eine semipermeable Membran <strong>und</strong> reguliert <strong>die</strong> Aufnahme von Nährstoffen <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Abgabe von Stoffwechselprodukten. Sie ist der Sitz von Permeasen,<br />

substratspezifischer aktiver Transportsysteme, <strong>die</strong> den Stofftransport entgegen einem<br />

Konzentrationsgefälle durchführen können. Die Permeasen sind offenbar in den<br />

Brückenproteinen lokalisiert.<br />

¡ • Die Cytoplasmamembran der Bakterien ist der Ort der Energieproduktion. Hier erfolgen<br />

<strong>die</strong> oxydativen Phosphorylierungen (ADP → ATP) durch <strong>die</strong> entsprechenden Enzyme.<br />

Cytochrome <strong>und</strong> andere Komponenten des Elektronentransports sind hier zu finden.<br />

¡ • Die letzten Stufen der Synthese von Zellwand- <strong>und</strong> Kapselbestandteilen einschließlich<br />

Pili <strong>und</strong> Fimbrien, <strong>die</strong> hier ansitzen, sowie <strong>die</strong> Ausscheidung von Exoenzymen sind<br />

ebenfalls an <strong>die</strong> Cytoplasmamembran geb<strong>und</strong>en.<br />

¡ • Wahrscheinlich ist hier auch das Zentrum der Replikation der DNA gelagert.<br />

Ribosomen. Das Bakteriencytoplasma weist im elektronenmikroskopischen Bild Ribosomen<br />

auf. Das sind 16 nm x 18 nm große Teilchen, <strong>die</strong> aus zwei ungleichen durch eine Furche<br />

getrennten Untereinheiten bestehen. In der Ultrazentrifuge sedimentieren <strong>die</strong> Ribosomen der<br />

Bakterien bei einer Sedimentationskonstanten von 70 SVEDBERG-Einheiten, deshalb werden<br />

sie als 70-S-Ribosomen bezeichnet. Die Untereinheiten sind je eine 30-S- <strong>und</strong> 50-S-Partikel.<br />

Die Eukaryoten haben im Gegensatz zu Bakterien, von wenigen Ausnahmen abgesehen, stets<br />

<strong>die</strong> etwas größeren 80-S-Ribosomen. Sie bestehen aus etwa 65 % Ribonucleinsäure <strong>und</strong> 35 %<br />

Protein. Ribosomen enthalten ungefähr 80-85 % der RNA der Bakterienzelle <strong>und</strong> sind <strong>die</strong><br />

Biosynstheseorte der Eiweiße. Während ruhende Bakterienzellen nur etwa 5 000 Ribosomen<br />

enthalten, steigt <strong>die</strong> Zahl bei wachsenden auf Werte um 50 000 an. Sie sind dann<br />

perlschnurartig zu Polysomen (Polyribosomen) aufgereiht. In der exponentiellen Phase der<br />

Vermehrung können <strong>die</strong> Ribosomen bis zu 40 % der Trockenzellmasse ausmachen.<br />

Speicherstoffe. Im Cytoplasma können verschiedene Speicher- oder Reservestoffe, wie<br />

Polysaccharide, Fette, Polyphosphate <strong>und</strong> teilweise auch Schwefel, in Form von Granula<br />

abgelagert werden. Sie liegen als wasserunlösliche Substanzen vor, werden aber bei Bedarf<br />

wieder abgebaut <strong>und</strong> als Zellsubstanzen <strong>und</strong>/oder Energielieferanten in den Stoffwechsel<br />

einbezogen. In Abhängikeit von den Kultivierungsbedingungen können Speichergranula bis<br />

zu 50 %, in Extremfällen sogar bis zu 80 %, der Bakterientrockenmasse ausmachen.<br />

01FH.DOC 16

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!