Leitfaden für die Vorlesung Mikrobiologie und ... - Gudrun Nagl
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FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE DR. NAGL<br />
Extrachromosomale DNA<br />
Neben der chromosomalen DNA haben sowohl <strong>die</strong> meisten prokaryotischen als auch <strong>die</strong><br />
eukaryotischen Zellen extrachromosomale DNA. Das sind bei den Bakterien Plasmide <strong>und</strong><br />
bei den eukaryotischen Zellen Mitochondrien <strong>und</strong> Plastiden.<br />
Plasmide sind extrachromosomale ringförmige DNA-Doppelstränge, <strong>die</strong> in der<br />
Mikroorganismenzelle zur autonomen Replikation fähig sind. Sie stellen genetische Systeme<br />
dar, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Variabilität der Bakterienzellen wesentlich erhöhen, so daß sie sich an veränderte<br />
Umweltbedingungen anpassen können. Plasmide sind im Verlauf der Evolution somit als<br />
zusätzliche genetische Information zwangsläufig entstanden, um das Überleben der Art zu<br />
garantieren.<br />
Ähnlich den Bakteriophagen sind Plasmide von einer Zelle auf andere übertragbar. Dadurch<br />
wird <strong>die</strong> Anpassungsfähigkeit der Bakterienpopulation bei veränderten Umweltbedingungen<br />
garantiert.<br />
Entsprechend der Aufgabe der Plasmide, eine hohe Variabilität zu garantieren, sind Plasmide<br />
gegenüber anderen Plasmidreplikons kompatibel. Das trifft jedoch auf Plasmidmoleküle<br />
gleicher Replikationsherkunft zu, da <strong>die</strong> Plasmidhäufigkeit (Kopienzahl) durch Kontrollgene<br />
limitiert wird. D.h., bei gleichartigen Plasmidreplikons besteht eine Inkompatibilität.<br />
Plastiden sind in eukaryotischen Zellen vorkommende Organellen, <strong>die</strong> zur autonomen<br />
Replikation fähig sind, jedoch nicht mit der Reduplikation der chromosomalen DNA<br />
synchronisiert ist. Der Anteil der Plastiden-DNA an der Gesamt-DNA der Pflanzenzelle<br />
beträgt nur etwa 1 - 10 %. Sie liegen als zirkuläre doppelsträngige DNA mit etwa 150 000<br />
Basenpaaren vor <strong>und</strong> können bis zu etwa 100 verschiedene Proteine co<strong>die</strong>ren. Die Plastiden<br />
enthalten sowohl Gene mit Introns als auch ungespaltene Gene. Plastiden leiten sich von<br />
Blaualgen ab <strong>und</strong> sind der Sitz der Energiegewinnung (Photosynthese).<br />
Mitochondrien sind in eukaryotischen Zellen vorkommende Organellen von r<strong>und</strong>licher oder<br />
länglicher Form, deren DNA zur autonomen Replikation fähig ist. Der Anteil der<br />
mitochondrialen DNA an der Gesamt-DNA beträgt nur etwa 1 - 2 %. In einem<br />
Mitochondrium können bis zu 1000 DNA-Moleküle vorkommen. Im allgemeinen ist <strong>die</strong><br />
mitochondriale DNA ringförmig <strong>und</strong> doppelsträngig. Diese DNA co<strong>die</strong>rt verschiedene RNA-<br />
Typen <strong>und</strong> etwa 5 - 10 % der mitochondrialen Proteine.<br />
Die Mitochondrien besitzen Enzyme, <strong>die</strong> der Atmung <strong>und</strong> der Synthese von ATP in der Zelle<br />
<strong>die</strong>nen. Sie haben somit eine entscheidende Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Energiegewinnung der Zelle.<br />
Cytoplasma:<br />
Die nur im Lichtmikroskop homogen erscheinende Gr<strong>und</strong>substanz des Cytoplasmas, das<br />
Gr<strong>und</strong>plasma, besteht aus Wasser, Stoffwechselprodukten <strong>und</strong> hauptsächlich aus Eiweiß, das<br />
zum größeren Teil in Form von Enzymen vorliegt. Das Gr<strong>und</strong>plasma ist ein kolloidales<br />
dynamisches System, das sich in ständiger Bewegung befindet (Plasmaströmung) <strong>und</strong> in dem<br />
Stoffwechselprozesse ablaufen. Das Cytoplasma wurde lange Zeit als homogene<br />
Proteinlösung angesehen. Nach Einführung moderner Untersuchungsverfahren, wie der<br />
Elektronenmikroskopie, wurden als Gr<strong>und</strong>elemente Membransysteme erkannt.<br />
Die Cytoplasmamembran, sie wird auch Plasmalemma genannt, begrenzt den Protoplasten<br />
gegen <strong>die</strong> Zellwand. Sie setzt sich bei manchen Bakterien in Form von Einstülpungen als<br />
intraplasmatische Membran in den Protoplasten fort <strong>und</strong> bildet teilweise Vesikel. Eine<br />
Unterteilung des Cytoplasmas (Kompartimentierung) in verschiedene Reaktionsräume wie bei<br />
den Eukaryoten ist aber deutlich geringer ausgeprägt. Auf Ultradünnschnitten mancher, aber<br />
01FH.DOC 15