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Leitfaden für die Vorlesung Mikrobiologie und ... - Gudrun Nagl

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FH-MIKROBIOLOGIE UND HYGIENE DR. NAGL<br />

Zellkern:<br />

Der Zellkern speichert <strong>die</strong> Erbinformationen <strong>und</strong> ist oberstes Steuerzentrum der<br />

Bakterienzelle <strong>für</strong> alle Lebensvorgänge.<br />

Obwohl es bisher nur bei einigen Bakterienarten nachgeprüft wurde, geht man davon aus, daß<br />

das Erbmaterial der Bakterien in Form eines ringförmigen Fadens angeordnet ist. Dieser Ring,<br />

das "Bakterien-Chromosom", kann einen Umfang von einem Millimeter <strong>und</strong> mehr aufweisen<br />

(z.B. bei E. coli: 1,4 mm). Das Chromosom muß daher, um in der Bakterienzelle Platz zu<br />

finden, verw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> geknäuelt sein. Auf dem Chromosom liegen <strong>die</strong> Gene der<br />

Bakterienzelle.<br />

Wie bei den anderen Lebewesen besteht das Erbmaterial aus Desoxyribonucleinsäure DNA,<br />

D steht <strong>für</strong> Desoxyribose einem Zucker. NA heißt nucleic acid (= Nukleinsäure; chemisch<br />

gesehen sind <strong>die</strong>s Basen). In der DNA kommen <strong>die</strong> Basen Adenin (Abkürzung A), Cytosin<br />

(C), Guanin (G) <strong>und</strong> Thymin (T) vor. Die genannten Bausteine sind folgendermaßen<br />

verb<strong>und</strong>en. An jeder Desoxyribose hängt eine der vier Basen. Die Desoxyribosen ihrerseits<br />

sind durch Phosphorsäurereste (P) zu langen "Strängen" verb<strong>und</strong>en.<br />

Die DNA liegt im kompletten Erbmaterial als "Doppelstrang" vor. Bindung erhalten <strong>die</strong><br />

"Einzelstränge" über <strong>die</strong> Basen. Die Base A bildet mit T ein Basenpaar. Die Base C mit G<br />

sind das andere Paar. (A <strong>und</strong> T, C <strong>und</strong> G nennt man komplementäre Basen.) Die<br />

komplementären Basen sind durch Wasserstoffbrücken-Bindung verknüpft. Im Chromosom<br />

von E. coli sind zum Beispiel r<strong>und</strong> vier Millionen Basenpaare enthalten. Der DNA-<br />

Doppelstrang ist spiralig zur α-Helix verw<strong>und</strong>en.<br />

Nucleinsäuren sind <strong>die</strong> Träger der genetischen Information jeder Zelle. Sie sind<br />

hochpolymere Makromoleküle <strong>und</strong> bestehen aus einem Molekül Ribose oder Desoxyribose,<br />

einem Phosphorsäurerest <strong>und</strong> einer Stickstoffbase (Adenin, Guanin, Cytosin <strong>und</strong> Uracil<br />

bzw. Thymin).<br />

Wie sich bei Wörtern <strong>und</strong> Sätzen der Sinn durch <strong>die</strong> Reihenfolge der Buchstaben ergibt, so<br />

sind durch <strong>die</strong> Abfolge der Basen auf dem DNA-Strang <strong>die</strong> Inhalte der Erbinformation<br />

verschlüsselt. Der komplementäre Strang birgt quasi spiegelbildlich <strong>die</strong> gleiche Information.<br />

So kann bei der Querteilung der Bakterien, ihrer üblichen Art der Vermehrung jede<br />

Tochterzelle <strong>die</strong> komplette Erbinformation erhalten. Der DNA-Doppelstrang wird dazu an<br />

den Basenpaaren durch Enzyme getrennt <strong>und</strong> <strong>die</strong> fehlende Hälfte mit einem neu gebildeten,<br />

komplementären Strang ergänzt.<br />

Aus <strong>die</strong>sem Verdoppelungsmechanismus läßt sich ableiten, daß <strong>die</strong> Nachkommen einer<br />

Bakterienzelle <strong>die</strong> gleiche DNA wie <strong>die</strong> Mutterzelle besitzen werden. Sie müssen also völlig<br />

identische Eigenschaften besitzen, ein Sachverhalt der beim Erkennen <strong>und</strong> der Verwendung<br />

von Bakterien von großer Bedeutung ist. Allerdings ist zu beachten, daß Fehler beim<br />

"Ablesen" oder "Kopieren" der Erbinformation zu veränderten Eigenschaften (= Mutationen)<br />

führen können. Zum Zweiten tragen viele Bakterien zusätzliche Eigenschaften auf sogenannte<br />

Plasmiden. Ihre DNA wird unabhängig von der "Zellkern DNA" vermehrt.<br />

Bestimmung des GC Anteils<br />

Das Verhältnis der Mole der Basen GC zu der Summe der Mole der Basen insgesamt ist<br />

artspezifisch <strong>und</strong> wird als Differenzierungskriterium genutzt. Die Basen GC sind durch<br />

dreifache Wasserstoffbrückenbindung geb<strong>und</strong>en. Sie "haften" fester aneinander <strong>und</strong> benötigen<br />

eine höhere Temperatur (Schmelztemperatur) um getrennt zu werden, als <strong>die</strong> nur zweifach<br />

geb<strong>und</strong>enen Basen AT. Je höher nun der GC-Anteil ist, desto höher ist <strong>die</strong> Schmelztemperatur<br />

der gesamten DNA.<br />

01FH.DOC 14

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