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Magazin zur Nachhaltigkeit 2007 - Daimler Nachhaltigkeitsbericht ...

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Autor<br />

Toni Keppeler<br />

Fotografie<br />

Lukas Coch<br />

23°s /46°w Pedro Carlos Sancho ist ein zufriedener Mensch. Er<br />

hat einen guten Arbeitsplatz, Sohn Pedro Carlos, 23, und Tochter<br />

Daiane, 19, sind in der gleichen Firma untergekommen, und für<br />

die siebenjährige Tochter Carolina kann er sich eine Privatschule<br />

leisten. Sancho besitzt ein Auto und eine kleine Drei-Zimmer-<br />

Wohnung in einem Mittelschichtsviertel in São Bernardo do<br />

Campo, einem Vorort der brasilianischen Industriemetropole São<br />

Paulo. „Das alles“, sagt er lachend, „verdanke ich Mercedes-Benz.“<br />

Pedro Carlos Sancho arbeitet seit 21 Jahren im Lastwagen- und<br />

Buswerk von <strong>Daimler</strong>Chrysler Brasilien in São Bernardo. Als er<br />

mit 27 Jahren in der internen Werkstatt anfing und das Motoröl<br />

der Dienstwagen wechselte, wurden in der Fabrik in etwa so viele<br />

Nutzfahrzeuge produziert wie heute – allerdings mit doppelt so<br />

vielen Arbeitern und Angestellten. In den folgenden Jahren jagte<br />

eine Wirtschaftskrise die nächste. Niemand investierte mehr in<br />

Busse oder Laster. Viele Arbeiter wurden entlassen. Sancho konnte<br />

bleiben und ist heute für ein Band in der Motorenherstellung<br />

verantwortlich. Er hat Verständnis für den Schrumpfungsprozess.<br />

„Die Alternative war klar: Entweder wir bewegen uns, oder wir<br />

sterben.“<br />

„Wir sind geblieben. Das ist vielleicht das<br />

Nachhaltigste, was wir in diesem Land<br />

geleistet haben.“<br />

Gero Herrmann, Präsident von <strong>Daimler</strong>Chrysler Brasilien<br />

Das Werk in São Bernardo hat sich bewegt. Im vergangenen Jahr<br />

feierten die 11.500 Beschäftigten das 50-jährige Bestehen der<br />

Fabrik. Sie ist eine der effizientesten im weltweiten Produktionsnetz<br />

von <strong>Daimler</strong>Chrysler und mit ihrer schlanken Produktion<br />

und dem flexiblen Management ein Vorbild für andere Werke.<br />

Innerhalb von nur zwei Jahren wurde die gesamte Produktpalette<br />

erneuert. Selbst Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva,<br />

einst kämpferischer Arbeiterführer der Metallgewerkschaft, zollt<br />

Respekt. „Ich komme seit den 1970er-Jahren an das Werkstor<br />

dieser Fabrik“, sagte er bei der 50-Jahr-Feier. „Ich habe hier große<br />

Siege erlebt und sehr traurige Momente. Ich habe Schlangen von<br />

Arbeitern gesehen, die eingestellt wurden, und ich habe<br />

Schlangen von solchen gesehen, die entlassen wurden. All diese<br />

Kämpfe haben sich gelohnt.“ Heute spricht Lula ganz familiär von<br />

„unserer geliebten Mercedes-Benz Fabrik“. Er verspricht ein gutes<br />

Investitionsklima und hofft im Gegenzug, dass <strong>Daimler</strong>Chrysler<br />

dem Land weiterhin treu bleibt.<br />

Für Gero Herrmann, Präsident von <strong>Daimler</strong>Chrysler Brasilien, ist<br />

die Treue zum Standort eine Frage der Verantwortung. „Andere<br />

S. 6/<br />

Die Zentrale von <strong>Daimler</strong>Chrysler Brasilien damals und heute<br />

Familie Sancho arbeitet seit zwei Generationen bei <strong>Daimler</strong>Chrysler:<br />

Vater Pedro Carlos mit Tochter Daiane<br />

internationale Konzerne haben in den Krisen der vergangenen<br />

Jahrzehnte dichtgemacht“, sagt er. „Wir sind geblieben. Das ist<br />

vielleicht das Nachhaltigste, was wir in diesem Land geleistet<br />

haben.“<br />

Das Werk in São Bernardo wurde am 28. September 1956 vom<br />

damaligen Präsidenten Juscelino Kubitschek eröffnet. Seither<br />

verließen rund 1,6 Millionen Nutzfahrzeuge die Fabrik. Sie domi-<br />

nieren das Straßenbild des südamerikanischen Landes. Fünf<br />

von zehn Lastkraftwagen und sieben von zehn Bussen, die über<br />

Brasiliens Straßen rollen, tragen den Mercedes-Benz Stern. Die<br />

Produktion geht jedoch weit über den nationalen Bedarf hinaus.<br />

Ein großer Teil ist für den weltweiten Markt bestimmt. Fahrzeuge,<br />

Motoren, Getriebe und Achsen werden in über 50 Länder<br />

exportiert.<br />

Mercedes-Benz hat <strong>zur</strong> Industrialisierung des einstigen Agrar-<br />

staats maßgeblich beigetragen. Die Laster mit dem Stern waren<br />

dabei, als das zweitgrößte Fernstraßennetz der Welt entstand<br />

und als im Zentrum des Landes die neue Hauptstadt Brasilia<br />

gebaut wurde. Sie kamen bei der Konstruktion von Flughäfen,<br />

Kraftwerken und Staudämmen zum Einsatz. Das Werk in São<br />

Bernardo wuchs gemeinsam mit der Wirtschaft des Landes und<br />

setzte dabei neue Maßstäbe. So verhalf Mercedes-Benz dem<br />

Dieselmotor in Brasilien zum Durchbruch. Bevor 1956 das erste<br />

Exemplar des legendären „Torpedo“-Lasters das Werk verließ,<br />

waren gerade zwei Prozent der Nutzfahrzeuge mit diesem<br />

wirtschaftlichen Antrieb ausgestattet. Heute fährt in Brasilien<br />

kein Transporter mehr ohne Diesel.<br />

Durchbruch für Dieselmotoren<br />

Die Konkurrenz schlief nicht. Weitere internationale Konzerne<br />

drängten nach Brasilien, daneben entwickelte sich die heimische<br />

Industrie. Die Zeiten, in denen Busse und Laster von Mercedes-<br />

Benz den Markt beherrschten, sind vorbei. Die Nutzfahrzeuge<br />

sind heute zwar immer noch Marktführer. Sie müssen jedoch<br />

jeden Punkt oberhalb der 50-Prozent-Marke hart erkämpfen. Der<br />

Bau fertiger Busse wurde inzwischen eingestellt. Das Werk in São<br />

Bernardo ist auf Fahrgestelle spezialisiert. Den Aufbau haben<br />

lokale Hersteller übernommen. Etliche Kunden bestehen jedoch<br />

darauf, dass Mercedes-Benz die Endabnahme der Busse erledigt.<br />

„Sie legen Wert auf die Qualität von <strong>Daimler</strong>Chrysler“, sagt der<br />

für die Busproduktion verantwortliche José Carlos das Neves.<br />

Das Werk in São Bernardo ist ein Kompetenzzentrum von<br />

<strong>Daimler</strong>Chrysler für die Entwicklung und Produktion von<br />

Busfahrgestellen. Am Rand des Werksgeländes steht das 1991<br />

eröffnete Zentrum für technologische Entwicklung. Mit 530 ><br />

<strong>Daimler</strong>Chrysler

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