Magazin zur Nachhaltigkeit 2007 - Daimler Nachhaltigkeitsbericht ...
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2 <strong>Daimler</strong>Chrysler<br />
s. 41<br />
Herbert Kohler in der Ausstellung „Forschungsfahrzeuge“ im<br />
Mercedes-Benz Museum in Untertürkheim<br />
360 GRAD: Wurmt es Sie denn nicht, wenn Sie als Hersteller<br />
mit Premiumanspruch ausgerechnet in den öffentlichkeitswirksamen<br />
Statistiken zum CO 2-Ausstoß plötzlich weiter hinten<br />
zu finden sind?<br />
Kohler: Ein Wettbewerber, der hauptsächlich eine Klein- und<br />
Mittelwagenflotte hat, wird zwangsläufig weiter vorn liegen als<br />
ein Hersteller, der vor allem im Premiumsegment zu Hause ist.<br />
Aber wir diskutieren ja auch nicht darüber, warum eine 50-<br />
Quadratmeter-Wohnung weniger Heizenergie benötigt als eine<br />
150-Quadratmeter-Wohnung. Wir sollten uns vor solchen<br />
Vergleichen hüten. Es ist doch klar, dass ein schweres Auto mehr<br />
Kraftstoff verbraucht als ein leichtes, man muss einfach mehr<br />
Masse bewegen. Wir müssen eben auch berücksichtigen, dass<br />
mit größeren Wagen unter Umständen bis zu sieben Personen<br />
befördert werden und in dem Kleinwagen vielleicht nur zwei<br />
Passagiere sitzen. Außerdem muss man sehen, dass bedeutende<br />
technologische Innovationen, gerade auch <strong>zur</strong> Verbrauchsminderung,<br />
meistens über den Einsatz in größeren Autos den<br />
Weg ins breitere Kleinwagensegment finden, das ist eine Frage,<br />
welches Produkt welche Entwicklungskosten tragen kann. Aber<br />
ich will gar nichts beschönigen, ganz klar muss immer der Anspruch<br />
gelten, auch in den angesprochenen Statistiken das<br />
Bestmögliche zu erreichen, immer aber im Rahmen eines fairen<br />
Vergleichs. Unser Ziel ist, best in class zu sein, auch bei den<br />
CO 2- Emissionen. Dafür tun wir sehr viel.<br />
360 GRAD: <strong>Daimler</strong>Chrysler hat viel Geld in die Entwicklung der<br />
Brennstoffzellentechnologie gesteckt. Ist das der Antrieb der<br />
Zukunft? Es gibt ja mit Hybridantrieben oder Elektroautos noch<br />
andere mögliche Alternativen.<br />
Kohler: Der Brennstoffzellenantrieb ist die einzige Technologie,<br />
die zumindest lokal mit null Emissionen fährt. Es gibt außerdem<br />
kein anderes System, das so energieeffizient ist wie die<br />
Brennstoffzelle. Sie ist etwa doppelt so effizient wie ein moderner<br />
Dieselmotor. Und daran wird sich auch nichts ändern.<br />
„Wir sehen in der Brennstoffzelle das größte<br />
Potenzial.“<br />
Beim Elektroauto ist die Batterie <strong>zur</strong>zeit das größte Problem,<br />
wir sehen nicht, dass man absehbar das Problem der Reichweite<br />
lösen kann, und selbst dann muss man erst wieder zeitintensiv<br />
Strom tanken. Nein, wir sehen in der Brennstoffzelle das größte<br />
Potenzial. Unser Ziel ist, zwischen 2012 und 2015 mit einem<br />
Brennstoffzellenantrieb wettbewerbsfähig und serienreif zu sein.<br />
Und wir sind auf einem guten Weg: Bereits heute betreiben wir<br />
mit über 100 Fahrzeugen die weltweit größte Brennstoffzellen-<br />
flotte: Konzeptfahrzeuge, Pkw, Transporter und Citaro-Stadtbusse<br />
gehören dazu. Mit mehr als drei Millionen emissionsfrei <strong>zur</strong>ückgelegten<br />
Kilometern verfügen wir über mehr Daten, Know-how<br />
und Erfahrungen als jeder andere Hersteller.<br />
360 GRAD: Derzeit ist das Thema Hybrid in aller Munde. George<br />
Clooney fährt medienwirksam mit einem Hybridauto bei der<br />
Oscar-Verleihung vor, und deutsche Politiker rufen dazu auf,<br />
Hybridmodelle zu kaufen. Wie beurteilen Sie diese Diskussion?<br />
Kohler: Sie ist zum Teil sehr emotional geführt. Untersuchungen<br />
haben ergeben, dass in den meisten Fällen ein Dieselfahrzeug<br />
in der vergleichbaren Größe zum aktuellen Hybridmodell des<br />
Wettbewerbers im realen Fahrbetrieb genauso gute Verbrauchswerte<br />
aufweist, oftmals sogar bessere. Dieselfahrzeuge haben,<br />
gerade auch in ihrer großen Verbreitung, einen wesentlich nachhaltigeren<br />
Effekt als die relativ kleine Flotte von 350.000 weltweit<br />
verkauften Hybridfahrzeugen. Wenn wir heute, bezogen auf<br />
Deutschland, bei <strong>Daimler</strong>Chrysler von über 30 Prozent weniger<br />
Verbrauch seit 1990 reden, dann ist das vor allem den neuen<br />
Generationen von Dieselmotoren zu verdanken. Man muss also<br />
die Kirche im Dorf lassen.<br />
„Dieselfahrzeuge haben, gerade auch in<br />
ihrer großen Verbreitung, einen wesentlich<br />
nachhaltigeren Effekt als die relativ kleine<br />
Flotte von 350.000 weltweit verkauften<br />
hybridfahrzeugen.“<br />
360 GRAD: Welche Bedeutung räumt <strong>Daimler</strong>Chrysler denn<br />
Hybridmodellen ein?<br />
Kohler: Verstehen Sie mich richtig, Hybrid ist ein wichtiges<br />
Thema. Wir fahren die Strategie, unseren Kunden künftig beides<br />
anzubieten, modernste Dieselfahrzeuge und Hybridlösungen.<br />
Dafür arbeiten wir gemeinsam mit General Motors und BMW in<br />
unserem Hybrid-Entwicklungszentrum in Michigan zusammen.<br />
Entwicklungsschwerpunkt ist dort das sogenannte Two-Mode<br />
Hybridsystem, das anders als heutige Hybridsysteme nicht nur<br />
Verbrauchsvorteile im Stadtzkylus hat. Darüber hinaus produ-<br />
zieren wir bereits heute mit Mitsubishi Fuso den sparsamsten<br />
Leicht-Lkw der Welt, den Canter Eco Hybrid. Vor allem im<br />
öffentlichen Nahverkehr sind wir absoluter Marktführer: Die