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Magazin zur Nachhaltigkeit 2007 - Daimler Nachhaltigkeitsbericht ...

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360 GRAD – MAGAZIN <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2007</strong> Die grüne Kraft 31<br />

verpflichtet, seine Dieselmodelle auf<br />

eine Beimischung von 10 Prozent Bioanteil<br />

vorzubereiten.<br />

Jatropha: hohe Erträge auf kargen Böden<br />

„Es ist nicht so, wie manche behaupten:<br />

dass Dieseltechnologie und Biokraftstoffe<br />

nicht zusammenpassen“, sagt Dr. Stefan<br />

Keppeler, Leiter Alternative Kraftstoffe bei<br />

<strong>Daimler</strong>Chrysler in Untertürkheim. „Richtig<br />

ist nur, dass die Partikelfiltertechnologie<br />

von heute und der im Moment verfügbare<br />

Biodiesel sich nur begrenzt vertragen. Wir<br />

arbeiten aber an Kraftstoffalternativen<br />

und sind guter Hoffnung, dass wir das in<br />

naher Zukunft beherrschen.“ Das Engagement<br />

des Konzerns für Biosprit reicht aber<br />

noch weiter. Auf zwei Versuchsplantagen<br />

in Indien wird mit Unterstützung von<br />

<strong>Daimler</strong>Chrysler seit etwa vier Jahren die<br />

Wildpflanze Jatropha angebaut. Erste<br />

Ergebnisse zeigen, dass sich aus den ölhaltigen<br />

Nüssen des Strauchs ein Ertrag<br />

von 1.000 Litern Öl pro Hektar erzielen<br />

lässt. Es lässt sich wie das Öl von Raps<br />

oder Palmen zu hochwertigem Biodiesel<br />

verestern. Biodiesel-Produzenten aus Indien,<br />

China und Mexiko haben bereits Interesse<br />

an dem Forschungsprojekt gezeigt, das<br />

auch von der Deutschen Investitions- und<br />

Entwicklungsgesellschaft (DEG) und der<br />

Universität Hohenheim unterstützt wird.<br />

Stehen Palmölproduzenten aus Indonesien<br />

und Malaysia unter dem Verdacht, für den<br />

Spritdurst des Westens wertvolle Urwälder<br />

abzuholzen, gedeiht Jatropha auf extrem<br />

kargen, wüstenähnlichen Böden, die sonst<br />

nicht genutzt werden können. Kleinbauern<br />

könnte der Anbau von Jatropha somit völlig<br />

neue Erwerbsquellen erschließen. „Wir<br />

wollen damit zeigen, dass es keinen grundsätzlichen<br />

Widerspruch geben muss zwischen<br />

der Produktion von Biokraftstoff in<br />

der Dritten Welt oder in Schwellenländern<br />

und dem Gebot der <strong>Nachhaltigkeit</strong>“, sagt<br />

Projektleiter Dr. Stefan Keppeler. In diese<br />

Richtung zielt auch ein von <strong>Daimler</strong>Chrysler<br />

zum Jahreswechsel 2005/2006 gemeinsam<br />

mit dem United Nations Environmental<br />

Programme (UNEP), dem Ministerium für<br />

Ernährung und ländlichen Raum Baden-<br />

Württemberg und dem World Wide Fund<br />

For Nature (WWF) gestartetes Projekt <strong>zur</strong><br />

Definition von Mindeststandards für den<br />

Anbau von Biomasse für Biokraftstoffe.<br />

Die größten Hoffnungen von<br />

<strong>Daimler</strong>Chrysler richten sich auf synthetischen<br />

Sprit aus Biomasse, auch als<br />

BTL bekannt. BTL steht für „Biomass-to-<br />

Liquid“ und bezeichnet ein Verfahren <strong>zur</strong><br />

Vergasung – mit anschließendem Syntheseschnitt<br />

– fast jeglichen pflanzlichen<br />

Rohstoffs in flüssige Energie. Verwendet<br />

werden nicht mehr nur Früchte oder<br />

Knollen, sondern die ganze Pflanze, aber<br />

auch Stroh, Restholz oder schnell<br />

wachsende Hölzer wie Weiden. Dadurch<br />

steigt die Energieausbeute pro Hektar<br />

deutlich. Für diese sogenannte „Zweite<br />

Generation“ der Biokraftstoffe sprechen<br />

noch weitere Argumente: Sie sind weitgehend<br />

CO 2-neutral, weil bei ihrer<br />

Verbrennung nur so viel Kohlendioxid in<br />

die Atmosphäre entlassen wird, wie zuvor<br />

beim Wachstum der Pflanze gebunden<br />

wurde. Und sie lassen sich für die Anforderungen<br />

moderner Motoren chemisch<br />

maßschneidern: Der farb- und geruchlose<br />

Sprit enthält weder Schwefel noch Aromaten,<br />

die Schadstoffemissionen sind im<br />

Vergleich zu fossilen Kraftstoffen um 30<br />

bis 50 Prozent geringer. Der Einsatz von<br />

BTL würde selbst bei älteren Fahrzeugen<br />

spürbare Emissionsvorteile bewirken.<br />

Seit 2002 ist <strong>Daimler</strong>Chrysler gemeinsam<br />

mit Volkswagen Partner der Firma Choren<br />

Industries in Sachsen, an der seit zwei<br />

Jahren auch der Mineralölkonzern Shell<br />

beteiligt ist. Noch <strong>2007</strong> will Choren die<br />

erste kommerziell arbeitende BTL-Anlage<br />

der Welt in Betrieb nehmen; 2010 soll die<br />

erste großtechnische Anlage den Biosprit<br />

mit dem Namen SunDiesel produzieren.<br />

fLEx-fUEL-fAHRzEUGE<br />

In diesem und im nächsten Jahr wird<br />

<strong>Daimler</strong>Chrysler rund 750.000 Flex-Fuel-<br />

Fahrzeuge (FFV) mit Ottomotor bauen. Sie<br />

fahren mit herkömmlichem Otto-Kraftstoff,<br />

vertragen aber auch jeden Mix mit dem<br />

Biosprit Ethanol bis zu einem Anteil von<br />

85 Prozent (E85). <strong>2007</strong> werden folgende<br />

Modelle als FFV angeboten:<br />

• Mercedes-Benz C-Klasse (V6-Motoren)<br />

• Jeep® Grand Cherokee, Jeep® Commander,<br />

Dodge Durango und Chrysler Aspen<br />

SUVs (4,7-Liter-Motor)<br />

• Dodge Ram und Dodge Dakota Pickups<br />

(4,7-Liter-Motor)<br />

• Chrysler Sebring und Dodge Avenger<br />

Sedans (2,7-Liter-Motor)<br />

• Dodge Caravan, Dodge Grand Caravan<br />

und Chrysler Town Country Minivans<br />

(3,3-Liter-Motor)<br />

Mehrere Versuchsfahrzeuge von<br />

<strong>Daimler</strong>Chrysler sind längst im Probeeinsatz<br />

mit dem Kraftstoff. Ihm wird<br />

zugetraut, in den nächsten zwanzig<br />

Jahren ein Fünftel bis ein Viertel<br />

des gesamten Kraftstoffbedarfs in<br />

Deutschland abzudecken.<br />

Zweite Generation Biokraftstoffe<br />

„<strong>Daimler</strong>Chrysler verfolgt eine Mehr-<br />

fachstrategie“, erklärt Dr. Stefan Keppeler:<br />

„Wir setzen ganz stark auf die ,Zweite<br />

Generation‘ der Biokraftstoffe, aber bis<br />

die ihren Beitrag leisten können, müssen<br />

wir auch die ,Erste Generation‘ weiterentwickeln.“<br />

Schon deshalb sollte die<br />

Vision Loren Beards von den Sonnenblumenfeldern<br />

in Michigan keine Vision<br />

bleiben, sondern Wirklichkeit werden. \

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