Magazin zur Nachhaltigkeit 2007 - Daimler Nachhaltigkeitsbericht ...

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30 DaimlerChrysler Lat. Salix weltweit, nördliche Hemisphäre Biomass-to-Liquid 1 Liter BTL= 0,97 Liter Benzin CO 2 bis zu 95 Prozent Einsparung wEIDE durch einen drastischen Anstieg des Spritangebots aus erneuerbaren Rohstoffen. Während die EU in einem Aktionsplan das Ziel ausgegeben hat, den Anteil von Biokraftstoff bis 2010 auf 5,75 Prozent zu erhöhen und dabei vor allem den bedrohlichen Klimawandel im Blick hat, sind die USA viel stärker vom Motiv geleitet, sich unabhängig von Erdölimporten zu machen. Schon heute sind sie neben Brasilien der größte Produzent von Bioethanol, das durch Vergärung von Pflanzenzucker in Mais (USA) und Zuckerrohr (Brasilien) gewonnen wird. Ein Fünftel der US-amerikanischen Maisernte wird bereits für die Produktion von Bioethanol verwendet. Mit dem größten Teil davon wird ein Kraftstoff produziert, der zu zehn Prozent aus Ethanol und zu 90 Prozent aus herkömmlichem Kraftstoff besteht, was jeder Ottomotor problemlos verträgt. So genannte Flex-Fuel-Vehicles (FFV) lassen sich sogar mit jedem Mix mit Bioethanol bis E85 betreiben. Biodiesel-Weltmeister Deutschland Die Chrysler Group wird deshalb 2007 und 2008 etwa 750.000 FFV an ihre Kunden ausliefern, bis 2012 soll sogar die Hälfte der gesamten Produktion E85-tauglich sein – vorausgesetzt, die entsprechende Infrastruktur existiert. „Die Zahl der Tank- stellen mit E85 ist noch klein, etwa 1.000, aber sie wächst rasant“, weiß Loren Beard. „Und mit immer mehr E85-Autos steigt auch der Anreiz für die Mineralölindustrie, weitere Zapfsäulen umzurüsten. Es kommt jetzt darauf an, dass wir eine kritische Masse erreichen.“ Noch ganz am Anfang steht in den USA dagegen Biodiesel, der dort aus der ölhaltigen Sojapflanze gewonnen wird. Konventioneller Diesel mit einem fünfprozentigen Biodiesel-Anteil (B5), wie er schon aus vielen Tankschläuchen fließt, ist für DaimlerChrysler-Pkw kein Problem; einige Modelle von Jeep ® und Dodge verlassen das Werk sogar mit einer B5- Mischung mit Sojadiesel im Tank – als Signal an die Kunden, dass der Biosprit Vertrauen verdient. Viele Tausend Fahrzeuge von DaimlerChrysler sind sogar mit B20-Diesel problemlos unterwegs, allerdings nur dort, wo sie unter der Kontrolle von Fuhrparkprofis in Behörden und Unternehmen stehen, die über eigene Zapfsäulen verfügen. Für Normalkunden wird B20 aber auch in Zukunft keine Option sein, da mit steigendem Biodiesel-Anteil die Gefahr von Schmierölverdünnung und damit von Motorschäden stark ansteigt. Genau umgekehrt sind die Verhältnisse in Europa und vor allem in Deutschland: Während Bioethanol – erlaubt sind Beimischungen zu Normalbenzin bis zu fünf Prozent (E5) – nur eine kleine Rolle spielt, ist Biodiesel aus Rapsöl sehr gut etabliert. Mit einem Biodiesel-Anteil von knapp unter fünf Prozent am gesamten Kraftstoffmarkt gilt Deutschland sogar als Biodiesel-Weltmeister, Europa kommt auf 1,5 Prozent. Als reiner Biosprit (B100) ist der Kraftstoff an etwa 2.000 Tankstellen in Deutschland erhältlich und wird vor allem für Lkw gezapft; sämtliche Nutzfahrzeuge von Mercedes-Benz sind übrigens B100tauglich. In der „Magdeburger Erklärung“ von 2005 hat sich DaimlerChrysler

360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007 Die grüne Kraft 31 verpflichtet, seine Dieselmodelle auf eine Beimischung von 10 Prozent Bioanteil vorzubereiten. Jatropha: hohe Erträge auf kargen Böden „Es ist nicht so, wie manche behaupten: dass Dieseltechnologie und Biokraftstoffe nicht zusammenpassen“, sagt Dr. Stefan Keppeler, Leiter Alternative Kraftstoffe bei DaimlerChrysler in Untertürkheim. „Richtig ist nur, dass die Partikelfiltertechnologie von heute und der im Moment verfügbare Biodiesel sich nur begrenzt vertragen. Wir arbeiten aber an Kraftstoffalternativen und sind guter Hoffnung, dass wir das in naher Zukunft beherrschen.“ Das Engagement des Konzerns für Biosprit reicht aber noch weiter. Auf zwei Versuchsplantagen in Indien wird mit Unterstützung von DaimlerChrysler seit etwa vier Jahren die Wildpflanze Jatropha angebaut. Erste Ergebnisse zeigen, dass sich aus den ölhaltigen Nüssen des Strauchs ein Ertrag von 1.000 Litern Öl pro Hektar erzielen lässt. Es lässt sich wie das Öl von Raps oder Palmen zu hochwertigem Biodiesel verestern. Biodiesel-Produzenten aus Indien, China und Mexiko haben bereits Interesse an dem Forschungsprojekt gezeigt, das auch von der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) und der Universität Hohenheim unterstützt wird. Stehen Palmölproduzenten aus Indonesien und Malaysia unter dem Verdacht, für den Spritdurst des Westens wertvolle Urwälder abzuholzen, gedeiht Jatropha auf extrem kargen, wüstenähnlichen Böden, die sonst nicht genutzt werden können. Kleinbauern könnte der Anbau von Jatropha somit völlig neue Erwerbsquellen erschließen. „Wir wollen damit zeigen, dass es keinen grundsätzlichen Widerspruch geben muss zwischen der Produktion von Biokraftstoff in der Dritten Welt oder in Schwellenländern und dem Gebot der Nachhaltigkeit“, sagt Projektleiter Dr. Stefan Keppeler. In diese Richtung zielt auch ein von DaimlerChrysler zum Jahreswechsel 2005/2006 gemeinsam mit dem United Nations Environmental Programme (UNEP), dem Ministerium für Ernährung und ländlichen Raum Baden- Württemberg und dem World Wide Fund For Nature (WWF) gestartetes Projekt zur Definition von Mindeststandards für den Anbau von Biomasse für Biokraftstoffe. Die größten Hoffnungen von DaimlerChrysler richten sich auf synthetischen Sprit aus Biomasse, auch als BTL bekannt. BTL steht für „Biomass-to- Liquid“ und bezeichnet ein Verfahren zur Vergasung – mit anschließendem Syntheseschnitt – fast jeglichen pflanzlichen Rohstoffs in flüssige Energie. Verwendet werden nicht mehr nur Früchte oder Knollen, sondern die ganze Pflanze, aber auch Stroh, Restholz oder schnell wachsende Hölzer wie Weiden. Dadurch steigt die Energieausbeute pro Hektar deutlich. Für diese sogenannte „Zweite Generation“ der Biokraftstoffe sprechen noch weitere Argumente: Sie sind weitgehend CO 2-neutral, weil bei ihrer Verbrennung nur so viel Kohlendioxid in die Atmosphäre entlassen wird, wie zuvor beim Wachstum der Pflanze gebunden wurde. Und sie lassen sich für die Anforderungen moderner Motoren chemisch maßschneidern: Der farb- und geruchlose Sprit enthält weder Schwefel noch Aromaten, die Schadstoffemissionen sind im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen um 30 bis 50 Prozent geringer. Der Einsatz von BTL würde selbst bei älteren Fahrzeugen spürbare Emissionsvorteile bewirken. Seit 2002 ist DaimlerChrysler gemeinsam mit Volkswagen Partner der Firma Choren Industries in Sachsen, an der seit zwei Jahren auch der Mineralölkonzern Shell beteiligt ist. Noch 2007 will Choren die erste kommerziell arbeitende BTL-Anlage der Welt in Betrieb nehmen; 2010 soll die erste großtechnische Anlage den Biosprit mit dem Namen SunDiesel produzieren. fLEx-fUEL-fAHRzEUGE In diesem und im nächsten Jahr wird DaimlerChrysler rund 750.000 Flex-Fuel- Fahrzeuge (FFV) mit Ottomotor bauen. Sie fahren mit herkömmlichem Otto-Kraftstoff, vertragen aber auch jeden Mix mit dem Biosprit Ethanol bis zu einem Anteil von 85 Prozent (E85). 2007 werden folgende Modelle als FFV angeboten: • Mercedes-Benz C-Klasse (V6-Motoren) • Jeep® Grand Cherokee, Jeep® Commander, Dodge Durango und Chrysler Aspen SUVs (4,7-Liter-Motor) • Dodge Ram und Dodge Dakota Pickups (4,7-Liter-Motor) • Chrysler Sebring und Dodge Avenger Sedans (2,7-Liter-Motor) • Dodge Caravan, Dodge Grand Caravan und Chrysler Town Country Minivans (3,3-Liter-Motor) Mehrere Versuchsfahrzeuge von DaimlerChrysler sind längst im Probeeinsatz mit dem Kraftstoff. Ihm wird zugetraut, in den nächsten zwanzig Jahren ein Fünftel bis ein Viertel des gesamten Kraftstoffbedarfs in Deutschland abzudecken. Zweite Generation Biokraftstoffe „DaimlerChrysler verfolgt eine Mehr- fachstrategie“, erklärt Dr. Stefan Keppeler: „Wir setzen ganz stark auf die ,Zweite Generation‘ der Biokraftstoffe, aber bis die ihren Beitrag leisten können, müssen wir auch die ,Erste Generation‘ weiterentwickeln.“ Schon deshalb sollte die Vision Loren Beards von den Sonnenblumenfeldern in Michigan keine Vision bleiben, sondern Wirklichkeit werden. \

30 <strong>Daimler</strong>Chrysler<br />

Lat.<br />

Salix<br />

weltweit, nördliche Hemisphäre<br />

Biomass-to-Liquid<br />

1 Liter BTL= 0,97 Liter Benzin<br />

CO 2 bis zu 95 Prozent Einsparung<br />

wEIDE<br />

durch einen drastischen Anstieg des Spritangebots<br />

aus erneuerbaren Rohstoffen.<br />

Während die EU in einem Aktionsplan<br />

das Ziel ausgegeben hat, den Anteil von<br />

Biokraftstoff bis 2010 auf 5,75 Prozent<br />

zu erhöhen und dabei vor allem den bedrohlichen<br />

Klimawandel im Blick hat, sind<br />

die USA viel stärker vom Motiv geleitet,<br />

sich unabhängig von Erdölimporten zu<br />

machen. Schon heute sind sie neben<br />

Brasilien der größte Produzent von Bioethanol,<br />

das durch Vergärung von Pflanzenzucker<br />

in Mais (USA) und Zuckerrohr<br />

(Brasilien) gewonnen wird. Ein Fünftel<br />

der US-amerikanischen Maisernte wird<br />

bereits für die Produktion von Bioethanol<br />

verwendet. Mit dem größten Teil davon<br />

wird ein Kraftstoff produziert, der zu zehn<br />

Prozent aus Ethanol und zu 90 Prozent aus<br />

herkömmlichem Kraftstoff besteht, was<br />

jeder Ottomotor problemlos verträgt. So<br />

genannte Flex-Fuel-Vehicles (FFV) lassen<br />

sich sogar mit jedem Mix mit Bioethanol<br />

bis E85 betreiben.<br />

Biodiesel-Weltmeister Deutschland<br />

Die Chrysler Group wird deshalb <strong>2007</strong> und<br />

2008 etwa 750.000 FFV an ihre Kunden<br />

ausliefern, bis 2012 soll sogar die Hälfte<br />

der gesamten Produktion E85-tauglich<br />

sein – vorausgesetzt, die entsprechende<br />

Infrastruktur existiert. „Die Zahl der Tank-<br />

stellen mit E85 ist noch klein, etwa 1.000,<br />

aber sie wächst rasant“, weiß Loren Beard.<br />

„Und mit immer mehr E85-Autos steigt<br />

auch der Anreiz für die Mineralölindustrie,<br />

weitere Zapfsäulen um<strong>zur</strong>üsten. Es kommt<br />

jetzt darauf an, dass wir eine kritische<br />

Masse erreichen.“<br />

Noch ganz am Anfang steht in den USA<br />

dagegen Biodiesel, der dort aus der<br />

ölhaltigen Sojapflanze gewonnen wird.<br />

Konventioneller Diesel mit einem fünfprozentigen<br />

Biodiesel-Anteil (B5), wie er<br />

schon aus vielen Tankschläuchen fließt,<br />

ist für <strong>Daimler</strong>Chrysler-Pkw kein Problem;<br />

einige Modelle von Jeep ® und Dodge<br />

verlassen das Werk sogar mit einer B5-<br />

Mischung mit Sojadiesel im Tank – als<br />

Signal an die Kunden, dass der Biosprit<br />

Vertrauen verdient. Viele Tausend Fahrzeuge<br />

von <strong>Daimler</strong>Chrysler sind sogar<br />

mit B20-Diesel problemlos unterwegs,<br />

allerdings nur dort, wo sie unter der Kontrolle<br />

von Fuhrparkprofis in Behörden und<br />

Unternehmen stehen, die über eigene<br />

Zapfsäulen verfügen. Für Normalkunden<br />

wird B20 aber auch in Zukunft keine Option<br />

sein, da mit steigendem Biodiesel-Anteil<br />

die Gefahr von Schmierölverdünnung und<br />

damit von Motorschäden stark ansteigt.<br />

Genau umgekehrt sind die Verhältnisse<br />

in Europa und vor allem in Deutschland:<br />

Während Bioethanol – erlaubt sind<br />

Beimischungen zu Normalbenzin bis zu<br />

fünf Prozent (E5) – nur eine kleine Rolle<br />

spielt, ist Biodiesel aus Rapsöl sehr gut<br />

etabliert. Mit einem Biodiesel-Anteil von<br />

knapp unter fünf Prozent am gesamten<br />

Kraftstoffmarkt gilt Deutschland sogar als<br />

Biodiesel-Weltmeister, Europa kommt auf<br />

1,5 Prozent. Als reiner Biosprit (B100) ist<br />

der Kraftstoff an etwa 2.000 Tankstellen in<br />

Deutschland erhältlich und wird vor allem<br />

für Lkw gezapft; sämtliche Nutzfahrzeuge<br />

von Mercedes-Benz sind übrigens B100tauglich.<br />

In der „Magdeburger Erklärung“<br />

von 2005 hat sich <strong>Daimler</strong>Chrysler

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