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Die Anwaltswoche Daten für Anwalt - Anwalt-Suchservice

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Haben Anwälte ein grundrechtlich verbrieftes<br />

Recht auf Faulheit?<br />

Dombek: Wenn Faulheit zum Abbau<br />

von Qualität führt, sage ich klar „Nein“.<br />

Jede Anwältin, jeder <strong>Anwalt</strong> muss selbstverständlich<br />

selbst beurteilen, wie er die<br />

Interessen seiner Mandanten am besten<br />

behandelt und durchsetzt. Ein verbrieftes<br />

Recht auf Faulheit kann es aber nicht<br />

geben. Denn dann ist die Wahrscheinlichkeit<br />

größer, dass wir Anwälte unsere<br />

Arbeit eher schlechter statt besser<br />

machen. § 43a Abs. 6 BRAO ist hier<br />

übrigens sehr eindeutig. <strong>Die</strong> Fortbildung<br />

ist eine anwaltliche Grundpflicht<br />

und sollte auch so von uns Anwälten<br />

verstanden werden. Fortbildung bedeutet<br />

<strong>für</strong> mich deshalb auch immer, fleißig<br />

zu sein. Und wer fleißig ist, ist nicht faul.<br />

Macht es sich Frau Zypries nicht zu einfach,<br />

wenn sie sich auf die Selbstbestimmung<br />

des freien Berufs <strong>Anwalt</strong><br />

zurückzieht? Immerhin sieht das ihre<br />

Amtskollegin Ulla Schmidt im Zusammenhang<br />

mit den Ärzten ganz anders.<br />

Dombek: Mit der Meinungsbildung<br />

von Frau Zypries ist das nicht anders als<br />

bei den Anwälten. Anfangs haben auch<br />

wir kategorisch jede kontrollierbare und<br />

sanktionierbare Fortbildungspflicht<br />

abgelehnt. Wir meinten, dass sich dies<br />

mit unserem freiheitlichen Selbstverständnis<br />

nicht vertrage. <strong>Die</strong> Entwicklungen<br />

in der letzten Zeit haben uns<br />

aber nachdenklich gemacht. Wir Anwälte<br />

kommen in der Öffentlichkeit zunehmend<br />

in die Kritik und die öffentliche<br />

Berichterstattung über tatsächliche<br />

oder vermeidliche <strong>Anwalt</strong>sfehler ist<br />

nicht zu übersehen. Im Ranking der<br />

Beliebtheitsskala der Berufe sinken<br />

unsere Umfragewerte. Zudem kommt<br />

erheblicher Druck der Europäischen<br />

Kommission, die die Märkte öffnen<br />

will. Deregulierung der Märkte bedeutet<br />

auch, dass andere Beratergruppen in<br />

den bisher den Anwälten im Wesentlichen<br />

vorbehaltenen Markt eindringen<br />

werden. Wir Anwälte müssen uns deshalb<br />

darauf einstellen, dass die Konkurrenz<br />

nicht nur durch die Berufsgruppe<br />

selbst, sondern auch von außen her<br />

erheblich zunehmen wird. Wir müssen<br />

also etwas tun und wenn wir mit einem<br />

überzeugen können, dann ist dies unsere<br />

Qualität. Und da ist das Thema Fortbildung<br />

ein wichtiger Faktor. Zurück zu<br />

Frau Zypries: Auch diese scheint ihre<br />

Meinung zu korrigieren. <strong>Die</strong> noch anlässlich<br />

unserer Europäischen Konferenz<br />

sehr deutlich geäußerte Ablehnung<br />

wurde jetzt anlässlich des <strong>Anwalt</strong>stages<br />

in Dresden von ihr korrigiert. Frau Zypries<br />

möchte jetzt Tatsachenforschungen<br />

sehen über das Fortbildungsverhalten<br />

der <strong>Anwalt</strong>schaft.<br />

Ist es überhaupt möglich, die Fortbildung<br />

qualitativ zu messen?<br />

Dombek: Natürlich! Wir sehen dies bei<br />

den Fachanwälten. 10 Stunden Pflichtfortbildung<br />

sind sicherlich kein Übermaß.<br />

Aber die Fachanwälte, die ich<br />

kenne, sagen mir, dass ihnen diese Fortbildungseinheiten<br />

immer etwas gebracht<br />

haben. Bemessen kann man dies<br />

konkret auch an den Umsatz- und Einkommenszahlen.<br />

Fachanwälte verdienen<br />

nachweislich mehr. Und <strong>für</strong> die<br />

allgemeine Fortbildung meine ich, dass<br />

dies nicht anders sein kann. Jede Art<br />

von Fortbildung führt zur Kompetenzerweiterung<br />

und damit zwangsläufig zu<br />

besserer Qualität. <strong>Die</strong>s hilft den Mandanten<br />

und kann sich auch <strong>für</strong> den <strong>Anwalt</strong><br />

bezahlt machen.<br />

Ärztevertreter bemängeln, dass es trotz<br />

Einführung der Fortbildungspflicht bei<br />

den Medizinern an der richtigen Kommunikation<br />

mit den Patienten mangelt.<br />

Gilt das nicht auch <strong>für</strong> etliche Anwälte<br />

– z.B. bei der Preistransparenz?<br />

THEMA<br />

„Wir Anwälte kommen in der<br />

Öffentlichkeit zunehmend in die Kritik“<br />

Nachgefragt bei Rechtsanwalt und Notar<br />

Dr. Bernhard Dombek, Präsident der Bundesrechtsanwaltskammer,<br />

Berlin<br />

Dombek: Das ist uneingeschränkt zu<br />

bejahen. Wir Anwälte müssen da noch<br />

viel lernen. Wir müssen begreifen, dass<br />

wir unsere Stärken nach außen kommunizieren<br />

müssen. Wir müssen über unsere<br />

Leistungen reden und wir müssen<br />

über unsere Preise reden. <strong>Die</strong> BRAK<br />

hat sich deshalb auch zum Ziel gesetzt,<br />

mit ihrer Dachkampagne „Anwälte –<br />

mit Recht im Markt“ einen Bewusstseinswandel<br />

in der <strong>Anwalt</strong>schaft herbeizuführen.<br />

Dabei wollen wir der <strong>Anwalt</strong>schaft<br />

natürlich auch helfen, denn nicht<br />

jeder hat hinreichend Zeit und Geld <strong>für</strong><br />

eine ordentliche Außendarstellung.<br />

Unsere Initiative setzt allerdings auch<br />

voraus, dass unsere Leute mitmachen.<br />

Wie ist es mit den Kosten, <strong>für</strong> Kammern<br />

und Anwälte?<br />

Dombek: Natürlich wird Fortbildung<br />

auch Kosten nach sich ziehen. In keinem<br />

Fall wollen wir eine Geldmaschine<br />

<strong>für</strong> die Anbieter von Kursen etablieren.<br />

Kammern und Vereine sind deshalb<br />

insbesondere gefragt, unseren Kolleginnen<br />

und Kollegen möglichst günstige<br />

Fortbildungskurse anzubieten.<br />

Welche weiteren Schritte werden Sie jetzt<br />

gehen?<br />

Dombek: Ein ganz wichtiger Schritt<br />

ist schon getan. Es besteht weitgehend<br />

Einvernehmen bei den Kammern, dass<br />

wir eine kontrollierbare und ggf. sanktionierbare<br />

Fortbildungspflicht wollen.<br />

<strong>Die</strong>s ist Beschlusslage unserer Hauptversammlung<br />

und wir haben jetzt eine<br />

hochkarätig besetzte Arbeitsgruppe<br />

eingerichtet, die bis zur nächsten Hauptversammlung<br />

im September Vorschläge<br />

ausarbeiten soll. Dabei werden wir die<br />

Erkenntnisse unserer Europäischen<br />

Konferenz einbeziehen. Im Herbst erhoffe<br />

ich mir von dieser Arbeitsgruppe<br />

klare Vorschläge.<br />

3 / 2005 anwaltsreport<br />

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