Museumspädagogische Arbeitsmaterialien zur Sonderausstellung ...
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• Rembrandt, Nachtlandschaft mit der Ruhe auf der Flucht nach Ägypten, 1647, The National<br />
Gallery of Ireland, Dublin<br />
1.3.3 Schüler und Nachfolger Rembrandts<br />
Die Ausstellung legt mit ihrer Aufarbeitung der landschaftlichen Motive im Werk des Meisters ein<br />
breites Fundament für die weiterführende wissenschaftliche Erforschung. Dazu gehört mit<br />
Sicherheit auch die Beschäftigung mit seinen Schülern und Nachfolgern, durch die noch so<br />
manche offene Frage im Fall Rembrandt geklärt werden kann.<br />
Im Fall der Landschaftsgemälde konnten Werke, die noch bis vor wenigen Jahren als Originale<br />
Rembrandts betrachtet wurden, mehr oder weniger überzeugend Malern wie Govert Flinck oder<br />
Ferdinand Bol zugeschrieben werden. Während diese Künstler als Schüler Rembrandts berühmt<br />
wurden, ist Jacob de Villeers nahezu unbekannt geblieben. Seine ehemals Rembrandt<br />
zugeschriebene Landschaft aus Dresden verdient aber beachtet zu werden, verweist sie mit<br />
ihren Eigenheiten doch auf die Gewitterlandschaft Rembrandts in Braunschweig.<br />
Bildbeispiele:<br />
• Adriaen van Ostade, Landschaft mit alter Eiche, 1639, Öl auf Holz, Beuningen, Rotterdam,<br />
Sammlung Stichtung Willem van der Vorn<br />
• Ferdinand Bol, zugeschrieben, Landschaft mit der Taufe des Kämmerers, um 1640, Öl auf<br />
Leinwand, Niedersächsisches Landesmuseum, Hannover<br />
• Govert Flinck, zugeschrieben, Landschaft mit steinerner Brücke, um 1640, Öl auf Holz,<br />
Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz<br />
• Jacob de Villeers, Berglandschaft mit Wassermühle, um 1650, Öl auf Leinwand, Staatliche<br />
Kunstsammlungen, Dresden<br />
2. Die gezeichneten Landschaften<br />
2.1 Theorie der Zeichnung<br />
Die Zeichnung betont die Linienführung und Umrisse eines dargestellten Gegenstandes. Dabei<br />
ist die Linie als künstlerisches Mittel selbst abstrakt. Insofern die Zeichnung Gegenstände<br />
naturalistisch, d.h. "nach der Natur " darstellt, reduziert der Zeichner die Natur auf das für das<br />
Auge Wesentliche der Wahrnehmung. Abstraktion und Reduktion von visuellen Information auf<br />
die bloße Kontur ist eine bedeutende intellektuelle Leistung. Deshalb gilt die Schule der<br />
Zeichnung gemeinhin auch als Grundschule des aufmerksamen und genauen Sehens.<br />
Dennoch ist der eigenständige Wert einer Zeichnung erst seit dem 15. Jahrhundert allmählich<br />
erkannt worden. Zwar galt bereits in der mittelalterlichen Kunstlehre die Zeichnung als eine<br />
Grundlage der Kunst, aber sie war nur Mittel der Einübung und des Erlernens, kein autonomes<br />
Kunstwerk. Unklar war in der theoretischen Bewertung der Zeichnung im Verhältnis <strong>zur</strong> Malerei,<br />
was grundlegendere Bedeutung hat: die Entwicklung des Bildes aus der Linie oder aus der<br />
Farbe. Überlieferte Zeichnungen aus dieser Zeit sind Skizzen, Entwürfe, Studien und Vorstudien<br />
<strong>zur</strong> Malerei. Dass überhaupt Zeichnungen überliefert sind, ist dem Umstand zu verdanken, dass<br />
diese Zeichnungen als Geschenkblätter sehr beliebt waren, insbesondere wenn sie von<br />
berühmten Malern stammten oder Vorstudien berühmter Werke waren. An der grundlegenden<br />
Wertung hielt man allerdings fest: Die theoretische Betrachtung ging von einem Zwei-Stufen-<br />
Modell aus, nämlich der Idee für ein Bild, wie sie sich in einer skizzierten Zeichnung<br />
niederschlägt und der Ausführung der Idee als der eigentlichen künstlerischen Leistung.<br />
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