22.07.2013 Aufrufe

Museumspädagogische Arbeitsmaterialien zur Sonderausstellung ...

Museumspädagogische Arbeitsmaterialien zur Sonderausstellung ...

Museumspädagogische Arbeitsmaterialien zur Sonderausstellung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Auch die Landschaftsradierungen Rembrandts waren für den Verkauf bestimmt, was ja nicht für<br />

seine Zeichnungen in diesem Genre galt. Nahezu alle Radierungen sind signiert und viele von<br />

ihnen darüber hinaus auch datiert. Im Gegensatz <strong>zur</strong> damals gängigen Praxis legte Rembrandt<br />

alle seine Landschaftsradierungen, wie auch die Landschaftszeichnungen, als Einzelblätter an.<br />

Gleiches gilt auch für nahezu alle radierten Porträts sowie Historien- und Genredarstellungen.<br />

Möglicherweise bediente er mit diesen Drucken einen anderen Markt als jenen, den seine<br />

Zeitgenossen belieferten, oder zumindest einen Markt, der teilweise davon abwich. Auf jeden<br />

Fall wird Rembrandt seine Klientel zum Teil in der wachsenden Zahl von Liebhabern der<br />

Druckgraphik gefunden haben, die speziell nach ausgefallenen Abzügen mit hoher Qualität<br />

suchten.<br />

Rembrandt kannte natürlich die druckgraphischen Werkgruppen seiner bedeutendsten<br />

Vorgänger, wie dies auch die Sammler taten, und natürlich besaß er selbst eine wichtige<br />

Sammlung von Arbeiten auf Papier. Häufig griff er auf Themen <strong>zur</strong>ück, die zum Beispiel schon<br />

von Albrecht Dürer oder Lucas van Leyden druckgraphisch bearbeitet worden waren, und<br />

versuchte, sich mit diesen Meistern zu messen. Doch mehr noch als diese Künstler strebte er<br />

danach, ein in höchstem Maße abwechslungsreiches Œuvre zu schaffen. Während im Werk<br />

Dürers und van Leydens Historien, Porträts und Genreszenen auch eine große Rolle spielen,<br />

wurde die Landschaft nie zum selbständigen Darstellungsthema, sondern fand immer nur als<br />

Kulisse für erzählende Szenen Verwendung. Möglicherweise lag hierin gerade der wesentliche<br />

Anreiz für Rembrandt, sich in diesem Genre zu spezialisieren, um sich nicht zuletzt damit erneut<br />

als Allround-Künstler darzustellen.<br />

3.3.2 Variationsbreite von Rembrandts Radierungen - Formate und Motive<br />

Aus Rembrandts generellem Bestreben, ein möglichst abwechslungsreiches Druckgraphik-<br />

Œuvre zu schaffen, ist auch die enorme Variationsbreite innerhalb seiner<br />

Landschaftsradierungen zu erklären. Er radierte sowohl sehr zügig angelegte Blätter, die den<br />

Eindruck erwecken, als seien sie direkt in der Natur entstanden, so zum Beispiel die Landschaft<br />

mit Uferstraße und Kanal (Kat.-Nr. 94), als auch sehr gründlich ausgearbeitete Druckvorlagen,<br />

wozu etwa das Blatt Die drei Hütten (Kat.-Nr. 83) zu zählen ist. Dann schuf er recht große<br />

Radierungen, wobei das Blatt Die Landschaft mit den drei Bäumen (Kat.-Nr. 73) schon fast den<br />

Eindruck eines Gemäldes macht. Daneben arbeitete er jedoch auch im Miniaturformat etwa der<br />

Kleinen grauen Landschaft (Kat.-Nr. 68).<br />

Rembrandt schuf sowohl Drucke mit erkennbarer Topographie, wie die Ansicht von Amsterdam<br />

(Kat.-Nr. 67), als auch capricci, die aus topographischen Versatzstücken aus der Umgebung<br />

Amsterdams und reinen Phantasiemotiven zusammengestellt sind, wie beispielsweise Die<br />

Landschaft mit dem viereckigen Turm (Kat.-Nr. 84), auf welcher eine Ruine über einen typisch<br />

holländischen Bauernhof hinausragt. Hierin liegt gerade auch ein wesentlicher Unterschied<br />

zwischen Rembrandts Landschaftszeichnungen und den Drucken: Während seine Zeichnungen<br />

fast ausschließlich die holländische Landschaft zeigen, spielt in seinen Druckgraphiken das<br />

capriccio eine wichtige Rolle. Für den Motivvorrat seiner druckgraphischen Arbeiten, die nicht in<br />

der Amsterdamer Umgebung ausfindig gemacht werden konnten, muss Rembrandt aus der<br />

eigenen Phantasie oder aus seiner reichen Sammlung von Zeichnungen und Drucken anderer<br />

Meister geschöpft haben. Gleiches gilt auch für die Landschaften, die als Kulisse in seinen<br />

Historiendrucken fungierten.<br />

Auch wenn Rembrandts Landschaftsradierungen häufig eine sehr individuelle, von der seiner<br />

Kollegen abweichende Herangehensweise zeigen, knüpfen sie dennoch erkennbar an eine<br />

künstlerische Tradition an. Oft gab er dieselben Orte und Motive wieder, die auch andere<br />

Künstler darstellten. Darüber hinaus widmete er wie diese der korrekten Wiedergabe von alten,<br />

verwitterten Gebäuden große Aufmerksamkeit. Verfallene Bauernhöfe sehen wir beispielsweise<br />

auf den Blättern Die Hütte und der Heuschober (Kat.- Nr. 69) und Die Hütte bei dem großen<br />

Baum (Kat.-Nr. 70).<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!