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Museumspädagogische Arbeitsmaterialien zur Sonderausstellung ...

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Radierte Bilder sind aus Linien aufgebaut, deren Stärke wenig variabel ist. Das vergleichsweise<br />

weiche Material Kupfer lässt nur 100 bis 200 gute Abzüge des fein geätzten Gefüges zu.<br />

Anschließend bezeugen immer unschärfer werdende Linien die abfallende Qualität. Trotz der<br />

grundsätzlich linearen Struktur lassen sich flächige Effekte durch Schraffuren erzeugen; feine,<br />

dünne Linien mit weiten Schraffuren vermitteln Helligkeit und Ferne, stärkere Linien und enge<br />

Schraffuren dagegen eher Dunkelheit und Nähe. Mit ihrer Hilfe sind etwa atmosphärische<br />

Stimmungen, das tageszeitlich wechselnde Licht oder räumliche Wirkungen darstellbar.<br />

Erst die stufenweise Ätzung mit jeweils unterschiedlicher Einwirkungsdauer, die Rembrandt als<br />

einer der ersten anwandte und <strong>zur</strong> technischen Vollkommenheit ausbildete, eröffnete mehr<br />

Möglichkeiten. Bei diesem Verfahren wird die Platte in getrennten Arbeitsgängen geätzt.<br />

Partien, die im Druck hell erscheinen sollen, bleiben nur kurz in der Säure, Dunkles für längere<br />

Zeit, so daß tiefere Linien, die mehr Farbe fassen können, sich ins Metall fressen. Durch<br />

erneutes Abdecken einzelner Partien mit dem schätzenden Ätzgrund kann der Vorgang beliebig<br />

oft wiederholt werden, wobei sich jeweils neue "Druckzustände" ergeben, solange, bis der<br />

Künstler die gewünschte Wirkung erreicht hat.<br />

Auch nach abgeschlossener Ätzung kann die Platte korrigiert oder mit tieferen Schatten<br />

versehen werden, und zwar mit Hilfe des Grabstichels - dem Werkzeug der Kupferstecher - oder<br />

mit Hilfe der kalten Nadel:<br />

Die Arbeit mit dem Grabstichel ist anstrengend: Der Stecher hebt Späne aus der Platte, und<br />

dazu ist der Widerstand des Metalls manuell zu überwinden. Der Stichel erzeugt klare, scharf<br />

geschnittene Linien. Diese können wie bei der geätzten Radierung gerade oder kurvig, als<br />

Parallel- oder Kreuzschraffuren gesetzt werden. Anders als die aus lockerem Handgelenk<br />

angelegte, zeichnerisch freie Linie der Radierung wirkt die gravierte des Kupferstichs<br />

geometrisch streng, was der Unmittelbarkeit des Ausdrucks abträglich ist.<br />

Der geätzten Linie ähnlich ist jene der seit dem 17. Jahrhundert gebräuchliche Kaltnadel, eine<br />

die Oberfläche der Platte direkt und ohne Materialverlust aufreißende Diamant- oder Stahlspitze.<br />

Sie erzeugt beim Ritzen des Metalls einen aufgeworfenen Grat, der der gedruckten Linie eine<br />

unscharfe Kontur verleiht. Da der Kaltnadelgrat nicht sehr widerstandsfähig ist und beim Druck<br />

rasch verpresst wird, sind nur wenige gute Abzüge von der Platte möglich, im Durchschnitt 20<br />

bis 30, danach verschwindet der satte schwarze Ton gänzlich.<br />

Radiernadel, Säurebad, Grabstichel und Kaltnadel wurden häufig miteinander kombiniert.<br />

3.3 Rembrandt als Radierer<br />

3.3.1 Druck-Graphik zu Rembrandts Zeit<br />

Die Anfertigung von Landschaftsdrucken – wie auch von Landschaftszeichnungen – war im 17.<br />

Jahrhundert vorrangig die Domäne von Spezialisten. Es gab eine große Gruppe professioneller<br />

Druckgraphiker, die sich beinahe ausschließlich mit der Darstellung von Landschaften<br />

beschäftigten. Lange nicht alle Künstler dieses Genres fertigten auch selbst Drucke an, und bei<br />

denjenigen, die es taten, geschah dies oft nur in bescheidenem Umfang oder gar nur aus<br />

experimenteller Neugier. Viele belieferten die Druckgraphiker jedoch mit Vorlagen, die den stetig<br />

wachsenden Bedarf an Landschaftsdrucken von Graphikliebhabern und -sammlern befriedigten,<br />

aber auch für jedermann <strong>zur</strong> Dekoration von Häusern und Möbelstücken <strong>zur</strong> Verfügung standen.<br />

Die Drucke erschienen, wie die meisten Landschaftszeichnungen auch, im Allgemeinen als<br />

Serien, die aus zwei oder weitaus mehr Blättern bestehen konnten. Zu Beginn des 17.<br />

Jahrhunderts waren in diesem Genre Claes Jansz. Visscher und Jan van de Velde, später dann<br />

auch Anthonie Waterloo und Roelant Roghman tonangebend.<br />

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