Museumspädagogische Arbeitsmaterialien zur Sonderausstellung ...

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Kombinierte Techniken Viele Künstler überschreiten die Grenzen, die bestimmten Zeichentechniken gesetzt sind, indem sie unterschiedliche Zeichen- und Maltechniken miteinander kombinieren. Klassische Beispiele sind kombinierte Grafit- und Tuschezeichnungen, mit Tusche lavierte Bleistiftzeichnungen oder Tusche- und Bleistiftzeichnungen mit Aquarelltechniken. Auch das Höhen, also das Setzen von Glanzlichtern durch den Einsatz von Deckweiß gehört zu den klassischen Methoden. Umso stärker die Grenzen zwischen Malerei und Zeichnung verwischte, desto stärker kamen auch flächige Malmethoden zum Einsatz. Dazu gehört zum Beispiel das Schattieren mit Hilfe des "Schummerns". Schummern heißt, mit einem Grafit- oder Kohlestift großflächig vermalen, statt zu schraffieren. Auch das nachträgliche Verwischen mit dem Finger oder einem speziellen Wischer (Estompes) oder das Polieren mit einem weißen Stift bzw. einem Polierstift gehören dazu. Umgekehrt werden in der Malerei ursprünglich klassische Zeichenmethoden eingesetzt, und zwar nicht nur als Vorskizze, sondern bereits als Ausführung. In der Aquarellmalerei kommt häufig die Pinselzeichnung zum Einsatz. Weitere Beispiele für kombinierte Techniken sind die Collage, Sgraffito und verschiedene Nasspinseltechniken. 2.4 Rembrandt als Zeichner Rembrandts Arbeiten auf Papier gehören zum Großartigsten in der Geschichte der Zeichenkunst und genießen seit jeher höchste Wertschätzung bei Sammlern und Museumsleuten. Sein freier, skizzenhafter Stil ist untypisch für die holländische Zeichnung im 17. Jahrhundert, die vorrangig an der Wiedergabe naturgetreuer Gegebenheiten orientiert ist, eher einen bildmäßigen, abgeschlossenen Charakter hat. Rembrandts "offener" Duktus hat seine Wurzeln in der italienischen und flämischen Kunst. An Rubens, Van Dyck und Adriaen Brouwer mag sich sein zeichnerischer Stil am Beginn orientiert haben, aber auch an seinem Lehrer Pieter Lastman. Ein Wesensmerkmal der meisten Zeichnungen von seiner Hand ist der Eindruck ihrer Spontaneität, sowohl bei Studien nach dem Leben als auch bei erfundenen biblischen Szenen. Geistreich werden ganze Kompositionen, Körper und Figurengruppen, Gebärden und Mimiken der Personen, aber auch Landschaften mit wenigen Strichen der Feder oder des Kreidestiftes treffend erfasst. Nur wenige Zeichnungen galten der Vorbereitung von Gemälden und Radierungen. Rembrandt zeichnete in erster Linie zu dem Zweck, Bewegungs- und Ausdrucksmotive zu studieren und sich eine Vorbildsammlung anzulegen, auf die er selbst und die Mitarbeiter in seiner Werkstatt zurückgreifen konnten. Die Studien und Skizzen waren ein Mittel innerer Reflexion und nahmen im Schaffen des Meisters den gleichen unabhängigen Rang ein wie Malerei und Druckgraphik. 2.4.1 Rembrandt und sein Publikum - Gesellschaft und Kunstmarkt im Holland des 17. Jahrhunderts Die meisten holländischen Künstler des 17. Jahrhunderts, von denen Landschaftszeichnungen bekannt sind, hatten sich auf dieses Genre spezialisiert. Ihre Arbeiten lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Zeichnungen, die in der Natur entstanden, und Zeichnungen, die im Atelier angefertigt wurden. Eine Trennlinie zwischen diesen beiden Gruppen kann nicht immer eindeutig gezogen werden. Doch scheinen die meisten Zeichnungen nicht als direkte Vorstudien für Gemälde angefertigt worden zu sein, was bei andersgearteten Zeichnungen, wie beispielsweise Figuren- und Kompositionsstudien, durchaus gängig war. Landschaftskünstler wie Bloemaert arbeiteten nach der Natur, um auf diese Weise einen Bestand an Motiven und Kompositionen aufzubauen. 10

Die für den Verkauf bestimmten Landschaften wurden hingegen im Atelier produziert. Edwin Buijsen weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Künstler durch das Zeichnen in der Natur die Landschaft derart intensiv in sich aufnahm, dass er beim Malen im Atelier zum Teil aus der Erinnerung arbeiten konnte. Das Arbeiten »naer het leven« (nach dem Leben) und »uyt den gheest« (aus dem Gedächtnis) waren wichtige Aspekte in der Ausbildung eines Künstlers, was unter anderem von Karel van Mander ausgeführt wird. Es ist zu vermuten, dass Rembrandt während seiner Zeichenstunden unter freiem Himmel die Landschaft rund um Amsterdam so gut im Gedächtnis memorierte, dass er für die Anfertigung der Radierungen keine gezeichneten Vorstudien mehr benötigte. Denn für die Landschaftsradierungen sind nahezu keine Vorstudien bekannt. Außer der Tatsache, dass das Zeichnen in der Natur eine wichtige Übung für den Maler und sicherlich erst recht für den Spezialisten dieses Genres war, muss es im 17. Jahrhunderts einen spezialisierten Markt für Landschaftszeichnungen gegeben haben. Gefragt waren sicherlich vorrangig die fertig ausgearbeiteten Blätter, die zunächst in der Natur entstanden und im Atelier vollendet wurden oder auf der Grundlage von Skizzen gleich im Atelier entstanden. Viele dieser ausgearbeiteten Zeichnungen, die für Sammler in Serien angefertigt wurden, sind erhalten. Jan van Goyen, Jacob van Ruisdael, Allart van Everdingen und Aelbert Cuyp – dies sind nur einige wenige Künstler, die sich auf diese Produktion verlegt hatten. Manche Künstler, wie Herman Saftleven und Pieter de Molijn, fertigten sogar Kopien ihrer eigenen, für den Handel bestimmten Zeichnungen. Diese im Allgemeinen sehr gründlich ausgearbeiteten Zeichnungen waren häufig signiert und sogar datiert. Wahrscheinlich galten sie als exklusive Gegenstücke zu den Druckgraphikserien mit Landschaften, die sich im Verlauf des 17. Jahrhunderts immer größerer Popularität erfreuten. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern und Zeitgenossen scheint Rembrandt seine Landschaftszeichnungen nicht für den Verkauf angefertigt zu haben. Das Inventar, welches 1656 von Rembrandts Besitz angefertigt wurde, erwähnt eine solche Menge eigenhändiger Zeichnungen, dass es sich dabei vermutlich annähernd um die gesamte Produktion bis zu diesem Zeitpunkt handelte. Unter diesen befinden sich auch 207 Landschaftsdarstellungen, z.B. ein Skizzenbuch »vol lantschappen nae ’t leven geteeckent bij Rembrant« (voller Landschaften, nach dem Leben gezeichnet von Rembrandt) und ein »boeckie vol gesichten geteeckent van Rembrant« (Büchlein voller Ansichten, gezeichnet von Rembrandt). Wahrscheinlich kamen Rembrandts Zeichnungen erst nach dem öffentlichen Verkauf seines Eigentums im Jahr 1656 in großem Maße in Umlauf, wobei große Gruppen von Zeichnungen zunächst noch in den Sammlungen einiger Künstler und Liebhaber als Konvolute zusammenblieben. Es ist aber nicht auszuschließen, dass Rembrandt bisweilen auch ein Blatt verkauft oder fort gegeben hat. Möglicherweise ist die Zeichnung Bauernhof am Rand eines Waldes aus diesem Grund von Rembrandt als einzige seiner Zeichnungen signiert und datiert (1644) worden. Zwei weitere Blätter, die Rembrandt ebenfalls für andere angefertigt haben kann, sind Die Amstel, gesehen von der Blauen Brücke und Bauerngehöfte am Sloterweg (Kat.-Nr. 44), denn sie weichen vom Rest des gezeichneten Œuvres dahingehend ab, dass sie auf relativ teurem Pergament ausgeführt sind. Aber vermutlich werden wir nie erfahren, ob die genannten Blätter tatsächlich für den Verkauf bestimmt waren. Festzuhalten ist jedenfalls, dass Rembrandts gezeichnete Landschaften bestimmt nicht zu jenen Blättern gehören, die er erschöpfend ausarbeitete, obgleich man dies eigentlich erwarten würde. Er arbeitete diesbezüglich folglich nicht für den Markt, wie dies bei vielen seiner Kollegen der Fall war. Die Gründe, die Rembrandt dazu bewogen haben, mit dem Skizzenbuch hinaus ins Freie zu ziehen, scheinen insofern nicht dieselben gewesen zu sein wie für andere Meister des 17. Jahrhunderts, von denen zahlreiche Landschaftszeichnungen überliefert sind. Und auch ob Rembrandt bewusst eine Motivsammlung für den späteren Gebrauch anlegte, ist fraglich. Während seine gezeichneten Landschaften entstanden, fertigte er kurioserweise keine Gemälde 11

Die für den Verkauf bestimmten Landschaften wurden hingegen im Atelier produziert. Edwin<br />

Buijsen weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Künstler durch das Zeichnen in<br />

der Natur die Landschaft derart intensiv in sich aufnahm, dass er beim Malen im Atelier zum Teil<br />

aus der Erinnerung arbeiten konnte. Das Arbeiten »naer het leven« (nach dem Leben) und »uyt<br />

den gheest« (aus dem Gedächtnis) waren wichtige Aspekte in der Ausbildung eines Künstlers,<br />

was unter anderem von Karel van Mander ausgeführt wird.<br />

Es ist zu vermuten, dass Rembrandt während seiner Zeichenstunden unter freiem Himmel die<br />

Landschaft rund um Amsterdam so gut im Gedächtnis memorierte, dass er für die Anfertigung<br />

der Radierungen keine gezeichneten Vorstudien mehr benötigte. Denn für die<br />

Landschaftsradierungen sind nahezu keine Vorstudien bekannt. Außer der Tatsache, dass das<br />

Zeichnen in der Natur eine wichtige Übung für den Maler und sicherlich erst recht für den<br />

Spezialisten dieses Genres war, muss es im 17. Jahrhunderts einen spezialisierten Markt für<br />

Landschaftszeichnungen gegeben haben. Gefragt waren sicherlich vorrangig die fertig<br />

ausgearbeiteten Blätter, die zunächst in der Natur entstanden und im Atelier vollendet wurden<br />

oder auf der Grundlage von Skizzen gleich im Atelier entstanden. Viele dieser ausgearbeiteten<br />

Zeichnungen, die für Sammler in Serien angefertigt wurden, sind erhalten. Jan van Goyen,<br />

Jacob van Ruisdael, Allart van Everdingen und Aelbert Cuyp – dies sind nur einige wenige<br />

Künstler, die sich auf diese Produktion verlegt hatten. Manche Künstler, wie Herman Saftleven<br />

und Pieter de Molijn, fertigten sogar Kopien ihrer eigenen, für den Handel bestimmten<br />

Zeichnungen. Diese im Allgemeinen sehr gründlich ausgearbeiteten Zeichnungen waren häufig<br />

signiert und sogar datiert. Wahrscheinlich galten sie als exklusive Gegenstücke zu den<br />

Druckgraphikserien mit Landschaften, die sich im Verlauf des 17. Jahrhunderts immer größerer<br />

Popularität erfreuten.<br />

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern und Zeitgenossen scheint Rembrandt seine<br />

Landschaftszeichnungen nicht für den Verkauf angefertigt zu haben. Das Inventar, welches<br />

1656 von Rembrandts Besitz angefertigt wurde, erwähnt eine solche Menge eigenhändiger<br />

Zeichnungen, dass es sich dabei vermutlich annähernd um die gesamte Produktion bis zu<br />

diesem Zeitpunkt handelte. Unter diesen befinden sich auch 207 Landschaftsdarstellungen, z.B.<br />

ein Skizzenbuch »vol lantschappen nae ’t leven geteeckent bij Rembrant« (voller Landschaften,<br />

nach dem Leben gezeichnet von Rembrandt) und ein »boeckie vol gesichten geteeckent van<br />

Rembrant« (Büchlein voller Ansichten, gezeichnet von Rembrandt). Wahrscheinlich kamen<br />

Rembrandts Zeichnungen erst nach dem öffentlichen Verkauf seines Eigentums im Jahr 1656 in<br />

großem Maße in Umlauf, wobei große Gruppen von Zeichnungen zunächst noch in den<br />

Sammlungen einiger Künstler und Liebhaber als Konvolute zusammenblieben.<br />

Es ist aber nicht auszuschließen, dass Rembrandt bisweilen auch ein Blatt verkauft oder fort<br />

gegeben hat. Möglicherweise ist die Zeichnung Bauernhof am Rand eines Waldes aus diesem<br />

Grund von Rembrandt als einzige seiner Zeichnungen signiert und datiert (1644) worden.<br />

Zwei weitere Blätter, die Rembrandt ebenfalls für andere angefertigt haben kann, sind Die<br />

Amstel, gesehen von der Blauen Brücke und Bauerngehöfte am Sloterweg (Kat.-Nr. 44), denn<br />

sie weichen vom Rest des gezeichneten Œuvres dahingehend ab, dass sie auf relativ teurem<br />

Pergament ausgeführt sind. Aber vermutlich werden wir nie erfahren, ob die genannten Blätter<br />

tatsächlich für den Verkauf bestimmt waren.<br />

Festzuhalten ist jedenfalls, dass Rembrandts gezeichnete Landschaften bestimmt nicht zu jenen<br />

Blättern gehören, die er erschöpfend ausarbeitete, obgleich man dies eigentlich erwarten würde.<br />

Er arbeitete diesbezüglich folglich nicht für den Markt, wie dies bei vielen seiner Kollegen der<br />

Fall war. Die Gründe, die Rembrandt dazu bewogen haben, mit dem Skizzenbuch hinaus ins<br />

Freie zu ziehen, scheinen insofern nicht dieselben gewesen zu sein wie für andere Meister des<br />

17. Jahrhunderts, von denen zahlreiche Landschaftszeichnungen überliefert sind. Und auch ob<br />

Rembrandt bewusst eine Motivsammlung für den späteren Gebrauch anlegte, ist fraglich.<br />

Während seine gezeichneten Landschaften entstanden, fertigte er kurioserweise keine Gemälde<br />

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