Themenheft 2011 - Assoziation ökologischer Lebensmittel Hersteller
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28<br />
und Wasserspeicherfähigkeit verantwortlich. Der Anbau<br />
von Leguminosen, z.B. Klee, Erbsen und Bohnen,<br />
erhöht den Humusgehalt.<br />
Aus diesem komplexen Gleichgewicht wird deutlich,<br />
wie schwerwiegend Eingriffe des Menschen sein<br />
können. Bringt ein Landwirt Pestizide gegen Pilze, sogenannte<br />
Fungizide, aus, so tun sich die Bodenpilze<br />
dann schwer, dieses Stroh abzubauen. Das Stroh<br />
bleibt viel länger „unverdaut“ auf dem Boden liegen.<br />
(…) Unter normalen Bedingungen sind alle wichtigen<br />
Bodenlebewesen im Boden enthalten. Erhalten sie<br />
ihre optimalen Lebensbedingungen, so vermehren sie<br />
sich, auch wenn sie einige Zeit geruht haben. (…) 86<br />
Boden als Wasserspeicher<br />
Die Klimaveränderungen werden in Zukunft mehr<br />
Starkniederschlagsereignisse mit sich bringen, aber<br />
auch gleichzeitig eine größere Anzahl an Dürreperioden.<br />
Wie können wir unsere Böden fit machen für<br />
diese Situation? Ein Schlüssel ist die Erhöhung des<br />
Humusgehaltes. In Versuchen konnte nachgewiesen<br />
werden, dass mit Hilfe von Kompost der Boden das-<br />
Wasser besser halten kann. „Huminstoffe, also die besonders<br />
aktiven Anteile der Bodensubstanz, können<br />
das 27fache ihres Gewichtes an Wasser halten. Das<br />
zeigt die Wichtigkeit der organischen Substanz.“ 87<br />
Ein Beispiel aus der Wüste Nordafrikas zeigt, wie der<br />
Boden als Wasserspeicher genutzt werden kann. Von<br />
der SEKEM-Farm beziehen unter anderem die AoeL-<br />
Unternehmen Völkel und Lebensbaum Erzeugnisse.<br />
Helmy Abouleish<br />
Geschäftsführer der SEKEM Group/Ägypten<br />
Seit 1977 demeter-Pionier und Aktivist für<br />
Bio-Landbau und dem Kampf gegen den<br />
Klimawandel<br />
Wie in Ägypten aus Wüste fruchtbares<br />
Land wurde<br />
- von Christina Boecker -<br />
Die SEKEM Initiative wurde 1977 durch Dr. Ibrahim<br />
Abouleish in Ägypten auf etwa 60ha Wüstenland,<br />
circa 60 Kilometer nordöstlich von Kairo gegründet.<br />
Sein Ziel war es, aufbauend auf der biologisch-dynamischen<br />
Landwirtschaft im zuerst sandigen Wüstenboden,<br />
ein nachhaltiges Modell für eine ganzheitliche<br />
Gesellschaftsentwicklung aufzubauen. Heute unterhält<br />
SEKEM soziale und kulturelle Einrichtungen wie<br />
die SEKEM Schule, ein medizinischen Zentrum, ein<br />
Ausbildungszentrum, eine Kunst- und Forschungsakademie.<br />
Etwa 2000 Mitarbeiter sind in SEKEM beschäftigt.<br />
Die SEKEM-Farm wurde durch Flutbewässerung aus<br />
Brunnenwasser urbar gemacht, gedüngt wurde mit<br />
Kompost, der mit den biologisch-dynamischen Präparaten<br />
veredelt wurde. Im Laufe der Jahre konnten<br />
weitere Flächen in der Nachbarschaft erworben werden,<br />
so dass heute etwa 180 Hektar bewirtschaftet<br />
werden. Abhängig von den jeweiligen Kulturen wird<br />
inzwischen auch viel mit Sprenklern oder Tröpfchenbewässerung<br />
gearbeitet.<br />
Seit 2007 wurde die Produktion von Kompost zusammen<br />
mit der niederländischen Firma Soil & More en-<br />
86 Siehe auch: Göbel, Peter (1984): Alles über Gartenböden – Theorie, Bearbeitung, Pflege. Stuttgart. Frankch.<br />
87 Gerzabek, Martin H., Universität für Bodenkultur in Wien, (2009). In: Humus – Die vergessene Klimachance. Film der Ökoregion Kaindorf.