Themenheft 2011 - Assoziation ökologischer Lebensmittel Hersteller
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26<br />
Gesunder Boden als Potenzial<br />
Zu den größten Herausforderungen der Zukunft zählen<br />
der Erhalt der biologischen Vielfalt, der Schutz der<br />
Ressource Wasser sowie der Klimawandel. In allen<br />
drei Problemfeldern spielt der Boden eine wichtige<br />
Rolle. Wie der Bio-Landbau durch seinen schonenden<br />
Umgang mit dem Boden dazu beiträgt, diese Herausforderungen<br />
zu meistern, soll im Folgenden aufgezeigt<br />
werden.<br />
Boden als Speicher für biologische Vielfalt<br />
Der Bio-Landbau will lebendigen Boden – und bekommt<br />
ihn. 83 „Eine Mehrheit der vergleichenden Studien<br />
zeigt, dass die Anzahl Individuen, die Biomasse<br />
und teils auch die Artenzahl von Regenwürmern in<br />
biologisch bewirtschafteten Böden bedeutend höher<br />
ist als in konventionellen.“ 84 Wie das im Einzelnen geschieht,<br />
beschrieb Werner Vogt-Kaute bereits 2009<br />
in dem von der HOFPFISTEREI veröffentlichten Buch<br />
„Schatzkammer Natur“, welches ergänzend zu den<br />
vielfältigen Biodiversitäts-Projekten der ökologischen<br />
Großbäckerei herausgegeben wurde.<br />
Werner Vogt-Kaute<br />
studierte Landwirtschaft an der Fachhochschule<br />
Weihenstephan. Er arbeitet seit<br />
1989 als Berater für ökologisch wirtschaftende<br />
Landwirte beim Naturland Verband.<br />
Lebensraum Boden – unterirdische<br />
Wunderfabrik im Dunklen 85<br />
Der Aufwuchs eines Hektars fruchtbaren Bodens<br />
kann unter den klimatischen Bedingungen Bayerns<br />
zwei Kühe ernähren. Auf der gleichen Fläche leben<br />
unterhalb der Erdoberfläche in Gewicht umgerechnet<br />
vier oder auch viel mehr Kühe. Diese „unterirdischen<br />
Kühe“ bekommen wir allerdings selten zu<br />
Gesicht. Hin und wieder begegnen wir einem Regenwurm<br />
oder einem Maulwurf. Für andere Bodentiere<br />
wie Springschwänze oder Tausendfüßer müssen wir<br />
schon genauer hinschauen, um sie erkennen zu können.<br />
Für wieder andere Vertreter der Bodenfauna und<br />
Bodenflora brauchen wir zur Betrachtung ein Mikroskop.<br />
(…)<br />
Wichtig sind alle Bodenlebewesen; nur im Zusammenspiel<br />
aller Lebewesen kann der Boden leistungsfähig<br />
sein. Die Lebensweisen der Bodenlebewesen<br />
sind aber sehr unterschiedlich. Einige leben von<br />
Pflanzenresten, andere von Aas, wieder andere sind<br />
Räuber und Parasiten. Bei einigen Lebewesen scheint<br />
die wichtigste Aufgabe darin zu bestehen, von einem<br />
anderen gefressen zu werden.<br />
Die Vertreter der Bodenflora (…) leben von Kohlendioxid<br />
und atmen Sauerstoff aus. Dabei sind zahlenmäßig<br />
die Bakterien die wichtigste und vielseitigste<br />
Gruppe. Es gibt sogar Gruppen, die ohne Luft leben<br />
können. Wichtige Elemente wie Stickstoff und<br />
Schwefel werden in die pflanzenverfügbaren Formen<br />
umgewandelt. Neben den Pilzen sind Strahlenpilze<br />
und Algen weitere wichtige Vertreter der Bodenflora.<br />
Die sonst eher unscheinbaren Algen können unter<br />
extremen Bedingungen, z.B. in der Erstbesiedlung auf<br />
Steinen oder auf sehr sauren Böden, die artenreichste<br />
Gruppe sein. Dort können sie Aufgaben übernehmen,<br />
die später dann andere übernehmen, z.B. die<br />
Lösung von Sauerstoff aus der Kohlensäure des Bodenwassers<br />
oder das Sammeln von Luftstickstoff.<br />
83 vgl. Schmid, Bernhard und Schleske, Oliver (1997): Der Boden lebt. In: Politische Ökologie - Bodenlos, S. 60- 64.<br />
84 Niggli, Urs et al. (2009): Gesellschaftliche Leistungen der biologischen Landwirtschaft, Frick (Schweiz), Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), S. 16.<br />
85 Entnommen aus: Hofpfisterei und Museum Mensch (Hrsg.) (2009): „Schatzkammer Natur“, oekom Verlag München. Das Buch ist hervorgegangen aus einem Projekt<br />
der ökologischen Großbäckerei Hofpfisterei, der Ausstellung „Schatzkammer Natur“, die Bildkarten von Rita Mühlbauer mit bedrohten Tier - und Pflanzenarten zeigte.<br />
Die Karten liegen seit 7 Jahren in den Bäckereifilialen der Hofpfisterei aus.