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Themenheft 2011 - Assoziation ökologischer Lebensmittel Hersteller

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14<br />

Michael Olbrich-Majer<br />

Chefredakteur der Zeitschrift<br />

„Lebendige Erde“<br />

Das biodynamische Konzept<br />

Boden – im Ökolandbau ist das mehr als ein Substrat<br />

oder ein unterirdischer Düngervorratsbehälter. Boden<br />

und Pflanze werden im Ökolandbau als Einheit<br />

gedacht und entsprechend gefördert. Das biodynamische<br />

Verständnis von Boden geht noch weiter: der<br />

Boden ist hier ein Organ des Organismus Landwirtschaft<br />

– wie ein Zwerchfell vermittelnd zwischen Umkreis<br />

und Standortwirkungen, zwischen Kräften, vor<br />

allem der Sonne, über bzw. unter der Erde. Die Erde<br />

verlebendigen – das ist die Zielvorgabe. Kiesel, Kalk,<br />

Ton und Humus stehen dann nicht nur für Stoffanteile<br />

der Böden, sondern repräsentieren, als Kräfte<br />

betrachtet, eine standorttypische Dynamik, auf die<br />

der Landwirt Einfluss hat. Biodynamische Mittel dazu<br />

sind vor allem der Mist von Wiederkäuern wegen seiner<br />

Humus fördernden Wirkung, die Kompostierung<br />

desselben, um diese Wirkung zu verstärken. Dazu<br />

kommt der Einsatz biodynamischer Präparate bei der<br />

Kompostierung und im Feld zum Bodenaufbau bzw.<br />

zum Harmonisieren und Intensivieren der Interaktion<br />

Boden-Pflanze.<br />

Diese den Bodenaufbau fördernde Futter-Mist-Spirale<br />

biodynamischer Betriebe in Verbindung mit Fruchtfolge<br />

und Leguminosenanbau sowie Präparaten<br />

führt am effektivsten zu lebendigen Böden, wie verschiedene<br />

Langzeitversuche (u.a. in Science Vol 296,<br />

31.5.2002) belegen. Dabei wirkt die Pflanze bei der<br />

Belebung des Bodens aktiv mit, etwa durch ausgeprägte<br />

Mykorrhiza, weshalb die Maßnahmen der Demeter-Betriebe<br />

die Umkreiskräfte hinsichtlich Gestalt,<br />

Wachstum, Reife und Belebung standortbezogen<br />

unterstützen. Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise<br />

wurde vom Gründer der Anthroposophie, Rudolf<br />

Steiner, bereits 1924 formuliert und ist intensiv<br />

erforscht. 57<br />

Bio sorgt sich um lebendigen Boden<br />

Das A und O für die ökologische Landbewirtschaftung<br />

ist ein lebendiger Boden, das heißt eine reiche<br />

Flora und Fauna im Boden, welche das Ökosystem<br />

unter und über der Erde stabil hält. Im Gegensatz zum<br />

intensiven Ackerbau, der die Naturkreisläufe durch<br />

die Zusetzung von Kunstdünger und sogenannten<br />

Pflanzenschutzmitteln teilweise ersetzt, versucht der<br />

ökologische Ackerbau nicht gegen, sondern zusammen<br />

mit der Natur zu arbeiten. 58 Er vereint eine Reihe<br />

von Maßnahmen, die direkt dem Aufbau von Humus<br />

zugutekommen, indem natürliche Stoffkreisläufe genutzt<br />

werden: Vielfältige Fruchtfolgen, permanente<br />

Bodenbedeckung, Zufuhr organischer Substanz und<br />

reduzierte Bodenbearbeitung gehören dazu. 59<br />

Ein lebendiger Boden wird im Bio-Landbau auch<br />

durch Mischkulturen erreicht. So ergänzen sich<br />

beispielsweise Erbse und Leindotter mit ihren unterschiedlichen<br />

Wurzelsystemen und bilden überirdisch<br />

ein Rankgerüst, das Wind und Wetter aushält. Die<br />

Folge ist, dass Pflanzenkrankheiten besser abgewehrt<br />

werden können. Spritzmittel und starke Bodenbearbeitung<br />

werden überflüssig. 60<br />

55 vgl. Günter, Armin (2004): Ökologischer Landbau – Die Wertschöpfungskette der Biokarotte (Diplomarbeit), TU München.<br />

56 Präparate, u.a. mit Heilpflanzen hergestellt, sind ein Kernelement der Demeter-Landwirtschaft. Zur Verwendung, zu Praxiserfahrungen und Forschungsergebnissen<br />

mehr in Lebendige Erde. März/April <strong>2011</strong>. Zu Forschung http://www.lebendigeerde.de/fileadmin/lebendigeerde/pdf/<strong>2011</strong>/Forschung_<strong>2011</strong>-2.pdf . Siehe auch: Von<br />

Wistinghausen, Corinna et. al. (2007) Anleitung zur Herstellung der Biologisch-Dynamischen Präparate. Arbeitsheft Nr. 1. 4. erweiterte Auflage. Darmstadt: Verlag<br />

Lebendige Erde.<br />

57 Steiner geht davon aus, dass der Kosmos mit seinen Mondphasen und Sonnenbahnen die Lebensvorgänge auf der Erde mitbestimmt.<br />

58 Dazu auch: Hampl, Ulrich (1997): Zeitgemäß und standortgerecht – Ökologischer Landbau als Leitbild für nachhaltige Bodennutzung. In: Politische Ökologie - Bodenlos,<br />

S. 80-84.<br />

59 vgl. Niggli, Urs et al. (2009): Gesellschaftliche Leistungen der biologischen Landwirtschaft, Frick (Schweiz), Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), S. 15.<br />

60 Birnstingl-Gottinger, Birgit, der Arge Kreislaufwirtschaft und Mischkulturen (2009), In: Humus – Die vergessene Klimachance. Film der Ökoregion Kaindorf.

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