Themenheft 2011 - Assoziation ökologischer Lebensmittel Hersteller
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Michael Olbrich-Majer<br />
Chefredakteur der Zeitschrift<br />
„Lebendige Erde“<br />
Das biodynamische Konzept<br />
Boden – im Ökolandbau ist das mehr als ein Substrat<br />
oder ein unterirdischer Düngervorratsbehälter. Boden<br />
und Pflanze werden im Ökolandbau als Einheit<br />
gedacht und entsprechend gefördert. Das biodynamische<br />
Verständnis von Boden geht noch weiter: der<br />
Boden ist hier ein Organ des Organismus Landwirtschaft<br />
– wie ein Zwerchfell vermittelnd zwischen Umkreis<br />
und Standortwirkungen, zwischen Kräften, vor<br />
allem der Sonne, über bzw. unter der Erde. Die Erde<br />
verlebendigen – das ist die Zielvorgabe. Kiesel, Kalk,<br />
Ton und Humus stehen dann nicht nur für Stoffanteile<br />
der Böden, sondern repräsentieren, als Kräfte<br />
betrachtet, eine standorttypische Dynamik, auf die<br />
der Landwirt Einfluss hat. Biodynamische Mittel dazu<br />
sind vor allem der Mist von Wiederkäuern wegen seiner<br />
Humus fördernden Wirkung, die Kompostierung<br />
desselben, um diese Wirkung zu verstärken. Dazu<br />
kommt der Einsatz biodynamischer Präparate bei der<br />
Kompostierung und im Feld zum Bodenaufbau bzw.<br />
zum Harmonisieren und Intensivieren der Interaktion<br />
Boden-Pflanze.<br />
Diese den Bodenaufbau fördernde Futter-Mist-Spirale<br />
biodynamischer Betriebe in Verbindung mit Fruchtfolge<br />
und Leguminosenanbau sowie Präparaten<br />
führt am effektivsten zu lebendigen Böden, wie verschiedene<br />
Langzeitversuche (u.a. in Science Vol 296,<br />
31.5.2002) belegen. Dabei wirkt die Pflanze bei der<br />
Belebung des Bodens aktiv mit, etwa durch ausgeprägte<br />
Mykorrhiza, weshalb die Maßnahmen der Demeter-Betriebe<br />
die Umkreiskräfte hinsichtlich Gestalt,<br />
Wachstum, Reife und Belebung standortbezogen<br />
unterstützen. Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise<br />
wurde vom Gründer der Anthroposophie, Rudolf<br />
Steiner, bereits 1924 formuliert und ist intensiv<br />
erforscht. 57<br />
Bio sorgt sich um lebendigen Boden<br />
Das A und O für die ökologische Landbewirtschaftung<br />
ist ein lebendiger Boden, das heißt eine reiche<br />
Flora und Fauna im Boden, welche das Ökosystem<br />
unter und über der Erde stabil hält. Im Gegensatz zum<br />
intensiven Ackerbau, der die Naturkreisläufe durch<br />
die Zusetzung von Kunstdünger und sogenannten<br />
Pflanzenschutzmitteln teilweise ersetzt, versucht der<br />
ökologische Ackerbau nicht gegen, sondern zusammen<br />
mit der Natur zu arbeiten. 58 Er vereint eine Reihe<br />
von Maßnahmen, die direkt dem Aufbau von Humus<br />
zugutekommen, indem natürliche Stoffkreisläufe genutzt<br />
werden: Vielfältige Fruchtfolgen, permanente<br />
Bodenbedeckung, Zufuhr organischer Substanz und<br />
reduzierte Bodenbearbeitung gehören dazu. 59<br />
Ein lebendiger Boden wird im Bio-Landbau auch<br />
durch Mischkulturen erreicht. So ergänzen sich<br />
beispielsweise Erbse und Leindotter mit ihren unterschiedlichen<br />
Wurzelsystemen und bilden überirdisch<br />
ein Rankgerüst, das Wind und Wetter aushält. Die<br />
Folge ist, dass Pflanzenkrankheiten besser abgewehrt<br />
werden können. Spritzmittel und starke Bodenbearbeitung<br />
werden überflüssig. 60<br />
55 vgl. Günter, Armin (2004): Ökologischer Landbau – Die Wertschöpfungskette der Biokarotte (Diplomarbeit), TU München.<br />
56 Präparate, u.a. mit Heilpflanzen hergestellt, sind ein Kernelement der Demeter-Landwirtschaft. Zur Verwendung, zu Praxiserfahrungen und Forschungsergebnissen<br />
mehr in Lebendige Erde. März/April <strong>2011</strong>. Zu Forschung http://www.lebendigeerde.de/fileadmin/lebendigeerde/pdf/<strong>2011</strong>/Forschung_<strong>2011</strong>-2.pdf . Siehe auch: Von<br />
Wistinghausen, Corinna et. al. (2007) Anleitung zur Herstellung der Biologisch-Dynamischen Präparate. Arbeitsheft Nr. 1. 4. erweiterte Auflage. Darmstadt: Verlag<br />
Lebendige Erde.<br />
57 Steiner geht davon aus, dass der Kosmos mit seinen Mondphasen und Sonnenbahnen die Lebensvorgänge auf der Erde mitbestimmt.<br />
58 Dazu auch: Hampl, Ulrich (1997): Zeitgemäß und standortgerecht – Ökologischer Landbau als Leitbild für nachhaltige Bodennutzung. In: Politische Ökologie - Bodenlos,<br />
S. 80-84.<br />
59 vgl. Niggli, Urs et al. (2009): Gesellschaftliche Leistungen der biologischen Landwirtschaft, Frick (Schweiz), Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), S. 15.<br />
60 Birnstingl-Gottinger, Birgit, der Arge Kreislaufwirtschaft und Mischkulturen (2009), In: Humus – Die vergessene Klimachance. Film der Ökoregion Kaindorf.