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Max-Planck-Institut für Astronomie - Jahresbericht 2007

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lare Strahlungsfeld angeregt und hängen deshalb von<br />

der vertikalen Struktur und dem Turbulenzzustand der<br />

Scheibe ab (Dullemond et al. <strong>2007</strong>). Diese Linien lassen<br />

sich leichter in Scheiben um heiße Herbig Ae /Be­Sterne<br />

mittlerer Masse als bei kühlen, sonnenähnlichen T­Tauri­<br />

Sternen beobachten (z.B. Acke & van den Ancker 2004,<br />

Geers et al. <strong>2007</strong>, Sicilia­Aguilar et al. <strong>2007</strong>).<br />

Verschiedene, bei 10 – 30 mm in Emission beobachtete<br />

Bänder gehören zu amorphen und kristallinen Silikaten<br />

bei Temperaturen zwischen 100 und 300 Kelvin mit variierenden<br />

Fe /Mg­Verhältnissen, sowie Kornstruktur und<br />

­größe (z.B. van Boekel et al. 2004, Natta et al. <strong>2007</strong>,<br />

Bouwman et al. 2008, Voshchinnikov & Henning 2008).<br />

Die Zusammensetzung des heißen Gases in der inneren<br />

Scheibe lässt sich aus Beobachtungen der Rotations­ und<br />

Vibrationsübergänge von CO, CO 2 , C 2 H 2 , HCN und seit<br />

Kurzem Wasser und OH ableiten und lässt vermuten,<br />

dass hier eine komplexe, von endothermen Reaktionen<br />

angetriebene Chemie abläuft (Brittain et al. 2003, Lahuis<br />

et al. 2006, Eisner <strong>2007</strong>, Salyk et al. 2008). Mit zunehmender<br />

Entfernung zum Stern wird die Scheibe kälter<br />

und die meisten Moleküle kleben an Staubkörnern und<br />

frieren in Eismänteln aus. Der Hauptbestandteil dieser<br />

Ummantelung ist Wasser, mit Spuren anderer flüchtiger<br />

Stoffe wie CO, CO 2 , NH 3 , CH 4 , H 2 CO, HCOOH<br />

und CH 3 OH * (Zasowski et al. <strong>2007</strong>). Typische relative<br />

Häufigkeiten dieser geringeren Bestandteile liegen bei<br />

0.5 bis 10 Prozent der Häufigkeit von Wasser.<br />

Abb. III.3.2: Links – Die beobachtete integrierte Intensitätskarte<br />

des H 2 CO (3–2) in der DM­Tauri­Scheibe zeigt eine asymmetrische<br />

und hüllenähnliche Verteilung mit einem chemischen<br />

inneren »Loch« mit einem Radius von 100 AE. Rechts – Die<br />

gleichen Eigenschaften erscheinen in der synthetischen Karte<br />

der integrierten Intensität des Para­H 2 CO (4 – 3), das mit einem<br />

realistischen physikalischen und chemischen Scheibenmodell<br />

und dem Strahlentransport in den Linien erzeugt wird.<br />

181010<br />

4h33m49. s 0 48. s 5<br />

Rektaszension<br />

0.05<br />

0<br />

Intensität [Jy beam –1 (km/s) –1 ]<br />

Chemische Struktur der Scheibe<br />

III.3 Chemie in protoplanetaren Scheiben 85<br />

Die chemische Entwicklung protoplanetarer Scheiben<br />

wurde anhand robuster chemischer Modelle eingehend<br />

untersucht (Willacy et al. 1998, Aikawa & Herbst 1999,<br />

Willacy & Langer 2000, Aikawa et al. 2002, Bergin et<br />

al. 2003, van Zadelhoff et al. 2003, Ilgner et al. 2004,<br />

Semenov et al. 2004, Willacy et al. 2006, Ilgner & Nelson<br />

2008). Das heutige, auf einem stabilen Zustand der<br />

Scheibenstruktur basierende theoretische Bild teilt die<br />

Scheibe in drei Zonen ein (siehe Abb. III.3.1). Bevor sich<br />

Planeten gebildet haben und das Scheibengas verflüchtigt<br />

ist, wird die dichte Mittelebene gut gegen die energiereiche<br />

stellare und interstellare Strahlung abgeschirmt.<br />

Während der innere Teil durch Akkretion aufgeheizt werden<br />

kann, ist die äußere Zone mit einer Temperatur von<br />

ca. 10 bis 20 Kelvin kalt. Die einzigen Ionisationsquellen<br />

sind Teilchen der kosmischen Strahlung und der Zerfall<br />

kurzlebiger Radionuklide, sodass die Materie bei einem<br />

geringen Maß an Turbulenz nahezu neutral bleibt. Die<br />

molekulare Komplexität in der Mittelebene wird durch<br />

Ionenmolekül­ und Oberflächenreaktionen bestimmt,<br />

wobei die meisten Moleküle auf den Körnern sitzen.<br />

Neben der Mittelebene befindet sich eine wärmere Zone,<br />

die teilweise gegen die stellare und interstellare UV­ und<br />

Röntgenstrahlung abgeschirmt ist. Der komplexe Wechsel<br />

zwischen mit hoher Effizienz gebildeten Molekülen in<br />

der Gasphase, Akkretion auf Stauboberflächen, schnellen<br />

Oberflächenreaktionen und nicht zu vernachlässigender<br />

Desorption führt zu einer reichhaltigen Chemie<br />

(siehe Bergin et al. <strong>2007</strong>). Der innere Teil (10 bis 20 AE)<br />

dieser Region in den Scheiben um T­Tauri­Sterne kann<br />

durch stellare Röntgenstrahlung erheblich ionisiert werden.<br />

Die molekulare Zwischenschicht weist eine ausreichende<br />

Dichte aus (ca. 10 5 bis 10 6 cm –3 ), um die<br />

meisten der beobachteten Emissionslinien an zu regen.<br />

Darüber befindet sich eine heiße und erheblich bestrahlte<br />

Oberflächenschicht, in der C , leichte Koh len was ser­<br />

2<br />

2.13<br />

2<br />

1<br />

0

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