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Max-Planck-Institut für Astronomie - Jahresbericht 2007

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66<br />

III. Ausgewählte Forschungsgebiete<br />

III.1 Gas und Staub in nahen Galaxien<br />

Die Kombination aus Durchmusterungen, die mit Weltraumteleskopen<br />

wie Spitzer und Ga l e x durchgeführt wurden,<br />

mit umfangreichen bodengebundenen Be ob achtungs<br />

programmen hat unseren Blick auf nahe Ga la xien<br />

in den letzten Jahren geschärft und erweitert. For scher<br />

am MPIA nutzen diese neuen Daten, um das Zu sammen<br />

spiel zwischen großräumigen Strukturen, dem inter<br />

stel laren Medium und der Entstehung von Sternen in<br />

na hen Galaxien zu untersuchen. Zu den Höhepunkten<br />

des Jahres <strong>2007</strong> zählten: umfangreiche wissenschaftli<br />

che Erkenntnisse, die durch die vom MPIA geleitete<br />

HI­Durch musterung naher Galaxien gewonnen wurden;<br />

ers te mit dem Large Binocular Telescope erzielte wissen<br />

schaftliche Ergebnisse zur Charakterisierung des<br />

stel la ren Feedbacks auf das Interstellare Me dium und die<br />

In an griff nah me eines neuen großen Be ob ach tungs programms<br />

zur Kartierung des molekularen Gas ge halts der<br />

Ga la xien aus der th i n G S­Stichprobe unter Ver wendung<br />

des 30­m­Radioteleskops ir a m.<br />

Studien naher Galaxien stellen eine einzigartige Nische<br />

in der astronomischen Landschaft dar. Sie verbinden detaillierte<br />

Kenntnisse der Entstehung von Sternen und<br />

des in der Milchstraße aufgebauten interstellaren Mediums<br />

(ISM) mit der Entwicklung von Galaxien, die<br />

an hand anspruchsvoller Beobachtungen an weit entfern<br />

ten Galaxien und Objekten hoher Rotverschiebung<br />

un ter sucht wurde. Für die Überprüfung astrophysika lischer<br />

Theorien bieten diese eine eindeutige Geometrie<br />

und eine Vielfalt physikalischer Umgebungen, die in<br />

der Milchstraße nicht gegeben sind. Hinzu kommt ihre<br />

ge ringe Entfernung, die eine gute Empfindlichkeit und<br />

räum liche Auflösung bei vielen verschiedenen Wel lenlängen<br />

ermöglicht.<br />

In der Milchstraße wurden wichtige Fortschritte in der<br />

Erforschung der Sternentstehung aus Molekülwolken erzielt.<br />

Beobachtungen mit erheblich gesteigerter Auf lösung<br />

und Empfindlichkeit bieten eine detaillierte Ansicht<br />

der nächstgelegenen Sternentstehungsgebiete. Astro<br />

nomen können den Prozess der Sternentstehung bis<br />

ins Kleinste verfolgen und sogar Ausflüsse aus einzelnen<br />

jungen Sternen sowie die zirkumstellaren Scheiben, in<br />

denen Planeten entstehen können, abbilden. Karten der<br />

Staub­ und Gasverteilung in Molekülwolken werden den<br />

Ursprung der stellaren Massenverteilung anhand der Unter<br />

strukturen der Wolke verständlich machen.<br />

Aufgrund unserer Stellung innerhalb der galaktischen<br />

Scheibe der Galaxis ist es bei lokalen Beobachtungen jedoch<br />

schwierig einen Überblick zu gewinnen. Die Pro­<br />

zesse, durch die sich Molekülwolken bilden, wie lange<br />

diese leben, wie sie sich in verschiedenen Umgebungen<br />

verhalten, und die Auswirkungen der sich daraus ergebenden<br />

Sternbildung auf das ISM lassen sich in unserer<br />

eigenen Galaxis nur schwer untersuchen. Unklarheit<br />

über die Entfernungen, Extinktion durch interstellaren<br />

Staub und die Überlagerung der Objekte in der Sichtlinie<br />

schränken die Möglichkeiten der Untersuchungen der<br />

nächstgelegenen Sternentstehungsregionen ein.<br />

Andererseits können <strong>für</strong> Untersuchungen der Entwick<br />

lung von Galaxien jetzt umfangreiche statistische<br />

Da ten genutzt werden. Hunderttausende Galaxien können<br />

zur Messung der Demografie der Galaxienpopulation<br />

mit hoher Präzision herangezogen werden. Gleichzeitig<br />

hat die Kombination aus leistungsfähigen numerischen<br />

Simulationen und Beobachtungen ein fundiertes<br />

Verständnis der Entstehung und Entwicklung großer<br />

Strukturen ermöglicht. Mit Hilfe der leistungsfähigsten<br />

Radio­ und optischen Teleskope können Astronomen jetzt<br />

riesige Gasvorkommen und heftige Sternbildung weniger<br />

als eine Milliarde Jahre nach dem Urknall entdecken.<br />

Hierdurch verfügen wir jetzt über genaue Kenntnisse der<br />

Herkunft und Entwicklung von Galaxienpopulationen<br />

auf kosmologischer Skala.<br />

Galaxiendurchmusterungen und Beobachtungen bei<br />

hohen Rotverschiebungen ermöglichen jedoch üblicherweise<br />

keine Auflösung einzelner sternbildender Mole külwol<br />

ken. Auch fallen diese Prozesse durch das Raster der<br />

meisten numerischen Simulationen. Zudem ist die <strong>für</strong> die<br />

Charakterisierung des ISM erforderliche Kombination aus<br />

detaillierten Infrarot­ und Radiomessungen auch <strong>für</strong> nahe<br />

Galaxien schwer zu erzielen. Auf große Entfernungen ist<br />

die räumliche Auflösung der Verteilung von Staub und<br />

Gas auf der <strong>für</strong> die Sternbildung relevanten Skala mit der<br />

aktuellen Technologie einfach nicht möglich. Aus diesem<br />

Grund werden die Prozesse der Wolken­ und Stern­<br />

bildung und des stellaren Feedbacks außerhalb der<br />

Lokalen Gruppe üblicherweise nicht direkt beobachtet.<br />

Untersuchungen naher Galaxien füllen die Lücke zwischen<br />

diesen beiden Feldern (und verknüpfen damit die<br />

Forschungen beider Abteilungen des MPIA auf vielfältige<br />

Weise). Unser Blick auf diese Systeme und insbesondere<br />

auf die Galaxien, die wir 'von oben' betrachten,<br />

ist weitestgehend frei von Unsicherheiten bezüglich<br />

der Entfernungen und der interstellaren Extinktion,<br />

die die Beobachtung galaktischer Objekte beeinträchtigen.<br />

So ist es möglich, ein Bild der Massenbilanz, des<br />

Lebenszyklus der Sterne oder der verschiedenen Phasen<br />

des Interstellaren Mediums zu erstellen, aus dem mit ei­

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