Max-Planck-Institut für Astronomie - Jahresbericht 2007
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Abb. II.7.2: Ein 22 mal 22 Quadratgrad großes Feld des SDSS<br />
<strong>für</strong> Sterne (links) und Galaxien (rechts). Ursa Major I und<br />
Willman 1 (Kreise), zwei bekannte Satellitensysteme unserer<br />
Milchstraße, werden von dem Programm ebenso gefunden wie<br />
zwei ferne Galaxienhaufen (Rauten).<br />
Heutige kosmologische Modelle beschreiben die Entstehung<br />
von Galaxien unter der Einwirkung von kalter<br />
Dunkler Materie. Demnach existierten im frühen Univer<br />
sum riesige Wolken aus Dunkler Materie, die als<br />
»Gravitationsfallen« <strong>für</strong> die normale baryonische Ma terie<br />
wirkten. Die Galaxien entstanden deshalb in den Zentren<br />
großer Halos aus Dunkler Materie. Allerdings waren<br />
die se Halos keine isolierten Gebilde, sondern sie wechsel<br />
wirk ten miteinander: Kleine Halos verschmolzen zu<br />
größeren oder gingen in den größeren auf. Ein Teil der<br />
kleinen Halos existierte aber weiter und umkreiste die<br />
großen Halos auf Satellitenbahnen. Während sich in den<br />
zentralen Halos große Galaxien bildeten, sollten in den<br />
Satellitenhalos Zwerggalaxien entstanden sein.<br />
Computersimulationen deuteten bereits 1999 darauf<br />
hin, dass eine Galaxie wie unser Milchstraßensystem inner<br />
halb eines Radius von etwa zwei Millionen Licht jahren<br />
von rund 50 Zwerggalaxien umgeben sein sollte. Die<br />
Lokale Gruppe sollte innerhalb eines Radius von fünf<br />
Millionen Lichtjahren sogar an die 300 solcher Sa tel liten<br />
galaxien enthalten. Diese Vorhersage steht im deutlichen<br />
Widerspruch zu den Beobachtungen: Bis vor wenigen<br />
Jahren waren nur neun Zwerggalaxien bekannt.<br />
Auf theoretischer Seite wurden viele Möglichkeiten<br />
diskutiert, um diese Diskrepanz zu erklären. So wurde<br />
beispielsweise vermutet, dass in manchen Satellitenhalos<br />
die Sternentstehung aus ungeklärten Gründen unterdrückt<br />
war, was zu einer großen Zahl dunkler, unsichtbarer<br />
Materieansammlungen geführt hat. Gleichzeitig war aber<br />
auch klar, dass die Entdeckung von Zwerggalaxien nur<br />
sehr eingeschränkt möglich war. Schließlich wurde mit<br />
dem Sloan Digital Sky Survey (SDSS), an dem das MPIA<br />
beteiligt ist, erstmals ein adäquates Instrumentarium verfügbar.<br />
Abb. II.7.3: Volumenkorrigierte Leuchtkraftfunktion <strong>für</strong> eine<br />
Ma ximalentfernung von 900 000 Lichtjahren (280 kpc). Durchge<br />
zogene Linie mit offenen Kreisen: Grenzgröße r 22.0 mag,<br />
ge strichelte Kurve: Grenzgröße: r 22.5. Die rote und blaue<br />
Li nie zeigen die Ergebnisse von zwei Modellrechnungen zur<br />
Ent stehung von Zwerggalaxien.<br />
dN/dM v<br />
II.7. Zwerggalaxien – die fehlenden Satelliten der Milchsraße 51<br />
100<br />
10<br />
1<br />
0.1<br />
0<br />
innerhalb 280kpc<br />
–5 –10<br />
Mv [mag]<br />
–15 –20