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Max-Planck-Institut für Astronomie - Jahresbericht 2007

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44 II. Highlights<br />

g [mag]<br />

18<br />

20<br />

22<br />

24<br />

26<br />

–1<br />

–0.5 0 0.5<br />

g–r [mag]<br />

Abb. II.5.5: Links: Das Farben-Helligkeitsdiagramm der<br />

Zwerggalaxie Leo T mit Entwicklungsmodellen; rechts: Die<br />

Entwicklung der Sternentstehungsrate und der Metallizität.<br />

und den erwähnten spektroskopischen Untersuchungen<br />

der Gruppe um Ibata. Demnach muss man davon ausgehen,<br />

dass die beiden Sterngruppen sich auch kinematisch<br />

unterscheiden. Schon diese ersten Studien offenbaren<br />

demnach eine komplexe Entwicklungsgeschichte dieser<br />

weit entfernten Zwerggalaxie, die schon in Kürze weitere<br />

Beobachtungen nach sich ziehen wird.<br />

Die ebenfalls im Rahmen des SDSS entdeckte Zwerggalaxie<br />

Leo T stellt an die Beobachtungen erhebliche Anforderungen,<br />

denn mit 1.38 Millionen Lichtjahren ist sie<br />

die mit Abstand entfernteste bekannte Zwerggalaxie.<br />

Auch hier ermöglichten die Aufnahmen mit dem LBT<br />

ei ne tiefgehende Photometrie. Das FHD (Abb. II.5.5<br />

links) erwies sich als ziemlich komplex und ließ sich<br />

nur als Überlagerung mehrerer Populationen darstellen.<br />

Dem nach existiert dort eine sehr junge Sterngeneration<br />

mit einem Alter zwischen 400 Milionen und einer Milliar<br />

de Jahren und eine wesentlich ältere Population. Eine<br />

genauere Analyse deutet darauf hin, dass es in die ser<br />

Zwerggalaxie eine lang andauernde Phase der Stern entste<br />

hung gab, die vor etwa fünf Milliarden Jahren ende te.<br />

Vor etwa einer Milliarde Jahren setzte eine neue Sternentstehungsphase<br />

ein, die sich bis vor etwa 400 Mil lionen<br />

Jahren hinzog. Erstaunlicherweise änderte sich die<br />

Metallizität der Sterne von der ersten zur zweiten Sternent<br />

ste hungsphase nicht signifikant (Abb. II.5.5 rechts).<br />

Diese ersten Beobachtungen haben die Leistungsfähigkeit<br />

des LBT eindrucksvoll unter Beweis gestellt.<br />

Gleichzeitig erwiesen sich die untersuchten Zwerggalaxien<br />

als sehr interessant, und die Ergebnisse werfen eine<br />

Reihe von Fragen auf: Warum haben sich diese Zwerggalaxien<br />

so unterschiedlich entwickelt? Wie lässt sich ihre<br />

[Fe/H] Relative SFR<br />

1 1.5 0<br />

5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

0<br />

–0.5<br />

–1<br />

–1.5<br />

–2<br />

10<br />

Alter [Ga]<br />

Evolution in das gesamte Entwicklungsszenario <strong>für</strong> unsere<br />

Galaxis einfügen? Welche Rolle haben die Halos aus-<br />

Dunkler Materie hierbei gespielt?<br />

Diesen Fragen wird die Gruppe des MPIA weiter<br />

nach gehen. LBT-Beobachtungen der Zwerggalaxien Leo<br />

II und Ursa Major II liegen bereits vor und werden auf die<br />

beschriebene Art und Weise analysiert. Beobachtungen<br />

weiterer Zwerggalaxien wurden bereits beantragt, um ein<br />

umfassendes Bild von möglichst allen Zwerggalaxien zu<br />

erhalten. Dies sollte weitere Aufschlüsse über die Entwicklung<br />

dieser lichtschwachen Sternsysteme geben.<br />

Geplant sind zudem weitere Beobachtungen der Herkules-Zwerggalaxie,<br />

mit denen man der Frage nach gehen<br />

will, ob wirklich die Gezeitenkräfte des Milch stra ßen systems<br />

diese Galaxie verformt haben. Sollte dies der Fall<br />

sein, so müssten sich weitere Sterne finden lassen, die<br />

aus der Galaxie herausgezogen wurden und nun einen<br />

»Ge zeitenschweif« bilden.<br />

In der Zukunft hoffen die Astronomen, im Rah men<br />

des Projektes Pansta r r s 1, an dem das MPIA beteiligt<br />

ist, weitere Zwerggalaxien zu entdecken. Diese könnten<br />

dann ebenfalls mit dem LBT detailliert untersucht werden.<br />

Matthew G. Coleman, Jelte T. A. De Jong,<br />

Nicolas F. Martin, Hans-Walter Rix,<br />

Eric F. Bell, Hans Hippelein.<br />

In Zusammenarbeit mit:<br />

Steward Observatory, Tucson (USA),<br />

Ohio State University, Columbus (USA),<br />

Osservatorio Astronomico di Roma, Rom,<br />

Osservatorio Astronomico di Padova, Padua,<br />

Osservatorio Astronomico di Trieste, Triest (Italien),<br />

Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics,<br />

Cambridge (USA),<br />

MPI <strong>für</strong> Extraterrestrische Physik, Garching<br />

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