Max-Planck-Institut für Astronomie - Jahresbericht 2007
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44 II. Highlights<br />
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–0.5 0 0.5<br />
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Abb. II.5.5: Links: Das Farben-Helligkeitsdiagramm der<br />
Zwerggalaxie Leo T mit Entwicklungsmodellen; rechts: Die<br />
Entwicklung der Sternentstehungsrate und der Metallizität.<br />
und den erwähnten spektroskopischen Untersuchungen<br />
der Gruppe um Ibata. Demnach muss man davon ausgehen,<br />
dass die beiden Sterngruppen sich auch kinematisch<br />
unterscheiden. Schon diese ersten Studien offenbaren<br />
demnach eine komplexe Entwicklungsgeschichte dieser<br />
weit entfernten Zwerggalaxie, die schon in Kürze weitere<br />
Beobachtungen nach sich ziehen wird.<br />
Die ebenfalls im Rahmen des SDSS entdeckte Zwerggalaxie<br />
Leo T stellt an die Beobachtungen erhebliche Anforderungen,<br />
denn mit 1.38 Millionen Lichtjahren ist sie<br />
die mit Abstand entfernteste bekannte Zwerggalaxie.<br />
Auch hier ermöglichten die Aufnahmen mit dem LBT<br />
ei ne tiefgehende Photometrie. Das FHD (Abb. II.5.5<br />
links) erwies sich als ziemlich komplex und ließ sich<br />
nur als Überlagerung mehrerer Populationen darstellen.<br />
Dem nach existiert dort eine sehr junge Sterngeneration<br />
mit einem Alter zwischen 400 Milionen und einer Milliar<br />
de Jahren und eine wesentlich ältere Population. Eine<br />
genauere Analyse deutet darauf hin, dass es in die ser<br />
Zwerggalaxie eine lang andauernde Phase der Stern entste<br />
hung gab, die vor etwa fünf Milliarden Jahren ende te.<br />
Vor etwa einer Milliarde Jahren setzte eine neue Sternentstehungsphase<br />
ein, die sich bis vor etwa 400 Mil lionen<br />
Jahren hinzog. Erstaunlicherweise änderte sich die<br />
Metallizität der Sterne von der ersten zur zweiten Sternent<br />
ste hungsphase nicht signifikant (Abb. II.5.5 rechts).<br />
Diese ersten Beobachtungen haben die Leistungsfähigkeit<br />
des LBT eindrucksvoll unter Beweis gestellt.<br />
Gleichzeitig erwiesen sich die untersuchten Zwerggalaxien<br />
als sehr interessant, und die Ergebnisse werfen eine<br />
Reihe von Fragen auf: Warum haben sich diese Zwerggalaxien<br />
so unterschiedlich entwickelt? Wie lässt sich ihre<br />
[Fe/H] Relative SFR<br />
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Alter [Ga]<br />
Evolution in das gesamte Entwicklungsszenario <strong>für</strong> unsere<br />
Galaxis einfügen? Welche Rolle haben die Halos aus-<br />
Dunkler Materie hierbei gespielt?<br />
Diesen Fragen wird die Gruppe des MPIA weiter<br />
nach gehen. LBT-Beobachtungen der Zwerggalaxien Leo<br />
II und Ursa Major II liegen bereits vor und werden auf die<br />
beschriebene Art und Weise analysiert. Beobachtungen<br />
weiterer Zwerggalaxien wurden bereits beantragt, um ein<br />
umfassendes Bild von möglichst allen Zwerggalaxien zu<br />
erhalten. Dies sollte weitere Aufschlüsse über die Entwicklung<br />
dieser lichtschwachen Sternsysteme geben.<br />
Geplant sind zudem weitere Beobachtungen der Herkules-Zwerggalaxie,<br />
mit denen man der Frage nach gehen<br />
will, ob wirklich die Gezeitenkräfte des Milch stra ßen systems<br />
diese Galaxie verformt haben. Sollte dies der Fall<br />
sein, so müssten sich weitere Sterne finden lassen, die<br />
aus der Galaxie herausgezogen wurden und nun einen<br />
»Ge zeitenschweif« bilden.<br />
In der Zukunft hoffen die Astronomen, im Rah men<br />
des Projektes Pansta r r s 1, an dem das MPIA beteiligt<br />
ist, weitere Zwerggalaxien zu entdecken. Diese könnten<br />
dann ebenfalls mit dem LBT detailliert untersucht werden.<br />
Matthew G. Coleman, Jelte T. A. De Jong,<br />
Nicolas F. Martin, Hans-Walter Rix,<br />
Eric F. Bell, Hans Hippelein.<br />
In Zusammenarbeit mit:<br />
Steward Observatory, Tucson (USA),<br />
Ohio State University, Columbus (USA),<br />
Osservatorio Astronomico di Roma, Rom,<br />
Osservatorio Astronomico di Padova, Padua,<br />
Osservatorio Astronomico di Trieste, Triest (Italien),<br />
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics,<br />
Cambridge (USA),<br />
MPI <strong>für</strong> Extraterrestrische Physik, Garching<br />
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