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Max-Planck-Institut für Astronomie - Jahresbericht 2007

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II.4 Erstes kalibriertes Spektrum eines extrasolaren Planeten<br />

Nach dem indirekten Nachweis eines extrasolaren<br />

Planeten im Jahre 1995 tauchte bei den Astronomen umgehend<br />

der Wunsch auf, weitere dieser Himmelskörper<br />

zu entdecken und diese dann spektroskopisch zu untersuchen,<br />

um so die Zusammensetzung ihrer Atmosphären<br />

zu ermitteln. Wegen des enormen Helligkeitskontrastes<br />

zwischen Stern und Planet und ihres sehr geringen<br />

gegenseitigen Abstandes ist dieses Unterfangen jedoch<br />

extrem schwierig und liegt in fast allen Fällen jenseits<br />

des technisch Möglichen. Einem Astronomenteam<br />

um Mark Swain vom Jet Propulsion Laboratory und<br />

Jeroen Bouwman vom MPIA ist es nun gelungen, von<br />

dem Exoplaneten HD 209458b ein Spektrum im mittleren<br />

Infrarot zu gewinnen. Es ist das erste Spektrum<br />

eines Planeten überhaupt, das den Strahlungsfluss in<br />

absoluten Einheiten liefert. Diese Daten lassen bereits<br />

einige vorsichtige Schlüsse über die Atmosphäre dieses<br />

»Heißen Jupiter« zu.<br />

Da die Bilder des Sterns und seines Planeten praktisch<br />

zusammenfallen, überlagern sich auch deren Spektren.<br />

Man muss sie mit Hilfe trickreicher Techniken voneinander<br />

trennen, um Informationen über den Planeten zu<br />

erhalten. Hier<strong>für</strong> gibt es drei Methoden, die alle nur bei<br />

sogenannten Transitplaneten anwendbar sind. Das sind<br />

Abb. II.4.1: Schema der Methode der sekundären Bedeckung.<br />

Man nimmt Spektren auf, während der Planet auf dem Weg<br />

zum hinteren Transit ist und seine heiße Seite der Erde zukehrt.<br />

Diese Spektren enthalten das Licht von (Stern Planet). Dann<br />

nimmt man ein reines Sternspektren auf, während sich der<br />

Planet hinter dem Stern befindet. Die Differenz der beiden<br />

Spektren liefert das Planetenspektrum. (Grafik: Na s a)<br />

Stern + Planet<br />

Gemeinsames Spektrum<br />

Stern<br />

Spektrum des Sterns<br />

Extraktion des Spektrums eines Planeten<br />

Systeme, bei denen wir zufällig genau auf die Kante der<br />

Bahnebene schauen, so dass der Planet bei jedem Umlauf<br />

von der Erde aus gesehen vor dem Stern vorbeizieht und<br />

später hinter ihm verschwindet. Diese Geometrie ermöglicht<br />

drei Beobachtungsmoden.<br />

Spektroskopische Methoden <strong>für</strong> Exoplaneten<br />

Erstens die Reflexionsmethode: Ein Planet oder dessen<br />

Atmosphäre reflektiert das Sternenlicht. Ein Teleskop<br />

empfängt also sowohl das direkte Licht des Sterns als<br />

auch das vom Planeten reflektierte Licht. Wenn der<br />

Planet hinter dem Stern verschwindet, empfängt es nur<br />

noch das Sternenlicht. Zieht man nun im Computer vom<br />

Spektrum von Stern plus Planet das reine Sternenspektrum<br />

ab, so erhält man das Planetenspektrum. Dieses kann<br />

Absorptionslinien von Elementen der Planetenatmosphäre<br />

enthalten. Alle bisherigen Versuche dieser Art haben jedoch<br />

keine eindeutigen Ergebnisse geliefert.<br />

Zweitens die Transmissionsmethode: Wenn der Planet<br />

vor dem Stern vorbeizieht, durchquert ein Teil des<br />

Sternenlichts die Atmosphäre des Planeten. Es enthält<br />

deshalb spektroskopische Informationen über die chemische<br />

Zusammensetzung seiner Gashülle. Um diese<br />

aus dem Gesamtspektrum zu extrahieren, nimmt<br />

man zwei Serien von Spektren auf: die eine kurz vor<br />

dem Vorbeizug des Planeten vor dem Stern (der primären<br />

Bedeckung) – sie enthält die Sternstrahlung sowie<br />

mögliche thermische Emission von der Nachtseite<br />

des Planeten; die zweite Serie nimmt man während der<br />

Transitphase auf. Bildet man die Differenz dieser beiden<br />

Spektren, so können Absorptionslinien von Ele men-<br />

Planet<br />

Spektrum des Planeten<br />

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