Max-Planck-Institut für Astronomie - Jahresbericht 2007
Max-Planck-Institut für Astronomie - Jahresbericht 2007
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140 V. Menschen und Ereignisse<br />
Vermessung einer Mars-Schleife oder was auch immer.<br />
Die Auswertung dieser Daten oder Kurse zu bestimmten<br />
Themen könnten dann ins Internet gestellt werden, wo<br />
sie allen anderen zur Verfügung stehen. Engagierte Lehrer<br />
könnten so weit mehr Schüler mitreißen. Auf diese<br />
Wei se könnten auch Schüler an nicht so gut ausgestatteten<br />
Schulen einen anspruchsvollen Physik- beziehungswei<br />
se <strong>Astronomie</strong>unterricht bekommen.<br />
Sie halten <strong>Astronomie</strong>unterricht <strong>für</strong> wichtig?<br />
RY: <strong>Astronomie</strong> eignet sich besonders gut <strong>für</strong> den natur<br />
wissenschaftlichen Schulunterricht: Denn von Ma thematik<br />
über Physik bis hin zur Informatik oder den Geistes<br />
wissenschaften gibt es wunderbare Bezüge zur Astro<br />
nomie. Daneben kann man je nach Alter der Schüler<br />
gu te Module entwerfen: Junge Schüler bestimmen zum<br />
Bei spiel die Rotationsgeschwindigkeit der Erde oder die<br />
Helligkeit der Sterne, ältere hingegen vermessen Kleinpla<br />
ne ten oder berechnen die Entfernung bestimmter Gala<br />
xien. Mit <strong>Astronomie</strong> lässt sich der naturwissenschaftliche<br />
Unterricht sehr anschaulich gestalten. Zudem gibt es<br />
die Internationalität: Der Himmel ist <strong>für</strong> uns alle gleich!<br />
Bei bestimmten Fragestellungen gibt es sogar internationalen<br />
Gedanken- und Erfahrungsaustausch – gerade <strong>für</strong><br />
junge Menschen eine Chance, bereits in der Schule international<br />
zu arbeiten. Bei Stars@School hätte die weltweite<br />
Stationierung der Teleskope zudem den Vorteil,<br />
dass die Beobachtungen während der Schulzeit oder zumindest<br />
tagsüber stattfinden können. Deutsche Schulen<br />
würden dann eben ein Teleskop bei der eso in Chile verwenden<br />
und chilenische Schüler umgekehrt eines auf dem<br />
Calar Alto in Südspanien oder auf Teneriffa.<br />
Das hört sich verlockend an, aber woher soll das Geld<br />
kommen?<br />
RY: Das sehe ich gar nicht einmal als großes Problem<br />
an. Im Vergleich zum Nutzungspotenzial ist die<br />
Investitionssumme vergleichsweise gering und käme<br />
vielen Schulen direkt zugute. Spenden von großen<br />
Unternehmen könnte man hier<strong>für</strong> wohl erhalten: Ich kenne<br />
viele sehr engagierte Stiftungen und Unternehmen, die<br />
sich da bestimmt einbringen. Schwieriger ist die Frage<br />
der guten Organisation. Immerhin gibt es bereits hervorragende<br />
Initiativen. Diese gilt es einzubinden. Mir fehlt<br />
da<strong>für</strong> leider im Moment die Zeit, doch ich bin zuversichtlich,<br />
dass sich hier<strong>für</strong> auch eine langfristige Struktur aufbauen<br />
lässt. Außerdem müsste die Politik mitziehen, um<br />
das Projekt in die Unterrichtspläne der Schulen einzubauen.<br />
Die Chancen sind enorm und wären ein positiver<br />
Impuls <strong>für</strong> die Stärkung der Naturwissenschaften.<br />
Eine faszinierende Idee, deren Umsetzung einen langen<br />
Atem erfordert. Vielleicht könnte man es – so es denn jemals<br />
laufen sollte – mit dem SuW-Projekt »Wissenschaft<br />
in die Schulen!« verknüpfen.<br />
RY: Das wäre natürlich wunderbar. Auf diese Weise<br />
könnte man auch immer mehr Physiklehrer <strong>für</strong> astronomi<br />
sche Themen im Unterricht gewinnen. Es gibt nämlich<br />
noch sehr viele Physiklehrer, die kaum Ahnung von<br />
<strong>Astronomie</strong> haben. Das finde ich sehr schade. Die As tronomie<br />
ist nicht nur eine faszinierende Wissenschaft, sie<br />
begeistert Jung und Alt und ist vielleicht auch ge wis serma<br />
ßen die Einstiegsdroge <strong>für</strong>s Physik- oder Tech nik studium.<br />
Nun noch kurz zu Ihrer ganz persönlichen Droge As trono<br />
mie. Das Minor Planet Center hat Ihre Sternwarte offiziell<br />
anerkannt und ihr eine Nummer gegeben: B43.<br />
Was mussten Sie da<strong>für</strong> tun?<br />
RY: Den MPC-Stationscode erhält man, nachdem man<br />
die Bahnen einiger Kleinplaneten genauer vermessen<br />
hat. Das ist keine Kunst und <strong>für</strong> mich eher ein Ansporn<br />
ge we sen. <strong>Astronomie</strong> erlaubt mir heute mit einem begrenz<br />
ten Zeitbudget alle Facetten des wissenschaftlichen<br />
Ar beitens zu praktizieren: Messungen, Auswertung, Teile<br />
der Apparatur, Software und – am wichtigsten – die<br />
Freude am Himmel mit anderen teilen!<br />
Grundlagenforschung braucht Fürsprecher in der<br />
Öffentlichkeit<br />
Wie sind Sie Kurator des MPIA geworden?<br />
RY: Ich war schon Kurator an den <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-In stitu<br />
ten <strong>für</strong> Gravitationsphysik in Golm und <strong>für</strong> Wis senschaftsgeschichte<br />
in Berlin. Dann hat mich der Prä sident<br />
der MPG, Peter Gruss, gefragt, ob ich auch Ku rato<br />
riums mit glied des Heidelberger MPIs werden möchte.<br />
Ich habe zugesagt, weil ich dieses <strong>Institut</strong> sehr schätze,<br />
aber wei tere Ämter dieser Art werde ich erst einmal nicht<br />
über nehmen.<br />
Wie sehen Sie Ihre Aufgabe im Kuratorium?<br />
RY: Das Kuratorium soll ja die Verbindung zur Öf fentlichkeit<br />
fördern und zum Beispiel mit den Direktoren die<br />
Entwicklung des <strong>Institut</strong>s und seine Wahrnehmung in der<br />
Öffentlichkeit diskutieren. Das tun wir Kuratoren natürlich<br />
bei den Sitzungen im <strong>Institut</strong>. Und selbstverständlich<br />
bin ich bereit, das <strong>Institut</strong> in speziellen Situationen<br />
zu unterstützen, so weit es in meinen Möglichkeiten<br />
liegt. Allerdings bedürfte es dazu – jedenfalls <strong>für</strong> mich<br />
– keiner regelmäßigen Sitzungen. Wenn es am <strong>Institut</strong><br />
ir gend wo klemmt, und ich vielleicht helfen kann, kann<br />
man mich immer anrufen. Ich selbst profitiere übrigens<br />
nicht von der Mitgliedschaft, denn ich habe ohnehin gute<br />
Kon takte zu allen möglichen <strong>Institut</strong>en.<br />
Berücksichtigen Sie das MPIA in besonderer Weise, wenn<br />
Sie eine Sendung zum Thema <strong>Astronomie</strong> recherchieren?