Max-Planck-Institut für Astronomie - Jahresbericht 2007
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138 V. Menschen und Ereignisse<br />
V.6 »Ein klares Plädoyer <strong>für</strong> die Grundlagenforschung«<br />
Ein Gespräch mit Ranga Yogeshwar<br />
Ranga Yogeshwar ist bekannt als Redakteur und<br />
Moderator wissenschaftlicher Fernsehsendungen wie<br />
»Quarks & Co«. Das Herz des mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten<br />
Diplomphysikers schlägt aber immer noch<br />
<strong>für</strong> die Forschung, vor allem <strong>für</strong> die <strong>Astronomie</strong>. Seit dem<br />
Sommer <strong>2007</strong> ist das 30-cm-Teleskop in seinem Garten<br />
sogar eine offizielle Sternwarte des Minor Planet Center,<br />
einer Unterabteilung der Internationalen Astronomischen<br />
Union. Seit 2003 ist er Kuratoriumsmitglied des MPIA. In<br />
diesem Gespräch erzählt er von seinem Werdegang und<br />
seinen Plänen.<br />
Unternehmensberater, Politiker oder Journalist?<br />
Frage: In Ihrer Diplomarbeit haben Sie sich mit astrophysikalischen<br />
Prozessen befasst, zum Beispiel mit der<br />
Frage, wie sich in Sternen neue Elemente bilden. Das ist<br />
ein spannendes Gebiet. Warum sind Sie trotzdem aus der<br />
Forschung ausgestiegen?<br />
RY: Forschung hat mich immer fasziniert, doch der<br />
Alltag vieler Forscher ist häufig von Routine geprägt:<br />
Man beschäftigt sich sehr viel mit profanen Dingen, wie<br />
defekten Verstärkern, fehlerhaften Anzeigegeräten, abstürzenden<br />
Computern und so weiter. Und man erlebt eine<br />
enorme Spezialisierung auf nur einem Gebiet.<br />
Es war also eine aktive Entscheidung gegen eine Forscher<br />
karriere, kein Abbruch wider Willen. Was führte Sie<br />
dann zum Journalismus?<br />
RY: Journalismus war nicht der einzig denkbare Weg <strong>für</strong><br />
mich. Vielmehr hatte ich zwei Forderungen an meine Arbeit:<br />
Erstens sollte meine Lernkurve immer nach oben<br />
ge hen. Zweitens sollte meine Arbeit eine gesellschaftliche<br />
Relevanz besitzen, ich wollte – und will – etwas verän<br />
dern.<br />
Eine Art Sendungsbewusstein?<br />
RY: Ja, so kann man vielleicht sagen. Es gab <strong>für</strong> mich<br />
drei Möglichkeiten, diese Ziele zu erreichen. Eine zweite<br />
Möglichkeit neben dem Journalismus sah ich darin, in<br />
die Politik zu gehen. Ich war zwar nie parteilich organisiert,<br />
habe mich aber an der Uni sehr gegen die fortschreitende<br />
Militarisierung engagiert. In den achtziger Jahren<br />
standen ja Reagans Weltraumabwehrsystem SDI und der<br />
NATO-Doppelbeschluss an. Mittelstreckenraketen standen<br />
sich gefährlich nahe gegenüber. Es war an der Zeit<br />
endlich auszubrechen aus der »Logik« der gegenseitigen<br />
Zerstörung. Aus diesen Aktivitäten ist mein erstes Buch<br />
als Herausgeber hervorgegangen: »Verantwortung <strong>für</strong><br />
den Frieden.« Krieg darf in unserem Jahrhundert keine<br />
Option mehr sein!<br />
Aber letztlich sind Sie doch nicht in die Politik eingestiegen.<br />
RY: Nein, diese Option entfiel wieder, weil Politik<br />
vornehmlich danach trachtet, sich selbst zu erhalten.<br />
Parteien orientieren sich zu oft am Wähler, statt dem<br />
Wähler Orientierung zu bieten. Macht ist ein entscheidender<br />
Antrieb und Wählerstimmen zählen mehr als eine<br />
langfristige und reflektierte Sicht. Deshalb sind mir<br />
Physiker auch meist sympathisch: Die sind überwiegend<br />
nicht machtbesessen, sondern an einer sachorientierten<br />
Diskussion interessiert.<br />
Und die dritte Option?<br />
RY: Unternehmensberater.<br />
Wirklich?<br />
RY: Ja, Unternehmensberater erleben vielfältige<br />
Arbeitsgebiete, müssen sich in neue Unternehmen eindenken<br />
und können vieles verändern – eine positive<br />
Lernkurve. Mir wurde jedoch schnell bewusst, dass vor<br />
allem monetäre Kriterien im Vordergrund stehen. Das<br />
reine Gewinndenken reicht mir nicht aus, und oftmals<br />
werden zum Beispiel drastische Arbeitsplatzkürzungen<br />
über den Umweg von Beratern ausgesprochen. Letztlich<br />
erschien mir Journalismus als der weitaus attraktivste<br />
Weg.<br />
In Ihrer Sendung »Quarks & Co« beschäftigen Sie sich<br />
mit allen Bereichen der Wissenschaft. Mittlerweile sind<br />
Sie <strong>für</strong> Ihre teils exzessiven Selbstversuche bekannt. Ihre<br />
Lernkurve steigt demnach wie gewünscht weiterhin an.<br />
Wie steht es aber mit dem Punkt Veränderungsmöglichkeiten?<br />
RY: Medien prägen das Leben vieler Menschen. Im<br />
Schnitt sehen Bürger täglich zwei Stunden fern. Für mich<br />
sind Medien eine Chance, Menschen gut zu informieren<br />
und mündiger zu machen. Doch leider zeigt sich eine<br />
zunehmende Verflachung. Ich versuche, dem mit unterschiedlichen<br />
Sendeformaten aktiv entgegenzuwirken.<br />
Mit »Quarks & Co.« erreichen wir immerhin weit mehr<br />
als eine Million Zuschauer. Viele Sendungen werden im<br />
Unterricht genutzt. Selbst im Bereich der Unterhaltung<br />
erreiche ich mit der »Show der Naturwunder«, die ich an