Max-Planck-Institut für Astronomie - Jahresbericht 2007
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114 IV. Instrumente und Projekte<br />
Abb. IV.2.7: Das CAD-Modell (oben) und der fertige Nexline®-<br />
Aktuator.<br />
Diese Aktuatoren garantieren hohe Auflösung, lange<br />
Stellwege und Selbsthemmung im Ruhezustand. Sie<br />
sind nun erstmals auch im Kryo-Bereich angewendet<br />
worden und <strong>für</strong>derhin serienmäßig <strong>für</strong> diesen Bereich<br />
verwendbar.<br />
VLT-Instrumente der zweiten Generation<br />
Matisse<br />
Markus Feldt<br />
und das sphErE-Konsortium<br />
Das Multi Aperture Mid-Infrared SpectroScopic Experiment,<br />
wurde 2006 von eSo als eines von drei VLTI-<br />
Instrumenten der zweiten Generation <strong>für</strong> eine Phase-A-<br />
Studie ausgewählt.<br />
Nach dem Abschluss der Phase-A-Studie im Juni <strong>2007</strong><br />
genehmigten die verantwortlichen eso-Ausschüsse (das<br />
STC und kurz danach der Rat) die Entwicklung dieses<br />
Mittelinfrarot-Spektrointerferometers. Matisse ist da-<br />
her in gewisser Hinsicht der Nachfolger von MiDi, dem<br />
interferometrischen Mittelinfrarot-Instrument, das am<br />
MPIA konstruiert wurde und seit 2003 auf dem Paranal<br />
in Betrieb ist.<br />
Matisse kombiniert die Strahlen von bis zu allen vier<br />
8-m-Teleskopen des VLT oder von bis zu vier der 1.8-m-<br />
Hilfsteleskope des Very Large Telescope Interferometers<br />
auf dem Paranal. Matisse kann Messungen im »Closure-<br />
Phase-Modus« vornehmen und erlaubt damit eine effiziente<br />
Bildrekonstruktion mit einer räumlichen Auflösung<br />
von bis zu 10 Millibogensekunden. Das Instrument arbeitet<br />
in drei Wellenlängenbändern: L, M und N, wobei<br />
das L- und das M-Band (3 – 5.4 µm) neue spektrale<br />
Fenster <strong>für</strong> das VLTI öffnen. Darüber hinaus können<br />
L-Band-Beobachtungen simultan zum N-Band (7 –<br />
13 µm) durchgeführt werden.<br />
Die interferometrische Spektroskopie wird mit drei unterschiedlichen<br />
spektralen Auflösungen im Bereich R <br />
30 – 1500 ermöglicht. Dies gestattet eine grundlegen de<br />
Analyse der Zusammensetzung von Gas und Staub in<br />
verschiedenen astrophysikalischen Umgebungen.<br />
Zu den hauptsächlichen wissenschaftlichen Programmen<br />
<strong>für</strong> die Hilfsteleskope zählen beispielsweise die Erforschung<br />
der Entstehung und Entwicklung von Planetensystemen<br />
und der Geburt massereicher Sterne, und die<br />
Beobachtung der Umgebung heißer oder veränderlicher<br />
Sterne mit hohem Kontrast. Weiterhin werden an den<br />
8-Meter-Spiegeln etwa Untersuchungen aktiver galaktischer<br />
Kerne und extrasolarer Planeten möglich sein.<br />
Matisse wird in einer Kooperation des Observatoire<br />
de la Côte d’Azur mit dem MPIA, dem MPI <strong>für</strong> Radioastronomie<br />
in Bonn, sowie dem holländischen <strong>Institut</strong><br />
Astron in Dwingeloo und der Universität Leiden entwickelt<br />
und gebaut.<br />
Das MPIA leistet einen wesentlichen Beitrag zu Matisse:<br />
Mit dem Projektwissenschaftler Sebastian Wolf<br />
(Co-PI, jetzt Universität Kiel, s. Seite 133) leitet es<br />
den wissenschaftlichen Teil des Projekts. Darüber hinaus<br />
ist das <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> die kryogenen Systeme einschließlich<br />
des großen Kryostaten, die gesamte Steuer-<br />
elektronik und die Instrumentensteuerungs-Software<br />
verantwortlich. Zusätzlich übernimmt das MPIA wei-<br />
tere kleinere Arbeitspakete wie etwa die Software <strong>für</strong><br />
die Bildrekonstruktion, die Integration und Tests des<br />
Instruments etc.<br />
Das grundlegende Konzept <strong>für</strong> Matisse wurde im<br />
Verlauf der Phase-A-Studie entwickelt. Hierbei mussten<br />
verschiedene Schwierigkeiten überwunden werden.<br />
Lange Zeit war unklar, ob der neue N-Band-Detektor<br />
zur Verfügung stehen würde. Die Firma Taytheon hatte<br />
die Entwicklung dieses neuen, »Aquarius« genannten<br />
1 K 1 K Mittelinfrarot-Detektors gestoppt und<br />
forderte zusätzliche Gelder von eso. Diese Mittel wurden<br />
im September bereitgestellt, und die Ersatzlösung<br />
der Verwendung des 1 K 1 K-MegaMir-Detektors<br />
(kleinere Pixelgröße) von DRS Technologie konnte aufgegeben<br />
werden.