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Max-Planck-Institut für Astronomie - Jahresbericht 2007

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IV.2 Instrumente <strong>für</strong> das VLT<br />

Katzenaugenoptiken <strong>für</strong> die optischen<br />

Verzögerungsstrecken von Prima<br />

Prima, das Instrument <strong>für</strong> die phasenbezogene Bilderfassung<br />

und Mikrobogensekunden-Astrometrie, implementiert<br />

die Dual-Feed-Kapazitäten des Very Large Telescope<br />

Interferometers (VLTI). Es ermöglicht die si mul tane<br />

interferometrische Beobachtung zweier Ob jek te, die um<br />

bis zu eine Bogenminute voneinander ge trennt sind.<br />

Prima dient dazu, astrometrische Aufnahmen in ei-<br />

nem kleinen Gesichtsfeld im K-Band mit zwei Hilfs telesko<br />

pen des VLT durchzuführen und eine pha sen bezogene<br />

Blendensynthese-Bilderfassung mit In stru men ten<br />

wie amber und midi zu ermög li chen. Das Instrument<br />

besteht aus vier großen Un ter sys te men: Sternseparatoren<br />

(STS), einem Laser-Me tro lo gie sys tem (Primet), FrinGe<br />

Sensor Units (FSUs) und optischen Verzögerungsstrecken<br />

(DDLs). Die ersten drei Subsysteme werden derzeit bei<br />

eso getes tet. Um die vollständige Implementierung der<br />

10-Mi kro bo gensekunden-Astrometrie zu beschleunigen<br />

und ein umfangreiches Exoplaneten-Suchprogramm<br />

(es Pri) durchzuführen, baut das MPIA in Zusammenar-<br />

beit mit dem Observatoire de Genève und der Landes<br />

stern war te Heidelberg die optischen Ver zö ge rungsstrecken<br />

<strong>für</strong> Prima und entwickelt die Software zur<br />

Vorbereitung der Beobachtungen und zur Da ten re duktion.<br />

Die Prima-Anlage soll 2009 vollständig betriebsbereit<br />

sein. Als Gegenleistung erhält das Konsortium garan<br />

tierte Beobachtungszeit an zwei Hilfsteleskopen mit<br />

Prima <strong>für</strong> das Suchprogramm esPri.<br />

Die Messmethode<br />

Ein aus zwei Teleskopen bestehendes Interferometer<br />

misst die Verzögerung zwischen den Wellenfronten eines<br />

Sterns bei deren Auftreffen an den Teleskopen. Atmo-<br />

sphärische Trübungen verhindern jedoch im Allgemeinen<br />

genaue Messungen der absoluten Verzögerung. Um<br />

die ses Problem zu umgehen, misst ein Doppelstern-Inter<br />

fe ro meter die differenzielle Verzögerung zwischen<br />

zwei Sternen. Wenn deren Winkelabsand geringer ist<br />

als der isoplanatische Winkel (ca. 10 Bogensekunden im<br />

K-Band), sind die Trübungen der beiden Wel len fron ten<br />

korreliert und die durchschnittlichen differenziel len Störun<br />

gen ΔOPD turb mitteln sich schnell weg.<br />

Wenn einer der Sterne hell genug ist, um seine Streifen<br />

phase innerhalb der atmosphärischen Kohärenzzeit zu<br />

mes sen, kann dieser genutzt werden, um die Streifen des<br />

an deren Sterns zu stabilisieren (Fringe tracking) und so<br />

längere Integrationszeiten und die Erhöhung der Anzahl<br />

der beobachteten Objekte zu ermöglichen.<br />

Um Interferenzstreifen auf dem Detektor zu erhalten,<br />

muss die externe Verzögerungsdifferenz, die durch<br />

die Interferometer-Basislinie (B) direkt mit dem Winkelabstand<br />

Da verbunden ist, mit optischen Verzöge-<br />

rungsstrecken im Interferometer kompensiert werden. Die<br />

Sehstrahlen der beiden Sterne werden zunächst parallel<br />

durch eine Hauptverzögerungslinie geleitet, um den Effekt<br />

der Luftturbulenzen in den Tunneln zu minimieren.<br />

Aufgrund des endlichen Winkelabstands zwischen<br />

den beiden Sternen und der täglichen Bewegung besteht<br />

jedoch auch eine variable differenzielle OPD zwischen<br />

den beiden Sternen, die mit differenziellen Verzö-<br />

gerungsstrecken kompensiert werden muss. Die Verzögerungsstrecken<br />

werden im Vakuum betrieben und bieten<br />

einen sehr viel kleineren Fahrweg (60 mm). Auf<br />

einer Basislinie von 100Metern entsprechen 10 Mikrobogensekunden<br />

5Nanometer OPD. Dies definiert die gesamte<br />

Fehlertoleranz <strong>für</strong> optische Verzögerungsstrecken<br />

sowie <strong>für</strong> die Streifenerkennung und die Metrologie.<br />

Die Strahlen der beiden Teleskope werden dann in den<br />

Prima Fringe Sensor Units (FSU) interferometrisch kom-<br />

biniert.<br />

In der Nullstreifen-Position sind die externen und internen<br />

Verzögerungen gleich. Die laserüberwachte interne<br />

Verzögerung (ΔOPD int) sowie die restliche differentielle<br />

Streifenphase (ΔOPD FSU) sind dann die Hauptbeobach-<br />

tungsgrößen des Interferometers (siehe Abb. IV.2.1).<br />

Abb. IV.2.1: Messprinzip: Schmalwinkel-Astrometrie mit differenzieller<br />

Verzögerungs-Interferometrie. Die Verzögerung<br />

DOPD int entsteht in der DDL.<br />

<br />

heller Stern, schnelles Sampling,<br />

fringe tracking<br />

OPD ext<br />

B<br />

schwacher Stern,<br />

langsames Sampling,<br />

positionsbezogen<br />

OPD int<br />

OPD FSU B OPD int OPD turb<br />

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