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ANTIK-HOF BISSEE Ländliche Lebensart

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Wer an einem nasskalten<br />

Abend die A7 von Hamburg<br />

nach Kiel an der<br />

Abfahrt Bordesholm verlässt,<br />

kann sich kaum vorstellen, das in<br />

dieser doch etwas trostlosen Gegend<br />

eines der besten Restaurants Schleswig-Holsteins<br />

zu finden sein soll. Doch<br />

dank Navi (oder eines guten Beifahrers)<br />

können die verfrorenen Gäste<br />

sich schon wenige Kilometer später an<br />

einem großen Kamin im ehemaligen<br />

Kuhlstall des über 500 Jahre alten Bau-<br />

FOTOS: <strong>ANTIK</strong>-<strong>HOF</strong> <strong>BISSEE</strong><br />

A N T I K- H O F B I S S E E<br />

<strong>Ländliche</strong> <strong>Lebensart</strong><br />

Regionalität, Handwerklichkeit und Authentizität sind die Erfolgsfaktoren<br />

von TopAusbilder 2008 Jan Horstmann und seinem Team<br />

24 KÜCHE | 4/09<br />

AUF EINEN BLICK<br />

Antik-Hof Bissee<br />

Inhaberin: Renate Stamer<br />

Geschäftsführer: Dieter Mengel<br />

Küchenchef: Jan Horstmann<br />

Küchenmannschaft: 2 Köche, 8 Azubis,<br />

1 Küchenhilfe, 2 Zugehfrauen<br />

Besonderheiten: TopAusbilder 2008;<br />

erstes Restaurant in Schleswig-Holstein<br />

mit Bio-Zertifizierung; Gründungsmitglied<br />

des Vereins Feinheimisch<br />

zur Förderung regionaler Produkte<br />

und handwerklicher Küche<br />

Food-Konzept: gehobene, gut bürgerliche<br />

Küche mit hoher Regionalität<br />

Preise: Hauptgerichte 18 bis 23 Euro<br />

Platzkapazität: Restaurant 140,<br />

Schmiede (für Feste) 75, Garten 120<br />

Kontakt: Eiderstraße 13, D-24582<br />

Bissee, Tel. 0 43 22/58 40 85<br />

www.antikhof-bissee.de<br />

Eingang zum Antik-Hof Bissee: Seit über<br />

30 Jahren ist die erfolgreiche Kombination<br />

aus Gastronomie & Antiquitätenhandel ein<br />

Anziehungspunkt in Schleswig-Holstein<br />

ernhofs die Hände wärmen, die urgemütliche<br />

Atmosphäre genießen und sich auf<br />

einen schönen Abend mit kulinarischen<br />

Kreationen von Küchenchef Jan Horstmann<br />

und seinem Team freuen.<br />

Der Ort Bissee ist ein idyllisch im Eidertal<br />

gelegenes Dorf mit knapp 180 Einwohnern.<br />

Es gibt einen See zum Baden (Bothkamper<br />

See), schöne Radwege zwischen<br />

Der Region verpflichtet:<br />

Über 60 Prozent seiner<br />

Lebensmittel und Bio-<br />

Produkte bezieht TopAusbilder<br />

Jan Horstmann<br />

inzwischen aus Schleswig-Holstein.<br />

Oben: Die<br />

seltene Kartoffelsorte<br />

Blauer Schwede (hier als<br />

Püree zubereitet) passt<br />

zu zahlreichen Gerichten<br />

blühenden Rapsfeldern (im Frühjahr) und eben den Antik-Hof<br />

als Zugpferd: Ein kulinarisches Juwel, wie es hoch im Norden<br />

nur noch selten zu finden ist. Vor über 30 Jahren entdeckte<br />

die heutige Besitzern Renate Stamer den Hof, um sich dort<br />

mit Freunden den Traum einer Kombination von Antiquitätenhandel<br />

und Gastronomie zu erfüllen. „Seinerzeit haben die<br />

Dorfbewohner dem Projekt keine Überlebenschance eingeräumt“,<br />

erzählt Jan Horstmann, „heute ist der Antik-Hof Bissee<br />

eine der ersten Adressen im Norden für gehobene Gastlichkeit<br />

auf dem Land.“ Den Antiquitätenhandel hat Renate Stamer<br />

inzwischen verpachtet, doch nach wie gehört er mit einem<br />

Hofladen und dem Gartenhaus (Produkte rund um das Thema<br />

Rosen & Garten) zu den Eckpfeilern des Gesamtkonzepts,<br />

das jährlich tausende von Besuchern anlockt. „An schönen<br />

Wochenenden von Mai bis Oktober kann es mit Parkmöglichkeiten<br />

rund um den Hof schon mal eng werden“, sagt Top-<br />

Ausbilder Jan Horstmann, „die 120 Sitzplätze in unserem<br />

Kaffeegarten sind dann durchgehend belegt.“ Unter alten<br />

Buchen und Kastanien genießen die aus ganz Norddeutschland<br />

angereisten Gäste hausgemachte Kuchen und Torten oder<br />

kleine Gerichte von der Bistro-Karte.<br />

Der sympathische Küchenmeister stammt aus dem Dorf<br />

Rumohr in der Nähe und kennt die Region südlich von Kiel<br />

wie seine Westentasche. Die Lehr- und Wanderjahre führten<br />

ihn durch Küchen in Hamburg, Hannover und London, doch


FOTO: <strong>ANTIK</strong>-<strong>HOF</strong> <strong>BISSEE</strong><br />

für ihn war klar, dass er<br />

irgendwann wieder nach<br />

Hause zurückkehren würde.<br />

Bei einem Abstecher<br />

nach Bissee traf er Dieter<br />

Mengel, Geschäftsführer<br />

im Antik-Hof, und fragte<br />

ihn, ob er jemand kenne,<br />

der einen Koch braucht.<br />

Wie es der Zufall wollte,<br />

suchte Dieter Mengel<br />

gerade händeringend einen<br />

Küchenchef, der die<br />

zur Philosophie des Hauses<br />

passende Küche realisieren<br />

konnte. Die Vorgaben<br />

klangen verlockend:<br />

Umsetzung einer gutbürgerlichen,<br />

gehobenen<br />

Küche zu einem normalen<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis,<br />

weitgehender Verzicht auf<br />

die Verwendung von Convenience-Produkten,Einkauf<br />

bei Erzeugern aus der<br />

Region sowie Aufbau einer<br />

leistungsfähigen, motivierten<br />

Küchenmannschaft.<br />

Das alles hat Jan Horstmann<br />

in den vergangenen<br />

Jahren mit Bravour umge-<br />

setzt. „Ich bin dabei mit viel Fingerspitzengefühl vorgegangen<br />

und habe die Küche auf die sanfte Art dahin gebracht, wo wir<br />

heute stehen“, sagt der sympathische Fachmann, „für solch<br />

einen Prozess muss man sich schon etwas Zeit nehmen, damit<br />

die Mitarbeiter nicht verunsichert werden.“ Seit zwei Jahren<br />

ist der Antik-Hof als erstes Restaurant in Schleswig-Holstein<br />

Bio-zertifiziert und zudem Gründungsmitglied des Vereins<br />

Feinheimisch – Genuss aus Schleswig-Holstein. Die beteiligten<br />

Gastronomen verstehen sich als Bewahrer und Förderer einer<br />

genussvollen, nachhaltigen und regional geprägten Ess- und<br />

Kochkultur. Bei der Umsetzung ihrer Ziele besinnen sie sich<br />

auf die kulturellen Wurzeln der Region, ohne sich neuen<br />

Entwicklungen zu verschließen. Mindestens 60 Prozent<br />

des Wareneinkaufs sollen aus Schleswig-Holstein kommen,<br />

die verwendeten Produkte werden nach den Regeln der<br />

Kochkunst verarbeitet, die Küchenchefs helfen sich gegenseitig<br />

bei der Suche nach den besten Produkten der Region<br />

sowie der Zusammenarbeit mit regionalen Produzenten – und<br />

bei der Nachwuchsarbeit.<br />

„Wir beziehen unseren Käse inzwischen vollständig von<br />

Betrieben aus der Region, die sich zum Verein Käse-Straße<br />

26 KÜCHE | 4/09<br />

BLICK IN DIE SPEISEKARTE<br />

Vorspeisen: Hausgebeizte Sarlhusener Lachsforelle im Kartoffel-Crêpes 9,50 Euro;<br />

Nordseekrabbencocktail mit Salzauer Steinchampignons und Grüner Gurke,<br />

Kartoffelbaguette & Butter 10,50 Euro; Bouillabaisse von Holsteiner Fischen<br />

und Pastinakencreme mit eigenen Chips und Röstspeck 6,40 Euro<br />

Hauptgerichte: Steaks aus der Rehkeule, in Mandelkruste gebraten, auf<br />

Fliederbeersoße, Rosenkohlpüree und Haselnussspätzle 21 Euro; Bisseer<br />

Ragout vom Wildhasen mit geschmortem Wintergemüse, karamellisierter<br />

Birne und Brotknöpfle 14,90 Euro; Bio-Gemüsequiche, überbacken mit<br />

Backensholzer Deichkäse im Wildkräutersalat-Nest 8,90 Euro<br />

Fischgerichte: Gebratenes Saiblingsfilet mit sautierten Nordseekrabben auf<br />

gestovten Steckrüben, dazu Kartoffelpüree vom Blauen Schweden 18,90 Euro;<br />

Gebratene Streifen von der Sarlhusener Lachsforelle auf weißer Balsamico-<br />

Soße, Brokkoliröschen und Rote Bete-Risotto 14,50 Euro<br />

Vegetarische Gerichte: Frische Pilze aus der Pfanne und Blattspinat, überbacken<br />

mit Parmesan und Backensholzer Deichkäse auf hausgemachten<br />

Bandnudeln 11,20 Euro; Strudel von Holsteiner Wintergemüse auf Sellerie-<br />

Käserahmsoße 11,50 Euro; Deichlammrücken unter einer Kräuter-Pilzkruste<br />

gebraten, mit Thymianjus, Ratatouille von Holsteiner Marktgemüse und<br />

gratinierten Kartoffeln 23,50 Euro<br />

Desserts: Bisseer Quarkklößchen im Zimtmantel auf Zwetschgenkompott 6,90 Euro;<br />

Bothkamper Brotpudding mit Mandellikör auf Karamellsoße 6,40 Euro<br />

Schleswig-Holstein zusammengeschlossen<br />

haben“,<br />

berichtet Jan Horstmann,<br />

„auf Käse aus Frankreich<br />

oder Italien können wir<br />

inzwischen vollständig<br />

verzichten.“ Auch Seefisch<br />

verarbeitet er – bis<br />

auf Zuchtfisch – nur noch<br />

selten, stattdessen setzt er<br />

auf Lachsforellen, Saiblinge<br />

und Barsch aus heimischen<br />

Gewässern. Fleisch<br />

vom Husumer Lamm,<br />

Holsteiner Rindern oder<br />

dem berühmten Angelner<br />

Sattelschwein ist zwar<br />

im Einkauf etwas teurer,<br />

kommt aber bei den<br />

Gästen aufgrund der Herkunft<br />

viel besser an als ein<br />

No-name-Produkt. Eine<br />

wichtige Rolle spielt in der<br />

kalten Jahreszeit Wild aus<br />

heimischer Jagd, das Jan<br />

Horstmann und seine<br />

Köche noch selbst fachgerecht<br />

zerlegen. Was sich<br />

viele Kollegen aus dem<br />

Süden vermutlich nicht<br />

vorstellen können: Selbst<br />

im kühlen Norden gibt es fast rund ums Jahr Gemüse wie erstklassige<br />

Pilze aus einer Zucht in Salzau (z.B. Salz-Champignons,<br />

Zitronen- und Rosensaitlinge) sowie eine enorme<br />

Vielfalt an geschmackvolle Kohlsorten und Kartoffeln, beispielsweise<br />

der Blaue Schwede oder die Highland Burgundy<br />

Red-Kartoffel. „Bei Obst müssen wir hin und wieder Kompromisse<br />

eingehen“, sagt Jan Horstmann und fügt verschmitzt<br />

hinzu, „auch für Olivenöl gibt es bei uns bisher leider noch<br />

keine Produzenten.“<br />

Renate Stamer, Dieter Mengel und TopAusbilder Jan Horstmann<br />

treten mit dem Antik-Hof den Beweis an, dass solides<br />

Kochhandwerk auch in Zeiten von Systemgastronomie, Convenience-Konzepten<br />

und Produktionsprozessen wie Cook & Chill<br />

ihre Berechtigung und Chance haben. Voraussetzung ist allerdings<br />

ein Küchenchef, der sein Handwerk versteht und eine<br />

Küche so organisieren kann, dass jedes Rädchen perfekt ineinandergreift.<br />

Entscheidend sind aber vor allem die motivierten<br />

Mitarbeiter von Jan Horstmann, die hinter ihrem Chef stehen,<br />

auch wenn am Herd mal wieder Stress pur angesagt ist. Sie eint<br />

das gemeinsame Ziel: Gäste glücklich machen, und zwar mit<br />

einer der besten Küchen im Norden. ● JÖRG-MICHAEL EHRLICH<br />

Erste Adresse auch für Feste & Familienfeiern: Jan Horstmann und<br />

seine Azubis kochen im Antik-Hof Bissee mit Lust und Freude für Gäste<br />

aus Norddeutschland – und immer öfter auch darüber hinaus

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