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Bau- und Gartenmarkt mit Köpfchen umgestaltet

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26<br />

A US G ENOSSENSCHAFTEN<br />

Als Ende März 2007 nach den umfangreichsten<br />

Umbau- <strong>und</strong> Erweiterungsarbeiten<br />

ihrer Geschichte die<br />

„BayWa“ – wie die Raiffeisen Bezugs<strong>und</strong><br />

Handelsgenossenschaft „Erzgebirge“<br />

eG (BHG) in Olbernhau <strong>und</strong> Umgebung<br />

genannt wird – zur Eröffnungsfete<br />

einlud, übertraf das Echo der<br />

K<strong>und</strong>schaft selbst die kühnsten Erwartungen.<br />

„Die Parkplätze reichten nicht<br />

aus, <strong>und</strong> wir kamen an den zwei Kassen<br />

<strong>mit</strong> dem Verkaufen gar nicht nach“,<br />

blickte Eckhard Weber, der Vorstandsvorsitzende<br />

der Genossenschaft zurück.<br />

Die Anerkennung durch jene, die<br />

den Markt nutzen, die K<strong>und</strong>en also,<br />

freut die Raiffeisen-Genossenschafter<br />

am meisten. „Der Erweiterungsbau <strong>und</strong><br />

die auf Category Management umgestellten<br />

Flächen waren zukunftsweisend“,<br />

meinte Vorstands<strong>mit</strong>glied Karl-<br />

Heinz Partzsch.<br />

Die Zukunft begann in der BHG Olbernhau<br />

un<strong>mit</strong>telbar nach der Wende. Die<br />

BayWa AG hatte <strong>mit</strong> ihrem Franchisekonzept<br />

die Olbernhauer überzeugt.<br />

Und so lieferte der Partner aus Bayern<br />

bereits vor der offiziellen Währungsunion<br />

am 1. Juli 1990 Erzeugnisse nach<br />

Olbernhau – im fairen Umtauschkurs<br />

von 3:1. 1991 unterschrieb der BHG-<br />

Vorstand den Franchisevertrag. Der sah<br />

vor, dass der Franchisepartner ein entsprechendes<br />

Objekt einrichten muss:<br />

einen <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> <strong>Gartenmarkt</strong> von mindestens<br />

1 000 m² Größe, dazu einen<br />

<strong>Bau</strong>stoff-Fachhandel. Um diese Vorgabe<br />

umzusetzen, war mehr Fläche erforderlich.<br />

Diese Fläche besaß die ZBO.<br />

Also gab es Gespräche zwischen der<br />

BHG <strong>und</strong> der ZBO. Die BHG kaufte<br />

schließlich das ZBO-Land <strong>und</strong> setzte im<br />

September 1991 dorthin um, an den<br />

heutigen Standort. Auch die Anteile der<br />

Landwirtschaftsbetriebe in der ZBO<br />

wurden übernommen <strong>und</strong> ausbezahlt.<br />

Die beiden Unternehmen fusionierten.<br />

Die ersten Jahre brummte in Olbernhau<br />

das Geschäft. Beim K<strong>und</strong>en begehrt<br />

waren vor allem bislang nur aus dem<br />

Westfernsehen oder dem Intershop bekannte<br />

<strong>Bau</strong>marktartikel wie Elektrowerkzeuge<br />

oder Fliesen. Der Jahresumsatz<br />

von über zwei Millionen Euro konnte<br />

sich sehen lassen. Aber der Bedarf war<br />

bald gesättigt, der Umsatz ging<br />

1995/96 auf r<strong>und</strong> 1,4 Millionen Euro zurück,<br />

zumal im Olbernhauer Markt Erzeugnisse<br />

wie Gartengeräte oder Pflanzen<br />

(noch) nicht zu haben waren.<br />

<strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> <strong>Gartenmarkt</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Köpfchen</strong> <strong>umgestaltet</strong><br />

PROFILE –<br />

EIN UNTERNEHMENSREPORT<br />

Die Raiffeisen Bezugs- <strong>und</strong><br />

Handelsgenossenschaft<br />

„Erzgebirge“ eG (BHG) in<br />

Olbernhau organisiert <strong>mit</strong> der<br />

BayWa ihre Märkte neu <strong>und</strong><br />

zieht so mehr K<strong>und</strong>en an.<br />

Eine erste kleine Marktumgestaltung<br />

nahm die RBHG 1999 vor. Ohne großen<br />

baulichen Veränderungen zwar, aber<br />

das Sortiment wurde entsprechend der<br />

Käuferwünsche angepasst, die Regalierung<br />

im <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> <strong>Gartenmarkt</strong> k<strong>und</strong>enfre<strong>und</strong>licher<br />

gestaltet. „Wir wollten<br />

unseren Markt schon damals gern in<br />

größerem Maßstab modernisieren, aber<br />

uns fehlten dafür die wirtschaftlichen<br />

Auch Verkäuferin Ines Müller freut sich über<br />

den modernen Markt in Olbernhau.<br />

Möglichkeiten“, erinnerte sich der Vorstandsvorsitzende.<br />

Die Probleme waren<br />

zum Teil hausgemacht: Mitte der<br />

1990er-Jahre blieb die Genossenschaft<br />

hinter ihren eigenen Erwartungen zurück,<br />

weil man, was das Forderungsmanagement<br />

betraf, einfach zu blauäugig<br />

war <strong>und</strong> dachte, jeder der gewerblichen<br />

<strong>Bau</strong>stoffk<strong>und</strong>en würde selbstverständlich<br />

eine vorbildliche Zahlungsmoral an<br />

den Tag legen. Weit gefehlt! Unbezahlte<br />

Rechnungen summierten sich, dazu kamen<br />

zahlreiche Insolvenzen von <strong>Bau</strong>firmen,<br />

die den Olbernhauern zuvor hohe<br />

Umsätze gebracht hatten. „Wir durchlebten<br />

einen schwierigen Anpassungs-<br />

5/2007<br />

prozess“, ergänzte Partzsch, „<strong>und</strong> mussten<br />

uns nach innen <strong>und</strong> außen konsolidieren.“<br />

Ein Forderungsmanagement,<br />

gepaart <strong>mit</strong> einem straffen Kostenmanagement,<br />

wurde installiert. Auch viele<br />

andere Maßnahmen griffen, sodass der<br />

(erneuerte) wirtschaftliche Aufschwung<br />

nicht auf sich warten ließ. Zumal die Beseitigung<br />

der Hochwasserschäden in<br />

der Region vom August 2002 der Genossenschaft<br />

zusätzliche Umsätze<br />

brachte.<br />

Die Raiffeisen Bezugs- <strong>und</strong> Handelsgenossenschaft<br />

„Erzgebirge“ eG (BHG) in<br />

Olbernhau war auf dem richtigen Weg.<br />

„Nach einer BayWa-Standortanalyse <strong>mit</strong><br />

Rentabilitätsrechnung im Jahre 2005<br />

stand fest, dass wir bald bauen können.<br />

Immerhin hatten wir 2006 den Umsatz<br />

im Gesamtunternehmen gegenüber<br />

dem Vorjahr um 1,9 Millionen Euro auf<br />

15 Millionen Euro gesteigert“, sagte<br />

Eckhard Weber, im Ehrenamt Mitglied<br />

des MGV-Verbandsrates.<br />

Die BayWa will bis 2010 ihr Franchise-<br />

System erweitern. Dazu wurde eine<br />

neue Strategie entwickelt: das Category<br />

Management genannte Warengruppenmanagement.<br />

Deutschlandweit wurden<br />

vom Systemgeber <strong>und</strong> den Franchisenehmern<br />

Pilotprojekte ins Leben gerufen.<br />

Die Strategie umfasst das<br />

Durchforsten bisheriger Arbeitsweisen,<br />

zielt ab auf den Aufbau einer einheitlichen<br />

Buchhaltung sowie Warenbeschaffung<br />

sowie auf eine zeitgemäße<br />

Innen- <strong>und</strong> Außengestaltung der<br />

Märkte. Gemeinsames Ziel: Erhöhung<br />

des Marktanteils der jeweiligen Raiffeisen-Genossenschaft.<br />

Eine jährliche<br />

Umsatzrendite von stabil zwei Prozent<br />

soll bald nicht mehr nur Wunschdenken<br />

sein. „Beim Category Management stehen<br />

die Wünsche der Verbraucher weit<br />

oben“, betonten Weber <strong>und</strong> Partzsch<br />

unisono <strong>und</strong> verwiesen auf das Pilotvorhaben<br />

in ihrer Genossenschaft, das<br />

Um- <strong>und</strong> Erweiterungsbaumaßnahmen<br />

<strong>mit</strong> einhergehender Modernisierung<br />

des <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> <strong>Gartenmarkt</strong>es umfasste.<br />

Category Management umschließt auch<br />

in Olbernhau k<strong>und</strong>enorientiertes Einkaufen<br />

<strong>und</strong> anwendungsbezogene Präsentation<br />

von Waren. „Für unsere K<strong>und</strong>en<br />

bedeutet das optimale, auf ihre Bedürfnisse<br />

abgestimmte Sortimente,<br />

überzeugende Preise sowie sinkende<br />

Kosten für Händler <strong>und</strong> Zulieferer“, so<br />

der Vorstandschef. Die zahlreichen<br />

unterschiedlichen Gr<strong>und</strong>module (Re-<br />


▼<br />

gale) der BayWa, die Waren verschiedener<br />

Anbieter <strong>und</strong> in differenzierten<br />

Preissegmenten enthalten, schließen<br />

außerdem die bislang üblichen Doppelplatzierungen<br />

von Waren aus.<br />

Bevor die Erzgebirger 2006 an ihr großes<br />

Projekt gingen, gab die Warengruppenanalyse<br />

vor, welche Produkte ausgemustert<br />

werden müssen, weil der Absatz<br />

zu gering war, <strong>und</strong> welche Sortimente<br />

neu ins Angebot aufzunehmen<br />

sind. So reduzierten die Olbernhauer z.<br />

B. im Sanitärbereich. Aufgestockt<br />

wurde beim Kleintier- <strong>und</strong> landwirtschaftlichen<br />

Bedarf, im Garten- <strong>und</strong><br />

Freizeitbereich, bei Werkzeugen <strong>und</strong> Eisenwaren,<br />

Tapeten <strong>und</strong> Farben, bei<br />

Holz, Laminat <strong>und</strong> Paneelen, bei Autozubehör<br />

<strong>und</strong> im Bereich Beet-, Balkon<strong>und</strong><br />

Zimmerpflanzen, Gehölzen <strong>und</strong><br />

Stauden. Groß ist jetzt die Auswahl<br />

auch bei Lampen <strong>und</strong> Leuchten. Viele<br />

Gespräche gingen all dem voraus,<br />

denn auf der Gr<strong>und</strong>lage von Analysen<br />

galt es auch eine Auswahl bei den Lieferanten<br />

zu treffen...<br />

Parallel dazu liefen die Standortanalysen,<br />

die <strong>Bau</strong>vorbereitungen. Ein straffer<br />

Zeitplan gab den Takt vor. Am 18. August<br />

2006 erfolgte der erste Spatenstich<br />

für den neuen <strong>Bau</strong>- <strong>und</strong> <strong>Gartenmarkt</strong>.<br />

Den 0,5 Millionen Euro teuren<br />

<strong>und</strong> aus Eigen<strong>mit</strong>teln finanzierten Umbau<br />

realisierten gewerbliche K<strong>und</strong>en<br />

der Genossenschaft. Termingerecht.<br />

Auch der milde Winter baute <strong>mit</strong>. Die<br />

Stahlkonstruktion besteht aus einem<br />

900 m² umbauten Rahmen, die benachbarte<br />

Freifläche ist 400 m² groß. Zuvor<br />

musste eine Kalthalle weichen, zur Lagerhalle<br />

waren große Wanddurchbrüche<br />

erforderlich. Nicht wenig stolz sind<br />

die Genossenschafter darauf, dass die<br />

Arbeiten bei laufendem Publikumsverkehr<br />

durchgeführt werden konnten.<br />

Wenige Tage nach der Eröffnung: Friedrich<br />

Weigert, Stammk<strong>und</strong>e aus Olbernhau,<br />

staunt über den neuen Markt.<br />

„Der hat sich ja gemausert! Als Eigenheimbesitzer<br />

benötige ich öfter Materialien,<br />

die ich hier kaufe. Das geht jetzt<br />

ohne langes Suchen vor sich, <strong>und</strong> die<br />

Auswahl ist so vielfältig wie nie. Vor allem<br />

stimmt der Preis! Nicht zu vergessen<br />

die kompetente Beratung. Die<br />

spüre ich schon, wenn ich mal telefonisch<br />

eine Auskunft haben will.“<br />

Einzelhandelskauffrau Ines Müller vollendet<br />

bald das erste Jahr nach ihrer<br />

Lehre. Die fre<strong>und</strong>liche 20-Jährige arbei-<br />

tet gern in diesen neuen, übersichtlichen,<br />

hellen Räumlichkeiten <strong>und</strong> berichtet,<br />

dass der Markt baubedingt<br />

keine einzige St<strong>und</strong>e schließen musste.<br />

„Alles ging ohne große Aufregung seinen<br />

Gang, unsere K<strong>und</strong>en schließe ich<br />

da voll <strong>mit</strong> ein.“ Vorstandsvorsitzender<br />

Eckhard Weber gibt seiner jungen Kollegin<br />

Recht <strong>und</strong> ergänzt: „Augenmerk<br />

legen wir nicht zuletzt darauf, dem K<strong>und</strong>en<br />

die Ware besser zu präsentieren.<br />

Es ist ja ein alter Hut: Was nicht entsprechend<br />

gut gezeigt wird, bleibt in den<br />

Regalen liegen. Das schmälert den Umsatz.<br />

Aber genau das will das Category<br />

Management ja vermeiden.“ So rücken<br />

zum Beispiel Camping- <strong>und</strong> Freizeitartikel,<br />

die früher mehr oder weniger hier<br />

nur gelagert werden konnten, in ein<br />

ganz anderes Licht, animieren zum<br />

Schauen <strong>und</strong> zum Kaufen. Was jetzt<br />

noch zu tun bleibt, ist die Gestaltung<br />

des Außengeländes <strong>und</strong> des Parkplatzes.<br />

Eingerichtet wird auf alle Fälle eine<br />

dritte („Saison“-)Kasse, denn der Kun-<br />

• Unternehmensprofil: Die RBHG in<br />

Olbernhau ist ein klassischer Nahversorger<br />

auf dem Lande <strong>und</strong> wartet <strong>mit</strong><br />

K<strong>und</strong>ennähe, Zuverlässigkeit<br />

<strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>em Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis<br />

auf. Das Unternehmen<br />

betreibt<br />

Handel <strong>mit</strong> <strong>Bau</strong>stoffen, führt Artikel für<br />

Haus, Hof <strong>und</strong> Garten <strong>und</strong> ist dienstbereit<br />

für gewerbliche <strong>und</strong> private K<strong>und</strong>en.<br />

Die eG, die in Olbernhau kürzlich<br />

das Category Management einführte,<br />

5/2007<br />

A US G ENOSSENSCHAFTEN 27<br />

DAMALS – HEUTE: Marktumbau in Olbernhau im Herbst 2006 (links); nach der Eröffnung<br />

Ende März 2007 (rechts). Fotos: D. Schall, „WIR“-Archiv<br />

denandrang gerade im Bereich Beet-,<br />

Balkon <strong>und</strong> Zimmerpflanzen ist in diesen<br />

Wochen besonders groß.<br />

Die BHG-Leitung ist auch auf den Besuch<br />

von Vorständen <strong>und</strong> Marktleitern<br />

anderer Raiffeisen-Genossenschaften<br />

vorbereitet, die mehr wissen wollen<br />

über die Erfahrungen der Olbernhauer<br />

im Umgang <strong>mit</strong> dem Category Management.<br />

Sie wollen dieses Knowhow<br />

in nächster Zeit bei sich im Unternehmen<br />

nutzen, um es ebenfalls auf<br />

Kurs Zukunft zu bringen. „Diese Erfahrungen<br />

bringen uns selbst natürlich am<br />

meisten. Denn aus der Umsetzung des<br />

Pilotprojektes ergeben sich etliche Ansatzpunkte,<br />

die wir auch in unseren<br />

Märkten in Rechenberg-Bienenmühle<br />

<strong>und</strong> Marienberg schrittweise umsetzen<br />

wollen. Das betrifft Veränderungen im<br />

Sortiment, bei den Lieferanten <strong>und</strong> ermöglicht<br />

besser abgestimmte Arbeitsweisen<br />

zwischen unseren Handelseinrichtungen“,<br />

erläuterte Weber.<br />

Diethart Schall<br />

Raffeisen Bezugs- <strong>und</strong> Handelsgenossenschaft<br />

„Erzgebirge“ eG<br />

(BHG) in Olbernhau – Zahlen <strong>und</strong> Fakten<br />

hat fünf Geschäftsstellen <strong>und</strong> eine<br />

Tochtergesellschaft.<br />

• Sitz: 09526 Olbernhau, Freiberger<br />

Straße 127, Tel.: (03 73 60) 40-0,<br />

Fax: (03 73 60) 4 01 24,<br />

E-Mail: info@rbhg-erzgebirge.de<br />

Internet: www.rbhg-erzgebirge.de<br />

• Mitarbeiter: 68, dazu sechs Lehrlinge<br />

• Mitglieder: 59<br />

• Vorstand: Eckhard Weber,<br />

Karl-Heinz Partzsch<br />

• Aufsichtsratsvorsitzender:<br />

Volker Walter<br />

• Umsatz: 15 Millionen Euro (2006)

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