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Photoelektron-Photoion-Koinzidenz- spektroskopie mit ...

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3.1. <strong>Photoion</strong>isationsprozesse 89<br />

Sobald ein ionischer Zustand erreicht ist, der unterhalb der nachsthoheren Ionisationsschwelle<br />

liegt, ist keine Elektronenemission mehr moglich, und das n-fach geladene <strong>Photoion</strong> wird durch<br />

Emission von Fluoreszenzphotonen in seinen Grundzustand relaxieren. Fluoreszenzzerfall bildet<br />

auch prinzipiell eine direkte Konkurrenz zum Augerzerfall. Die Ergebnisse der <strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong><br />

zeigen jedoch (siehe nachsten Abschnitt und Kapitel 4), da im betrachteten<br />

Anregungsenergiebereich unterhalb von 200 eV der Augerzerfall bei weitem dominiert und<br />

die Fluoreszenz praktisch vernachlassigbar ist. Neben den vorgestellten Anregungs- und Zerfallsprozessen<br />

treten auch Prozesse hoherer Ordnung auf, wie der Doppel-Shake-up [86] oder<br />

die direkte Dreifachionisation, die aber wesentlich unwahrscheinlicher sind als die behandelten<br />

Ein- oder Zweielektronenprozesse.<br />

Im Zusammenhang <strong>mit</strong> der Dynamik des <strong>Photoion</strong>isationsprozesses stellt sich die Frage, inwieweit<br />

die bislang suggerierte Trennung von Anregung und Zerfall der physikalischen Wirklichkeit<br />

entspricht. Da die behandelten Prozesse sehr schnell ablaufen { die typische Lebensdauer von<br />

Innerschalenlochern liegt im Femtosekunden- oder Subfemtosekundenbereich (1 fs = 10 ,15 s)<br />

{, kann eine solche Trennung immer nur eine Naherung sein. Die sequentielle Betrachtung von<br />

Anregung und Zerfall wird aber experimentell durch die Beobachtung diskreter, lorentzformiger<br />

Photo- und Augerlinien im Elektronenspektrum gestutzt, deren naturliche Linienbreite einer<br />

endlichen Lebensdauer der zugehorigen, atomaren Lochzustande entspricht. Andererseits belegt<br />

ein kontinuierlicher Untergrund wie bei DDPI oder DDA die Gleichzeitigkeit der Emission<br />

von zwei Elektronen.<br />

Wenn das <strong>Photoelektron</strong> langsam auslauft, d.h. in Schwellennahe, andert sich das Potential<br />

der Atomhulle beim Emissionsvorgang nicht plotzlich, sondern allmahlich (adiabatisch). In<br />

diesem Ubergangsbereich treten neue E ekte auf, wie z. B. der PCI-E ekt (= postcollision<br />

interaction), bei dem durch die Wechselwirkung von Photo- und Augerelektron nach dem<br />

Zerfall eine Verbreiterung und Verschiebung der zugehorigen Energieverteilungen auftritt [87{<br />

89].<br />

Eine weitere Moglichkeit, bei der die Unterscheidung zwischen sequentiellem und simultanem<br />

Ablauf von Prozessen erschwert ist, ergibt sich bei Betrachtung der Zerfallsgleichungen (3.8)<br />

und (3.9): Die Frage der Unterscheidbarkeit beider Prozesse hangt von der Lebensdauer des<br />

Zwischenzustandes beim zweistu gen Auger in Gleichung (3.9) ab. Bei extremer Kurzlebigkeit<br />

des Zwischenzustandes konnte es nach dem Zerfall zu einem Energieaustausch zwischen den<br />

Augerelektronen ahnlich dem PCI-E ekt kommen, der im Grenzfall zu einer kontinuierlichen<br />

Energieverteilung fuhrt. DDA und zweistu ger Auger waren dann experimentell nicht mehr<br />

zu unterscheiden, und es ist zu fragen, inwieweit sie sich dann uberhaupt noch unterscheiden.<br />

Ein Beispiel, bei dem diese Frage aufgeworfen wird, wird durch die experimentellen und<br />

theoretischen Ergebnisse der Untersuchungen an Ba in Abschnitt 4.1 geliefert.

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