Photoelektron-Photoion-Koinzidenz- spektroskopie mit ...
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<strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong>-<br />
<strong>spektroskopie</strong> <strong>mit</strong> Synchrotronstrahlung<br />
an freien Metallatomen<br />
von<br />
Dipl.-Phys. Till Luhmann<br />
aus Bremen<br />
Vom Fachbereich 4 (Physik)<br />
der Technischen Universitat Berlin<br />
zur Verleihung des akademischen Grades<br />
Doktor der Naturwissenschaften<br />
{ Dr. rer. nat. {<br />
genehmigte Dissertation<br />
Berlin 1995<br />
D83
Arbeit eingereicht am: 4. August 1995<br />
Tag der mundlichen Prufung: 12. Oktober 1995<br />
Prufungsausschu : Vorsitzender: Prof. Dr. Erwin Sedlmayr<br />
1. Berichter Prof. Dr. Peter Zimmermann<br />
2. Berichter Prof. Dr. Uwe Becker
fur Katrin und Kirsten
Another ne product of<br />
Lab<br />
Das Nachwort stammt von dem<br />
russischen Dichter Daniil Charms<br />
und ist dem Buch Falle,<br />
herausgegeben und ubersetzt<br />
von Peter Urban,<br />
entnommen.<br />
Das Buch ist im<br />
Ha mans Verlag, Zurich<br />
erschienen.<br />
Dieses Dokument wurde <strong>mit</strong> L AT E X2" erstellt.
Luhmann, Till<br />
Abstract<br />
<strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong> <strong>mit</strong> Synchrotronstrahlung an freien<br />
Metallatomen<br />
Erstmals wurden freie Metallatome <strong>mit</strong> der Methode der <strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong><br />
nach Anregung <strong>mit</strong> Synchrotronstrahlung untersucht. Das in dieser Arbeit entwickelte<br />
Me verfahren ermoglicht es, direkt zu messen, <strong>mit</strong> welcher Wahrscheinlichkeit die<br />
Emission eines Elektrons einer vorgegebenen kinetischen Energie <strong>mit</strong> der Bildung eines n-fach<br />
geladenen <strong>Photoion</strong>s (n =1;2;3;:::)korreliert ist. Die Experimentiertechnik basiert auf einem<br />
hier vorgestellten statistischen Auswerteverfahren fur gemessene Flugzeit-<strong>Koinzidenz</strong>spektren,<br />
<strong>mit</strong> dem wahre und zufallige <strong>Koinzidenz</strong>en auch bei sehr hohen Raten zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en<br />
quantitativ sauber getrennt werden konnen. Die hohe E zienz des Me verfahrens ermoglicht<br />
erstmals das koinzidente Ausmessen einer beliebigen, vorgegebenen Elektronenverteilung zu<br />
fest eingestellter Photonenenergie h und deren Aufteilung in ladungsselektierte Unterspektren.<br />
Fur diese Me methode wurde der Name FIRE-Spektroskopie (final ion-charge resolving<br />
electron spectroscopy) eingefuhrt.<br />
Die Experimente erstreckten sich auf die Elemente Xe, Ba, Sm und Eu im Anregungsenergiebereich<br />
der 4d-Riesenresonanzen zwischen 70 und 170 eV Photonenenergie. Mit der FIRE-<br />
Spektroskopie wurden die Verzweigungsverhaltnisse fur den Zerfall angeregter 4f ,1 -, 5p ,1 -,<br />
5s ,1 - und 4d ,1 -Lochzustande in die verschiedenen ionischen Ladungsendzustande gemessen.<br />
Au erdem konnten Wirkungsquerschnitte fur die direkte Doppelphotoionisation (DDPI) sowie<br />
fur den direkten Doppelauger (DDA) beim Zerfall der 4d ,1 -Lochzustande bestimmt werden.
Es gibt kein Verstehen,<br />
sondern Stufen des Humors.<br />
Deleuze
Einleitung<br />
Ziel dieser Arbeit war es, eine Me methode zu entwickeln und zu erproben. Das Gebiet, auf dem<br />
diese Me methode zum Einsatz kommt, ist die Atomphysik, genauer: die Untersuchung der<br />
<strong>Photoion</strong>isation freier Atome. Unter <strong>Photoion</strong>isation versteht man die Aussendung (Emission)<br />
von Elektronen aus einem Atom oder Festkorper bei der Bestrahlung <strong>mit</strong> Licht. Die dabei<br />
auftretende Energieverteilung der e<strong>mit</strong>tierten Elektronen kann nur durch die Quantennatur<br />
des Lichtes erklart werden. Das hat zuerst Einstein 1905 fur den Photoe ekt gezeigt [1].<br />
In der Atomphysik wird die <strong>Photoion</strong>isation freier Atome zur Erprobung moderner Vielteilchentheorien<br />
eingesetzt. Die Atomhulle ist ein System aus vielen Teilchen (Elektronen), deren<br />
Wechselwirkung untereinander und <strong>mit</strong> dem Kern genau bekannt ist (was den Theoretikern<br />
sehr entgegenkommt). Durch die <strong>Photoion</strong>isation wird dieses System gestort, indem einzelne<br />
Elektronen entfernt werden (Anregungsproze ). Die Atomhulle reagiert auf diese Storung<br />
<strong>mit</strong> Umordnungsprozessen (Relaxationen), die hau g von der Emission weiterer Elektronen<br />
(Augerelektronen) begleitet sind (Zerfallsproze ). In der Regel sind viele verschiedene Prozesse<br />
moglich, und das untersuchte Problem ist sehr komplex.<br />
Eine Vereinfachung wird dadurch herbeigefuhrt, da man die Atome <strong>mit</strong> Photonen (Lichtquanten)<br />
einer festen Energie anregt, wie sie beispielsweise an einem Monochromator einer Synchrotronstrahlungsquelle<br />
bereitgestellt werden. Bei Einstellung einer geeigneten Energie nden<br />
bestimmte Anregungsprozesse bevorzugt statt und konnen so selektiver untersucht werden.<br />
Die experimentelle Untersuchung der Photofragmente kann sich nun zunachst auf die gebildeten<br />
<strong>Photoion</strong>en als Endprodukte der statt ndenden Prozesse konzentrieren. Die Detektion<br />
eines n-fach geladenen <strong>Photoion</strong>s beinhaltet die Information, da ein Proze stattgefunden<br />
hat, bei dem n Elektronen e<strong>mit</strong>tiert wurden. Genauere Information uber den Anregungs- und<br />
Zerfallsweg erhalt man <strong>mit</strong> der <strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong>, bei der die kinetische Energie<br />
(und/oder die Winkelverteilung) der e<strong>mit</strong>tierten Elektronen analysiert wird. Die kombinierten<br />
Ergebnisse beider Spektroskopien liefern meist bereits ein detailliertes Bild vieler statt ndender<br />
Anregungs- und Zerfallsprozesse.<br />
Durch die getrennte Anwendung beider Methoden geht jedoch auch wichtige Information verloren,<br />
so beispielsweise die Korrelation zwischen den n bei einem Proze e<strong>mit</strong>tierten Elektronen<br />
und dem zugehorigen, n-fach geladenen <strong>Photoion</strong>. Auch konnen z. B. Anregungsprozesse wie<br />
die direkte Doppelphotoionisation (DDPI) oder Zerfallsprozesse wie der direkte Doppelauger<br />
(DDA), bei denen zwei Elektronen gleichzeitig e<strong>mit</strong>tiert werden, <strong>mit</strong> der <strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong><br />
in der Regel nicht quantitativ erfa t werden, weil dabei eine verschmierte Energie-
2 Einleitung<br />
verteilung auftritt. Gerade diese reinen Mehrelektronenprozesse sind jedoch fur die Theorie<br />
besonders interessant.<br />
Eine zusatzliche Information wird nun durch das hier entwickelte Verfahren zur <strong>Photoelektron</strong>-<br />
<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong> als direkte Verknupfung beider Me methoden gewonnen.<br />
Eine <strong>Koinzidenz</strong>messung liefert die Aussage, <strong>mit</strong> welcher Wahrscheinlichkeit das zu einem<br />
e<strong>mit</strong>tierten Elektron der kinetischen Energie gehorige <strong>Photoion</strong> im Endzustand n-fach<br />
(n =1,2,:::) geladen ist. Anders ausgedruckt, es wird die Frage beantwortet: Wenn bei einem<br />
Proze ein Elektron der Energie aus dem Atom e<strong>mit</strong>tiert wird, <strong>mit</strong> welcher Wahrscheinlichkeit<br />
kommen dann insgesamt n Elektronen heraus? Beispielsweise kann durch Vorgabe einer festen<br />
Energie ein bestimmter Anregungsproze selektiert werden. Mit einer <strong>Koinzidenz</strong>messung<br />
wird dann direkt gemessen, <strong>mit</strong> welcher Wahrscheinlichkeit der Zerfall des angeregten Zustands<br />
unter Emission von einem, zwei oder mehr Augerelektronen oder uber Fluoreszenzemission<br />
erfolgt. Durch Kombination dieser Ergebnisse <strong>mit</strong> den Me daten der <strong>Photoelektron</strong>en- und<br />
<strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong> ist es au erdem moglich, quantitative Information uber die erwahnten,<br />
direkten Mehrelektronenprozesse (DDPI, DDA) zu gewinnen. Beispiele dafur nden sich<br />
in Kapitel 4.<br />
Mit der Methode der <strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong> nach Anregung <strong>mit</strong><br />
Synchrotronstrahlung an sehr langsamen Elektronen ( " Null-Volt\-Elektronen) wurde erstmals<br />
von Lablanquie et al. 1987 bei LURE in Orsay die DDPI von Argon an der 2p-Schwelle untersucht<br />
[2]. Anschlie end wurden ahnliche Arbeiten an Edelgasen von Hayaishi et al. an der<br />
Photon Factory in Tokio [3{5] und von Hall et al. in Daresbury [6, 7] durchgefuhrt. Mit der<br />
Null-Volt-Methode ist man jedoch auf Schwellenprozesse beschrankt. Erst <strong>mit</strong> der energieaufgelosten<br />
<strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong> konnen die genannten Informationen<br />
im gesamten Energiebereich gewonnen werden.<br />
Uber Experimente dieser Art wurde erstmals von Levin et al. 1990 (Brookhaven/New York)<br />
fur Messungen an Argon-Augerelektronen berichtet [8]. Erste Experimente an <strong>Photoelektron</strong>en<br />
wurden von Shigemasa et al. in Tokio fur die 3d-Anregung in Krypton [9] und von Kammerling<br />
et al. in Berlin fur die 4d-Anregung in Xenon [10] durchgefuhrt.<br />
In der vorliegenden Arbeit wurden <strong>mit</strong> einer Atomstrahlofentechnik erstmals freie Metallatome<br />
<strong>mit</strong> der <strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong> untersucht. Das entwickelte Me verfahren<br />
ist aufgrund seiner gro en E zienz nicht auf die Messung an einzelnen Elektronenlinien<br />
hoher Intensitat beschrankt, sondern es ermoglicht daruber hinaus das koinzidente Ausmessen<br />
einer beliebigen, gegebenen Elektronenverteilung einschlie lich signalschwachen Untergrunds.<br />
Fur dieses Me verfahren wird hier der leicht zu merkende Name FIRE-Spektroskopie (final ioncharge<br />
resolving electron spectroscopy) eingefuhrt. Beispiele fur FIRE-Spektren sind ebenfalls<br />
in Kapitel 4 zu sehen.<br />
Die Untersuchungen der vorliegenden Arbeit konzentrieren sich auf den Anregungsenergiebereich<br />
der 4d- " Riesenresonanzen\ (70 { 170 eV Photonenenergie) an den Elementen Barium,<br />
Samarium und Europium. Zusatzliche Messungen an Lanthan, die hier nicht gezeigt werden,<br />
lieferten keine wesentlichen, zusatzlichen Erkenntnisse. Messungen an Xenon 4d-Elektronen<br />
zeigten eine sehr gute Ubereinstimmung <strong>mit</strong> den bislang einzig verfugbaren Referenzdaten [10].<br />
Die 4d-Riesenresonanzen sind wichtige Beispiele fur ausgepragte Mehrelektronenkorrelationen
Einleitung 3<br />
in der Atomhulle und daher ein fur die Atomphysik besonders interessantes Forschungsgebiet.<br />
Sie waren bereits mehrfach Gegenstand experimenteller Untersuchungen von Mitgliedern<br />
der Arbeitsgruppe Peter Zimmermann/Mathias Richter (LabPZ), in der diese Arbeit entstand<br />
[11{16]. So lag es nahe, nach dem Aufbau einer funktionstuchtigen <strong>Koinzidenz</strong>apparatur<br />
die genannten Elemente auch <strong>mit</strong> der verfeinerten Methode der <strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<br />
<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong> zu untersuchen.<br />
Eine Idee wird verwirklicht<br />
Das vorgestellte Experiment blickt auf eine lebhafte Entwicklungszeit von inzwischen vier Jahren<br />
zuruck. Die Idee, in unserem Labor <strong>Koinzidenz</strong>messungen von Elektronen und Ionen <strong>mit</strong><br />
Synchrotronstrahlung durchzufuhren, stammt meiner Erinnerung nach von Peter Zimmermann,<br />
der die Anregung zu dieser experimentellen Methode 1989 von einem Besuch an der Photon<br />
Factory in Tokio <strong>mit</strong> nach Berlin brachte. Wahrend in Japan <strong>Koinzidenz</strong>messungen <strong>mit</strong><br />
Schwellenelektronen vorgestellt wurden, wurden in Berlin <strong>Koinzidenz</strong>messungen an energieanalysierten<br />
Elektronen in Angri genommen. Mit dem Pseudokugelanalysator (PKA) aus der<br />
Studienarbeit von Stefan Baier stand ein kleines Elektronenspektrometer, dazu einige unbenutzte<br />
Elektronik, und <strong>mit</strong> Gert Gottschalk, Stefan Baier als Betreuer und spater mir selbst<br />
ein interessiertes Team zur Verfugung.<br />
Fur das Gelingen eines neuen Experimentes reichen jedoch eine gute Idee und die Motivation<br />
der Mitarbeiter allein nicht aus { es ist viel Entwicklungsarbeit zu leisten, und zu einer erfolgreichen<br />
Messung gehort dann letztlich immer das Gluck, da alle Komponenten wie gewunscht<br />
und vor allem gleichzeitig funktionieren. Folgende Techniken und Methoden werden bei diesem<br />
Experiment eingesetzt:<br />
Energieaufgeloste <strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong><br />
<strong>Photoion</strong>en-Flugzeit<strong>spektroskopie</strong><br />
<strong>Koinzidenz</strong>me technik<br />
Atomstrahlofentechnik<br />
Ultrahochvakuumtechnik<br />
Anregung <strong>mit</strong> Synchrotronstrahlung<br />
Rechnergestutzte Me datenerfassung und Steuerung<br />
Im Gegensatz zu Laborexperimenten ist ein Experiment <strong>mit</strong> Synchrotronstrahlung an bestimmte<br />
Me perioden gebunden. Im vorliegenden Fall gab es in meist halbjahrlichem Abstand Strahlzeiten<br />
von etwa zehn Me tagen (ca. 160 Me stunden) bei BESSY 1 .<br />
Fur eine Me zeit mu die Apparatur zum Speicherring transportiert und dort komplett neu<br />
aufgebaut und einjustiert werden. Von den zehn Strahltagen entfallt daher ein betrachtlicher<br />
Anteil auf Eich- und Justagemessungen, Neuentwicklungen konnen erst wahrend der Strahlzeit<br />
1 Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft fur Synchrotronstrahlung mbH
4 Einleitung<br />
PKA<br />
Ofen<br />
TOF<br />
Feb. ’91 1m - SEYA Aug. ’91 TGM 3<br />
Elem: Xe (Ba) Elem: Xe (Eu)<br />
Elektronen<br />
Atomstrahl<br />
Ionen<br />
54.7 o<br />
Aug. ’92 TGM 3 März ’93 TGM 3<br />
Elem: Ba, Sm, Eu Elem: Ba, Sm, Eu<br />
Abbildung E.1: Die Veranderung des Aufbaus in den ersten vier Me perioden. Jedes Schnittschema<br />
zeigt die wichtigsten Komponenten: Ofen, Elektronenspektrometer (PKA), Ionen-<br />
Flugzeitspektrometer (TOF) und Channeltron-Detektoren (CH). Der Synchrotronlichtstrahl<br />
(SR) breitet sich senkrecht zur Bildebene aus. Me zeit, Monochromator und untersuchte Elemente<br />
sind jeweils angegeben. Februar '91: Der erste, funktionstuchtige Aufbau. August '91:<br />
PKA wird unter dem " magischen\ Winkel betrieben. Einbau einer vierelementigen, retardierenden<br />
Aperturlinse zur Verbesserung der Energieau osung. August '92: PKA jetzt <strong>mit</strong> dreielementiger<br />
Zylinderlinse, die eine bessere Transmission zeigt. Neues TOF. Ofen nun erstmals <strong>mit</strong><br />
einer fokussierenden Duse. Neues Me programm PCAMAN. Marz '93: Wieder neues TOF <strong>mit</strong><br />
gro erer Transmission und externer Justagemoglichkeit.<br />
in situ unter den Bedingungen der Arbeit <strong>mit</strong> Synchrotronstrahlung ausprobiert werden. Diese<br />
Situation verlangt neben der termingerechten Fertigstellung der Apparatur eine besondere<br />
Sorgfalt bei Neuentwicklungen oder Umbauten, denn grobe Fehler lassen sich wahrend einer<br />
zweiwochigen Me zeit nicht korrigieren. Man kann sich leicht vorstellen, da die Me perioden<br />
nach einer langen Entwicklungszeit im Labor aus physikalischer Sicht die Hohepunkte des<br />
Jahres bilden. Zum einen zeigt sich dann, wie sich die Verbesserungen der Apparatur auswirken,<br />
zum anderen kann nur in der Me zeit das Synchrotronlicht als hervorragende Anregungsquelle<br />
genutzt werden.<br />
SR<br />
CH<br />
CH
Einleitung 5<br />
Die ersten Stationen des Aufbaus sind in Abbildung E.1 fur die Me zeiten Februar 1991 bis<br />
Marz 1993 gezeigt. In jedem Schritt wurden neue Ideen eingebracht, durch die das Experiment<br />
weiterentwickelt wurde. Als gro te experimentelle Schwierigkeit kann ich die bei der<br />
<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong> au erst kritische Justage der Spektrometer nennen. Auch mu te ein<br />
statistisches Korrekturverfahren zur Trennung wahrer und zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en entwickelt<br />
werden, was zu einer hau gen Veranderung der Me elektronik und der Me programme fuhrte.<br />
Als Programmierer von Me software kann ich aus Erfahrung hinzufugen, da sich Me elektronik<br />
grundsatzlich nie programmiererfreundlich verhalt.<br />
Im August 1992 (Abbildung E.1, unten links) stand einschlie lich Korrekturverfahren und Me -<br />
programm erstmals eine vollstandige Apparatur zur Verfugung, <strong>mit</strong> der ein zuverlassiges, wenn<br />
auch langsames Messen von <strong>Koinzidenz</strong>spektren moglich war. Wegen der knappen Me zeit<br />
konnte sich unser Team aber da<strong>mit</strong> nicht zufriedengeben. Die Hauptprobleme lagen zum einen<br />
in der zu geringen Transmission der Spektrometer, zum anderen in der Me elektronik auf<br />
Ionenseite. Also wurden ein weiteres Ionen-Flugzeitspektrometer (TOF) und ein neues Elektronenspektrometer<br />
(CMA) <strong>mit</strong> wesentlich gro erer Transmission entwickelt, von denen das TOF<br />
zum ersten Mal im Marz 1993 (Abbildung E.1, unten rechts) zum Einsatz kam. Auch auf seiten<br />
der Me elektronik wurde eine zufriedenstellende Losung gefunden. Gro er Wert wurde auf ein<br />
komfortables Me programm gelegt, um dem Experimentator bei moglichst gro er Kontrolle<br />
moglichst viel Arbeit abzunehmen.<br />
Diese grundlegenden Veranderungen brachten im April 1994 endlich den gewunschten Durchbruch:<br />
Die Me geschwindigkeit wurde gegenuber August 1992 um mehr als zwei Gro enordnungen<br />
gesteigert. Die neue Apparatur wird in Kapitel 1 " Das Experiment\ ausfuhrlich<br />
vorgestellt. Ein Hinweis: Der neue Aufbau ist zum Vergleich in Abbildung 1.1 im gleichen<br />
Ma stab wie in Abbildung E.1 zu sehen. Details zu den Entwicklungsphasen des Experiments<br />
nden sich in Diplomarbeiten aus dem LabPZ (Labor Peter Zimmermann) zum Thema <strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong><br />
[17{21].
Kapitel 1<br />
Das Experiment<br />
In diesem Experiment wird die <strong>Photoion</strong>isation freier Atome nach Anregung <strong>mit</strong> Synchrotronstrahlung<br />
<strong>mit</strong> der Methode der <strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong> untersucht.<br />
Werden <strong>mit</strong> der <strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong> und der <strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong> die<br />
auftretenden Photofragmente getrennt analysiert, so ermoglicht die <strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong><br />
daruber hinaus den Nachweis zusammengehoriger Elektron-Ion-Paare. Mit anderen Worten:<br />
das Experiment mu sowohl die getrennte Spektroskopie von Elektronen und Ionen zulassen,<br />
als auch durch eine geeignete Geometrie der Apparatur die Moglichkeit bieten, eine zeitlich<br />
korrelierte Analyse der beiden Teilchensorten durchzufuhren. Die Zuordnung von Elektronen<br />
einer bestimmten kinetischen Energie zu Ionen eines bestimmten Ladungszustandes bedeutet<br />
zusatzliche Information uber den <strong>Photoion</strong>isationsproze , die im allgemeinen auch nicht durch<br />
Kombination der Ergebnisse aus den getrennten Spektroskopien zuganglich ist. Wozu diese<br />
Information nutzlich ist, zeigen die Kapitel 3 " <strong>Photoion</strong>isation freier Atome\ und 4 " Die Ergebnisse\.<br />
In diesem Kapitel und in Kapitel 2 " Statistik und Auswertung\ wird beschrieben,<br />
wie man an sie herankommt.<br />
1.1 Die Me apparatur<br />
Abbildung 1.1 a.) zeigt den Aufbau <strong>mit</strong> seinen wichtigsten Komponenten. In einem Ofen wird<br />
durch Verdampfen einer Probe ein kontinuierlicher Strahl freier Atome erzeugt, der in der<br />
Wechselwirkungszone auf den monochromatisierten Synchrotronlichtstrahl (SR =synchrotron<br />
radiation) tri t. Die bei der <strong>Photoion</strong>isation freiwerdenden Photo- und Augerelektronen werden<br />
<strong>mit</strong> einem Zylinderspiegelanalysator (CMA =cylindrical mirror analyzer) nach ihrer kinetischen<br />
Energie analysiert, die entstehenden <strong>Photoion</strong>en <strong>mit</strong> einem Flugzeitspektrometer (TOF<br />
=time-of-flight) nach ihrem Ladungszustand getrennt. Der Teilchennachweis erfolgt bei beiden<br />
Spektrometern <strong>mit</strong> zweistu gen Kanalvervielfacherplatten (MCP =multichannel plate).<br />
Die auftretenden Fluoreszenzphotonen werden nicht nachgewiesen.<br />
Um den Ein u der Winkelverteilung der Elektronen auszuschalten, akzeptiert der CMA Elektronen<br />
nur in der Nahe des " magischen\ Winkels von 54.7 gegen die Spektrometerachse und
8 Kapitel 1. Das Experiment<br />
a.)<br />
Elektronen<br />
Kühlfalle<br />
Ionen<br />
MCP<br />
Gasdüse<br />
MCP<br />
54.7 o<br />
SR<br />
CMA<br />
Ofen<br />
Atomstrahl<br />
TOF<br />
b.)<br />
CMA<br />
CMA-<br />
Eintrittsöffnung<br />
180 o<br />
(Azimut: 0... )<br />
c.)<br />
CMA-<br />
Raumwinkel<br />
vom<br />
Monochromator<br />
Abbildung 1.1: Die Geometrie des Experimentes. a.) Seitlicher Schnitt durch den Aufbau. Der<br />
Synchrotronlichtstrahl (SR) zeigt aus der Bildebene heraus. b.) Blick von oben. c.) Form des<br />
vom CMA akzeptierten Raumwinkels.<br />
integriert dabei uber den halben Azimut 0:::180 (siehe auch Abschnitt 1.2.2 Der Zylinder-<br />
"<br />
spiegelanalysator\). Daraus resultiert ein akzeptierter Raumwinkel in Form eines Halbkegelmantels,<br />
wie er in Bildteil 1.1 c.) dargestellt ist. Wahrend die erzeugten Elektronen bei geeignetem<br />
Emissionswinkel aufgrund ihres Eigenimpulses den CMA erreichen, mu zur Analyse der<br />
thermischen, positiv geladenen <strong>Photoion</strong>en an der Eintrittsblende des TOF ein negativer Spannungspuls<br />
(Ziehpuls) angelegt werden. Die geerdete Eintrittsblende des CMA dient dabei als<br />
Gegenelektrode, so da sich im Reaktionsraum fur die Dauer des Ziehpulses ein naherungsweise<br />
homogenes elektrisches Feld ausbildet. Mit diesem Ziehpuls von ,100 V Pulshohe und 3 { 5 s<br />
zeitl. Breite werden die <strong>Photoion</strong>en auf das TOF beschleunigt, wo sie dann entsprechend ihrer<br />
unterschiedlichen Flugzeit nach Ladungssorten getrennt werden (siehe auch Abschnitt 1.2.3<br />
" Das Flugzeitspektrometer\).<br />
Ausreichende Teilchendichten fur die Experimente liegen bei 10 11 { 10 12 cm ,3 in der Wechsel-<br />
SR<br />
TOF<br />
Ofen<br />
SR
1.1. Die Me apparatur 9<br />
wirkungszone. Die in einem Ofentiegel be ndlichen Proben mussen auf Temperaturen zwischen<br />
800 K (Barium) und 1800 K (Lanthan) erhitzt werden, um uber der Probe einen geeigneten<br />
Dampfdruck (10 ,3 mbar) zu erzeugen. Da sich beispielsweise Lanthan bereits bei etwa 1200 K<br />
ver ussigt, mussen wegen der horizontalen Einbaulage des Ofens spezielle Vorkehrungen getro<br />
en werden (siehe auch Abschnitt 1.2.4 " Atomstrahlerzeugung\). Beim Betrieb des Ofens<br />
schlagen sich Metalldampfe auf einer Kuhlfalle nieder, die gegenuber dem Ofenaustritt angebracht<br />
ist. Wahlweise konnen auch Edelgase untersucht werden, die uber eine Gasduse in die<br />
Wechselwirkungszone geleitet werden.<br />
Golddiode<br />
Meßkammer<br />
CMA<br />
TOF<br />
Kapillare<br />
Druckmeßgerät<br />
Ventil<br />
TPU 170<br />
Differentielle Pumpstufe<br />
Ventil<br />
zur Vorpumpe<br />
SR<br />
Endspiegel<br />
Beamline<br />
Abbildung 1.2: Anbindung der Apparatur an das Strahlrohr (Beamline) bei BESSY uber eine<br />
di erentielle Pumpstufe. Das Vakuum in der Me kammer wird durch eine 1500 l Turbopumpe<br />
aufrechterhalten (nicht eingezeichnet).<br />
Die Me kammer, in der sich der gesamte experimentelle Aufbau be ndet, ist zur Magnetfeldabschirmung<br />
<strong>mit</strong> einer dreifachen Schicht aus 0.5 mm starkem -Blech ausgekleidet, um<br />
den Ein u externer Magnetfelder auf die Elektronen ugbahnen klein zu halten. Kontrollmessungen<br />
zeigten, da die magnetische Induktion im Reaktionsraum durch diese Ma nahme auf<br />
unter 5 T verringert wird (z. Vgl.: Erdmagnetfeld 80 T). Der Druck in der Me kammer<br />
betragt wahrend der Experimente einige 10 ,6 mbar bei einem Restgasdruck von ca. 10 ,7 mbar.<br />
Um eine fensterlose Verbindung zum Ultrahochvakuum des BESSY-Strahlrohres aufzubauen,<br />
wird eine di erentielle Pumpstufe zwischengeschaltet (siehe Abbildung 1.2), die ein Druckgefalle<br />
von etwa zwei Gro enordnungen zur Endspiegelkammer (10 ,8 mbar) aufrechterhalt.
10 Kapitel 1. Das Experiment<br />
1.2 Komponenten des Aufbaus<br />
1.2.1 Die Anregungsquelle<br />
In den <strong>Photoion</strong>isationsexperimenten diente die Synchrotronstrahlung des 800-MeV-Elektronenspeicherrings<br />
BESSY in Berlin als Anregungsquelle. Synchrotronstrahlung ist elektromagnetische<br />
Dipolstrahlung, die von den relativistischen, im Speicherring umlaufenden Elektronen<br />
e<strong>mit</strong>tiert wird. Zu den hervorragenden Eigenschaften dieser Lichtquelle zahlen ihre breite spektrale<br />
Energieverteilung, die sich vom Infraroten bis in den Rontgenbereich erstreckt, ihr hoher<br />
Polarisationsgrad, ihre gepulste Zeitstruktur sowie ihre starke raumliche Bundelung (Brillanz).<br />
Eine nahere Beschreibung der Eigenschaften der Synchrotronstrahlung ndet sich in Standardwerken<br />
[22, 23].<br />
BESSY - TGM 3<br />
Endspiegel<br />
I Au<br />
SMS<br />
Polarisationsellipse<br />
Vorspiegel<br />
Elektronen-Speicherring<br />
Eintrittsspalt (ES)<br />
Baffles<br />
Toroidgitter<br />
Austrittsspalt (AS)<br />
Abbildung 1.3: Strahlengang und Komponenten des Toroidgitter-Monochromators TGM 3 bei<br />
BESSY.<br />
Die ausgesandte Synchrotronstrahlung wird erst durch den Einsatz geeigneter Monochromatoren<br />
experimentell nutzbar. Jeder Monochromator schneidet einen bestimmten Energiebereich<br />
aus dem " wei en\ Spektrum des Synchrotronlichts aus. Lichtquelle und Monochromator legen<br />
die Eigenschaften des Lichtes am Experimentierplatz, wie den Photonen u , das energetische<br />
Auflosungsvermogen und die Polarisation, fest. Die in dieser Arbeit vorgestellten Me daten<br />
wurden zum gro eren Teil am Toroidgitter-Monochromator TGM 3 bei Anregungsenergien im<br />
Bereich des VUV (vacuum ultra violet) zwischen 70 und 170 eV gewonnen. Fur eine zusatzliche<br />
Me zeit konnte der TGM 4 genutzt werden.<br />
Zur Illustration zeigt Abbildung 1.3 den Strahlengang durch den TGM 3 (TGM 4 analog) und<br />
seine wichtigsten optischen Komponenten: Uber einen Vorspiegel wird die Synchrotronstrah-
1.2. Komponenten des Aufbaus 11<br />
lungsquelle auf den Eintrittsspalt (ES) abgebildet, durch den das wei e Licht unter streifendem<br />
Einfall auf ein Toroidgitter, das Kernstuck des Monochromators, fallt. Hier wird das Licht durch<br />
Beugung an den Gitterstrichen spektral zerlegt. Eine Gruppe von Strahlbegrenzern (Ba es)<br />
ermoglicht eine de nierte Ausleuchtung des Gitters. Die toroidale Form des Gitters gewahrleistet<br />
eine Abbildung des divergenten Strahlenbundels vom Eintritts- auf den Austrittsspalt<br />
(AS). Da die Gitterbedingung fur konstruktive Interferenz in erster spektraler Ordnung stets<br />
auch fur Lichtwellenlangen hoherer Ordnungen erfullt ist, uberlagern sich die verschiedenen<br />
Lichtbeitrage raumlich auf der Austrittsseite des Gitters. Unerwunschte Beitrage in zweiter<br />
oder hoherer spektraler Ordnung werden aber durch spezielle Re exionseigenschaften des Gitters<br />
und der Spiegel [24] unterdruckt. Zur Einstellung einer bestimmten Photonenenergie wird<br />
das Gitter <strong>mit</strong>tels einer Schrittmotorsteuerung in der Vertikalen gekippt, bis die Gitterbedingung<br />
fur die entsprechende Wellenlange in Richtung des Austrittsspaltes erfullt ist. Durch den<br />
Austrittsspalt fallt das monochromatisierte Licht auf den Endspiegel, der es in die Wechselwirkungszone<br />
des Experiments fokussiert.<br />
Eine wichtige Aufgabe in jeder Me periode ist die Eichung des Monochromators, d. h. die<br />
Bestimmung der Eigenschaften des monochromatisierten Synchrotronlichts in Abhangigkeit<br />
der Einstellungen am Monochromator. Der TGM 3 besitzt drei Gitter <strong>mit</strong> 200, 600 und 1800<br />
Strichen/mm, der TGM 4 deren zwei <strong>mit</strong> 250 und 950 Strichen/mm. Jedes Gitter ist fur<br />
einen anderen Photonenenergiebereich optimiert [25]. In dieser Arbeit wurde stets <strong>mit</strong> den<br />
Hochenergiegittern TGM 3 - G1 und TGM 4 - G1 gearbeitet, die jeweils die gro te Strichzahl<br />
besitzen. Diese Kon gurationen werden im folgenden charakterisiert:<br />
Photonen u<br />
Der Photonen u [s ,1 ] ist die Anzahl der pro Zeiteinheit vom Endspiegel re ektierten und<br />
da<strong>mit</strong> fur das Experiment zur Verfugung stehenden Photonen. Abbildung 1.4 zeigt gemessene<br />
Photonen u kurven in Abhangigkeit der Photonenenergie (Monochromatorenergie) h M. Zur<br />
Bestimmung dieser Kurven konnen zwei me technisch unterschiedliche Verfahren angewandt<br />
werden: a.) Der Photonen u in absoluten Einheiten wird uber den Photostrom aus einer<br />
de nierten, goldbedampften Metallober ache (Golddiodenstrom) bestimmt, deren <strong>Photoelektron</strong>enausbeute<br />
(Gold-Yield) bekannt ist [22]. b.) Der relative Verlauf des Photonen usses<br />
wird durch Vergleich einer Messung der <strong>Photoion</strong>enausbeute eines Edelgases (hier Neon) <strong>mit</strong><br />
bekannten <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitten [26] er<strong>mit</strong>telt.<br />
Die Kurve am TGM 3 wurde nach der ersten, die am TGM 4 nach der zweiten Methode gewonnen.<br />
Wahrend am TGM 3 <strong>mit</strong> o enen (1000 m-) Spalten gemessen wurde, waren beim TGM 4<br />
400 m-Spalte eingestellt; die dargestellte Kurve wurde aber im Maximum auf den <strong>mit</strong> der<br />
Golddiode bestimmten, absoluten Flu bei 1000 m-Spalten normiert. Aufgrund von Verunreinigungen<br />
der Golddiodenober ache sind die absoluten Werte <strong>mit</strong> einer Unsicherheit von bis zu<br />
50 % behaftet. Bei diesen und den folgenden Messungen wurden die vier Ba es (siehe Abb.<br />
1.3) standardma ig so eingestellt, da sie jeweils 10 % der Intensitat abschneiden. Beitrage<br />
hoherer spektraler Ordnungen wurden nur fur den TGM 4 bestimmt [27]. Sie machen sich erst
12 Kapitel 1. Das Experiment<br />
unterhalb von 70 eV bemerkbar, was au erhalb des verwendeten Energiebereiches liegt.<br />
]<br />
Φ / I B s * 100mA<br />
10 11<br />
[<br />
TGM 4 - G1<br />
(950 l/mm)<br />
April 1994<br />
ES/AS: 400 μm<br />
Baffles: je -10 %<br />
i. Max. normiert auf<br />
Φ(ES/AS=1000 μm)<br />
20 40 60 80 100 120 140 160 180 200<br />
hν M [eV]<br />
TGM 3 - G1<br />
(1800 l/mm)<br />
Sept. 1994<br />
ES/AS: 1000 μm<br />
Baffles: je -10 %<br />
Abbildung 1.4: Photonen u kurven der Gitter G1 am TGM 3 und TGM 4 bei BESSY.<br />
Neben der Monochromatorenergie hangt die absolute Gro e des Photonen usses von den<br />
Spaltbreiten und dem Speicherringstrom (BESSY-Strom) IB ab: = (h M; ES/AS;IB). Die<br />
Kurven in Abbildung 1.4 sind auf 100 mA Speicherringstrom normiert. Zur Abhangigkeit von<br />
den Spaltbreiten siehe Abbildung 1.5 unten links.<br />
Auflosungsvermogen<br />
Der Photonen u in erster spektraler Ordnung ist nicht streng monochromatisch, sondern<br />
besitzt eine naherungsweise gau formige spektrale Verteilung [28], die Monochromatorfunktion<br />
M(h M;h )[s ,1 ] <strong>mit</strong> Schwerpunkt h M und Halbwertsbreite ,M. Der Verlauf von M wird<br />
durch Anregung einer atomaren Resonanzlinie <strong>mit</strong> kleiner naturlicher Linienbreite bestimmt. Im<br />
vorliegenden Fall wurde die 3d ,1 ( 2 D5=2)5p-Resonanz in Krypton bei der Resonanzenergie von<br />
91.2 eV angeregt, deren lorentzformiges Pro l eine naturliche Breite von 0.1 eV besitzt [29]. Als<br />
Me signal diente die Intensitat der beim nachfolgenden Augerzerfall entstehenden <strong>Photoion</strong>en.<br />
Wird die Photonenenergie h M in kleinen Schritten uber die Resonanz verfahren, so kann die<br />
Breite der Monochromatorfunktion und da<strong>mit</strong> das Auflosungsvermogen A = h M=,M des<br />
Monochromators durch Entfaltung der Me kurve <strong>mit</strong> der Resonanzlinie bestimmt werden.<br />
Die Ergebnisse sind in Abbildung 1.5 zu sehen. Oben links ist das Auflosungsvermogen A<br />
von TGM 3 und TGM 4 in Abhangigkeit der Spaltbreiten bei der Resonanzenergie von 91.2 eV<br />
angegeben, wobei jeweils dieselbe Breite an ES und AS eingestellt wurde. Wahrend am TGM 4,<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0
1.2. Komponenten des Aufbaus 13<br />
hν M / Γ M<br />
Φ / Φ Max [%]<br />
0 200 400 600 800 1000<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
TGM 3 - G1<br />
Sept. 1994<br />
ES/AS [μm]<br />
Auflösung über Spalte<br />
hν M = 91.2 eV<br />
Fluß über Spalte<br />
TGM 3 - G1<br />
TGM 4 - G1<br />
April 1994<br />
0<br />
0 200 400 600 800 1000<br />
ES/AS [μm]<br />
TGM 4 - G1<br />
Φ / Φ Max [%]<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Auflösung über Fluß<br />
bei Variation der Baffles<br />
ES/AS: 1000 μm fest<br />
je -22.5%<br />
TGM 3 - G1<br />
Auflösung über Fluß<br />
bei Variation der Spalte<br />
Baffles: je -10 % fest<br />
200 μm<br />
TGM 4 - G1<br />
Baffles zu<br />
400<br />
300<br />
200<br />
je -10%<br />
0 20 40 60 80 100 0<br />
Φ / Φ Max [%]<br />
1000 μm<br />
Spalte zu<br />
Abbildung 1.5: Oben links: Auflosungsvermogen von TGM 3 - G1 und TGM 4 - G1 in Abhangigkeit<br />
der Spaltbreiten, bestimmt <strong>mit</strong> der 3d ,1 ( 2 D 5=2)5p-Resonanz in Kr bei 91.2 eV. Unten<br />
links: Zugehoriger relativer Photonen u = Max. Max bezeichnet den Flu bei 1000 m<br />
Spalto nungen und Standardba eo nung (d. h. je ,10 %). Oben rechts: Auflosungsvermogen<br />
von TGM 3 - G1 in Abhangigkeit der Ba eo nung. Unten rechts: Auflosungsvermogen von<br />
TGM 4 - G1 in Abhangigkeit der Spalto nung.<br />
100<br />
0<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
hν M / Γ M<br />
hν M / Γ M
14 Kapitel 1. Das Experiment<br />
wie erwartet, das Auflosungsvermogen bei Verkleinern der Spalte wachst, betragt es am TGM 3<br />
konstant etwa 120. Will man die Auflosung am TGM 3 dennoch steigern, so kann dies auf<br />
Kosten des Photonen usses durch Zuziehen der Ba es geschehen, wie im oberen, rechten<br />
Bildteil dargestellt ist. Hier wurde A in Abhangigkeit des relativen Photonen usses = Max<br />
angegeben, wobei Max, wie auch in den anderen Bildteilen, der Flu bei 1000 m-Spalten<br />
und der Standardba eo nung (je ,10 %) ist. Die Steigerung von A bei kleineren Ba es<br />
kann durch den kleineren Strahlquerschnitt auf dem Gitter und da<strong>mit</strong> verbundene, geringere<br />
Abbildungsfehler erklart werden.<br />
In Abbildung 1.5, unten links, ist die Abhangigkeit des relativen Photonen usses von den<br />
Spaltbreiten dargestellt. Von kleinen ES/AS kommend steigt = Max zunachst quadratisch an.<br />
Ab ca. 700 m-Spalten verlangsamt sich die Zunahme (Anstieg wird linear), weil hier der Flu<br />
zusatzlich durch die Gro e der Quelle begrenzt wird. Zur Erganzung und " als Information fur<br />
den Praktiker\ (Zitat Peter Sladeczek) ist im unteren, rechten Bildteil das Auflosungsvermogen<br />
des TGM 4 in Abhangigkeit des relativen Photonen usses angegeben.<br />
Die Abhangigkeit des Auflosungsvermogens von der Photonenenergie wurde hier nicht bestimmt.<br />
Messungen z. B. von Richter [30] zeigen, da A uber der Photonenenergie naherungsweise<br />
konstant ist.<br />
Die Resultate am TGM 3 deuten auf eine Dejustage des Monochromators hin, die in dieser Form<br />
schon seit der Me zeit im August 1991 besteht. Wie ich an dieser Stelle aber betone, ist der<br />
TGM 3 trotz seiner ungewohnlichen Eigenschaften fur Messungen, die keine hohe Auflosung<br />
erfordern, einsetzbar: Uber die Ba es wird die gewunschte Auflosung eingestellt und dann<br />
<strong>mit</strong>tels der Spalte die Intensitat geregelt. Dies hat sogar gegenuber " konventionellen\ TGMs<br />
{ wie dem TGM 4 { den Vorteil, da die Regelung der Intensitat von der Einstellung der<br />
Auflosung abgekoppelt ist.<br />
Energiekalibrierung<br />
Wie auf Seite 11 ausgefuhrt, wird die Photonenenergie uber eine Schrittmotorsteuerung (SMS)<br />
verfahren. Wahrend am TGM 4 die an der SMS eingestellte Wellenlange SMS im Rahmen des<br />
Me fehlers (0.1 eV) stets <strong>mit</strong> der tatsachlichen, <strong>mit</strong>tleren Wellenlange M ubereinstimmte 1 ,<br />
ergaben sich am TGM 3 teils gro e Abweichungen. Nach Eichung der SMS in nullter Ordnung<br />
(direkter Strahl) wurden in erster spektraler Ordnung die in Abbildung 1.6 gezeigten<br />
Abweichungen gemessen. Dabei ist links die Wellenlangendi erenz SMS, M, rechts die zugehorige<br />
Energiedi erenz h M,h SMS fur die Me zeiten April/September 1994 aufgetragen.<br />
Die Me werte wurden teils <strong>mit</strong> der <strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong> durch die Energielage bekannter<br />
Resonanzen, teils <strong>mit</strong> der <strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong> durch den Vergleich der Lage von<br />
Photo- und Augerlinien bestimmt. Ausgleichsgeraden fur die naherungsweise in SMS lineare<br />
Dekalibrierung sind eingezeichnet, wie auch die durch arithmetische Umformung gewonnenen<br />
Ausgleichskurven fur die Energiedi erenz. Samtliche, in dieser Arbeit angegebenen Photonenenergien<br />
wurden entsprechend dieser Kurven korrigiert.<br />
1 Umrechnungsformel: h [eV ] = 1239:85= [nm].
1.2. Komponenten des Aufbaus 15<br />
(λ SMS - λ M ) [nm]<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
Wellenlängeneichung<br />
TGM 3 - G1<br />
Sept. 1994<br />
April 1994<br />
Apr: λ<br />
M = 0.971(1) λ<br />
SMS + 0.085(5) nm<br />
Sep: λ<br />
M = 0.972(1) λ<br />
SMS + 0.037(5) nm<br />
0.0<br />
0 4 8 12 16 20 60 80 100 120 140 160 0<br />
λ SMS [nm]<br />
Energieeichung<br />
TGM 3 - G1<br />
Sept. 1994<br />
April 1994<br />
hν SMS [eV]<br />
Abbildung 1.6: Wellenlangen- und Energieeichung des TGM 3 fur das Gitter G1.<br />
Polarisation<br />
Das Synchrotronlicht ist in der Speicherringebene vollstandig linear, au erhalb elliptisch polarisiert<br />
[22]. Die gro e Hauptachse der Polarisationellipse liegt theoretisch in der Horizontalen<br />
(vgl. Abbildung 1.3), kann aber durch den Ein u der Spiegel und des Gitters um<br />
einige Grad gegen die Horizontale gekippt sein, wobei der Kippwinkel zudem abhangig von<br />
der Photonenenergie ist [31]. Winkel ungleich Null fuhren zu systematischen Fehlern bei der<br />
Bestimmung partieller Wirkungsquerschnitte <strong>mit</strong>tels <strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong> [32]. Die<br />
<strong>mit</strong> den Elektron-Ion-<strong>Koinzidenz</strong>messungen bestimmten Zerfallswahrscheinlichkeiten von angeregten<br />
Einfachlochzustanden hangen hingegen nicht von der Polarisation des anregenden<br />
Synchrotronlichtes ab. Eine Charakterisierung der Polarisation war <strong>mit</strong> der gegebenen Me anordnung<br />
nicht moglich.<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
(hν M - hν SMS ) [eV]
16 Kapitel 1. Das Experiment<br />
1.2.2 Der Zylinderspiegelanalysator<br />
Zur Analyse der beim <strong>Photoion</strong>isationsproze e<strong>mit</strong>tierten Elektronen wurde ein Zylinderspiegelanalysator<br />
(CMA) gebaut. Die ersten, ausgedehnten Messungen an Metalldampfen im August<br />
1992 hatten gezeigt, da <strong>mit</strong> dem seinerzeit eingesetzten Pseudokugelanalysator (PKA) [33]<br />
keine ausreichenden Elektronenzahlraten erzielbar waren. Wahrend bei Untersuchungen an<br />
Edelgasen die Zahlrate leicht uber die Erzeugungsrate, d. h. uber einfaches Nachregeln des<br />
Druckes am Gaseinla , gesteigert werden kann, ist sie bei Metallen durch ihren Sattigungsdampfdruck<br />
bei den im Verdampfungsofen erreichbaren Temperaturen nach oben begrenzt<br />
(vgl. Abschnitt 1.2.4). Um die Auflosung des PKA von ca. 5 % [34] zu verbessern, wurde<br />
eine retardierende Linse eingebaut, was wiederum die ohnehin geringe Raumwinkelakzeptanz<br />
einschrankte. Davon war zusatzlich die bei <strong>Koinzidenz</strong>messungen kritische Justage von Ionen-<br />
Flugzeitspektrometer und PKA betro en, so da die <strong>Koinzidenz</strong>rate um fast weitere zwei<br />
Gro enordnungen kleiner als die Elektronenzahlrate aus el. Bei dem neuen CMA wurde daher<br />
Wert auf eine gro e Raumwinkelakzeptanz bei noch vertretbarer Auflosung gelegt.<br />
Fur den Einsatz im Synchrotronlabor mu te zusatzlich der Ein u der Winkelverteilung der<br />
Elektronen ausgeschaltet werden: Wegen der elliptischen Polarisation der anregenden Synchrotronstrahlung<br />
besitzen die e<strong>mit</strong>tierten Photo- und Augerelektronen eine vom <strong>Photoion</strong>isationsproze<br />
abhangige, im allgemeinen anisotrope Winkelverteilung [35{38]. Akzeptiert der CMA<br />
jedoch Elektronen unter dem " magischen\ Einfallswinkel m = arccos( q 1=3) =54.74 gegen<br />
die Spektrometerachse und integriert dabei uber den vollen (360 ) oder { unter Einschrankungen,<br />
siehe [32] { uber den halben (180 ) Azimut, dann ist die gemessene Intensitat fur einen<br />
beliebigen Proze unabhangig von dessen Winkelverteilung.<br />
Die hier gewahlte 180 -Variante (siehe Abb. 1.1), bei der die Zylindersegmente zur Minimierung<br />
von Randfelde ekten zu 240 ausgefuhrt sind, bu t im Vergleich zum Vollzylinder 50 %<br />
Raumwinkelakzeptanz ein. Die Ausfuhrung bietet jedoch den Vorteil, da die Austrittso nung<br />
des Verdampferofens bis auf 3 cm an die Wechselwirkungszone herangefuhrt werden kann,<br />
was wiederum die Teilchendichte im Wechselwirkungsvolumen um ca. das Sechs- bis Zehnfache<br />
erhoht. Abbildung 1.1 zeigt auch die Ausrichtung des CMA: Die Spektrometerachse liegt<br />
in der Vertikalen, und steht da<strong>mit</strong> senkrecht auf der Polarisationshauptachse des Synchrotronlichts<br />
(siehe aber S. 15). Der akzeptierte Azimutwinkel lauft von 0 bis 180 gegen die<br />
Ausbreitungsrichtung des Synchrotronlichtstrahles.<br />
Der Bau des CMA wurde der institutseigenen Werkstatt ubergeben, <strong>mit</strong> der ich mich auf<br />
Aluminium und Te on als Hauptwerksto e einigen konnte. Samtliche Teile im Inneren des<br />
fertigen CMA wurden <strong>mit</strong> einer leitenden Graphitschicht uberzogen, um die Austrittsarbeit<br />
fur Sekundarelektronen zu erhohen. Das Spektrometer wurde zur Magnetfeldabschirmung <strong>mit</strong><br />
-Blech ummantelt. Bei der Konstruktion des neuen CMA konnten wertvolle Hinweise aus<br />
einer informativen Diplomarbeit [39] und aus den Zeichnungen zweier Analysatoren [32, 40]<br />
gewonnen werden, die freundlicherweise von Jan Ruder aus Hamburg zur Verfugung gestellt<br />
wurden.
1.2. Komponenten des Aufbaus 17<br />
Prinzip<br />
Aufgrund der Zylindersymmetrie genugt es, einen beliebigen Schnitt in der (r,z)-Ebene zu<br />
betrachten (Abb. 1.7):<br />
r<br />
0<br />
ds d<br />
0<br />
i<br />
Quelle S a<br />
I Detektor<br />
z<br />
0<br />
b<br />
-<br />
+ U A<br />
Abbildung 1.7: Prinzipskizze eines Zylinderspiegelanalysators (Schnitt in der (r,z)-Ebene).<br />
Die Bezeichnungen entsprechen denen von Risley [41].<br />
Der Analysator besteht aus zwei konzentrischen Zylindern <strong>mit</strong> den Radien a und b, von denen<br />
der innere geerdet, der au ere auf das negative Potential ,UA gelegt ist. Durch das elektrische<br />
Feld zwischen den Zylindern werden Elektronen vom Gegenstandpunkt S koaxial auf den<br />
Bildpunkt I abgebildet. In der Abbildungsgleichung, die man durch Losen der Bewegungsgleichung<br />
fur ein Elektron <strong>mit</strong> kinetischer Energie EA und Einfallswinkel 0 im elektrischen Feld<br />
des Zylinderkondensators erhalt, sind die fur die Konstruktion wichtigen Parameter <strong>mit</strong>einander<br />
verknupft:<br />
z0<br />
a , (ds + di)<br />
cot 0 = 2<br />
a<br />
p k cos 0 expfk sin 2<br />
0g erf( p k sin 0) (1.1)<br />
<strong>mit</strong> k := EA=eUA ln(b=a) und der sog. Fehlerfunktion erf() 2 . Hat man sich auf einen Sollwinkel<br />
0 (hier = m) und die Radien a und b geeinigt, so ist k durch den Abstand der Schnittpunkte<br />
der Sollbahn <strong>mit</strong> dem inneren Zylinder eindeutig bestimmt; diese Gro e ist in Einheiten des<br />
Radius a gerade durch die linke Seite von Gleichung (1.1) gegeben.<br />
Abbildung 1.8 zeigt anhand einer Simulation des hier konstruierten Analysators die Funktionsweise<br />
des CMA. Der in radialer Richtung logarithmische Potentialverlauf eines unendlich<br />
ausgedehnten Zylinderkondensators wird durch je zwolf ache, ringformige Potentialangleicher<br />
an den Rohrenden angepa t. Diese sind uber Widerstande <strong>mit</strong> gleichem Widerstandswert verbunden,<br />
so da die Spannung UA in 13 aquidistanten Schritten uber den Angleichern abfallt<br />
2 De nition der Fehlerfunktion: erf(x) = 2<br />
p R x<br />
0 expf,t2 g dt.<br />
z
18 Kapitel 1. Das Experiment<br />
(Bildteil 1.8 a.)). Entsprechend dem idealen Potentialverlauf nehmen der radiale Abstand und<br />
die Breite der Angleicher (kleine, senkrechte Striche am linken und rechten Bildrand) quasilogarithmisch<br />
zu. Als weitere Angleicher wurden zwolf gerade Langsstege eingebaut, um den<br />
Potentialverlauf eines Vollzylinders nachzubilden (nicht eingezeichnet).<br />
In Bildteil 1.8 b.) wird die Energiedispersion des CMA verdeutlicht. Nach De nition von k<br />
(Gleichung (1.1)) ist die Sollenergie EA proportional zur Analysatorspannung UA; der Proportionalitatsfaktor<br />
ist die Spektrometerkonstante<br />
C = EA<br />
eUA<br />
= EA[eV ]<br />
: (1.2)<br />
UA[V ]<br />
Wird die Sollenergie EA durchgestimmt, so mi t man fur monoenergetische Elektronen der<br />
Energie eine Verteilung A(EA; )(Analysatorfunktion, spektrale Transmission), deren Form<br />
von der Orts- und Winkelverteilung der Elektronen abhangt. Die Analysatorfunktion kann unter<br />
realen Me bedingungen gut durch ein Gau pro l angepa t werden (siehe S. 21). Durch das<br />
Verhaltnis der vollen Halbwertsbreite ,A von A zur Sollenergie im Maximum ist die Energieauflosung<br />
R des Analysators gegeben.<br />
Ein wichtiger Zusammenhang zwischen der Basisauflosung RB 2R des Analysators und<br />
seinen geometrischen Eigenschaften wird von Risley [41] angegeben:<br />
RB = ,B(EA)<br />
EA<br />
2 ,A(EA)<br />
EA<br />
ws z + we z<br />
D<br />
+ z(, ; + )<br />
D<br />
+( rc<br />
a )2<br />
(1.3)<br />
Der erste und zugleich wichtigste Summand ist das Verhaltnis der Summe aus der Quellenausdehnung<br />
ws z im Punkt S und der Breite des Austrittsspaltes we z in z-Richtung zur Dispersion<br />
D = EA@z=@EA, die anschaulich angibt, wie breit ein Energieintervall in z-Richtung aufgefachert<br />
wird. Der <strong>mit</strong>tlere Term beschreibt den Ein u des endlichen O nungswinkels 0<br />
des Analysators und die da<strong>mit</strong> verbundene Ungenauigkeit z in z0. In den letzten Term geht<br />
die radiale Ausdehnung rc des eingesehenen Quellvolumens ein.<br />
Die Lage des Punktes S ist, wie in Abbildung 1.7 gezeigt, als Schnittpunkt der von der Quelle<br />
ausgesandten und vom Eintrittsspalt akzeptierten Maximalbahnen de niert [39]. Der Bildpunkt<br />
I wird durch die Fokussierungsbedingung 1. Ordnung @z0=@ j = =0 festgelegt, fur die<br />
0<br />
sich, eingesetzt in Gleichung (1.1), ein eindeutiger Summenabstand ds + di ergibt. Fur diesen<br />
Abstand ist der Analysator winkelfokussierend, d. h. bei Variation des Einfallswinkels am Punkt<br />
S um 0 herum wird bei fester Energie immer der Punkt I getro en, und der <strong>mit</strong>tlere Term in<br />
Gleichung (1.3) verschwindet. Wird der Punkt I in den Austrittsspalt gelegt, so kann dessen<br />
Breite we bis auf Fokusgro e reduziert werden, ohne da dadurch Transmission verschenkt<br />
z<br />
wird (siehe dazu auch Bildteil 1.8 c.)).<br />
Fur weitere Auskunfte zu den Prinzipien eines Zylinderspiegelanalysators sei auf [39, 42, 43]<br />
verwiesen.
1.2. Komponenten des Aufbaus 19<br />
a.) Aquipotentiallinien:<br />
Dargestellt sind Aquipotentiallinien<br />
im CMA. Die Potentialdifferenz<br />
benachbarter Linien betragt<br />
1/13 der Analysatorspannung.<br />
b.) Energiedispersion:<br />
Bei den gezeigten Trajektorien<br />
wurde die Startenergie um die<br />
Sollenergie EA herum variiert.<br />
Die Schrittweite betrug 2 % von<br />
EA. Es wurde unter dem Sollwinkel<br />
0 = mgestartet.<br />
c.) Winkelfokussierung:<br />
Bei den gezeigten Trajektorien<br />
wurde der Startwinkel um den<br />
Sollwinkel m herum <strong>mit</strong> 0.4<br />
Schrittweite variiert. Alle Teilchen<br />
starten <strong>mit</strong> der Sollenergie<br />
EA.<br />
d.) Zeitliche Entwicklung:<br />
Die Abbildung zeigt die zeitliche<br />
Entwicklung einer Anfangsverteilung<br />
von Elektronen <strong>mit</strong> variablem<br />
Startort und -winkel, aber<br />
fester Startenergie EA zu den<br />
Zeitpunkten t =0,1,3,5,7,9<br />
und 11 Zeiteinheiten.<br />
Abbildung 1.8: Simulation des Zylinderspiegelanalysators (CMA). Es wird ein Halbschnitt<br />
in der (r,z)-Ebene betrachtet. Die Geometrie des Analysators wurde als 0.5 mm-Punktraster<br />
eingegeben (Gro e des Rasters 236 492 Punkte), die Flachen <strong>mit</strong> den entsprechenden Potentialwerten<br />
vorbelegt und das Potential auf den Zwischenpunkten durch iteratives Losen der<br />
Laplace-Gleichung bestimmt. Die Simulation wurde <strong>mit</strong> den Programmen POT und POTTI-<br />
MER (Weiterentwicklung des erfolgreichen Codes von Stefan Baier) durchgefuhrt.
20 Kapitel 1. Das Experiment<br />
Eigenschaften des neuen CMA<br />
Als Grundma e wurden a =40mm, b= 115 mm und 0 = 54.74 gewahlt. Dies bietet im inneren<br />
Zylinder ausreichend Platz fur den nachtraglichen Einbau von Kugelschalen zur Retardierung<br />
(vgl. [40]). Durch numerisches Auflosen von Gleichung (1.1) nach k und Vergleich<br />
<strong>mit</strong> (1.2) ergibt sich eine theoretische Spektrometerkonstante von Cth = 1.2363, wenn auf der<br />
linken Seite der Gleichung der Abstand der Spalt<strong>mit</strong>ten in z-Richtung von 181.6 mm eingesetzt<br />
wird. Die Fokussierungsbedingung 1. Ordnung fuhrt auf ds + di =24mm. Bei einer angenommenen<br />
Quellgro e von 2.5 mm in z-Richtung und Spaltbreiten von 3.6 mm im inneren Zylinder<br />
ergibt sich aus dem Schnittpunkt der Maximalbahnen gerade ds =24mm, so da der Fokus<br />
im Austrittsspalt liegt. Mit der Dispersion D = 298:1 mm, ws z 2 mm, we z =3:6mm und<br />
rc 2 mm ergibt sich eine erwartete Auflosung von Rth =1:06 %. Der Eintrittswinkel der<br />
Elektronen von 54:74 1:71 entspricht einer maximalen Raumwinkelakzeptanz von 1.22 %<br />
bezuglich eines punktformigen Quellvolumens.<br />
Die Spektrometerkonstante C kann experimentell aus der Di erenz der Energielage von Photolinien<br />
in einem <strong>Photoelektron</strong>enspektrum (EDC, siehe S. 31) bestimmt werden. Um den Kalibrierfehler<br />
so klein wie moglich zu halten, bieten sich Photolinien an, die zu Zustanden gro er<br />
Bindungsenergiedi erenz gehoren, wie z. B. die Xe 5p ,1 ( 2 P3=2)- und 4d ,1 ( 2 D3=2)-Photolinien<br />
bei 12.127(1) bzw. 69.54(1) eV [44,45]. Durch die Di erenzbildung wird sowohl die Unsicherheit<br />
in der Photonenenergie (vgl. S. 14) als auch die mogliche Verschiebung der Photolinien<br />
aufgrund eines vorhandenen Kontaktpotentials eliminiert 3 . Der experimentelle Wert der<br />
Spektrometerkonstanten ist<br />
Cexp =1:2385(7): (1.4)<br />
Dies entspricht einem tatsachlichen Abstand der Spalt<strong>mit</strong>ten von 182.2 mm und liegt im Bereich<br />
der erwarteten Fertigungstoleranzen.<br />
Zur Messung der Analysatorfunktion A(EA; ) und da<strong>mit</strong> der Auflosung R des CMA wird<br />
ein Elektronenspektrum einer Augerlinie bekannter naturlicher Linienbreite ,L aufgenommen.<br />
Durch Entfaltung des gemessenen Linienpro ls <strong>mit</strong> dem lorentzformigen Pro l der Augerlinie<br />
kann die Analysatorfunktion bestimmt werden. Die Wahl el auf die Xe N5O23O23( 1 S0)-<br />
Augerlinie <strong>mit</strong> der naturlichen Linienbreite ,L = 0.16 eV und einer Schwerpunktsenergie Auger<br />
von 29.97(1) eV [46{48]. Abbildung 1.9 a.) zeigt ein bei der Photonenenergie h M = 107 eV<br />
gemessenes, im Maximum zu Eins normiertes EDC der Augerlinie. Die Me punkte wurden<br />
durch eine Faltung aus dem Lorentzpro l der Augerlinie und einer gau formig angenommenen<br />
Analysatorfunktion (Voigtpro l) angepa t. Aus dem entfalteten Pro l der Analysatorfunktion<br />
(gestrichelte Linie) ergab sich die experimentelle Auflosung des Analysators<br />
Rexp =,A=EA =1:00(7) %: (1.5)<br />
3 Eine Kontaktspannung bildet sich bei der Untersuchung von Metallproben, wenn der Atomstrahl<br />
die Eintrittsblende des Analysators <strong>mit</strong> einem metallischen Film bedampft. Sie hat eine Retardierung<br />
der eintretenden Elektronen zur Folge, was zu einer Verschiebung des Energiespektrums fuhrt. Je nach<br />
Me dauer und untersuchtem Element wurden Kontaktspannungen zwischen 0 und ,2 V festgestellt.
1.2. Komponenten des Aufbaus 21<br />
Die experimentellen Werte sollten durch eine Simulation <strong>mit</strong> Hilfe des in Abbildung 1.8 vorgestellten<br />
Trajektorien-Verfahrens uberpruft werden. Ahnlich wie in Bildteil 1.8 d.) wurden<br />
Anfangsverteilungen von Elektronen aus einem gau formigen Quellvolumen <strong>mit</strong> isotrop verteiltem<br />
Startwinkel, aber fester Startenergie durch den Analysator geschickt. Aus der Anzahl<br />
der am Detektor eintre enden Elektronen in Abhangigkeit der Spannung UA ergab sich die<br />
Form der Analysatorfunktion, die in Abbildung 1.9 b.) als Liniendiagramm dargestellt ist.<br />
Die leicht asymmetrische Verteilung kann gut durch ein Gau pro l angepa t werden. Abweichungen<br />
zeigen sich in den Auslaufern des Pro ls, denn wegen der festen Spalto nungen<br />
kann die Transmission des CMA nur auf einem scharf begrenzten Energieintervall von Null<br />
verschieden sein. Wahrend die simulierte Spektrometerkonstante Csim = 1.2392(5) im Rahmen<br />
des Fehlers <strong>mit</strong> der experimentellen, Cexp, ubereinstimmt, ist die simulierte Auflosung<br />
Rsim = 0.84(1) % erheblich kleiner als die experimentelle, Rexp.<br />
Intensität [Cts/2s]<br />
transm. Elektronen<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
CMA - spektrale<br />
Transmission<br />
a.)Messung:<br />
EDC<br />
hν M = 107 eV<br />
b.)Simulation:<br />
POTTIMER<br />
Xe N 5 O 23 O 23 1 S 0<br />
εAuger EA,Max eφ<br />
ΓA R<br />
= 29.97 eV<br />
= 29.27 eV<br />
= -0.70 eV<br />
= 0.30(2) eV<br />
= 0.0100(7)<br />
Quellgröße: Γr = 2.0 mm<br />
Γz = 2.5 mm<br />
Startwinkel: isotrop<br />
ε = 29.27 eV<br />
ΓA = 0.246(3) eV<br />
Rsim = 0.0084(1)<br />
UA,Max = 23.62(1) eV<br />
Csim = 1.2392(5)<br />
0<br />
28.4 28.6 28.8 29.0 29.2 29.4 29.6 29.8 30.0 30.2<br />
E A [eV]<br />
Abbildung 1.9: Bestimmung der Analysatorfunktion A(EA; ) des CMA. a.) Me punkte: Elektronenspektrum<br />
der Xe N5O23O23( 1 S0)-Augerlinie (nach Untergrundabzug). [|]: Anpassung<br />
der Me punkte durch ein Voigtpro l (siehe Text). [- - -]: durch Entfaltung gewonnenes Gau prol<br />
der Analysatorfunktion (auf Max. normiert). b.) Linien: Mit dem Programm POTTIMER<br />
simulierte Analysatorfunktion. [|]: Anpassung der simulierten Funktion durch ein Gau pro l.
22 Kapitel 1. Das Experiment<br />
Diese Unstimmigkeit liegt vermutlich daran, da die Spaltbreiten durch das 0.5 mm-Punktraster<br />
nicht <strong>mit</strong> der notwendigen Genauigkeit nachgebildet werden konnten.<br />
Nach Gleichung (1.3) wachst das Auflosungsintervall ,A linear <strong>mit</strong> der Sollenergie EA. Daraus<br />
folgt un<strong>mit</strong>telbar, da auch die integrale Transmission e , linear <strong>mit</strong> EA wachst:<br />
e ,(EA) =<br />
Z A(EA; )d = G,A(EA)= GREA; (1.6)<br />
wobei G die dimensionslose, geometrische Transmission des CMA ist. Der relative Verlauf der<br />
Transmission e , in Abhangigkeit der Analysatorenergie wird experimentell bestimmt, indem<br />
bei verschiedenen Photonenenergien das Verhaltnis der Intensitaten I einer Photolinie und<br />
einer beim Zerfall des zugehorigen Lochzustandes entstehenden Augerlinie bestimmt wird. Es<br />
gilt dann die einfache Beziehung<br />
e ,(EA,Photo)<br />
e ,(EA,Auger)<br />
I(Photo)<br />
: (1.7)<br />
I(Auger)<br />
Voraussetzung dabei ist, da der Zerfall des Lochzustandes nicht von der Photonenenergie<br />
abhangt. Bei Variation von h bleibt EA,Auger konstant, wahrend sich die Position der Photolinie<br />
<strong>mit</strong> der Bindungsenergie I gema EA,Photo = h ,I ,e andert 4 . Messungen wurden <strong>mit</strong> der<br />
Xe 4d ,1 ( 2 D5=2)-Photolinie und der zugehorigen N5O23O23( 1 S0)-Augerlinie durchgefuhrt und<br />
sind in Abbildung 1.10 dargestellt. Der Schnittpunkt der Ausgleichsgeraden <strong>mit</strong> der Abszisse<br />
bei etwa 3 eV deutet auf eine Retardierung durch Storfelder im Bereich der Eintrittsblende hin.<br />
τ e -(E A ) / τ e -(30 eV)<br />
CMA - Transmission<br />
April 1994<br />
3.0<br />
2.5<br />
2.0<br />
1.5<br />
1.0<br />
0.5<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 0.0<br />
E A [eV]<br />
Abbildung 1.10: Die integrale Transmission des CMA, bezogen auf die Transmission bei<br />
EA = 30 eV, als Funktion der Analysatorenergie EA (<strong>mit</strong> Ausgleichsgerade).<br />
4 Durch den PCI-E ekt (= postcollision interaction) tritt in Schwellennahe eine leichte Verschiebung<br />
der Position der Augerlinie auf [49].
1.2. Komponenten des Aufbaus 23<br />
Bei den Messungen der integralen Transmission mu beachtet werden, da die raumliche<br />
Transmission des CMA stark <strong>mit</strong> dem Ort variiert, so da der Quellort nicht verandert werden<br />
darf. Da die Abhangigkeit der Transmission vom Quellort experimentell nicht zuganglich ist,<br />
wurde hier wieder eine Simulation <strong>mit</strong> Hilfe des bereits beschriebenen Trajektorienverfahrens<br />
durchgefuhrt. Das Ergebnis ist in Abbildung 1.11 zu sehen:<br />
Transmission [%]<br />
2.5<br />
2.0<br />
1.5<br />
1.0<br />
0.5<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
r [mm]<br />
CMA - Eintrittsspalt<br />
5<br />
10<br />
15 0<br />
4<br />
8<br />
16<br />
12<br />
z [mm]<br />
0<br />
15 10 5 0 5 10 15<br />
r [mm]<br />
Abbildung 1.11: Durch Simulation bestimmte Transmission des CMA als Funktion des Ortes<br />
(Schnitt in der (r,z)-Ebene). Gezeigt ist der Ortsbereich des Reaktionsraumes vor der Eintrittsblende<br />
des CMA, wobei die (r=0)-Achse <strong>mit</strong> der Spektrometerachse zusammenfallt. Die Eintrittsblende<br />
des CMA liegt bei z =0 mm. Mit dem in Abbildung 1.8 gezeigten Potential wurden<br />
auf einem 0.1 mm 0.25 mm-Punktraster in der (r,z)-Ebene Startverteilungen von Elektronen<br />
<strong>mit</strong> fester kinetischer Energie = EA und isotrop verteiltem Startwinkel vorgegeben und die<br />
Anzahl der auf den Detektor auftre enden Elektronen bestimmt (Es wurden ca. 10 7 Trajektorien<br />
berechnet). Beide Bildteile zeigen hier dasselbe Ergebnis in unterschiedlicher Darstellung.<br />
Die Simulation wurde dabei fur einen 360 -CMA ausgefuhrt, das Elektronen uber den vollen<br />
Azimut trans<strong>mit</strong>tiert. Etwa 9 mm vor dem Eintritt des CMA ergibt sich durch Uberlagerung der<br />
Intensitaten zweier Halbebenen <strong>mit</strong> Azimut und + 180 ein Maximum der Transmission.<br />
Integration uber den Azimut liefert fur die Raumwinkelakzeptanz im Maximum einen Absolutwert<br />
von 2.2 %. Fur den 180 -CMA ist nur einer der beiden aquivalenten " Strange\ moglich,<br />
so da die Raumwinkelakzeptanz am Ort des obigen Maximums 1.1 % betragt. Wie zu erwarten,<br />
ist dieser Wert etwas kleiner als der aus dem maximalen, geometrischen Eintrittswinkel<br />
berechnete Wert von 1.22 % (siehe S. 20), da der Austrittsspalt zusatzlich ins Spiel kommt.<br />
Im vorliegenden Fall liegt der Fokus im Austrittsspalt, so da dort nur etwa 10 % der Intensitat<br />
abgeschnitten werden.<br />
Da im realen Experiment immer <strong>mit</strong> einem ausgedehnten Quellvolumen gearbeitet wird, fallt<br />
die <strong>mit</strong>tlere raumliche Transmission bzw. Raumwinkelakzeptanz in jedem Fall kleiner aus als<br />
die maximale. Ein optimal justierter Quell eck in der (r,z)-Ebene <strong>mit</strong> einer Fleckgro e von<br />
2 2 mm besitzt hier beispielsweise nur noch 70 % des Maximalwertes, d. h. G 0:7 1:1%=<br />
0:77 %.<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
z [mm]
24 Kapitel 1. Das Experiment<br />
1.2.3 Das Flugzeitspektrometer<br />
Die im Experiment entstehenden <strong>Photoion</strong>en werden in sehr e zienter Weise <strong>mit</strong> einem Flugzeitspektrometer<br />
(TOF) nachgewiesen. Mit dem TOF werden die verschieden geladenen Ionensorten<br />
(1+; 2+; :::) des untersuchten Elementes raumlich im Spektrum getrennt. Seine hohe<br />
Transmission sowie die Tatsache, da alle Ionensorten gleichzeitig analysiert werden, machen<br />
das TOF fur das <strong>Koinzidenz</strong>experiment besonders geeignet. Nach einigen sehr einfachen Konstruktionen,<br />
die in Abbildung E.1 zu sehen sind, wurde ein TOF nach Wiley und McLaren [50]<br />
gebaut, das geeignete Auflosungs- und Transmissionseigenschaften besitzt.<br />
Prinzip<br />
r<br />
Quelle<br />
E<br />
Detektor<br />
s Ed ED = 0<br />
s<br />
z<br />
Gegenplatte<br />
z 0<br />
d<br />
1. Blende<br />
2. Blende<br />
HV<br />
D<br />
Driftrohr<br />
Abbildung 1.12: Prinzipskizze des Flugzeitspektrometers (Schnitt in der (r,z)-Ebene). Es besteht<br />
Zylindersymmetrie bezuglich der z-Achse.<br />
Das Flugzeitspektrometer, dessen Aufbau in Abbildung 1.12 skizziert ist, besteht im wesentlichen<br />
aus dem Reaktionsraum der Breite s, einer Nachbeschleunigungsstrecke der Breite d<br />
und einem Driftrohr der Lange D, die durch Blenden voneinander getrennt sind. Zur Analyse<br />
werden die positiven Ionen von der Quelle durch zwei homogene elektrische Felder ~ Es und<br />
~Ed, die wahrend eines kurzen Ziehpulses erzeugt werden, auf das Driftrohr beschleunigt. Sie<br />
durch iegen die feldfreie Driftregion (Faradayscher Ka g) <strong>mit</strong> konstanter Geschwindigkeit und<br />
werden schlie lich auf den Detektor gesaugt, an dem eine negative Hochspannung von einigen<br />
kV anliegt. Die spektroskopische Trennung der Ionen erfolgt uber eine Messung der Flugzeit<br />
zwischen Beginn des Ziehpulses und Detektion, die eine Funktion des spezi schen Verhaltnisses<br />
m=q (m = Ionenmasse, q = Ionenladung) ist.<br />
Die Auflosungseigenschaften des TOF hangen emp ndlich von der Wahl der elektrischen Felder<br />
und von der Orts- und Geschwindigkeitsverteilung der zu analysierenden Ionen ab. Ein genaues<br />
z
1.2. Komponenten des Aufbaus 25<br />
Bild verscha t man sich durch Berechnung der Flugzeit tTOF fur ein Ion <strong>mit</strong> thermischer<br />
Geschwindigkeit vz;0 in z-Richtung, das sich bei Anlegen des Ziehpulses im Abstand z0 von<br />
der 1. Blende be ndet. Einsetzen in die Bewegungsgleichung ergibt<br />
tTOF = p 2<br />
0<br />
B<br />
@ (z0Es + Uz;0) 1<br />
Es<br />
2 , v z;0<br />
jv z;0j<br />
U 1<br />
2<br />
z;0<br />
+ U 1<br />
2 , (z0Es + Uz;0) 1<br />
2<br />
Ed<br />
+ D<br />
2<br />
1<br />
U, 2<br />
1<br />
C<br />
A<br />
s<br />
m<br />
; (1.8)<br />
q<br />
wobei qUz;0 = 1<br />
2 mv2 z;0 die thermische Anfangsenergie und qU = q(Uz;0 + z0Es + dEd) die<br />
Gesamtenergie des Ions bei Eintritt in das Driftrohr ist. Aus Ubersichtlichkeitsgrunden wurde<br />
die kurze Endstrecke zum Detektor weggelassen; die Terme in der Klammer entsprechen von<br />
links nach rechts den Flugzeitanteilen fur die Strecken z0, d und D. Die Flugzeit ist fur<br />
konstantes z0 in 1. Naherung proportional zur Wurzel von m=q, das Verhaltnis m=q ist aber<br />
noch in Uz;0 enthalten.<br />
Den starksten Ein u auf die Flugzeit hat zunachst die raumliche Ausdehnung des Quellvolumens.<br />
Ungenauigkeiten z in z0 (siehe Abbildung 1.12) konnen zu gro en Flugzeitschwankungen<br />
tTOF und da<strong>mit</strong> zu einer sehr schlechten Auflosung des TOF fuhren 5 . Geeignete Wahl<br />
der elektrischen Feldstarken Es und Ed kann diesen E ekt glucklicherweise ausschalten und<br />
eine Ortsfokussierung erreichen:<br />
Einsetzen der Fokussierungsbedingung dtTOF=dz0 =0 in Gleichung (1.8) fuhrt <strong>mit</strong> der Abkur-<br />
zung k0 := 1+(dEd)=(z0Es) auf eine Bestimmungsgleichung fur k0 [50]<br />
D =2z0k 3<br />
2<br />
0<br />
1,(k0+k 1<br />
2<br />
0) ,1<br />
2<br />
d<br />
z0<br />
!<br />
: (1.9)<br />
Durch diese ist das optimale Verhaltnis der Feldstarken Ed=Es festgelegt. Dabei wurde Uz;0<br />
zunachst Null gesetzt. Die Flugzeit tTOF(m=q) bleibt dann bei Variation des Startortes um z0<br />
herum in 1. Naherung konstant. Dies gilt fur alle Ionensorten gleichzeitig, da Gleichung (1.9)<br />
unabhangig von m und q ist. Als obere Schranke fur das Auflosungsvermogen des TOF in<br />
Ortsfokussierung ergibt sich<br />
MOrt 16 k0<br />
z0<br />
z<br />
2<br />
: (1.10)<br />
Betrachtet werde nun zusatzlich die thermische Geschwindigkeitsverteilung der Ionen. tTOF<br />
kann hier abgeschatzt werden als Flugzeitdi erenz fur zwei Ionen, die sich zu Beginn des<br />
Ziehpulses beide am Ort z0 be nden, aber entlang der z-Achse in entgegengesetzte Richtungen<br />
iegen. Ihre kinetische Energie sei jeweils gleich der <strong>mit</strong>tleren thermischen Energie 1<br />
kT. Ist<br />
2<br />
gleichzeitig Bedingung (1.9) erfullt, so erhalt man als zweite obere Schranke fur das Auflosungsvermogen<br />
MT (q)<br />
qU<br />
8kT<br />
1<br />
p<br />
2 k0 +1 k0,1<br />
p ,<br />
k0 k0+ p !<br />
d<br />
:<br />
k0z0<br />
(1.11)<br />
5 Das Auflosungsvermogen des Ionen-TOF ist de niert als die gro te Massenzahl M (in [u]), die noch<br />
zeitlich von ihrer Nachbarmasse M +1 getrennt wird, d. h. fur die gilt: t TOF(M) t TOF(M +1),<br />
t TOF(M), wobei t TOF(M) die zeitliche Breite des Massenpeaks M ist.
26 Kapitel 1. Das Experiment<br />
Um die thermisch bedingte Flugzeitungenauigkeit klein zu halten, mu also durch den Ziehpuls<br />
moglichst viel Energie auf die Ionen ubertragen werden. Anders ausgedruckt: Die Flugzeit im<br />
TOF mu klein gehalten werden, da<strong>mit</strong> die Ionen moglichst wenig Zeit haben, sich thermisch<br />
auszubreiten.<br />
Eine simulierte Flugzeitmessung, die in Abbildung 1.13 zu sehen ist, liefert ein anschauliches<br />
Bild der Funktionsweise des TOF <strong>mit</strong> der Trennung der unterschiedlichen Ionensorten und der<br />
Ortsfokussierung am Ende des Driftrohres. Das resultierende Flugzeitspektrum bestatigt die<br />
Aussage von Gleichung (1.11): Je gro er der Ladungszustand bzw. die aufgenommene Energie,<br />
desto schmaler der Peak im Zeitspektrum.<br />
Eigenschaften des neuen TOF<br />
In Abbildung 1.12 ist neben der Geometrie die elektrische Beschaltung des TOF skizziert:<br />
Wahrend des Ziehpulses, der <strong>mit</strong> einem HP-Pulser (214B) erzeugt wird, fallt die volle Ziehspannung<br />
von ,100 V uber einem 1:5k-Widerstand zwischen geerdeter Gegenplatte und Driftrohr<br />
ab. Das Potential an der 1. Blende { und da<strong>mit</strong> das optimale Verhaltnis von Ed=Es {<br />
ist uber einen Spannungsteiler einstellbar. Da au erhalb des Ziehpulses Es = Ed =0 gilt, mu<br />
seine Dauer mindestens so gro gewahlt werden, da auch die langsamsten, zu analysierenden<br />
Ionen noch innerhalb des Pulses das Driftrohr erreichen. Die Mindestdauer ist <strong>mit</strong> den<br />
entsprechenden Vorfaktoren durch die ersten beiden Terme in Gleichung (1.8) gegeben.<br />
Mit den TOF-Abmessungen s = 16 mm, d = 10 mm, D = 116 mm, z0 = 7 mm und einer Quellgro<br />
e z = 3 mm (dies entspricht der Geometrie der Simulation in Abbildung 1.13) ergeben<br />
sich in Ortsfokussierung die Werte k0 = 4.77, Es = 23.6 V/cm, Ed = 62.3 V/cm und MOrt = 415.<br />
Das thermische Auflosungsvermogen bei Zimmertemperatur (300 K) kann <strong>mit</strong> MT(1+) =52<br />
abgeschatzt werden, bei der Verdampfungstemperatur von Lanthan (1800 K) <strong>mit</strong> MT (1+) = 21.<br />
Die Auflosung des TOF wird also nicht durch die Gro e der Quelle, sondern durch thermische<br />
E ekte begrenzt. Sie reicht sowohl zur Trennung der verschieden geladenen Ionensorten der<br />
untersuchten Elemente (Xe bis Eu, m = 131 { 152, q =1{4)alsauch zur Trennung der hochstgeladenen<br />
(4+)-Peaks (m=q = 33 { 38) vom Restgas (N + 2 m=q = 28, O + 2 m=q = 32) aus. Um<br />
auch die langsamsten, einfach geladenen Ionen von Xe und Eu zu fokussieren, mu <strong>mit</strong> Ziehpulsdauern<br />
von mindestens 4 bis 4.5 s gearbeitet werden.<br />
Das TOF ist zusatzlich <strong>mit</strong> einer externen Justagemoglichkeit versehen: Uber eine Drehschiebedurchfuhrung<br />
kann das Driftrohr inklusive der 1. Blende im laufenden Me betrieb entlang<br />
der z-Achse translatiert werden (Einstellbereich: 0 z0 20 mm; vgl. auch Abbildungen E.1<br />
und 1.12).<br />
Die Transmission des TOF wird zunachst rein geometrisch in radialer Richtung durch den Radius<br />
der kleinsten Blende und in axialer Richtung durch die Durchlassigkeit der Netze begrenzt.<br />
Aus Drahtdicke und Maschendichte der Netze errechnet sich eine Durchlassigkeit von 87 %<br />
pro Netz, was bei drei Netzen eine axiale Transmission des TOF von etwa 66 % ergibt. Die<br />
Gro en der Blenden wurden so gewahlt, da nur die Eintrittsblende ( =5mm) einen Ein u<br />
auf die Transmission hat.
1.2. Komponenten des Aufbaus 27<br />
Intensität [Cts]<br />
4+<br />
3+<br />
2+<br />
TOF-Spektrum<br />
1+<br />
6 8 10 12 14 16 18<br />
Flugzeit [μs]<br />
a.) Aquipotentiallinien:<br />
Bei eingeschaltetem Ziehpuls:<br />
links 0 { ,100 V, V=10 V<br />
rechts ,0:2{,3 kV, V=0.2 kV.<br />
b.) t = 0.0 s:<br />
Vorgegebene Verteilung der Ionen<br />
im Reaktionsraum vor Anlegen<br />
des Ziehpulses.<br />
c.) t = 5.0 s:<br />
Verteilung der Ionen nach Ende<br />
des Ziehpulses. Von links nach<br />
rechts: 1+, 2+, 3+, 4+.<br />
d.) t = 7.4 s:<br />
Ortsfokussierung der (4+)-Ionen<br />
am Ende des Driftrohres.<br />
e.) t = 10.7 s:<br />
Beschleunigung der (2+)-Ionen<br />
auf den Detektor.<br />
f.) TOF-Spektrum:<br />
Resultierendes Flugzeitspektrum<br />
analysierter Ionen. Unterschiedliche<br />
Peakbreiten sind eine Folge<br />
thermischer Flugzeitunscharfe.<br />
Abbildung 1.13: Simulation eines Flugzeitspektrometers (TOF) nach Wiley und McLaren [50].<br />
Es wird ein Schnitt in der (r,z)-Ebene betrachtet. Der Potentialverlauf im TOF wurde auf einem<br />
0.2 mm-Punktraster nach dem bei Abbildung 1.8 beschriebenen Verfahren berechnet (Gesamtgro<br />
e des Rasters: 99 793 Punkte). Bei eingeschaltetem Ziehpuls liegen an der 1. Blende<br />
,37:7 V und an der 2. Blende ,100 V an. Der Detektor liegt auf ,3 kV. Als Ergebnis einer<br />
Trajektorienrechnung sind in Bildteil b.) { e.) Momentaufnahmen einer Flugzeitmessung und in<br />
Bildteil f.) das resultierende Flugzeitspektrum gezeigt. Dabei wurde ein Ensemble thermischer<br />
Xe-Ionen (m = 131 u, q =1::: 4, T = 300 K, gau verteilter Startort) vorgegeben.
28 Kapitel 1. Das Experiment<br />
Um die Auswirkung der thermischen Bewegung der Ionen auf die Transmission zu analysieren,<br />
wurden wieder Simulationen von Flugzeitmessungen durchgefuhrt. Exemplarisch ist in<br />
Abbildung 1.14 das Ergebnis einer Simulation <strong>mit</strong> La + -Ionen bei T =2000 K gezeigt (vgl. auch<br />
Abb. 1.11):<br />
Transmission [%]<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
15<br />
La + -Ionen<br />
T = 2000 K<br />
10<br />
5<br />
0<br />
r [mm]<br />
5<br />
TOF -<br />
Eintrittsöffnung<br />
10<br />
15<br />
4<br />
8<br />
16<br />
12<br />
z [mm]<br />
15 10 5 0 5 10 15<br />
r [mm]<br />
Abbildung 1.14: Durch Simulation bestimmte radiale Transmission des TOF als Funktion des<br />
Ortes (Schnitt in der (r,z)-Ebene) fur La + -Ionen bei T =2000 K. Gezeigt ist der Ortsbereich vor<br />
der Eintrittsblende des TOF, wobei die (r=0)-Achse <strong>mit</strong> der Spektrometerachse zusammenfallt.<br />
Die TOF-Eintrittsblende liegt bei z =16 mm. Mit den in Abbildung 1.13 verwendeten Potentialen<br />
wurden auf einem 0.1 mm 0.25 mm-Punktraster in der (r,z)-Ebene Startverteilungen von<br />
Ionen vorgegeben, Ziehpulse angelegt und die Anzahl der auf den Detektor auftre enden Ionen<br />
bestimmt. Beide Bildteile zeigen dasselbe Ergebnis in unterschiedlicher Darstellung.<br />
Wie in der Abbildung gut zu erkennen ist, wird die " Schattengrenze\ des Eintrittsspaltes durch<br />
die radiale, thermische Bewegung der Ionen aufgeweicht. Diese Aufweichung ist umso starker,<br />
je langer ihre Flugzeit bis zur Eintrittsblende ist. Die Beschleunigung durch den Ziehpuls<br />
erfolgt jedoch so schnell, da der E ekt insgesamt nicht sehr gro ist (die Abbildung zeigt<br />
bereits den experimentellen Extremfall). Bei einer raumlich eng begrenzten Startverteilung<br />
konnen trotzdem geringe Transmissionsunterschiede zwischen den unterschiedlich schnellen<br />
Ionen auftreten (vgl. Seite 55).<br />
Auf die me technische Durchfuhrung der Flugzeitmessungen, die Eichung der Nachweiswahrscheinlichkeiten<br />
und die Analyse der Me spektren wird in Abschnitt 1.3 und in Kapitel 2<br />
ausfuhrlich eingegangen.<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
z [mm]
1.2. Komponenten des Aufbaus 29<br />
1.2.4 Atomstrahlerzeugung<br />
Zur Erzeugung eines Strahles neutraler Atome aus einem festen Probenkorper haben sich<br />
bei Verdampfungstemperaturen unterhalb von 2000 K Atomstrahlofen bewahrt. Obwohl sich<br />
fur <strong>Photoion</strong>isationsexperimente <strong>mit</strong>tlerweile ein gewisser Standard gebildet hat, besitzt jeder<br />
Ofen seine speziellen Eigenarten [27, 30, 51]. Deshalb darf auch der hier gebaute Ofen nicht<br />
fehlen, dessen prinzipieller Aufbau in Abbildung 1.15 gezeigt ist.<br />
Wechselwirkungszone<br />
Haase-Käfig<br />
Tiegel<br />
Abschirmblech<br />
Düse<br />
Glühdraht<br />
Probe<br />
Kühlmantel<br />
Keramik<br />
Abbildung 1.15: Prinzipieller Aufbau des Atomstrahlofens <strong>mit</strong> Multikapillarduse.<br />
Die Probe be ndet sich in einem zylindrischen Tiegel, der durch Warmezustrahlung aus einem<br />
Wolfram-Gluhdraht erhitzt wird (indirekte Widerstandsheizung). Bei Temperaturen oberhalb<br />
von 1000 K mu durch Elektronensto zusatzliche Heizleistung ubertragen werden: Der<br />
Gluhdraht wird gegenuber dem geerdeten Tiegel auf negative Hochspannung (0.5 { 1 kV) gelegt,<br />
da<strong>mit</strong> durch Gluhemission austretende Elektronen auf den Tiegel beschleunigt werden<br />
und diesen durch Abgabe ihrer kinetischen Energie weiter aufheizen.<br />
Auf Vorschlag von Mathias Richter wurde der Probenraum im Inneren des Tiegels durch eine<br />
Duse begrenzt, die 6 { 8 auf einem Kreisring angeordnete, zylindrische Bohrungen besitzt. Die<br />
Bohrungen schlie en einen Winkel zur Normalen ein, so da sie sich in einem Fokuspunkt,<br />
der in der Wechselwirkungszone des Experimentes liegt, schneiden. Eine zusatzliche Mittelpunktsbohrung<br />
<strong>mit</strong> gro erem Durchmesser dient zum Nachfullen des Tiegels, da sich die Duse<br />
in der Regel nach einmaliger Benutzung nicht wieder herausnehmen la t. Bei Verwendung<br />
dieser Multikapillarduse wird die Dampfdichte in der Wechselwirkungszone um ein Mehrfaches<br />
gesteigert [52]. Die horizontale Einbaulage des Ofens (siehe Abbildung 1.1) wird erst in dem<br />
Moment problematisch, da eine untersuchte Substanz sich beim Erhitzen ver ussigt. Um ein<br />
Auslaufen der Substanz zu verhindern, wird die Duse in einem solchen Fall nur halbseitig <strong>mit</strong><br />
Bohrungen versehen.<br />
Cu<br />
Mo
30 Kapitel 1. Das Experiment<br />
Ein sogenannter " Haase-Ka g\, der nach seinem Erst-Erbauer Dietmar Haase benannt ist,<br />
sitzt auf der Austrittso nung des Tiegels. Neben Blenden zur Strahlbegrenzung enthalt der<br />
Ka g einen Plattenkondensator, <strong>mit</strong> dem thermische Ionen, die durch Sto ionisation im Tiegel<br />
entstehen konnen, ausgeblendet werden. Die Anzahl dieser Ofenionen steigt ab einer gewissen,<br />
vom untersuchten Element abhangigen Schwelle (900 { 1300 K) nahezu exponentiell an, so da<br />
sich etwa bei Lanthan (1800 K) ohne Verwendung des Ka gs zu jedem durch <strong>Photoion</strong>isation<br />
erzeugten Ion etwa einhundert thermische Ionen gesellen. Die Ofenionen nehmen gewohnlich<br />
einen breiten Bereich des TOF-Spektrums ein, der bis zu einigen hundert Massenzahlen reicht,<br />
und sind daher nur schwer zuzuordnen. Durch Anlegen einer Spannung von einigen Volt an<br />
die Kondensatorplatten werden die thermischen Ionen im interessierenden Bereich des TOF-<br />
Spektrums nahezu vollstandig unterdruckt [53].<br />
In einer Tabelle seien hier abschlie end Eigenschaften der untersuchten Elemente <strong>mit</strong> den<br />
verwendeten Tiegelmaterialien und Ofenleistungen angegeben:<br />
Tabelle 1.1: Wichtige Parameter fur die Erzeugung eines Atomstrahls: TS Schmelztemperatur,<br />
T 10 ,3 Torr Temperatur zur Erzeugung des angegebenen Dampfdruckes [54], (Z) : Heizung durch<br />
Zustrahlung, (E) : Elektronensto heizung.<br />
Element TS [K] T 10 ,3 Torr [K] Tiegelmaterial Ofenleistung[W]<br />
Ba 998 863 V2A 160 { 200 (Z)<br />
La 1194 1853 Mo 240 { 280 (Z) + 350 { 500 (E)<br />
Sm 1350 923 Mo 100 { 120 (Z)<br />
Eu 1095 803 V2A 60 { 80 (Z)
1.3. Me verfahren 31<br />
1.3 Me verfahren<br />
In diesem Abschnitt werden die eingesetzten Me verfahren zur <strong>Photoelektron</strong>en-, <strong>Photoion</strong>en-<br />
und <strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong> und die zugehorigen Me gro en<br />
beschrieben. Auch auf die Me elektronik und die entwickelte Me software wird eingegangen.<br />
Am Schlu werden wichtige apparative Parameter behandelt. Ein Blockschaltbild der Me elektronik<br />
zeigt Abbildung 1.18 auf Seite 36.<br />
1.3.1 <strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong><br />
Ein <strong>Photoelektron</strong>enspektrum (EDC =electron distribution curve) liefert ein Ma fur die<br />
energetische Verteilung der bei der <strong>Photoion</strong>isation erzeugten Elektronen. Zur Aufnahme eines<br />
EDC wird zunachst am Monochromator eine feste Photonenenergie h M eingestellt. Wahrend<br />
der Messung wird die Sollenergie EA des CMA durch Verandern der Analysatorspannung UA<br />
in aquidistanten Schritten EA uber den interessierenden Elektronenenergiebereich verfahren.<br />
Dabei wird an jedem Me punkt die Signalrate bestimmt, d. h. fur eine festgelegte Schrittdauer<br />
wird die Anzahl der Signale des Elektronendetektors gezahlt. Als Intensitatsreferenz fur den<br />
zeitabhangigen Photonen u wird gleichzeitig der Strom der vom Synchrotronlichtstrahl am<br />
Endspiegel des Monochromators ausgelosten Elektronen (IAu in Abb. 1.3) aufgenommen.<br />
Sowohl in die Erzeugung der Elektronen als auch in ihren Nachweis geht experimentell der<br />
Ein u instrumentenabhangiger Funktionen ein. Erzeugt wird ein Elektronenspektrum <strong>mit</strong> der<br />
Rate Re ,( ) ( = kin. Energie), das sich aus einer Faltung des di erentiellen Wirkungsquerschnitts<br />
d (h ; )=d <strong>mit</strong> der Photonen u dichte MF (h M;h ) M(h M;h )=F ergibt:<br />
Z<br />
d (h ; )<br />
Re ,( )=NAtom<br />
MF (h M;h )dh : (1.12)<br />
d<br />
Dabei ist NAtom die Anzahl der Atome in der Wechselwirkungszone, M(h M;h ) die Monochromatorfunktion<br />
(vgl. S. 12) und F die Querschnitts ache der Wechselwirkungszone. Der<br />
di erentielle Wirkungsquerschnitt wird in Kapitel 3 beschrieben.<br />
Das gemessene Spektrum schlie lich ist eine Faltung des erzeugten Spektrums <strong>mit</strong> der spektralen<br />
Transmission A(EA; )des CMA (vgl. S. 21). Unter Berucksichtigung der energieabhangigen<br />
Nachweiswahrscheinlichkeit ( ) und bei Vernachlassigung der Totzeit des Detektionssystems<br />
erhalt man die Signalrate:<br />
Z<br />
RSig(EA) = Re ,( )A(EA; ) ( )d : (1.13)<br />
Eine beliebte Naherungsformel zur Bestimmung relativer, di erentieller Wirkungsquerschnitte<br />
aus dem Me spektrum ergibt sich bei Vernachlassigung der Breite der Instrumentenfunktionen:<br />
d (h M;EA)<br />
dEA<br />
RSig(EA)<br />
NAtom e ,(EA) (EA) F(h M)<br />
RSig(EA)<br />
e ,(EA) (EA)<br />
(1.14)
32 Kapitel 1. Das Experiment<br />
<strong>mit</strong> der integralen Transmission e ,(EA) des CMA (vgl. S. 22) und dem integralen Photonen u<br />
pro Flache in der Wechselwirkungszone F (h M) (vgl. S. 12). In der Arbeit von Mathias<br />
Richter [30], auf die an dieser Stelle gern verwiesen wird, ndet sich eine ausfuhrliche und<br />
kritische Anleitung zur Auswertung von Elektronenspektren.<br />
1.3.2 <strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong><br />
In einem <strong>Photoion</strong>enspektrum sind die erzeugten <strong>Photoion</strong>en nach ihrem Verhaltnis von Masse<br />
zu Ladung getrennt. Ein solches Spektrum wird durch eine Flugzeitmessung gewonnen. Dabei<br />
werden uber einen Taktgeber ( " Referenz-Pulser\ in Abbildung 1.18) periodisch Ziehpulse am<br />
TOF angelegt. Mit jedem Ziehpuls wird eine Flugzeitmessung an einem TDC (= time-to-digitalconverter)<br />
gestartet. Die von den <strong>Photoion</strong>en ausgelosten Detektorsignale werden als Stoppulse<br />
auf den TDC gegeben und uber viele Me zyklen zu einem Flugzeitspektrum aufaddiert.<br />
Die Erzeugungsrate fur n-fach geladene <strong>Photoion</strong>en (n =1;2;:::) ist gegeben durch:<br />
R(n+) =NAtom<br />
Z<br />
(h ; n+) MF(h M;h )dh (1.15)<br />
(vgl. Gleichung (1.12)). (h ; n+) ist der partielle Wirkungsquerschnitt fur die Erzeugung<br />
n-fach geladener <strong>Photoion</strong>en und wird in Kapitel 3 beschrieben.<br />
Die von den <strong>Photoion</strong>en hervorgerufene Signalrate am Detektor des Flugzeitspektrometers ist<br />
abhangig von der Ziehpulsfrequenz (Startrate) RStart. Im Mittel werden pro Ziehpuls N(n+)<br />
n-fach geladene Ionen erfa t, wobei die Mittelwerte N(n+) proportional zu den obigen Erzeugungsraten<br />
R(n+) sind (Proportionalitatsfaktor: t0). Der Zusammenhang zwischen diesen<br />
Mittelwerten und den zugrundeliegenden Erzeugungsraten wird in Abschnitt 1.3.7 auf Seite 49<br />
. naher erlautert.<br />
Mit der Transmission (n+) des TOF und der Nachweiswahrscheinlichkeit (n+) ergibt sich<br />
ohne Berucksichtigung der Totzeit des Detektionssystems die Signalrate:<br />
RSig(n+) =N(n+) (n+) (n+)RStart<br />
(1.16)<br />
(Genaueres auf Seite 64). Analog zu Gleichung (1.14) erhalt man eine Naherungsformel zur<br />
Bestimmung relativer Wirkungsquerschnitte aus dem gemessenen Flugzeitspektrum:<br />
(h M;n+)<br />
RSig(n+)<br />
NAtom RStart t0 (n+) (n+) F(h M)<br />
RSig(n+)<br />
: (1.17)<br />
(n+) (n+)<br />
Die im Flugzeitspektrum registrierte Signalrate weicht aufgrund systematischer Fehler bei der<br />
Signalverarbeitung, die durch Totzeit-E ekte verursacht werden ( " Pile-up-E ekt\), <strong>mit</strong>unter<br />
drastisch von (1.16) ab. In Abschnitt 2.2 wird die Signalstatistik diskutiert und ein Korrekturverfahren<br />
angegeben.
1.3. Me verfahren 33<br />
1.3.3 <strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong><br />
Ziel einer Elektron-Ion-<strong>Koinzidenz</strong>messung ist es, die Signale zusammengehoriger Elektron-<br />
Ion-Paare, die bei demselben Proze entstanden sind, gemeinsam zu registrieren. Dabei wird<br />
die zeitliche Korrelation von Elektronen- und Ionensignal ausgenutzt. Me technisch mu eine<br />
<strong>Koinzidenz</strong>-Bedingung (Start-Stopp-Bedingung) <strong>mit</strong> einem der Signale als Start und dem<br />
anderen als Stopp aufgebaut werden. Die Analysemethode des TOF <strong>mit</strong> dem Ziehpuls zur<br />
Extraktion der Ionen ist genau auf das Elektronensignal als Start zugeschnitten:<br />
Das Elektronensignal liegt bereits etwa 450 { 500 ns nach dem Freiwerden des Elektrons { also<br />
dem Statt nden des Ionisationsprozesses { vor (Zeit fur Analyse und Signalverarbeitung). Zu<br />
diesem Zeitpunkt be ndet sich das zugehorige Ion aufgrund seiner geringen thermischen Geschwindigkeit<br />
noch in der Nahe seines Entstehungsortes. Ist das Ion vor dem TOF entstanden,<br />
so wird es <strong>mit</strong> gro er Wahrscheinlichkeit von einer durch das Elektronensignal gestarteten<br />
Flugzeitanalyse erfa t. Das Elektronensignal als <strong>Koinzidenz</strong>-Start wird also bei einer <strong>Koinzidenz</strong>messung<br />
als Trigger fur den TOF-Ziehpuls und den Start der Flugzeitmessung eingesetzt.<br />
Ein Ionensignal wird als <strong>Koinzidenz</strong>-Stopp oder einfacher als <strong>Koinzidenz</strong>signal bezeichnet.<br />
Ein <strong>Koinzidenz</strong>spektrum ist ein Ionen-Flugzeitspektrum, bei dem Elektronensignale zu einer<br />
am CMA fest eingestellten Analysatorenergie EA als Startsignale verwendet werden.<br />
Die <strong>Koinzidenz</strong>methode ermoglicht es nicht, einzelne zusammengehorige Elektron-Ion-Paare<br />
eindeutig aus der Menge der entstehenden Teilchen zu selektieren. Tatsachlich erhalten bei<br />
jedem Ziehpuls alle vor dem TOF be ndlichen Ionen eine Chance, ein Signal auszulosen. Das<br />
Me spektrum wird also nicht nur die gewunschten Ionensignale (wahre <strong>Koinzidenz</strong>en), sondern<br />
auch unkorrelierte Signale (zufallige oder falsche <strong>Koinzidenz</strong>en) enthalten, die das Ergebnis<br />
verfalschen. Wahre und zufallige <strong>Koinzidenz</strong>en sind im Spektrum nicht unterscheidbar.<br />
Die <strong>mit</strong> der <strong>Koinzidenz</strong>methode ausgenutzte zeitliche Korrelation fuhrt lediglich zu einer systematischen<br />
Bevorzugung bestimmter Ionen gegenuber dem immer vorhandenen Untergrund<br />
zufalliger Ionen.<br />
Da zufallige <strong>Koinzidenz</strong>en prinzipiell nicht vermieden werden konnen, stellt sich die Frage, wie<br />
ihr Anteil an den insgesamt registrierten <strong>Koinzidenz</strong>en bestimmt werden kann. Bei der hier<br />
entwickelten Methode geschieht dies dadurch, da zu jedem <strong>Koinzidenz</strong>spektrum ein normales<br />
Flugzeitspektrum (Referenzspektrum) aufgenommen wird, bei dem periodisch Ziehpulse<br />
angelegt werden. Das Referenzspektrum enthalt dann nur zufallige <strong>Koinzidenz</strong>en, und das<br />
Spektrum wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en kann durch eine Art Di erenzbildung aus beiden Me spektren<br />
herausge ltert werden. Zur Gewahrleistung moglichst identischer Versuchsbedingungen<br />
wird der Me modus im Takt einiger Sekunden umgeschaltet, so da beide Spektren praktisch<br />
" gleichzeitig\ aufgenommen werden. Dabei wird die Frequenz des Referenz-Taktgebers<br />
standig der Startrate im <strong>Koinzidenz</strong>modus angepa t. Zur Kontrolle der Me bedingungen und<br />
als Intensitatsreferenz wird bei der Messung die Startrate <strong>mit</strong> aufgezeichnet (siehe dazu auch<br />
Abschnitt 1.3.7).
34 Kapitel 1. Das Experiment<br />
Intensität [w.E.]<br />
Intensität [Cts/4s]<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Eu<br />
138.5 eV<br />
<strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitt<br />
σ tot (hν)<br />
110 120 130 140 150 160 170<br />
Eu<br />
hν M = 138.5 eV<br />
88.5 eV<br />
hν [eV]<br />
5s -1<br />
EDC<br />
70 75 80 85 90 95 100 105<br />
E A [eV]<br />
Eu<br />
4+<br />
3+<br />
70 %<br />
2+<br />
<strong>Koinzidenz</strong>spektrum<br />
hν M = 138.5 eV<br />
E A = 88.5 eV<br />
Referenzspektrum<br />
1+<br />
30 %<br />
0 % 0 %<br />
200 240 280 320 360 400 440<br />
TOF Kanal<br />
Wahre<br />
<strong>Koinzidenz</strong>en<br />
(berechnet)<br />
Abbildung 1.16: Oben links: Totaler <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitt von Eu im Bereich<br />
der 4d-Riesenresonanz. Unten links: EDC von Eu im Bereich der 5s ,1 -Photolinien bei<br />
einer Photonenenergie von 138.5 eV. Rechts: Bei einer Elektronenenergie von 88.5 eV gemessenes<br />
<strong>Koinzidenz</strong>- und Referenzspektrum sowie das berechnete Spektrum wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en.<br />
Die experimentelle Vorgehensweise soll durch ein Beispiel erlautert werden. In Abbildung 1.16<br />
sind Spektren zu einer Messung im Bereich der 4d-Riesenresonanz von Europium gezeigt:<br />
1. Zunachst wird anhand des Verlaufs des <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitts eine geeignete<br />
Photonenenergie gewahlt (hier h M = 138.5 eV) und fur die gesamte Dauer der<br />
Messung fest eingestellt (oben links).<br />
2. Im interessierenden Elektronenenergiebereich, hier im Bereich der 5s ,1 -Photolinien von<br />
Europium, wird ein EDC gemessen, und der CMA wird auf eine feste Elektronenenergie<br />
(hier EA = 88.5 eV) eingestellt (unten links).<br />
3. Unter gleichen Versuchsbedingungen werden <strong>Koinzidenz</strong>- und Referenzspektrum aufgenommen,<br />
und das Spektrum wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en wird aus beiden nach dem in Abschnitt<br />
2.2 beschriebenen Verfahren berechnet (rechts).<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
3.0<br />
2.0<br />
1.0<br />
0.0<br />
Intensität [10 3 Cts/610s]
1.3. Me verfahren 35<br />
Die Me gro en des <strong>Koinzidenz</strong>experiments sind die Anzahlen NWK(n+) wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en<br />
fur die unterschiedlich geladenen <strong>Photoion</strong>en. Mit diesen Me gro en eng verknupft sind<br />
Wahrscheinlichkeiten p(h M;EA;n+) dafur, da bei der Analysatorenergie EA das zu einem<br />
e<strong>mit</strong>tierten Elektron gehorige Ion im Endzustand n-fach geladen ist. Diese Wahrscheinlichkeiten<br />
ergeben sich bei Berucksichtigung von Transmission und Nachweiswahrscheinlichkeiten<br />
un<strong>mit</strong>telbar aus dem Spektrum wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en.<br />
In Kapitel 2 wird die Statistik der wahren und zufalligen <strong>Koinzidenz</strong>en diskutiert und das<br />
Auswerteverfahren angegeben. Die physikalische Bedeutung der Wahrscheinlichkeiten wird in<br />
Abschnitt 3.2 beschrieben.<br />
1.3.4 Me elektronik<br />
Zur Detektion der Photofragmente werden sowohl im CMA als auch im TOF zweistu ge MCPs<br />
(multichannel plates) der Firma Comstock eingesetzt. Die Beschaltung des CMA-Detektors ist<br />
in Abbildung 1.17 gezeigt.<br />
äußerer<br />
Zylinder<br />
U A<br />
100 k<br />
+<br />
-<br />
e -<br />
U Prg<br />
+ -<br />
U Netz<br />
- +<br />
U vor<br />
Netz MCPs Kollektor<br />
2 M<br />
2 M<br />
2 M<br />
2 M<br />
- +<br />
HV<br />
2 M<br />
200 k<br />
100 k<br />
180 p<br />
CMA-<br />
Signal<br />
Abbildung 1.17: Beschaltung des CMA-Detektors. Eine Hochspannung (HV) von +3 kV fallt<br />
gleichma ig uber den MCPs ab; der Kollektor liegt an positiver HV. Naheres siehe Text.<br />
Ein auftre endes Elektron lost an den MCPs eine lokale Elektronenlawine aus, die als negativer<br />
Spannungspuls uber Widerstand und Kondensator ausgekoppelt wird. Um eine hohe<br />
Nachweiswahrscheinlichkeit (EA) zu erzielen, wird am vorderen MCP eine positive Vorspannung<br />
Uvor angelegt, zu der die negative Analysatorspannung UA addiert wird. Wahrend einer<br />
EDC-Messung bleibt so die kinetische Auftre energie der Elektronen ( 200 eV) und da<strong>mit</strong><br />
(EA) konstant. Das Netz vor dem Detektor dient der Unterdruckung thermischer Elektronen<br />
aus dem Ofen uber eine kleine negative Gegenspannung UNetz ,5V. Am TOF ist die Beschaltung<br />
des Detektors analog, nur da zum Ionennachweis der Kollektor an Masse und die
36 Kapitel 1. Das Experiment<br />
Vorderseite des ersten MCP an negativer Hochspannung von etwa ,3 kV liegt. Die Nachweiswahrscheinlichkeit<br />
ist hier stark abhangig von der Ladung des <strong>Photoion</strong>s (siehe dazu Abschnitt<br />
1.3.7).<br />
Spiegelstrom<br />
CMA-<br />
Signal<br />
TOF-<br />
Signal<br />
...<br />
U Prg<br />
DAC<br />
pA-Meter VFC<br />
Verstärker Diskr. Pulser<br />
Koinzid.-<br />
Gate<br />
Referenz-<br />
Pulser<br />
Multi-Lab Card<br />
4<br />
2<br />
Verstärker Diskr.<br />
Gate Gate<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Timer-Interface<br />
Multi Timer Card<br />
8<br />
7<br />
3<br />
Fluß-<br />
Counter<br />
CMA-<br />
Counter<br />
History-<br />
Counter<br />
5<br />
Start-<br />
Counter<br />
HV-<br />
Pulser<br />
TDC<br />
Start<br />
Stop<br />
Ser.<br />
PC Meßprogramm "CMAKO"<br />
TOF-<br />
Ziehpuls<br />
Datenpuffer<br />
Abbildung 1.18: Blockschaltbild der Me elektronik zur Aufnahme von Elektronenspektren,<br />
Ionen-Flugzeitspektren und <strong>Koinzidenz</strong>spektren. Erlauterungen siehe Text.<br />
Die Schaltung zur Durchfuhrung der verschiedenen Messungen ist in Abbildung 1.18 als<br />
Blockschaltbild dargestellt. Bei der Aufnahme von EDCs werden die verstarkten Signale des<br />
CMA-Detektors uber einen Diskriminator (EG&G T105/N) auf den CMA-Counter (Nr. 7) gegeben.<br />
Der vom Photonenstrahl am Monochromator ausgeloste Spiegelstrom wird uber ein<br />
Keithley-Picoamperemeter gemessen und nach Frequenzwandlung (VFC =voltage-to-frequency-converter)<br />
vom Flu -Counter (Nr. 8) registriert. Ein Preset-Counter (Nr. 6, s. Timer-<br />
Par.
1.3. Me verfahren 37<br />
Interface) gibt die Me dauer vor und dient als Gate fur die Zahler. Uber einen DAC wird die<br />
Spannungsquelle UPrg angesteuert, an der die Analysatorspannung UA abgegri en wird (vgl.<br />
Abbildung 1.17).<br />
Bei Ionen-Flugzeitmessungen dient der Referenz-Pulser (Nr. 2) als Taktgeber, der uber einen<br />
weiteren Pulser (BNC 8010) zum einen den Ziehpuls am HV-Pulser (HP 214 B) auslost, zum<br />
anderen die Flugzeitmessung am TDC (FAST 7885) startet. TOF-Signale werden uber einen<br />
FAST 7011 Verstarker/Diskriminator als Stoppulse auf den TDC gegeben. Nach jedem Me -<br />
zyklus wird das registrierte Signalspektrum vom TDC in einen Datenpu er (FAST MCD/PC)<br />
ubertragen und dort aufsummiert. Der Datenpu er wird in wahlbarem zeitlichem Abstand vom<br />
Me programm ausgelesen. Das Auslesen des TDC dauert bei den verwendeten Einstellungen<br />
(Dwelltime 40 ns, 512 Kanale) mindestens 130 s, fur jedes registrierte Signal weitere 8 s.<br />
Dadurch ist die Ziehfrequenz nach oben auf einige kHz begrenzt. Ist die Ziehfrequenz zu hoch<br />
eingestellt oder wurden besonders viele Signale registriert, so kann es passieren, da der Auslesevorgang<br />
noch nicht beendet ist, wenn bereits der nachste Ziehpuls angelegt wird. In diesem<br />
Fall wird der Me zyklus " verschluckt\, d. h. der TDC nimmt weder Start noch Stopps auf.<br />
Der TDC setzt bei jedem bearbeiteten Start den ersten Me kanal auf 1. So kann die prazise<br />
Anzahl der tatsachlich bearbeiteten Starts festgestellt werden, die fur die statistische Auswertung<br />
und Korrektur der gemessenen Ionen- und <strong>Koinzidenz</strong>spektren benotigt wird. Zusatzlich<br />
wird die Anzahl der Startversuche vom Start-Counter (Nr. 5) gezahlt, um etwa bei zu hoch<br />
eingestellter Ziehfrequenz geeignet eingreifen zu konnen (Mehr zum TDC in Kapitel 2).<br />
Bei einer <strong>Koinzidenz</strong>messung wird im Takt einiger Sekunden (1 { 10) zwischen <strong>Koinzidenz</strong>und<br />
Referenzmodus umgeschaltet.<br />
<strong>Koinzidenz</strong>-Gate<br />
Diskriminator-Out<br />
(Elektronensignale)<br />
Referenz-Starts<br />
TDC-Starts<br />
Abbildung 1.19: Zeitliche Abfolge von Startsignalen in <strong>Koinzidenz</strong>modus (linke Halfte) und<br />
Referenzmodus (rechte Halfte) bei einer <strong>Koinzidenz</strong>messung. Eines der Startsignale wurde vom<br />
TDC nicht verarbeitet, da der Auslesevorgang des vorausgegangenen Me zyklus noch nicht<br />
abgeschlossen war. Auf das Me ergebnis hat dies keine Auswirkungen (siehe Text oberhalb).<br />
Im <strong>Koinzidenz</strong>modus ist das <strong>Koinzidenz</strong>-Gate o en (linke Halfte von Abbildung 1.19), und<br />
die Signale des Elektronen-Diskriminators werden als Starts verwendet. Im Referenzmodus ist<br />
das Gate gesperrt, so da keine Elektronensignale durchgelassen werden, und der Referenz-<br />
Pulser startet <strong>mit</strong> einer Frequenz, die der Startrate im vorangegangenen <strong>Koinzidenz</strong>modus
38 Kapitel 1. Das Experiment<br />
entspricht. Mit dem History-Counter (Nr. 3) wird zusatzlich die Anzahl der Elektronensignale<br />
aufeinanderfolgender Me perioden als Intensitats-Historie aufgezeichnet.<br />
Ein AT-486 PC ubernimmt die Steuerung und Datenaufnahme wahrend der Messungen. Die<br />
Ansteuerung der in Abbildung 1.18 <strong>mit</strong> Nr. 1 { 8 bezeichneten Zahler, Gates und Pulser erfolgt<br />
uber das Me programm <strong>mit</strong> Hilfe von Timer-Bausteinen auf zwei AM9513 Chips, die auf einer<br />
Me karte PCL-830 der Firma Datalog untergebracht sind. Der Datenpu er der Firma FAST<br />
wird uber die parallele PC-Schnittstelle ausgelesen. Dieses Gerat lie sich nur sehr widerwillig in<br />
das Me programm integrieren: die Software-Ansteuerung hangt extrem vom richtigen Timing<br />
ab, und der <strong>mit</strong>gelieferte C-Quellcode fur den Treiber la t auf ahnliche Probleme auf seiten<br />
des Herstellers schlie en.<br />
1.3.5 Me software<br />
Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein Me programm <strong>mit</strong> Namen " CMAKO\ entwickelt, das<br />
die Durchfuhrung der verschiedenen Me verfahren zur Elektronen-, Ionen- und <strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong><br />
ermoglicht. Der Struktur des Me programms liegt ein objektorientierter Ansatz<br />
zugrunde (OOP =object oriented programming), der sich als au erst exibel erwiesen hat. Als<br />
Programmiersprache wurde objektorientiertes Borland Pascal verwendet, weil auf diese Weise<br />
eine zuvor entwickelte Ober ache fur Bildschirm-Eingabemasken ( " VENICE\) im Programm<br />
verwendet werden konnte.<br />
Inzwischen wurde in Zusammenarbeit <strong>mit</strong> Stefan Baier ein erweiterter Ansatz auf Basis der<br />
Programmiersprache C++ [55] entwickelt, der hier kurz in Umrissen dargestellt werden soll:<br />
Die Klasse MObjekt ist die Basis der aufgebauten Klassenhierarchie. Von ihr sind alle anderen<br />
Klassen abgeleitet. Jede im Klassenbaum 1.20 gezeigte Klasse dient selbst wieder als<br />
Basisklasse fur neue, abgeleitete Klassen, was in der Abbildung durch Pfeile veranschaulicht<br />
ist. Dabei ist es moglich, da eine Klasse von mehreren Basisklassen abgeleitet ist (mehrfache<br />
Vererbung), so da die Klassenhierarchie im allgemeinen einen gerichteten, azyklischen<br />
Graphen [55] bildet. Der Vorteil einer Klassenhierarchie ist, da die abgeleiteten Klassen die<br />
Eigenschaften ihrer Basisklassen erben, so da diese nur ein einziges Mal implementiert werden<br />
mussen. Eine Basisklasse fa t folglich Gemeinsamkeiten der abgeleiteten Klassen zusammen.<br />
Jede abgeleitete Klasse ist eine Spezialform ihrer Basisklassen.<br />
Objektorientiertes Programmieren bietet daruber hinaus die Moglichkeit, Funktionen zunachst<br />
rein virtuell, d. h. ohne expliziten Programmcode zu deklarieren. Basisklassen, die solche virtuellen<br />
Elementfunktionen enthalten, sind dann abstrakt: es macht keinen Sinn, Objekte dieser<br />
Klassen zu de nieren. Gleichwohl konnen jedoch die allgemeinen Zusammenhange zwischen<br />
den Elementfunktionen bereits innerhalb der abstrakten Basisklasse de niert werden, so da<br />
der funktionale Ablauf auf dieser ubergeordneten Ebene festgelegt wird. Eine abgeleitete Klasse<br />
mu dann lediglich die virtuellen Elementfunktionen de nieren, d. h. " <strong>mit</strong> Leben fullen\,<br />
und kann automatisch auf die Funktionalitat der Basisklasse zuruckgreifen.<br />
Die gezeigte Klassenhierarchie ist jederzeit erweiterbar und stellt eher einen momentanen Stand<br />
dar als die endgultige Losung: Zunachst wurde eine rein strukturelle Trennung in Hardware-
1.3. Me verfahren 39<br />
EDC<br />
Mess-<br />
Modus<br />
MCS<br />
TOF<br />
SoftwareObjekt<br />
Mess-<br />
Data<br />
KOZI<br />
Kanal<br />
Ereignis-<br />
Zähler<br />
Mess-<br />
Gerät<br />
Gerät<br />
MObjekt<br />
Stell-<br />
Gerät<br />
Geräte-<br />
Treiber<br />
ADC SMS DAC Pulser<br />
HardwareObjekt<br />
Schnittstellen-<br />
Treiber<br />
Abbildung 1.20: Ausschnitt aus der Klassenhierarchie von MObjekt. Jedes Kastchen stellt<br />
eine Objektklasse dar, jeder Pfeil eine Beziehung zwischen Basisklasse und abgeleiteter Klasse.<br />
Objekt und SoftwareObjekt vorgenommen. HardwareObjekt fa t alle Klassen zusammen,<br />
die real vorhandene Hardware darstellen. Dazu gehort zum einen die Klasse GerateTreiber,<br />
die Elementfunktionen zur Ansteuerung von Geraten zur Verfugung stellt und als Basisklasse<br />
fur alle echten Geratetreiber (z. B. Me kartentreiber) dient, zum anderen die Klasse SchnittstellenTreiber,<br />
die Basisklasse fur alle real vorhandenen Schnittstellen ist (RS-232, IEEE-Bus,<br />
PC-Port, :::), uber die der Computer <strong>mit</strong> Geraten kommunizieren kann.<br />
Unter dem Begri SoftwareObjekt werden alle Objekte zusammengefa t, die entweder rein<br />
der Phantasie des Programmierers entsprungen sind oder vorhandene Strukturen als Software<br />
nachbilden. Bestes Beispiel fur letzteres ist die Klasse Gerat, die als Datenelemente Zeiger auf<br />
einen GerateTreiber und einen SchnittstellenTreiber sowie virtuelle Elementfunktionen zum<br />
Einstellen und Auslesen von Geraten besitzt. MessGerat und StellGerat stellen Elementfunktionen<br />
fur unterschiedliche Gerategruppen zur Verfugung. MessGerat-Klassen konnen Werte<br />
messen und zuruckliefern; dazu gehoren z. B. die gezeigten Klassen EreignisZahler oder<br />
AD-Wandler (ADC =analog-to-digital-converter). StellGerat-Objekte, wie z. B. Schrittmotorsteuerungen<br />
(SMS), DA-Wandler (DAC =digital-to-analog-converter) oder Pulser, stellen<br />
einen bestimmten Wert ein, durch den der Status der Me apparatur verandert wird.<br />
Ein einzelnes Hardware-Gerat kann so durch eine Vielzahl von Software-Geraten reprasentiert<br />
werden. Konkretes Beispiel dafur ist ein Timer auf einem AM9513-Chip, der je nach<br />
Ansteuerung sowohl als Zahler als auch als Pulsgenerator eingesetzt werden kann. Ein von<br />
GerateTreiber abgeleiteter AM9513TimerDriver konnte dann Klassenelement sowohl fur<br />
einen von EreignisZahler abgeleiteten AM9513Counter als auch fur einen von Pulser abgeleiteten<br />
AM9513Pulser sein.<br />
Ein gutes Beispiel fur eine abstrakte Basisklasse ist die von MessModus abgeleitete Klasse
40 Kapitel 1. Das Experiment<br />
MCS (= multichannel scaling). Wie die Klassenhierarchie 1.20 zeigt, sind von MCS die im<br />
Experiment eingesetzten Me verfahren " EDC\, " TOF\ und " KOZI\ abgeleitet, aber auch weitere<br />
Verfahren wie CFS- (=constant final state) oder CIS-Messungen (= constant ionic state)<br />
lassen sich un<strong>mit</strong>telbar von MCS ableiten. Die Klasse MCS besitzt folgende Grobstruktur (in<br />
einer Metasyntax):<br />
Klasse MCS : f<br />
Datenelemente:<br />
Table of StellKanal : StellGerate;<br />
Table of MessKanal : MessGerate;<br />
g<br />
Elementfunktionen:<br />
BeforeStep(); virtual;<br />
AfterStep(); virtual;<br />
BreakStep(); virtual;<br />
DuringStep(); virtual;<br />
DoStep() : f BeforeStep(); ..<br />
neue Stellwerte einstellen, Me gerate starten ..<br />
while not BreakStep() do DuringStep(); ..<br />
Me gerate auslesen ..<br />
AfterStep(); g<br />
BeforeScan(); virtual;<br />
AfterScan(); virtual;<br />
BreakScan(); virtual;<br />
DoScan() : f BeforeScan(); ..<br />
Anfangsstellwerte anfahren ..<br />
while not BreakScan() do DoStep(); ..<br />
AfterScan(); g<br />
BeforeMeasurement(); virtual;<br />
AfterMeasurement(); virtual;<br />
BreakMeasurement(); virtual;<br />
DoMeasurement() : f BeforeMeasurement(); ..<br />
while not BreakMeasurement() do DoScan(); ..<br />
AfterMeasurement(); g<br />
Drei ineinander geschachtelte Schleifen bestimmen den Me ablauf bei MCS-Objekten: eine<br />
au ere Measurement-Schleife, die sukzessive einzelne Scans (Durchlaufe) bearbeitet, eine innere<br />
Scan-Schleife, die nacheinander einzelne Steps (Schritte) bearbeitet und eine innerste<br />
Step-Schleife, die wahrend eines einzelnen Me schritts aktiv ist. Jede Schleife wird solange<br />
durchlaufen, bis die zugehorige Abbruchbedingung Break..() erfullt ist. Vor und nach
1.3. Me verfahren 41<br />
dem Bearbeiten einer Schleife konnen <strong>mit</strong> Hilfe der virtuellen Before..()- und After..()-<br />
Prozeduren applikationsspezi sche Kommandos ausgefuhrt werden. Bis auf die Schleifenprozeduren<br />
Do..() sind alle ubrigen Elementfunktionen virtuell und mussen von abgeleiteten<br />
Klassen de niert werden. Soll beispielsweise an jedem Me punkt eine Untermessung (Subscan)<br />
durchgefuhrt werden, so konnte innerhalb der Prozedur DuringStep() die DoMeasurement()-<br />
Prozedur eines zweiten MCS-Objektes ausgefuhrt werden.<br />
MCS enthalt je eine Tabelle von Objekten des Typs StellKanal bzw. MessKanal, die von der<br />
Klasse Kanal abgeleitet sind. Mit einem StellKanal sind je ein StellGerat und eine spezische<br />
Datenstruktur (Abszisse), die Stellparameter enthalt, verknupft, sowie eine Vorschrift<br />
(Elementfunktion), welche Stellwerte nacheinander im Verlauf eines Scans eingestellt werden<br />
sollen. Die Klasse MessKanal umfa t entsprechend Referenzen auf ein MessGerat, eine Datenstruktur<br />
fur Me werte (Spektrum) und eine Vorschrift, welche Me werte wie innerhalb des<br />
Spektrums abgelegt werden sollen.<br />
Der Ablauf eines Me schrittes ist in der Prozedur DoStep() festgelegt: zunachst wird Before-<br />
Step() ausgefuhrt, dann werden neue Stellwerte an den Stellgeraten eingestellt, und die Me -<br />
gerate werden initialisiert und gestartet. Dabei mu auf die in der Me - bzw. Stellgeratetabelle<br />
festgelegte Reihenfolge geachtet werden, in der die Gerate angesprochen werden. Nach Ablauf<br />
der DuringStep()-Schleife werden die Me gerate ausgelesen, und schlie lich erfolgt noch ein<br />
Aufruf der Prozedur AfterStep().<br />
Zur Implementierung einer EDC-Messung werden beispielsweise drei MessGerate(CMA-Counter,<br />
Flu -Counter und Preset-Counter) und ein StellGerat CMA-DAC benotigt. Innerhalb<br />
der Dostep()-Prozedur mu zuerst <strong>mit</strong> dem CMA-DAC der nachste Me punkt angefahren<br />
werden, dann werden CMA-Counter und Flu -Counter geloscht und gestartet, und zuletzt<br />
wird der Preset-Counter, der als Gate fur die beiden anderen Zahler dient und die exakte Me -<br />
dauer festlegt, gesetzt und gestartet. Innerhalb von DuringStep() werden im Me programm<br />
CMAKO benutzerspezi sche Kommandos in einer Ereignisschleife bearbeitet. Die Bedingung<br />
BreakStep() ist erfullt, sobald das Gate auf low geht. Danach werden die Zahler ausgelesen<br />
und die Werte in die zugehorigen Me spektren eingetragen.<br />
Bei <strong>Koinzidenz</strong>messungen (Modus KOZI) besitzt jeder Scan nur zwei Schritte, von denen der<br />
erste die Messung im <strong>Koinzidenz</strong>modus, der zweite die Messung im Referenzmodus darstellt.<br />
Als StellGeratewerden hier das <strong>Koinzidenz</strong>-Gate, der Referenz-Pulser (vgl. Abbildung 1.19),<br />
der TDC und der Datenpu er eingesetzt. MessGerate sind der History-Counter, der Start-<br />
Counter sowie ebenfalls der TDC und der Datenpu er (vgl. Abbildung 1.18).
42 Kapitel 1. Das Experiment<br />
1.3.6 Nachweiswahrscheinlichkeiten<br />
Die Wahrscheinlichkeit dafur, da ein auf den Detektor auftre endes Teilchen ein registrierbares<br />
Signal auslost, wird als Nachweiswahrscheinlichkeit bezeichnet. Fur die nachfolgenden Betrachtungen<br />
ist es zweckma ig, den Detektor und die nachgeschalteten Komponenten Verstarker<br />
und Diskriminator zu einem Detektionssystem zusammenzufassen und die Nachweiswahrscheinlichkeit<br />
dieses Gesamtsystems zu betrachten. Abbildung 1.21 zeigt schematisch das im<br />
Experiment verwendete Detektionssystem:<br />
E kin<br />
m, q<br />
Detektor Verstärker<br />
Diskriminator<br />
Gain G Gain g Schwelle s<br />
,<br />
U vor U Det<br />
Abbildung 1.21: Schema des Detektionssystems bestehend aus Detektor, Verstarker und Diskriminator.<br />
Das System kann als " black box\ behandelt werden <strong>mit</strong> dem einfallenden Teilchen<br />
(charakterisiert durch EKin, m und q) als Eingabe und dem <strong>mit</strong> der Nachweiswahrscheinlichkeit<br />
erzeugten Diskriminatorpuls als Ausgabe.<br />
In den Messungen zu dieser Arbeit wurden zunachst in beiden Spektrometern Channeltron-<br />
Detektoren verwendet, die dann spater durch zweistu ge MCPs (multichannel plates) ersetzt<br />
wurden. Beide Detektoren funktionieren nach dem Prinzip des Kanalvervielfachers [56]. Nach<br />
Herstellerangaben [57, 58] liegt die maximale Nachweiswahrscheinlichkeit der Detektoren fur<br />
Elektronen bei 60 { 80 % (Auftre energie 0.2 bis 5 kV), fur positive Ionen bei 50 { 70 % (Auftre<br />
energie 3 bis 100 kV).<br />
Die Elektronenvervielfachung im Detektor ist statistischer Natur, und die Verstarkung, d. h.<br />
die Anzahl der erzeugten Sekundarelektronen pro einfallendes Teilchen, ist uber einen breiten<br />
Wertebereich gestreut und fuhrt zu einer breiten Pulshohenverteilung. Das Maximum der<br />
Pulshohenverteilung legt die Verstarkung (Gain) G des Detektors fest, die unter normalen Me -<br />
bedingungen etwa 10 8 betragt. G hangt zum einen von der Detektorspannung UDet, die uber<br />
den Vervielfacherkanalen abfallt, zum anderen von den Eigenschaften der einfallenden Teilchen<br />
(Auftre energie EKin, Masse m, Ladung q) ab. So betrachtet gibt die Nachweiswahrscheinlichkeit<br />
= (G(EKin;m;q;UDet);g;s)an, welcher Anteil der einfallenden Teilchen einen Puls<br />
erzeugt, dessen Hohe die Diskriminatorschwelle s uberwinden kann. Diese De nition von<br />
soll Totzeite ekte des Detektionssystems, durch die zusatzliche Pulse verloren gehen konnen,<br />
nicht <strong>mit</strong> einschlie en.<br />
Zu den Totzeite ekten gehort zum einen der in einem Vervielfacherkanal auftretende Ladungstragermangel,<br />
wenn gerade eine Elektronenlawine erzeugt wurde. Es dauert dann eine gewisse<br />
Zeit, die Totzeit, bis der Kanal aufgefullt ist und wieder seine volle Verstarkung besitzt. Zum<br />
1.3. Me verfahren 43<br />
anderen ist durch die Breite der erzeugten Pulse ein zeitliches Auflosungsvermogen vorgegeben,<br />
innerhalb dessen zwei von verschiedenen Teilchen erzeugte Pulse nicht getrennt werden<br />
konnen. Totzeite ekte der beschriebenen Art hangen ausschlie lich von der Rate der einfallenden<br />
Teilchen ab und konnen bei Bedarf statistisch korrigiert werden [59,60]. bezieht sich<br />
dann stets auf die korrigierte Pulsrate 6 .<br />
Wie in Kapitel 2 gezeigt wird, ist fur die Auswertung der Messungen einzig die relative<br />
Abhangigkeit der Nachweiswahrscheinlichkeit von den Eigenschaften der untersuchten Teilchen<br />
wichtig. Eine Kenntnis absoluter Werte von ist so<strong>mit</strong> nicht erforderlich 7 . Bei EDC- und<br />
TOF-Messungen liegen UDet, g und s fest, so da nur der Verlauf von <strong>mit</strong> der Auftre energie<br />
EKin fur die verschiedenen Teilchensorten bestimmt werden mu . Wie bereits in Abschnitt 1.3.4<br />
auf Seite 35 beschrieben, wird bei EDC-Messungen auch dieses Problem umgangen, indem die<br />
Auftre energie fur alle Elektronen konstant gemacht wird.<br />
Im TOF liegt an der Vorderseite des Detektors eine feste, negative Beschleunigungsspannung<br />
Uvor von etwa ,3 kV an, um den Ionen eine hohe Auftre energie zu geben. n-fach geladene<br />
Ionen besitzen dann die Auftre energie<br />
wenn U die zuvor durchlaufene Ziehspannung ist.<br />
Ionensignalrate [w.E.]<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Xe<br />
Galileo MCP 25mm<br />
Sept. 94<br />
hν = 95.5 eV<br />
0<br />
1600 1700 1800 1900 2000 2100 2200<br />
MCP-Spannung UDet [V]<br />
EKin(n+)=ne(jUvorj + jUj); (1.18)<br />
x 0.4<br />
x 0.1<br />
3+<br />
2+<br />
1+<br />
Xe<br />
x 10<br />
x 20<br />
2+/3+<br />
1+/3+<br />
1+/2+<br />
1600 1700 1800 1900 2000 2100 2200<br />
MCP-Spannung UDet [V]<br />
Abbildung 1.22: Zur Einstellung einer geeigneten Detektorspannung. Links: Durch TOF-<br />
Messungen bestimmte Ionensignalrate von Xenon in Abhangigkeit der Detektorspannung UDet.<br />
Rechts: Relative Verhaltnisse der gemessenen Signalraten. Bei den Messungen waren die Werte<br />
Uvor =UDet, g = 12fach und s = 55 mV eingestellt (naheres siehe Text).<br />
6 Ist die Rate der auf den Detektor fallenden Teilchen sehr gro (Channeltron > 10 5 s ,1 , MCP ><br />
10 6 s ,1 ), so kann es zu Sattigungse ekten durch einen allgemeinen Ladungstragermangel im Detektor<br />
kommen. In diesem Bereich ist die <strong>mit</strong>tlere Verstarkung G nicht zeitlich konstant und hangt zudem stark<br />
von der Teilchenrate ab. Bei Messungen sollten so hohe Raten daher unbedingt vermieden werden.<br />
7 Eine Methode zur Bestimmung absoluter Nachweiswahrscheinlichkeiten ist bei [61] beschrieben.<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Verhältnisse der Signalraten
44 Kapitel 1. Das Experiment<br />
Da alle Ionensorten gleichzeitig analysiert werden, ist die Losung des Nachweisproblems schwieriger<br />
als bei den Elektronen. Um einen gunstigen Wert fur die Einstellung von Detektorspannung<br />
UDet und Diskriminatorschwelle s zu nden, konnen partielle Signalraten (oder aquivalent<br />
dazu Intensitaten nach gleicher Me dauer) fur die einzelnen Ladungszustande des zu untersuchenden<br />
Elementes in Abhangigkeit von UDet zu fester Schwelle gemessen werden. Ein Beispiel<br />
fur eine Messung an Xe ist in Abbildung 1.22 zu sehen.<br />
In Abbildung 1.22, links, erkennt man, da die Signalrate und da<strong>mit</strong> fur alle Ionensorten<br />
von niedrigen Detektorspannungen kommend zunachst rasch ansteigt und oberhalb von<br />
UDet = 1900 V langsam in eine Sattigung zu laufen scheint. Ab etwa UDet = 2000 V beginnt<br />
dann aber ein erneuter, rascher Anstieg. Ursache hierfur sind " Nachschwinger\ der Me elektronik,<br />
die als Begleiter der eigentlichen Detektorsignale zu Doppelt- oder Mehrfachsignalen<br />
fuhren konnen. Solche Mehrfachpulse sind bei den hohergeladenen Ionen (hier Xe 3+ ) aufgrund<br />
der gro eren Auftre energie besonders zahlreich. Zur Vermeidung dieses E ektes darf<br />
bei der eingestellten Diskriminatorschwelle die Detektorspannung den schra erten Bereich<br />
nicht uberschreiten. Wie man im rechten Bildteil erkennt, ist dieser Bereich zusatzlich dadurch<br />
ausgezeichnet, da hier die Verhaltnisse der Signalraten und da<strong>mit</strong> die relativen Verhaltnisse<br />
(n+)/ (n 0 +) nahezu konstant sind.<br />
η(E Kin ) [w.E.]<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Xe<br />
Dr. Sjuts Channeltron<br />
U Det = -3.2 kV<br />
1+ 2+ 3+<br />
1+<br />
2+<br />
3+<br />
η(1+)/η(2+) = 0.67(6)<br />
η(1+)/η(3+) = 0.55(5)<br />
η(2+)/η(3+) = 0.83(4)<br />
0.0<br />
0 4 8 12 16 20 24<br />
Auftreffenergie EKin [keV]<br />
Xe<br />
Dr. Sjuts Channeltron<br />
U Det = -3.5 kV<br />
0.8<br />
0 4 8 12 16 20 24 0.0<br />
1+<br />
2+<br />
0.6<br />
3+<br />
η(1+)/η(2+) = 0.73(6)<br />
0.4<br />
1+ 2+ 3+<br />
η(1+)/η(3+) = 0.63(6)<br />
η(2+)/η(3+) = 0.86(4)<br />
0.2<br />
Auftreffenergie EKin [keV]<br />
Abbildung 1.23: Durch Variation der Auftre energie bestimmter, relativer Verlauf der Nachweiswahrscheinlichkeit<br />
(EKin) von Xe-Ionen fur zwei Detektorspannungen UDet = ,3:2kV<br />
(links) und UDet = ,3:5 kV (rechts). Bei den Messungen wurde ein Dr. Sjuts-Channeltron verwendet.<br />
Markiert sind die Auftre energien der einzelnen Ionensorten fur Uvor + U = ,4:0 kV.<br />
Die zugehorigen, relativen Nachweiswahrscheinlichkeiten sind ebenfalls angegeben (nach [62]).<br />
Auch eine Fitkurve (Polynom) an die Daten ist jeweils eingezeichnet (|).<br />
Fur eine quantitative Aussage uber den Verlauf der relativen Nachweiswahrscheinlichkeiten<br />
reichen die gezeigten Messungen aber noch nicht aus, da Uvor und UDet gleichzeitig verfahren<br />
wurden. Wie durch Messungen verschiedener Autoren belegt ist [61, 63], hangt fur<br />
Ionen derselben Masse naherungsweise nur von der Auftre energie, aber nicht zusatzlich explizit<br />
von der Ladung ab. Dies ermoglicht es, die Verhaltnisse der Nachweiswahrscheinlichkeiten<br />
(n+)/ (n 0 +) durch eine Reihe von TOF-Messungen bei festgehaltener Detektorspannung aber<br />
variabler Beschleunigungsspannung Uvor absolut zu bestimmen. Gema Gleichung (1.18) mu<br />
η(E Kin ) [w.E.]
1.3. Me verfahren 45<br />
hierfur nur die Auftre energie der (1+)-Ionen sukzessive gleich den Auftre energien der hohergeladenen<br />
Ionen gesetzt werden. Dies erfordert jedoch zusatzlichen Aufwand, da der Detektor<br />
gegen Masse auf mindestens ,9 kV (bei (4+)-Ionen auf ,12 kV) hochgelegt werden mu .<br />
Mit niedrigeren Spannungen kommt man aus, wenn man fordert, da nur die Wertebereiche<br />
benachbarter Ionensorten (also 1+ und 2+, 2+und 3+, usw.) uberlappen mussen. Ein Beispiel<br />
fur solche Me reihen an Xe zeigt Abbildung 1.23. Die Schwierigkeit, den richtigen Verlauf<br />
von (EKin) zu nden, besteht darin, die relativen Intensitaten der einzelnen Ionensorten im<br />
uberlappenden Bereich korrekt anzupassen.<br />
Wie man erkennt, unterscheiden sich die Nachweiswahrscheinlichkeiten der einzelnen Ionensorten<br />
erheblich, was ihre Kenntnis fur eine korrekte Auswertung von TOF- und <strong>Koinzidenz</strong>messungen<br />
unabdingbar macht. Leider lassen sich die gewonnenen Verhaltnisse in der Regel nicht<br />
genau reproduzieren, da sie extrem von den exakten Einstellungen des Detektionssystems<br />
abhangen. Es stellt sich daher die Frage, wie man ohne standige Neu-Eichung des Detektionssystems<br />
<strong>Koinzidenz</strong>messungen, die an verschiedenen Me tagen oder bei verschiedenen<br />
Photonenenergien aufgenommen wurden, hinsichtlich ihrer -Verhaltnisse korrekt aneinander<br />
anpassen kann.<br />
Die Losung dieses Problems ist schnell gefunden: Bei der Eichmessung (Abbildung 1.23) werden<br />
fur jede Ionensorte Signalraten bzw. Intensitaten bestimmt. Die Verhaltnisse dieser Signalraten<br />
sind gema (1.17) <strong>mit</strong> Verhaltnissen der partiellen <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitte<br />
(h ; n+)= (h ; n 0 +) bei der eingestellten Photonenenergie der Eichmessung h E verknupft 8 :<br />
(h E;n+)<br />
(h E;n 0 +) =<br />
(n 0 +)<br />
(n+)<br />
!<br />
E<br />
RSig(n+)<br />
RSig(n 0 +)<br />
!<br />
E<br />
(1.19)<br />
Eine entsprechende Gleichung gilt aber fur jede beliebige Ionenratenmessung, also auch fur die<br />
Referenzmessung (R), die parallel zu jeder <strong>Koinzidenz</strong>messung (K) durchgefuhrt wird. Aus<br />
der Kenntnis des Verlaufs der -Verhaltnisse kann man dann gema<br />
(n+)<br />
(n 0 +)<br />
!<br />
K<br />
=<br />
(n+)<br />
(n 0 +)<br />
!<br />
R<br />
= (h ; n0 +)<br />
(h ; n+)<br />
RSig(n+)<br />
RSig(n 0 +)<br />
!<br />
R<br />
(1.20)<br />
fur eine beliebige <strong>Koinzidenz</strong>messung bei einer Photonenenergie h 6= h E die gesuchten<br />
-Verhaltnisse bestimmen.<br />
Da dieses Verfahren zum einen zeitsparend ist, zum anderen den Vorteil hat, da samtliche<br />
Messungen auf eine feste Referenz normiert werden, emp ehlt es sich, direkt im Anschlu an<br />
die -Eichmessungen <strong>mit</strong> denselben Einstellungen die partiellen <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitte<br />
(h ; n+) im untersuchten Photonenenergiebereich zu messen.<br />
8 Der in der Regel vernachlassigbare Ein u der relativen Transmissionen (vgl. (1.17)) wurde hier zur<br />
Vereinfachung weggelassen (siehe dazu auch Seite 52 .).
46 Kapitel 1. Das Experiment<br />
1.3.7 Durchfuhrung der <strong>Koinzidenz</strong>messungen<br />
Mit einer <strong>Koinzidenz</strong>messung wird zu fest eingestellter Photonenenergie und kinetischer Elektronenenergie<br />
ein Spektrum korrelierter <strong>Photoion</strong>en bestimmt (siehe Abschnitt 1.3.3). Die<br />
Messung besteht in der Aufnahme zweier Ionen-Flugzeitspektren: eines <strong>Koinzidenz</strong>- und eines<br />
Referenzspektrums. Das erste enthalt sowohl wahre als auch zufallige, das zweite nur zufallige<br />
<strong>Koinzidenz</strong>en. Die Idee dabei ist, da das Referenzspektrum ein Ma fur das Spektrum zufalliger<br />
<strong>Koinzidenz</strong>en im <strong>Koinzidenz</strong>modus liefert, so da durch Di erenzbildung das Spektrum<br />
wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en berechnet werden kann. Ein Berechnungsverfahren fur diese Di erenz,<br />
das zusatzliche E ekte der Erzeugungs- und Signalstatistik berucksichtigt, ist in Kapitel 2<br />
beschrieben. Bei der Aufnahme von <strong>Koinzidenz</strong>- und Referenzspektrum mu sorgfaltig darauf<br />
geachtet werden, da in beiden Me modi gleiche Versuchsbedingungen herrschen, da<strong>mit</strong> das<br />
Referenzspektrum die korrekte Menge zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en liefert. Abweichungen fuhren zu<br />
systematischen Fehlern, die die Auswertung des Spektrums wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en erschweren.<br />
Unter diesem Aspekt ist es wichtig herauszu nden, wo die Quellen fur systematische Fehler<br />
im Experiment liegen:<br />
Langfristige Schwankungen der Erzeugungsrate<br />
Elektronenzählrate [Cts/5s]<br />
250<br />
200<br />
Barium Smooth<br />
Mittelwert (0-t)<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
t [min]<br />
Samarium<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40 0<br />
t [min]<br />
Smooth<br />
Mittelwert (0-t)<br />
Abbildung 1.24: Intensitats-Historien zweier <strong>Koinzidenz</strong>messungen an Barium (links) und<br />
Samarium (rechts). Jeder Balken entspricht der Anzahl der Elektronensignale wahrend einer<br />
Me periode von 5 s im <strong>Koinzidenz</strong>modus. Die dunne, durchgezogene Linie <strong>mit</strong>telt die Intensitat<br />
jeweils uber 5 Nachbarn, wahrend die dicke Linie die <strong>mit</strong>tlere Intensitat vom Start der Messung<br />
bis zur Zeit t angibt.<br />
Da weder der Photonen u noch die Atomstrahldichte zeitlich konstant sind, ist auch die Rate<br />
erzeugter Ionen zeitlichen Schwankungen unterworfen. Im Sinne gleicher Versuchsbedingungen<br />
ist es daher sicher ungunstig, zuerst fur die Halfte der Me dauer ein <strong>Koinzidenz</strong>spektrum<br />
und danach ein Referenzspektrum zu messen. Die Folge ware eine unterschiedliche <strong>mit</strong>tlere<br />
Gesamtintensitat bei beiden Messungen, und die Spektren zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en wurden sich<br />
moglicherweise erheblich unterscheiden.<br />
160<br />
120<br />
80<br />
40<br />
Elektronenzählrate [Cts/5s]
1.3. Me verfahren 47<br />
Mit Hilfe des Umschaltens zwischen beiden Me modi im Takt einiger Sekunden wird daher<br />
im Experiment versucht, diese Schwankungen herauszu<strong>mit</strong>teln. Wie im vorigen Abschnitt beschrieben,<br />
wird <strong>mit</strong> dem sogenannten History-Counter die Anzahl der Elektronensignale im<br />
<strong>Koinzidenz</strong>modus aufgezeichnet. Diese Historie liefert (bis auf Dunkelpulse) ein Ma fur den<br />
zeitlichen Verlauf der Ionisationsrate, also einer Gro e, die proportional zum Produkt aus Photonen<br />
u und Atomstrahldichte ist.<br />
Zwei Beispiele fur Historien sind in Abbildung 1.24 angegeben: Bei der Messung links lief der<br />
Ofen o enbar recht ruhig, so da die Intensitats-Historie naherungsweise das zeitliche Absinken<br />
des Photonen usses widerspiegelt. Rechts hingegen traten deutliche Ofenschwankungen auf;<br />
hier waren moglicherweise Dusen des Ofentiegels zunachst verklebt und sind dann wahrend der<br />
Messung wieder aufgebrochen. Der Verlauf des Intensitats<strong>mit</strong>tels (dicke Linie) zeigt jedoch,<br />
da sich durch das Umschalten zwischen beiden Me modi sowohl die statistischen als auch<br />
die langfristigen Intensitatsschwankungen heraus<strong>mit</strong>teln.<br />
Zeitstruktur der Synchrotronstrahlung<br />
Eine zweite Quelle fur systematische Fehler ist <strong>mit</strong> der in <strong>Koinzidenz</strong>- und Referenzmodus<br />
unterschiedlichen Synchronisation zwischen TOF-Ziehpuls und der Zeitstruktur der Synchrotronstrahlung<br />
verknupft. Dazu betrachtet man zunachst den zeitlichen Verlauf der Intensitat<br />
der Synchrotronstrahlung im Multibunch Modebei BESSY:<br />
4-5 us<br />
208<br />
ns<br />
> 130 us<br />
t<br />
Erzeugung<br />
(Multibunch<br />
Mode)<br />
Analyse<br />
(TOF-<br />
Ziehpulse)<br />
Abbildung 1.25: Zeitliche Struktur der Synchrotronstrahlung bei BESSY im Multibunch Mode<br />
(Erlauterungen siehe Text). Ziehpulsdauer und zeitlicher Abstand der Ziehpulse bei Ionen-<br />
Flugzeitmessungen.<br />
Der Elektronenspeicherring bei BESSY nimmt maximal 104 Elektronen-Bunche (Pakete) auf.<br />
Bei einer Umlaufzeit von 208 ns betragt der zeitliche Abstand benachbarter Bunche 2 ns,<br />
wobei jeder vorbeikommende Bunch am Monochromator einen Lichtblitz von 200 ps Dauer<br />
verursacht. Im Multibunch Mode sind jedoch nur 64 aufeinanderfolgende Bunche tatsachlich<br />
<strong>mit</strong> Elektronen gefullt [64,65], die ubrigen 40 sind leer. Der resultierende zeitliche Verlauf der<br />
Lichtintensitat ist in Abbildung 1.25 oben angedeutet.<br />
Entsprechend dieser Zeitstruktur ist auch die Erzeugung von Elektronen und Ionen im Reaktionsraum<br />
gepulst. Fur EDC-Messungen ist diese Zeitstruktur ohne Bedeutung, da die Elek-
48 Kapitel 1. Das Experiment<br />
tronenanalyse kontinuierlich erfolgt. Anders verhalt es sich <strong>mit</strong> der Ionenanalyse, denn der<br />
Arbeitsmodus des TOF besitzt selbst eine interne Zeitstruktur. Dabei macht es einen erheblichen<br />
Unterschied in den gemessenen Flugzeitspektren, ob man die BESSY-Bunch-Clock und<br />
den TOF-Ziehpuls <strong>mit</strong>einander synchronisiert oder nicht. Im ersten Fall wird die Bunch-Clock,<br />
die zu jeder Umlaufperiode im Speicherring (alle 208 ns) ein Signal ausgibt, als Taktgeber fur<br />
das TOF verwendet, der Ziehpuls also stets in einer festen Phasenbeziehung zur Zeitstruktur<br />
der Ionenerzeugung gestartet. Im zweiten Fall wird der Ziehpuls <strong>mit</strong> einem eigenen, externen<br />
Takt gestartet, was in der Regel uber viele Me zyklen zu einer statistisch uktuierenden Phase<br />
fuhrt.<br />
Zwei durch Simulation gewonnene Flugzeitspektren, die { bei sonst identischen Bedingungen<br />
{ diesen beiden Synchronisations-Modi entsprechen, sind in Abbildung 1.26 zu sehen. Beide<br />
Spektren besitzen einen fokussierten Hauptpeak, der von Ionen hervorgerufen wird, die sich<br />
bereits vor Anlegen des Ziehpulses im Reaktionsraum befanden, und eine ausgedehnte Nachstruktur,<br />
die von Ionen stammt, die erst wahrend des Ziehpulses entstanden sind und dann<br />
zeitversetzt im Spektrum abgebildet wurden.<br />
Intensität [w.E.]<br />
x 0.025<br />
208 ns<br />
TOF und BESSY<br />
synchronisiert<br />
20.000 Meßzyklen<br />
0 2 4 6<br />
rel. Flugzeit [μs]<br />
Intensität [w.E.]<br />
x 0.025<br />
TOF und BESSY<br />
nicht synchronisiert<br />
20.000 Meßzyklen<br />
0 2 4 6<br />
rel. Flugzeit [μs]<br />
Abbildung 1.26: Ergebnis simulierter Flugzeitmessungen an zweifach geladenen Xe-Ionen bei<br />
T = 300 K (vgl. Abschnitt 1.2.3). Die Ziehpulsdauer betrug 4.5 s und der Ziehpulsabstand<br />
400 s. Links: Ziehpuls stets in Phase <strong>mit</strong> BESSY Bunch-Clock. Rechts: Keine Phasenkorrelation<br />
zwischen Ziehpuls und BESSY Bunch-Clock.<br />
Der in beiden Spektren enthaltene Zahlratenabfall etwa 2.8 s nach dem Hauptpeak trennt<br />
Ionen, die noch wahrend des Ziehpulses ins Driftrohr des TOF eingetreten sind, von Ionen,<br />
die erst gegen Ende des Ziehpulses entstanden sind und daher nicht mehr die volle Spannung<br />
durchlaufen haben. Im Spektrum <strong>mit</strong> Synchronisation spiegelt sich deutlich die Zeitstruktur<br />
der Ionenerzeugung als Peakfolge <strong>mit</strong> einer Periode von 208 ns wider (vgl. auch [66]). Ohne<br />
Synchronisation werden die Strukturen uber viele Me zyklen herausge<strong>mit</strong>telt. Intensitat und<br />
Form des Hauptpeaks bleiben aber vom Synchronisations-Modus unbeein u t. Simuliert man<br />
statt der gepulsten eine kontinuierliche Quelle derselben <strong>mit</strong>tleren Intensitat, so ergibt sich<br />
exakt das gleiche Spektrum wie im rechten Bildteil. Bei nicht synchronisierter Analyse fuhren<br />
gepulste und kontinuierliche Ionenerzeugung also zu demselben Me resultat.
1.3. Me verfahren 49<br />
Im <strong>Koinzidenz</strong>modus liegt eine weitere Variante vor, die eine Synchronisations-Mischform darstellt:<br />
Da die Flugzeit eines Elektrons im CMA bei fester Analysatorenergie auf etwa 1ns<br />
genau de niert ist, sind die Ziehpulse im <strong>Koinzidenz</strong>modus uber das startgebende Elektron<br />
<strong>mit</strong> der Zeitstruktur der Quelle gekoppelt. Dies bedeutet, da die Phasendi erenz zwischen<br />
Bunch-Clock und Ziehpuls statistisch nur auf die Bereiche " <strong>mit</strong> Licht\ beschrankt ist. Im<br />
<strong>Koinzidenz</strong>spektrum sind daher Intensitatsmodulationen in den Nachstrukturen der einzelnen<br />
Hauptpeaks zu erwarten, die aber weit weniger ausgepragt sind als in Abbildung 1.26 links. Ein<br />
experimentelles Beispiel fur diesen E ekt ist im rechten Teil von Abbildung 1.16 auf Seite 34<br />
zu sehen: Die leichten Intensitatsmodulationen im <strong>Koinzidenz</strong>spektrum (oben) sind im Referenzspektrum<br />
(Mitte), das ohne Synchronisation aufgenommen wurde, herausge<strong>mit</strong>telt. Im<br />
berechneten Spektrum wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en (unten) fuhrt dieser E ekt zu einer um die Nullinie<br />
oszillierenden Intensitat, was bei der Auswertung geeignet berucksichtigt werden mu . Dabei<br />
ist zu beachten, da wahre <strong>Koinzidenz</strong>en nur in den Hauptpeaks auftreten, da die zugehorigen<br />
Ionen stets kurz vor einem Ziehpuls entstanden sind.<br />
Thermische Bewegung der erzeugten <strong>Photoion</strong>en<br />
In <strong>Koinzidenz</strong>- und Referenzmodus liegen die <strong>mit</strong>tleren zeitlichen Abstande der Ziehpulse je<br />
nach Startrate zwischen einigen 100 s und einigen 100 ms, so da die Erzeugung in diesem<br />
Zeitraum als quasi-kontinuierlich betrachtet werden kann. Mit jedem TOF-Ziehpuls wird der<br />
Reaktionsraum praktisch von Ionen leergefegt. Im Zeitraum zwischen den Ziehpulsen herrscht<br />
Feldfreiheit, und Ionen <strong>mit</strong> geringen thermischen Geschwindigkeiten sammeln sich im Reaktionsraum<br />
an.<br />
Um die Dynamik dieses Ansammlungse ektes zu erkunden, wurde ein einfaches Modell angesetzt:<br />
Zum Zeitpunkt t = 0 wird im Mittelpunkt einer gedachten Kugel vom Radius r, die<br />
den Reaktionsraum reprasentieren soll, eine punktformige, zeitlich kontinuierliche Teilchenquelle<br />
der Erzeugungsrate R eingeschaltet (siehe Abbildung 1.27 links). Teilchen der Masse m<br />
stromen aufgrund ihrer thermischen Geschwindigkeit (Temperatur T ) aus der Kugel heraus.<br />
Nach einer zu berechnenden Zeit ergibt sich in der Kugel ein dynamisches Gleichgewicht, bei<br />
dem die Anzahl der erzeugten gleich der Anzahl der ausstromenden Teilchen ist. Die Anzahl<br />
von Teilchen, die sich zu einem Zeitpunkt t>0 in der Kugel be nden, betragt:<br />
N(t) = Rt0(t) = R<br />
t ,<br />
Z tZ<br />
1<br />
0<br />
r<br />
t0<br />
f( m<br />
T ;v)dvdt0<br />
!<br />
; (1.21)<br />
wobei f( m<br />
;v) die Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung (siehe z. B. [56, S. 209]) und t0(t)<br />
T<br />
der Proportionalitatsfaktor zwischen N(t) und R ist.<br />
Setzt man im Experiment gegebene Gro en in das Modell ein, so erhalt man z. B. fur Xe- bzw.<br />
La-Ionen <strong>mit</strong> r = 8 mm (halbe Langsausdehnung des Reaktionsraumes) bei den angegebenen<br />
Temperaturen einen zeitlichen Verlauf der Ionenanzahl wie in Abbildung 1.27 (dort ist die<br />
relative Ionenanzahl in der Kugel N(t) 1 aufgetragen). Da das einfache Modell die experi-<br />
N(1) R<br />
mentellen Verhaltnisse durchaus wiedergibt, ist durch einige Me werte fur Xe-Ionen belegt,<br />
die durch Variation des Ziehpulsabstandes bei einer TOF-Messung gewonnen wurden.
50 Kapitel 1. Das Experiment<br />
Quelle<br />
r<br />
Kugel<br />
rel. Ionenanzahl<br />
Xe (300 K)<br />
La (2000 K)<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0 40 80 120 160 200 240 0.0<br />
t [μs]<br />
Abbildung 1.27: Zeitliche Entwicklung der Ionenanzahl im Reaktionsraum fur Xe-Ionen<br />
(T = 300 K) und La-Ionen (T = 2000 K) <strong>mit</strong> dem im Text erlauterten Modell. Zusatzlich sind<br />
Me werte fur Xe eingetragen, die durch Variation des Ziehpulsabstandes gewonnen wurden.<br />
Fur die Aufnahme von <strong>Koinzidenz</strong>- und Referenzspektren ist es nun wichtig, da das Gleichgewicht<br />
von N(t) bzw. von t0(t) erst nach relativ langer Zeit (100 { 200 s) erreicht wird.<br />
Prinzipiell konnen Ziehpulse im <strong>Koinzidenz</strong>modus beliebig dicht aufeinander folgen, wahrend<br />
im Referenzmodus immer ein fester Abstand eingehalten wird. Andererseits kann im Referenzmodus<br />
zur Beschleunigung des Me vorgangs eine sehr hohe Ziehfrequenz eingestellt werden.<br />
Beides beinhaltet die Gefahr, da die <strong>mit</strong>tleren t0-Werte und da<strong>mit</strong> die Spektren zufalliger<br />
<strong>Koinzidenz</strong>en in den Me modi unterschiedlich sind.<br />
Um diesen E ekt auszuschlie en, wird a.) in beiden Me modi <strong>mit</strong> demselben <strong>mit</strong>tleren Ziehpulsabstand<br />
gearbeitet (die Frequenz im Referenzmodus wird standig uber den programmierbaren<br />
AM9513-Pulser angepa t; vgl. Abschnitt 1.3) und b.) dafur gesorgt, da im <strong>Koinzidenz</strong>modus<br />
ein Mindestabstand der Starts eingehalten wird. Letzteres wird bereits durch die<br />
Verarbeitungszeit des TDC von mindestens 130 sgarantiert (gestrichelte Linie in Abb. 1.27;<br />
vgl. auch S. 37). Bei Xe sind hier 96.8 %, bei La 99.4 % des asymptotischen Wertes erreicht.<br />
Fur die Proportionalitatsfaktoren ergeben sich asymptotische Werte t0;Xe,300 K(1) =46 s<br />
t0;La,1800 K(1) =18 s. Die da<strong>mit</strong> verknupfte Ionenmenge N(1) ist also sehr viel gro er als<br />
die wahrend einer BESSY-Umlaufperiode von 208 ns erzeugte. Berucksichtigt man, da die<br />
TOF-Blende etwa die Halfte dieser Ionen trans<strong>mit</strong>tiert, so erhalt man fur Xe etwa 110 mal<br />
mehr im Akzeptanzbereich des TOF angesammelte als wahrend einer Umlaufperiode erzeugte<br />
Ionen, fur La 43 mal mehr. Ahnliche Faktoren ergeben sich auch in Experiment (vgl. Abb.<br />
1.16) und Simulation (vgl. Abb. 1.26).<br />
Die Wechselwirkung der Ionen untereinander kann guten Gewissens vernachlassigt werden, da<br />
das vielleicht entstandene Bild von einer dichten Ionenwolke im Reaktionsraum nicht zutri t.<br />
Bei einer charakteristischen experimentellen Ionisationsrate R von 10 5 s ,1 betragt die tatsachliche<br />
<strong>mit</strong>tlere Anzahl angehaufter Ionen <strong>mit</strong> obigen Werten nur 4.6 (Xe) bzw. 1.8 (La). Doch
1.3. Me verfahren 51<br />
auch diese vermeintlich wenigen Ionen schranken die Aussagekraft von <strong>Koinzidenz</strong>messungen<br />
ein:<br />
Angesammelte Ionen fuhren bei <strong>Koinzidenz</strong>messungen zu zufalligen <strong>Koinzidenz</strong>en, die sich<br />
im Spektrum in den Hauptpeaks raumlich <strong>mit</strong> wahren <strong>Koinzidenz</strong>en uberlagern. Dies erhoht<br />
den statistischen Fehler der Di erenzbildung zwischen <strong>Koinzidenz</strong>- und Referenzspektrum drastisch.<br />
Es ware daher wunschenswert, durch ein elektrisches " Reinigungsfeld\ die angesammelten<br />
Ionen aus dem Reaktionsraum zu entfernen. Das Reinigungsfeld hat jedoch einen unerwunschten<br />
Nebene ekt: Die Geschwindigkeitsverteilung der wegdriftenden <strong>Photoion</strong>en wird<br />
ladungsabhangig. Um die wahren <strong>Koinzidenz</strong>en nicht durch das Reinigungsfeld zu beein ussen,<br />
mu te das Feld also zwischen dem Freiwerden des startgebenden Elektrons und dem Ende des<br />
Ziehpulses wieder ausgeschaltet werden. Ein solcher Me modus <strong>mit</strong> gepulsten Reinigungsfeldern<br />
wurde im Experiment der Arbeitsgruppe von Volker Schmidt [10] in Freiburg realisiert.<br />
In diesem Pulsbetrieb konnen Elektronenstarts allerdings nicht kontinuierlich, sondern nur innerhalb<br />
kurzer Zeitfenster akzeptiert werden, was die Startrate im Multibunch Mode gegenuber<br />
unserem Experiment etwa um einen Faktor 7 senkt. Bei Messungen an Metalldampfen sind<br />
Starts aber so kostbar, da in unserem Experiment bisher auf Reinigungsfelder verzichtet wurde,<br />
obwohl sie den statistischen Fehler der <strong>Koinzidenz</strong>en deutlich reduzieren.<br />
Bunch<br />
1<br />
2<br />
0 250<br />
3<br />
b<br />
3<br />
a<br />
Bunch<br />
1000<br />
t [ns]<br />
Abbildung 1.28: Zeitdiagramm einer <strong>Koinzidenz</strong>messung <strong>mit</strong> Reinigungspulsen: Messung im<br />
Singlebunch Mode z. B. bei HASYLAB. Bunch: Elektron-Ion-Paare werden erzeugt. (1): Zeit<br />
fur Elektronenanalyse und Signalverarbeitung. (2): SCA-Zeitfenster (Breite einige ns); Elektron<br />
vorhanden? ja: Trigger fur TOF-Ziehpuls, nein: Trigger fur Reinigungspuls. (3a): TOF-Ziehpuls<br />
(ubliche Dauer einige s). (3b): Reinigungspuls (Dauer hier 500 ns). Durch die Reinigung wird<br />
keine Startrate verschenkt, wenn der Reinigungspuls vor dem nachsten Bunch endet.<br />
In statistischer Hinsicht ideal ware ein Experiment <strong>mit</strong> Reinigungspuls im Singlebunch Mode<br />
(nur ein Bunch im Speicherring), weil dann keine Startrate verschenkt werden mu te. Der<br />
Bunchabstand von 208 ns bei BESSY ist dafur allerdings zu kurz, und der Photonen u ist zu<br />
klein. Besser geeignet waren die Synchrotronstrahlungsquellen HASYLAB in Hamburg (1000 ns<br />
Singlebunch-Abstand) oder ESRF in Grenoble (2000 ns), die zudem hohere Photonen usse zur<br />
Verfugung stellen. Ein entspechendes Zeitdiagramm ist in Abbildung 1.28 angegeben.
52 Kapitel 1. Das Experiment<br />
Justage und Transmission fur Elektron-Ion-Paare<br />
Im <strong>Koinzidenz</strong>experiment sollen Paare zusammengehoriger Elektronen und Ionen detektiert<br />
werden. Gegenuber einem Experiment zum Nachweis nur einer Teilchensorte tritt dabei die<br />
zusatzliche Schwierigkeit auf, zwei Spektrometer gleichzeitig auf dasselbe Ortsvolumen zu justieren,<br />
um eine moglichst gro e " gemeinsame\ Transmission fur die Teilchenpaare zu erzielen.<br />
Wegen der unterschiedlichen Analyseverfahren in CMA und TOF, die zu einem sequentiellen<br />
Nachweis von Elektron und Ion fuhren, spielt zusatzlich die Dynamik der Analyse eine Rolle.<br />
Die thermische Geschwindigkeit der Ionen fuhrt dazu, da sie sich von ihrem Entstehungsort<br />
entfernen, was zu einer Verringerung der Transmission und da<strong>mit</strong> zu einem partiellen<br />
Informationsverlust fuhrt. Es ist daher zutre ender, von einer Justage der Spektrometer im<br />
Orts-und-Geschwindigkeitsraum (Phasenraum) zu sprechen.<br />
Abbildung 1.29 soll die geometrischen Verhaltnisse im Experiment illustrieren: Hierzu wird ein<br />
Schnitt durch den Reaktionsraum in einer Ebene senkrecht zum Atomstrahl und parallel zum<br />
Synchrotronlichtstrahl betrachtet (am besten veranschaulicht man sich die Lage der Schnittebene<br />
anhand von Abbildung 1.1). Durch die Wechselwirkungszone von Atom- und Lichtstrahl<br />
(Bildteil a.)) wird eine raumliche Intensitatsverteilung b.) fur die Entstehungsorte von Elektronen<br />
und Ionen vorgegeben. Der Lichtstrahl mu so justiert werden, da ein moglichst gro er<br />
raumlicher Uberlapp <strong>mit</strong> dem Akzeptanzbereich des CMA c.) entsteht. Die erzeugte Elektronenverteilung<br />
wird so zu einer trans<strong>mit</strong>tierten Verteilung d.) reduziert, deren Intensitat in der<br />
betrachteten Schnittebene aufgrund der geringen Transmission des CMA nur noch ca. 1 % der<br />
erzeugten Intensitat ausmacht.<br />
Verteilung d.) ist fur <strong>Koinzidenz</strong>messungen besonders wichtig, denn sie gibt die zeitliche und<br />
raumliche Startverteilung von Elektron-Ion-Paaren an, die zu wahren <strong>Koinzidenz</strong>en fuhren<br />
konnen. Ob tatsachlich wahre <strong>Koinzidenz</strong>en registriert werden, hangt von der Fahigkeit des<br />
TOF ab, nun auch noch die zugehorigen Ionen einzusammeln. Durch Multiplikation der Startverteilung<br />
d.) <strong>mit</strong> der TOF-Transmission e.) erhalt man so schlie lich die Startverteilung f.)<br />
wahrer Ionen, die am TOF-Detektor wahre <strong>Koinzidenz</strong>en auslosen konnen.<br />
Idealerweise sollte die Eintrittsblende des TOF so gro gewahlt werden, da die Verteilung d.)<br />
vollstandig trans<strong>mit</strong>tiert wird, da<strong>mit</strong> keine wahren <strong>Koinzidenz</strong>en verschenkt werden. Im Beispiel<br />
ergibt sich hier eine Transmission von 90 % ohne Berucksichtigung der TOF-Netze. (Fur eine<br />
exakte Vorausberechnung der Transmission mu te naturlich die gesamte, dreidimensionale<br />
Startverteilung berucksichtigt werden.)<br />
Jede Vergro erung der TOF-Eintrittsblende erhoht zwar den Prozentsatz weiter, fuhrt aber<br />
gleichzeitig zu einer uberproportionalen Steigerung der Transmission fur angesammelte, zufallige<br />
Ionen (siehe Seite 50 .), die als Hintergrund den gesamten Reaktionsraum ausfullen.<br />
Die starkere Lokalisierung der wahren Ionen gegenuber dem Hintergrund angesammelter Ionen<br />
kann auch experimentell belegt werden. Dazu mu das TOF ohne Ortsfokussierung (vgl.<br />
Abschnitt 1.2.3) betrieben werden, was durch Anlegen sehr kurzer Ziehpulse erreicht wird.<br />
Ionen gleicher Ladung nehmen dann im Ziehfeld naherungsweise gleiche Energien auf, und
1.3. Me verfahren 53<br />
a.)<br />
c.)<br />
e.)<br />
5.0<br />
2.5<br />
0.0<br />
-2.5<br />
-7.5 -5.0 -2.5 0.0 2.5 5.0<br />
-5.0<br />
7.5<br />
5.0<br />
2.5<br />
0.0<br />
-2.5<br />
-7.5 -5.0 -2.5 0.0 2.5 5.0<br />
-5.0<br />
7.5<br />
5.0<br />
2.5<br />
0.0<br />
-2.5<br />
-7.5 -5.0 -2.5 0.0 2.5 5.0<br />
-5.0<br />
7.5<br />
b.)<br />
d.)<br />
f.)<br />
5.0<br />
2.5<br />
0.0<br />
-2.5<br />
-7.5 -5.0 -2.5 0.0 2.5 5.0<br />
-5.0<br />
7.5<br />
5.0<br />
2.5<br />
0.0<br />
-2.5<br />
-7.5 -5.0 -2.5 0.0 2.5 5.0<br />
-5.0<br />
7.5<br />
5.0<br />
2.5<br />
0.0<br />
-2.5<br />
-7.5 -5.0 -2.5 0.0 2.5 5.0<br />
-5.0<br />
7.5<br />
Abbildung 1.29: Zur Veranschaulichung der Transmission von Elektron-Ion-Paaren: Schnitt<br />
durch den Reaktionsraum in einer Ebene senkrecht zum Atomstrahl und parallel zum SR-<br />
Lichtstrahl (Ma angaben im [mm]; senkrechte (0.0)-Achse fallt <strong>mit</strong> CMA- und TOF-Achse zusammen).<br />
a.) Blick in den Atomstrahl (gau formige, radiale Intensitatsverteilung <strong>mit</strong> FWHM<br />
von 6 mm). Der SR-Lichtstrahl (ellipt. Pro l der Breite 2.5 mm) kreuzt quer durchs Bild. b.)<br />
Raumliche Verteilung durch <strong>Photoion</strong>isation erzeugter Elektron-Ion-Paare (Produkt der Verteilungen<br />
aus a.)). c.) CMA-Transmission in der Schnittebene (vgl. Abb. 1.11). Die CMA-<br />
Eintrittso nung liegt hier oberhalb des Bildrandes. d.) Raumliche Verteilung trans<strong>mit</strong>tierter<br />
Elektronen. (Produkt von b.) und c.)). e.) TOF-Transmission fur La + -Ionen bei 2000 K (vgl.<br />
Abb. 1.14). Die TOF-Eintrittso nung liegt hier unterhalb des Bildrandes. f.) Raumliche Verteilung<br />
trans<strong>mit</strong>tierter Elektron-Ion-Paare. (Produkt von d.) und e.)).
54 Kapitel 1. Das Experiment<br />
das Flugzeitspektrum entspricht der Startortverteilung entlang der TOF-Achse. Da die aufgenommene<br />
Energie nicht sehr hoch ist, wird die Verteilung allerdings durch die thermischen<br />
Anfangsgeschwindigkeiten verschmiert. Ein Beispielspektrum darf dennoch nicht fehlen:<br />
Intensität [w.E.]<br />
Xe<br />
3+<br />
2+<br />
4d -1<br />
5/2<br />
hν = 95.5 eV<br />
ε = 28 eV<br />
t Zieh = 450 ns<br />
150 200 250 300 350 400<br />
TOF Kanal<br />
Abbildung 1.30: Zur Veranschaulichung der starkeren Lokalisierung wahrer Ionen gegenuber<br />
dem Hintergrund zufalliger Ionen: Ergebnis einer <strong>Koinzidenz</strong>messung an Xe ohne Ortsfokussierung<br />
im TOF. Gezeigt ist das Referenzspektrum zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en (|) und das berechnete<br />
Spektrum wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en (Balkendiagramm). Das <strong>Koinzidenz</strong>spektrum ist weggelassen.<br />
Die wahren <strong>Koinzidenz</strong>en sind zeitlich starker lokalisiert, was auf eine starkere raumliche Lokalisierung<br />
der zugehorigen, wahren Ionen im Reaktionsraum schlie en la t.<br />
Neben der Nachweiswahrscheinlichkeit des Detektionssystems, die im vorigen Abschnitt behandelt<br />
wurde, ist die Transmission des TOF die zweite, wichtige Gro e, die zu einem Verlust<br />
wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en fuhren kann.<br />
Bei einem Druck von 10 ,5 mbar in der Wechselwirkungszone konnen Sto prozesse der Ionen<br />
<strong>mit</strong> Atomen, die ebenfalls zu Transmissionsverlusten fuhren, aufgrund der <strong>mit</strong>tleren freien<br />
Weglangen von einigen Metern vernachlassigt werden. Die Transmissionsbetrachtung soll sich<br />
auf die fur die <strong>Koinzidenz</strong>messung entscheidenden, wahren Ionen konzentrieren. Die Verteilung<br />
der wahren Ionen ist in zweierlei hinsicht speziell:<br />
Zum einen ist ihre Ortsverteilung eng begrenzt (siehe Abbildung 1.29), zum anderen werden sie<br />
in einem de nierten zeitlichen Abstand zu ihrem Entstehungszeitpunkt abgesaugt (Zeit fur die<br />
Analyse des jeweils zugehorigen Elektrons). Wegen der unterschiedlichen Flugzeiten im TOF<br />
besteht daher die Moglichkeit einer ladungsabhangigen Transmission, die genauer analysiert<br />
werden mu . Es werden daher Transmissionen fur wahre Ionen, W(n+), eingefuhrt, die sich<br />
aus drei Anteilen zusammensetzen:<br />
W = Stat Dyn Netze: (1.22)<br />
Die ersten beiden Faktoren beschreiben die radiale Transmission der Ionen, der letzte die axiale<br />
Transmission, die im vorliegenden Fall durch drei Netze auf Netze =66% beschrankt ist (vgl.
1.3. Me verfahren 55<br />
Seite 28). Stat soll den geometrischen Uberlapp zwischen der Startverteilung der Ionen (Abb.<br />
1.29 d.)) und dem statischen Akzeptanzbereich des TOF (gestrichelte Linie in Abb. 1.29 e.))<br />
bezeichnen. Dyn = Dyn(m; T; tDrift(m; q)) berucksichtigt das thermische Wegdriften der Ionen<br />
von ihrem Entstehungort. Fur dieses Wegdriften steht den Ionen die Zeit tDrift zur Verfugung,<br />
die sich zusammensetzt aus der Analysezeit fur das zugehorige Elektron (ca. 150 { 200 ns), einer<br />
Signalverarbeitungszeit von 300 ns und der ladungsabhangigen Flugzeit vom Entstehungsort<br />
bis zur Eintrittsblende (vgl. Gleichung (1.8) auf S. 25).<br />
0<br />
t Drift<br />
t<br />
v r<br />
z<br />
TOF-Eintrittsblende<br />
r<br />
v r<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
4+ 3+ 2+<br />
1+<br />
La (2000 K)<br />
Sm (1000 K)<br />
0.0<br />
0 2 4 6 8 10<br />
t Drift [μs]<br />
Xe (300 K)<br />
Abbildung 1.31: Ergebnis einer Modellrechnung zur " dynamischen\ Transmission des TOF<br />
(Erlauterung siehe Text). Durch die zeitliche Abnahme von Dyn wird auch der anfangs erwahnte<br />
Informationsverlust verdeutlicht: Je langer man <strong>mit</strong> der Analyse wartet, desto geringer ist die<br />
Ausbeute an wahren <strong>Koinzidenz</strong>en.<br />
Zur Analyse der Abhangigkeit der " dynamischen\ Transmission Dyn von den Me parametern<br />
wurde auch hier eine Modellrechnung durchgefuhrt: Dabei wurde fur die Ionen eine gau formige,<br />
radiale Startverteilung angenommen und als Geschwindigkeitsverteilung die Radialkomponente<br />
einer in Zylinderkoordinaten separierten Maxwell-Boltzmann-Verteilung eingesetzt. Aus<br />
Symmetriegrunden wurde ferner angenommen, da jeweils die Halfte der Ionen positive bzw.<br />
negative Startgeschwindigkeiten besitzt, so da letztere einen langeren Weg durch die (r=0)-<br />
Achse besitzen. Als Transmission Dyn wurde der Anteil an den gestarteten Ionen berechnet,<br />
der sich nach der Zeit tDrift noch im Akzeptanzbereich des TOF be ndet.<br />
Abbildung 1.31 zeigt das Ergebnis der Rechnung fur verschiedene im Experiment untersuchte<br />
Elemente bei den zugehorigen Temperaturen. Zusatzlich sind als Balken die charakteristischen<br />
Zeiten tDrift fur die verschieden geladenen Ionen der Elemente eingezeichnet. Im Beispiel wurde<br />
eine volle Halbwertsbreite der Startverteilung von 1.5 mm angesetzt. Wie man erkennt, sind<br />
die Transmissionsunterschiede der untersuchten Ionen bei Xe und Sm nahezu vernachlassigbar.<br />
Bei La ergeben sich jedoch fur die einzelnen Ionen bereits deutliche Unterschiede, die bei der<br />
Auswertung von <strong>Koinzidenz</strong>spektren unbedingt zu berucksichtigen sind. Da die genaue Form<br />
der Startverteilung nicht bekannt ist, mu dieses Modell zur Beschreibung des Transmissionse<br />
ektes ausreichen. Fur zukunftige Messungen emp ehlt sich der Einsatz von HV-Pulsern <strong>mit</strong><br />
Transmission τ Dyn
56 Kapitel 1. Das Experiment<br />
hoherer Ziehspannung sowie eine leichte Vergro erung der TOF-Eintrittsblende, um mogliche<br />
Unsicherheiten auszuraumen.
Kapitel 2<br />
Statistik und Auswertung<br />
In diesem Kapitel werden die Me gro en des <strong>Koinzidenz</strong>experimentes analysiert und Verfahren<br />
zu ihrer Auswertung beschrieben. Das Kapitel gliedert sich in zwei Teile: Zunachst wird<br />
die Statistik wahrer und zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en in allgemeiner Form behandelt. Mit Hilfe der<br />
gewonnenen Erkenntnisse werden dann Gleichungen fur die Raten wahrer und zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en<br />
im Experiment aufgestellt. Im Anschlu daran wird ein statistisches Auswerte- und<br />
Korrekturverfahren fur gemessene Flugzeit- und <strong>Koinzidenz</strong>spektren angegeben, <strong>mit</strong> dem sich<br />
das Spektrum wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en berechnen la t.<br />
2.1 Statistik wahrer und zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en<br />
2.1.1 Grundlagen<br />
Wie bereits in Abschnitt 1.3.3 ausgefuhrt, wird durch die gewahlte <strong>Koinzidenz</strong>bedingung ein<br />
Signal des Elektronendetektors als <strong>Koinzidenz</strong>-Start (abgekurzt: Start) und ein Signal des<br />
Ionendetektors als <strong>Koinzidenz</strong>-Stopp (abgekurzt: <strong>Koinzidenz</strong>) festgelegt. Die Statistik des<br />
Elektron-Ion-<strong>Koinzidenz</strong>experimentes kann hier stellvertretend fur eine ganze Klasse von <strong>Koinzidenz</strong>experimenten<br />
angesehen werden, bei denen ahnliche, unsymmetrische Start-Stopp-<br />
Bedingungen vorliegen. Dazu zahlen neben den Elektron-Ion- beispielsweise auch Photon-<br />
Elektron-, Elektron-Cluster- oder Ion-Elektron-<strong>Koinzidenz</strong>messungen an photoionisierten Ionen.<br />
Das erstgenannte, startende Teilchen gibt hier eine Bedingung vor, unter der das Auftreten<br />
des anderen Teilchens untersucht wird. In einer anderen Klasse von <strong>Koinzidenz</strong>experimenten<br />
werden z. B. beide Teilchen symmetrisch behandelt, d. h. beide Teilchen konnen gleichermaen<br />
sowohl starten als auch stoppen. Ein Beispiel dafur sind <strong>Koinzidenz</strong>messungen zur - -<br />
Winkelkorrelation in der Kernphysik.<br />
Bevor auf die Signalstatistik eingegangen wird, mussen zunachst die Begri e der wahren und<br />
zufalligen Signale de niert werden. Wahre und zufallige Signale treten nicht nur auf seiten der<br />
<strong>Koinzidenz</strong>en, sondern auch auf seiten der Starts auf. Dies wird in Abbildung 2.1 verdeutlicht:
58 Kapitel 2. Statistik und Auswertung<br />
Durch die <strong>Koinzidenz</strong>schaltung werden aus der Menge aller in der Wechselwirkungszone erzeugten<br />
Teilchen bestimmte, zusammengehorige Elektron-Ion-Paare herausgegri en. Startet<br />
das Elektron einen Analysezyklus fur das zugehorige Ion (Bildteil a.)), so handelt es sich um<br />
einen wahren Start und das Ion wird als wahres Ion bezeichnet. Eine wahre <strong>Koinzidenz</strong> liegt<br />
vor, wenn von dem wahren Ion nach seiner Analyse ein Detektorsignal ausgelost wird, und<br />
das Signal selbst wird dann wahre <strong>Koinzidenz</strong> genannt. Entsprechend hei en die Signale aller<br />
ubrigen Ionen zufallige <strong>Koinzidenz</strong>en. Wie sich allerdings unten zeigen wird, gibt es zwischen<br />
wahren und zufalligen <strong>Koinzidenz</strong>en gewisse Uberschneidungen, da die Signale prinzipiell nicht<br />
unterscheidbar sind.<br />
a.)<br />
b.)<br />
wahrer Start<br />
zufälliger Start<br />
Analyse<br />
WW-Zone<br />
Analyse<br />
Analyse Analyse<br />
zufällige <strong>Koinzidenz</strong><br />
wahre <strong>Koinzidenz</strong><br />
zufällige <strong>Koinzidenz</strong><br />
zufällige <strong>Koinzidenz</strong><br />
zufällige <strong>Koinzidenz</strong><br />
zufällige <strong>Koinzidenz</strong><br />
Abbildung 2.1: Zur De nition wahrer und zufalliger Starts und der zugehorigen <strong>Koinzidenz</strong>en<br />
(Erlauterung siehe Text).<br />
Fur die Dauer eines Me zyklus der Ionenanalyse (Flugzeitmessung) macht es keinen Sinn, weitere<br />
Startsignale zu akzeptieren. Dies bedeutet, da immer nur maximal eine wahre <strong>Koinzidenz</strong><br />
pro Me zyklus erzeugt werden kann. Signale von Elektronen, die keinen <strong>Koinzidenz</strong>-Start hervorrufen,<br />
sind also fur die <strong>Koinzidenz</strong>messung bedeutungslos (Bildteil a.), links). Neben den<br />
wahren Starts gibt es noch solche, die nicht <strong>mit</strong> bestimmten Elektron-Ion-Paaren korreliert<br />
sind (Bildteil b.)). Solche zufalligen Starts werden z. B. durch Dunkelpulse des Elektronendetektors,<br />
durch thermische Elektronen aus dem Ofen oder " kunstlich\ durch die Signale eines<br />
Pulsgenerators ausgelost. Da bei diesen Starts kein wahres Ion existiert, konnen bei der nachfolgenden<br />
Analyse nur zufallige <strong>Koinzidenz</strong>en auftreten.<br />
Statistik wahrer und zufalliger Starts<br />
Die <strong>Photoion</strong>isation freier Atome besteht statistisch in der Durchfuhrung sehr vieler Einzelversuche,<br />
bei denen jeweils ein Photon auf ein Atom geschossen wird, um einen Ionisationsproze<br />
auszulosen. Bei einem <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitt von beispielsweise 20 Mb mussen
2.1. Statistik wahrer und zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en 59<br />
in der Wechselwirkungszone des Experiments (Querschnitts ache 3 mm) im Mittel 10 6 Photonen<br />
auf 10 9 Atome tre en, da<strong>mit</strong> 1 Ionisation erfolgt. Dies bedeutet eine extrem kleine<br />
Erfolgswahrscheinlichkeit w fur den Einzelversuch. Unter den genannten Bedingungen wird<br />
das zeitliche Auftreten von Ionisationsereignissen durch die Poissonstatistik beschrieben [67].<br />
Werden innerhalb einer beliebigen aber festen Zeitspanne tnEinzelversuche durchgefuhrt,<br />
so nden im Mittel N = nw Ionisationsprozesse statt. Unter zeitlich konstanten Bedingungen<br />
betragt die Ionisationsrate dann R = N= t. Die Wahrscheinlichkeit dafur, innerhalb eines<br />
Zeitfensters t gerade k Ionen anzutre en, ist nach der Poissonstatistik gegeben durch<br />
Pk(N) =<br />
Dabei gilt die Normierungsbedingung<br />
N k<br />
k! e,N ; k =0;1;2;::: (2.1)<br />
1X<br />
k=0<br />
Pk(N) =1: (2.2)<br />
Der statistische Mittelwert fur die Anzahl erzeugter Ionen betragt wie oben<br />
N :=<br />
1X<br />
k=0<br />
kPk(N) = R t: (2.3)<br />
Diese Statistik liegt bei Zeitfenstern vor, die durch zufallige Starts gesetzt werden. Bei einem<br />
wahren Start wird das zugehorige Zeitfenster <strong>mit</strong> Sicherheit so plaziert, da mindestens ein<br />
Ion (das wahre Ion) in ihm enthalten ist. Die Wahrscheinlichkeit dafur, da bei einem zufalligen<br />
Start ein Zeitfenster auftritt, in dem mindestens ein Ion enthalten ist, betragt hingegen<br />
nur 1 , P0(N). Die Wahrscheinlichkeit Pk dafur, da in einem durch einen zufalligen Start<br />
gesetzten Zeitfenster k 1 Ionen enthalten sind, ist dann gegeben durch die Wahrscheinlichkeit<br />
Qk dafur, da dieselbe Anzahl Ionen in einem Zeitfenster, in dem <strong>mit</strong> Sicherheit mindestens<br />
ein Ion enthalten ist, enthalten sind, mal der Wahrscheinlichkeit 1 , P0(N) dafur, da ein<br />
solches Zeitfenster bei einem zufalligen Start auftritt:<br />
Pk(N) = (1 , P0(N)) Qk(N); k =1;2;::: (2.4)<br />
Die Qk sind gerade die gesuchten Wahrscheinlichkeiten bei wahren Starts:<br />
Qk(N) =<br />
Pk(N)<br />
1 , P0(N) ; k =1;2;::: <strong>mit</strong> Q0(N) = 0: (2.5)<br />
Fur sie gilt eine Normierungsbedingung entsprechend (2.2). Als wichtigster Unterschied zu<br />
(2.3) resultiert bei wahren Starts ein neuer Mittelwert<br />
Dabei gilt<br />
NW :=<br />
1X<br />
k=0<br />
kQk(N) =<br />
N<br />
=<br />
1 , e ,N<br />
R t<br />
1 , e ,R t:<br />
(2.6)<br />
lim NW = 1 und lim<br />
N!0<br />
N!1 NW = N: (2.7)
60 Kapitel 2. Statistik und Auswertung<br />
2<br />
1<br />
N + 1<br />
N W<br />
N<br />
N W - N<br />
0<br />
0 1 2 3<br />
N = R Δt<br />
δ<br />
N W - 1<br />
Abbildung 2.2: Mittlere Anzahlen von Ionen, die bei der Erzeugungsrate R in einem Zeitfenster<br />
der Breite t angetro en werden. N: Bei zufalligen Starts. NW: Bei wahren Starts.<br />
Ein Vergleich von (2.3) und (2.6) zeigt, da entsprechend der Anschauung bei wahren Starts<br />
im Mittel mehr Ionen angetro en werden als bei zufalligen Starts. Dieses Ergebnis ist graphisch<br />
in Abbildung 2.2 dargestellt.<br />
Das Resultat widerspricht der hau g angetro enen Vorstellung, da bei wahren Starts neben<br />
den zufalligen Ionen ein zusatzliches, wahres Ion vorhanden ist. Vielmehr verhalt es sich so, da<br />
die Anzahl NW stets kleiner als N +1 (gepunktete Linie in Abbildung 2.2) ist. Nur im Grenzfall<br />
N !0 gilt: NW = N +1. Wird andererseits die Erzeugungsrate oder das betrachtete Zeitfenster<br />
sehr gro gewahlt (N !1), dann verschwindet sogar jeglicher Unterschied zwischen wahren<br />
und zufalligen Starts, d. h. NW ! N.<br />
Die im wahren Start enthaltene Information, da mindestens ein Ion vorliegt, verliert also<br />
<strong>mit</strong> steigender Quellstarke zunehmend an Bedeutung, und die gewonnene Information ist Null,<br />
wenn ohnehin immer mindestens ein Ion im Zeitfenster erzeugt wurde. Als grundlegendes Ergebnis<br />
kann man festhalten, da <strong>Koinzidenz</strong>messungen als " statistisches Werkzeug\ nur dann<br />
sinnvoll sind, wenn die Rate der insgesamt statt ndenden Prozesse hinreichend klein ist. Die<br />
Di erenz zwischen einer Messung <strong>mit</strong> ausschlie lich wahren Starts und einer Vergleichsmessung<br />
<strong>mit</strong> ausschlie lich zufalligen Starts, die als gestrichelte Kurve NW,N in Abbildung 2.2 eingetragen<br />
ist, ist der maximale, statistische Informationsgewinn, der durch eine <strong>Koinzidenz</strong>messung<br />
bei der zugehorigen Quellstarke N erzielt werden kann. Dies ist eine Folge der Tatsache, da<br />
wahre und zufallige Ionen statistisch nicht unterscheidbar sind: Innerhalb des betrachteten<br />
Zeitfensters t sind alle erzeugten Ionen statistisch aquivalent.<br />
Da<strong>mit</strong> die gewonnenen Erkenntnisse nicht zur Verwirrung fuhren, soll an dieser Stelle noch<br />
einmal der Zusammenhang zwischen den getro enen Wahrscheinlichkeitsaussagen und den
2.1. Statistik wahrer und zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en 61<br />
sich daraus ergebenden Erwartungswerten verdeutlicht werden: Die Wahrscheinlichkeit, da<br />
bei einem wahren Start ein wahres Ion erzeugt wurde, ist 1. Da nur maximal ein wahres<br />
Ion im Zeitfenster existieren kann, ist auch der Erwartungswert 1. Andererseits ist Pk(N) die<br />
Wahrscheinlichkeit dafur, da bei irgendeinem Start k zufallige Ionen erzeugt wurden, und der<br />
Erwartungswert ist hier N. Zum dritten ist Qk(N) die Wahrscheinlichkeit dafur, da bei einem<br />
wahren Start uberhaupt k Ionen erzeugt wurden, was zu dem Erwartungswert N=(1 , e ,N )<br />
fuhrt. Die Terminologie " wird im Zeitfenster erzeugt\ und " liegt im Zeitfenster vor\ wird hier<br />
gleichbedeutend verwendet.<br />
Experimentell beobachtbar als Raten erzeugter Signale sind lediglich die letzten beiden Erwartungswerte.<br />
Zwei parallel durchgefuhrte Messungen, <strong>Koinzidenz</strong>- und Referenzmessung<br />
genannt, von denen die erste nur wahre, die zweite nur zufallige Starts besitzt, liefern Me -<br />
werte proportional zu den Erwartungswerten N=(1 , e ,N ) und N. Diese beiden Messungen<br />
reichen jedoch zur Bestimmung der Anzahl wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en nicht aus, wenn nicht zusatzlich<br />
N bekannt ist. Tatsachlich ist N experimentell nur schwer zuganglich, da man den Proportionalitatsfaktor<br />
von gemessener Signalrate und N nicht kennt. Einen Ausweg bietet die<br />
Moglichkeit, die Ionensignale beider Messungen <strong>mit</strong> Hilfe spezieller Me elektronik (TAC, TDC)<br />
zu registrieren. Aufgrund der Zahlstatistik dieser " <strong>Koinzidenz</strong>-Zahler\ kann die Anzahl wahrer<br />
<strong>Koinzidenz</strong>en auch ohne Kenntnis von N aus den Me spektren berechnet werden (siehe<br />
Abschnitt 2.2).<br />
An dieser Stelle bleibt festzuhalten: Das Verhaltnis der Anzahlen zufalliger und wahrer Ionen<br />
bei einem wahren Start betragt<br />
N<br />
= N = R t: (2.8)<br />
1<br />
Es ist proportional zur Ionenerzeugungsrate R und zur Breite des Zeitfensters t. Ein gunstiges,<br />
d. h. kleines Verhaltnis erzielt man entweder durch Verkleinerung des Zeitfensters t oder<br />
durch Verringerung der Erzeugungsrate R. DaRaber gleichzeitig zur Erzeugungsrate fur die<br />
startgebenden Elektronen proportional ist, nimmt bei Reduzierung von R auch die Startrate<br />
ab, was den Vorteil wieder kompensiert. Eine Beispielmessung dazu ist auf Seite 71 zu sehen.<br />
Fur den Erwartungswert NW und fur den Betrag der in Abbildung 2.2 <strong>mit</strong> bezeichneten<br />
" Schnittmenge\ (schra erter Bereich) erhalt man<br />
NW = 1<br />
|{z}<br />
+ N<br />
|{z}<br />
, (N)<br />
| {z }<br />
wahres Ion zufallige Ionen Schnittmenge<br />
(N) = N , (NW , 1) = 1 ,<br />
(2.9)<br />
N<br />
eN ; (2.10)<br />
, 1<br />
N<br />
wobei fur kleine Quellstarken (N 1) die Naherung (N) gilt. Man darf also nicht einfach<br />
2<br />
<strong>Koinzidenz</strong>- und Referenzmessung subtrahieren, um die gesuchte Anzahl wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en<br />
zu erhalten.
62 Kapitel 2. Statistik und Auswertung<br />
2.1.2 Anwendung auf das Experiment<br />
Unter Berucksichtigung der Erkenntnisse aus dem vorigen Abschnitt soll jetzt die Statistik der<br />
durchgefuhrten Elektron-Ion-<strong>Koinzidenz</strong>messungen analysiert werden. Die wichtigsten experimentellen<br />
und apparativen Gro en, die bei dieser Behandlung vorkommen, sind zur besseren<br />
Ubersicht und als Referenz an der Stelle ihres Auftretens in Abbildung 2.3 eingetragen:<br />
Transmission<br />
e-(E A)<br />
Nachweis<br />
(E A)<br />
R Sig,w(E A)<br />
R Sig,z(E A)<br />
Spektren:<br />
Signalraten<br />
Signalanzahlen<br />
Wahrscheinlichkeiten<br />
Erzeugung<br />
R ( ) R(n+)<br />
e-<br />
CMA<br />
Detektionssystem<br />
h<br />
WW-Zone<br />
R Start,w (EA) (EA) R Start,z<br />
<strong>Koinzidenz</strong>spektrum<br />
TOF<br />
Detektionssystem<br />
EDC TDC<br />
c (i) , K n (i) WK<br />
Startraten<br />
, n ZK (i)<br />
w (i) , w (i) , K WK w (i) ZK<br />
p(n+) = ?<br />
Erzeugung<br />
N(n+)<br />
N (n+)<br />
Transmission<br />
(n+)<br />
(n+)<br />
W<br />
Nachweis<br />
(n+)<br />
Signalraten<br />
R (n+)<br />
WK<br />
R (n+)<br />
ZK<br />
t ,<br />
Zyk t F Totzeiten<br />
Referenzspektrum<br />
c (i) , R n (i)<br />
R<br />
w (i)<br />
R<br />
Abbildung 2.3: Analysekette der durchgefuhrten Elektron-Ion-<strong>Koinzidenz</strong>messungen. Eingetragen<br />
sind wichtige Gro en, die zur Beschreibung der Statistik der Messungen benotigt werden.<br />
Wie in Abschnitt 1.3.3 geschildert, besteht das Ziel der Elektron-Ion-<strong>Koinzidenz</strong>messungen<br />
in der Bestimmung der Wahrscheinlichkeiten p(h M;EA;n+) (abgekurzt: p(n+)) fur das Auftreten<br />
der moglichen ionischen Ladungsendzustande in Abhangigkeit der Analysatorenergie<br />
EA fur ein bei der Photonenenergie h M gemessenes Elektronenspektrum. Zwischen diesen
2.1. Statistik wahrer und zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en 63<br />
Wahrscheinlichkeiten und den auf Seite 58 de nierten, wahren <strong>Koinzidenz</strong>en gibt es eine direkte<br />
Entsprechung: p(n+) ist die Wahrscheinlichkeit dafur, da bei einem wahren Start das<br />
zugehorige, wahre Ion n-fach geladen ist. Als Normierungsbedingung gilt naturlich<br />
X<br />
n+<br />
p(n+) = 1: (2.11)<br />
Im folgenden wird hergeleitet, wie die Wahrscheinlichkeiten p(n+) aus den experimentellen<br />
Me gro en bestimmt werden konnen:<br />
Startraten<br />
Die erzeugte Elektronenrate R e ,( ) fuhrt am Detektor zu einer Rate wahrer Elektronensignale<br />
RSig;W(EA), die durch (1.13) auf Seite 31 gegeben ist. Mit diesen Signalen vermischt sind<br />
zufallige Signale (Dunkelpulse, etc.), die zu einer Rate RSig;Z(EA) zusammengefa t werden.<br />
Als Gesamt-Signalrate der Elektronen erhalt man (EA wird im folgenden weggelassen)<br />
R Sig,e , = RSig;W + RSig;Z: (2.12)<br />
Nicht jedes dieser Signale wird jedoch einen Start hervorrufen, da fur die <strong>mit</strong>tlere Analysedauer<br />
der Ionen tZyk kein neuer Start zugelassen ist. Unter Berucksichtigung dieser nichtkumulativen<br />
Totzeit des Me systems (siehe auch [60]) berechnet sich die experimentelle<br />
Startrate zu<br />
RStart =<br />
RSig;W<br />
1+R Sig,e , tZyk<br />
| {z }<br />
+<br />
RSig;Z<br />
1+R Sig,e , tZyk<br />
| {z }<br />
= RStart;W + RStart;Z<br />
(2.13)<br />
wobei die Raten wahrer und zufalliger Starts proportional zu den zugehorigen Signalraten<br />
sind. Die Rate RStart;W kann unter Berucksichtigung von (2.11) in Teilraten fur die einzelnen<br />
Ionensorten zerlegt werden:<br />
RStart;W = X<br />
n+<br />
(p(n+) RStart;W) : (2.14)<br />
Diese Unterscheidung ist fur die getrennte Berechnung der <strong>Koinzidenz</strong>raten der verschiedenen<br />
Ionensorten (1+, 2+, :::) wichtig. Fur jede Ionensorte ist immer nur der zugehorige Anteil<br />
wahrer Starts, p(n+)RStart;W, gunstig, wahrend alle ubrigen Starts zufallig sind. Beispielsweise<br />
sind die <strong>mit</strong> wahren (2+)-Ionen verbundenen Starts aus Sicht der (1+)-Ionen zufallig und<br />
umgekehrt. Selbst wenn experimentell keine zufalligen Signale auftreten (RSig;Z =0), lassen<br />
sich demnach zufallige Starts prinzipiell nicht vermeiden.
64 Kapitel 2. Statistik und Auswertung<br />
<strong>Koinzidenz</strong>raten<br />
Zur Bestimmung der Wahrscheinlichkeiten p(n+) wird das Ergebnis einer <strong>Koinzidenz</strong>messung<br />
<strong>mit</strong> dem einer Referenzmessung, bei der nur zufallige Starts erfolgen, verglichen. In der folgenden<br />
Behandlung wird davon ausgegangen, da beide Messungen unter identischen Versuchsbedingungen<br />
aufgenommen wurden. Mit welchen experimentellen Schwierigkeiten dies verknupft<br />
ist, wurde bereits in Abschnitt 1.3.7 geschildert. Es wird vorausgesetzt, da die Signalraten<br />
am Detektor des Ionenspektrometers fur die einzelnen Ionensorten <strong>mit</strong> der Flugzeitmethode<br />
getrennt bestimmt werden konnen. Au erdem sollen keine Signalverluste bei Detektion oder<br />
Signalregistrierung auftreten (keine Totzeit des Ionen-Me systems). Dies bedeutet keine Einschrankung<br />
der angestellten Uberlegungen, da die korrekten Signalraten in einem getrennten<br />
Schritt aus den gemessenen Raten berechnet werden konnen (siehe Abschnitt 2.2). Eine <strong>Koinzidenz</strong>rate<br />
ist dann jeweils die Anzahl der pro Me zyklus erzeugten Ionensignale multipliziert<br />
<strong>mit</strong> der Startrate, d. h. <strong>mit</strong> der Anzahl von Me zyklen pro Zeiteinheit.<br />
1. Eine Referenzmessung ist eine gewohnliche Flugzeitmessung <strong>mit</strong> rein zufalligen Starts,<br />
bei der keine wahren <strong>Koinzidenz</strong>en autreten konnen. Es ergibt sich daher als <strong>Koinzidenz</strong>rate<br />
(vgl. Abbildung 2.3):<br />
Dabei ist<br />
RWK(n+) = 0 (2.15)<br />
RZK(n+) = N(n+) W(n+) (n+) RStart (2.16)<br />
+ N0(n+) (n+) (n+) RStart<br />
N(n+) := R(n+) t (2.17)<br />
gema (2.3) die <strong>mit</strong>tlere Anzahl von Ionen, die in dem durch einen zufalligen Start gesetzten<br />
Zeitfenster t vorliegen. Die Breite dieses Zeitfensters ist quantitativ durch die Auflosung der<br />
Apparatur gegeben. Durch Auswertung der zeitlichen Breite von <strong>Koinzidenz</strong>peaks im Flugzeitspektrum<br />
ergibt sich t 50 { 80 ns. Innerhalb dieses Zeitfensters sind alle erzeugten Ionen<br />
statistisch aquivalent, da sie sich zeitlich nicht trennen lassen.<br />
Andererseits ist<br />
N0(n+) := R(n+) t0(1) (2.18)<br />
die Anzahl der im Reaktionsraum aufgrund der quasi-kontinuierlichen Ionenerzeugung uber<br />
einen langeren Zeitraum angesammelten Ionen. Der Ursprung dieser als " Hintergrund\ zusatzlich<br />
vorhandenen Ionen wurde in Abschnitt 1.3.7 auf Seite 49 . ausfuhrlich beschrieben. Sie<br />
erzeugen bei <strong>Koinzidenz</strong>- und Referenzmessung ein analysiertes Spektrum zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en,<br />
das fur beide Messungen gleich ist. Das Spektrum der Ionen, die erst nachtraglich<br />
wahrend des Ziehpulses entstehen und dann zeitversetzt im Spektrum abgebildet werden, wird<br />
auf Seite 47 . beschrieben.<br />
Fur aquivalente und angesammelte Ionen wurden verschiedene Transmissionen, W und , angesetzt,<br />
da sich ihre Verteilungen raumlich und zeitlich unterscheiden (siehe dazu Abschnitt 1.3.7,
2.1. Statistik wahrer und zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en 65<br />
Seite 52 .). Ferner wurde fur t0 und da<strong>mit</strong> fur N0(n+) der Gleichgewichtsfall (t !1) angenommen<br />
(siehe Seite 49 .).<br />
2. Bei einer <strong>Koinzidenz</strong>messung mu zwischen wahren und zufalligen Starts unterschieden<br />
werden. Die Raten wahrer und zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en fur n-fach geladene Ionen lauten <strong>mit</strong><br />
(2.14):<br />
RWK(n+) = 1 W(n+) (n+) p(n+) RStart;W (2.19)<br />
RZK(n+) = N(n+) W(n+) (n+)(RStart;W + RStart;Z) (2.20)<br />
+ N0(n+) (n+) (n+)(RStart;W + RStart;Z)<br />
Entsprechend den Uberlegungen aus dem vorigen Abschnitt wird ein Teil der erzeugten <strong>Koinzidenz</strong>en<br />
sowohl in (2.19) als auch in (2.20) <strong>mit</strong>gezahlt. Die insgesamt erzeugte Signalrate<br />
ist also etwas kleiner als die Summe aus (2.19) und (2.20). Im folgenden wird darauf noch<br />
eingegangen.<br />
Bestimmung der gesuchten Wahrscheinlichkeiten p(n+)<br />
Auflosen von (2.19) nach p(n+) liefert sofort die gesuchten Wahrscheinlichkeiten<br />
p(n+) =<br />
1<br />
W(n+)<br />
1<br />
(n+)<br />
RWK(n+)<br />
RStart;W<br />
: (2.21)<br />
Die eingehenden Gro en sind jedoch ihrer absoluten Gro e nach nicht bekannt. Wie im vorigen<br />
Kapitel beschrieben, konnen aber fur festes n0 die relativen Parameter<br />
^W(n+) := W(n+)<br />
W(n0 +)<br />
und ^(n+) := (n+)<br />
(n0 +)<br />
(2.22)<br />
bestimmt werden. Au erdem ermoglicht das Auswerteverfahren fur <strong>Koinzidenz</strong>spektren aus<br />
Abschnitt 2.2.2 die Berechnung der gemessenen Anzahlen wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en, fur die gilt:<br />
NWK(n+) = RWK(n+) TMess: (2.23)<br />
TMess ist die Me dauer der <strong>Koinzidenz</strong>messung. Mit diesen Gro en bildet man die Summe<br />
NWK; := X<br />
n+<br />
1<br />
^W(n+)<br />
1<br />
^(n+) NWK(n+); (2.24)<br />
die eine gewichtete Gesamtanzahl erzielter wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en darstellt. Um einen zweiten<br />
Ausdruck fur p(n+) in diesen Gro en zu nden, dividiert man die rechte Seite von (2.21) durch<br />
die Summe der p(n+), die gema (2.11) Eins ist, und setzt dann die Gro en (2.22) { (2.24)
66 Kapitel 2. Statistik und Auswertung<br />
ein. Es ergibt sich nunmehr ein direkt berechenbarer Ausdruck fur die gesuchten Wahrscheinlichkeiten:<br />
p(n+) =<br />
1<br />
^W(n+)<br />
1<br />
^(n+)<br />
NWK(n+)<br />
NWK;<br />
(2.25)<br />
Im folgenden soll der Ein u der verschiedenen Gro en analysiert werden, durch die der Me -<br />
fehler der Wahrscheinlichlichkeiten p(n+), die das Me ergebnis einer <strong>Koinzidenz</strong>messung darstellen,<br />
bestimmt wird.<br />
Ein u der relativen Parameter<br />
Im Zusammenhang <strong>mit</strong> (2.25) stellt sich die Frage, wie genau die relativen Transmissionen und<br />
Nachweiswahrscheinlichkeiten experimentell bekannt sind, d. h. welche systematischen Fehler<br />
diese Gro en bei der Auswertung hervorrufen konnen:<br />
Die relativen Transmissionen ^W(n+) stellen dabei das geringere Problem dar. Sie hangen im<br />
wesentlichen von den radialen thermischen Geschwindigkeiten der erzeugten Ionen bezuglich<br />
der TOF-Achse ab. Fur ein untersuchtes Element ist die relative Transmission umso kleiner, je<br />
geringer die Ladung der betrachteten Ionensorte ist, da niedriger geladene Ionen weniger stark<br />
beschleunigt werden und dann wahrend der Analyse mehr Zeit besitzen, sich radial auszubreiten.<br />
Zwar sind die Transmissionen nicht direkt me bar, eine Simulation ergab jedoch fur die<br />
untersuchten Elemente Werte zwischen 0.98 und 1.00 (Ausnahme: La + , vgl. Abschnitt 1.3.7).<br />
Die relativen Fehler dieser kleinen Korrekturen konnen <strong>mit</strong> < 2% abgeschatzt werden.<br />
Einen gro eren Ein u auf das Me ergebnis besitzen die relativen Nachweiswahrscheinlichkeiten<br />
^(n+), die durch eine separate Eichmessung bestimmt werden mussen (vgl. Abschnitt 1.3.6).<br />
Da diese Eichmessungen hau g ungenau sind, liegt in den ^(n+) die experimentelle Hauptquelle<br />
fur systematische Fehler. Bei den experimentell verwendeten Beschleunigungsspannungen ist<br />
wie bei den Transmissionen die relative Nachweiswahrscheinlichkeit umso kleiner, je geringer<br />
die Ladung des betrachteten Ions ist.<br />
Charakteristische Werte fur ^(n+) bei vier erzeugten Ionensorten (n+=1+:::4+) und n0 =4<br />
liegen bei 0.50 { 0.70 (rel. Fehler: 10 { 15 %) fur (1+)-Ionen, 0.80 { 0.90 (3{8%) fur (2+)-<br />
Ionen und 0.95 { 0.99 (1{3%) fur (3+)-Ionen. Zur Vereinfachung der Nachweiswahrscheinlichkeits-Eichung<br />
emp ehlt sich das auf Seite 45 vorgeschlagene Verfahren, welches die in<br />
der Eichmessung bei einer bestimmten Photonenenergie gewonnenen Verhaltnisse an partielle<br />
<strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitte anknupft. Dadurch werden korrekte Intensitatsverhaltnisse<br />
fur jede Photonenenergie im untersuchten Energiebereich zur Verfugung gestellt. Die<br />
Nachweiswahrscheinlichkeiten von <strong>Koinzidenz</strong>messungen ergeben sich dann un<strong>mit</strong>telbar durch<br />
Vergleich der gemessenen Intensitatsverhaltnisse der zugehorigen Referenzmessungen <strong>mit</strong> den<br />
geeichten Intensitatsverhaltnissen.
2.1. Statistik wahrer und zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en 67<br />
Ein u zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en<br />
Zufallige <strong>Koinzidenz</strong>en werden rechnerisch durch eine Art Di erenzbildung aus dem <strong>Koinzidenz</strong>spektrum<br />
eliminiert (Abschnitt 2.2.2). Bei der Di erenzbildung tritt jedoch ein statistischer<br />
Me fehler auf, der umso gro er ist, je gro er die Rate zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en in beiden<br />
Messungen ist. Das Verhaltnis der Raten zufalliger und wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en einer bestimmten<br />
Ionensorte bei einer <strong>Koinzidenz</strong>messung zeigt, welche prinzipiellen Moglichkeiten zur Reduzierung<br />
zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en gegeben sind. Mit (2.17) { (2.20) erhalt man 1<br />
RZK(n+)<br />
RWK(n+) =<br />
N(n+) +N0(n+)<br />
= R(n+) ( t+t0(n+))<br />
!<br />
(n+)<br />
W(n+)<br />
1<br />
p(n+)<br />
1<br />
p(n+)<br />
1+ RStart;Z<br />
RStart;W<br />
1+ RStart;Z<br />
!<br />
RStart;W<br />
!<br />
(2.27)<br />
(2.28)<br />
Diese Gleichung ist die experimentelle Erweiterung von Gleichung (2.8), bei deren Ableitung<br />
idealisierende Voraussetzungen zugrundelagen.<br />
Eine Verringerung der Ionenerzeugungsrate R(n+) erscheint zwar zunachst gunstig, dadurch<br />
wird aber gleichzeitig die Rate wahrer Starts reduziert (siehe auch nachste Seite). Wie auf<br />
Seite 49 . berechnet, ist die Zahl der im Reaktionsraum als " Hintergrund\ angesammelten,<br />
zufalligen Ionen sehr viel gro er als die Anzahl der im Zeitfenster t erzeugten. Deshalb ware<br />
es besonders e zient, durch den Einsatz gepulster Reinigungsfelder angesammelte Ionen zu<br />
entfernen (vgl. Vorschlag Abbildung 1.28, Ref. [10]).<br />
Aus dem Transmissionsverhaltnis (n+)= W(n+) kann man ablesen, da wegen der ausgedehnteren,<br />
raumlichen Verteilung der angesammelten gegenuber den wahren Ionen die Eintrittsblende<br />
des TOF moglichst klein gewahlt werden sollte, falls kein Reinigungsfeld zur Verfugung<br />
steht. Allerdings sollte sie auch nicht zu klein gewahlt werden, da<strong>mit</strong> die Transmission der<br />
wahren Ionen nicht beeintrachtigt wird.<br />
Ist die Wahrscheinlichkeit p(n+) klein, so sind selbst von den wahren Starts nur wenige <strong>mit</strong><br />
wahren (n+)-<strong>Koinzidenz</strong>en verbunden (vgl. Gleichung (2.14)). Das Verhaltnis von zufalligen<br />
zu wahren <strong>Koinzidenz</strong>en wird in diesem Fall " aus physikalischen Grunden\ ungunstig, und<br />
experimentelle Eingri e haben darauf keinen Ein u .<br />
In dem Signal-zu-Rausch-Verhaltnis RStart;Z=RStart;W kommt der grundsatzlich schadliche Einu<br />
zufalliger Starts (Rate RStart;Z) zum Ausdruck. Die Beeintrachtigungen durch zufallige<br />
Starts sind gerade dort besonders gro , wo ohnehin nur eine geringe Rate wahrer Starts erzielt<br />
wird (Messungen auf Untergrund im EDC).<br />
1 Der Ubersichtlichkeit halber wurde hier folgende Abkurzung eingefuhrt:<br />
t0(n+) := t0(1)<br />
(n+)<br />
W(n+)<br />
(2.26)
68 Kapitel 2. Statistik und Auswertung<br />
Als kleinstmogliches Verhaltnis von zufalligen zu wahren <strong>Koinzidenz</strong>en ergibt sich <strong>mit</strong> N0(n+)=<br />
0 und RStart;Z =0<br />
RZK(n+)<br />
1<br />
= R(n+) t : (2.29)<br />
RWK(n+) p(n+)<br />
Im Grenzfall nur einer vorhandenen Ionensorte geht diese Gleichung in (2.8) uber.<br />
Wahl der Erzeugungsrate<br />
Welche Moglichkeiten zur Verringerung des Ein usses zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en sind daruber<br />
hinaus <strong>mit</strong> einem vorhandenen Aufbau gegeben?<br />
Konkret liegen bei der Durchfuhrung einer Messung samtliche Parameter bis auf die Erzeugungsraten<br />
von Ionen und Elektronen, R(n+) und R e ,(EA) RSig;W(EA), fest. R(n+) und<br />
R e ,(EA) sind proportional zur Gesamtrate R an Ionisationsprozessen, so da auch R(n+)<br />
RSig;W(EA) gilt. So bleibt als einziger, noch frei wahlbarer Parameter die Gesamtproze rate R<br />
ubrig, die man aus praktischen Grunden vorzugsweise uber den Photonen u einstellen wird.<br />
Als relatives Intensitatsma fur R und als Kontrollgro e wahrend der Messung bietet sich die<br />
von vernachlassigbarem zufalligem Untergrund begleitete Ionensignalrate RZK(n+) der Referenzspektren<br />
an, wobei besser die zugehorige <strong>mit</strong>tlere Signalanzahl pro Start<br />
NZK(n+) := RZK(n+)<br />
RStart<br />
(2.30)<br />
betrachtet wird, die zu R proportional ist. NZK(n+) gibt an, wieviele (n+)-Ionensignale pro<br />
Start am Detektor erzeugt werden. Es stellt sich nun die Frage, wie man NZK(n+) einstellen<br />
sollte, da<strong>mit</strong> der relative Me fehler der Intensitaten wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en am kleinsten wird:<br />
1. Verhaltnis von Elektronen- zu Ionensignalen: Entscheidend fur den Me fehler ist<br />
das quantitative Verhaltnis von wahren Elektronensignalen zu zufalligen Ionensignalen. Dieses<br />
wird experimentell durch folgenden Quotienten beschrieben (<strong>mit</strong> (1.6), (1.14), (1.17), (2.16) {<br />
(2.18), (2.30) und (2.26)):<br />
RSig;W(EA)<br />
NZK(n+)<br />
R e ,(EA) e ,(EA) (EA)<br />
R(n+) ( t+t0(n+)) W(n+) (n+)<br />
1<br />
t + t0(n+)<br />
d (h M ;E A )<br />
dE A<br />
,A(EA)<br />
(h M;n+)<br />
G<br />
W(n+)<br />
(2.31)<br />
(EA)<br />
: (2.32)<br />
(n+)<br />
Der Quotient gibt an, wieviele wahre Elektronensignale man pro Sekunde bekommt, wenn die<br />
Erzeugungsrate so eingestellt wurde, da im Mittel eine zufallige (n+)-<strong>Koinzidenz</strong> pro Me -<br />
zyklus auftritt. Verdoppelt man die Erzeugungsrate, so erhalt man doppelt so viele wahre<br />
Elektronensignale { und da<strong>mit</strong> auch mogliche wahre <strong>Koinzidenz</strong>en { pro Zeit, aber auch die<br />
doppelte Anzahl zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en pro Me zyklus. Ein moglichst gro er Quotient ist fur
2.1. Statistik wahrer und zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en 69<br />
den Me fehler am gunstigsten, weil dann auf jede wahre <strong>Koinzidenz</strong> wenige zufallige <strong>Koinzidenz</strong>en<br />
kommen. In den erzielbaren Signalraten auf Elektronen- und Ionenseite besteht dabei<br />
ein deutliches Ungleichgewicht zuungunsten der Elektronen, das sich aus der gewahlten, spektroskopischen<br />
Methode <strong>mit</strong> Zylinderspiegelanalysator und Flugzeitspektrometer ergibt. Dies<br />
wird sehr gut durch die einzelnen Terme von (2.32) verdeutlicht. Drei fur die Elektronenseite<br />
ungunstige Punkte lassen sich ablesen:<br />
a.) Ionen, die nichts <strong>mit</strong> den untersuchten Prozessen zu tun haben, sammeln sich im Reaktionsraum<br />
an (Faktor t0(n+)) und erzeugen zusatzliche, zufallige <strong>Koinzidenz</strong>en.<br />
b.) Die Rate der erzeugten Ionen eines Ladungszustandes ist in der Regel um ein Vielfaches<br />
gro er als die Rate der erzeugten Elektronen einer bestimmten kinetischen Energie,<br />
da der partielle Wirkungsquerschnitt (h M;n+) mehr Prozesse einschlie t als sein<br />
" Gegenuber\ d (h M;EA)=dEA ,A(EA). Besonders gro wird die Diskrepanz bei Messungen<br />
auf signalschwachem Untergrund im Elektronenspektrum, wo der partielle Wirkungsquerschnitt<br />
der Elektronen sehr klein ist.<br />
c.) Die geometrische Transmission G des CMA ist um fast zwei Gro enordungen kleiner als<br />
die des TOF, W(n+).<br />
Wichtigster Ansatzpunkt zur Verbesserung dieses Verhaltnisses zugunsten der Elektronen ist<br />
die Eliminierung der angesammelten Ionen <strong>mit</strong>tels Reinigungsfeldern. Eine Vergro erung der<br />
Transmission des CMA als Alternative geht immer <strong>mit</strong> einem Informationsverlust einher, da<br />
sich gleichzeitig das Auflosungsvermogen verschlechtert.<br />
2. E ekt der Erzeugungsstatistik: Wie im vorigen Abschnitt gezeigt wurde (siehe Abbildung<br />
2.2), geht bei sehr hohen Erzeugungsraten schon aus Grunden der zugrundeliegenden<br />
Statistik Information uber die erzeugten, wahren Ionen verloren, da die me bare Ratendi erenz<br />
von wahren und zufalligen Starts schrumpft. Aufgrund der statistischen Ununterscheidbarkeit<br />
zwischen wahren und zufalligen Ionen wurde ein Teil der <strong>Koinzidenz</strong>en sowohl in (2.19) als<br />
auch in (2.20) <strong>mit</strong>gezahlt. Die Ratendi erenz zwischen <strong>Koinzidenz</strong>messung und Referenzmessung<br />
gema (2.15) { (2.20) bei gleicher Startrate RStart = RStart;W +RStart;Z betragt daher nicht<br />
RWK(n+), sondern nur<br />
R K(n+) = RWK(n+) , (n+) W(n+) (n+) p(n+) RStart;W (2.33)<br />
= (1 , (n+)) RWK(n+) (2.34)<br />
(1 , 1<br />
2 R(n+) t) RWK(n+) (2.35)<br />
<strong>mit</strong> der in (2.9) de nierten " Schnittmenge\ (N(n+)), die hier <strong>mit</strong> (n+) abgekurzt wurde.<br />
In der letzten Zeile wurde Naherung (2.10) fur (n+) 1 angesetzt.<br />
Der Me fehler wird umso gro er, je kleiner die me bare Ratendi erenz von <strong>Koinzidenz</strong>- und<br />
Referenzmessung, d. h. je gro er (n+) ist. Dies gilt unabhangig von den Uberlegungen zu
70 Kapitel 2. Statistik und Auswertung<br />
Punkt 1. Bei den im Rahmen dieser Arbeit durchgefuhrten Messungen war das Produkt<br />
aus Erzeugungsrate R(n+) und Zeitfenster t allerdings so klein, da man den E ekt vernachlassigen<br />
konnte. Beispielsweise ergibt sich aus (1.15) <strong>mit</strong> den charakteristischen Werten<br />
(h ; n+) =20 Mb, (h )=10 12 s ,1 , F =3 mm 2 , NAtom =1:5 10 8 fur tW =80 ns:<br />
R(n+)=10 5 s ,1 und (n+) 0:004, was die obige Naherung rechtfertigt. Bei zukunftigen<br />
Messungen, etwa bei Einsatz intensiverer Synchrotronlichtquellen wie BESSY II, konnten die<br />
Erzeugungsraten so gro werden, da ein makroskopischer E ekt auftritt, der dann bei der<br />
Einstellung der Erzeugungsrate berucksichtigt werden mu .<br />
3. Bestimmung der optimalen Erzeugungsrate: Der relative, statistische Fehler von<br />
NWK(n+) nach der Me dauer TMess und bei zeitlich konstanter Ionisationsrate berechnet sich<br />
durch gau sche Fehlerfortp anzung aus (2.23) unter Verwendung von (2.12), (2.13), (2.15) {<br />
(2.20), (2.30) und (2.33) zu<br />
NWK(n+)<br />
NWK(n+) =<br />
"<br />
1<br />
RSig;WTMess<br />
| {z }<br />
wahre e ,<br />
(1 + RSig,e ,<br />
| {z<br />
tZyk)<br />
}<br />
e , -Signalverluste<br />
(1 + RSig;Z<br />
)<br />
RSig;W<br />
| {z }<br />
zufallige e ,<br />
2 NZK(n+)<br />
+<br />
N 2<br />
K(n+)<br />
1<br />
N K(n+)<br />
| {z }<br />
Di erenzbildung<br />
(2.36)<br />
Dabei wurde zusatzlich gema (2.33) das <strong>mit</strong>tlere (n+)-Di erenzsignal pro wahrem Start<br />
de niert:<br />
N K(n+) := R K(n+)<br />
: (2.37)<br />
RStart;W<br />
Der Ursprung der einzelnen fehlerbestimmenden Terme ist angegeben. Um die Gultigkeit des<br />
Zusammenhangs (2.36) zu uberprufen, wurde eine Reihe von <strong>Koinzidenz</strong>messungen <strong>mit</strong> jeweils<br />
gleicher Me dauer, aber unterschiedlicher Ionisationsrate durchgefuhrt. Das Ergebnis der<br />
Me reihe an 4d-<strong>Photoelektron</strong>en in Xe ist in Abbildung 2.4 zu sehen:<br />
Im oberen Teil der Abbildung ist das gemessene Verhaltnis von wahren zu zufalligen <strong>Koinzidenz</strong>en<br />
fur den (2+)-Endzustand aufgetragen. Dieses Verhaltnis ergibt sich aus der Auswertung<br />
der <strong>Koinzidenz</strong>- und Referenzspektren <strong>mit</strong> der in Abschnitt 2.2 beschriebenen Methode. Da die<br />
Rate zufalliger Starts bei den Messungen vernachlassigbar war (siehe Bildunterschrift), ergibt<br />
sich gema (2.27) ein linearer Anstieg des Verhaltnisses <strong>mit</strong> der Erzeugungsrate.<br />
Der untere Teil der Abbildung zeigt den relativen Me fehler der berechneten Anzahl wahrer<br />
<strong>Koinzidenz</strong>en, NWK(2+)=NWK(2+) nach jeweils gleicher Me dauer. Vor allem bei niedrigen<br />
Erzeugungsraten ist ein starker Anstieg des Me fehlers zu beobachten. Zu hoheren Erzeugungsraten<br />
steigt der Fehler etwas starker als berechnet, da sich hier Totzeitverluste des TDC<br />
bei der Ionensignalregistrierung ( " Pile-up\-E ekt, siehe nachster Abschnitt) bemerkbar machen,<br />
die in (2.36) nicht berucksichtigt wurden. Durch diesen Totzeite ekt gehen auch wahre<br />
<strong>Koinzidenz</strong>en verloren, wodurch der Me fehler steigt. Insgesamt ist jedoch erfreulich, da der<br />
Me fehler uber einen weiten Bereich nahezu unabhangig von der Erzeugungsrate ist.<br />
# 1<br />
2
2.1. Statistik wahrer und zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en 71<br />
R ZK (2+) / R WK (2+)<br />
ΔN WK (2+) / N WK (2+) [%]<br />
NZK (2+) ~ R(2+)<br />
0.00 0.32 0.63 0.95 1.27 1.59 1.90<br />
Xe 4d -1<br />
5/2<br />
hν = 93 eV<br />
EA = 25.5 eV<br />
T Mess = je 200 s<br />
opt<br />
R Sig,W<br />
Anstieg durch<br />
TDC-Totzeitverluste<br />
0<br />
4.0<br />
3.0<br />
2.0<br />
1.0<br />
0 200 400 600 800 1000 1200 0.0<br />
R Sig,W (E A ) [s -1 ] ~ R e - (E A )<br />
Abbildung 2.4: Ergebnis einer Serie von <strong>Koinzidenz</strong>messungen der Xe 4d 5=2-Photolinie bei<br />
h = 93 eV und EA =25:5 eV. Oben: Gemessenes Verhaltnis der Raten zufalliger und wahrer<br />
<strong>Koinzidenz</strong>en fur den (2+)-Endzustand. [- -]: Linearer Fit an die Me daten. Unten: Relativer<br />
Me fehler der Anzahl wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en NWK(2+) nach einer Me dauer TMess von je 200 s.<br />
[|]: Berechneter Verlauf des Me fehlers gema (2.36) <strong>mit</strong> den gemessenen Parametern RSig;Z =<br />
3s ,1 ,N K(2+) =0:175 und RSig;W(EA)=NZK(2+) = 630 s ,1 . Die Abszissenskalierung ist fur<br />
beide Bildteile gultig.<br />
Ein ungefahres Ma fur die optimal einzustellende Erzeugungsrate wird aus (2.36) durch Extremwertbildung<br />
gewonnen (fur RSig;Z 1=tZyk, tZyk =const., (n+) 0):<br />
R opt<br />
Sig;W (EA;n+)=<br />
" 1<br />
tZyk<br />
RSig;Z(EA)+ N K(n+)<br />
2<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
RSig;W(EA)<br />
NZK(n+)<br />
!# 1<br />
2<br />
(2.38)<br />
Die aus (2.38) berechnete, optimale Elektronensignalrate ist in der Abbildung <strong>mit</strong> einem Pfeil<br />
gekennzeichnet. Sie liegt wegen der vernachlassigten Totzeite ekte des TDC etwas zu hoch.<br />
Abhangig von der gewahlten Analysatorenergie EA und dem dadurch selektierten Proze (z. B.
72 Kapitel 2. Statistik und Auswertung<br />
Photolinie, Untergrund) wird in (2.38) einer der beiden Summanden in der Klammer dominieren.<br />
Da das Optimum fur jede Ionensorte unterschiedlich ist, sollte man versuchen, vor einer<br />
Langzeitmessung die einzelnen Werte abzuschatzen, und dann einen optimalen Wert einstellen.<br />
Bestimmung des Anteils zufalliger Elektronensignale im EDC<br />
Werden zufallige Signale allein durch Dunkelpulse des Detektors hervorgerufen, so konnen sie<br />
als konstanter Untergrund vom Elektronenspektrum (EDC) subtrahiert werden. Bei Messungen<br />
<strong>mit</strong> hohen Ofentemperaturen oder bei Einsatz der Elektronensto heizung (vgl. Abschnitt 1.2.4)<br />
kommt es in der Regel zu einem weiteren Untergrund zufalliger Signale, der bei niedrigen<br />
Elektronenenergien EA maximal ist und zu hoheren EA hin kontinuierlich abfallt. Die Form<br />
dieses Untergrunds kann durch eine Messung " ohne Licht\ gemessen werden. Tritt nun bei der<br />
Aufnahme von Elektronenspektren " <strong>mit</strong> Licht\ zusatzlicher, zufalliger Untergrund durch von<br />
Streulicht erzeugte Elektronen auf, so fehlt eine Moglichkeit zu dessen quantitativer Bestimmung.<br />
Dabei kann der gesamte, zufallige Untergrund durchaus an die Intensitat des " wahren\<br />
Untergrunds (durch direkte Doppelauger- oder Doppelphotoionisationsprozesse) heranreichen.<br />
Durch den Vergleich der Me werte einer Serie von <strong>Koinzidenz</strong>messungen, die un<strong>mit</strong>telbar<br />
nacheinander zu verschiedenen Elektronenenergien desselben EDC aufgenommen werden, la t<br />
sich jedoch eine zusatzliche Information gewinnen, <strong>mit</strong> der der zufallige Untergrund RSig;Z(EA)<br />
quantitativ berechnet werden kann. Voraussetzung dafur ist, da der zufallige Untergrund<br />
<strong>mit</strong> einer di erenzierbaren Funktion, die an wenige Stutzpunkte angepa t ist, beschrieben<br />
werden kann. Unter Verwendung von (2.11) { (2.13) und (2.21) { (2.24) ergibt sich nach einem<br />
ahnlichen Verfahren wie zur Berechnung von (2.25) und <strong>mit</strong> NStart(EA) :=RStart(EA) TMess<br />
1 , RSig;Z(EA)<br />
R Sig,e ,(EA)<br />
!<br />
| {z }<br />
gesucht<br />
NStart(EA)<br />
NWK; (EA)<br />
| {z }<br />
Me gro e<br />
=<br />
W(n0<br />
1<br />
= const. (2.39)<br />
+) (n0 +)<br />
Das Vorgehen ist wie folgt: Zunachst werden gema (2.24) die gewichteten <strong>Koinzidenz</strong>summen<br />
NWK; (EA) und da<strong>mit</strong> die Me gro en auf der linken Seite berechnet. Da die rechte Seite<br />
von (2.39) von EA unabhangig und ungleich Null ist, mussen nichttriviale Faktoren gefunden<br />
werden, so da die linke Seite der Gleichung konstant wird. Diese Aufgabe kann geeigneterweise<br />
ein Rechnerprogramm ubernehmen. Die gefundenen Faktoren werden dann <strong>mit</strong> den<br />
Klammerausdrucken (links) identi ziert. R Sig,e ,(EA) ist die gemessene Signalrate im EDC.
2.2. Auswerteverfahren fur Flugzeitspektren 73<br />
2.2 Auswerteverfahren fur Flugzeitspektren<br />
Zur Berechnung der gesuchten Wahrscheinlichkeiten p(n+) gema (2.25) fehlen jetzt nur noch<br />
die Intensitaten wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en NWK(n+), n+ =1+;2+;:::, deren Spektrum aus dem<br />
<strong>Koinzidenz</strong>spektrum unter Zuhilfenahme des Referenzspektrums berechnet werden kann. Die in<br />
den Flugzeitspektren registrierte Signalintensitat weicht stets von der am Detektor erzeugten<br />
Signalintensitat ab, da durch die Totzeit des Detektionssystems und der Me elektronik ein<br />
Teil der erzeugten Signale verloren geht. Die Verluste sind umso gro er, je hoher die Rate der<br />
erzeugten Signale ist, d.h. je dichter die Signale zeitlich aufeinander folgen. Gerade an den<br />
Orten maximaler Intensitat eines gemessenen Zeitspektrums sind die Verfalschungen durch<br />
Totzeite ekte so am ausgepragtesten.<br />
In diesem Kapitel wird beschrieben, wie es die verwendete Me elektronik ermoglicht, das<br />
Spektrum wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en auf Basis der zugrundeliegenden Erzeugungsstatistik (siehe<br />
Abschnitt 2.1.1) zu berechnen, wobei gleichzeitig die Totzeitverluste korrigiert werden. Im<br />
folgenden wird die Arbeitsweise der " <strong>Koinzidenz</strong>-Zahler\ verdeutlicht:<br />
Bei einer Flugzeitmessung wird die Zeitskala ab dem Startsignal in aquidistante Zeitintervalle<br />
(Kanale) der Breite tF eingeteilt. Die Flugzeit eines untersuchten Teilchens kann entweder<br />
<strong>mit</strong> einem TAC (= time-to-amplitude-converter) analog gemessen und dann uber einen<br />
AD-Wandler in die entsprechende Kanalnummer umgewandelt werden, oder <strong>mit</strong> einem TDC<br />
(= time-to-digital-converter, vgl. Seite 37) direkt als Kanalnummer gemessen werden.<br />
Stoppsignale<br />
TAC<br />
TDC<br />
Start t Zeit<br />
Abbildung 2.5: Vergleich der Signalregistrierung <strong>mit</strong> einem TAC und einem TDC. Mit ( )<br />
gekennzeichnete Signale gehen verloren.<br />
Der in fruheren Me aufbauten benutzte TAC besitzt den entscheidenen Nachteil, bei jedem<br />
Start immer nur maximal ein Stoppsignal zu verarbeiten (siehe Abbildung 2.5). Da dies stets<br />
das erste, eintre ende Signal ist, ist die Totzeit des TAC rein statistisch gesehen unendlich.<br />
Unter solch extremen Totzeitbedingungen hangt die in einem Kanal des Flugzeitspektrums<br />
registrierte Signalrate nicht allein von der fur diesen Kanal erzeugten Signalrate, sondern<br />
zusatzlich von der Gesamtrate aller zeitlich fruher erzeugten Signale ab. Dieser " Pile-up\-<br />
E ekt fuhrt schon bei relativ geringen Signalraten zu verfalschten Intensitatsverhaltnissen im<br />
Spektrum, da langsamere Teilchen gegenuber schnelleren prinzipiell benachteiligt werden. Der<br />
F
74 Kapitel 2. Statistik und Auswertung<br />
im aktuellen Me aufbau eingesetzte TDC bietet hingegen den Vorteil, nach jedem Start fur<br />
jeden Kanal des Spektrums maximal ein Stoppsignal zu akzeptieren. Entsprechend betragt<br />
die Totzeit des TDC gerade eine Kanalbreite tF (siehe Abbildung 2.5), und der TDC verhalt<br />
sich statistisch wie viele, kleine, zeitlich aneinandergereihte TACs. Dies erlaubt sehr viel hohere<br />
Signalraten auf der Ionenseite bei einem weitaus geringeren Me fehler.<br />
Von den Totzeiten des gesamten Nachweissystems aus Detektor, Verstarker, Diskriminator<br />
und TDC ist tF als einzige einstellbar. Wahlt man tF erheblich gro er als die ubrigen,<br />
abgeschatzten Totzeiten, so werden diese uberdeckt und konnen { au er bei extrem hohen<br />
Signalraten [59] { vernachlassigt werden. (Im vorliegenden Fall wurde stets <strong>mit</strong> tF =40ns<br />
gearbeitet, wahrend die Totzeiten der ubrigen Komponenten zwischen 5 und 10 ns lagen.)<br />
Der Vorteil dieser kunstlich vergro erten, aber de nierten Totzeit tF liegt darin, da nun<br />
die Signalverluste auch beim TDC exakt berechenbar sind. Au erdem bleiben sie lokal auf den<br />
einzelnen Kanal beschrankt.<br />
2.2.1 Korrektur von Flugzeitspektren<br />
Bevor auf die Korrektur von <strong>Koinzidenz</strong>spektren eingegangen wird, soll zunachst der grundlegende<br />
Fall eines normalen Flugzeitspektrums behandelt werden. Dieses Verfahren wurde<br />
ursprunglich von Coates [68, 69] zur Korrektur von Abklingkurven bei Lebensdauermessungen<br />
entwickelt, ist aber universell einsetzbar, da keine Annahmen uber die Form der Spektren<br />
gemacht werden.<br />
Das Ergebnis der Messung bestehe aus den registrierten Signalanzahlen c(i) in den Kanalen<br />
i =1;2;::: eines Flugzeitspektrums. Sei c(i) der wahre, statistische Mittelwert von registrierten<br />
Signalen pro Start in Kanal i und n(i) der entsprechende Mittelwert erzeugter Signale.<br />
Aufgrund der Signalverluste ist dann c(i) n(i) fur alle i. Au erdem gilt c(i) 1 fur alle i,<br />
da hochstens ein Signal pro Start und Kanal registriert werden kann. Weiterhin sei w(i) die<br />
Wahrscheinlichkeit dafur, bei einem Me zyklus mindestens ein Signal zu erzeugen, welches<br />
in das durch Kanal i vorgegebene Zeitfenster fallt. Werden die Signale durch einen TAC registriert,<br />
so ist der Mittelwert c(i) gegeben durch den Anteil an Me zyklen, bei denen das erste<br />
Signal in Kanal i auftritt und keines in irgendeinem fruheren Kanal:<br />
c(i) = w(i)<br />
Auflosen nach w(i) ( [68], Beweis durch vollstandige Induktion) liefert<br />
w(i) =<br />
i,1 Y<br />
j=1<br />
(1 , w(j)): (2.40)<br />
c(i)<br />
1, P i,1<br />
j=1 c(j):<br />
Wird hingegen zur Messung der TDC eingesetzt, so gilt<br />
(2.41)<br />
w(i) = c(i); (2.42)
2.2. Auswerteverfahren fur Flugzeitspektren 75<br />
wenn die fruher erzeugten Signale keinen Ein u auf das Ergebnis in Kanal i haben. Dieser<br />
Fall liegt vor, wenn die Totzeit des Detektionssystems durch die Totzeit des TDC uberdeckt<br />
wird (siehe oben).<br />
Um einen Zusammenhang zwischen den Wahrscheinlichkeiten w(i) und den gesuchten Mittelwerten<br />
n(i) herzustellen, mussen nun Annahmen uber die Statistik der Signalerzeugung<br />
gemacht werden: Folgt die Signalerzeugung einer Poissonstatistik, so lautet die Wahrscheinlichkeit,<br />
bei einem Me zyklus genau k Signale fur Kanal i zu erzeugen,<br />
und die Wahrscheinlichkeit w(i) betragt<br />
Daraus ergibt sich sofort<br />
Pk(n(i)) = n(i)k<br />
k!<br />
e ,n(i) ; (2.43)<br />
w(i) = 1,P0(n(i)) = 1,e ,n(i) : (2.44)<br />
n(i) = ln<br />
!<br />
1<br />
: (2.45)<br />
1 , w(i)<br />
Die Annahme einer Poissonstatistik fur die Signalerzeugung ist bei den durchgefuhrten Flugzeitmessungen<br />
sicher erfullt, da auch die Ionenerzeugung durch eine Poissonstatistik beschrieben<br />
wird (vgl. Abschnitt 2.1.1) und sich Erzeugung und Nachweis lediglich in einem Faktor<br />
unterscheiden 2 .<br />
Zur Berechnung des korrigierten Spektrums mussen in (2.41) bzw. (2.42) statt der wahren<br />
Mittelwerte c(i) die gemessenen Mittelwerte c(i)=N eingesetzt werden. Die genaue Anzahl von<br />
Starts, N NStart, mu deshalb bei der Messung zusatzlich registriert q werden. Das korrigierte<br />
Spektrum n(i) =Nn(i);i=1;2;::: lautet <strong>mit</strong> absoluten Fehlern ( c(i) ist der Me fehler in<br />
Kanal i):<br />
(TAC) n(i) = N ln<br />
(TDC) n(i) = N ln<br />
Pi,1 N , j=1 c(j)<br />
N , Pi j=1 c(j)<br />
N<br />
N , P i<br />
j=1 c(j)<br />
!<br />
N<br />
N , c(i)<br />
!<br />
vu<br />
u<br />
t c(i) +<br />
q<br />
N c(i)<br />
N , c(i)<br />
c(i) 2<br />
(N, P i,1<br />
j=1 c(j))2<br />
Xi,1<br />
j=1<br />
c(j)<br />
(2.46)<br />
(2.47)<br />
2 Genau genommen ist die tatsachlich erzeugte Signalrate aufgrund der Totzeit des Detektionssystems<br />
etwas kleiner als die in (2.45) berechnete. Wird die Totzeit des Detektionssystems jedoch wie vorgeschlagen<br />
durch TAC oder TDC uberdeckt, so liefert das korrigierte Flugzeitspektrum gerade die Signalraten<br />
(2.45). Anders ausgedruckt: Das Korrekturverfahren berechnet auch Signale, die aufgrund der Totzeit<br />
des Detektionssystems gar nicht erzeugt wurden.
76 Kapitel 2. Statistik und Auswertung<br />
Abbildung 2.6 zeigt anhand einer Simulation, wie anhand der Formeln (2.46) und (2.47) eine<br />
Korrektur verfalschter Spektren durchgefuhrt werden kann:<br />
Signale/Start<br />
Signale/Start<br />
0.08<br />
0.06<br />
0.04<br />
0.02<br />
TAC<br />
20000 Starts<br />
Σ n(i) = 1<br />
-21 %<br />
- 53 %<br />
0.00<br />
0 10 20 30 40 50<br />
TOF-Kanal i<br />
0.08<br />
0.06<br />
0.04<br />
0.02<br />
TDC<br />
20000 Starts<br />
Σ n(i) = 1<br />
-2.6 %<br />
-2.3 %<br />
0.00<br />
0 10 20 30 40 50<br />
TOF-Kanal i<br />
Signale/Start<br />
Signale/Start<br />
0.32<br />
0.24<br />
0.16<br />
0.08<br />
TAC<br />
5000 Starts<br />
Σ n(i) = 4<br />
-57 %<br />
-94 %<br />
0.00<br />
0 10 20 30 40 50<br />
TOF-Kanal i<br />
0.32<br />
0.24<br />
0.16<br />
0.08<br />
TDC<br />
5000 Starts<br />
Σ n(i) = 4<br />
-10 %<br />
-8 %<br />
0.00<br />
0 10 20 30 40 50<br />
TOF-Kanal i<br />
Abbildung 2.6: Simulierte Flugzeitspektren, die <strong>mit</strong> TAC (oben) und TDC (unten) registriert<br />
wurden. [|]: Unverfalschtes Spektrum. [- - -]: Registriertes Spektrum. [ ]: Korrigiertes Spektrum<br />
<strong>mit</strong> Fehlerbalken.<br />
Wie man erkennt, sind die Signalverluste beim TDC unter gleichen Bedingungen sehr viel<br />
geringer als beim TAC. Zwar greift die Korrektur in allen vier Fallen und reproduziert die<br />
ursprunglichen Spektren, doch sind die korrigierten Spektren <strong>mit</strong> einem zusatzlichen Fehler<br />
behaftet, der <strong>mit</strong> der Starke der Verfalschung wachst.<br />
Zeitabhangigkeit der Erzeugungsrate<br />
Die zeitliche Variation von Photonen u und Atomstrahldichte fuhrt zu langfristigen Schwankungen<br />
der Erzeugungsrate (vgl. Abbildung 1.24) und da<strong>mit</strong> zu einer Zeitabhangigkeit der<br />
<strong>mit</strong>tleren Signalraten n(i). Die Wahrscheinlichkeiten w(i) werden in diesem Fall in Gleichung<br />
(2.44) wegen der falschen zeitlichen Mittelung (uber das Argument der Exponentialfunktion<br />
anstatt uber die Funktion selbst) zu klein berechnet:<br />
1 , e ,n(i)<br />
t<br />
1 , e<br />
,n(i; t)<br />
t<br />
1 , e ,n(i; t)<br />
= w(i; t) t<br />
w(i): (2.48)
2.2. Auswerteverfahren fur Flugzeitspektren 77<br />
In linearer Naherung der Exponentialfunktion verschwindet der E ekt, und es ergeben sich<br />
nur bei gro en Signalraten n(i) und gleichzeitigen starken Schwankungen der Erzeugungsrate<br />
merkliche Abweichungen.<br />
Um den E ekt uberhaupt korrigieren zu konnen, mu ahnlich wie in Abbildung 1.24 parallel zur<br />
Flugzeitmessung ein Intensitatsma I(t) fur die relative Erzeugungsrate aufgenommen werden.<br />
Die nun zeitabhangigen Gro en n(i; t) konnen dann durch<br />
n(i; t) = (1, (t)) n(i) (2.49)<br />
ausgedruckt werden, wobei (t) :=1,I(t)=I(t) t<br />
die relative Abweichung der Intensitat I(t)<br />
von ihrem zeitlichen Mittelwert angibt. In die zeitabhangigen Wahrscheinlichkeiten<br />
w(i; t) = 1 , e<br />
,n(i; t)<br />
wird (2.49) eingesetzt. Quadratische Naherung der Exponentialfunktion fuhrt auf<br />
(2.50)<br />
w(i; t) w(0)(i) , 1<br />
2 (t)2 n(i) 2 ; (2.51)<br />
wobei w(0)(i) die Wahrscheinlichkeiten in 0. Naherung aus (2.41) bzw. (2.42) sind. Die neuen<br />
Wahrscheinlichkeiten w (2)(i) in quadratischer Naherung erhalt man durch zeitliche Mittelung<br />
der w(i; t) uber die Dauer der Messung:<br />
w(2)(i) w(0)(i) , 1<br />
2<br />
2 (I) ln 2 (1 , w(0)(i)): (2.52)<br />
Hier wurde (2.45) verwendet. Die Gro e 2 (I) ist die zeitliche Varianz der Referenzintensitat:<br />
2 (I) := (t) 2 t<br />
: (2.53)<br />
Sie kann getrennt aus dem Verlauf der Referenzintensitat bestimmt werden. Durch Einsetzen<br />
von (2.40) bzw. (2.42) in (2.52) erhalt man schlie lich unter Fortlassen der Indizes:<br />
(TAC) w(i)<br />
Q i,1<br />
j=1<br />
(TDC) w(i) c(i) , 1<br />
2<br />
c(i) 1<br />
,<br />
(1 , w(j)) 2<br />
2 (I) ln 2<br />
1,<br />
Q i,1<br />
j=1<br />
c(i)<br />
(1 , w(j))<br />
!<br />
(2.54)<br />
2 (I) ln 2 (1 , c(i)): (2.55)<br />
Aus diesen korrigierten Wahrscheinlichkeiten werden die gesuchten n(i) in 2. Naherung wieder<br />
durch Einsetzen in (2.45) gewonnen. Bei der TAC-Korrektur wurden rechts bereits die korrigierten<br />
Wahrscheinlichkeiten eingesetzt, was die Naherung verbessert und einen kompletten<br />
Schleifendurchlauf spart. Dazu mu lediglich das Produkt der bereits korrigierten Wahrscheinlichkeiten<br />
1 , w(j) fur j
78 Kapitel 2. Statistik und Auswertung<br />
Ordnung (2.46) 1 P<br />
2 i n(i) 2 2 (I) (TAC)kann dann abgeschatzt werden, ob sich eine Intensitatskorrektur<br />
uberhaupt lohnt. Beispielsweise lagen die Varianzen bei den Langzeitmessungen in<br />
Abbildung 1.24 bei 0.032 (linker Bildteil) und 0.008 (rechter Bildteil). Fur n(i) 2<br />
max =0:09 wie<br />
im rechten, unteren Spektrum in Abbildung 2.6 betragt die Korrektur da<strong>mit</strong> maximal 0.1 %,<br />
wahrend sich bei der gleichen Messung <strong>mit</strong> TAC (rechter oberer Bildteil) <strong>mit</strong> P i n(i) 2 =0:79<br />
in den hinteren Kanalen des Spektrums Korrekturen von maximal 1.2 % ergeben. In beiden<br />
Fallen durfte die Kleinheit der Korrekturen den Zusatzaufwand kaum rechtfertigen.<br />
2.2.2 Korrektur von <strong>Koinzidenz</strong>spektren<br />
Es soll nun aus einem <strong>Koinzidenz</strong>spektrum das Spektrum wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en berechnet werden.<br />
Da die im <strong>Koinzidenz</strong>spektrum enthaltene, statistische Information hierfur nicht ausreicht,<br />
mu zusatzlich ein Referenzspektrum, d.h. ein normales Flugzeitspektrum <strong>mit</strong> rein zufalligen<br />
Starts, unter den gleichen Me bedingungen aufgenommen werden. Die Methode aus dem<br />
vorigen Abschnitt mu in diesem Fall noch etwas di erenziert werden, weil die wahren <strong>Koinzidenz</strong>en<br />
untereinander gar keine Totzeitverluste hervorrufen, denn es wird ja immer nur<br />
maximal eine wahre <strong>Koinzidenz</strong> pro Start erzeugt (vgl. Seite 58).<br />
Das Ergebnis der Messung bestehe aus den registrierten Signalanzahlen cK(i) und cR(i) der<br />
Kanale i =1;2;::: von <strong>Koinzidenz</strong>- (Index K) und Referenzspektrum (Index R). Seien cK(i)<br />
und cR(i) die wahren, statistischen Mittelwerte von registrierten Signalen pro Start in Kanal i,<br />
nR(i) der entsprechende Mittelwert von erzeugten Signalen im Referenzspektrum und nWK(i)<br />
und nZK(i) die Mittelwerte von wahren und zufalligen <strong>Koinzidenz</strong>en pro Start im <strong>Koinzidenz</strong>spektrum.<br />
Entsprechend den Uberlegungen zur Erzeugungsstatistik bei wahren und zufalligen<br />
Starts (Abschnitt 2.1.1, insbesondere Seite 61) sind die Mittelwerte nK(i) insgesamt erzeugter<br />
Signale im <strong>Koinzidenz</strong>modus dabei kleiner als die Summe nWK(i)+nZK(i).<br />
Betrachtet werden jetzt Wahrscheinlichkeiten dafur, bei einem Me zyklus mindestens ein <strong>Koinzidenz</strong>signal<br />
zu erzeugen, welches in das Zeitfenster von Kanal i fallt: Die Wahrscheinlichkeit<br />
dafur, da eine zufallige <strong>Koinzidenz</strong> auftritt, wird durch die Referenzmessung geliefert (vgl.<br />
(2.44)):<br />
wZK(i) = 1, e ,nZK(i) = 1 , e ,nR(i) = wR(i): (2.56)<br />
Weiter ist bekannt, da fur das gesamte Spektrum maximal eine wahre <strong>Koinzidenz</strong> pro Start<br />
erzeugt werden kann. Die Wahrscheinlichkeit dafur, da in Kanal i eine wahre <strong>Koinzidenz</strong><br />
auftritt, ist daher gegeben durch den zugehorigen Erwartungswert<br />
und zusatzlich gilt die Relation<br />
X<br />
i<br />
wWK(i) = nWK(i); (2.57)<br />
wWK(i) = X<br />
nWK(i) 1; (2.58)<br />
i
2.2. Auswerteverfahren fur Flugzeitspektren 79<br />
d. h. die Wahrscheinlichkeit dafur, bei einem Start eine wahre <strong>Koinzidenz</strong> fur irgendeinen Kanal<br />
des Spektrums zu erzeugen, ist kleiner oder gleich Eins 3 .<br />
Die Wahrscheinlichkeit wK(i) dafur, im <strong>Koinzidenz</strong>modus mindestens eine (nicht keine) <strong>Koinzidenz</strong><br />
fur Kanal i zu erzeugen, ist gleich der Wahrscheinlichkeit dafur, in Kanal i entweder<br />
eine wahre oder eine zufallige <strong>Koinzidenz</strong> zu erzeugen:<br />
wK(i) = 1 , (1 , wWK(i))(1 , wZK(i)) (2.59)<br />
= wWK(i) +wZK(i) , wWK(i)wZK(i): (2.60)<br />
Um einen Ausdruck fur die Wahrscheinlichkeiten wWK(i) herzuleiten, wird nun der Fall einer<br />
TAC-Messung betrachtet: Der wahre Mittelwert registrierter Signale cK(i) ist hier identisch <strong>mit</strong><br />
der Wahrscheinlichkeit dafur, da das erste Signal in Kanal i auftritt und keines in irgendeinem<br />
fruheren Kanal. Dabei ist zu berucksichtigen, da die wahren <strong>Koinzidenz</strong>en in getrennten<br />
Me zyklen auftreten und daher nur durch zufallige <strong>Koinzidenz</strong>en benachteiligt werden konnen.<br />
Ferner ist wichtig, da die wWK(i) durch Relation (2.58) begrenzt sind. Es ergibt sich dann<br />
(vgl. (2.40)):<br />
cK(i) =<br />
=<br />
0<br />
@wWK(i)+wZK(i) 1 ,<br />
0<br />
@wK(i) , wZK(i)<br />
Xi,1<br />
j=1<br />
X<br />
i,1<br />
wWK(j) , wWK(i)wZK(i) A i,1<br />
j=1<br />
1<br />
Y<br />
wWK(j) A i,1<br />
j=1<br />
1<br />
Y<br />
j=1<br />
(1 , wZK(j)) (2.61)<br />
(1 , wZK(j)): (2.62)<br />
Dabei bedeutet der Ausdruck 1 , Pi,1 j=1 wWK(j) die Wahrscheinlichkeit dafur, da keine wahre<br />
<strong>Koinzidenz</strong>, das Produkt Qi,1 j=1(1 , wZK(j)) die entsprechende Wahrscheinlichkeit dafur, da<br />
keine zufallige <strong>Koinzidenz</strong> in einem fruheren Kanal aufgetreten ist.<br />
Auflosen von (2.61) nach wWK(i) und Einsetzen von (2.40) { (2.42) und (2.56) liefert dann<br />
un<strong>mit</strong>telbar die gesuchten Wahrscheinlichkeiten wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en, ausgedruckt durch die<br />
wahren Mittelwerte registrierter Signale in <strong>Koinzidenz</strong>- und Referenzspektrum:<br />
(TAC) wWK(i) = cK(i) , cR(i)(1 , P i,1<br />
j=1 wWK(j))<br />
1 , P i<br />
j=1 cR(j)<br />
(2.63)<br />
(TDC) wWK(i) = cK(i) , cR(i)<br />
: (2.64)<br />
1 , cR(i)<br />
Die Losung fur die TDC-Messung ergibt sich, indem man entweder in (2.63) alle Summanden<br />
<strong>mit</strong> j
80 Kapitel 2. Statistik und Auswertung<br />
Zur Berechnung des Spektrums wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en mussen nun statt der wahren Mittelwerte<br />
cK(i) und cR(i) die gemessenen Mittelwerte cK(i)=NStart;K und cR(i)=NStart;R eingesetzt<br />
werden, wobei NStart;K und NStart;R die genauen Anzahlen von Starts bei <strong>Koinzidenz</strong>- und Referenzmessung<br />
sind. Mit den Abkurzungen ~cR(i) :=(NStart;K=NStart;R)cR(i) und N NStart;K<br />
lautet das aus <strong>Koinzidenz</strong>- und Referenzspektrum berechnete Spektrum der Anzahlen wahrer<br />
<strong>Koinzidenz</strong>en nWK(i) =NnWK(i) =NwWK(i); i =1;2;::: <strong>mit</strong> absoluten Fehlern:<br />
(TAC) nWK(i) = NcK(i),(N, P i,1<br />
j=1 nWK(j)) ~cR(i)<br />
N , P i<br />
j=1 ~cR(j)<br />
nWK(i) =<br />
N<br />
N , Pi j=1 ~cR(j)<br />
2<br />
4cK(i) +<br />
+ ((1 , P i,1<br />
j=1 nWK(j))(N , P i,1<br />
j=1 ~cR(j)) , cK(i)) 2<br />
(N , P i<br />
j=1 ~cR(j)) 2<br />
+ (cK(i) , (1 , Pi,1 2<br />
j=1 nWK(j))~cR(i))<br />
(N , Pi ~cR(j)) 2<br />
+ ~cR(i) 2<br />
N 2<br />
Xi,1<br />
j=1<br />
(TDC) nWK(i) = N cK(i) , ~cR(i)<br />
N , ~cR(i)<br />
N<br />
N , ~cR(i)<br />
j=1<br />
( nWK(j)) 2<br />
vu<br />
u<br />
t cK(i)+<br />
3<br />
5<br />
1<br />
2<br />
Xi,1<br />
j=1<br />
nWK(i) (2.65)<br />
( ~cR(j)) 2<br />
! 2<br />
N,cK(i)<br />
( ~cR(i))<br />
N,~cR(i)<br />
2<br />
( ~cR(i)) 2<br />
(2.66)<br />
Das Spektrum wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en und die zugehorigen Me fehler konnen <strong>mit</strong> diesen Formeln<br />
in einem einzigen Schleifendurchlauf berechnet werden. Als Me fehler der Zahlereignisse im<br />
<strong>Koinzidenz</strong>spektrum cK(i) sind hier wie schon in (2.46) und (2.47) die statistischen Fehler<br />
cK(i) = q cK(i)angesetzt worden. Fur die entsprechenden Me fehler des Referenzspektrums,<br />
die in den Formeln (2.65) bzw. (2.66) noch explizit aufgefuhrt sind, mussen gema obiger<br />
De nition von ~cR(i) die Werte ~cR(i) =(NStart;K=NStart;R) q cR(i) eingesetzt werden.<br />
Fehler aufgrund der Zeitabhangigkeit der Erzeugungsrate wirken sich nur auf die Wahrscheinlichkeiten<br />
wZK(i) aus. Bei den Wahrscheinlichkeiten wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en wWK(i) tritt durch<br />
die zeitliche Mittelung wahrend der Messung kein Fehler auf, da hier <strong>mit</strong> (2.59) ein linearer
2.2. Auswerteverfahren fur Flugzeitspektren 81<br />
Zusammenhang zwischen Wahrscheinlichkeit und Erwartungswert gilt. Fur die Referenzspektren<br />
kann wie auf Seite 76 verfahren werden, wobei die korrigierten Wahrscheinlichkeiten dann<br />
in (2.56) einzusetzen sind.<br />
Aus dem berechneten Spektrum werden die Intensitaten wahrer <strong>Koinzidenz</strong>en der verschiedenen<br />
Ionensorten n+=1+;2+;::: schlie lich durch Summation uber die zugehorigen Kanale des<br />
Flugzeitspektrums gewonnen:<br />
NWK(n+) =<br />
i=imax(n+) X<br />
i=i min (n+)<br />
nWK(i)<br />
vu<br />
u<br />
X<br />
t i=imax(n+)<br />
i=i min (n+)<br />
( nWK(i)) 2 : (2.67)<br />
Der resultierende Me fehler bei einer TAC-Messung ist naturlich wesentlich hoher als bei einer<br />
Messung <strong>mit</strong> TDC, so da der Einsatz eines TDC aus Grunden der Fehlerbegrenzung vorzuziehen<br />
ist. Wegen der <strong>mit</strong> digitaler Elektronik unerreichten Zeitauflosung eines TAC von<br />
unter 10 ps (TDC einige ns) kann es jedoch in anderen Experimenten notwendig sein, auf<br />
analoge Zeitmessung zuruckzugreifen. Mit (2.65) und (2.66) stehen nun erstmals exakte Berechnungsformeln<br />
fur <strong>Koinzidenz</strong>spektren zur Verfugung, die es erlauben, " <strong>mit</strong> Rucksicht auf<br />
Verluste\ <strong>Koinzidenz</strong>messungen auch bei sehr hohen Signalraten durchzufuhren, bei denen<br />
die Anzahl zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en weit gro er ist als die der wahren <strong>Koinzidenz</strong>en (vgl. auch<br />
Abbildung 2.4).
Kapitel 3<br />
<strong>Photoion</strong>isation freier Atome<br />
Die Ionisation eines Atoms infolge von Absorption eines Lichtquants (Photons) wird als <strong>Photoion</strong>isation<br />
bezeichnet. <strong>Photoion</strong>isation ist moglich, wenn die Energie h des absorbierten Photons<br />
gro er ist als die niedrigste Ionisationsschwelle I des absorbierenden Atoms. Im einfachsten<br />
Fall kommt es so zur Emission eines Elektrons aus dem Atom unter Bildung eines einfach<br />
positiv geladenen <strong>Photoion</strong>s:<br />
h + A ,! A + + e , : (3.1)<br />
Liegt die Photonenenergie im Bereich der Bindungsenergie innerer Schalen des Atoms, so besteht<br />
die Moglichkeit zu einer Vielzahl unterschiedlicher Anregungs- und Zerfallsprozesse, die<br />
zur Emission eines oder mehrerer Elektronen aus dem Atom und entsprechend zur Bildung<br />
eines ein- oder mehrfach geladenen <strong>Photoion</strong>s fuhren konnen. Betrachtet man ein Ensemble<br />
gleichartiger Atome, das von einem Strahl monoenergetischer Photonen getro en wird, so wird<br />
das Auftreten der moglichen, voneinander unabhangigen <strong>Photoion</strong>isationsprozesse statistisch<br />
sein. Die Hau gkeit (Intensitat), <strong>mit</strong> der ein Proze auftritt, wird physikalisch durch den entsprechenden,<br />
partiellen <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitt beschrieben [38]. Experimentell<br />
werden partielle Wirkungsquerschnitte durch Intensitatsmessungen meist <strong>mit</strong> den Methoden<br />
der <strong>Photoelektron</strong>en- und der <strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong> bestimmt. Wahrend letztere Methode<br />
durch Messung der Ladungsverteilung der erzeugten <strong>Photoion</strong>en im wesentlichen Informationen<br />
uber Zerfallsprozesse liefert, erhalt man <strong>mit</strong> ersterer durch Messung der Energieverteilung<br />
der e<strong>mit</strong>tierten Elektronen genauere Einsichten uber den Weg, auf dem Anregung und Zerfall<br />
statt nden.<br />
Welche zusatzlichen Informationen durch die <strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong><br />
als direkte Verknupfung beider Methoden gewonnen werden, ist die grundlegende Fragestellung<br />
im zweiten Abschnitt dieses Kapitels. Im ersten Abschnitt werden die zum Verstandnis der<br />
gemessenen Elektronen- und Ionenspektren wichtigen <strong>Photoion</strong>isationsprozesse beschrieben.
84 Kapitel 3. <strong>Photoion</strong>isation freier Atome<br />
3.1 <strong>Photoion</strong>isationsprozesse<br />
Der Anregungsvorgang in seiner einfachsten Form ist die direkte <strong>Photoion</strong>isation gema Gleichung<br />
(3.1). Die kinetische Energie des auslaufenden <strong>Photoelektron</strong>s ist nach Einstein [1]<br />
gegeben durch die Photonenenergie h abzuglich der Bindungsenergie (Ionisationsenergie)<br />
I(i ,1 ) des Zustandes i, den das <strong>Photoelektron</strong> verla t:<br />
Einteilchenbild<br />
= h , I(i ,1 ): (3.2)<br />
Im Einteilchenbild ist i ein Einteilchenzustand und I(i ,1 ) dessen negativer Energieeigenwert<br />
,ei (Koopmans' Theorem [70]). Neben der Gesamtenergie sind beim <strong>Photoion</strong>isationsproze<br />
auch der Gesamtdrehimpuls und die Paritat erhalten, ausgedruckt durch die Bilanzgleichun-<br />
gen [71]<br />
und<br />
~ jh + ~ JA = ~ JA + + ~ je , (3.3)<br />
h A = A + (,1)l : (3.4)<br />
wobei die Gro en ~ JA und ~ JA + die Gesamtdrehimpulse und A und A + die Paritaten von Atom<br />
und <strong>Photoion</strong> bezeichnen. ~j e , = ~ l+~s ist der Drehimpuls und (,1) l die Paritat des auslaufenden<br />
Elektrons ( ~ l = Bahndrehimpuls, ~s = Spin). Im Fall einer Anregung <strong>mit</strong> Dipolstrahlung gilt<br />
fur Drehimpuls und Paritat des Photons jh =1 und h = ,1. In dem statischen Bild der<br />
frozen core approximation ist der <strong>Photoion</strong>isationsproze <strong>mit</strong> der Emission des <strong>Photoelektron</strong>s<br />
abgeschlossen [72]. Zuruck bleibt ein <strong>Photoion</strong> <strong>mit</strong> einem Loch i ,1 , das aber die verbliebenen<br />
Hullenelektronen nicht beein u t. Ein Zerfall ndet in diesem Bild nicht statt.<br />
Mehrteilchenkorrelationen<br />
Die experimentelle Beobachtung von Auger- und Satellitenlinien im Energiespektrum der Elektronen<br />
sowie das Auftreten mehrfach geladener <strong>Photoion</strong>en widersprechen dem einfachen Bild<br />
unabhangiger Elektronen. Zur Beschreibung der zusatzlich auftretenden Anregungs- und Zerfallsprozesse<br />
mu berucksichtigt werden, da die Bewegungen aller Hullenelektronen aufgrund<br />
der Coulombwechselwirkung (Operator: P 1 e<br />
i
3.1. <strong>Photoion</strong>isationsprozesse 85<br />
Um eine Aussage daruber machen zu konnen, wie sich das Atom bei Absorption eines Photons<br />
verhalt, mu zunachst eine Moglichkeit gefunden werden, den Zustand des Atoms prazise zu<br />
beschreiben. Ausgehend vom atomaren Anfangszustand (initial state) kann dann die Wahrscheinlichkeit<br />
fur den Ubergang in angeregte Zustande entweder stationar <strong>mit</strong> Hilfe der zeitunabhangigen<br />
Schrodingergleichung oder als zeitliche Entwicklung des atomaren Systems <strong>mit</strong><br />
Hilfe der zeitabhangigen Storungstheorie bestimmt werden. Dasselbe gilt auch fur den Zerfall<br />
des angeregten Systems. Wichtige Vielteilchentheorien sind das Hartree-Fock-Verfahren<br />
(HF) [74], die MBPT (many-body perturbation theory) [75], die (R)TDLDA ((relativistic)<br />
time-dependent local densityapproximation) [76] oder die RPAE (random phase approximation<br />
with exchange) [72]. Uberblicke uber atomare Vielteilchentheorien geben Starace [73] und<br />
Cooper [77].<br />
Fur die Beschreibung des atomaren Zustandes gibt es jedoch (au er fur wassersto ahnliche<br />
Atome) aufgrund der paarweisen Korrelation der Elektronen keine exakte Losung, und man<br />
ist stets auf Naherungen angewiesen. Das Zentralfeldmodell als wichtigstes Naherungsmodell<br />
ersetzt den Operator fur die Wechselwirkung der Hullenelektronen durch ein ge<strong>mit</strong>teltes<br />
Zentralpotential und erlaubt so die naherungsweise Beschreibung des atomaren Zustandes als<br />
Slaterdeterminante von Basiszustanden einer Einteilchenbasis [78]. Aus diesem Modell stammt<br />
der Begri der Kon guration, die die Anzahl der Elektronen in den einzelnen Unterschalen<br />
(njlj) der Einteilchenbasis angibt:<br />
Kon guration:<br />
qY<br />
j=1<br />
(njlj) w j <strong>mit</strong><br />
qX<br />
j=1<br />
wj = Anzahl der Elektronen (3.6)<br />
(nj = Haupt-, lj = Bahndrehimpulsquantenzahl der Unterschale j). Im Zentralfeldmodell<br />
besitzen alle Elektronen weiterhin einen de nierten Bahndrehimpuls ~ li und Spin ~si. Der Gesamtdrehimpuls<br />
~ J (A) = P i( ~ li+~si) des Atoms ergibt sich durch Kopplung der Einzeldrehimpulse,<br />
wobei verschiedene Kopplungsreihenfolgen moglich sind. Ein Basiszustand wird durch Angabe<br />
der Kon guration (3.6), des Kopplungsweges und ggf. zusatzlich der Paritat =(,1) P li i der<br />
Kon guration gekennzeichnet. Beispielsweise wird im LS-Kopplungsschema der Kopplungsweg<br />
uber folgende Termnotation angegeben:<br />
X X<br />
2S+1<br />
LJ <strong>mit</strong> L ~ = ~ li; S ~ = ~si; J ~ = L ~ + S: ~ (3.7)<br />
i<br />
Wird der Zustand des Atoms durch einen Basiszustand exakt beschrieben, so spricht man<br />
von einem reinen Zustand. In allgemeinen ist der Zustand des Atoms in dieser (SC =single<br />
con guration)-Naherung ein Gemisch aller Basiszustande zu gleichem Gesamtdrehimpuls. Man<br />
bezeichnet den Zustand dann meist durch den Basiszustand <strong>mit</strong> der gro ten Mischungsamplitude.<br />
Die in der Zentralfeldnaherung teilweise ausgesparte Korrelation der Hullenelektronen wird<br />
nachtraglich durch Kon gurationsmischungen (CI =con guration interaction) wieder hinzugenommen.<br />
Unter Berucksichtigung von CI wird der Zustand des Atoms durch ein Gemisch von<br />
Basiszustanden mehrerer Kon gurationen beschrieben. Als mischende Kon gurationen kommen<br />
dabei einschrankend nur solche in Betracht, die dieselbe Paritat besitzen. Zudem ist CI<br />
i
86 Kapitel 3. <strong>Photoion</strong>isation freier Atome<br />
gewohnlich nur dann gro , wenn die mischenden Kon gurationen energetisch eng benachbart<br />
sind. Naheres uber CI ndet sich bei Cowan [74]. In diesem erweiterten Bild sind Anregungsund<br />
Zerfallsprozesse moglich, die uber die einfache <strong>Photoion</strong>isation (Abbildung 3.1 a.)) hinausgehen.<br />
Einige sollen im folgenden kurz beschrieben werden:<br />
Anregungsprozesse<br />
Elektronenkorrelationen im Grundzustand bewirken Satellitenemission in der Anregung: Der<br />
Grundzustand enthalt infolge von GSCI (= ground state con guration interaction) etwa zu<br />
einem Basiszustand der Kon guration ik eine Beimischung eines Basiszustandes der Kon guration<br />
jl. Die <strong>Photoion</strong>isation erfolgt dann statistisch entsprechend der Quadrate der Mischamplituden<br />
entweder aus Zustand ik oder aus Zustand jl. Dies ist in Abbildung 3.1 b.) gezeigt:<br />
Coulombstreuung zweier Elektronen fuhrt zu einer kurzzeitigen " virtuellen Doppelanregung\<br />
aus dem Einteilchenzustand ik in den Zustand jl. Ein in diesem Moment eintre endes Photon,<br />
das Elektron j herausschlagt, la t das erzeugte <strong>Photoion</strong> in dem <strong>mit</strong> i ,1 k ,1 l bezeichneten<br />
ionischen Endzustand zuruck. Unterscheidet sich dieser energetisch vom Endzustand i ,1 des<br />
Hauptprozesses (Bildteil a.)), so ist die Energie des auslaufenden Elektrons verschoben: ! 0<br />
(Grundzustandssatellit) [72].<br />
Auch die Korrelation der Elektronen im Endzustand FSCI (= final state con guration interaction)<br />
fuhrt zur Satellitenemission. Die Erzeugung des primaren Lochzustandes ruft Umordungsprozesse<br />
(Relaxationen) innerhalb der Atomhulle hervor, durch die eine zusatzliche<br />
Anregung k ,1 l bewirkt werden kann (Bildteil c.)). Eine solche Anregung kann auch durch<br />
inelastische Streuung des <strong>Photoelektron</strong>s <strong>mit</strong> einem weiteren Hullenelektron hervorgerufen<br />
werden (Bildteil d.)). Prozesse, bei denen dem Kontinuumselektron durch die Anregung k ,1 l<br />
Energie verloren geht, hei en Shake-up-Prozesse, im umgekehrten Fall Shake-down-Prozesse.<br />
Eine weitere Moglichkeit der Satellitenanregung ist der Conjugate Shake-up (nicht abgebildet),<br />
bei dem Uberschu energie und Drehimpuls des Photons auf das Shake-up-Elektron<br />
ubertragen werden (exp. Beispiel siehe [79]).<br />
Bei der direkten Doppelphotoionisation (DDPI) als " Grenzfall\ einer Satelliten-Serie werden<br />
zwei Elektron in ungebundene Kontinuumszustande angeregt. Das Atom e<strong>mit</strong>tiert also bei<br />
der Anregung gleichzeitig zwei <strong>Photoelektron</strong>en. DDPI wird oft auch als Shake-o -Proze<br />
bezeichnet. Die Gleichzeitigkeit des Emissionsvorgangs beim Shake-o wird durch eine kontinuierliche<br />
Energieverteilung im Elektronenspektrum belegt, die stets bei 0 eV beginnt und<br />
photonenenergieabhangig bei der Maximalenergie h , I(i ,1 k ,1 ) endet. Wechselwirkung der<br />
<strong>Photoelektron</strong>en untereinander und <strong>mit</strong> den Hullenelektronen fuhrt zu einer beliebigen Verteilung<br />
der Uberschu energie auf beide Emissionspartner. An den Randern der Verteilung ist die<br />
spektrale Intensitat erhoht (Shake-o - " Wanne\), da Abschirmungse ekte eine gro e Energiedi<br />
erenz beider <strong>Photoelektron</strong>en begunstigen [31, 81{83].
3.1. <strong>Photoion</strong>isationsprozesse 87<br />
a.) einfache<br />
<strong>Photoion</strong>isation<br />
b.) Grundzustandssatellit<br />
c.) Relaxation<br />
d.) inelastische<br />
Streuung<br />
e.) Augerzerfall<br />
f.) zweistuf.<br />
n<br />
( ’’<br />
Auger/<br />
) Au<br />
Doppelauger<br />
Resultierendes<br />
Gesamtspektrum:<br />
’<br />
j<br />
i<br />
i k l<br />
Intensität<br />
0<br />
-1 = h - I(i )<br />
Satellitenemission:<br />
’ -1 -1<br />
= h - I(i k l)<br />
(<br />
l<br />
’’ )<br />
k i<br />
i<br />
’<br />
Satellitenemission:<br />
’<br />
-1 -1<br />
= h - I(i k l)<br />
(<br />
l<br />
’’ )<br />
k ’<br />
i<br />
shake-off<br />
direkte<br />
Doppelphotoionisation:<br />
’ -1 -1<br />
+ ’’ = h - I(i k )<br />
Au<br />
m l<br />
k<br />
k<br />
j<br />
i<br />
Au<br />
j<br />
’<br />
i<br />
Au<br />
kin. Energie<br />
shake-up<br />
shake-down<br />
a.) - f.)<br />
’<br />
(shake-off)<br />
Au<br />
Auger-Satellit:<br />
’ -1 -1 -1 -1<br />
= I(i ) - I(j l m n)<br />
Au<br />
-1 = I(i ) - I(j -1 -1 k )<br />
(l = k)<br />
direkter Doppelauger:<br />
’<br />
Au + ’’<br />
Au<br />
-1 -1 -1 -1<br />
= I(i ) - I(j l m )<br />
zweistufiger Auger:<br />
’ -1 -1 -1<br />
= I(i ) - I(j k )<br />
Au<br />
Au<br />
’’<br />
(l = k)<br />
-1 -1 = I(j k ) - I(j -1 -1 -1 l m )<br />
Abbildung 3.1: Schematische Darstellung von <strong>Photoion</strong>isationsprozessen in einem zeitabhangigen<br />
Bild <strong>mit</strong> Feynman-Graphen. Die Zeitachse in den Diagrammen verlauft von unten nach oben.<br />
Nach oben gerichtete Pfeile symbolisieren den Einteilchenzustand eines Elektrons, nach unten<br />
gerichtete einen entsprechenden Lochzustand. Elektromagnetische Wechselwirkung wird durch<br />
eine geschlangelte Linie ausgedruckt, elektrostatische (Coulomb-)Wechselwirkung durch eine gestrichelte<br />
Linie. Aus Grunden der Ubersichtlichkeit sind die Diagramme z. T. vereinfacht, und<br />
bestimmte Wechselwirkungen sind weggelassen. Naheres uber Feynman-Diagramme ndet man<br />
bei [80]. Zusatzlich sind schematische Elektronenspektren angegeben.<br />
(l = k)
88 Kapitel 3. <strong>Photoion</strong>isation freier Atome<br />
Zerfallsprozesse<br />
Liegt der ionische Zustand nach dem Anregungsvorgang oberhalb der nachsthoheren Ionisationsschwelle<br />
des <strong>Photoion</strong>s, so kann die Hulle durch Augerzerfall weiter relaxieren. Dabei<br />
zerfallt der Anfangslochzustand i ,1 zum energetisch tiefer liegenden Zustand j ,1 , und die frei<br />
werdende Energie wird unter Bildung eines Elektron-Loch-Paares k ,1 Au auf ein Augerelektron<br />
ubertragen (Bildteil e.)). Die kinetische Energie des ausgesandten Augerelektrons hangt nur<br />
von den Bindungsenergien der beteiligten ionischen Endzustande und nicht von der Photonenenergie<br />
ab. Im Gegensatz zur direkten Doppelphotoionisation kann man bei einer einfachen<br />
<strong>Photoion</strong>isation <strong>mit</strong> nachfolgendem Augerzerfall von einer sequentiellen Doppelphotoionisation<br />
sprechen. In beiden Fallen ist das <strong>Photoion</strong> im Endzustand zweifach geladen, falls keine<br />
weiteren Emissionsprozesse statt nden. Dies gilt auch fur einen Satelliten-Auger, bei dem ein<br />
im ersten <strong>Photoion</strong>isationsschritt erzeugter Satellit uber Auger zerfallt (siehe auch [91]).<br />
Korrelationse ekte zwischen gebundenen und Kontinuumszustanden treten auch bei der Autoionisation<br />
als Spezialfall des Augerprozesses auf: Ein Elektron wird hier zunachst in einen diskreten<br />
Zustand oberhalb der Ionisationsschwelle angeregt (resonante Anregung). Beim Zuruckfallen<br />
des Elektrons in das erzeugte Innerschalenloch wird die uberschussige Anregungsenergie<br />
durch Emission eines Elektron aus einer au eren Schale i abgefuhrt. Dieser Proze fuhrt dann<br />
zu demselben Endzustand i ,1 wie die einfache <strong>Photoion</strong>isation (Bildteil a.)). Die Interferenz<br />
zweier Ionisationskanale, die ausgehend von demselben Anfangszustand denselben Endzustand<br />
erreichen, au ert sich in asymmetrischen Resonanzpro len (Beutler-Fano-Pro len) im <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitt<br />
[84].<br />
Wie bei der primaren Anregung konnen auch beim Augerzerfall durch Endzustandskorrelationen<br />
Satelliten- und Doppelionisationsprozesse auftreten. Zwei Beispiele dafur sind in Bildteil f.)<br />
angegeben: Beim Augerzerfall <strong>mit</strong> Shake-up ndet eine zusatzliche Satellitenanregung statt,<br />
und die Augerlinie erscheint im Spektrum verschoben (Auger-Satellit). Kommt es in Analogie<br />
zur DDPI zum Shake-o , so spricht man von einem direkten Doppelauger (DDA) [85]. Auch<br />
hier besitzt die resultierende, kontinuierliche Energieverteilung die fur Shake-o -Prozesse charakteristische<br />
Form. Nach einem DDA ist das erzeugte <strong>Photoion</strong> mindestens dreifach geladen:<br />
h + A ,! A + (i ,1 )+ e ,<br />
A + (i ,1 ) ,! A 3+ (j ,1 l ,1 m ,1 )+2e , :<br />
(3.8)<br />
Eine andere Moglichkeit, zu einem dreifach geladenen Endzustand zu kommen, ist z. B. der<br />
zweistu ge Augerzerfall, bei dem zwei normale Augerzerfalle nacheinander statt nden:<br />
h + A ,! A + (i ,1 )+ e ,<br />
A + (i ,1 ) ,! A 2+ (j ,1 k ,1 )+ e ,<br />
A 2+ (j ,1 k ,1 ) ,! A 3+ (j ,1 l ,1 m ,1 )+ e , :<br />
(3.9)<br />
Im Prinzip konnen sich weitere Augerzerfalle anschlie en, sofern dies energetisch moglich ist.
3.1. <strong>Photoion</strong>isationsprozesse 89<br />
Sobald ein ionischer Zustand erreicht ist, der unterhalb der nachsthoheren Ionisationsschwelle<br />
liegt, ist keine Elektronenemission mehr moglich, und das n-fach geladene <strong>Photoion</strong> wird durch<br />
Emission von Fluoreszenzphotonen in seinen Grundzustand relaxieren. Fluoreszenzzerfall bildet<br />
auch prinzipiell eine direkte Konkurrenz zum Augerzerfall. Die Ergebnisse der <strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong><br />
zeigen jedoch (siehe nachsten Abschnitt und Kapitel 4), da im betrachteten<br />
Anregungsenergiebereich unterhalb von 200 eV der Augerzerfall bei weitem dominiert und<br />
die Fluoreszenz praktisch vernachlassigbar ist. Neben den vorgestellten Anregungs- und Zerfallsprozessen<br />
treten auch Prozesse hoherer Ordnung auf, wie der Doppel-Shake-up [86] oder<br />
die direkte Dreifachionisation, die aber wesentlich unwahrscheinlicher sind als die behandelten<br />
Ein- oder Zweielektronenprozesse.<br />
Im Zusammenhang <strong>mit</strong> der Dynamik des <strong>Photoion</strong>isationsprozesses stellt sich die Frage, inwieweit<br />
die bislang suggerierte Trennung von Anregung und Zerfall der physikalischen Wirklichkeit<br />
entspricht. Da die behandelten Prozesse sehr schnell ablaufen { die typische Lebensdauer von<br />
Innerschalenlochern liegt im Femtosekunden- oder Subfemtosekundenbereich (1 fs = 10 ,15 s)<br />
{, kann eine solche Trennung immer nur eine Naherung sein. Die sequentielle Betrachtung von<br />
Anregung und Zerfall wird aber experimentell durch die Beobachtung diskreter, lorentzformiger<br />
Photo- und Augerlinien im Elektronenspektrum gestutzt, deren naturliche Linienbreite einer<br />
endlichen Lebensdauer der zugehorigen, atomaren Lochzustande entspricht. Andererseits belegt<br />
ein kontinuierlicher Untergrund wie bei DDPI oder DDA die Gleichzeitigkeit der Emission<br />
von zwei Elektronen.<br />
Wenn das <strong>Photoelektron</strong> langsam auslauft, d.h. in Schwellennahe, andert sich das Potential<br />
der Atomhulle beim Emissionsvorgang nicht plotzlich, sondern allmahlich (adiabatisch). In<br />
diesem Ubergangsbereich treten neue E ekte auf, wie z. B. der PCI-E ekt (= postcollision<br />
interaction), bei dem durch die Wechselwirkung von Photo- und Augerelektron nach dem<br />
Zerfall eine Verbreiterung und Verschiebung der zugehorigen Energieverteilungen auftritt [87{<br />
89].<br />
Eine weitere Moglichkeit, bei der die Unterscheidung zwischen sequentiellem und simultanem<br />
Ablauf von Prozessen erschwert ist, ergibt sich bei Betrachtung der Zerfallsgleichungen (3.8)<br />
und (3.9): Die Frage der Unterscheidbarkeit beider Prozesse hangt von der Lebensdauer des<br />
Zwischenzustandes beim zweistu gen Auger in Gleichung (3.9) ab. Bei extremer Kurzlebigkeit<br />
des Zwischenzustandes konnte es nach dem Zerfall zu einem Energieaustausch zwischen den<br />
Augerelektronen ahnlich dem PCI-E ekt kommen, der im Grenzfall zu einer kontinuierlichen<br />
Energieverteilung fuhrt. DDA und zweistu ger Auger waren dann experimentell nicht mehr<br />
zu unterscheiden, und es ist zu fragen, inwieweit sie sich dann uberhaupt noch unterscheiden.<br />
Ein Beispiel, bei dem diese Frage aufgeworfen wird, wird durch die experimentellen und<br />
theoretischen Ergebnisse der Untersuchungen an Ba in Abschnitt 4.1 geliefert.
90 Kapitel 3. <strong>Photoion</strong>isation freier Atome<br />
3.2 Verknupfung von Elektronen- und Ionen<strong>spektroskopie</strong><br />
3.2.1 <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitte<br />
Wie bereits zu Beginn des Kapitels erwahnt, wird die Intensitat eines <strong>Photoion</strong>isationsprozesses<br />
P durch einen Wirkungsquerschnitt P beschrieben. Dieser ist experimentell uber die<br />
Rate RP de niert, <strong>mit</strong> der der Proze P auftritt:<br />
P(h ) =<br />
RP(h )<br />
: (3.10)<br />
NAtom F(h )<br />
Dabei ist NAtom die Anzahl der Atome und F die Flu dichte der monochromatisierten Photonen<br />
in der Wechselwirkungszone (vgl. Seite 31).<br />
Der Wirkungsquerschnitt ist eine wichtige Schnittstelle zwischen Experiment und Theorie,<br />
da er nicht nur Me gro e ist, sondern sich auch aus theoretischen Gro en ableiten la t. In<br />
diesem Sinne ero net er die Moglichkeit, theoretische Modelle experimentell zu uberprufen<br />
oder umgekehrt Me ergebnisse theoretisch nachzuvollziehen. Stellt das elektromagnetische<br />
Feld wie im vorliegenden Fall nur eine kleine Storung des atomaren Systems dar, so la t sich der<br />
<strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitt theoretisch <strong>mit</strong> Hilfe der zeitabhangigen Storungstheorie<br />
berechnen. In erster Ordnung Storungstheorie ist bei einem Proze P die Ubergangsrate pro<br />
Atom AP = RP=NAtom vom Anfangszustand a in den Endzustand e gegeben durch Fermis<br />
Goldene Regel [90]:<br />
AP(h ) = 4 2<br />
e 2 0<br />
F(h ) h ~e jh e j ~ d j a ij 2 ; (3.11)<br />
wobei hier die Dipolnaherung angewandt wurde <strong>mit</strong> dem Dipoloperator<br />
~d = ,e0<br />
X<br />
i<br />
~ri<br />
(3.12)<br />
als Storoperator. Die Summe lauft uber die Ortsvektoren ~ri samtlicher Elektronen des Atoms.<br />
ist die Sommerfeldsche Feinstrukturkonstante, ~e der Polarisations(einheits)vektor des elektromagnetischen<br />
Feldes und die Gro e h j j i das Dipolmatrixelement des betrachteten Ubergangs.<br />
Die moglichen Endzustandswellenfunktionen e zur Gesamtenergie Ee = Ea + h sind<br />
dabei normiert gema h e j e'i = (Ee , Ee'). Bei Division von (3.11) durch die Photonenu<br />
dichte F erhalt man den partiellen Wirkungsquerschnitt fur den betrachteten <strong>Photoion</strong>i-<br />
sationsproze :<br />
P(h ) =<br />
4 2<br />
3<br />
h jh e j X<br />
i<br />
ri j a ij 2<br />
(3.13)<br />
Wegen der willkurlichen Orientierung der Dipolmomente der Einzelatome vor dem <strong>Photoion</strong>isationsproze<br />
wurde uber alle Raumrichtungen ge<strong>mit</strong>telt (! Vorfaktor 1/3). Die Ausdrucke
3.2. Verknupfung von Elektronen- und Ionen<strong>spektroskopie</strong> 91<br />
(3.11) und (3.13) sind fur den Fall, da a entartet ist, noch auf der rechten Seite <strong>mit</strong> dem<br />
Entartungsgrad ga =1=(2Ja +1) zu multiplizieren.<br />
Der totale <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitt tot ist die Summe der partiellen Wirkungsquerschnitte<br />
aller <strong>Photoion</strong>isationsprozesse, die bei der gewahlten Photonenenergie moglich<br />
sind. Ist Fluoreszenzzerfall des angeregten Atoms im betrachteten Photonenenergiebereich vernachlassigbar,<br />
so fuhrt die Absorption eines Photons <strong>mit</strong> einer Energie oberhalb der ersten Ionisationsschwelle<br />
des untersuchten Atoms automatisch zur <strong>Photoion</strong>isation. Es ist dann moglich,<br />
tot uber den Wirkungsquerschnitt abs der Absorptions<strong>spektroskopie</strong> zu bestimmen [16]:<br />
tot(h ) = X<br />
Wirkungsquerschnitte der <strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong><br />
P<br />
P(h ) abs(h ): (3.14)<br />
Bei einem <strong>Photoion</strong>isationsproze P e<strong>mit</strong>tierte Elektronen besitzen ein von der Photonenenergie<br />
abhangiges, charakteristisches Energiespektrum, beschrieben durch die Spektralfunktion<br />
SP(h ; ) [72] <strong>mit</strong> der Normierung<br />
Z SP(h ; ) d = nP; (3.15)<br />
wobei nP die Anzahl der beim Proze insgesamt freiwerdenden Photo- und Augerelektronen<br />
ist. Die Spektralverteilungen samtlicher Prozesse, die bei der Photonenenergie h statt nden,<br />
uberlagern sich zu einem Elektronenspektrum, das durch den di erentiellen Wirkungsquerschnitt<br />
d (h ; )<br />
d<br />
= X<br />
P(h ) SP(h ; ) (3.16)<br />
P<br />
beschrieben wird. Dieser ist ein Ma dafur, da ein Photon der Energie h direkt (bei der<br />
Anregung) oder indirekt (beim nachfolgenden Augerzerfall) die Emission eines Elektrons der<br />
Energie bewirkt. Wie in Abschnitt 1.3.1 ausgefuhrt, ergibt sich der di erentielle Wirkungsquerschnitt<br />
direkt aus dem gemessenen <strong>Photoelektron</strong>enspektrum.<br />
Bei der Messung von <strong>Photoelektron</strong>enspektren ist man hau g an den partiellen Wirkungsquerschnitten<br />
a (h ) fur die Anregung aus den verschiedenen Unterschalen des Atoms interessiert<br />
und betrachtet den nachfolgenden Zerfall als davon abgekoppelten Sekundarproze (vgl. Abschnitt<br />
3.1). Quantitativ zuganglich sind in der Regel aber nur solche Anregungsprozesse,<br />
die zu diskreten Linienstrukturen im Spektrum fuhren, wie die einfache <strong>Photoion</strong>isation oder<br />
die <strong>Photoion</strong>isation <strong>mit</strong> Shake-up (vgl. Abbildung 3.1). Direkte Doppel- und Mehrfachionisationsprozesse<br />
erzeugen einen kontinuierlichen Untergrund im Spektrum. Die Uberlagerung<br />
samtlicher Untergrunde gema (3.16) macht daher ihre getrennte, quantitative Auswertung in<br />
der Regel unmoglich (siehe aber [31, 91]).<br />
Wie in Kapitel 4 anhand einiger Beispiele gezeigt wird, gestattet aber die Kombination der<br />
Ergebnisse von <strong>Photoelektron</strong>en- und <strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong> <strong>mit</strong> den Ergebnissen der <strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong><br />
eine quantitative Aussage uber den Wirkungsquerschnitt der Summe aller<br />
direkten Mehrfachionisationsprozesse.
92 Kapitel 3. <strong>Photoion</strong>isation freier Atome<br />
Wirkungsquerschnitte der <strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong><br />
Nachdem Anregung und Zerfall erfolgt sind, liegen als Endprodukte eines <strong>Photoion</strong>isationsprozesses<br />
nP 1 freie Elektronen und genau ein nP-fach geladenes <strong>Photoion</strong> vor. Das nach<br />
Ladungsendzustanden separierte, diskrete Spektrum der im Experiment erzeugten <strong>Photoion</strong>en<br />
wird beschrieben durch partielle Wirkungsquerschnitte<br />
(h ; n+) := X<br />
P!n+<br />
P(h ); n+ =1+;2+; ::: (3.17)<br />
Das Kurzel P!n+gibt hier an, da uber alle Prozesse summiert wird, die im Endzustand<br />
nach n+ fuhren. Eine ugzeitspektroskopische Trennung der einzelnen Ionensorten ermoglicht<br />
meist die quantitative Auswertung der partiellen Wirkungsquerschnitte. In Abschnitt 1.3.2<br />
ist der Zusammenhang zwischen den partiellen Wirkungsquerschnitten und den gemessenen<br />
Ionenspektren dargestellt. Mit der Ionen<strong>spektroskopie</strong> bietet sich daher die Moglichkeit, den<br />
totalen Wirkungsquerschnitt anders als bei der Absorptions<strong>spektroskopie</strong> ohne die Naherung<br />
vernachlassigbaren Fluoreszenzzerfalles zu bestimmen [16]:<br />
tot(h ) = X<br />
n+<br />
(h ; n+): (3.18)<br />
Wegen der gro en Transmission gangiger Ionen-Flugzeitspektrometer ist die <strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong><br />
eine hochemp ndliche Methode, <strong>mit</strong> der partielle <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitte<br />
selbst bei sehr geringen Teilchendichten (10 9 {10 10 /cm 3 ) gemessen werden konnen<br />
(siehe z.B. [27]).<br />
3.2.2 FIRE-Spektren<br />
Zwischen den bei einem <strong>Photoion</strong>isationsproze e<strong>mit</strong>tierten nP Elektronen und dem zugehorigen,<br />
nP-fach geladenen <strong>Photoion</strong> im Endzustand besteht eine feste Korrelation allein aufgrund<br />
der Tatsache, da alle Teilchen aus demselben Atom hervorgegangen sind. Diese Korrelation<br />
wird experimentell dadurch untermauert, da die zur Emission fuhrenden Anregungs- und Zerfallsprozesse<br />
innerhalb extrem kurzer Zeit ablaufen (Femtosekunden). Ihre zeitliche Abfolge<br />
kann daher <strong>mit</strong> den hier angewandten Methoden me technisch nicht aufgelost werden, und<br />
die Erzeugung samtlicher Teilchen kann aus experimenteller Sicht als gleichzeitig angesehen<br />
werden.<br />
Jedes e<strong>mit</strong>tierte Elektron wird demnach zusatzlich zu seiner kinetischen Energie durch die Ladung<br />
seines zugehorigen <strong>Photoion</strong>s im Endzustand charakterisiert 1 . Dies legt es nahe, in Analogie<br />
zur De nition des partiellen Wirkungsquerschnitts der <strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong> (3.17)<br />
1 Waren die einzelnen Teilprozesse zeitlich auflosbar, so lie e sich sogar eine weitergehende Charakterisierung<br />
durch die Ladung des zugehorigen <strong>Photoion</strong>s im Zwischenzustand erzielen.
3.2. Verknupfung von Elektronen- und Ionen<strong>spektroskopie</strong> 93<br />
den di erentiellen Wirkungsquerschnitt der <strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong> (3.16) nach den Ladungsendzustanden<br />
der zugehorigen <strong>Photoion</strong>en zu unterteilen. Die De nition des partiellen,<br />
di erentiellen Wirkungsquerschnitts lautet:<br />
Dabei ist<br />
d (h ; ;n+)<br />
d<br />
p(h ; ;n+) :=<br />
:= X<br />
P!n+<br />
= p(h ; ;n+)<br />
P<br />
P<br />
P!n+<br />
P<br />
P(h ) SP(h ; ) (3.19)<br />
d (h ; )<br />
: (3.20)<br />
d<br />
P(h ) SP(h ; )<br />
P(h ) SP(h ; )<br />
(3.21)<br />
{ bitte das " p\ nicht <strong>mit</strong> dem Index " P\ fur Proze verwechseln { die Wahrscheinlichkeit<br />
dafur, da ein Elektron der Energie bei der eingestellten Photonenenergie h <strong>mit</strong> einem im<br />
Endzustand n-fach geladenen <strong>Photoion</strong> korreliert ist.<br />
Fur die durch (3.19) de nierten Unterspektren wird die Bezeichnung " Ionen(end-)ladungsaufgeloste<br />
Elektronenspektren\ <strong>mit</strong> der Abkurzung " FIRE-Spektren\ (final ion-charge resolved<br />
electron spectra) eingefuhrt. Wegen der Normierung der Wahrscheinlichkeiten gema<br />
X<br />
n+<br />
p(h ; ;n+) = 1 (3.22)<br />
(vgl. (2.11)) ergibt die Summe der FIRE-Spektren (3.20) wieder das ursprungliche Spektrum<br />
bzw. den di erentiellen Wirkungsquerschnitt<br />
d (h ; )<br />
d<br />
= X<br />
Beispiele fur FIRE-Spektren nden sich in Kapitel 4.<br />
n+<br />
d (h ; ;n+)<br />
: (3.23)<br />
d<br />
Wie sich <strong>mit</strong> (3.15) { (3.17) und (3.19) { (3.23) zeigen la t, ist ein FIRE-Spektrum zur Ladung<br />
n+, das den gesamten Elektronenenergiebereich erfa t, <strong>mit</strong> dem zugehorigen, partiellen<br />
Wirkungsquerschnitt der <strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong> verknupft uber die Beziehung:<br />
(h ; n+) = 1<br />
n<br />
= 1<br />
n<br />
Z<br />
d (h ; )<br />
p(h ; ;n+) d<br />
d<br />
Z<br />
d (h ; ;n+)<br />
d :<br />
d<br />
(3.24)<br />
(3.25)<br />
Der Normierungsfaktor 1=n hat seine anschauliche Bedeutung darin, da ein n-fach geladenes<br />
<strong>Photoion</strong> jeweils <strong>mit</strong> n Elektronen korreliert ist.
94 Kapitel 3. <strong>Photoion</strong>isation freier Atome<br />
Wie in Kapitel 2 gezeigt wurde, sind die neu de nierten Wahrscheinlichkeiten p(h ; ;n+) die<br />
Me gro en der <strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong>. Sie stellen wie die Wirkungsquerschnitte<br />
(h ; n+) und d (h ; )=d elementspezi sche Gro en dar. So gibt p(h ; ;n+)<br />
an, <strong>mit</strong> welcher Wahrscheinlichkeit die Emission eines Elektrons der kinetischen Energie unter<br />
Einwirkung eines Photons der Energie h <strong>mit</strong> der Emission von insgesamt n Elektronen aus<br />
dem Atom korreliert ist. Gema (3.24) sind diese Wahrscheinlichkeiten direkte Bindeglieder<br />
zwischen den Wirkungsquerschnitten von <strong>Photoion</strong>en- und <strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong>.<br />
Die gemessenen Gro en p(h ; ;n+) hangen fur ein konkretes Experiment naturlich von der<br />
Monochromatorbandbreite ,M und der Auflosung des Elektronenspektrometers ,A ab. Das<br />
systematische Ausmessen ihrer Verteilung fur ein gegebenes Elektronenspektrum bei festem<br />
h durch <strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong>messungen erhalt an dieser Stelle den Namen<br />
FIRE-Spektroskopie (final ion-charge resolving electron spectroscopy).<br />
3.2.3 Zerfallswahrscheinlichkeiten<br />
Eine konkrete Moglichkeit zur Anwendung der FIRE-Spektroskopie ist die Messung von Zerfallswahrscheinlichkeiten<br />
angeregter Atome, wenn der Anregungsproze zu diskreten Photound<br />
Satellitenlinien im Spektrum fuhrt und quantitativ von moglicherweise darunterliegendem<br />
Untergrund zu trennen ist. Ausgehend vom angeregten Zustand bieten sich dem Atom in<br />
der Regel verschiedene Wege (Kanale) fur den Zerfall an. Diese Zerfallswege konnen je nach<br />
energetischer Lage des angeregten Zustandes <strong>mit</strong> der Emission von Augerelektronen und/oder<br />
Fluoreszenzphotonen verbunden sein.<br />
Abbildung 3.2 verdeutlicht die Situation am Beispiel von Xe: [Kr]4d 10 5s 2 5p 6 im Anregungsenergiebereich<br />
der 4d-<strong>Photoion</strong>isation:<br />
Das obere Bild zeigt ein bei h = 125 eV aufgenommenes <strong>Photoelektron</strong>enspektrum, das<br />
untere ein zugehoriges <strong>Photoion</strong>enspektrum. Im oberen Bild unschwer zu erkennen sind die<br />
aus der <strong>Photoion</strong>isation der 4d-, 5s- und 5p-Schale resultierenden Photolinien, die teils von<br />
Shake-up-Satelliten begleitet werden. Auf der linken Seite sieht man eine komplexe Gruppe<br />
von Augerlinien, die auf einem zu niedrigen kinetischen Energien hin ansteigenden Untergrund<br />
sitzen (vgl. auch [92]). Im unteren Bildteil sind die erzeugten <strong>Photoion</strong>en durch Angabe ihres<br />
Ladungszustandes gekennzeichnet.<br />
Die Ionisationsschwellen I(n+) im EDC geben an, oberhalb welcher Ionisationsenergie I bzw.<br />
(laut Energiesatz: = h ,I) unterhalb welcher kinetischen Elektronenenergie bei der eingestellten<br />
Photonenenergie h eine Korrelation zwischen Elektronen und (n+)-Ionen physikalisch<br />
moglich ist. Dies gilt gleicherma en fur Photo- und Augerelektronen.<br />
Die durch einfache 5s- und 5p-<strong>Photoion</strong>isation erzeugten Lochzustande liegen energetisch<br />
unterhalb der Schwelle fur Zweifachionisation und konnen daher nur durch Fluoreszenzemission<br />
in den Grundzustand des (1+)-Ions zerfallen (siehe dazu auch das Energieniveauschema in<br />
Abbildung 3.3).
3.2. Verknupfung von Elektronen- und Ionen<strong>spektroskopie</strong> 95<br />
dσ(hν,ε)/dε [w.E.]<br />
Intensität [w.E.]<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Xe<br />
hν = 125 eV<br />
Γ M = 1 eV<br />
4+<br />
N 45 OO - Auger<br />
Xe<br />
hν = 125 eV<br />
4+<br />
4d -1 - Sat.<br />
3+<br />
kin. Energie ε [eV]<br />
20 40 60 80 100 120<br />
2 D3/2<br />
4d -1<br />
2 D5/2<br />
x 5<br />
<strong>Photoelektron</strong>enspektrum<br />
3+ 2+ 1+<br />
Zerfallsmöglichkeiten<br />
2+<br />
5p -1 - Sat.<br />
5s -1<br />
5p -1<br />
<strong>Photoion</strong>enspektrum<br />
1+<br />
200 250 300 350 400 450<br />
TOF Kanal<br />
Abbildung 3.2: Mogliche Zerfallswege angeregter Lochzustande am Beispiel Xenon. Oben:<br />
<strong>Photoelektron</strong>enspektrum von Xe bei einer Photonenenergie von 125 eV (Schwellen aus [44,74]).<br />
Unten: Zugehoriges <strong>Photoion</strong>enspektrum bei derselben Photonenenergie (nahere Erlauterungen<br />
siehe Text).
96 Kapitel 3. <strong>Photoion</strong>isation freier Atome<br />
Anders sieht es bei den 4d ,1 -Lochzustanden aus: Diese liegen energetisch oberhalb der (3+)aber<br />
unterhalb der (4+)-Schwelle. Es bieten sich daher beim Zerfall drei mogliche ionische<br />
Ladungsendzustande an, die auf verschiedenen Zerfallswegen erreicht werden:<br />
a.) Zerfall nach 1+:<br />
Ein (1+)-Endzustand wird nur durch Fluoreszenzzerfall in 5p ,1 -Endzustande erreicht<br />
(siehe dazu auch Bruhl et al. [93]). Der Ubergang nach 5s ,1 ist in der Dipolnaherung<br />
verboten.<br />
b.) Zerfall nach 2+:<br />
Einstu ger Augerzerfall der 4d ,1 -Lochzustande in 5s ,2 l-, 5s ,1 5p ,1 l- oder 5p ,2 l-Endzustande<br />
fuhrt zur Bildung von (2+)-Ionen. Da dieser Zerfallsweg hau g eingeschlagen<br />
wird, ist durch die zugehorigen, intensiven N45OO-Augerlinien im Elektronenspektrum<br />
belegt [94]. Daneben kann Augerzerfall <strong>mit</strong> Satellitenanregung statt nden. Ein weiterer<br />
Zerfall der erreichten Zwischenzustande ist nur uber Fluoreszenzemission moglich, da<br />
sie unterhalb der Schwelle fur Dreifachionisation liegen. Der Ladungszustand des Ions<br />
andert sich dabei nicht mehr.<br />
c.) Zerfall nach 3+:<br />
Der Zerfall in 5p ,3 0 l 0 00 l 00 -Endzustande nach 3+ erfolgt durch direkten Doppelauger [92].<br />
Im Anschlu daran ndet gegebenenfalls Fluoreszenzzerfall in den Grundzustand des<br />
dreifach geladenen <strong>Photoion</strong>s statt.<br />
Die FIRE-Spektroskopie gestattet es nun, die statistischen Gewichte zu bestimmen, <strong>mit</strong> denen<br />
der Zerfall in ionische (1+)-, (2+)- oder (3+)-Endzustande mundet. Fur diese Verzweigungsverhaltnisse<br />
wird die Bezeichnung p(a !n+) eingefuhrt <strong>mit</strong> der Normierung<br />
X<br />
n+<br />
p(a !n+) =1; (3.26)<br />
wobei a den nach der Anregung A : a ! a erreichten, angeregten Zustand und n+ den<br />
ionischen Ladungsendzustand angibt. p(a !n+) summiert also uber die Wahrscheinlichkeiten<br />
aller Zerfallswege, die ausgehend vom ionischen Anfangszustand a in einem ionischen (n+)-<br />
Zustand enden:<br />
p(4d ,1 !1+) = p(4d ,1 !5p ,1 )<br />
p(4d ,1 !2+) = p(4d ,1 !5s ,2 l)+p(4d ,1 !5s ,1 5p ,1 l)+p(4d ,1 !5p ,2 l)<br />
p(4d ,1 !3+) = p(4d ,1 !5p ,3 0 l 0 00 l 00 ) (3.27)<br />
(Satellitenprozesse wurden hier weggelassen).<br />
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob eine Photonenenergieabhangigkeit der Verzweigungsverhaltnisse<br />
gegeben ist oder ob sie fur den betrachteten Zerfall konstante Gro en<br />
sind. Eine Abhangigkeit von h liegt dann vor, wenn die Coulomb-Wechselwirkung der angeregten<br />
Hulle <strong>mit</strong> dem auslaufenden <strong>Photoelektron</strong> den Zerfall selbst beein u t. Da hierfur die
3.2. Verknupfung von Elektronen- und Ionen<strong>spektroskopie</strong> 97<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Anregung<br />
Xe<br />
2<br />
D3/2<br />
2<br />
D5/2<br />
4d -1<br />
5s -1<br />
5p -1<br />
-1<br />
p(4d 1+)<br />
5s -2<br />
5p -1 5s -1<br />
5p -2<br />
-1<br />
p(4d 2+)<br />
5p -3<br />
-1<br />
p(4d 3+)<br />
1+ 2+ 3+<br />
Xe Xe Xe<br />
Abbildung 3.3: Vereinfachtes Energieniveauschema von Xe <strong>mit</strong> moglichen Zerfallskanalen der<br />
4d ,1 -Lochzustande. Der nach oben zeigende Pfeil steht fur den Anregungsproze , ein senkrecht<br />
nach unten zeigender Pfeil fur einen Fluoreszenzzerfall und ein schrag nach rechts zeigender Pfeil<br />
fur einen Augerzerfall. Energieniveaus aus [44, 95].
98 Kapitel 3. <strong>Photoion</strong>isation freier Atome<br />
raumliche Nahe des <strong>Photoelektron</strong>s zur Hulle erforderlich ist, erwartet man einen moglichen<br />
E ekt fur niedrige kinetische Energien des <strong>Photoelektron</strong>es, d. h. im Schwellenbereich. Die Anwesenheit<br />
eines langsam auslaufenden <strong>Photoelektron</strong>s konnte dann dazu fuhren, da andere<br />
Zerfallsprozesse bevorzugt werden als bei schnell auslaufendem <strong>Photoelektron</strong>. Im Beispiel der<br />
4d ,1 -Zustande in Xe konnte dies bedeuten, da abhangig von der Photonenenergie der Zerfall<br />
uber DDA nach 3+ bzw. uber Auger nach 2+ unterschiedlich stark ausgepragt ist.<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
0.0<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
Xe<br />
p(4d -1 ( 2 D 3/2 ) 3+)<br />
p(4d -1 ( 2 D 5/2 ) 3+)<br />
0 10 20 30 40 50 60<br />
kin. Energie ε = hν - I(4d -1 ) [eV]<br />
Abbildung 3.4: Zerfallswahrscheinlichkeit der 4d ,1 -Lochzustande in Xe in (3+)-Endzustande<br />
in Abhangigkeit der kinetischen Energie des auslaufenden <strong>Photoelektron</strong>s. Oben: Zerfall des<br />
4d ,1 ( 2 D 3=2)-Niveaus, unten: Zerfall des 4d ,1 ( 2 D 5=2)-Niveaus. Gefullte Symbole: Eigene Me -<br />
werte. O ene Symbole: Aus Referenz [10]. [- -]: Fit einer Konstanten an die eigenen Me werte.<br />
Mit der vorhandenen Apparatur konnte diese interessante Frage nur im energetisch zuganglichen<br />
Bereich oberhalb von etwa 6 eV beantwortet werden. Das Ergebnis einer Reihe<br />
von FIRE-Messungen der 4d-Photolinien von Xe bei verschiedenen h ist in Abbildung 3.4<br />
in Abhangigkeit der kinetischen Energie des auslaufenden <strong>Photoelektron</strong>s dargestellt. Die<br />
Me werte geben die Wahrscheinlichkeit fur den Zerfall nach 3+ an, und zwar obenfur das<br />
4d ,1 ( 2 D3=2)- und unten fur das 4d ,1 ( 2 D5=2)-Niveau. Zusatzlich eingezeichnet sind Me werte<br />
von Kammerling et al. [10], die ebenfalls <strong>mit</strong>tels <strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong>,<br />
aber <strong>mit</strong> einem anderen Me verfahren und einer anderen Auswerteprozedur, gewonnen<br />
wurden.<br />
Die Ubereinstimmung <strong>mit</strong> den Me werten von Kammerling et al. ist sehr gut, was wegen der<br />
hohen Unabhangigkeit der gemessenen Daten fur die Zuverlassigkeit der Me verfahren und<br />
der verwendeten, statistischen Auswerteverfahren spricht. Eine signi kante Abhangigkeit der<br />
Me werte von bzw. h ist im Rahmen des Fehlers nicht feststellbar, obwohl sich zu niedrigen<br />
kinetischen Energien hin (insbesondere fur das 4d ,1 ( 2 D5=2)-Niveau) moglicherweise ein
3.2. Verknupfung von Elektronen- und Ionen<strong>spektroskopie</strong> 99<br />
geringfugiger Anstieg ergibt. Dies wurde einer erhohten Wahrscheinlichkeit fur DDA entsprechen.<br />
Es ware sicher hochinteressant, diese mogliche Tendenz evtl. <strong>mit</strong> einem modi zierten<br />
CMA oder besser: <strong>mit</strong> einem Elektronen-TOF genauer zu untersuchen. An dieser Stelle mu<br />
die Aussage genugen, da die Verzweigungsverhaltnisse fern der Schwelle von der Photonenenergie<br />
unabhangig sind. Tabelle 3.1 stellt die Me ergebnisse noch einmal denen aus Ref. [10]<br />
gegenuber:<br />
Tabelle 3.1: Zerfallswahrscheinlichkeiten der 4d ,1 -Lochzustande in Xe fur die verschiedenen<br />
ionischen Ladungsendzustande.<br />
Anfangs- Ladungsendzustand Ladungsendzustand<br />
zustand 1+ 2+ 3+ 1+ 2+ 3+<br />
4d ,1<br />
3=2 < 0.003(3) 0.781(11) 0.219(11) < 0.01(1) 0.783(15) 0.217(15)<br />
4d ,1<br />
5=2 < 0.003(3) 0.839(9) 0.161(9) < 0.01(1) 0.825(15) 0.175(15)<br />
diese Messungen (Mittelwert) aus Ref. [10] (Mittelwert)<br />
Das 4d ,1 ( 2 D3=2)-Niveau ist starker gebunden als das 4d ,1 ( 2 D5=2)-Niveau (siehe Energieniveauschema),<br />
weshalb beim Zerfall moglicherweise zusatzliche Endzustande der Lochkon guration<br />
5p ,3 erreicht werden konnen. Dies konnte der Grund fur die erhohte Zerfallswahrscheinlichkeit<br />
uber DDA nach 3+ sein. Becker et al. [92] haben auf der Basis getrennter Daten aus<br />
<strong>Photoion</strong>en- und <strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong> eine uber beide 4d ,1 -Lochzustande ge<strong>mit</strong>tel-<br />
te Zerfallswahrscheinlichkeit nach 3+ von 0.215 errechnet, die etwas hoher als der Mittelwert<br />
0.186 der hier direkt gemessenen Werte ist (<strong>mit</strong> einer 4d ,1<br />
5=2 : 4d,1<br />
3=2 branching-ratio von 1.3 : 1<br />
gewichtet [96]).<br />
Fluoreszenzzerfall der 4d ,1 -Niveaus nach 5p ,1 konnte im Rahmen des Me fehlers nicht nachgewiesen<br />
werden. Die in der Tabelle angegebenen, oberen Schranken fur den (1+)-Endzustand<br />
wurden bei zwei Dauermessungen von je 10000 s bei h = 125 eV und <strong>Koinzidenz</strong>raten von<br />
70 wahren <strong>Koinzidenz</strong>en/s er<strong>mit</strong>telt, wodurch etwa die Grenzen der gegenwartigen Apparatur<br />
aufgezeigt sind. Berechnungen von McGuire [97] sagen eine Zerfallswahrscheinlichkeit uber<br />
Fluoreszenz von ca. 6 10 ,5 voraus, die noch um einen Faktor 50 unterhalb der gemessenen,<br />
oberen Schranke liegt. Dennoch ist die <strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong> eine<br />
geeignete Methode, um { gegebenenfalls an anderen atomaren Systemen { einmal direkt das<br />
Verhaltnis von Augerrate zu Fluoreszenzrate zu messen.<br />
3.2.4 Die Zerfallsmatrix<br />
Die direkte Verknupfung von <strong>Photoelektron</strong>en- und <strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong> durch die <strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong><br />
kann unter Verwendung der bei (3.26) de nierten<br />
Verzweigungsverhaltnisse auch anders als in Abschnitt 3.2.2 formuliert werden: Tabelle 3.1, die<br />
Ergebnisse der durchgefuhrten <strong>Koinzidenz</strong>messungen fur die 4d-Photolinien von Xe enthalt,
100 Kapitel 3. <strong>Photoion</strong>isation freier Atome<br />
kann aufgefa t werden als Teil einer Matrix M, die den Vektor der partiellen Wirkungsquerschnitte<br />
der <strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong> (PES)<br />
~ PES(h ) :=<br />
0<br />
B<br />
@ a 1<br />
(h )<br />
a (h ) 2<br />
1<br />
C<br />
A (3.28)<br />
<strong>mit</strong> dem Vektor der partiellen Wirkungsquerschnitte der <strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong> (PIS)<br />
~ PIS(h ) :=<br />
0<br />
B<br />
@<br />
(h ; 1+)<br />
(h ; 2+)<br />
1<br />
C<br />
A (3.29)<br />
verknupft. Mit a i (h ) sind die partiellen Wirkungsquerschnitte der verschiedenen Anregungsprozesse<br />
Ai : a ! a i bezeichnet, die den ersten Schritt eines <strong>Photoion</strong>isationsprozesses darstellen.<br />
Im Beispiel Xe gehoren dazu die direkte 4d-, 5s- und 5p-<strong>Photoion</strong>isation, die zugehorigen<br />
Prozesse <strong>mit</strong> Satellitenanregung (Shake-up), aber auch direkte Doppelphotoionisationsprozesse,<br />
z. B. nach 5p ,2 0 l 0 00 l 00 .<br />
Die Zerfallsmatrix M enthalt die in (3.26) de nierten Verzweigungsverhaltnisse als Me -<br />
gro en der <strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong>:<br />
M :=<br />
0<br />
B<br />
@<br />
p(a 1 ! 1+) p(a 2 ! 1+)<br />
p(a 1 !2+) p(a 2 !2+)<br />
. ..<br />
1<br />
C<br />
A<br />
(3.30)<br />
Mit diesen De nitionen lautet die Verknupfungsgleichung zwischen den partiellen Wirkungsquerschnitten<br />
von <strong>Photoelektron</strong>en- und <strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong>:<br />
~ PIS(h ) = M ~ PES(h ) (3.31)<br />
Als wichtiges Ergebnis kann festgehalten werden: Die photonenenergieabhangigen, partiellen<br />
Wirkungsquerschnitte von <strong>Photoelektron</strong>en- und <strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong> sind quantitativ<br />
durch eine in erster Naherung photonenenergieunabhangige Zerfallsmatrix verknupft. Me -<br />
ergebnisse bestatigen diese Unabhangigkeit am Beispiel der 4d-<strong>Photoion</strong>isation in Xe in einem<br />
Photonenenergiebereich zwischen 6 und 60 eV oberhalb der Schwelle (vgl. Abschnitt 3.2.3).<br />
In der Regel ist die Zerfallsmatrix allerdings nicht vollstandig bekannt, da zur Messung von<br />
Verzweigungsverhaltnissen einzelner Anregungsprozesse die zugehorigen Spektralfunktionen im<br />
<strong>Photoelektron</strong>enspektrum quantitativ getrennt werden mussen. Das ist bei uberlagerten Untergrunden<br />
aus DDPI und DDA so gut wie unmoglich. Kapitel 4 gibt aber einige Beispiele, wie<br />
man <strong>mit</strong> der vorgestellten Verknupfung dennoch zu quantitativen Aussagen uber Shake-o -<br />
Prozesse kommen kann.
Kapitel 4<br />
Die Ergebnisse<br />
In diesem Kapitel soll die Aussagekraft der entwickelten Me methode zur <strong>Photoelektron</strong>-<br />
<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong> anhand ausgewahlter Beispiele demonstriert werden. Mit<br />
monochromatisierter Synchrotronstrahlung wurde am TGM3/TGM4 bei BESSY die <strong>Photoion</strong>isation<br />
der Elemente Xenon (Xe), Barium (Ba), Lanthan (La), Samarium (Sm) und Europium<br />
(Eu) im Anregungsenergiebereich der 4d ,1 (4; )f- " Riesenresonanzen\ zwischen 70 und 170 eV<br />
untersucht. Nach der erfolgten Einfuhrung am Beispiel Xe (Kapitel 3.2.3) werden in den kommenden<br />
Abschnitten Ergebnisse der Messungen an Ba, Sm und Eu ausfuhrlich dargestellt.<br />
Die 4d-Riesenresonanzen in Xe, Cs, Ba, La und den Seltenen Erden sind wichtige Beispiele<br />
fur ausgepragte Mehrelektronenkorrelationen in der Atomhulle. Sie sto en daher seit ihrer<br />
Entdeckung bei Festkorpern durch Zimkina et al. [98] vor allem auch in der Atomphysik auf<br />
lebhaftes Interesse [99, und Referenzen darin]. Bei einer 4d-Riesenresonanz handelt es sich um<br />
Ubergange von 4d-Elektronen in gebundene und ungebundene, f-symmetrische Zustande. Ihr<br />
Charakter als diskrete oder Kontinuumsresonanz ist eng verknupft <strong>mit</strong> der Lokalisierung der<br />
4f-Wellenfunktion innerhalb des fur f-Elektronen vorhandenen, e ektiven Doppelmuldenpotentials<br />
[100]. Eine wassersto ahnliche 4f-Wellenfunktion in der au eren Mulde besitzt nur<br />
einen geringen Uberlapp <strong>mit</strong> der inneren 4d-Wellenfunktion. Diskrete 4d ! 4f-Anregungen<br />
sind dann schwach, und die <strong>Photoion</strong>isation wird durch Kontinuumsubergange 4d ! f dominiert.<br />
Ist die Wellenfunktion hingegen in den inneren Potentialwall " kollabiert\, so treten<br />
diskrete Anregungen zu den Kontinuumsanregungen in Konkurrenz: 4d!(4; )f.<br />
Ein Beispiel fur den erstgenannten Fall ist Ba (siehe Abbildung 4.8): Aufgrund des vorhandenen<br />
Potentialwalls auch fur den 4d ,1 f-Anregungskanal ergibt sich hier das Bild einer<br />
Formresonanz (shape resonance) <strong>mit</strong> gegenuber der Schwelle verzogertem Maximum (delayed<br />
onset) [101]. Der Kontinuumscharakter der Resonanz wird zusatzlich durch das Auftreten<br />
durchweg mehrfach geladener <strong>Photoion</strong>en belegt, die beim Augerzerfall der erzeugten 4d ,1 -<br />
Lochzustande entstehen. Andere Verhaltnisse bestehen bei Sm und Eu (Abb. 4.24 und 4.25):<br />
Hier dominieren aufgrund der Lokalisierung der 4f-Elektronen in der inneren Mulde diskrete<br />
4d ! 4f- gegenuber den 4d ! f-Anregungen, und das Maximum ist vor die hochste<br />
4d-Ionisationsschwelle gewandert. Durch Interferenz der diskreten, autoionisierenden 4d!4f-
102 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
Resonanzen <strong>mit</strong> der direkten 4f N ! 4f N,1 l-<strong>Photoion</strong>isation entstehen vor allem im (1+)-<br />
Signal asymmetrische Beutler-Fano-Pro le [84].<br />
Gegenstand der vorliegenden Untersuchung sind die auftretenden Anregungs- und Zerfallsprozesse<br />
im Bereich der Riesenresonanz. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Mehrelektronenprozesse<br />
gelegt, d. h. die direkte Doppelphotoionisation (DDPI) bei der Anregung und den direkten<br />
Doppelauger (DDA) beim Zerfall. Die Kombination der Ergebnisse von <strong>Photoelektron</strong>en-,<br />
<strong>Photoion</strong>en- und <strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong> ermoglicht hier interessante physikalische Aussagen.<br />
4.1 Barium<br />
Barium (Ba), Z = 56, aus der Gruppe der Erdalkalien besitzt die Grundzustandskon guration<br />
[Kr]4d 10 5s 2 5p 6 6s 2 ( 1 S0). ImPeriodensystem steht es direkt vor dem Element Lanthan<br />
(La) und den Seltenen Erden (4f-Elementen). Fur die Anwendung von Vielteilchentheorien ist<br />
es gunstig, da Ba im Grundzustand nur abgeschlossene Schalen besitzt. Entsprechend viele<br />
theoretische Arbeiten beschaftigen sich <strong>mit</strong> der <strong>Photoion</strong>isation von Ba [99,102{109]. Experimentell<br />
wurde der Anregungsenergiebereich der 4d-Riesenresonanz von Ba bereits absorptions-<br />
[14, 110{112], photoelektronen- [14, 113{118] und photoionenspektroskopisch [119, 120] untersucht.<br />
Um an diese Resultate anzuknupfen, ist in Abbildung 4.1 ein <strong>Photoion</strong>enspektrum von Ba bei<br />
h = 130.2 eV gezeigt, in Abbildung 4.2 oben ein zugehoriges <strong>Photoelektron</strong>enspektrum. Die<br />
Vielfalt der Prozesse wird am besten durch das <strong>Photoelektron</strong>enspektrum wiedergegeben: Zu<br />
erkennen sind Photolinien der 6s-, 5p-, 5s- und 4d-Schale aufgrund der direkten <strong>Photoion</strong>isation.<br />
Daneben erscheint eine gro e Anzahl von Augerlinien (N45O23O23, N45O1V , N45O23V ,<br />
N45VV; " V\ bezeichnet ein Valenzelektron), die beim Zerfall der 4d ,1 -Lochzustande entstehen.<br />
Die 4d- und 5p-Photolinien sind in Spin-Bahn-Dubletts aufgespalten; in ihrer Nachbarschaft<br />
erkennt man eine Reihe von Satellitenlinien. Beobachtet wird au erdem ein zu niedrigen<br />
kinetischen Energien hin ansteigender Untergrund, der etwa an der (3+)-Schwelle einsetzt.<br />
Intensität [Cts.]<br />
8000<br />
6000<br />
4000<br />
2000<br />
0<br />
Ba<br />
hν = 130.2 eV<br />
4+<br />
3+<br />
2+ 1+<br />
x 30<br />
200 250 300 350 400<br />
TOF Kanal<br />
Abbildung 4.1: <strong>Photoion</strong>enspektrum von Ba bei einer Photonenenergie von 130.2 eV im Bereich<br />
der 4d ,1 (4; )f-Riesenresonanz (nicht nachweiskorrigiert).
4.1. Barium 103<br />
EDC dσ(hν,ε)/dε [w.E.]<br />
p(hν,ε,n+)<br />
24<br />
20<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
0<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0<br />
Ba<br />
4d -1<br />
4d -1 -<br />
Sat.<br />
4+<br />
4+<br />
3+<br />
2+<br />
1+<br />
N 45 O 23 O 23<br />
x 3<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
N 45 O 1 V<br />
N 45 O 23 V<br />
3+<br />
N 45 VV<br />
5s -1 5p -1<br />
5p -1 - Sat.<br />
hν = 130.2 eV<br />
Γ M = 1 eV<br />
2+<br />
6s -1<br />
20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130<br />
kinetische Energie ε [eV]<br />
Abbildung 4.2: Oben: <strong>Photoelektron</strong>enspektrum von Ba bei h = 130.2 eV. Ein geringer, nichtkoinzidenter<br />
Untergrund (falsche Starts, ca. 0.5 Skt) wurde subtrahiert (vgl. Seite 72). Der verbleibende<br />
Untergrund stammt ausschlie lich aus der <strong>Photoion</strong>isation von Ba. Unten: Gemessene<br />
Korrelationswahrscheinlichkeiten p(h ; ; n+) fur die verschiedenen ionischen Ladungsendzustande<br />
Ba 1+ ::: 4+ (Schwellen aus [74]). Samtliche <strong>Koinzidenz</strong>messungen unterhalb einer<br />
(n+)-Ionisationsschwelle ergaben kein signi kantes (n+)-Signal. Dies ist eine wichtige, experimentelle<br />
Bestatigung der Funktionstuchtigkeit der <strong>Koinzidenz</strong>-Me methode.<br />
1+
104 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
Das <strong>Photoion</strong>enspektrum (Abbildung 4.1) zeigt die Intensitaten der verschieden geladenen<br />
<strong>Photoion</strong>en, die als Endprodukte der nach einer Innerschalenanregung statt ndenden Zerfallsprozesse<br />
erzeugt werden. Die Zerfallsprozesse fuhren zum gro ten Teil (74 %) in (3+)-<br />
Endzustande. Auch (2+)- (20 %) und (4+)-Endzustande (6 %) sind vertreten, wahrend der<br />
(1+)-Kanal weniger als 0.1 % ausmacht.<br />
4.1.1 <strong>Koinzidenz</strong>messungen<br />
Zur Erlauterung der Ergebnisse der <strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong> betrachte man nun den unteren<br />
Teil der Abbildung 4.2 sowie Abbildung 4.3: In Abbildung 4.2, unten, sind die gemessenen Korrelationswahrscheinlichkeiten<br />
p(h ; ;n+)fur die verschiedenen ionischen Ladungsendzustande<br />
aufgetragen. Bei einer Reihe von interessierenden Elektronenenergien wurden hier <strong>Koinzidenz</strong>messungen<br />
durchgefuhrt. Die Abbildung ist folgenderma en zu lesen: Jeweils vier vertikal<br />
ubereinander angeordnete Punkte p(h ; ; 1+) ::: p(h ; ; 4+) bilden das Me ergebnis einer<br />
<strong>Koinzidenz</strong>messung bei der zugehorigen kinetischen Energie. Ihre Summe ist gema Gleichung<br />
(3.22) zu Eins normiert. So ergaben beispielsweise die Messungen bei den 5p-Photolinien<br />
( = 105 bzw. 107 eV) im Rahmen des Fehlers ausschlie lich (2+)-<strong>Koinzidenz</strong>en, was in der<br />
Abbildung durch die Me werte p(h ; ; 2+) = 1.0 und p(h ; ;n+)= 0.0 (n+ =1+,3+,4+)<br />
zum Ausdruck kommt.<br />
Eine anschaulichere Darstellung derselben Me ergebnisse ist in Abbildung 4.3 in Form der<br />
zugehorigen FIRE-Spektren zu sehen. Um diese Spektren zu gewinnen, wurde das EDC aus<br />
Abbildung 4.2 zunachst <strong>mit</strong> Gau pro len und einem polynomischen Untergrund ge ttet (Abbildung<br />
4.3 oben). Zur Berechnung der Datenpunkte und Fehlerbalken der einzelnen FIRE-<br />
Spektren wurden sodann die Wahrscheinlichkeiten p(h ; ;n+) gema Gleichung (3.20) <strong>mit</strong><br />
den Werten der Fitkurve bei den zugehorigen kinetischen Energien multipliziert. Die Amplituden<br />
der Gau peaks und der Verlauf des Untergrunds der einzelnen FIRE-Spektren wurden<br />
schlie lich an die erhaltenen Datenpunkte angepa t. (Dieses Verfahren ist wegen der begrenzten<br />
Anzahl der Datenpunkte (auf dem Peak | neben dem Peak | ...) sehr aufwendig. In einer<br />
spateren Version des Experimentes ist daher die Durchfuhrung von <strong>Koinzidenz</strong>-Scans parallel<br />
zu der EDC-Messung geplant.) Augerlinien, bei denen keine Messungen vorlagen, wurden<br />
der Vollstandigkeit halber durch Plausibilitatsannahmen den einzelnen Teilspektren zugeordnet<br />
(siehe Abschnitt 4.1.2).<br />
Gema Gleichung (3.23) ergibt die Summe der FIRE-Spektren wieder die obige Fitkurve, was<br />
durch die Schichtendarstellung im oberen Bildteil von Abbildung 4.3 zum Ausdruck kommt.<br />
Diese Schichtendarstellung und die zugehorigen FIRE-Spektren geben ein anschauliches Bild<br />
davon, welche direkte Information aus der <strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong><br />
gewonnen werden kann. Zur besseren Ubersicht ist der besonders interessante Bereich der<br />
4d-Photo- und Satellitenlinien noch einmal anhand eines zweiten EDC in Abbildung 4.4 und<br />
4.5 dargestellt.
4.1. Barium 105<br />
Fit dσ(hν,ε)/dε [rel. E.]<br />
FIRE-Spektren dσ(hν,ε,n+)/dε [rel. E.]<br />
24<br />
20<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
0<br />
2<br />
1<br />
0<br />
24<br />
16<br />
8<br />
0<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0.5<br />
0.0<br />
110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0<br />
Ba<br />
4d -1<br />
4d -1 -<br />
Sat.<br />
4+<br />
3+<br />
2+<br />
1+<br />
N 45 O 23 O 23<br />
4+<br />
x 3<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
N 45 O 1 V<br />
N 45 O 23 O 23<br />
x 3<br />
N 45 O 1 V<br />
N 45 O 23 V<br />
3+<br />
N 45 O 23 V<br />
N 45 VV<br />
5s<br />
N45VV -1<br />
5s -1 5p -1<br />
5p -1 - Sat.<br />
hν = 130.2 eV<br />
Γ M = 1 eV<br />
2+<br />
5p -1<br />
6s -1<br />
6s -1<br />
20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130<br />
kinetische Energie ε [eV]<br />
Abbildung 4.3: Oben: Fit des <strong>Photoelektron</strong>enspektrums aus Abbildung 4.2 <strong>mit</strong> Gau pro len<br />
und polynomischem Untergrund. Unten: Berechnete FIRE-Spektren fur die verschiedenen ionischen<br />
Ladungsendzustande. Augerlinien, bei denen keine Messungen vorlagen, wurden aufgrund<br />
der Energielage der zugehorigen Endzustande den einzelnen Teilspektren zugeordnet (weitere<br />
Erlauterungen siehe Text).<br />
1+
106 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
EDC dσ(hν,ε)/dε [w.E.]<br />
64 2 D5/2<br />
48<br />
32<br />
16<br />
0<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
Ba 4d -1<br />
hν = 130.2 eV<br />
Γ M = 1 eV<br />
p(hν,ε,4+)<br />
p(hν,ε,2+)<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
116 112 108 104 100 96<br />
E<br />
p(hν,ε,3+)<br />
D<br />
C<br />
2 D3/2<br />
16 20 24 28 32 36<br />
B<br />
kinetische Energie ε [eV]<br />
Abbildung 4.4: Oben: <strong>Photoelektron</strong>enspektrum von Ba im Bereich der 4d-Photolinien gemessen<br />
bei h = 130.2 eV. Unten: Gemessene Korrelationswahrscheinlichkeiten p(h ; ; n+) fur die<br />
verschiedenen ionischen Ladungsendzustande Ba 2+ ::: 4+. Zur Verdeutlichung des Zusammenhangs<br />
der bereits in Abbildung 4.2 gezeigten Me werte wurde hier eine Schichtendarstellung<br />
gewahlt. Die begrenzenden Kurven erhalt man durch Division der FIRE-Spektren in Abbildung<br />
4.5 durch die zugehorige Fitkurve. (1+)-Me werte sind im Rahmen des Fehlers Null und<br />
wurden aus Ubersichtlichkeitsgrunden weggelassen.<br />
A<br />
4+
4.1. Barium 107<br />
Fit dσ(hν,ε)/dε [rel. E.]<br />
FIRE-Spektren dσ(hν,ε,n+)/dε [rel. E.]<br />
64<br />
48<br />
Ba<br />
hν = 130.2 eV<br />
4d 2<br />
D3/2<br />
2<br />
D5/2<br />
32<br />
16<br />
Γ<br />
M = 1 eV<br />
-1<br />
E D<br />
C B<br />
A<br />
0<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
48<br />
32<br />
16<br />
0<br />
12<br />
8<br />
4<br />
0<br />
4+<br />
3+<br />
2+<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
116 112 108 104 100 96<br />
4+<br />
16 20 24 28 32 36<br />
kinetische Energie ε [eV]<br />
Abbildung 4.5: Oben: Fit des <strong>Photoelektron</strong>enspektrums aus Abbildung 4.4 <strong>mit</strong> Gau pro -<br />
len gleicher Breite und polynomischem Untergrund. Unten: Berechnete FIRE-Spektren fur die<br />
Ladungsendzustande Ba 2+, 3+und 4+.
108 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
4.1.2 Zerfallswege der 4d ,1 -Lochzustande<br />
Hauptanregungskanal im Bereich der 4d-Riesenresonanz von Ba ist die direkte 4d-<strong>Photoion</strong>isation,<br />
was durch die intensiven Photolinien im Elektronenspektrum belegt ist. Anhand des<br />
Energieniveauschemas in Abbildung 4.6 und der in den vorigen Abbildungen gezeigten Spektren<br />
sollen jetzt die verschiedenen Zerfallsmoglichkeiten der hochangeregten 4d ,1 -Lochzustande<br />
analysiert werden. Aufgrund ihrer Energielage erwartet man Augerzerfalle nach 2+, 3+und 4+.<br />
Der Zerfall der ebenfalls angeregten 5p ,1 - und 5s ,1 -Lochzustande ndet im Rahmen des Me -<br />
fehlers ausschlie lich durch Augeremission nach 2+ statt. Die zugehorigen O23VV-, O1O23V -<br />
und O1VV-Augerlinien wurden hier nicht beobachtet (siehe aber Abbildung 4.7 oben, Ref.<br />
[121, 122]).<br />
Fluoreszenzzerfall, Zerfall nach 1+<br />
Bereits aus der geringen Intensitat des (1+)-Signals im <strong>Photoion</strong>enspektrum (Abbildung 4.1)<br />
la t sich schlie en, da Fluoreszenzzerfall der angeregten Einfachlochzustande (5p ,1 , 5s ,1 ,<br />
4d ,1 ), der zu (1+)-Ionen fuhrt, gegenuber Augerzerfall vernachlassigbar ist (vgl. auch Xe,<br />
Seite 94 .). Durch die <strong>Koinzidenz</strong>messungen wird diese Aussage bestatigt: Au er fur die<br />
direkte 6s-<strong>Photoion</strong>isation (Me wert bei = 124.5 eV), die direkt in den Grundzustand des<br />
(1+)-Ions fuhrt, wurde in keiner weiteren Messung ein signi kanter (1+)-Anteil festgestellt<br />
(siehe Abbildung 4.2 unten).<br />
Zerfall nach 2+<br />
Augerzerfall in 5s ,1 6s ,1 -, 5p ,1 6s ,1 - und 6s ,2 -Endzustande fuhrt zur Bildung von (2+)-Ionen,<br />
da diese Endzustande unterhalb der Schwelle fur Dreifachionisation liegen. Exemplarische <strong>Koinzidenz</strong>messungen<br />
bei den zugehorigen N45O1V -, N45O23V - und N45VV-Augerlinien (Abbildung<br />
4.2) bestatigen diese Aussage. Die genannten Augergruppen wurden daher vollstandig<br />
dem (2+)-FIRE-Spektrum (Abbildung 4.3) zugeordnet.<br />
In Tabelle 4.1 auf Seite 110 sind die aus der Auswertung der <strong>Koinzidenz</strong>me daten er<strong>mit</strong>telten<br />
Zerfallswahrscheinlichkeiten p(a ! n+) (vgl. Abschnitt 3.2.3) der verschiedenen Anfangslochzustande<br />
in die ionischen Ladungsendzustande aufgelistet. Wie man der Tabelle entnimmt,<br />
unterscheiden sich die (2+)-Zerfallswahrscheinlichkeiten fur den 4d ,1<br />
5=2-Zustand und die zugehorigen<br />
Satelliten A, C und D (6 { 12 %) deutlich von denen fur den 4d ,1<br />
3=2-Zustand und die<br />
zugehorigen Satelliten B und E (22 { 23 %).<br />
Der Zerfall des 4d ,1<br />
3=2<br />
-Zustandes koppelt also starker an (2+)-Endzustande als der 4d,1<br />
5=2 -Zu-<br />
stand, obwohl er einen gro eren energetischen Abstand zu den (2+)-Endzustanden besitzt.<br />
Dieses Ergebnis steht im Gegensatz zu den Me werten bei Xe (Tabelle 3.1). In diesem Zusammenhang<br />
ist moglicherweise die Tatsache wichtig, da die (3+)-Schwelle bei Ba ca. 50 eV<br />
von den 4d ,1 -Ionisationsschwellen entfernt liegt, wahrend der Abstand bei Xe nur 2-4 eV<br />
betragt (siehe Abbildung 3.3). Bei Xe entscheidet o enbar die geringe Anzahl erreichbarer
4.1. Barium 109<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
4d -1<br />
Anregung<br />
Ba<br />
5s -1<br />
5p -1<br />
6s -1<br />
(1+)-Schwelle<br />
Ba +<br />
Auger<br />
Auger<br />
DDA<br />
5s -2<br />
DDA !<br />
5s -1 5p -1<br />
5p -2<br />
5s -1 6s -1<br />
5p -1 6s -1<br />
6s -2<br />
(2+)-Schwelle<br />
Ba 2+<br />
Auger<br />
5p -3<br />
5s -1 6s -2<br />
5p -1 6s -2<br />
(3+)-Schwelle<br />
Ba 3+<br />
5s -1 5p -2<br />
Auger<br />
5s -1 5p -1<br />
6s -1<br />
5p -2 6s -1<br />
5p -2 6s -2<br />
(4+)-Schwelle<br />
Ba 4+<br />
Abbildung 4.6: Vereinfachtes Energieniveauschema von Ba: [Kr]4d 10 5s 2 5p 6 6s 2 <strong>mit</strong> moglichen<br />
Zerfallskanalen der 5p ,1 -, 5s ,1 - und 4d ,1 -Lochzustande (Energieniveaus von Ba + aus [14],<br />
(n+)-Ionisationsschwellen (fette Balken) aus [74]). Jedes Kastchen umrahmt die Energieniveaus<br />
der zugehorigen Kon guration. Fetter Rahmen: Energieniveaus aus experimentell beobachteten<br />
N45-Augerlinien [123]. Dunner Rahmen: Energieniveaus aus RHF-Berechnungen <strong>mit</strong> dem<br />
Cowan-Programm [74] <strong>mit</strong> Berucksichtigung der (6s,5d)-Kon gurationsmischung.
110 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
5p ,3 -Endzustande daruber, aus welchem der beiden Anfangszustande mehr Zerfalle nach 3+<br />
moglich sind. Demgegenuber spielt bei Ba wegen der gro en Anzahl verfugbarer Endzustande<br />
im (2+)- und (3+)-Kanal die Energielage nur noch eine untergeordnete Rolle. Fur den Zerfall<br />
der 4d ,1 -Lochzustande ist hauptsachlich der Drehimpuls des Anfangsloches entscheidend.<br />
Diese Aussage wird gestutzt durch die sehr ahnlichen Zerfallswahrscheinlichkeiten bei Hauptund<br />
Satellitenlinien zum selben Gesamtdrehimpuls.<br />
Tabelle 4.1: Gemessene Zerfallswahrscheinlichkeiten von Einfachlochzustanden in Ba fur die<br />
verschiedenen ionischen Ladungsendzustande. (Ionisationsenergien und Zuordung der Satelliten<br />
aus Ref. [14]). Die in Tabelle I von Ref. [124] angegebenen Werte, die <strong>mit</strong> einem fruheren Aufbau<br />
gemessen wurden, stimmen <strong>mit</strong> den neuen Me werten im Rahmen des Fehlers uberein.<br />
Zerfall nach 3+<br />
Anfangs- Ladungsendzustand<br />
I [eV]<br />
zustand<br />
1+ 2+ 3+ 4+<br />
6s ,1 5.2 1.00 | | |<br />
5p ,1<br />
3=2 22.7 0.00(1) 1.00(1) | |<br />
5p ,1<br />
1=2 24.7 0.00(1) 1.00(1) | |<br />
5s ,1 24.7 0.00(1) 1.00(1) | |<br />
4d ,1<br />
5=2 98.4 0.00(1) 0.12(2) 0.88(2) 0.00(1)<br />
4d ,1<br />
5=26s,14f (A) 99.5 0.00(1) 0.10(3) 0.89(3) 0.01(1)<br />
4d ,1<br />
3=2 101.0 0.00(1) 0.23(3) 0.76(3) 0.01(1)<br />
4d ,1<br />
3=26s,14f (B) 102.0 0.00(1) 0.22(8) 0.78(8) 0.00(1)<br />
4d ,1<br />
5=26s,16p (C) 103.1 0.00(1) 0.11(5) 0.83(6) 0.04(4)<br />
4d ,1<br />
5=26s,17s (D) 105.3 0.00(1) 0.06(3) 0.88(4) 0.06(3)<br />
4d ,1<br />
3=26s,17s (E) 107.7 0.00(1) 0.23(8) 0.68(9) 0.09(5)<br />
Wie die Me werte in Tabelle 4.1 zeigen, dominieren beim Zerfall der 4d ,1 -Lochzustande eindeutig<br />
(3+)-Endzustande. Hinsichtlich des zeitliches Ablaufs des Zerfalls kann hierbei auch<br />
quantitativ zwischen zweistu gem Auger und direktem Doppelauger unterschieden werden:<br />
1. Zweistu ger Augerzerfall:<br />
Von den im Spektrum (Abbildung 4.2) sichtbaren N45-Augerlinien wurde die intensive N45O23-<br />
O23-Augergruppe bisher ausgespart. Wie man dem Energieniveauschema entnimmt, liegen die<br />
zugehorigen 5p ,2 -Endzustande knapp oberhalb der (3+)-Schwelle, was die Moglichkeit zu<br />
ladungserhaltendem Fluoreszenzzerfall und/oder sekundarem Augerzerfall nach 5p ,1 6s ,2 offenla<br />
t. <strong>Koinzidenz</strong>messungen bei 43 eV entscheiden klar: p(h ; ; 3+) = 1.0, d. h. 100 %
4.1. Barium 111<br />
Augerzerfall. Der (3+)-Endzustand wird hier also durch einen zweistu gen Augerzerfall erreicht:<br />
Ba + 4d ,1 ! Ba 2+ 5p ,2 1l1 ! Ba 3+ 5p ,1 6s ,2 1l1 2l2: (4.1)<br />
Die N45O23O23-Augergruppe wurde in Abbildung 4.2 vollstandig dem (3+)-FIRE-Spektrum<br />
zugeordnet, wenn auch fur eine vollstandige Analyse weitere Messungen notwendig waren.<br />
Aufgrund der Lage im Energieniveauschema sind au erdem zweistu ge Augerzerfalle uber<br />
5s ,1 5p ,1 - und 5s ,2 -Zwischenzustande moglich. Die erwarteten N45O1O23- und N45O1O1-<br />
Augerlinien werden jedoch experimentell nicht beobachtet [121{123].<br />
2. Direkter Doppelauger:<br />
In Analogie zu Xe (Abbildung 3.3) ist die Moglichkeit gegeben, einen (3+)-Endzustand uber<br />
DDA zu erreichen. Dabei konnte wie bei Xe auch fur Ba der Zerfall<br />
Ba + 4d ,1 ! Ba 3+ 5p ,3 0 l 0 00 l 00 ; (4.2)<br />
unter Beteiligung von drei Elektronen der gefullten 5p-Unterschale eine wichtige Rolle spielen.<br />
Die hohe Korrelation der drei 5p-Elektronen ist eine fur direkte Mehrfachionisationsprozesse<br />
wichtige Voraussetzung. Das Beispiel Xe, wo im Mittel 20 % des Zerfalls der 4d ,1 -<br />
Lochzustande uber DDA nach 5p ,3 fuhren, zeigt au erdem, da eine geringe Energiedi erenz<br />
der beteiligten Energieniveaus im <strong>Photoion</strong> moglicherweise DDA zusatzlich begunstigt (siehe<br />
Energieniveauschema auf Seite 97).<br />
Experimentelle Beobachtungen belegen, da DDA ein dominierender Proze beim Zerfall der<br />
4d ,1 -Zustande in Ba ist:<br />
a.) Richter et al. [14,30] und Bizau et al. [116] haben bei der Auswertung von <strong>Photoelektron</strong>enspektren<br />
unabhangig voneinander festgestellt, da sich nur ca. 40 % (genauer: 39(8) % [124])<br />
der 4d-Linienstarke inForm von N45-Augerlinien im Spektrum wieder ndet. Da Fluoreszenzzerfall<br />
vernachlassigbar ist, mussen die ubrigen 61(8) % der Zerfalle also in Kanale gehen, die<br />
zu kontinuierlichem Untergrund im Spektrum fuhren.<br />
b.) Der in den Spektren beobachtete, spektrale Untergrund wurde auch <strong>mit</strong> der <strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong><br />
untersucht. Dabei zeigte sich (vgl. Abbildung 4.4 und 4.5), da der Untergrund<br />
zu 80 { 90 % <strong>mit</strong> (3+)-<strong>Photoion</strong>en korreliert ist. Ein merkliches Untergrundsignal im EDC wird<br />
zudem erst ab der (3+)-Schwelle registriert 1 .<br />
Zerfall nach 4+<br />
1. Lage der (4+)-Schwelle:<br />
1Die Tatsache, da der Untergrund nicht die fur direkte Doppelionisationsprozesse charakteristische<br />
" Wannen\-Form zeigt (vgl. Abbildung 3.1), sondern zu niedrigen kinetischen Energien hin stetig ansteigt,<br />
liegt an der Vielzahl moglicher Prozesse, deren Energieverteilungen uberlagert sind. Jede Energieverteilung<br />
beginnt bei 0 eV und endet bei der fur den Augerproze charakteristischen Maximalenergie.
112 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
Die (4+)-Schwelle von Ba ist bislang experimentell nicht direkt gemessen worden. Cowan [74]<br />
gibt fur I(4+) einen Wert von 98.16 eV an, der aus der Analyse der Jod I (I I) isoelektronischen<br />
Sequenz gewonnen wurde. Eine Messung der Schwelle <strong>mit</strong>tels <strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong><br />
ist schwierig, da das (4+)-Signal unterhalb von h = 105 eV sehr schwach wird [119]. In den <strong>Koinzidenz</strong>messungen<br />
wird das (4+)-Signal uber die Elektron-Ion-Korrelation " verstarkt\, sobald<br />
eine endliche Zerfallswahrscheinlichkeit nach 4+ gegeben ist. Aus dem (4+)-FIRE-Spektrum in<br />
Abbildung 4.5 la t sich fur die Schwelle der Wert I(4+) = 98(2) eV extrapolieren.<br />
2. Zerfallswege:<br />
Einige Zustande der 5p ,3 -Kon guration liegen laut Berechnung oberhalb der (4+)-Schwelle.<br />
Dies ero net den 4d ,1 -Lochzustanden einen Weg nach 4+ uber Proze (4.2) <strong>mit</strong> anschlieendem<br />
einfachem Augerzerfall in 5p ,2 6s ,2 -Endzustande. Fur die starker gebundenen 4d ,1 -<br />
Satelliten ist zusatzlich eine Zerfallsmoglichkeit uber 5s ,1 5p ,1 -Zwischenzustande gegeben. Die<br />
Werte in der Tabelle zeigen, da bei den Satelliten der (4+)-Anteil von der Schwelle kommend<br />
immer mehr zunimmt. Erst ab Satellit D (etwa 7 eV oberhalb der (4+)-Schwelle) ist aber eine<br />
im Rahmen des Me fehlers signi kante Zerfallswahrscheinlichkeit nach 4+ feststellbar.<br />
4.1.3 Berechnung des N45-Augerspektrums<br />
Um genauere Information uber den Zerfall der 4d ,1 -Lochzustande zu erhalten, wurde <strong>mit</strong> dem<br />
Cowan-Programm RCN/RCG36 [74] das N45-Augerspektrum berechnet. Es wurden Hartree-<br />
Fock-Berechnungen <strong>mit</strong> relativistischen Korrekturen (RHF) durchgefuhrt. Entsprechend den<br />
Moglichkeiten des Hartree-Fock-Verfahrens konnten dabei nur Einelektronenubergange, aber<br />
keine Mehrelektronenprozesse wie DDA berechnet werden. Auch Satellitenprozesse wurden<br />
nicht berucksichtigt.<br />
In einem ersten Schritt wurde Kon gurationswechselwirkung (CI) vernachlassigt. Ausgehend<br />
von den Anfangszustanden des Augerzerfalls Ba II: 4d 9 5s 2 5p 6 6s 2 ( 2 D3=2;5=2) wurden die Ubergangsraten<br />
fur einfachen Augerzerfall in die Endzustande der Kon gurationen 6s ,2 d, 5p ,1 -<br />
6s ,1 (p; d; f), 5s ,1 6s ,1 d, 5p ,2 (s; p; d; f; g), 5s ,1 5p ,1 (p; d; f) und 5s ,2 d berechnet, bei<br />
denen jeweils ein Kontinuums-Augerelektron an eine Kon guration von Ba III gekoppelt wird.<br />
Das Ergebnis der Berechnung ist in Abbildung 4.7 b.) zu sehen. Ein Vergleich <strong>mit</strong> dem experimentellen<br />
Spektrum in Bildteil a.), das <strong>mit</strong> " wei em\ Synchrotronlicht aufgenommen wurde,<br />
zeigt hinsichtlich der Linienpositionen der experimentell beobachteten Augergruppen eine gute<br />
Ubereinstimmung. Die Anzahl der Linien und die Struktur der Liniengruppen wird jedoch nur<br />
schlecht reproduziert.<br />
Daher wurde in einem zweiten Schritt die Kon gurationsmischung zwischen den 6s- und 5d-<br />
Valenzschalen hinzugenommen. Der Grundzustand Ba I: 6s 2 ( 1 S0) erhalt dadurch eine 10 %ige<br />
Beimischung des Zustands 5d 2 ( 1 S0). (Zusatzliche Beimischungen, z. B. der Kon guration<br />
6p 2 [104] konnten aufgrund der vorhandenen Rechnerkapazitat nicht berucksichtigt werden.)<br />
Wesentlich starker ist die Mischung im angeregten Zustand, wo CI zwischen den Kon gurationen<br />
4d 9 5s 2 5p 6 (6s 2 ; 6s5d und 5d 2 ) berucksichtigt wurde. Die (6s; 5d)-Mischung vergro ert
4.1. Barium 113<br />
Intensität [w.E.]<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Ba<br />
5p -1 O23-Auger /<br />
nd-<br />
Autoioni.<br />
N 45 O 1 O 1<br />
N 45 O 1 O 1<br />
x 40<br />
N 45 O 1 O 23<br />
N 45 O 1 O 23<br />
N 45 O 23 O 23<br />
N 45 O 23 O 23<br />
N 45 O 23 O 23<br />
N 45 O 1 V<br />
N 45 O 23 V<br />
N 45 O 23 V<br />
a.)<br />
N 45 VV<br />
b.)<br />
N 45 VV<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />
kinetische Energie ε [eV]<br />
N 45 O 23 V<br />
c.)<br />
N 45 VV<br />
Abbildung 4.7: a.) Mit " wei em\ Synchrotronlicht (in 0. Ordnung des Monochromators) gemessenes<br />
Augerspektrum von Ba [125]. Berechnete Ba N45-Augerspektren b.) ohne (6s,5d)-<br />
Mischung, c.) <strong>mit</strong> (6s,5d)-Mischung. Der hohe Untergrund in dem experimentellen Spektrum<br />
entsteht durch direkte <strong>Photoion</strong>isationsprozesse. Die diskreten Linienstrukturen zwischen<br />
5 und 17 eV wurden in Ref. [121, 122] untersucht. Sie resultieren ausschlie lich aus der O23-<br />
Augeremission und aus der Autoionisation von angeregten 5p ,1 nd-Zustanden.
114 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
auch die Anzahl der moglichen Endzustande des Augerzerfalls sehr stark, da gegenuber der<br />
ersten Berechnung zu jeder Kon guration, die 6s-Elektronen enthalt, Kon gurationen <strong>mit</strong><br />
5d-Elektronen und eine ganze Reihe zusatzlicher Augerkontinua hinzukommen.<br />
Die relativen Linienstarken der einzelnen Augerubergange wurden <strong>mit</strong> den Besetzungszahlen<br />
der zugehorigen Anfangszustande des Augerzerfalls gewichtet. Um diese Besetzungszahlen zu<br />
erhalten, wurde zusatzlich der primare <strong>Photoion</strong>isationsproze aus dem Grundzustand in die<br />
Anfangszustande des Augerzerfalls berechnet. Bei der experimentellen Verdampfungstemperatur<br />
von Ba (siehe Tabelle 1.1) ist thermisch nur der Grundzustand besetzt, der etwa 1.1 eV<br />
unterhalb des ersten angeregten Zustandes liegt [44].<br />
Zwischen dem resultierenden, zweiten Augerspektrum in Bildteil c.) und dem experimentellen<br />
Spektrum ist die Ubereinstimmung jetzt auf der hoherenergetischen Seite sehr gut. Die beiden<br />
intensiven Augergruppen im niederenergetischen Teil des berechneten Spektrums werden, wie<br />
bereits auf Seite 110 erwahnt, experimentell nicht beobachtet.<br />
Die berechneten, relativen Starken der einzelnen Augerprozesse konnen nun dazu verwendet<br />
werden, theoretische Werte fur die Zerfallswahrscheinlichkeiten der 4d ,1 -Lochzustande in die<br />
moglichen Ladungsendzustande zu bestimmen. Es wird angenommen, da ein Ba 2+ -Zustand,<br />
der in einem ersten Augerschritt erreicht wurde, weiter nach 3+ und 4+ zerfallt, wenn er<br />
oberhalb der (3+)-Schwelle liegt (Man veranschauliche sich dies anhand des Energieniveauschemas).<br />
Diese Vorgehensweise wird zum einen durch den vernachlassigbaren Fluoreszenzzerfall<br />
(vgl. Seite 108), zum anderen durch die Ergebnisse der <strong>Koinzidenz</strong>messungen bei den<br />
N45O23O23-Augerlinien (vgl. Seite 110, Punkt 1) gestutzt. Experimentelle und berechnete<br />
Zerfallswahrscheinlichkeiten sind in Tabelle 4.2 gegenubergestellt.<br />
Wie man der Tabelle entnimmt, wird die Ubereinstimmung zwischen experimentellen und<br />
theoretischen Werten deutlich verbessert, wenn die (6s; 5d)-Mischung <strong>mit</strong> in die Berechnung<br />
einbezogen ist. Die Hinzunahme des 5d-Anteils fuhrt zu mehr 2+ im Endzustand, was durch<br />
den guten Uberlapp der 5d- und 5p-Wellenfunktionen erklart werden kann: 5d-Charakter der<br />
Valenzelektronen fuhrt zu einer starkeren Kopplung an die 5p-Schale, wodurch z. B. N45O23V -<br />
Augerzerfalle, die <strong>mit</strong> 2+ korreliert sind, verstarkt werden (vgl. Abbildung 4.7).<br />
Die gute Ubereinstimmung zwischen experimentellen und theoretischen Werten ist insofern<br />
erstaunlich, als in die Berechnung kein direkter Doppelauger eingebracht wurde. Laut experimenteller<br />
Beobachtung (vgl. Seite 111, Punkt 2a) treten aber rund 60 % der Augerzerfalle als<br />
DDA auf. Ein Erklarungsversuch kann gegeben werden:<br />
Theoretische und experimentelle Verzweigungsverhaltnisse sind in sehr guter Ubereinstimmung,<br />
obwohl die Theorie nur von zweistu gen Augerzerfallen ausgeht, experimentell aber die berechneten,<br />
intensiven N45O1O1- und N45O1O23-Augergruppen nicht beobachtet werden. Eine<br />
plausible Erklarung dafur ware, da sich ein gro er Teil der N45-Augerintensitat im experimentellen<br />
Spektrum in Form von Untergrund wieder ndet. Dies wurde darauf hindeuten, da auch<br />
DDA im vorliegenden Fall durch eine Art zweistu gen Proze beschrieben werden kann. Ist der<br />
erreichte Zwischenzustand extrem kurzlebig, so kann ein Energieaustausch zwischen beiden<br />
Augerelektronen (etwa als extreme Form des PCI-E ekts) statt nden, der zu einer energe-
4.1. Barium 115<br />
tischen Verschmierung der entsprechenden Augeremissionen fuhrt und den kontinuierlichen<br />
Untergrund im Spektrum erklart.<br />
Tabelle 4.2: Vergleich experimenteller und berechneter Zerfallswahrscheinlichkeiten der 4d ,1 -<br />
Lochzustande in Ba.<br />
Anfangs- Ladungsendzustand<br />
zustand 2+ 3+,4+ 2+ 3+,4+ 2+ 3+,4+<br />
4d ,1<br />
3=2 0.23(3) 0.77(3) 0.03 0.97 0.21 0.79<br />
4d ,1<br />
5=2 0.12(2) 0.88(2) 0.03 0.97 0.14 0.86<br />
a.) exp. (Tab. 4.1) b.) ohne (6s; 5d)-CI c.) <strong>mit</strong> (6s; 5d)-CI<br />
4.1.4 Direkte Doppelphotoionisation<br />
DDPI als Anregungskanal im Bereich der 4d-Riesenresonanz von Ba ist von der Betrachtung<br />
bisher ausgespart worden. Bekannterma en (vgl. Abschnitt 3.1) fuhrt dieser Proze bereits in<br />
der Anregung zu kontinuierlichem Untergrund im Spektrum und ist daher <strong>mit</strong> dem Untergrund<br />
aus direktem Doppelauger (DDA) uberlagert.<br />
Durch die Me daten der <strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong> wurde nachgewiesen, da zumindest ein Teil<br />
des spektralen Untergrunds aus DDPI stammen mu . Belegt wird dies durch die Me werte in<br />
Abbildung 4.4 und 4.5, wo der (2+)-Anteil etwa 5%des Untergrund-Me signals ausmacht. Fur<br />
die Erzeugung dieses Untergrunds kommt nur DDPI in Frage, da DDA mindestens zu 3+ fuhrt.<br />
Die Anregung geht hier o ensichtlich in ionische Zustande, die nicht weiter nach 3+ zerfallen<br />
konnen, d. h. 6s ,2 -, 5p ,1 6s ,1 - und 5s ,1 6s ,1 -Zustande (siehe Energieniveauschema).<br />
Doch auch <strong>mit</strong> (3+)-Ionen korrelierte Elektronen, die den gro ten Teil des Untergrunds bilden<br />
(vgl. Seite 111), konnen aus DDPI stammen. Ein moglicher Proze lautet:<br />
Ba + h ! Ba 2+ 5p ,2 0 l 0 00 l 00 ! Ba 3+ 5p ,1 6s ,2 0 l 0 00 l 00 000 l 000 : (4.3)<br />
Ebenso konnen ionische 5s ,2 - und 5s ,1 5p ,1 -Zustande, die dann weiter nach 3+ zerfallen,<br />
durch DDPI angeregt werden.<br />
Es stellt sich daher die Frage, ob sich hinter dem intensiven, <strong>mit</strong> (3+)-Ionen korrelierten Untergrund<br />
im Elektronenspektrum neben DDA-Prozessen auch DDPI-Prozesse verbergen. Anders<br />
gefragt: Ist DDPI neben der direkten 6s-, 5p-, 5s- und 4d-<strong>Photoion</strong>isation im Bereich der<br />
4d-Riesenresonanz von Ba ein wichtiger Anregungskanal? Auf diese Frage kann durch Verknupfung<br />
der Me ergebnisse von <strong>Photoelektron</strong>en-, <strong>Photoion</strong>en- und <strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong><br />
eine Antwort gefunden werden:
116 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
Der totale <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitt von Ba im Bereich der 4d-Riesenresonanz wird<br />
dazu nach Anregungsprozessen zerlegt:<br />
tot(h ) = X<br />
(nl) -1<br />
(nl) -1(h )+ X<br />
DDPI<br />
a (h ): (4.4)<br />
Der erste Term summiert uber alle Anregungsprozesse A : a ! a =(nl) ,1 , die zu diskreten<br />
Linien im Elektronenspektrum fuhren (direkte 6s-, 5p-, 5s- und 4d-<strong>Photoion</strong>isation).<br />
Diese partiellen Wirkungsquerschnitte sind aus der <strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong> (PES) bekannt<br />
[14,30,116]. Der zweite Term fa t die Wirkungsquerschnitte aller direkten Doppel- und<br />
Mehrfachphotoionisationsprozesse zusammen, die nicht <strong>mit</strong> der PES bestimmt werden konnen.<br />
Der totale <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitt la t sich aus der <strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong><br />
(PIS) gema Gleichung (3.18)<br />
tot(h ) =<br />
4X<br />
n=1<br />
(h ; n+) (4.5)<br />
bestimmen. Bei der PIS sind alle Summanden und so<strong>mit</strong> auch tot dem relativen Verlauf nach<br />
quantitativ zuganglich [120]. Abbildung 4.8 oben zeigt das Ergebnis eigener Messungen der<br />
PIS an Ba. Im <strong>mit</strong>tleren Teil der Abbildung sind ihnen die Anregungswirkungsquerschnitte<br />
verschiedener Unterschalen von Ba gegenubergestellt, die <strong>mit</strong> der PES gewonnen wurden [14,<br />
30].<br />
Betrachtet man die Summe der Wirkungsquerschnitte, die im Ladungsendzustand zu 3+ und<br />
4+ fuhren, so erhalt man <strong>mit</strong> (3.31) und (4.4):<br />
4X<br />
n=3<br />
(h ; n+) = X<br />
4X<br />
(nl) -1<br />
p((nl)<br />
n=3<br />
,1 !n+) (nl) -1(h )+ X<br />
DDPI n=3<br />
4X<br />
p(a !n+) a (h ): (4.6)<br />
Diese Gleichung wird nun zur Eliminierung willkurlicher Normierungsfaktoren in den experimentellen<br />
Daten auf beiden Seiten durch tot geteilt, wobei rechts (4.4) und links (4.5) eingesetzt<br />
wird:<br />
4P<br />
4P<br />
P<br />
(h ; n+)<br />
n=3<br />
(nl)<br />
4P<br />
=<br />
(h ; n+)<br />
n=1<br />
-1<br />
p((nl)<br />
n=3<br />
,1 !n+) (nl) -1(h )+ P<br />
p(a !n+) a (h )<br />
DDPI n=3<br />
P<br />
(nl) -1<br />
(nl) -1(h )+ P<br />
:<br />
a (h )<br />
DDPI<br />
(4.7)<br />
Der Quotient auf der linken Seite von (4.7) kann <strong>mit</strong> den Daten der PIS berechnet werden.<br />
Auf der rechten Seite ist in Zahler und Nenner jeweils nur der erste Term seinem relativen<br />
Verlauf nach bekannt (Zerfallswahrscheinlichkeiten aus Tabelle 4.1, Wirkungsquerschnitte aus<br />
PES). Alle Gro en, die <strong>mit</strong> DDPI zusammenhangen, sind unbekannt.<br />
Um zu einer Abschatzung des Ein usses von DDPI zu kommen, werden nun folgende experimentellen<br />
Beobachtungen berucksichtigt: 1. DDPI, die im Ladungsendzustand <strong>mit</strong> (2+)-Ionen<br />
korreliert ist, besitzt nur eine geringe Intensitat und wird daher in der Summe der DDPI-<br />
Prozesse vernachlassigt (spektraler Untergrund beginnt erst an der (3+)-Schwelle; (2+)-Anteil<br />
4P
4.1. Barium 117<br />
σ(hν,n+) [w.E.]<br />
σ (nl) -1(hν) [w.E.]<br />
Quotient<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
Ba<br />
4d -1<br />
5/2 3/2<br />
(nl) -1<br />
Σ σ<br />
(nl) -1(hν)<br />
4+<br />
2+<br />
3+<br />
σ tot (hν)<br />
σ(3+) + σ(4+)<br />
σ<br />
tot<br />
PIS<br />
(ohne DDPI)<br />
(A) PIS<br />
(B) PES + Koinz.<br />
90 100 110 120 130 140<br />
hν [eV]<br />
PES<br />
Abbildung 4.8: Oben: Partielle Wirkungsquerschnitte fur die Erzeugung von <strong>Photoion</strong>en in<br />
Ba (eigene Messungen). Mitte: Anregungswirkungsquerschnitte verschiedener Unterschalen von<br />
Ba [14, 30, hier bestand Zugri auf die Originaldaten; die Wirkungsquerschnitte werden fur die<br />
Auswertung noch nach Haupt- und Satellitenprozessen unterteilt]. Unten: Mit den Daten von<br />
PIS, PES und den Werten aus Tabelle 4.1 berechnete Quotienten (A) und (B) aus (4.8) bzw.<br />
(4.9) (Erlauterungen siehe Text).<br />
4d -1<br />
5p -1<br />
5s -1
118 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
am Untergrund ist < 5 %). 2. Fluoreszenzzerfall ist vernachlassigbar. Die Summe uber die<br />
Zerfallswahrscheinlichkeiten p(a ! n+) im Zahler ganz rechts ist dann gleich 1 und kann<br />
weggelassen werden. Es ergibt sich un<strong>mit</strong>telbar<br />
(A)<br />
4P<br />
n=3<br />
4P<br />
n=1<br />
(h ; n+)<br />
(h ; n+)<br />
P<br />
4P<br />
(nl) -1<br />
p((nl)<br />
n=3<br />
,1 !n+) (nl) -1(h )+ P<br />
DDPI<br />
P<br />
(nl) -1<br />
(nl) -1(h )+ P<br />
a (h )<br />
DDPI<br />
P<br />
4P<br />
(nl) -1<br />
p((nl)<br />
n=3<br />
,1 !n+) (nl) -1(h )<br />
P<br />
(nl) -1<br />
(nl) -1(h )<br />
a (h )<br />
(4.8)<br />
(B): (4.9)<br />
Relation (4.9) erhalt man durch Fortlassen der DDPI-Wirkungsquerschnitte in Zahler und<br />
Nenner. Es gilt dann das -Zeichen, weil alle beteiligten Terme positiv und die Quotienten<br />
kleiner als 1 sind. Ist DDPI gegenuber den verbliebenen Prozessen vernachlassigbar, so sind die<br />
Ausdrucke (A) und (B) gleich. Durch Vergleich der experimentell bekannten Quotienten (A)<br />
und (B) kann daher die relative Starke des DDPI-Wirkungsquerschnitts im Verhaltnis zu den<br />
ubrigen Wirkungsquerschnitten abgeschatzt werden.<br />
In Abbildung 4.8 unten sind die berechneten Quotienten (A) und (B) uber der Photonenenergie<br />
aufgetragen. Drei Bereiche konnen unterschieden werden:<br />
a.) h =93{98eV (vor den 4d-Schwellen):<br />
Verhaltnis (B) ist hier Null, da laut Tabelle 4.1 unterhalb der 4d-Schwellen keiner der quantitativ<br />
erfa baren Prozesse zu 3+ oder 4+ fuhrt 2 . Die aus Quotient (A) berechnete (3+)-Intensitat<br />
(20{25% 5 % von tot au erhalb der Vorresonanz) stammt also allein aus DDPI-Prozessen.<br />
b.) h = 106 { 135 eV (oberhalb der 4d-Schwellen):<br />
Im Rahmen des Me fehlers stimmen die Verhaltnisse (A) und (B) in diesem Energiebereich<br />
uberein. Daraus la t sich folgern, da bei der Bildung des Quotienten (B) kein wesentlicher<br />
Summand vernachlassigt wurde. DDPI ist folglich im Bereich der 4d-Riesenresonanz kein bedeutender<br />
Anregungskanal. Der intensive, <strong>mit</strong> (3+)-Ionen korrelierte Untergrund im Spektrum<br />
stammt daher zum gro ten Teil aus DDA-Prozessen.<br />
c.) h = 98 { 105 eV (im Bereich der 4d-Schwellen):<br />
Hier liegen die (B)-Werte deutlich uber den (A)-Werten, was Relation (4.9) widerspricht. Zwei<br />
Erklarungen konnen gegeben werden: (1) Die Werte der 4d ,1 -Wirkungsquerschnitte wurden<br />
in diesem Energiebereich aus der Intensitat von Augerlinien extrapoliert [14, 30]. Sie konnten<br />
2 Die vorgelagerte Feinstruktur (Peaks bei h 94 und 96 eV) wird durch diskrete 4d ,1 6p- und 4d ,1 4f-<br />
Anregungen erklart [111]. Zerfallswahrscheinlichkeiten dieser resonanten Anregungen konnten nicht bestimmt<br />
werden, so da hier kein zuverlassiger PES-Wert (B) vorliegt. Der bei diesen Energien auf bis<br />
zu 40 % erhohte Quotient (A) deutet aber an, da wesentlicher Teil der Zerfalle aus der Resonanz <strong>mit</strong><br />
(3+)-Ionen korreliert ist.
4.1. Barium 119<br />
daher systematisch zu hoch liegen. (2) Die Zerfallswahrscheinlichkeiten p(4d ,1 ! n+) sind<br />
moglicherweise im schwellennahen Bereich nicht konstant. Schon die Me werte bei Xe (vgl.<br />
Abbildung 3.4) deuteten eine solche Moglichkeit an. Diese interessante Fragestellung mu te<br />
durch ein neues Experiment geklart werden.<br />
Zusammenfassend wird festgehalten:<br />
1. Mehrelektronenkorrelationen spielen im Bereich der 4d-Riesenresonanz von Ba eine bedeutende<br />
Rolle: Die Ergebnisse der <strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong> (Tabelle 4.1, koinzidente Analyse<br />
des spektralen Untergrunds im Elektronenspektrum, der zu 80 { 90 % <strong>mit</strong> (3+)-Ionen korreliert<br />
ist) in Kombination <strong>mit</strong> den Beobachtungen der <strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong> [14, 30, 116]<br />
belegen, da der Zerfall der 4d ,1 -Lochzustande zu 61(8) % [124] uber kontinuierlichen Doppelauger<br />
erfolgt.<br />
2. RHF-Berechnungen zeigen, da die 4d ,1 -Zerfallswahrscheinlichkeiten in (3+)- und (4+)-<br />
Endzustande stark von der (6s,5d)-Mischung der 4d ,1 -Lochzustande abhangen. Die gute<br />
Ubereinstimmung von theoretischen und experimentellen Ergebnissen konnte durch die Deutung<br />
eines direkten Doppelaugers als Grenzfall eines zweistu gen Augers <strong>mit</strong> extrem kurzlebigem<br />
Zwischenzustand erklart werden. Zeitabhangige Vielteilchenrechnungen konnen hieruber<br />
Aufschlu geben.<br />
3. Die Analyse des letzten Abschnitts hat gezeigt, da DDPI im Bereich der 4d-Riesenresonanz<br />
von Ba kein starker Anregungskanal ist. Der intensive, <strong>mit</strong> (3+)-Ionen korrelierte Untergrund<br />
im Spektrum stammt zum gro ten Teil aus DDA-Prozessen.
120 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
4.2 Samarium und Europium<br />
Samarium (Sm), Z =62, und Europium (Eu), Z =63, sind Elemente aus der Gruppe der Seltenen<br />
Erden, die hier wegen der Ahnlichkeit ihrer Kon gurationen gemeinsam diskutiert werden<br />
sollen. Im Vergleich zu Ba sind in ihren Grundzustanden Sm: [Kr]4d 10 5s 2 5p 6 4f 6 6s 2 ( 7 F0) und<br />
Eu: [Kr]4d 10 5s 2 5p 6 4f 7 6s 2 ( 8 S7=2) sechs bzw. sieben gebundene 4f-Elektronen hinzugekommen.<br />
Die halbgefullte 4f-Schale von Eu bildet einen festen Verband <strong>mit</strong> quasi-abgeschlossenem<br />
Charakter. Zum Ausdruck kommt dies z. B. in der Energielage des 4f 7 ( 8 S7=2)-Zustandes, der<br />
als Ergebnis einer RHF-Berechnung [74] etwa 3.4 eV unterhalb des nachsthoheren Zustands<br />
der Grundzustandskon guration liegt. Die stabile Drehimpulskopplung der 4f-Elektronen fuhrt<br />
bei Eu zu einer starken Vereinfachung des Anregungsspektrums. Eine Dipolanregung erfolgt in<br />
nur wenige Zustande <strong>mit</strong> 4f 7 ( 8 S)-Parenttermen und Gesamtdrehimpulsen J =5=2;7=2;9=2.<br />
Die reduzierte Komplexitat des Problems begunstigt die Anwendung von Vielteilchentheorien,<br />
so da die <strong>Photoion</strong>isation im Anregungsenergiebereich der 4d-Riesenresonanz von Eu bereits<br />
des ofteren theoretisch untersucht wurde [126{130].<br />
Demgegenuber stellt Sm ein o enschaliges System dar, das durch eine komplexe Multiplettstruktur<br />
von Anregungskanalen gekennzeichnet ist. Zwar besitzt auch hier der 4f 6 ( 7 F )-Parentterm,<br />
bei dem die Spins aller 4f-Elektronen parallel stehen, eine erhohte Stabilitat, doch sind<br />
durch Hinzunahme eines 4d-Loches im angeregten Zustand in strenger LS-Kopplung bereits<br />
4d 9 4f 6 ( 6;8 P; D; F; G; H)-Terme moglich, an die dann noch ein (4; )f-Elektron koppelt. Eine<br />
zusatzliche Verkomplizierung tritt dadurch auf, da bei der experimentellen Verdampfungstemperatur<br />
(siehe Tabelle 1.1) neben dem Grundzustand noch weitere Zustande: 4f 6 ( 7 F0:::6)<br />
thermisch bevolkert sind [131]. Uber Sm ist mir nur eine theoretische Arbeit bekannt [132].<br />
Ein ausgewogeneres Verhaltnis liegt bei der Anzahl experimenteller Untersuchungen vor, da<br />
Gasphasenexperimente bei beiden Elementen <strong>mit</strong> ahnlichem Schwierigkeitsgrad behaftet sind.<br />
Es wurden im Bereich der 4d-Riesenresonanz Messungen zur Absorptions<strong>spektroskopie</strong> [15,<br />
133, 134], <strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong> [15, 30, 117, 135{137] und <strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong><br />
[119, 138, 139] durchgefuhrt.<br />
Als wichtige Anregungskanale sind bei beiden Elementen gegenuber Ba die diskreten 4d!4f-<br />
Kanale hinzugekommen (vgl. Seite 101), welche bereits die direkten 4d! f-Kanale an Starke<br />
ubertre en. Autoionisation der angeregten 4d ,1 4f +1 -Zustande in 5s ,1 l, 5p ,1 l, 4f ,1 l und<br />
6s ,1 l-Kanale fuhrt zu deren resonanter Verstarkung, wobei hier die 4f ,1 l-Endzustande dominieren<br />
[14].<br />
Anknupfungspunkt an bereits bekannte Ergebnisse sind auch in diesem Abschnitt <strong>Photoelektron</strong>enspektren<br />
und ein <strong>Photoion</strong>enspektrum, die in den folgenden Abbildungen zu sehen sind.<br />
Am Beispiel des Ionenausbeutespektrums von Eu in Abbildung 4.9 ist zu erkennen, da sich die<br />
Verhaltnisse im Vergleich zu Ba (siehe Abbildung 4.1) deutlich verandert haben: Gegenuber<br />
Ba tritt nun zusatzlich ein intensives (1+)-Signal auf, das (nach Nachweiskorrektur) an Intensitat<br />
etwa <strong>mit</strong> dem (2+)-Signal gleichzieht. Dies weist auf die Existenz wichtiger, zusatzlicher<br />
Anregungs- und Zerfallskanale hin, die bei Ba nicht vorhanden sind.
4.2. Samarium und Europium 121<br />
Intensität [Cts.]<br />
15000<br />
10000<br />
5000<br />
0<br />
Eu<br />
hν = 138.5 eV<br />
4+<br />
3+ 2+<br />
1+<br />
200 250 300 350 400 450<br />
TOF Kanal<br />
Abbildung 4.9: <strong>Photoion</strong>enspektrum von Eu bei einer Photonenenergie von 138.5 eV im Bereich<br />
der 4d ,1 (4; )f-Riesenresonanz (nicht nachweiskorrigiert).<br />
Wie man den <strong>Photoelektron</strong>enspektren in Abbildung 4.10 und 4.11 oben entnimmt, handelt<br />
es sich bei den zugehorigen, ionischen Endzustanden o ensichtlich um 4f ,1 -Lochzustande,<br />
die energetisch zum gro ten Teil unterhalb der (2+)-Schwelle lokalisiert und daher notwendigerweise<br />
<strong>mit</strong> (1+)-Ionen korreliert sind. Weiter sind in diesen Spektren Linienstrukturen aus<br />
der 5p- und 5s-<strong>Photoion</strong>isation zu erkennen sowie eine resonante N45O23O23-Augerstruktur,<br />
die beim Zerfall angeregter 4d ,1 nl-Zustande in 5p ,2 nl-Endzustande entsteht [30]. In beiden<br />
Spektren wird ein intensiver, kontinuierlicher Untergrund, der die charakteristische Form eines<br />
Shake-o -Untergrunds aufweist, beobachtet.<br />
4.2.1 <strong>Koinzidenz</strong>messungen<br />
Zur Wahl der Photonenenergie ist folgendes anzumerken: Wie bei Ba mu te ein Kompromi<br />
zwischen Anregungswirkungsquerschnitt der untersuchten Unterschalen, Photonen u ,<br />
CMA-Transmission und Vermeidung des Uberlapps von Photo- und Augerlinien im Spektrum<br />
gefunden werden. Ein Schwergewicht wurde auf die Untersuchung der 4d- (Ba, Sm, Eu) und<br />
5s-Photolinien (Sm, Eu) gelegt, bei denen aufgrund der Energielage Zerfalle in verschieden<br />
geladene Endzustande zu erwarten waren. Zur Untersuchung der 5s-Photolinien in Sm und Eu<br />
wurde h =129 bzw. 138.5 eV gewahlt, wo eine weitgehende Trennung von der benachbarten<br />
N45-Augergruppe gegeben ist. Bei Sm liegt diese Energie unterhalb der 4d-Ionisationsschwellen,<br />
bei Eu innerhalb. Die 4d-Photolinien wurden bei h = 158 eV (Sm) bzw. 168 eV (Eu) untersucht.<br />
Auf den kommenden 12 Seiten werden die Ergebnisse der <strong>Koinzidenz</strong>messungen an Sm und Eu<br />
und die daraus berechneten FIRE-Spektren vorgestellt. Zur Erlauterung der Darstellung sowie<br />
der FIRE-Spektren sei auf Abschnitt 4.1.1 (Ba) verwiesen.
122 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
EDC dσ(hν,ε)/dε [w.E.]<br />
p(hν,ε,n+)<br />
20<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
110 90 70 50 30 10<br />
Sm<br />
kontinuierlicher<br />
Untergrund<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
hν = 129 eV<br />
Γ M = 1 eV<br />
res. Auger<br />
N45O23O23 5s -1<br />
5p -1<br />
4f -1 -<br />
Sat.<br />
0<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
4+ 4+<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
3+<br />
3+<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
2+<br />
2+<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
1+<br />
1+<br />
10 30 50 70 90 110 130<br />
kinetische Energie ε [eV]<br />
Abbildung 4.10: Oben: <strong>Photoelektron</strong>enspektrum von Sm bei h = 129 eV. Nichtkoinzidenter<br />
Untergrund (falsche Starts) wurde subtrahiert. Intensitat und Verlauf des koinzidenten Untergrunds<br />
sind <strong>mit</strong> einem erheblichen, systematischen Fehler von ca. 30 { 50 % belastet, da nur<br />
wenige Stutzstellen zur Trennung beider Untergrunde vorlagen. Unten: Gemessene Korrelationswahrscheinlichkeiten<br />
p(h ; ; n+) fur die verschiedenen ionischen Ladungsendzustande Sm<br />
1+ ::: 4+ (Schwellen aus [131]).<br />
T<br />
S<br />
4f -1<br />
6s -1
4.2. Samarium und Europium 123<br />
EDC dσ(hν,ε)/dε [w.E.]<br />
p(hν,ε,n+)<br />
24<br />
20<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
0<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
130 110 90 70 50 30 10<br />
Eu<br />
4+<br />
3+<br />
2+<br />
1+<br />
x 2<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
res. Auger 5s<br />
Untergrund N45O23O23 -1<br />
kontinuierlicher<br />
4+<br />
hν = 138.5 eV<br />
Γ M = 1.1 eV<br />
3+<br />
5p -1<br />
x 2<br />
2+<br />
4f -1 -<br />
Sat.<br />
S<br />
4f -1<br />
10 30 50 70 90 110 130<br />
kinetische Energie ε [eV]<br />
Abbildung 4.11: Oben: <strong>Photoelektron</strong>enspektrum von Eu bei h = 138:5 eV. Nichtkoinzidenter<br />
Untergrund (falsche Starts) wurde subtrahiert. Intensitat und Verlauf des koinzidenten<br />
Untergrunds sind <strong>mit</strong> einem erheblichen, systematischen Fehler von ca. 30 { 50 % belastet, da<br />
nur wenige Stutzstellen zur Trennung beider Untergrunde vorlagen. Unten: Gemessene Korrelationswahrscheinlichkeiten<br />
p(h ; ; n+) fur die verschiedenen ionischen Ladungsendzustande Eu<br />
1+ ::: 4+ (Schwellen aus [131]).<br />
1+<br />
6s -1
124 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
Fit dσ(hν,ε)/dε [rel. E.]<br />
FIRE-Spektren dσ(hν,ε,n+)/dε [rel. E.]<br />
20<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
0<br />
2<br />
1<br />
0<br />
8<br />
4<br />
0<br />
12<br />
6<br />
0<br />
16<br />
8<br />
0<br />
120 100 80 60 40 20 0<br />
Sm<br />
4+<br />
3+<br />
2+<br />
1+<br />
kontinuierlicher<br />
Untergrund<br />
4+<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
hν = 129 eV<br />
Γ M = 1 eV<br />
res. Auger<br />
N45O23O23 res. Auger<br />
x 3<br />
5s -1<br />
3+<br />
5s -1<br />
5s -1<br />
5p -1<br />
5p -1<br />
2+<br />
4f -1 -<br />
Sat.<br />
S<br />
T<br />
T S<br />
4f -1<br />
10 30 50 70 90 110 130<br />
kinetische Energie ε [eV]<br />
Abbildung 4.12: Oben: Fit des <strong>Photoelektron</strong>enspektrums aus Abbildung 4.10 <strong>mit</strong> Gau prolen<br />
und polynomischem Untergrund. Unten: Berechnete FIRE-Spektren fur die verschiedenen<br />
ionischen Ladungsendzustande. Die Summe der FIRE-Spektren ergibt wieder die obere Fitkurve,<br />
was durch die Schichtendarstellung im oberen Bildteil zum Ausdruck kommt (weitere<br />
Erlauterungen siehe Text).<br />
4f -1<br />
1+<br />
S<br />
6s -1<br />
6s -1
4.2. Samarium und Europium 125<br />
Fit dσ(hν,ε)/dε [rel. E.]<br />
FIRE-Spektren dσ(hν,ε,n+)/dε [rel. E.]<br />
130 110 90 70 50 30 10<br />
24<br />
20<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
0<br />
2<br />
1<br />
0<br />
4<br />
2<br />
0<br />
4<br />
2<br />
0<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Eu<br />
4+<br />
3+<br />
2+<br />
1+<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
kontinuierlicher<br />
Untergrund<br />
4+<br />
hν = 138.5 eV<br />
Γ M = 1.1 eV<br />
5s -1<br />
5p -1<br />
res. Auger 4f -1 -<br />
N45O23O23 Sat.<br />
x 2<br />
S<br />
res. Auger<br />
3+<br />
5s -1<br />
5s -1<br />
5p -1<br />
2+<br />
4f -1<br />
10 30 50 70 90 110 130<br />
kinetische Energie ε [eV]<br />
Abbildung 4.13: Oben: Fit des <strong>Photoelektron</strong>enspektrums aus Abbildung 4.11 <strong>mit</strong> Gau prolen<br />
und polynomischem Untergrund. Unten: Berechnete FIRE-Spektren fur die verschiedenen<br />
ionischen Ladungsendzustande. Die Summe der FIRE-Spektren ergibt wieder die obere Fitkurve,<br />
was durch die Schichtendarstellung im oberen Bildteil zum Ausdruck kommt (weitere<br />
Erlauterungen siehe Text).<br />
S<br />
1+<br />
4f -1<br />
6s -1<br />
6s -1
126 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
EDC dσ(hν,ε)/dε [w.E.]<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
Sm res. Auger<br />
6<br />
8<br />
F F<br />
N 45 O 23 O 23<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
60 55 50 45 40<br />
hν = 129 eV<br />
Γ M = 1 eV<br />
5s -1<br />
p(hν,ε,3+)<br />
p(hν,ε,2+)<br />
3+<br />
70 75 80 85 90<br />
kinetische Energie ε [eV]<br />
Abbildung 4.14: Oben: <strong>Photoelektron</strong>enspektrum von Sm im Bereich der 5s-Photolinien bei<br />
h = 129 eV. Nichtkoinzidenter Untergrund von ca. 1.5 Skt wurde abgezogen. Unten: Gemessene<br />
Korrelationswahrscheinlichkeiten p(h ; ; n+) fur die ionischen Ladungsendzustande Sm 2+<br />
und 3+, dargestellt als Schichtendiagramm. Die begrenzende Kurve erhalt man durch Division<br />
der FIRE-Spektren in Abbildung 4.16 durch die zugehorige Fitkurve. (1+)-Me werte sind im<br />
Rahmen des Fehlers Null und wurden aus Ubersichtlichkeitsgrunden weggelassen.
4.2. Samarium und Europium 127<br />
EDC dσ(hν,ε)/dε [w.E.]<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
Eu<br />
hν = 138.5 eV<br />
Γ<br />
M = 1.1 eV<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
65 60 55 50 45 40<br />
res. Auger<br />
N 45 O 23 O 23<br />
7 S<br />
5s -1<br />
9 S<br />
p(hν,ε,3+)<br />
p(hν,ε,2+)<br />
3+<br />
70 75 80 85 90 95 100<br />
kinetische Energie ε [eV]<br />
Abbildung 4.15: Oben: <strong>Photoelektron</strong>enspektrum von Eu im Bereich der 5s-Photolinien bei<br />
h = 138:5 eV. Nichtkoinzidenter Untergrund von ca. 0.7 Skt wurde abgezogen. Unten: Gemessene<br />
Korrelationswahrscheinlichkeiten p(h ; ; n+) fur die ionischen Ladungsendzustande Eu 2+<br />
und 3+, dargestellt als Schichtendiagramm. Die begrenzende Kurve erhalt man durch Division<br />
der FIRE-Spektren in Abbildung 4.17 durch die zugehorige Fitkurve. (1+)-Me werte sind im<br />
Rahmen des Fehlers Null und wurden aus Ubersichtlichkeitsgrunden weggelassen.
128 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
Fit dσ(hν,ε)/dε [rel. E.]<br />
FIRE-Spektren dσ(hν,ε,n+)/dε [rel. E.]<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Sm 8<br />
res. Auger<br />
F<br />
3+<br />
2+<br />
N 45 O 23 O 23<br />
hν = 129 eV<br />
Γ M = 1 eV<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
60 55 50 45 40<br />
6F<br />
3+<br />
5s -1<br />
2+<br />
3+<br />
70 75 80 85 90<br />
kinetische Energie ε [eV]<br />
Abbildung 4.16: Oben: Fit des <strong>Photoelektron</strong>enspektrums aus Abbildung 4.14 <strong>mit</strong> Gau prolen<br />
und polynomischem Untergrund. Unten: Berechnete FIRE-Spektren fur die Ladungsendzustande<br />
Sm 2+ und 3+. Die resonante N45-Augergruppe wurde vollstandig dem (3+)-Spektrum<br />
zugeordnet, da die zugehorigen Endzustande oberhalb der (3+)-Schwelle liegen. Die Summe der<br />
FIRE-Spektren ergibt wieder die obere Fitkurve, was durch die Schichtendarstellung im oberen<br />
Bildteil zum Ausdruck kommt (weitere Erlauterungen siehe Text).
4.2. Samarium und Europium 129<br />
Fit dσ(hν,ε)/dε [rel. E.]<br />
FIRE-Spektren dσ(hν,ε,n+)/dε [rel. E.]<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Eu<br />
hν = 138.5 eV<br />
Γ<br />
M = 1.1 eV<br />
3+<br />
2+<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
65 60 55 50 45 40<br />
res. Auger<br />
N 45 O 23 O 23<br />
7 S<br />
3+<br />
5s -1<br />
9 S<br />
2+<br />
3+<br />
70 75 80 85 90 95 100<br />
kinetische Energie ε [eV]<br />
Abbildung 4.17: Oben: Fit des <strong>Photoelektron</strong>enspektrums aus Abbildung 4.15 <strong>mit</strong> Gau prolen<br />
und polynomischem Untergrund. Unten: Berechnete FIRE-Spektren fur die Ladungsendzustande<br />
Eu 2+ und 3+. Die resonante N45-Augergruppe wurde vollstandig dem (3+)-Spektrum<br />
zugeordnet, da die zugehorigen Endzustande oberhalb der (3+)-Schwelle liegen. Die Summe der<br />
FIRE-Spektren ergibt wieder die obere Fitkurve, was durch die Schichtendarstellung im oberen<br />
Bildteil zum Ausdruck kommt (weitere Erlauterungen siehe Text).
130 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
EDC dσ(hν,ε)/dε [w.E.]<br />
12<br />
10<br />
6,8<br />
L<br />
4d<br />
8<br />
L<br />
8<br />
-1<br />
144 140 136 132 128 124<br />
Sm<br />
hν = 158 eV<br />
Γ<br />
M = 1.2 eV<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
p(hν,ε,4+)<br />
p(hν,ε,3+)<br />
p(hν,ε,2+)<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
15 20 25 30<br />
kinetische Energie ε [eV]<br />
Abbildung 4.18: Oben: <strong>Photoelektron</strong>enspektrum von Sm im Bereich der 4d-Photolinien bei<br />
h = 158 eV. Nichtkoinzidenter Untergrund von ca. 2 Skt wurde abgezogen. Unten: Gemessene<br />
Korrelationswahrscheinlichkeiten p(h ; ; n+) fur die verschiedenen ionischen Ladungsendzustande<br />
Sm 2+ ::: 4+, dargestellt als Schichtendiagramm. Die begrenzenden Kurven erhalt<br />
man durch Division der FIRE-Spektren in Abbildung 4.20 durch die zugehorige Fitkurve. (1+)-<br />
Me werte sind im Rahmen des Fehlers Null und wurden aus Ubersichtlichkeitsgrunden weggelassen.
4.2. Samarium und Europium 131<br />
EDC dσ(hν,ε)/dε [w.E.]<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1.0<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0.0<br />
Eu<br />
p(hν,ε,4+)<br />
p(hν,ε,3+)<br />
p(hν,ε,2+)<br />
7,9 D<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
148 144 140 136 132<br />
4d -1<br />
9 D<br />
20 24 28 32 36<br />
kinetische Energie ε [eV]<br />
hν = 168 eV<br />
Γ M = 1.3 eV<br />
Abbildung 4.19: Oben: <strong>Photoelektron</strong>enspektrum von Eu im Bereich der 4d-Photolinien bei<br />
h = 168 eV. Nichtkoinzidenter Untergrund von ca. 2 Skt wurde abgezogen. Unten: Gemessene<br />
Korrelationswahrscheinlichkeiten p(h ; ; n+) fur die verschiedenen ionischen Ladungsendzustande<br />
Eu 2+ ::: 4+, dargestellt als Schichtendiagramm. Die begrenzenden Kurven erhalt<br />
man durch Division der FIRE-Spektren in Abbildung 4.21 durch die zugehorige Fitkurve. (1+)-<br />
Me werte sind im Rahmen des Fehlers Null und wurden aus Ubersichtlichkeitsgrunden weggelassen.
132 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
Fit dσ(hν,ε)/dε [rel. E.]<br />
FIRE-Spektren dσ(hν,ε,n+)/dε [rel. E.]<br />
12<br />
10<br />
6,8<br />
L 4d<br />
8<br />
L<br />
8<br />
-1 144 140 136 132 128 124<br />
Sm<br />
hν = 158 eV<br />
4+<br />
Γ<br />
M = 1.2 eV<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
3 4+<br />
2<br />
1<br />
0<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
2<br />
1<br />
0<br />
3+<br />
2+<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
3+<br />
2+<br />
16 20 24 28 32<br />
kinetische Energie ε [eV]<br />
Abbildung 4.20: Oben: Fit des <strong>Photoelektron</strong>enspektrums aus Abbildung 4.18 <strong>mit</strong> Gau prolen<br />
und polynomischem Untergrund. Unten: Berechnete FIRE-Spektren fur die Ladungsendzustande<br />
Sm 2+, 3+und 4+. Die Summe der FIRE-Spektren ergibt wieder die obere Fitkurve,<br />
was durch die Schichtendarstellung im oberen Bildteil zum Ausdruck kommt (weitere Erlauterungen<br />
siehe Text).
4.2. Samarium und Europium 133<br />
Fit dσ(hν,ε)/dε [rel. E.]<br />
FIRE-Spektren dσ(hν,ε,n+)/dε [rel. E.]<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Eu<br />
2 4+<br />
1<br />
0<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
2<br />
1<br />
0<br />
3+<br />
2+<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
148 144 140 136 132<br />
7,9 D<br />
4+<br />
3+<br />
2+<br />
4d -1<br />
9 D<br />
hν = 168 eV<br />
Γ M = 1.3 eV<br />
20 24 28 32 36<br />
kinetische Energie ε [eV]<br />
Abbildung 4.21: Oben: Fit des <strong>Photoelektron</strong>enspektrums aus Abbildung 4.19 <strong>mit</strong> Gau prolen<br />
und polynomischem Untergrund. Unten: Berechnete FIRE-Spektren fur die Ladungsendzustande<br />
Eu 2+,3+und 4+. Die Summe der FIRE-Spektren ergibt wieder die obere Fitkurve, was<br />
durch die Schichtendarstellung im oberen Bildteil zum Ausdruck kommt (weitere Erlauterungen<br />
siehe Text).
134 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
4.2.2 Zerfallswege der 6s ,1 -, 4f ,1 -, 5p ,1 - und 5s ,1 -Lochzustande<br />
In diesem Abschnitt werden die Zerfallskanale der angeregten Einfachlochzustande in Sm + und<br />
Eu + analysiert, fur die Zerfallswahrscheinlichkeiten (Verzweigungsverhaltnisse) in die verschiedenen<br />
ionischen Ladungsendzustande bestimmt werden konnten. Als wichtiges Hilfs<strong>mit</strong>tel fur<br />
die Diskussion dienen neben den gezeigten <strong>Koinzidenz</strong>me daten zwei Energieniveauschemata<br />
in Abbildung 4.22 und 4.23, die auf der Basis von Single Con guration (SC) RHF-Berechnungen<br />
<strong>mit</strong> dem Cowan-Programm [74] erstellt wurden. Energieniveaus der untersuchten Einfachlochzustande<br />
sowie bekannte (n+)-Ionisationsschwellen und die Lage von (2+)-Endzustanden aus<br />
der Augerelektronen<strong>spektroskopie</strong> [30] sind dort eingetragen. Eine Berucksichtigung von Kongurationsmischungen<br />
(etwa (6s,5d)-Mischungen wie bei Ba) war aufgrund der vorhandenen<br />
Rechnerkapazitat nicht moglich. Die Schemata sind durch das Hinzukommen der teilgefullten<br />
4f-Schale deutlich komplexer geworden als bei Ba (Abbildung 4.6), und die Zahl der Zustande<br />
wird enorm gro , wenn weitere o ene Schalen ankoppeln.<br />
Fluoreszenzzerfall, Zerfall der 6s ,1 -, 4f ,1 - und 5p ,1 -Lochzustande<br />
Fur den 6s ,1 -Lochzustand und den gro ten Teil der 4f ,1 -Lochzustande ist aufgrund der Energielage<br />
unterhalb der (2+)-Schwelle ein Augerzerfall ausgeschlossen, was durch die <strong>Koinzidenz</strong>me<br />
werte bestatigt wird. Diese Zustande zerfallen gegebenenfalls uber Fluoreszenzemission in<br />
den Grundzustand des einfach geladenen Ions. Unter den 4f ,1 6s ,1 nl-Satelliten existieren<br />
aber interessanterweise bei beiden Elementen einige Zustande, die knapp oberhalb der (2+)-<br />
Schwelle liegen. Anhand dieser Satelliten konnte die Frage geklart werden, ob Augerzerfall<br />
gegenuber Fluoreszenzzerfall dominiert, sobald er energetisch moglich ist, oder ob hinsichtlich<br />
der relativen Starke beider Konkurrenzprozesse ein allmahlicher Ubergang erfolgt:<br />
Die Messungen (vgl. Abbildung 4.10 { 4.13) ergaben eine klare Entscheidung zugunsten eines<br />
N6;7VV-Augerzerfalls, so bei Satellit S von Eu (0.6 eV oberhalb der Schwelle) <strong>mit</strong> 95(3) % und<br />
bei Satellit T von Sm (2.3 eV oberhalb) <strong>mit</strong> 97(7) % (2+)-<strong>Koinzidenz</strong>en. Sobald ein Augerzerfall<br />
energetisch moglich ist, dominiert er also klar gegenuber Fluoreszenzzerfall. Entsprechend<br />
" scharf\ ist in den gezeigten <strong>Koinzidenz</strong>- und FIRE-Spektren die Trennlinie zwischen<br />
Zustanden, die <strong>mit</strong> (1+)- und (2+)-Ionen korreliert sind 3 .<br />
Wie in Abbildung 4.10 { 4.13 zu erkennen ist, sind die 5p-Photo- und Satellitenlinien im Energiebereich<br />
zwischen (2+)- und (3+)-Schwelle lokalisiert. Aufgrund der energetischen Lage der<br />
zugehorigen Lochzustande werden einfache Augerzerfalle in 6s ,2 l-, 4f ,1 6s ,1 l- und 4f ,2 l-<br />
Endzustande erwartet (vgl. Energieniveauschemata). Dies wird durch die <strong>Koinzidenz</strong>messungen<br />
bestatigt, die im Rahmen des Fehlers ausschlie lich (2+)-<strong>Koinzidenz</strong>en liefern. Zugehorige<br />
Augerlinien sind in Ref. [140] beobachtet worden.<br />
3 Auflosungsbedingt ist allerdings eine gewisse Verbreiterung der Trennlinie zu beobachten: So lieferten<br />
z. B. die Messungen bei Satellit S von Sm (0.4 eV unterhalb der (2+)-Schwelle gelegen) etwa 30{50%<br />
(2+)-<strong>Koinzidenz</strong>en.
4.2. Samarium und Europium 135<br />
Zerfall der 5s ,1 -Lochzustande<br />
Betrachtet wird nun der Energiebereich der 5s-Photolinien (Abbildung 4.14 { 4.17): Bei beiden<br />
Elementen werden zwei nicht aufgeloste Liniengruppen im Abstand von 3 bzw. 4 eV beobachtet.<br />
Fur die Aufspaltung ist moglicherweise die Spin-Kopplung des verbleibenden 5s-Elektrons <strong>mit</strong><br />
der 4f-Schale verantwortlich [130]. Die Linien sitzen auf einem intensiven Untergrund und<br />
uberlappen zum Teil <strong>mit</strong> der benachbarten, resonanten N45-Augergruppe, die aufgrund der<br />
Lage der zugehorigen Endzustande ausschlie lich <strong>mit</strong> (3+)-Ionen korreliert ist. Zu hoheren<br />
kinetischen Energien hin wird ein starker Anstieg des <strong>mit</strong> (2+)-Ionen korrelierten Untergrunds<br />
beobachtet. Dieser Untergrund stammt sicher zum Teil aus der direkten Doppelphotoionisation.<br />
Zu einem anderen Teil wird er vermutlich durch 5p-Satellitenlinien gebildet, die hier nicht<br />
aufgelost werden konnten.<br />
Die 5s ,1 -Lochzustande liegen laut Energieniveauschema 5 eV bzw. 8{9eVoberhalb der (3+)-<br />
Schwelle, so da ein Zerfall in (2+)- und (3+)-Endzustande erwartet wird. Eine ahnliche Situation<br />
ist bei den 4d ,1 -Lochzustanden in Xe gegeben (vgl. Abschnitt 3.2.3), die 2 eV bzw.<br />
4 eV oberhalb der (3+)-Schwelle liegen und bei denen 16(1) % bzw. 22(1) % der Zerfalle uber<br />
direkten Doppelauger (DDA) nach 3+ fuhren. Bei den 5s ,1 -Zustanden in Sm (Eu) wird nun<br />
<strong>mit</strong> 53(7) % (55(7) %) und 67(5) % (83(5) %) ein wesentlich hoherer Anteil von Zerfallen nach<br />
3+ beobachtet (vgl. Tabelle 4.3 und 4.4).<br />
Anders als bei den 4d ,1 -Lochzustanden in Xe existiert fur die 5s ,1 -Lochzustande in Sm und<br />
Eu laut Energieniveauschema eine gro e Anzahl von (2+)-Zwischenzustanden, uber die ein<br />
zweistu ger Augerzerfall nach 3+ erfolgen kann. Mogliche Prozesse sind:<br />
Eu + 5s ,1 ! Eu 2+<br />
8<br />
><<br />
>:<br />
5p ,1 6s ,1 l (CK)<br />
5p ,1 4f ,1 l (CK)<br />
4f ,2 l<br />
! Eu 3+ 4f ,1 6s ,2 l<br />
0 l 0<br />
(4.10)<br />
und fur Sm entsprechend. Aufgrund des guten Uberlapps von 5s- und 5p-Wellenfunktion<br />
werden dabei vermutlich im ersten Schritt die <strong>mit</strong> (CK) gekennzeichneten Coster-Kronig-<br />
Ubergange bevorzugt. Zudem handelt es sich bei den oberhalb der (3+)-Schwelle angesiedelten<br />
ionischen 4f ,2 -Zustanden laut Berechnung um Zustande <strong>mit</strong> teilweise antiparallelen Spins<br />
der 4f-Elektronen. Beim zweistu gen Augerzerfall uber 4f ,2 l-Zwischenzustande mu also<br />
zusatzlich ein Spin-Flip innerhalb der 4f-Schale auftreten, was diesen Zerfallsweg ungunstig<br />
erscheinen la t.<br />
Wie man anhand des Verlaufs der gemessenen Wahrscheinlichkeiten im unteren Teil der Abbildungen<br />
4.14 und 4.15 erkennt, nimmt die Wahrscheinlichkeit fur (2+)-Endzustande oberhalb<br />
der (3+)-Schwelle rasch ab. Einstu ger Augerzerfall, der laut Energieniveauschema in 4f ,2 l-<br />
Endzustande sowie in 6s ,2 l- und 4f ,1 6s ,1 l-Endzustande fuhrt, verliert also sehr schnell an<br />
Gewicht, sobald ein Zerfall uber die in (4.10) genannten Wege energetisch moglich wird. Dies<br />
spricht erneut fur die Bedeutung der genannten CK-Ubergange. Zwischen welchen Zustanden<br />
die Zerfalle statt nden, und ob eventuell sogar direkte Doppelaugers beteiligt sind, kann nur<br />
durch eine Analyse des zugehorigen Augerspektrums (vgl. Ref. [140]) in Verbindung <strong>mit</strong> Vielteilchenberechnungen<br />
geklart werden.
136 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Sm<br />
T<br />
S<br />
4d -1<br />
5s -1<br />
5p -1<br />
6s<br />
(1+)-Schwelle<br />
-1<br />
4f -1<br />
Sm +<br />
1152<br />
5s -1 6s -1<br />
3390<br />
5p -1 6s -1<br />
295<br />
6s -2<br />
(2+)-Schwelle<br />
396<br />
5s -1 4f -1<br />
1168<br />
5p -1 4f -1<br />
396<br />
4f -1 6s -1<br />
Sm 2+<br />
295<br />
5s -2<br />
3390<br />
5s -1 5p -1<br />
4209<br />
5p -2<br />
107<br />
4f -2<br />
5 L<br />
8297<br />
5p -2 6s -1<br />
1695<br />
5p -1 6s -2<br />
198<br />
4f -1 6s -2<br />
(3+)-Schwelle<br />
2858<br />
5p -2 4f -1<br />
2305<br />
208<br />
4f -2 6s -1<br />
5539<br />
5p -3<br />
611<br />
5p -1 4f -2<br />
41<br />
4f -3<br />
5p -1 4f -1 6s -1<br />
Sm 3+<br />
107<br />
4f -2 6s -2<br />
(4+)-Schwelle<br />
Sm 4+<br />
Abbildung 4.22: Vereinfachtes Energieniveauschema von Sm: [Kr]4d 10 5s 2 5p 6 4f 6 6s 2 (Energieniveaus<br />
von Sm + aus [15], (n+)-Ionisationsschwellen aus [131]). Jedes Kastchen umrahmt die<br />
Energieniveaus der zugehorigen Kon guration. Fetter Rahmen: Energieniveaus aus experimentell<br />
beobachteten Augerlinien [30]. Dunner Rahmen: Energieniveaus aus SC RHF-Berechnungen<br />
<strong>mit</strong> dem Cowan-Programm [74]. Nummern in den Kastchen: Anzahl der berechneten Energieniveaus<br />
der Kon guration.
4.2. Samarium und Europium 137<br />
Ionisationsenergie I [eV]<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Eu<br />
S<br />
4d -1<br />
5s -1<br />
5p -1<br />
4f -1<br />
6s<br />
(1+)-Schwelle<br />
-1<br />
Eu +<br />
1291<br />
5s -1 6s -1<br />
3808<br />
5p -1 6s -1<br />
327<br />
6s -2<br />
(2+)-Schwelle<br />
576<br />
5s -1 4f -1<br />
1695<br />
5p -1 4f -1<br />
576<br />
4f -1 6s -1<br />
Eu 2+<br />
327<br />
5s -2<br />
3808<br />
5s -1 5p -1<br />
6 L<br />
9448<br />
295<br />
(3+)-Schwelle<br />
4209<br />
4724 3390<br />
5p -2<br />
198<br />
4f -2<br />
5p -2 6s -1<br />
1928<br />
5p -1 6s -2<br />
4f -1 6s -2<br />
5p -2 4f -1<br />
396<br />
4f -2 6s -1<br />
6308<br />
5p -3<br />
1168<br />
5p -1 4f -2<br />
107<br />
4f -3<br />
5p-1 4f -1 6s -1<br />
Eu 3+<br />
198<br />
4f -2 6s -2<br />
(4+)-Schwelle<br />
Eu 4+<br />
Abbildung 4.23: Vereinfachtes Energieniveauschema von Eu: [Kr]4d 10 5s 2 5p 6 4f 7 6s 2 (Energieniveaus<br />
von Eu + aus [15], (n+)-Ionisationsschwellen aus [131]). Jedes Kastchen umrahmt die<br />
Energieniveaus der zugehorigen Kon guration. Fetter Rahmen: Energieniveaus aus experimentell<br />
beobachteten Augerlinien [30]. Dunner Rahmen: Energieniveaus aus SC RHF-Berechnungen<br />
<strong>mit</strong> dem Cowan-Programm [74]. Nummern in den Kastchen: Anzahl der berechneten Energieniveaus<br />
der Kon guration.
138 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
Tabelle 4.3: Gemessene Zerfallswahrscheinlichkeiten von Einfachlochzustanden in Sm fur die<br />
verschiedenen ionischen Ladungsendzustande. (Ionisationsenergien und Zuordung der Satelliten<br />
aus Ref. [15]; Zuordnung der 5s ,1 -Zustande in Analogie zu Eu; Zuordung der 4d ,1 -Zustande<br />
aus dieser Arbeit).<br />
Anfangs- Ladungsendzustand<br />
I [eV]<br />
zustand<br />
1+ 2+ 3+ 4+<br />
6s ,1 ( 6;8 F ) 5.7 1.00 | | |<br />
4f ,1 ( 6 H; 6 F) 9.2 1.00 | | |<br />
4f ,1 6s ,1 7s( 6 P ) 19.0 0.03(7) 0.97(7) | |<br />
5p ,1 26.9 0.02(2) 0.98(2) | |<br />
5p ,1 31.4 0.00(9) 1.00(9) | |<br />
5s ,1 ( 8 F ) 45.2 0.00(1) 0.47(7) 0.53(7) |<br />
5s ,1 ( 6 F ) 48.2 0.00(1) 0.33(5) 0.67(5) |<br />
4d ,1 ( 8 L) 130.9 0.00(1) 0.00(3) 0.83(3) 0.17(3)<br />
4d ,1 ( 6;8 L)<br />
135.5<br />
136.8<br />
0.00(1) 0.13(5) 0.68(6) 0.19(4)<br />
4.2.3 Zerfallswege der 4d ,1 -Lochzustande<br />
In den gemessenen Elektronenspektren von Sm und Eu in Abbildung 4.18 { 4.21 sind jeweils<br />
zwei nicht aufgeloste Liniengruppen im Abstand von ca. 5 eV zu erkennen, die aus der direkten<br />
4d-<strong>Photoion</strong>isation stammen. Die Linien sitzen auf einem zu niedrigen kinetischen Energien<br />
hin ansteigenden, koinzidenten Untergrund. Im Fall Eu existieren MBPT-xBerechnungen von<br />
Pan et al. [128, 130], auf deren Basis die zugehorigen 4d ,1 -Lochzustande als Spin-Bahn-<br />
Komponenten des 4d 9 ( 2 D)4f 7 ( 8 S)( 9 D)-Terms identi ziert werden. Die zugehorigen ( 7 D)-<br />
Terme werden etwa 20 eV oberhalb vermutet und wurden hier nicht beobachtet. Demgegenuber<br />
legen die Ergebnisse der <strong>Koinzidenz</strong>messungen, wie unten dargelegt, teilweise eine andere<br />
Zuordnung der 4d ,1 -Lochzustande nahe.<br />
Zerfall nach 2+<br />
Aus der energetischen Lage der 4d ,1 -Lochzustande (siehe Energieniveauschema) ergibt sich<br />
eine sehr gro e Anzahl moglicher Augerkanale, uber die ein Zerfall in (2+)-, (3+)- und (4+)-<br />
Endzustande erwartet wird. Wegen der Energielage weit oberhalb der zugehorigen (2+)-, (3+)und<br />
(4+)-Ionisationsschwellen und der Fulle erreichbarer Zwischen- und Endzustande sind Unterschiede<br />
in den Zerfallswahrscheinlichkeiten aufgrund der Energielage wie bei den 5s ,1 -<br />
Lochzustanden hier wahrscheinlich von geringer Bedeutung.
4.2. Samarium und Europium 139<br />
Tabelle 4.4: Gemessene Zerfallswahrscheinlichkeiten von Einfachlochzustanden in Eu fur die<br />
verschiedenen ionischen Ladungsendzustande. (Ionisationsenergien und Zuordung der Satelliten<br />
aus Ref. [15, 128, 130]; Zuordung der 4d ,1 -Zustande aus dieser Arbeit).<br />
Anfangs- Ladungsendzustand<br />
I [eV]<br />
zustand<br />
1+ 2+ 3+ 4+<br />
6s ,1 ( 7;9 S) 5.8 1.00 | | |<br />
4f ,1 ( 7 F ) 10.3 1.00 | | |<br />
4f ,1 13.4 1.00 | | |<br />
4f ,1 6s ,1 7s( 7 F ) 17.5 0.05(3) 0.95(3) | |<br />
5p ,1 ( 9 P ) 26.7 0.00(2) 1.00(2) | |<br />
5p ,1 ( 7 P ) 32.5 0.00(1) 1.00(1) | |<br />
5s ,1 ( 9 S) 46.5 0.00(1) 0.45(7) 0.55(7) |<br />
5s ,1 ( 7 S) 50.4 0.00(1) 0.17(5) 0.83(5) |<br />
4d ,1 ( 9 D) 137.6 0.00(1) 0.00(4) 0.84(4) 0.16(3)<br />
4d ,1 ( 7;9 D) 142.5 0.00(1) 0.25(7) 0.66(7) 0.09(4)<br />
Umso erstaunlicher ist die experimentelle Beobachtung, da die 4d ,1 -Zustande <strong>mit</strong> der niedrigeren<br />
Bindungsenergie bei beiden Elementen im Rahmen des Me fehlers keine Korrelation<br />
<strong>mit</strong> (2+)-Endzustanden aufweisen. Bei der zweiten Gruppe von Zustanden (<strong>mit</strong> hoherer Bindungsenergie)<br />
ndet hingegen zu 13(5) % (Sm) bzw. 25(7) % (Eu) ein Zerfall nach 2+ statt<br />
(siehe Tabelle 4.3 und 4.4). Letzterer Anteil ist wegen der Fulle vorhandener Zerfallswege nach<br />
3+ und 4+ sogar erstaunlich hoch.<br />
Fur dieses Phanomen kann moglicherweise eine einfache Erklarung gefunden werden, die sich<br />
aus der festen Kopplung der 4f-Elektronen ergibt: Dazu betrachte man anhand der Energieniveauschemata<br />
die fur den Zerfall nach 2+ angebotenen Endzustande. Wegen des vernachlassigbaren<br />
Fluoreszenzzerfalls kann man davon ausgehen, da oberhalb der (3+)-Schwelle<br />
angesiedelte Zustande, die beim Augerzerfall erreicht werden, weiter nach 3+ zerfallen, so da<br />
nur Zerfalle in 6s ,2 l-, 4f ,1 6s ,1 l- und 4f ,2 l-Zustande im Endzustand <strong>mit</strong> (2+)-Ionen korreliert<br />
sind. Von diesen Zerfallsmoglichkeiten durften aufgrund des gro en Uberlapps der 4dund<br />
4f-Wellenfunktionen im Fall Eu eindeutig die super-Coster-Kronig (sCK)-Ubergange:<br />
Eu + 4d 9 ( 2 D)4f 7 ( 8 S)( 7;9 D) ! Eu 2+ 4d 10 4f 5 ( 6 L 0 ) l ( 5;7 L 00 ) (4.11)<br />
dominieren. Gerade die Zustande <strong>mit</strong> ( 6 L 0 )-Parentterm (L 0 = P; F; H), d. h. rein parallelen<br />
Spins der 4f-Elektronen, liegen laut eigener SC RHF-Berechnung unterhalb der (3+)-Schwelle.<br />
Gemeinsam <strong>mit</strong> dem auslaufenden Augerelektron ergeben sich so ( 5;7 L 00 )-Terme im Endzustand.
140 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
Der Ubergang von einem ( 9 D)-Anfangszustand in einen ( 5;7 L 00 )-Endzustand ist aber in strenger<br />
LS-Kopplung nach den Drehimpulsauswahlregeln wegen S 6=0 verboten, und das Ubergangsmatrixelement<br />
ist Null. Dies konnte das beobachtete Ausbleiben der Ubergange in einfacher<br />
Weise erklaren. Da andererseits die zweite Gruppe von 4d ,1 -Zustanden zu einem erheblichen<br />
Teil nach 2+ zerfallt, spricht infolgedessen fur die Existenz von ( 7 D)-Zustanden innerhalb dieser<br />
Gruppe. Nur fur letztere sind in strenger LS-Kopplung sCK-Ubergange in einen Teil der<br />
angebotenen Endzustande { ( 7 L 00 ) { erlaubt. Obwohl der Hauptteil der ( 7 D)-Zustande laut<br />
Pan et al. etwa 20 eV oberhalb der ( 9 D)-Zustande erwartet wird, konnten eben doch einige<br />
Zustande in die Nahe des ( 9 D)-Multipletts gerutscht sein. Die zugehorigen Augerlinien<br />
<strong>mit</strong> Energien zwischen 100 und 110 eV sind im Spektrum <strong>mit</strong> den intensiven 5p-Hauptlinien<br />
uberlagert. Andeutungen fur eine Existenz dieser Linien ergeben sich in den <strong>mit</strong> " wei em\<br />
Synchrotronlicht gemessenen Augerspektren von Richter [30].<br />
Bei Sm ergibt sich analog zu (4.11) die Zerfallsmoglichkeit:<br />
Sm + 4d 9 ( 2 D)4f 6 ( 7 F)( 6;8 L) ! Sm 2+ 4d 10 4f 4 ( 5 L 0 ) l ( 4;6 L 00 ); (4.12)<br />
und auch hier sind nach den Drehimpulsauswahlregeln in LS-Kopplung nur Zerfalle der Art<br />
( 6 L) ! ( 6 L 00 ) erlaubt. Dies legt in Analogie zu Eu eine Zuordnung der beobachteten 4d ,1 -<br />
Liniengruppen zu ( 8 L)- bzw. ( 6;8 L)-Termen nahe.<br />
Eine endgultige Klarung des beobachteten Phanomens kann nur durch Vielteilchenberechnungen<br />
unter Berucksichtigung des primaren Anregungsprozesses der <strong>Photoion</strong>isation erbracht<br />
werden. Es ist aber schon zu sehen, da sich trotz eines zunachst unuberschaubar erscheinenden<br />
Wirrwarrs von Moglichkeiten (siehe Energieniveauschemata) durch die <strong>Koinzidenz</strong>messungen<br />
zumindest teilweise eine gewisse Ordnung herstellen la t.<br />
Zerfall nach 3+ und 4+<br />
Augerzerfalle <strong>mit</strong> (3+)-Endzustanden machen auch bei Sm und Eu <strong>mit</strong> 66 { 84 % (siehe Tabelle<br />
4.3 und 4.4) den gro ten Teil der Zerfalle der 4d ,1 -Lochzustande aus (vgl. Ba). Hinzu<br />
kommen noch 9 { 19 % Zerfalle, die nach 4+ fuhren. Dabei kann wieder zwischen mehrstu gen<br />
Augerzerfallen und direkten Doppelaugers (DDA) unterschieden werden:<br />
1. Zweistu ger Augerzerfall:<br />
Aus der experimentellen Beobachtung von N45O23O23- und N45O23N67-Augergruppen [30]<br />
kann geschlossen werden, da ein Teil der Zerfalle in Form zweistu ger Augers uber 5p ,2 l- und<br />
5p ,1 4f ,1 l-Zwischenzustande erfolgt (ionische Zustande sind in den Energieniveauschemata<br />
fett umrahmt; Sm analog):<br />
Eu + 4d ,1 ! Eu 2+<br />
( 5p ,2 l<br />
5p ,1 4f ,1 l<br />
! Eu3+<br />
8<br />
><<br />
>:<br />
4f ,1 6s ,2 l 0 l 0<br />
4f ,2 6s ,1 l 0 l 0<br />
5p ,1 6s ,2 l 0 l 0<br />
5p ,1 4f ,1 6s ,1 l 0 l 0<br />
4f ,3 l 0 l 0 :<br />
(4.13)
4.2. Samarium und Europium 141<br />
2. Direkter Doppelauger:<br />
Der Anteil im Spektrum identi zierbarer N45-Augerlinien macht laut Richter bei Sm und Eu<br />
nur ca. 75(5) % der zugehorigen 4d-Linienstarke aus. Das Fehlen von Augerlinienstarke ist<br />
wie bei Ba <strong>mit</strong> dem Auftreten von Untergrund im Elektronenspektrum korreliert, der, wie die<br />
<strong>Koinzidenz</strong>messungen zeigen, zu einem wesentlichen Teil <strong>mit</strong> (3+)- und (4+)-Ionen verknupft<br />
ist. Es liegt daher nahe, hinter einem Teil dieses Untergrunds DDA-Prozesse zu vermuten. Andererseits<br />
bildet das Spektrum der uber mehrstu gen Augerzerfall erreichbaren Zwischen- und<br />
Endzustande laut Berechnung ein quasi-kontinuierliches Band von Zustanden (siehe Energieniveauschemata).<br />
Ein zugehoriges Band von Augerlinien geringer Intensitat in Verbindung <strong>mit</strong><br />
einer geringen apparativen Au osung konnte ebenfalls einen spektralen Untergrund erzeugen<br />
(vgl. [140]).<br />
Fur einen direkten Doppelauger der 4d ,1 -Lochzustande bieten sich vor allem CK-Ubergange<br />
unter Beteiligung von 4f-Elektronen sowie Ubergange unter Beteiligung von Elektronen der<br />
gefullten 5p-Schale an. Laut Energieschema sind folgende DDA-Prozesse moglich, die <strong>mit</strong><br />
(3+)-Ionen korreliert sind (Sm analog):<br />
Eu + 4d ,1 ! Eu 3+<br />
8<br />
><<br />
>:<br />
4f ,1 6s ,2 0 l 0 00 l 00<br />
4f ,2 6s ,1 0 l 0 00 l 00<br />
5p ,1 6s ,2 0 l 0 00 l 00<br />
5p ,1 4f ,1 6s ,1 0 l 0 00 l 00<br />
4f ,3 0 l 0 00 l 00 :<br />
(4.14)<br />
Dabei besitzt sicher der letztgenannte Zerfall unter Beteiligung von drei 4f-Elektronen eine<br />
Schlusselrolle: Einerseits ist der Uberlapp der Wellenfunktionen der beteiligten Elektronen<br />
bei diesem Zerfall optimal, andererseits konnte wie beim einstu gen Zerfall nach 4f ,2 l der<br />
Ubergang aufgrund der Drehimpulsauswahlregeln verboten sein.<br />
Der in den Spektren auftretende (4+)-Untergrund konnte ebenfalls durch DDA-Prozesse <strong>mit</strong><br />
nachfolgendem einfachem Augerzerfall erzeugt werden. Andere Moglichkeiten sind einfache<br />
Augerzerfalle, die von einem DDA gefolgt werden, dreistu ge Augerzerfalle oder direkter Dreifachauger.<br />
Das Energieniveauschema bietet fur die einzelnen Prozesse stets eine ganze Reihe<br />
von Moglichkeiten an. So konnte z. B. ein dreistu ger Auger auf dem Weg:<br />
Eu + 4d ,1 ! Eu 2+ 5s ,2 l ! Eu 3+ 5p ,3 l<br />
0 l 0 ! Eu 4+ 4f ,2 6s ,2 l<br />
0 l 0 00 l 00<br />
(4.15)<br />
statt nden. Auch ein DDA in ionische 5p ,3-Zwischenzustande (vgl. Xe, Ba) wird weiter nach<br />
4+ zerfallen:<br />
Eu + 4d ,1 ! Eu 3+ 5p ,3 0 0 4+ ,2 ,2 0 0 00 00<br />
l l ! Eu 4f 6s l l l<br />
(4.16)<br />
Um uber pauschale Aussagen hinauszukommen, mu te das zugehorige Augerspektrum gemessen<br />
und in Verbindung <strong>mit</strong> Vielteilchenrechnungen unter Berucksichtigung der (6s,5d)-<br />
Kon gurationsmischung zugeordnet werden. Eine solche Analyse durfte aber an der enormen<br />
Anzahl moglicher Augerkanale scheitern, die eine Zuordnung von Augerlinien zu bestimmten<br />
Zustanden verhindert.
142 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
4.2.4 Direkte Doppelphotoionisation<br />
Die direkte Doppelphotoionisation (DDPI) ist bei Sm und Eu o enbar ein wichtiger Anregungsproze<br />
. Belegt wird diese Aussage durch die Analyse des Untergrunds in den Elektronenspektren<br />
(siehe insbesondere Abbildung 4.10 { 4.13), der zu einem erheblichen Teil <strong>mit</strong> (2+)-Ionen<br />
korreliert ist. Die zugehorigen Elektronen stammen wahrscheinlich zum gro en Teil aus DDPI-<br />
Prozessen, bei denen eine Anregung in ionische Zustande unterhalb der (3+)-Schwelle erfolgt.<br />
Bei Sm (h =129 eV) betragt der (2+)-Anteil am Untergrund im Bereich kinetischer Elektronenenergien<br />
zwischen 10 und 90 eV zwischen 15 und 30 %, bei Eu (h = 138:5eV) zwischen<br />
10 und 60 %. In den FIRE-Spektren (Abbildung 4.12 und 4.13) zeigt der (2+)-Untergrund die<br />
charakteristische Form einer Shake-o - " Wanne\ <strong>mit</strong> erhohter Intensitat an den Randern der<br />
Verteilung. Das gilt auch fur den (3+)-Untergrund. Der hoherenergetische Bereich des (2+)-<br />
Untergrundes uberlappt dabei <strong>mit</strong> dem Multiplett der 5p-Photo- und Satellitenlinien, was eine<br />
Analyse seiner genauen Form verhindert (siehe auch Bildunterschrift Abbildung 4.10 und 4.11).<br />
Auch (3+)- und (4+)-Untergrund kann (neben DDA) aus DDPI stammen, wenn das Atom uber<br />
DDPI in einen zweifach geladenen ionischen Zustand angeregt wird, der uber nachfolgenden<br />
Auger nach 3+ oder 4+ zerfallt. Aus der Fulle moglicher DDPI-Prozesse, die sich aus der<br />
gro en Anzahl von Anregungsmoglichkeiten (vgl. Energieniveauschemata) ergibt, sollen nur<br />
einige exemplarisch herausgegri en werden. Ein Kriterium, durch das DDPI begunstigt wird,<br />
ist eine hohe Korrelation der an der Anregung beteiligten Elektronen 4 , ein anderes ist die<br />
Beteiligung von au eren (Valenz-)Elektronen, bei denen schon eine geringe Anregungsenergie<br />
(z. B. infolge von Hullenrelaxationen oder inelastischer Streuung beim <strong>Photoion</strong>isationsproze ;<br />
vgl. Abbildung 3.1) fur die <strong>Photoion</strong>isation ausreicht.<br />
Ich will mich hier exemplarisch auf Prozesse beschranken, fur die eine hohe Korrelation der<br />
Elektronen gunstig ist. Auf Basis der Energieniveauschemata ero nen sich vier Moglichkeiten<br />
fur DDPI, bei denen jeweils zwei Elektronen derselben Unterschale, also Elektronen <strong>mit</strong><br />
maximaler Korrelation, e<strong>mit</strong>tiert werden (Sm analog):<br />
Eu + h ! Eu 2+<br />
8<br />
><<br />
>:<br />
6s ,2 0 l 0 00 l 00 ! Eu 2+<br />
4f ,2 0 l 0 00 l 00 ! Eu 2+ (; Eu 3+ )<br />
5p ,2 0 l 0 00 l 00 ! Eu 3+ (; Eu 4+ )<br />
5s ,2 0 l 0 00 l 00 ! Eu 3+ ; Eu 4+<br />
(4.17)<br />
Berucksichtigt man, da Fluoreszenzzerfall als Konkurrenz zum Augerzerfall vernachlassigbar<br />
ist (siehe Abschnitt 4.2.2), so werden die angeregten 5p ,2 - und 5s ,2 -Zustande durch Augeremission<br />
nach 3+ und 4+ zerfallen. Der von den Shake-o -Elektronen in der Anregung erzeugte<br />
Untergrund wird dann <strong>mit</strong> (3+)- und (4+)-Ladungsendzustanden korreliert sein. Fur den (2+)-<br />
Untergrund im Spektrum kommen demnach nur die erstgenannten Prozesse in Frage. Beim<br />
4 Dies wird durch den Vergleich bekannter Wirkungsquerschnitte von DDPI-Prozessen in Na und Ne<br />
belegt [141, und Referenzen darin]: Bei Na:1s 2 2s 2 2p 6 3s besitzt der Wirkungsquerschnitt fur den Proze<br />
Na+h ! Na 2+ 2p ,1 3s ,1 0 l 0 00 l 00 unter Beteiligung von Elektronen der 2p- und 3s-Schale nur 1 % der<br />
Starke der direkten 2p-<strong>Photoion</strong>isation. Im Gegensatz dazu erreicht bei Ne:1s 2 2s 2 2p 6 der Proze Ne+h !<br />
Ne 2+ 2p ,2 0 l 0 00 l 00 unter Emission von zwei 2p-Elektronen bereits 12 % der Starke der zugehorigen direkten<br />
2p-<strong>Photoion</strong>isation.
4.2. Samarium und Europium 143<br />
6s ,2 -Shake-o sind samtliche ionischen Endzustande unterhalb der (3+)-Schwelle lokalisiert,<br />
und der Untergrund mu daher <strong>mit</strong> (2+)-Ionen korreliert sein. Innerhalb der Kon guration 4f ,2<br />
liegen die ohne Spin-Umklapp in der 4f-Schale erreichbaren Zustande, wie bereits mehrfach<br />
erwahnt, ebenfalls unterhalb der (3+)-Schwelle.<br />
Hinsichtlich der relativen Starke der einzelnen Shake-o -Prozesse kann man sich an den<br />
Wirkungsquerschnitten fur die Einfachphotoionisation der zugehorigen 6s-, 4f-, 5p- und 5s-<br />
Unterschalen orientieren. Im Bereich der 4d-Riesenresonanz dominiert klar der 4f ,1 -Wirkungsquerschnitt<br />
(vgl. Abbildung 4.24 und 4.25 Mitte), gefolgt vom 5p ,1 -Wirkungsquerschnitt,<br />
wahrend die 6s- und 5s-Wirkungsquerschnitte nur eine untergeordnete Rolle spielen. Daraus<br />
kann man schlie en, da von den in (4.17) aufgefuhrten Prozessen diejenigen unter Beteiligung<br />
von 4f- und 5p-Elektronen den gro ten Wirkungsquerschnitt besitzen.<br />
Neben den genannten Moglichkeiten und vielfaltigen weiteren Prozessen, die sich anhand des<br />
Energieniveauschemas konstruieren lassen, konnte fur den <strong>mit</strong> (3+)- und (4+)-Ionen korrelierten<br />
Untergrund auch direkte Dreifachphotoionisation verantwortlich sein. Diese ist allerdings als<br />
Proze hoherer Ordnung ihrer Intensitat nach wesentlich schwacher als DDPI. Im betrachteten<br />
Anregungsenergiebereich sind beispielsweise die Prozesse<br />
Eu + h ! Eu 3+<br />
(<br />
,3 0 0 00 00 000 000 3+ 4+<br />
4f l l l ! Eu (; Eu )<br />
5p ,3 0l0 00l00 000l000 ! Eu 4+ (4.18)<br />
moglich, bei denen drei aquivalente Elektronen im Anregungsschritt e<strong>mit</strong>tiert werden.<br />
Wirkungsquerschnitt fur DDPI<br />
Es soll nun ein quantitativer Ausdruck fur den Wirkungsquerschnitt all jener Anregungsprozesse<br />
hergeleitet werden, die im Elektronenspektrum zu Untergrund fuhren und sich daher <strong>mit</strong><br />
der Methode der <strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong> nicht quantitativ erfassen lassen. Diese direkten<br />
Doppel- und Mehrfachionisationsprozesse werden im folgenden unter dem Begri DDPI<br />
gefuhrt. Als Basis fur die Berechnung dienen wie im Fall Ba (vgl. Abschnitt 4.1.4) die partiellen<br />
Wirkungsquerschnitte von <strong>Photoion</strong>en- (PIS) und <strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong> (PES) (siehe<br />
Abbildung 4.24 und 4.25 oben und Mitte) in Kombination <strong>mit</strong> den Ergebnissen der <strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong><br />
(siehe Tabelle 4.3 und 4.4). Im Gegensatz zu Ba (vgl. Abbildung 4.8) kann<br />
im Fall von Sm und Eu ohne Naherungen ein quantitativer Ausdruck berechnet werden.<br />
Als Basis der folgenden Herleitung dienen wie in Abschnitt 4.1.4 (Ba) die Gleichungen (3.18)<br />
und (4.4) sowie Gleichung (3.31) <strong>mit</strong> der De nition der Zerfallsmatrix (vgl. Abschnitt 3.2.4).<br />
In Erweiterung von Gleichung (4.6) werden jetzt alle Prozesse betrachtet, die zu den Ladungsendzustanden<br />
2+, 3+oder 4+ fuhren. Fur diese gilt gema (3.31):<br />
4X<br />
n=2<br />
(h ; n+) = X<br />
4X<br />
(nl) -1<br />
p((nl)<br />
n=2<br />
,1 ! n+) (nl) -1(h )+ X<br />
DDPI n=2<br />
4X<br />
p(a !n+) a (h ): (4.19)
144 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
σ(hν,n+) [w.E.]<br />
σ (nl) -1(hν) [w.E.]<br />
σ [w.E.]<br />
16 4d -1<br />
12<br />
8<br />
4<br />
0<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Sm<br />
1+<br />
2+<br />
3+<br />
(nl) -1<br />
Σ σ<br />
(nl) -1(hν)<br />
σ tot (hν)<br />
3+<br />
2+<br />
4+<br />
PIS<br />
1+<br />
PES<br />
σ DDPI (hν)<br />
4f -1<br />
4d -1<br />
5p -1<br />
5s -1<br />
110 120 130 140 150 160 170<br />
hν [eV]<br />
Abbildung 4.24: Oben: Partielle Wirkungsquerschnitte fur die Erzeugung von <strong>Photoion</strong>en<br />
in Sm (eigene Messungen). Mitte: Anregungswirkungsquerschnitte verschiedener Unterschalen<br />
von Sm [15, 30, hier bestand Zugri auf die Originaldaten; die gezeigten Daten stellen nur<br />
eine exemplarische Auswahl dar]. Unten: Totaler <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitt aus der<br />
<strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong> und berechneter Wirkungsquerschnitt fur DDPI (<strong>mit</strong> den Daten von<br />
PIS, PES und den Werten aus Tabelle 4.3 { Erlauterungen siehe Text).
4.2. Samarium und Europium 145<br />
σ(hν,n+) [w.E.]<br />
σ (nl) -1(hν) [w.E.]<br />
σ [w.E.]<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
0<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Eu<br />
1+<br />
2+<br />
3+<br />
4d -1<br />
(nl) -1<br />
Σ σ<br />
(nl) -1(hν)<br />
σ tot (hν)<br />
2+<br />
4+<br />
3+<br />
1+<br />
σ DDPI (hν)<br />
PIS<br />
PES<br />
4f -1<br />
4d -1<br />
5p -1<br />
5s -1<br />
110 120 130 140 150 160 170 180<br />
hν [eV]<br />
Abbildung 4.25: Oben: Partielle Wirkungsquerschnitte fur die Erzeugung von <strong>Photoion</strong>en<br />
in Eu (eigene Messungen). Mitte: Anregungswirkungsquerschnitte verschiedener Unterschalen<br />
von Eu [15, 30, hier bestand Zugri auf die Originaldaten; die gezeigten Daten stellen nur eine<br />
exemplarische Auswahl dar]. Unten: Totaler <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitt aus der <strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong><br />
und berechneter Wirkungsquerschnitt fur DDPI (<strong>mit</strong> den Daten von PIS,<br />
PES und den Werten aus Tabelle 4.3 { Erlauterungen siehe Text).
146 Kapitel 4. Die Ergebnisse<br />
Eine Vereinfachung von (4.19) kann herbeigefuhrt werden, wenn man berucksichtigt, da<br />
DDPI nicht <strong>mit</strong> (1+)-Endzustanden korreliert ist. Die Summe der Wahrscheinlichkeiten p im<br />
zweiten Term auf der rechten Seite ist da<strong>mit</strong> 1. Gleichung (4.19) wird nun nach diesem<br />
Term aufgelost, und zur Bildung relativer Gro en werden beide Seiten durch den totalen<br />
<strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitt tot dividiert. Mit der De nition<br />
ergibt sich:<br />
DDPI(h )<br />
tot(h ) =<br />
P<br />
4P<br />
DDPI(h ) := X<br />
DDPI<br />
(nl) -1<br />
p((nl)<br />
n=2<br />
,1 !n+) (nl) -1(h )<br />
4P<br />
n=1<br />
(h ; n+)<br />
a (h ) (4.20)<br />
,<br />
4P<br />
n=2<br />
4P<br />
n=1<br />
(h ; n+)<br />
: (4.21)<br />
(h ; n+)<br />
Dabei wurde im Nenner rechts jeweils Gleichung (4.5) eingesetzt. Der zweite Quotient auf der<br />
rechten Seite kann <strong>mit</strong> den Daten der PIS aus Abbildung 4.24 und 4.25 berechnet werden. Von<br />
dem ersten Quotienten sind sowohl der Zahler als auch der Nenner experimentell ihrem relativen<br />
Verlauf nach bekannt (Wirkungsquerschnitte aus PES und PIS, Wahrscheinlichkeiten aus<br />
Tabelle 4.3 und 4.4). In den experimentellen Daten sind aber willkurliche Normierungsfaktoren<br />
enthalten, die fur Daten aus PES (Zahler) und PIS (Nenner) unterschiedlich sind. Um diese<br />
Faktoren zu eliminieren, werden die <strong>mit</strong> (1+)-Ionen korrelierten Wirkungsquerschnitte aus PIS<br />
und PES hinzugezogen. Diese sind verknupft uber die Identitat<br />
(h ; 1+) = X<br />
(nl) -1<br />
p((nl) ,1 !1+) (nl) -1(h ): (4.22)<br />
Bei Division des betrachteten Quotienten in (4.21) durch den Quotienten der Gro en aus<br />
(4.22) kurzen sich die willkurlichen Faktoren automatisch heraus. Der abschlie ende Ausdruck<br />
lautet:<br />
DDPI(h )<br />
tot(h ) =<br />
P<br />
4P<br />
(nl) -1<br />
p((nl)<br />
n=2<br />
,1 ! n+) (nl) -1(h )<br />
P<br />
(nl) -1<br />
p((nl) ,1 !1+) (nl) -1(h )<br />
4P<br />
n=1<br />
(h ; 1+)<br />
(h ; n+)<br />
,<br />
4P<br />
n=2<br />
4P<br />
n=1<br />
(h ; n+)<br />
: (4.23)<br />
(h ; n+)<br />
Durch Einsetzen der Me werte von PIS, PES und <strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong> in (4.23) kann<br />
der Anteil von DDPI am totalen <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitt berechnet werden. Das<br />
Ergebnis dieser Berechnung fur den Bereich der 4d-Riesenresonanz von Sm und Eu ist in<br />
Abbildung 4.24 und 4.25 unten zu sehen. Wie man erkennt, besitzt DDPI einen erheblichen<br />
Anteil an den insgesamt statt ndenden Anregungsprozessen, der bei Sm im Mittel etwa 25{<br />
30 % 8 %, bei Eu etwa 20{25% 8 % des totalen <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitts<br />
betragt 5 .<br />
5 Im Anregungsenergiebereich der Vorresonanzen unterhalb der 4d ,1 -Ionisationsschwellen liegen die<br />
berechneten Anteile <strong>mit</strong> ca. 50 % noch hoher. Hier sind jedoch in der <strong>mit</strong> DDPI abgekurzten Summe<br />
zusatzliche, resonante 4d ,1 4f +1 -Anregungsprozesse enthalten, die teilweise durch resonanten Auger zu<br />
mehrfach geladenen <strong>Photoion</strong>en fuhren. Der berechnete Wert DDPI umfa t in diesem Energiebereich<br />
sowohl DDPI als auch letztere Anregungsprozesse.
4.2. Samarium und Europium 147<br />
Zusammenfassend wird festgehalten:<br />
1. Auch bei Sm und Eu sind Mehrelektronenkorrelationen in Anregung und Zerfall wichtig.<br />
Es konnte nachgewiesen werden, da der in den <strong>Photoelektron</strong>enspektren auftretende, intensive<br />
Untergrund <strong>mit</strong> (2+)-, (3+)- und (4+)-<strong>Photoion</strong>en korreliert ist und daher aus direkten<br />
Mehrfachemissionsprozessen stammen mu . Aus diesem Ergebnis kann in Analogie zu Ba gefolgert<br />
werden, da beim Zerfall der 4d ,1 -Lochzustande der nicht als Linien auftretende Anteil<br />
von 25(5) % N45-Augerlinienstarke [30] im Untergrund enthalten ist und so<strong>mit</strong> <strong>mit</strong> gro er<br />
Wahrscheinlichkeit aus direktem Doppelauger stammt.<br />
2. Die Analyse des letzten Abschnitts zeigte daruber hinaus, da DDPI im Bereich der 4d-<br />
Riesenresonanz ein wichtiger Anregungskanal ist, der bei Sm 25 { 30 % 8 %, bei Eu 20 {<br />
25 % 8 % des totalen <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitts ausmacht.<br />
3. Es konnte gezeigt werden, da Fluoreszenzzerfall im betrachteten Anregungsenergiebereich<br />
zwischen 100 und 170 eV als Konkurrenzproze zum Augerzerfall vernachlassigbar ist. Die<br />
Messungen im Bereich der (2+)-Schwelle zeigten uberdies, da Augerzerfall dominiert, sobald<br />
er energetisch moglich ist.<br />
4. Das Ergebnis von <strong>Koinzidenz</strong>messungen in Verbindung <strong>mit</strong> RHF-Berechnungen legt eine<br />
Zuordnung der beobachteten 4d ,1 -Linienmultipletts zu Eu: 4d 9 ( 2 D)4f 7 ( 8 S)( 7;9 D)- und<br />
Sm: 4d 9 ( 2 D)4f 6 ( 7 F )( 6;8 L)-Zustanden nahe. Diese Zuordnung widerspricht teilweise derjenigen<br />
von Pan et al. [128, 130], bei der die beobachtete Multiplettaufspaltung in Eu durch die<br />
Spin-Bahn-Wechselwirkung des 4d ,1 -Loches Eu: 4d 9 ( 2 D)4f 7 ( 8 S)( 9 D) erklart wird.
Zusammenfassung<br />
Erstmals wurden freie Metallatome <strong>mit</strong> der Methode der <strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong><br />
nach Anregung <strong>mit</strong> Synchrotronstrahlung untersucht. Das in dieser Arbeit entwickelte<br />
Me verfahren ermoglicht es, direkt zu messen, <strong>mit</strong> welcher Wahrscheinlichkeit die<br />
Emission eines Elektrons einer vorgegebenen kinetischen Energie <strong>mit</strong> der Bildung eines n-fach<br />
geladenen <strong>Photoion</strong>s (n =1;2;3;:::)korreliert ist. Die Experimentiertechnik basiert auf einem<br />
hier vorgestellten statistischen Auswerteverfahren fur gemessene Flugzeit-<strong>Koinzidenz</strong>spektren,<br />
<strong>mit</strong> dem wahre und zufallige <strong>Koinzidenz</strong>en auch bei sehr hohen Raten zufalliger <strong>Koinzidenz</strong>en<br />
quantitativ sauber getrennt werden konnen. Die hohe E zienz des Me verfahrens ermoglicht<br />
erstmals das koinzidente Ausmessen einer beliebigen, vorgegebenen Elektronenverteilung zu<br />
fest eingestellter Photonenenergie h und deren Aufteilung in ladungsselektierte Unterspektren.<br />
Fur diese Me methode wurde der Name FIRE-Spektroskopie (final ion-charge resolving<br />
electron spectroscopy) eingefuhrt.<br />
Die Experimente erstreckten sich auf die Elemente Xe, Ba, Sm und Eu im Anregungsenergiebereich<br />
der 4d-Riesenresonanzen zwischen 70 und 170 eV Photonenenergie. Mit der FIRE-<br />
Spektroskopie wurden die Verzweigungsverhaltnisse fur den Zerfall angeregter 4f ,1 -, 5p ,1 -,<br />
5s ,1 - und 4d ,1 -Lochzustande in die verschiedenen ionischen Ladungsendzustande gemessen.<br />
In Kombination <strong>mit</strong> Me ergebnissen von Richter et al. [14,15,30] konnten au erdem Wirkungsquerschnitte<br />
fur die direkte Doppelphotoionisation (DDPI) sowie fur den direkten Doppelauger<br />
(DDA) beim Zerfall der 4d ,1 -Lochzustande bestimmt werden.<br />
Folgende Ergebnisse wurden gewonnen:<br />
Bei den untersuchten Elementen spielen Mehrelektronenkorrelationen in Anregung und<br />
Zerfall eine wichtige Rolle. Die Analyse des intensiven Untergrunds in den <strong>Photoelektron</strong>enspektren<br />
von Ba, Sm und Eu zeigte, da dieser <strong>mit</strong> (2+)-, (3+)- und (4+)-Ionen<br />
korreliert ist und daher aus direkten Mehrfachemissionsprozessen stammt. Der Zerfall<br />
der 4d ,1-Lochzustande erfolgt in Xe zu 22(1) % (4d ,1<br />
3=2 ) bzw. 16(1) % (4d,1<br />
5=2 ), in Ba zu<br />
61(8) % und in Sm und Eu jeweils zu 25(5) % uber DDA. Die Ergebnisse an Xe sind in<br />
sehr guter Ubereinstimmung <strong>mit</strong> den bislang einzig verfugbaren Referenzdaten [10]. Der<br />
Wirkungsquerschnitt fur DDPI betragt bei Ba unterhalb der 4d-Ionisationsschwellen etwa<br />
20{25% 5 % des totalen <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnittes, ist aber im Bereich<br />
der 4d-Riesenresonanz kein wichtiger Anregungskanal. Demgegenuber erfolgen bei Sm<br />
25{30% 8% undbeiEu20{25% 8 % aller Anregungsprozesse in diesem Energiebereich<br />
uber DDPI.
150 Zusammenfassung<br />
Die Berechnung des N45-Augerspektrums in Ba durch ein RHF-Verfahren [74] zeigte, da<br />
die Zerfallswahrscheinlichkeiten in (3+)- und (4+)-Endzustande stark von der (6s; 5d)-<br />
Mischung abhangen. Theoretische und experimentelle Verzweigungsverhaltnisse sind in<br />
sehr guter Ubereinstimmung, obwohl die Theorie nur von zweistu gen Augerzerfallen<br />
ausgeht, experimentell aber zu einem wesentlichen Teil DDA-Zerfalle beobachtet werden.<br />
Dies konnte durch die Aquivalenz eines DDA <strong>mit</strong> einem zweistu gen Auger erklart<br />
werden, bei dem der beteiligte Zwischenzustand so kurzlebig ist, da zwischen den beiden<br />
Augerelektronen ein Energieaustausch statt nden kann.<br />
<strong>Koinzidenz</strong>messungen an Sm und Eu in Verbindung <strong>mit</strong> RHF-Berechnungen legen eine<br />
Zuordnung der beobachteten 4d ,1 -Linienmultipletts zu Eu: 4d 9 ( 2 D)4f 7 ( 8 S)( 7;9 D) und<br />
Sm: 4d 9 ( 2 D)4f 6 ( 7 F )( 6;8 L)-Zustanden nahe. Diese Zuordnung widerspricht derjenigen<br />
von Pan et al. [128,130], bei der die beobachtete Multiplettaufspaltung in Eu durch die<br />
Spin-Bahn-Wechselwirkung des 4d ,1 -Loches Eu: 4d 9 ( 2 D)4f 7 ( 8 S)( 9 D) erklart wird.<br />
Die Messungen ergaben, da Fluoreszenzzerfall im betrachteten Anregungsenergiebereich<br />
als Konkurrenzproze zum Augerzerfall vernachlassigbar ist. Augerzerfall dominiert,<br />
sobald er energetisch moglich ist.<br />
durch<br />
Die photonenenergieabhangigen,partiellen Wirkungsquerschnitte von <strong>Photoelektron</strong>enund<br />
<strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong> sind quantitativ durch eine in erster Naherung photonenenergieunabhangige<br />
Zerfallsmatrix verknupft. Me ergebnisse bestatigen diese Unabhangigkeit<br />
am Beispiel der 4d-<strong>Photoion</strong>isation in Xe in einem Photonenenergiebereich<br />
zwischen 6 und 60 eV oberhalb der Schwelle. In Schwellennahe deuten die Me werte im<br />
Beispiel hingegen eine erhohte Wahrscheinlichkeit fur DDA an. Dies wurde bedeuten,<br />
da ein langsam auslaufendes <strong>Photoelektron</strong> nicht nur durch postcollision interaction<br />
<strong>mit</strong> den Augerelektronen wechselwirkt [49], sondern durch die Wechselwirkung <strong>mit</strong> der<br />
Hulle den Zerfall selbst beein u t.<br />
Diese Ergebnisse zeigen, da die energieaufgeloste <strong>Photoelektron</strong>-<strong>Photoion</strong>-<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong><br />
in der hier entwickelten Form eine wertvolle Methode zur Untersuchung von <strong>Photoion</strong>isationsprozessen<br />
ist, <strong>mit</strong> der Informationen uber Anregungs- und Zerfallsprozesse gewonnen<br />
werden konnen, die im allgemeinen <strong>mit</strong> den getrennten Spektroskopien nicht zuganglich sind.
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Stichwortverzeichnis<br />
Atomstrahlofen, siehe Ofen<br />
Augerzerfall, 88f.<br />
direkter Doppelauger (DDA), 88<br />
einfacher, 88<br />
Satellitenprozesse, 88<br />
Autoionisation, 88<br />
Baier, Stefan, 3, 19, 38<br />
BESSY, 3, 10f.<br />
CMA, 7f., 16f.<br />
Abbildungsgleichung, 17<br />
Analysatorfunktion, 18, 20f.<br />
Au osung, 18, 20f.<br />
Prinzip, 17<br />
Simulation, 19, 23<br />
Spektrometerkonstante, 18, 20<br />
Transmission, 22<br />
Cowan-Programm, 112<br />
DDA, siehe Augerzerfall<br />
DDPI, siehe <strong>Photoion</strong>isation<br />
Detektor, 35<br />
Beschaltung, 35<br />
Eichung, 43f.<br />
Nachweiswahrscheinlichkeit, 42f., 66<br />
Totzeit, 42<br />
di erentielle Pumpstufe, 9<br />
Dipolnaherung, 90<br />
EDC, 31<br />
Einteilchenbild, 84<br />
FIRE-Spektren, 92f.<br />
Flugzeitmessung, 32<br />
Synchronisation, 47f.<br />
Flugzeitspektrometer, siehe TOF<br />
Fluoreszenzzerfall, 89<br />
frozen core approximation, 84<br />
Gottschalk, Gert, 3<br />
Haase, Dietmar, 29<br />
Ionisationsschwelle, 83, 94<br />
<strong>Koinzidenz</strong>, 33<br />
De nitionen, 57<br />
Wahrscheinlichkeit, 65, 93<br />
<strong>Koinzidenz</strong>messung<br />
Fehler, 66f.<br />
Intensitatsschwankungen, 46<br />
Justage, 52f.<br />
Prinzip, 33f.<br />
Reinigungsfelder, 51<br />
Schaltung, 36<br />
Synchronisation, 47f.<br />
Wahl der Erzeugungsrate, 68f.<br />
zufallige Elektronen, 72<br />
Kon guration, 85<br />
con guration interaction, 85<br />
Koopmans' Theorem, 84<br />
Korrelationse ekte, 84f.<br />
MCP, siehe Detektor<br />
Me programmierung, 38f.<br />
Monochromator, 10<br />
Auflosungsvermogen, 12<br />
Aufbau, 10<br />
Eichung, 11<br />
Energiekalibrierung, 14<br />
Gitter, 11<br />
Monochromatorfunktion, 12<br />
Schrittmotorsteuerung, 14<br />
Ofen, 7f., 29f.
162 Stichwortverzeichnis<br />
PCI-E ekt, 89<br />
<strong>Photoelektron</strong>en<br />
Winkelverteilung, 16<br />
Wirkungsquerschnitt, 91<br />
<strong>Photoelektron</strong>en<strong>spektroskopie</strong>, 31<br />
<strong>Photoion</strong>en<br />
Erzeugungsstatistik, 58f.<br />
thermische Bewegung, 49f.<br />
Transmission, 52f.<br />
Wirkungsquerschnitt, 92<br />
<strong>Photoion</strong>en<strong>spektroskopie</strong>, 32<br />
<strong>Photoion</strong>isation, 83f.<br />
einfache, 86<br />
Satellitenprozesse, 86<br />
Shake-o (DDPI), 86<br />
Shake-up, 86<br />
<strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitt<br />
FIRE-Spektren, 92f.<br />
partieller, 90<br />
totaler, 91, 92<br />
von <strong>Photoelektron</strong>en, 91<br />
von <strong>Photoion</strong>en, 92<br />
Photonen u , 11<br />
Ruder, Jan, 16<br />
Referenzmessung, 33, 37<br />
Richter, Mathias, 3, 29<br />
Richterformel, 61, 67<br />
Riesenresonanzen, 101<br />
Satellitenprozesse, siehe <strong>Photoion</strong>isation<br />
Shake-up, siehe <strong>Photoion</strong>isation<br />
Sladeczek, Peter, 14<br />
Spektralfunktion, 91<br />
Statistik, 57f.<br />
Intensitatsschwankungen, 76f.<br />
Ionenerzeugung, 58f.<br />
<strong>Koinzidenz</strong>raten, 64f.<br />
Korrekturverfahren, 73f.<br />
Startraten, 63<br />
Totzeitkorrektur<br />
Flugzeitspektren, 74f.<br />
<strong>Koinzidenz</strong>spektren, 78f.<br />
Synchrotronstrahlung, 10f.<br />
Polarisation, 15, 16<br />
Zeitstruktur, 47<br />
TAC, 73<br />
TDC, 37, 73<br />
TOF, 7f., 24f.<br />
Auflosung, 25<br />
Flugzeit, 25<br />
Ortsfokussierung, 25<br />
Prinzip, 24<br />
Simulation, 28<br />
Transmission, 26<br />
Totzeitkorrektur, siehe Statistik<br />
Verzweigungsverhaltnisse, siehe Zerfallswahrscheinlichkeiten<br />
Wirkungsquerschnitt, siehe <strong>Photoion</strong>isationswirkungsquerschnitt<br />
Zentralfeldmodell, 85<br />
Zerfallsmatrix, 99f.<br />
Zerfallswahrscheinlichkeiten, 94f.<br />
Photonenenergieabhangigkeit, 98<br />
Zimmermann, Peter, 3<br />
Zustand, 85<br />
Zylinderspiegelanalysator, siehe CMA
Die Schamlosen<br />
Oper in vier Akten<br />
(Fragment)<br />
I. Akt<br />
I. Bild<br />
Nachwort<br />
Die Buhne ist eine Wuste. In der Ferne als Hintergrund ist<br />
ein Berg gemalt. Ebenfalls gemalt, wie ein Mensch <strong>mit</strong> einem<br />
Samovar in der Hand den Berg herabkommt. Auf der Buhne<br />
stehen zwei Stuhle.<br />
Bogoljubov steht auf der Buhne und halt einen Stock in<br />
der Hand. Ihm gegenuber steht Poroskov.<br />
Bogoljubov singt Jetzt werde ich dich schlagen!<br />
Poroskov singt Nein, du wirst mich nicht schlagen!<br />
Bogoljubov Doch, ich werde dich schlagen!<br />
Poroskov Aber du wirst mich nicht schlagen!<br />
Bogoljubov Ich werde dich schlagen!<br />
Poroskov Du wirst mich nicht schlagen!<br />
Beide setzen sich auf die Stuhle.<br />
I. Chor Er wird ihn schlagen.<br />
II. Chor Nein, er wird ihn nicht schlagen.<br />
Bogoljubov steht auf Jetzt werde ich dich schlagen. Er<br />
schlagt <strong>mit</strong> dem Stock nach Poroskov, aber Poroskov weicht<br />
dem Schlag aus.<br />
Daniil Charms
Danksagung<br />
Mein herzlicher Dank gilt allen, die <strong>mit</strong> gro en und kleinen Taten direkt oder indirekt zum<br />
Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Diejenigen, die hier nicht namentlich erwahnt werden,<br />
mogen mir dies verzeihen. Falls gewunscht, werden sie in der nachsten Danksagung ganz<br />
bestimmt ihren Namen vor nden.<br />
An erster Stelle danke ich meiner Familie, insbesondere meiner Schwester Kirsten { die aus<br />
ungeklarten Grunden in der Danksagung meiner Diplomarbeit nicht namentlich erwahnt wurde<br />
{, fur die stete Sorge um mein Wohlbe nden (das Essen, die Vitamine) und fur die<br />
immerwahrende Unterstutzung meines Vorhabens.<br />
Peter Zimmermann danke ich fur die hervorragende Betreuung und die aufregende Zeit in<br />
seiner Arbeitsgruppe, die mir personlich sehr viel gebracht hat.<br />
Mathias Richter danke ich fur die Stelle, durch die er mir die Moglichkeit zur Promotion<br />
gegeben hat. Auch danke ich ihm fur die vielen, lebhaften Diskussionen, die vielen, spannenden<br />
Me zeiten und vieles weitere mehr, was hier, in der roten Abendsonne, die jetzt langsam uber<br />
dem Beckenrand untergeht, leider keinen gebuhrenden Platz ndet (aber andermal...).<br />
Stefan Baier und Peter Sladeczek danke ich fur die langjahrige gute Zusammenarbeit im LabPZ<br />
und seinen Au enstellen. Stefan danke ich daruber hinaus fur das sorgfaltige Korrekturlesen<br />
dieser Arbeit, fur seine guten Ideen, sowie dafur, da er Lisa auf seinem Geburtstag eingeladen<br />
hatte. Peter sei bedankt fur den guten Netzwerkservice, " Tom's of Maine original toothpaste\,<br />
" rich thick lather\, sowie fur seine umfassenden Kenntnisse uber Natur und Einsatz des<br />
" Stealth\-Parameters.<br />
Ohne Michael Martins hatte es keine Cowan-Rechnungen in dieser Arbeit gegeben, und schon<br />
gar nicht die Barium-Rechnungen, die er dankenswerterweise fur mich durchgefuhrt hat. Ihm<br />
verdanke ich die Erkenntnis, da man nicht alles wissen mu , wenn man Michael dazu fragen<br />
kann.<br />
Christopher Gerth sei bedankt fur die gute Zusammenarbeit sowie dafur, da er das Projekt<br />
jetzt weiterfuhrt.<br />
Allen jetzigen und ehemaligen Kollegen aus dem LabPZ danke ich fur die gute Arbeitsatmosphare,<br />
die fur das Gelingen dieser Arbeit sehr wichtig war.<br />
Ich danke den Mitarbeitern des Instituts fur Strahlungs- und Kernphysik fur ihre engagierte<br />
Unterstutzung. Dabei danke ich besonders Herrn Barfknecht aus der Feinmechanikwerkstatt<br />
fur den sorgfaltigen Bau des Zylinderspiegelanalysators und Herrn Markgraf aus der Elektronikwerkstatt<br />
fur seinen gro en Einsatz beim Pulser-Bau.<br />
Wolfgang Honig danke ich fur detaillierte Laufzeitmessungen.<br />
Den Mitarbeitern von BESSY, insbesondere Herrn Braun, bin ich fur ihre Hilfsbereitschaft zu<br />
Dank verp ichtet.<br />
Ich danke dem Bundesministerium fur Bildung und Forschung fur die nanzielle Unterstutzung<br />
dieser Arbeit.
Personliche Daten:<br />
Name: Till Luhmann<br />
Geburtstag: 7. 1. 1964<br />
Geburtsort: Bremen<br />
Familienstand: ledig<br />
Schulbesuch:<br />
Lebenslauf<br />
1970 { 74 Grundschule Lerigauweg in Oldenburg (i. O.)<br />
1974 { 76 Orientierungsstufe Eversten in Oldenburg<br />
1976 { 83 Gymnasium Eversten in Oldenburg<br />
1983 Abitur<br />
Wehrdienst:<br />
1983 { 84 15 Mon. Grundwehrdienst in Dotlingen/Niedersachsen<br />
(Luftwa e)<br />
Studium:<br />
1985 { 87 Physikstudium an der FU Berlin<br />
1987 { 92 Physikstudium an der TU Berlin<br />
1988 { 92 Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes<br />
1989 { 90 Gaststudium an der Universita degli Studi di Milano,<br />
Italien<br />
1990 8 Mon. Gastforscher am CNR in Mailand im Bereich<br />
Computerwissenschaften<br />
1992 Physik-Diplom<br />
Berufspraxis:<br />
1991 { 92 16 Mon. stud. Mitarbeiter in der Softwareentwicklung<br />
fur Motorprufstande bei Fa. VW Gedas in Berlin<br />
1992 { 95 Wiss. Mitarbeiter am Institut fur Strahlungs- und<br />
Kernphysik der TU Berlin im Projekt: " Elektron-Ion-<br />
<strong>Koinzidenz</strong><strong>spektroskopie</strong> an freien, positiven Ionen\<br />
Berlin, den 4. August 1995