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Geschäftsbericht 2005 - 2006 - Newsroom.de

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mehr erfüllen. Für <strong>de</strong>n Menschen gehen wichtige Erholungsräume<br />

sowie das Empfin<strong>de</strong>n dafür was „Heimat“ ausmacht verloren.<br />

Die Inanspruchnahme neuer Flächen für Siedlung und Verkehr<br />

geht nicht nur zu Lasten <strong>de</strong>r Natur- und Kulturlandschaft. Immer<br />

<strong>de</strong>utlicher wer<strong>de</strong>n die sozialen und ökonomischen Folgen <strong>de</strong>s<br />

Landschaftsverbrauchs, die ein Um<strong>de</strong>nken erfor<strong>de</strong>rlich machen.<br />

Städte und Gemein<strong>de</strong>n weisen weiterhin neue Wohngebiete aus,<br />

obwohl die Bevölkerung bereits heute regional zum Teil <strong>de</strong>utlich<br />

abnimmt. Steuerliche Vergünstigungen und Subventionen,<br />

die <strong>de</strong>n Landschaftsverbrauch för<strong>de</strong>rn, lösen Entleerungseffekte<br />

vor allem in <strong>de</strong>n Innenbereichen <strong>de</strong>r Städte aus. Dies führt dort<br />

zur Unterauslastung wichtiger Versorgungseinrichtungen. Nicht<br />

ausgelastete und ggf. geschlossene Schulen und Kin<strong>de</strong>rgärten<br />

sowie die Zunahme <strong>de</strong>r Wohnungsleerstän<strong>de</strong> kennzeichnen bereits<br />

heute die Situation nicht nur in vielen Stadtteilen son<strong>de</strong>rn auch<br />

in ländlichen Gemein<strong>de</strong>n.<br />

Kurze Wege und lebendige Orte gewährleisten<strong>de</strong> Nutzungsmischungen<br />

zwischen Wohnen, Han<strong>de</strong>l und Gewerbe sowie belebte<br />

Innenstädte und Stadtteilzentren gehen zunehmend zugunsten<br />

großflächiger Gewerbegebiete und langweiliger Einfamilienhaussiedlungen<br />

am Stadtrand verloren. Mit <strong>de</strong>m Wegzug <strong>de</strong>rer, die<br />

in <strong>de</strong>r Stadt keine für sie attraktiven Wohnbedingungen fin<strong>de</strong>n,<br />

verän<strong>de</strong>rn sich die sozialen Strukturen in ganzen Stadtteilen.<br />

Die Kernstädte kämpfen bereits heute um eine ausgewogene<br />

Zusammensetzung <strong>de</strong>r Bevölkerung und um <strong>de</strong>n Verbleib zahlungskräftiger<br />

Betriebe.<br />

Die Erschließung weiterer Wohn- und Gewerbegebiete wird für<br />

die Kommunen und ihre Bürger zunehmend zu einem finanziellen<br />

Risiko, weil die Erschließungskosten und die Kosten zur<br />

Aufrechterhaltung <strong>de</strong>r Infrastruktur bei <strong>de</strong>r – wie oftmals bereits<br />

heute absehbar – künftig wie<strong>de</strong>r rückläufigen Auslastung die<br />

kommunalen Einnahmen übersteigen wer<strong>de</strong>n. Dabei wissen Bund,<br />

Län<strong>de</strong>r und Kommunen schon heute nicht mehr, wie sie allein die<br />

Unterhaltung <strong>de</strong>s vorhan<strong>de</strong>nen Straßennetzes finanzieren sollen.<br />

Auch die dringend erfor<strong>de</strong>rliche Renovierung und Mo<strong>de</strong>rnisierung<br />

unserer Städte sowie die Reaktivierung <strong>de</strong>s enormen Brachflächenbestan<strong>de</strong>s<br />

stockt bereits in vielen Städten. Finanzielle Risiken<br />

drohen auch privaten Haus- und Wohnungseigentümern. Denn<br />

Immobilien gelten wegen <strong>de</strong>r in vielen Regionen und Lagen schon<br />

heute rückläufigen Nachfrage und <strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n Preisverfalls<br />

längst nicht mehr als sicherste Form <strong>de</strong>r Altersvorsorge. Dieses<br />

Phänomen und diese Erkenntnis wird sich weiter zuspitzen.<br />

DJV <strong>Geschäftsbericht</strong> <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong><br />

Neue Wege zu einem nachhaltigen Umgang mit<br />

<strong>de</strong>r Landschaft<br />

Wir begrüßen, dass die Bun<strong>de</strong>sregierung im Rahmen <strong>de</strong>r nationalen<br />

Nachhaltigkeitsstrategie die Flächeninanspruchnahme<br />

bereits im Jahr 2002 zu einem Schwerpunktthema <strong>de</strong>r nachhaltigen<br />

Entwicklung gemacht hat und – wie 1998 bereits die damalige<br />

Bun<strong>de</strong>sumweltministerin und heutige Bun<strong>de</strong>skanzlerin Dr. Angela<br />

Merkel – das Ziel gesetzt hat, sie bis zum Jahr 2020 auf maximal<br />

30 Hektar pro Tag zu reduzieren. Auch wir sehen hierin eine <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>rzeit größten umweltpolitischen Herausfor<strong>de</strong>rungen. Stoppen<br />

lässt sich die enorme Flächeninanspruchnahme allerdings nicht<br />

per Ankündigung. Es ist an <strong>de</strong>r Zeit aufzuzeigen, mit welchen konkreten<br />

Arbeitsschritten dieses Ziel erreicht wer<strong>de</strong>n soll. Was jetzt<br />

nötig ist, sind politische Weichenstellungen und entsprechen<strong>de</strong><br />

Gesetzesinitiativen. Es müssen mögliche Handlungsfel<strong>de</strong>r mit<br />

konkreten Maßnahmen sowie ein verbindlicher Zeitplan benannt<br />

wer<strong>de</strong>n, die auf unterschiedlichen Handlungsebenen ansetzen.<br />

Verantwortlich hierfür sind alle politischen Ebenen: Bund, Län<strong>de</strong>r<br />

und Kommunen.<br />

Erfor<strong>de</strong>rlich ist aus unserer Sicht ein auf das „30-Hektar-Ziel“<br />

<strong>de</strong>r nationalen Nachhaltigkeitsstrategie hinwirken<strong>de</strong>s kohärentes<br />

System rechtlicher, planerischer und ökonomischer Instrumente.<br />

Im Kern geht es darum, sich von <strong>de</strong>r Wachstumsphilosophie im<br />

Planen und Bauen zu verabschie<strong>de</strong>n und die auf Bo<strong>de</strong>n, Fläche<br />

und Immobilien wirken<strong>de</strong>n Steuerungsinstrumente zugunsten<br />

<strong>de</strong>r Bestandspflege und -entwicklung umzuwidmen, also eine<br />

nachhaltige Entwicklung im ökologischen, ökonomischen und<br />

sozialen Sinne zu för<strong>de</strong>rn.<br />

Vor allem muss das Wirtschaftswachstum vom Landschaftsverbrauch<br />

dauerhaft entkoppelt wer<strong>de</strong>n. Dazu ist es erfor<strong>de</strong>rlich, die<br />

Finanzausstattung <strong>de</strong>r Kommunen von weiterem Landschaftsverbrauch<br />

unabhängig zu machen. Denn längst hat <strong>de</strong>r Flächenverbrauch<br />

durch das Ausweisen von großzügigem und preiswertem<br />

Bauland viele Kommunen in die missliche Lage gebracht, dass<br />

einerseits die neu ausgewiesenen Baugebiete keine Abnehmer<br />

fin<strong>de</strong>n („beleuchtete Schafswiesen“) und an<strong>de</strong>rerseits in <strong>de</strong>n Ortskernen<br />

Gebäu<strong>de</strong> und vormals genutzte Grundstücke brachliegen,<br />

weil sich angesichts <strong>de</strong>r niedrigen Grundvermögensbesteuerung<br />

eine effiziente Nutzung von Grundstücken und die Wie<strong>de</strong>raufbereitung<br />

von innerörtlichen Brachflächen für Investoren nicht<br />

lohnt. Die laufen<strong>de</strong>n Kosten für die ungenutzte Infrastruktur im<br />

Ortskern wie auf <strong>de</strong>r grünen Wiese belasten aber dauerhaft die<br />

kommunalen Haushalte und tragen zur Neuverschuldung bei. In<br />

kurzer Zeit wer<strong>de</strong>n damit die notwendigen Handlungsspielräume<br />

für kommen<strong>de</strong> Generationen verbaut.<br />

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