21.07.2013 Aufrufe

Anschreiben ZDF-Frontal - Newsroom.de

Anschreiben ZDF-Frontal - Newsroom.de

Anschreiben ZDF-Frontal - Newsroom.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

D E U T S C H E R J A G D S C H U T Z V E R B A N D E . V .<br />

V EREINIGUNG DER DEUTSCHEN L ANDESJAGDVERBÄNDE FÜR W ILD, J AGD UND N ATUR<br />

- offener Brief -<br />

Sehr geehrter Herr Dr. Richter,<br />

in <strong>de</strong>r Ausgabe <strong>de</strong>r Sendung <strong>Frontal</strong> 21 vom 4. Dezember 2012 wur<strong>de</strong> das Thema „Blei im Wild“<br />

thematisiert. Wir haben <strong>de</strong>r Autorin Natascha Gillenberg ausführliches Recherchematerial zur Verfügung<br />

gestellt und Interviewpartner vermittelt. Lei<strong>de</strong>r mussten wir feststellen, dass <strong>de</strong>r gesen<strong>de</strong>te Bericht eine<br />

vorgefertigte Meinung bedient und nicht ausgewogen ist. Grundlegen<strong>de</strong> Fakten wur<strong>de</strong>n wissentlich<br />

ignoriert und Zitatpassagen aus <strong>de</strong>m Zusammenhang herausgelöst, so dass die Be<strong>de</strong>utung eine an<strong>de</strong>re ist.<br />

Wir protestieren gegen diese Art <strong>de</strong>r Berichterstattung, die Jäger zu Unrecht schlecht darstellt und legen<br />

die wesentlichen Kritikpunkte dar.<br />

Entgegen <strong>de</strong>r Grundaussage <strong>de</strong>s Beitrags, alle Fragen zu Jagdmunition seien geklärt und nur die Jäger<br />

verhin<strong>de</strong>rten einen Umstieg auf bleifreie Alternativen, gibt es noch offene Fragen. Der Deutsche<br />

Jagdschutzverband als Dachorganisation <strong>de</strong>r Jäger bringt sich <strong>de</strong>shalb aktiv in laufen<strong>de</strong><br />

Forschungsvorhaben ein. Ein Schwerpunkt liegt auf <strong>de</strong>r Erforschung <strong>de</strong>r Lebensmittelsicherheit von Kupfer,<br />

Zink und Blei und <strong>de</strong>ren möglichen Eintrag in Wildfleisch durch Munition. Unsere Position: Nur eine<br />

wissensbasierte Entscheidung ist langfristig tragbar. Jagdmunition muss unabhängig vom Material schnell<br />

töten, sicher sein für Schütze, Verbraucher und Umwelt. Dies hat DJV-Vizepräsi<strong>de</strong>nt Dr. Bethe im Interview<br />

mit Frau Gillenberg auch ausdrücklich betont. Lei<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>t sich dieses entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Zitat nicht im Bericht.<br />

Das Abprallverhalten von Büchsengeschossen ist geklärt – es hängt von <strong>de</strong>r Konstruktion und nicht vom<br />

verwen<strong>de</strong>ten Material ab. Aber: Bei Schrot sind noch viele Fragen offen, was Dr. Bethe mit <strong>de</strong>r von Ihnen<br />

gewählten Zitatpassage lediglich <strong>de</strong>utlich machte. Lei<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n von Frau Gillenberg Jagdszenen mit<br />

Büchsenmunition und Schrot vermischt, ohne die grundlegen<strong>de</strong>n Unterschie<strong>de</strong> herauszustellen.<br />

A NERKANNTE N ATURSCHUTZVEREINIGUNG NACH §63 B UNDESNATURSCHUTZGESETZ<br />

Geschäftsstelle: Friedrichstr. 185/186 • 10117 Berlin Tel. 030 - 209 1394-0 • Fax 030 - 209 1394-30<br />

E-Mail: DJV@Jagdschutzverband.<strong>de</strong> • Internet: www.jagdnetz.<strong>de</strong><br />

Bankverbindung: Berliner Bank, Konto-Nr.: 513 67 4200, BLZ 100 708 48<br />

USt-Idnr.: DE 122123957 • IBAN: DE 15100708480/513674200 • BicCo<strong>de</strong>: DEUTDEDB110<br />

Pressestelle: Fax 030 - 209 1394-25 • Internet: www.jagd-online.<strong>de</strong> • E-Mail: Pressestelle@Jagdschutzverband.<strong>de</strong>


Die Studie <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>slandwirtschaftsministeriums zur Tötungswirkung von Büchsengeschossen, die Herr<br />

Cosack im Beitrag mit einem Satz kommentieren durfte, sagt nicht nur aus, dass es bleifreie und bleihaltige<br />

Geschosse gibt, die sicher töten. Sie sagt vielmehr aus, dass auf <strong>de</strong>m Markt bleifreie wie bleihaltige<br />

Patronen verkauft wer<strong>de</strong>n, die nur weit unter 50 Metern tierschutzgerecht töten – ohne dass <strong>de</strong>r Jäger dies<br />

erkennen kann. Bei einer DJV-Umfrage gaben zu<strong>de</strong>m 36 Prozent an, bleifreie Munition wie<strong>de</strong>r gegen<br />

Bleimunition ersetzt zu haben, weil die Tötungswirkung unzureichend war. Auf dieser Basis hat <strong>de</strong>r DJV<br />

gefor<strong>de</strong>rt, dass künftig auf je<strong>de</strong>r Munitionspackung die maximale Einsatzentfernung genannt wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Diese Fakten lagen Frau Gillenberg rechtzeitig vor, passten aber wohl nicht in das Bild von <strong>Frontal</strong> 21, alle<br />

Fragen seien geklärt.<br />

Die Tatsache, dass Seeadler durch Bleisplitter jeglicher Herkunft sterben können, ist bekannt. Aus diesem<br />

Grund sollen Jäger in Seeadlergebieten Wildreste so entsorgen, dass sie unzugänglich sind für die<br />

Greifvögel. Allerdings müssen irreführen<strong>de</strong> Aufnahmen eines Rehs mit Blei-Splitterwolke als Argument<br />

herhalten, dass Bleimunition schädlich für <strong>de</strong>n Menschen sei. Festzuhalten ist, dass diese Aufnahmen von<br />

Herr Krone immer Wild mit Innereien zeigen. Wer<strong>de</strong>n diese und alle Bereiche mit Hämatomen entfernt –<br />

weil nicht essbar–, bleibt zumin<strong>de</strong>st kein sichtbares Blei im Wildkörper zurück. Welchen Einfluss Munition<br />

aus Zink, Kupfer o<strong>de</strong>r Blei auf die Wildfleisch-Qualität tatsächlich hat, ist unbekannt. Lei<strong>de</strong>r wird mit keinem<br />

Wort im gesamten Bericht erwähnt, dass <strong>de</strong>rzeit ein groß angelegtes Forschungsprojekt <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>slandwirtschaftsministeriums (BMELV) und <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sinstituts für Risikobewertung (BfR) zur<br />

Lebensmittelsicherheit läuft. Über 8.000 Proben sollen klären, welchen Einfluss Zink, Kupfer o<strong>de</strong>r Blei auf<br />

die Wildfleisch-Qualität tatsächlich haben. Das BfR hat seine Empfehlung aus <strong>de</strong>m Jahr 2011, dass<br />

Schwangere und Kleinkin<strong>de</strong>r kein Wild essen sollen, dass mit Bleimunition erlegt wur<strong>de</strong>, nämlich auf eine<br />

geringe Zahl von Wildschwein-Proben nicht ein<strong>de</strong>utig nachvollziehbarer Herkunft begrün<strong>de</strong>t. Im selben<br />

Bericht <strong>de</strong>s BfR wird übrigens auch darauf hingewiesen, dass Durchschnittsverbraucher über Getränke,<br />

Getrei<strong>de</strong> und Gemüse bereits so viel Blei aufnehmen, dass sie damit die von <strong>de</strong>r<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegten Grenzwerte erreichen. Auch diese Informationen lagen<br />

Frau Gillenberg vor, wur<strong>de</strong>n aber im Bericht verschwiegen, wohl weil sie nicht ins Konzept passten.<br />

Lediglich in <strong>de</strong>r Abmo<strong>de</strong>ration wird erwähnt, dass Getränke, Getrei<strong>de</strong> und Gemüse Blei enthalten können.<br />

Das ist inkonsequent.<br />

Im Übrigen halten wir es für journalistisch unsauber, Jagdszenen mit <strong>de</strong>n Geräuschen von Gewehrschüssen<br />

zu untermalen, nur weil vor <strong>de</strong>r Kamera kein Schuss fiel. Diese Tatsache ist umso brisanter, als dass die<br />

eingespielten Sequenzen erstens hochflüchtiges Wild zeigen und zweitens kein Kugelfang vorhan<strong>de</strong>n war.<br />

In bei<strong>de</strong>n Situationen darf ein Jäger nicht schießen. Beim Zuschauer entsteht damit zweifelsohne ein<br />

negativer Eindruck von Jagd und Jägern.<br />

2


Zusammenfassend kommen wir zu <strong>de</strong>m Schluss, dass für <strong>de</strong>n Zuschauer durch das Weglassen wichtiger<br />

Tatsachen eine objektive Meinungsbildung zum Thema „Blei im Wild“ nicht möglich ist. Wir bezweifeln,<br />

dass die Berichterstattung in diesem Fall vom vorbehaltlosen Willen zur Wahrhaftigkeit und zur Sachlichkeit<br />

bestimmt war, wie es die Richtlinien <strong>de</strong>s <strong>ZDF</strong> vorsehen.<br />

Wir wür<strong>de</strong>n es begrüßen, wenn Sie Stellung beziehen, warum <strong>Frontal</strong> 21 so ten<strong>de</strong>nziös berichtet und eine<br />

Verunsicherung von Verbrauchern in Kauf nimmt. Für Rückfragen rund um das Thema Jagdmunition stehen<br />

wir gern zur Verfügung.<br />

Torsten Reinwald<br />

Pressesprecher<br />

Deutscher Jagdschutzverband e.V.<br />

3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!