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Sicherheit im Motorradhandel - Medienangebot der Sparte ...

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<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Forschungsbericht


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong>


Forschungsbericht<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Von den Unfallursachen zu konkreten<br />

Präventionsmaßnahmen<br />

erarbeitet für die<br />

Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution (BGHW)<br />

vorgelegt von<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Käppler & Partner Büro für Ergonomie in Bonn


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Präambel...........................................................................................................................................................5<br />

1. Einleitung & Aufgabenstellung .......................................................................................7<br />

2. Unfallanalyse & Ursachen................................................................................................9<br />

2.1 Vorgehen & Methode .................................................................................................................9<br />

2.2 Ergebnisse ....................................................................................................................................13<br />

2.2.1 Tageszeit....................................................................................................................................13<br />

2.2.2 Monat.........................................................................................................................................14<br />

2.2.3 Unfallfahrt................................................................................................................................15<br />

2.2.4 Art <strong>der</strong> Zweirä<strong>der</strong> ...................................................................................................................16<br />

2.2.5 Alter <strong>der</strong> Zweiradfahrer........................................................................................................17<br />

2.2.6 Tragen von Schutzkleidung.................................................................................................18<br />

2.2.7 Schwere <strong>der</strong> Verletzungen...................................................................................................19<br />

2.2.8 Unfallursachen: Fehler, Ursprünge & Fehlerursachen ...............................................20<br />

2.2.9 Umfrageergebnisse................................................................................................................29<br />

2.3 Zusammenfassung & Folgerungen.....................................................................................38<br />

3. Vergleich & Auswahl von Präventionsmassnahmen....................................................39<br />

3.1 Motorrad-<strong>Sicherheit</strong>strainings..............................................................................................40<br />

3.2 Signalfarben Motorrä<strong>der</strong> ........................................................................................................41<br />

3.3 Tagfahrlicht..................................................................................................................................42<br />

3.4 Bekleidung in Signalfarben ....................................................................................................44<br />

4. Implementierung & Untersuchung <strong>der</strong> Präventionsmassnahme Signaljacke ...........50<br />

4.1 Auswahl und Vorgehen............................................................................................................50<br />

4.2 Ergebnisse ....................................................................................................................................52<br />

4.3 Zusammenfassung....................................................................................................................56<br />

5. Ausblick Wirksamkeitsstudie Signaljacke.....................................................................57<br />

6. Anhang: <strong>Sicherheit</strong>smanagement System ARIADNE ...................................................58<br />

7. Anhang: Fragebogen 2002.............................................................................................77<br />

8. Anhang: Anleitung & Fragebogen 2007 .......................................................................80<br />

9. Literatur...........................................................................................................................84<br />

3


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

4


Präambel<br />

Erste Aufgabe <strong>der</strong> Berufs genossen -<br />

schaft, noch vor <strong>der</strong> Leistung von Reha -<br />

bilitation und Entschädigung, ist die<br />

Prä vention von Arbeitsunfällen, Berufs -<br />

krank heiten und berufsbedingten Ge -<br />

sund heitsschäden. Mo<strong>der</strong>nes Sicher -<br />

heits management von <strong>der</strong> Ursachen -<br />

forschung bis zur Einführung von konkreten<br />

Präventionsmaßnahmen verhin<strong>der</strong>t<br />

nicht nur Leid, son<strong>der</strong>n spart auch<br />

Geld.<br />

Im Rahmen mehrerer Maßnahmen in<br />

unterschiedlichen Bereichen, z.B. be<strong>im</strong><br />

Haut schutz für Floristen (BGHW 2008)<br />

konnte auch die Berufsgenossenschaft<br />

für den Einzelhandel in Bonn, heute<br />

Berufsgenossenschaft Handel und<br />

Waren distri bu tion, zeigen, dass Präven -<br />

tion mittelfristig erfolgreich sein kann.<br />

Ein solches Beispiel aus dem Bereich<br />

Han del mit und Wartung von motorisierten<br />

Zwei rä<strong>der</strong>n stellt <strong>der</strong> vorliegende<br />

Bericht vor. Er beschreibt das zugrun-<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

deliegende Präventionskonzept und die<br />

Verfahren und berichtet über Ergeb -<br />

nisse, Unfall ursachen, Rand beding un -<br />

gen und Maßnahmen und diskutiert<br />

das Vorgehen.<br />

Alle Arbeiten wurden vom Büro für Ergo -<br />

nomie Käppler & Partner in Bonn in Auf -<br />

trägen <strong>der</strong> Berufsgenossenschaft und in<br />

enger Zusammenarbeit mit <strong>der</strong>en<br />

Präven tionsabteilung durch geführt. Die<br />

exper<strong>im</strong>entellen Un ter suchungen führten<br />

Käppler & Partner in enger<br />

Kooperation mit dem Institut für Landund<br />

See verkehr ILS <strong>der</strong> Tech nischen<br />

Universität Berlin und <strong>der</strong> BMW AG in<br />

München durch. An dieser Stelle sei allen<br />

Be teiligten herzlich dafür ge dankt.<br />

Nota Bene: Obwohl zur besseren Les bar -<br />

keit vorzugsweise das männliche Ge -<br />

schlecht <strong>im</strong> Text verwendet wird, be -<br />

trifft das Gesagte natürlich auch das<br />

weibliche Geschlecht.<br />

5


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

6


1. Einleitung & Aufgabenstellung<br />

Die Kostensituation <strong>der</strong> Berufs genos -<br />

sen schaft für den Einzelhandel (BGE,<br />

heute Berufsgenossenschaft Handel<br />

und Warendistribution BGHW) hat sich<br />

stetig verbessert. Ursachen sind sinkende<br />

Unfallzahlen und deshalb geringere<br />

Ver sicherungs leistungen.<br />

Gegen den Trend verlief die Entwicklung<br />

<strong>im</strong> Einzelhandel mit motorisierten Zwei -<br />

rä<strong>der</strong>n, nachfolgend <strong>im</strong> Text auch als Mo -<br />

tor radhandel bezeichnet. Dieser war bis<br />

Ende 2001 mit Faktor 14 in die höchste<br />

Gefahrenklasse eingestuft, das Mittel<br />

beträgt lediglich Gefahrenklasse 2 für alle<br />

Versicherten. Bei insgesamt geringer An -<br />

zahl von Unfällen entstanden aufgrund<br />

<strong>der</strong> Verletzungsschwere nicht nur hohe<br />

Kosten, son<strong>der</strong>n auch vermeidbares Leid.<br />

Es war <strong>der</strong> Frage nachzugehen, wie die<br />

Unfallhergänge <strong>im</strong> Detail und welche die<br />

Un fall ur sachen sind. Ziel war die Beant -<br />

wor tung <strong>der</strong> Frage, ob sich daraus Präven -<br />

tions maß nahmen in Form von Zusatz -<br />

trainings, Informationen, Schulun gen<br />

o<strong>der</strong> technischen Maßnahmen für die<br />

Betroffenen ableiten, entwickeln und<br />

durchführen lassen. Die mittelfristige<br />

Wirksamkeit dieser Maßnahmen soll<br />

ebenfalls nachgewiesen werden.<br />

Die konsistente Kombination solcher<br />

Aktivitäten wird als <strong>Sicherheit</strong>s manage -<br />

ment bezeichnet. Ein entsprechendes<br />

Präventionskonzept wurde entwickelt,<br />

das aufeinan<strong>der</strong> aufbauende und sich<br />

ergänzende Untersuchungen und be -<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

gleitende Kampagnen enthält. Alle Ak -<br />

tivitäten wurden in den Jahren 2000 bis<br />

2008 konzipiert und in einzelnen Stu -<br />

dien durchgeführt.<br />

Nach Abschluss aller bisherigen Studien<br />

und Kampagnen sowie mit Hilfe eines<br />

Fern lehr gangs für die Unternehmer<br />

konnte die Kostendsituation <strong>im</strong> Motor -<br />

radhandel deutlich verbessert werden.<br />

Heute (2008) beträgt die Gefah r en -<br />

klasse nur noch 11.<br />

Um dies zu erreichen, waren <strong>im</strong> ersten<br />

Schritt die Gründe für die hohen finanziellen<br />

Aufwendungen und Ein stu fun -<br />

gen zu ermitteln. Der vorliegende Be -<br />

richt beschreibt in Kapitel 2 Studie 1 Un -<br />

fallanalyse und Ursachen. Hier finden<br />

sich Methode, Vor gehen und Ergeb -<br />

nisse. Im Rahmen von Befragungen<br />

wur den zudem Daten zu Mit arbeitern,<br />

Betriebs größen usw. repräsentativ<br />

ermittelt und analysiert.<br />

Darauf aufbauend wurde Studie 2<br />

Konzeption, Vergleich und Auswahl von<br />

Prä ven tions maß nahmen durchgeführt,<br />

siehe Kapitel 3. Sie galt entsprechenden<br />

Maß nah men, beschreibt <strong>der</strong>en Reali sie -<br />

rung und bewertet den Erfolg. In diesem<br />

Rahmen wurden zum Teil um fang -<br />

reiche exper<strong>im</strong>enteller Unter su chungen<br />

durchgeführt, die ebenfalls beschrieben<br />

werden.<br />

Kapitel 4 stellt die Implementierung und<br />

Untersuchung <strong>der</strong> Präventions maß nah -<br />

7


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

8<br />

me Signaljacke mitsamt Befragungs -<br />

ergeb nissen vor. Kapitel 5 fasst alle<br />

Ergebnisse zusammen und gibt einen<br />

Ausblick auf die ausstehende Wirk -<br />

samkeits studie nach Einführung und<br />

mittelfristiger Wirkung <strong>der</strong> Maßnahme.<br />

Kapitel 6, 7 und 8 enthalten die An -<br />

hänge. Die Beschreibung des verwende-<br />

ten Verfahrens befindet sich unter<br />

<strong>Sicherheit</strong>smanagement System ARIAD-<br />

NE. Die verwendeten Fragebogen 2002<br />

und 2007 folgen.<br />

Kapitel 9 enthält die Literatur.


2. Unfallanalyse & Ursachen<br />

Im Rahmen von Studie 1 war die Ak ten -<br />

lage zu Unfallhergängen und Ur sachen<br />

zu prüfen, weitere Infor ma tionen waren<br />

zu ermitteln. Die so dokumentierten<br />

Un fälle waren detailliert mit einem<br />

geeigneten Verfahren zu untersuchen<br />

hinsichtlich Un fall ursachen und Be -<br />

gleit umständen sowie möglichen Prä -<br />

ven tionsmaßnahmen.<br />

2.1 Vorgehen & Methode<br />

Die Durchführung <strong>der</strong> Studie erfolgte<br />

<strong>im</strong> Jahre 2001 mit den Daten aus dem<br />

Jahre 2000. Alle Daten entstammen <strong>der</strong><br />

Berufsgenossenschaft und wurden zur<br />

Anzahl<br />

Zweiradunfälle 2000: Bezirke und Anzahl<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12 12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Bremen Berlin Berlin Bonn München<br />

Bezirk<br />

Abbildung 1: Gemeldete Zweiradunfälle 2000 in<br />

<strong>der</strong> BGE<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

weiteren Analyse zur Verfügung ge -<br />

stellt. Es handelte sich um Unfall an -<br />

zeigen, Arztberichte, Polizeiberichte und<br />

Zeitungsnotizen.<br />

Die Daten betreffen nur Wege- und<br />

Dienst wege un fälle. Das sind Unfälle auf<br />

dem Weg zur Arbeit o<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Arbeit<br />

nach Hause und Unfälle während <strong>der</strong> Ar -<br />

beits zei t, auf Pro be fahr ten, Dienst -<br />

gängen o<strong>der</strong> Dienst reisen. Alle Daten<br />

wurden sta tistisch auf bereitet und sind<br />

nach fol gend als Häufig keits ver tei lun gen<br />

mit ab soluten Zahlen dargestellt. Pro zen -<br />

tuale Anteile werden jeweils <strong>im</strong> Text an -<br />

gegeben. Von <strong>der</strong> Berechnung statistischer<br />

Kenn werte, wie Mit tel werte o<strong>der</strong><br />

S t a n d a rd a b w e i c hun gen, wurde ab ge -<br />

sehen, da wegen <strong>der</strong> geringen Anzahl <strong>der</strong><br />

Fälle eine wesentliche Vor aus setzung<br />

verletzt ist, die Normal verteilung <strong>der</strong><br />

Daten.<br />

Insgesamt wurden so 46 Un fälle aus<br />

dem Jahr 2000 analysiert, 18, 12 bzw. 11<br />

aus den Bezirken Bre men, Bonn und<br />

München und nur 4 aus dem Bezirk<br />

Berlin, siehe Abbildung 1.<br />

Es geschahen nicht etwa weniger Un -<br />

fälle <strong>im</strong> Bezirk Berlin, son<strong>der</strong>n Daten<br />

waren nicht vorhanden. Unter stellt man<br />

ähnliche Unfallhäufigkeiten in ganz<br />

Deutschland, so ist von 9 fehlenden<br />

Datensätzen auszugehen. Dies hat eine<br />

Fehler quote von 16 Prozent zur Folge<br />

für alle folgenden Angaben über<br />

Mortalitätsraten etc.<br />

9


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Insgesamt 6 <strong>der</strong> ausgewerteten 46 Un -<br />

fälle, das sind 13 Prozent, konnten darüber<br />

hinaus aufgrund unvollständiger<br />

Da ten nicht detailliert ausgewertet<br />

werden. Die Daten aller an<strong>der</strong>en Unfälle<br />

waren vollständig.<br />

Die folgende Unfallursachenanalyse<br />

basiert auf einem mo<strong>der</strong>nen Verfahren<br />

zum Sicher heits management aus <strong>der</strong><br />

Luftfahrt (Käppler et al 2008), das den<br />

Ge ge ben heiten <strong>im</strong> Straß enverkehr an -<br />

ge passt wurde und <strong>im</strong> Anhang Sicher -<br />

heitsmanagement System ARIADNE er -<br />

läutert wird. Es basiert auf <strong>der</strong> Vor stel -<br />

lung, dass Unfälle Folge menschlicher<br />

Fehler sind. Fehler werden als Produkte<br />

eines umfassenden Wirkungs netz wer -<br />

kes unterschiedlicher Risikobe din gun -<br />

gen verstanden und als Erkennt nis -<br />

quelle, nicht als personelles Problem<br />

gesehen. Die Risikobedingungen sind<br />

Folgen ergonomischer und organisatorischer<br />

Fehl gestaltungen des Arbeits -<br />

systems sowie fehlen<strong>der</strong> personeller<br />

Leis tungs voraussetzungen.<br />

Sie haben unter best<strong>im</strong>mten Bedingun -<br />

gen unsichere Handlungen und aktives<br />

Ver sagen mit konkreten Fehlern zur<br />

Folge. Sie verursachen dann Unfälle,<br />

wenn unzureichende Barrieren entsprechende<br />

Risiken nicht verhin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

min<strong>im</strong>ieren. Solche Barrieren fungieren<br />

als Präventionen in Form humaner Ar -<br />

beits system ge staltung, ergonomischer<br />

Arbeitsbedingungen und effizienter, lern -<br />

för<strong>der</strong>licher Organisations struk turen.<br />

10<br />

ARIADNE identifiziert als Unfall ur -<br />

sachen zunächst alle sogenannten<br />

Haupt fehler, die Un fälle, Schäden o<strong>der</strong><br />

Gefährdungen verursacht haben. Sie<br />

werden gewichtet und Per sonen zugeordnet.<br />

Nur selten ist ein Unfall Folge<br />

eines einzigen Fehlers o<strong>der</strong> Defektes. Je<br />

nach Datenlage können bis zu sechs<br />

Fehler nachgewiesen werden. In <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Untersuchung wurden die<br />

ermittelten Fehler deshalb in Haupt -<br />

fehler und Fehler 2. Ordnung und Fehler<br />

3. Ordnung kategorisiert.<br />

Ein Hauptfehler ist die Handlung eines<br />

Verkehrsteilnehmers vor dem Unfall<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> technische Defekt, die o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

unweigerlich zum Unfall führen muss,<br />

wie z.B. Übersehen eines kreuzenden<br />

Fahrzeugs o<strong>der</strong> Bremsversagen. Die<br />

Quellen eines Fehlers o<strong>der</strong> Defektes be -<br />

zeichnet das Modell als Ursprung des<br />

Fehlers. Das ist z.B. <strong>der</strong> eine Fehl ent -<br />

scheidung treffende Fahrer o<strong>der</strong> das<br />

Fahr zeug mit Reifendefekt. Ein Son -<br />

<strong>der</strong>fall entsteht, wenn ein klarer Zu sam -<br />

menhang zwischen Defekt und fehlerhafter<br />

Reparatur o<strong>der</strong> Wartung gegeben<br />

ist. In diesem Fall wäre <strong>der</strong> Reparateur<br />

selbst <strong>der</strong> Verursacher.<br />

Da Hauptziel <strong>der</strong> vorliegenden Unter -<br />

suchung Entwicklung und Implemen -<br />

tierung möglicher Präventions maß -<br />

nahmen war, wurde zwischen folgenden<br />

Ursprüngen für Fehler unterschieden,<br />

um Vorstellungen über Art und<br />

Umfang <strong>der</strong> Zielgruppe solcher Maß -<br />

nahmen zu gewinnen


• Zweiradfahrer<br />

• An<strong>der</strong>er Fahrer<br />

• Unbekannt.<br />

Außerdem wurden die Ursachen <strong>der</strong><br />

Fehler selbst analog ermittelt, gewichtet<br />

und Fehlern zugeordnet. Ent sprech -<br />

ende Details finden sich <strong>im</strong> Anhang.<br />

Vom European Traffic Safety Council<br />

(ETSC 1999) vorgeschlagene Kennwerte<br />

zum Vergleich <strong>der</strong> Arbeitssicherheit in<br />

un terschiedlichen Bereichen sind Un -<br />

fall häufig keiten und Mortalitätsraten<br />

pro 100.000 Beschäftigte und pro 10 8<br />

Ar beitsstunden. Letztere Kennzahl er -<br />

mög licht den Vergleich von Risiken un -<br />

terschiedlicher Arbeits tätigkeiten. Dazu<br />

ist die Kenntnis absoluter Be schäftig -<br />

tenzahlen und Arbeitszeiten <strong>im</strong> Zwei -<br />

rad handel erfor<strong>der</strong>lich. Sie wurden er -<br />

ho ben. Weiterhin war die BGHW an folgenden<br />

Daten interessiert<br />

• Art Mitarbeit des Betriebsinhabers<br />

(Voll- und Teilzeit)<br />

• Geschlecht und Voll- o<strong>der</strong> Teilzeit mit -<br />

arbeit <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

• Alter <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

• Anzahl erlittener Unfälle in den letzten<br />

drei Jahren<br />

Ein Fragebogen zur Erhebung dieser<br />

Daten wurde entwickelt. Zudem wurden<br />

folgende sechs Fragen zu Sicher heits -<br />

einstellung und Risikoempfinden gestellt<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

• <strong>Sicherheit</strong>strainings<br />

• Tragen von Helm und Schutzkleidung<br />

• Selbsteinschätzung als Fahrer<br />

• Einschätzung <strong>der</strong> Pkw-Fahrer<br />

• Eigenrisikoeinschätzung<br />

• Empfehlung von <strong>Sicherheit</strong>smaß nah -<br />

men.<br />

Für entsprechende Einschätzungen<br />

wurde eine Intensitätsskala mit neun<br />

Punkten verwendet (Graduierungen<br />

nicht, wenig, etwas, halbwegs ziemlich,<br />

überwiegend und sehr), die in weiten<br />

Bereichen <strong>der</strong> Verkehrssicherheit angewendet<br />

wird (Käppler 1993). Schätz -<br />

skala und Fragebogen befinden sich <strong>im</strong><br />

Anhang.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Zweiradhändler und<br />

ihrer Angestellten festzustellen ist nicht<br />

trivial. Die BGE/BGHW legt fest, dass ein<br />

fraglicher Betrieb zumindest 10 Prozent<br />

<strong>der</strong> Gesamt arbeitszeit mit dem Handel<br />

von Krafträ<strong>der</strong>n, eingeschlossen Mofas<br />

und Roller, verbringt. So ergibt sich eine<br />

Be triebs zahl von 2300 Stück in<br />

Deutschland. Für die Umfrage wurde<br />

ein Anteil von 30 Prozent an <strong>der</strong> Ge -<br />

samt arbeitszeit zugrunde gelegt. So<br />

verblieben 1150 Zweiradbetriebe.<br />

An die Inhaber dieser Zweiradbetriebe<br />

wurden Schätzskala und Fragebogen <strong>im</strong><br />

Januar 2002 mit anonymem Rück um -<br />

schlag versandt und zwischen März und<br />

April 2002 ausgewertet. Die Rück lauf -<br />

quote betrug gute 46,5 Prozent. Einige<br />

Rück sen dungen waren fehlerhaft o<strong>der</strong><br />

11


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

gar nicht ausgefüllt, so dass insgesamt<br />

525 Frage bögen ausgewertet wurden.<br />

Die Erhebungsdaten werden nachfolgend<br />

als Häufigkeitsverteilungen dargestellt,<br />

prozentuale Anteile finden sich<br />

<strong>im</strong> Text. Alle Schätzdaten wurden statistisch<br />

verarbeitet und per Mittelwert,<br />

Standardabweichung und Median parametrisiert,<br />

da eine ausreichende Anzahl<br />

von Daten vorlag und die Daten normal<br />

verteilt waren. Den Ergebnissen <strong>der</strong><br />

Unfallanalyse sind zunächst folgende<br />

deskriptive Daten in dieser Reihenfolge<br />

vorangestellt<br />

• Tageszeit <strong>der</strong> registrierten Unfälle in<br />

vollen Stunden<br />

• Dito Jahreszeit nach Monaten<br />

• Dito Zweck <strong>der</strong> Fahrt (Weg zur Arbeit,<br />

Probefahrt, Dienstfahrt, Pause)<br />

• Art <strong>der</strong> beteiligten Zweiradfahrzeuge<br />

(Motorrad, Roller, Mofa, Moped)<br />

• Alter <strong>der</strong> verunfallten Zweiradfahrer<br />

in acht Klassen<br />

12<br />

• Vorhandensein von Schutzkleidung<br />

bei den betroffenen Fahrern<br />

• Schwere <strong>der</strong> erlittenen Verletzungen<br />

nach dem fünftklassigen, gängigen<br />

Verfahren zu<br />

Flugunfalluntersuchungen (ohne,<br />

kaum, leicht, schwer, tödlich).<br />

Die nachfolgenden Abbildungen zeigen<br />

Hauptfehler und Fehler 2. sowie 3. Ord -<br />

nung nacheinan<strong>der</strong> als Histo gramme,<br />

jeweils ergänzt durch die zugehörigen<br />

Fehler ursprünge (Zwei rad fahrer usw)<br />

sowie Fehlerursachen (Regen, Schnee,<br />

Glätte usw). Die Abbildungen sind in<br />

Dreiergruppen so geordnet, dass dem<br />

Hauptfehler mit Ur sprung und Ur -<br />

sachen die Fehler 2. Ordnung mit Ur -<br />

sprung und Ursachen folgen, dann die<br />

Fehler 3. Ordnung mit Ursprung und Ur -<br />

sachen. Waren keine Daten verfügbar<br />

o<strong>der</strong> wurde keine Ursache gefunden, ist<br />

dies als unbekannt vermerkt.


2.2 Ergebnisse<br />

2.2.1 Tageszeit<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Unfälle über <strong>der</strong> Uhrzeit<br />

des Unfalls zeigt Abbildung 2. Acht und -<br />

zwanzig Prozent <strong>der</strong> Unfälle geschahen<br />

<strong>im</strong> Berufsverkehr zwischen 8 und 9 Uhr<br />

mor gens, 33 Prozent zwischen 11 und<br />

Anzahl<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

14 h bei Probefahrten und in <strong>der</strong> Mit -<br />

tags pause und 15 Prozent zwischen 16<br />

und 17 h wie<strong>der</strong>um <strong>im</strong> Be rufs verkehr.<br />

Nachts zwischen 21 und 7 Uhr geschahen<br />

keine meldepflichtigen Unfälle.<br />

Zweiradunfälle 2000: Uhrzeit und Anzahl<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24<br />

Uhrzeit<br />

Abbildung 2: Uhrzeit und Anzahl von Zweiradunfällen 2000<br />

13


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

2.2.2 Monat<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Unfälle verteilt über die<br />

12 Monate des Jahres 2000 zeigt<br />

Abbildung 3. Im Winter werden kaum<br />

Zwei rä<strong>der</strong> gefahren, <strong>der</strong> Januar war ohne<br />

meldepflichtige Unfälle, <strong>im</strong> Februar<br />

geschah einer. 11 Prozent <strong>der</strong> Unfälle ge -<br />

schahen <strong>im</strong> März, 35 Prozent in Mai und<br />

Juni sowie August je 22 Prozent, die<br />

unfallhäufigsten Monate des Jahres.<br />

Anzahl<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Zweiradunfälle 2000: Monat und Anzahl<br />

20 Prozent <strong>der</strong> Unfälle ereigneten sich<br />

<strong>im</strong> Herbst und Winter 2000 zwischen<br />

September und Dezember mit einem<br />

Hoch <strong>im</strong> Oktober. Der geringe Anteil von<br />

April und Juli lässt sich auf Ferienzeiten<br />

zurückführen.<br />

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />

Monat<br />

Abbildung 3: Monat und Anzahl von Zweiradunfällen 2000


2.2.3 Unfallfahrt<br />

Den Zweck <strong>der</strong> Fahrt, während <strong>der</strong> ein<br />

Unfall geschah, zeigt Abbildung 4. Fast<br />

die Hälfte, nämlich 46 Prozent <strong>der</strong> Un -<br />

fälle in 2000, ereigneten sich auf dem<br />

Weg zur Arbeit (hier gemeint ist zur<br />

Arbeit und nach Hause) und deutlich<br />

Anzahl<br />

Anzahl<br />

25<br />

20 20<br />

15 15<br />

10 10<br />

5<br />

Abbildung 4: Unfallfahrt<br />

Zweiradunfälle 2000: Art <strong>der</strong> Fahrt und Anzahl<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

mehr als ein Drittel, <strong>im</strong>merhin 39 Pro -<br />

zent, auf Probefahrten. Das sind 85 Pro -<br />

zent <strong>der</strong> registrierten Unfälle. Nur 11<br />

Pro zent geschahen während <strong>der</strong> Mit -<br />

tags pause und nur einer auf einer<br />

Dienst fahrt.<br />

0<br />

Weg Weg zur zur Arbeit Probefahrt Probefahrt Dienstfahrt Mittagspause<br />

Art Art <strong>der</strong> <strong>der</strong> Fahrt<br />

15


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

2.2.4 Art <strong>der</strong> Zweirä<strong>der</strong><br />

Die Art <strong>der</strong> beteiligten Zweirad fahr -<br />

zeuge zeigt Abbildung 5. Immerhin drei<br />

Viertel waren Motorrä<strong>der</strong> (72 Prozent<br />

<strong>der</strong> verunfallten Zweirä<strong>der</strong>), 17 Prozent<br />

waren Motorroller, 7 Prozent Mofas und<br />

nur 4 Prozent Mopeds.<br />

16<br />

Anzahl<br />

Anzahl<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Abbildung 5: Art <strong>der</strong> verunfallten Zweirä<strong>der</strong><br />

Zweiradunfälle 2000: Fahrzeugart und Anzahl<br />

Motorrad Motorad Mofa Motorroller Moped<br />

Fahrzeugart<br />

Fahrzeugart


2.2.5 Alter <strong>der</strong> Zweiradfahrer<br />

Das Alter <strong>der</strong> verunfallten Zwei rad -<br />

fahrer zeigt Abbildung 6. Es betrug <strong>im</strong><br />

Mittel 34 Jahre und verteilt sich auf die<br />

Altersklassen wie folgt:<br />

• 11 Prozent unter 18 Jahre<br />

• 15 Prozent zwischen 18 und 25 Jahre<br />

• 20 Prozent zwischen 26 und 32 Jahre<br />

• 22 Prozent zwischen 33 und 39 Jahre<br />

• 17 Prozent zwischen 40 und 46 Jahre<br />

• 4 Prozent zwischen 47 und 53 Jahre<br />

• 7 Prozent zwischen 54 und 60 Jahre<br />

• 4 Prozent zwischen 61 und 67 Jahre.<br />

Anzahl<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Ältere verunfallte Zweiradfahrer waren<br />

nicht betroffen.<br />

An<strong>der</strong>s als in <strong>der</strong> Bundesstatistik zum<br />

Straßenverkehr liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />

<strong>der</strong> hier gemeldeten Fahrer in den Al -<br />

ters gruppen zwischen 26 und 39 Jah -<br />

ren, und nicht bei jungen Fahrern bis 25.<br />

Diese Zahlen werden an den Be schäf tig -<br />

tenzahlen selbst gespiegelt, um zu einer<br />

absoluten Einschätzung gelangen zu<br />

können, siehe unten.<br />

Zweiradunfälle 2000: Fahrzeugart und Anzahl<br />

18 25 32 39 46 53 60 67<br />

Jahre<br />

Abbildung 6: Alter und Anzahl <strong>der</strong> verunfallten Zweiradfahrer<br />

17


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

2.2.6 Tragen von Schutzkleidung<br />

Das Tragen von Schutzkleidung ist eine<br />

wesentliche Maßnahme zur Min<strong>der</strong>ung<br />

von Unfallfolgen. Aufgrund <strong>der</strong> vorliegen<br />

den Daten zum Thema Schutz klei -<br />

dung konnte nicht zwischen <strong>der</strong> Nut -<br />

zung von Helm, Schuhen o<strong>der</strong> Kombi na -<br />

tion unterschieden werden.<br />

Häufigkeit<br />

18<br />

25<br />

20<br />

15<br />

15<br />

10<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0<br />

Zweiradunfälle 2000:<br />

Schutzkleidung und Häufigkeit<br />

nein ja Schutzkleidung<br />

unbekannt<br />

Abbildung 7: Tragen von Schutzkleidung<br />

Das Vorhandensein irgendeiner Art von<br />

Schutzkleidung während des Unfalles,<br />

und sei es nur ein Schutzhelm, zeigt Ab -<br />

bildung 7. Nur 46 Prozent trugen zu -<br />

min dest einen Helm. Die Angaben über<br />

das Tragen von Schutzkleidung sind un -<br />

vollständig, <strong>im</strong>merhin wurden in 39<br />

Pro zent <strong>der</strong> Unfälle keine Angaben<br />

gemacht.<br />

Die genaue Durchsicht zeigte, dass 17<br />

Prozent <strong>der</strong> verunfallten gar keinen<br />

Helm ge tragen haben und kaum Zwei -<br />

fel bestehen, dass Fahrer ohne Angaben<br />

<strong>der</strong> Gruppe ohne Schutz kleidung zuzurechnen<br />

sind. So bliebe die alarmierende<br />

Fest stellung, dass mehr als die Hälfte<br />

<strong>der</strong> Fahrer, 56 Prozent, ohne Schutz helm<br />

und ohne Schutzkleidung verunfallten.<br />

Später durchgeführte Inter views und<br />

Befragungen be stätigten dieses Fehl -<br />

ver hal ten und zeigten, dass dies den<br />

Betroffenen durch aus be wusst ist. Be -<br />

grün dungen dafür liegen <strong>im</strong> Zeit man -<br />

gel. Das Anlegen einer kompletten Kom -<br />

bi erfor<strong>der</strong>e 15 bis 30 auf die Arbeitszeit<br />

entfallende Minuten und sei für eine<br />

kurze Probefahrt unzumutbar. Aller -<br />

dings ist das Risiko natürlich hoch, und<br />

die Aus fall zeiten bei unfallbedingter<br />

Krankheit werden allenthalben beklagt.


2.2.7 Schwere <strong>der</strong> Verletzungen<br />

Wirklich kostenträchtige Unfallfolgen<br />

sind aus Versicherersicht die Krank -<br />

heits kos ten. Die Schwere <strong>der</strong> unfallbedingt<br />

erlittenen Verletzungen zeigt Ab -<br />

bildung 8. Ohne Ver let zun gen blieb in<br />

einem meldepflichtigen Unfall kein<br />

Zwei radfahrer. Zwei und zwanzig Pro -<br />

zent <strong>der</strong> Zweiradfahrer wurden kaum<br />

(ar beitsunfähig bis zu 3 Tagen), 57 Pro -<br />

Anzahl<br />

Anzahl<br />

30<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15 15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Zweiradunfälle 2000: Verletzungsschwere<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

zent leicht verletzt. Das bedeutet: Mehr<br />

als die Hälfte <strong>der</strong> Verunfallten war bis zu<br />

8 Wochen arbeitsunfähig. Fünfzehn<br />

Prozent wurden schwer verletzt und<br />

wurden <strong>im</strong> betrachteten Zeitraum nicht<br />

mehr arbeitsfähig. Sieben Prozent <strong>der</strong><br />

Fahrer wurden tödlich verletzt, das sind<br />

drei Fahrer in 46 Unfällen.<br />

keine kaum kaum leicht schwert schwer tödlich<br />

Abbildung 8: Schwere <strong>der</strong> erlittenen Verletzungen<br />

Verletzungsschwere<br />

Verletzungschwere<br />

19


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

2.2.8 Unfallursachen: Fehler, Ursprünge & Fehlerursachen<br />

Hauptfehler<br />

Ein Hauptfehler führt zum Unfall. Art<br />

und Häufigkeit zeigt Abbildung 9. Man -<br />

gel haf tes Erkennen von Position, Art<br />

und Geschwindigkeit des Zweirades<br />

durch an<strong>der</strong>e Ver kehrsteilnehmer war<br />

in 7 Prozent <strong>der</strong> Unfälle Hauptfehler. In<br />

59 Prozent aller Unfälle war die Ve -<br />

rletzung von Vorschriften in Form zu<br />

schnellen Fahrens o<strong>der</strong> Missachtens <strong>der</strong><br />

Vorfahrt durch an<strong>der</strong>e Verkehrs teil neh -<br />

mer Hauptfehler, <strong>der</strong> zum Unfall führte.<br />

In 15 Prozent wurden Risiken z.B. durch<br />

Eis und Schnee o<strong>der</strong> zu hohe Fahr ge -<br />

schwindigkeit in Kurven falsch eingeschätzt<br />

und nur in 9 Prozent <strong>der</strong> Unfälle<br />

Anzahl<br />

20<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

waren technische Defekte Haupt unfall -<br />

ur sache, dann in <strong>der</strong> Regel auf Probe -<br />

fahrt nach einer Reparatur.<br />

Fehlhandlungen <strong>im</strong> Sinne mangelhafter<br />

Handhabung von Notfallprozeduren<br />

eines Unfallbeteiligten (z.B. nicht ge -<br />

konntes Umfahren von Hin<strong>der</strong>nissen<br />

o<strong>der</strong> Sturz be<strong>im</strong> Notbremsen), Fehler -<br />

hafte Modelle und Vorstellungen über<br />

fahrtechnische Mög lich keiten und<br />

Gren zen <strong>im</strong> Umgang mit einem Zwei -<br />

rad (z.B. gleichzeitiges Bremsen und<br />

Lenken in Kurven bei Glätte) sowie<br />

unbekannt wurden nicht identifiziert.<br />

Erkennen Erkenne Vorschriften Risiko Technik Fehlhandlung Modell unbekannt<br />

Abbildung 9: Hauptfehler <strong>der</strong> untersuchten Unfälle<br />

Zweiradunfälle 2000: Hauptfehler<br />

Fehlerart


Ursprünge <strong>der</strong> Hauptfehler<br />

Welche Ursprünge haben diese Fehler?<br />

Die erstaunliche Antwort zeigt Abbildung<br />

10. Der verunfallte Zweiradfahrer war nur<br />

in 39 Prozent <strong>der</strong> Fälle selbst Verursacher,<br />

Anzahl<br />

Anzahl<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Abbildung 10: Ursprünge <strong>der</strong> Hauptfehler<br />

Zweiradunfälle 2000: Ursprung <strong>der</strong> Hauptfehler<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

an<strong>der</strong>e Fahrzeugführer, in <strong>der</strong> Regel Pkw-<br />

Fahrer, jedoch in 61 Prozent. In sechs<br />

Fällen ließen sich Verursacher nicht zuverlässig<br />

ermitteln.<br />

Zweiradfahrer an<strong>der</strong>e Fahrer Fahrer unbekannt<br />

Ursprung Hauptfehler<br />

Ursprung Hauptfehler<br />

21


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Ursachen <strong>der</strong> Hauptfehler<br />

Welches waren die Ursachen für diese<br />

Fehler? Die Antwort gibt Abbildung 11. In<br />

76 Prozent <strong>der</strong> analysierten Unfälle war<br />

übersteigertes <strong>Sicherheit</strong>s em pfin den die<br />

Ursache für den Hauptfehler. Pkw-Fahrer<br />

fühlen sich sicher und halten selbst be<strong>im</strong><br />

Einbiegen in Haupt straßen nicht, Motor -<br />

radfahrer fühlen sich auch bei über -<br />

höhter Geschwindig keit o<strong>der</strong> Eis und<br />

Schnee kompetent. War tungs mängel,<br />

Anzahl<br />

Abbildung 11: Ursachen <strong>der</strong> Hauptfehler<br />

22<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Umwelt<br />

Umwelt<br />

Wartung<br />

Wartung<br />

Unaufmerksamkeit<br />

Unerfahrenheit<br />

fehlerhafte Reparatur o<strong>der</strong> Umwelt be -<br />

dingungen (Eis o<strong>der</strong> Schnee, Öl) waren<br />

nur in 13 Prozent Fehlerursachen.<br />

Unerfahrenheit, Unaufmerksamkeit,<br />

mangelhafte Fähigkeiten z.B. be<strong>im</strong> Not -<br />

bremsen o<strong>der</strong> Ausweichen sowie Kom -<br />

munikationsmängel w i e z . B. U n t e r l a s -<br />

sen des Blinkens be<strong>im</strong> Ab biegen spielten<br />

keine Rolle.<br />

Zweiradunfälle 2000: Ursachen <strong>der</strong> Hauptfehler<br />

Unaufmerksamkeit<br />

Unerfahrenheit<br />

Fähigkeiten<br />

Fähigkeiten<br />

<strong>Sicherheit</strong>sempfinden<br />

<strong>Sicherheit</strong>sempfinden<br />

Ursache Hauptfehlers<br />

Hauptfehler<br />

Kommunikation<br />

Kommunikation<br />

unbekannt<br />

unbekannt


Fehler 2. Ordnung<br />

Ein Fehler 2. Ordnung muss nicht zum<br />

Unfall führen. Er trägt zum Entstehen<br />

des Unfalls bei o<strong>der</strong> verschl<strong>im</strong>mert die<br />

Folgen, hätte den Unfall allein aber<br />

kaum verursacht. Art und Häufigkeit<br />

dieser Fehler zeigt Abbildung 12. Man -<br />

gel haftes Erkennen des Zweirades (in<br />

Anzahl<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Abbildung 12: Fehler 2. Ordnung<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

<strong>der</strong> Regel auf einer Vorfahrtstraße und<br />

zumeist <strong>im</strong> Kreuzungsbereich o<strong>der</strong><br />

Einbiegen in eine vorfahrtberechtigte<br />

Straße) durch an<strong>der</strong>e Verkehrs teil neh -<br />

mer war Fehler in 65 Prozent <strong>der</strong> Un -<br />

fälle. Die restlichen Fehler waren gleichmäßig<br />

verteilt.<br />

Zweiradunfälle 2000: Fehler 2. Ordnung<br />

Erkenne Erkennen Vorschriften Risiko Technik Fehlhandlung Modell unbekannt<br />

Fehlerart<br />

23


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Ursprünge <strong>der</strong> Fehler 2. Ordnung<br />

Die Ursprünge von Fehler 2. Ordnung<br />

zeigt Abbildung 13. Auch hier das be -<br />

kannte Bild: Der verunfallte Zweirad fah -<br />

rer war selbst nur in 37 Prozent <strong>der</strong> Un -<br />

fälle Fehlerquelle, an<strong>der</strong>e Verkehrs teil -<br />

nehmer dagegen zu 63 Prozent.<br />

Dies verdeutlicht die schwache Position<br />

<strong>der</strong> Zweiradfahrer in Unfallsituationen.<br />

24<br />

Anzahl<br />

Anzahl<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Abbildung 13: Ursprünge <strong>der</strong> Fehler 2.Ordnung<br />

Zweiradunfälle 2000: Ursprung Fehler 2<br />

Nach dem z.B. ein Pkw-Fahrer den Unfall<br />

verursacht hat, trägt er auch noch<br />

wesent lich zur Schwere <strong>der</strong> Folgen bei,<br />

die in <strong>der</strong> Regel Zweiradfahrer zu erleiden<br />

haben. Es stellt sich die Frage, welche<br />

Möglichkeiten Zweiradfahrern <strong>im</strong><br />

Sinne von Prävention überhaupt bleiben.<br />

Zweiradfahrer an<strong>der</strong>e Fahrer unbekannt<br />

Ursprung Ursprung Fehler Fehler 2


Ursachen <strong>der</strong> Fehler 2. Ordnung<br />

Die Ursachen für diese Fehler zeigt<br />

Abbildung 14. In 61 Prozent <strong>der</strong> Unfälle<br />

war Unaufmerksamkeit Ursache. Die<br />

an<strong>der</strong>en Ursachen fallen dagegen ab<br />

• Umweltbedingungen wie Eis o<strong>der</strong><br />

Schnee, Öl (9 Prozent)<br />

Anzahl<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Umwelt<br />

Umwelt<br />

Wartung<br />

Wartung<br />

Unaufmerksamkeit<br />

Abbildung 14: Ursachen <strong>der</strong> Fehler 2.Ordnung<br />

Unerfahrenheit<br />

Ursache Fehler 2<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

• Kommunikationsmängel (nicht geblinkt)<br />

• Unerfahrenheit sehr junger Zwei -<br />

radfahrer (4 Prozent)<br />

• übersteigertes <strong>Sicherheit</strong>sempfinden<br />

ma ncher Motorradfahrer (13 Pro -<br />

zent).<br />

Zweiradunfälle 2000: Ursachen <strong>der</strong> Fehler 2.Ordnung<br />

Unaufmerksamkeit<br />

Unerfahrenheit<br />

Fähigkeiten<br />

Fähigkeiten<br />

Ursache Fehler 2<br />

<strong>Sicherheit</strong>sempfinden<br />

<strong>Sicherheit</strong>sempfinden<br />

Kommunikation<br />

Kommunikation<br />

unbekannt<br />

unbekannt<br />

25


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Fehler 3. Ordnung<br />

Ein Fehler 3. Ordnung beschreibt einen<br />

nach rangigen Fehler, <strong>der</strong> Unfallfolgen<br />

wahr scheinlich verschärft, den Unfall -<br />

her gang aber nicht wirklich beeinflusst.<br />

Art und Häufigkeit dieser Fehler zeigt<br />

Ab bil dung 15.<br />

Wenn Motorradfahrer zu schnell o<strong>der</strong><br />

ohne Schutzkleidung unterwegs sind,<br />

ist dies ein deutlicher Hinweis auf eine<br />

Anzahl<br />

26<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Zweiradunfälle 2000: Fehler 3. Ordnung<br />

fehlerhafte Einschätzung des eigenen<br />

Risi kos. Das war in 41 Prozent <strong>der</strong> Un -<br />

fälle so. In 33 Prozent <strong>der</strong> Fälle verhin<strong>der</strong>ten<br />

Fehl hand lun gen <strong>der</strong> Zweirad -<br />

fahrer (Not brem sen o<strong>der</strong> Ausweichen)<br />

den Unfall nicht, son <strong>der</strong>n vergrößerten<br />

eher den Schaden. Manche Motorrad -<br />

fahrer leiten offensichtlich Not maß nah -<br />

men ein, die sie gar nicht beherrschen.<br />

Erkenne Erkennen Vorschriften Vorschriften Risiko Risiko Technik Fehlhandlung Modell unbekannt<br />

unbekannt<br />

Abbildung 15: Fehler 3. Ordnung<br />

Fehlerart


Ursprünge <strong>der</strong> Fehler 3. Ordnung<br />

Die Ursprünge <strong>der</strong> Fehler 3. Ordnung<br />

zeigt Abbildung 16. Verursacher dieser<br />

Fehler waren die Zweiradfahrer selbst<br />

zu 65 Prozent, in 6 Prozent <strong>der</strong> Fälle ließ<br />

sich ein Verursacher nicht festmachen.<br />

Anzahl<br />

Anzahl<br />

30<br />

25<br />

20<br />

20<br />

15<br />

10<br />

55<br />

0<br />

Abbildung 16: Ursprünge <strong>der</strong> Fehler 3. Ordnung<br />

Zweiradunfälle 2000: Ursprung Fehler 3<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Zweiradfahrer an<strong>der</strong>e Fahrer unbekannt<br />

Ursprung Fehler 33<br />

27


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Ursachen <strong>der</strong> Fehler 3. Ordnung<br />

Die Ursachen für die Fehler 3. Ordnung<br />

zeigt Abbildung 17. In 30 Prozent <strong>der</strong><br />

Unfälle war übersteigertes <strong>Sicherheit</strong>s -<br />

empfinden die Ursache von Fehler 3,<br />

Fahrer glauben ihr Motorrad auch <strong>im</strong><br />

Not fall <strong>im</strong> Griff zu haben. Aber: Not -<br />

bremsungen wurden nicht gekonnt und<br />

Anzahl<br />

28<br />

30<br />

25 25<br />

20<br />

15 15<br />

10<br />

55<br />

0<br />

Umwelt<br />

Umwelt<br />

Zweiradunfälle 2000: Ursachen <strong>der</strong> Fehler 3. Ordnung<br />

Wartung<br />

Wartung<br />

Unaufmerksamkeit<br />

Unaufmerksamkeit<br />

Unerfahrenheit<br />

Unerfahrenheit<br />

Abbildung 17: Ursachen <strong>der</strong> Fehler 3. Ordnung<br />

Ursache Fehler 3 3<br />

mangelhafte Fähigkeiten vergrößerten<br />

den Schaden (26 Prozent). Unerfah -<br />

renheit (15 Prozent) und Unaufmerk sam -<br />

keit (9 Prozent) spielten dagegen eine<br />

untergeordnete Rolle.<br />

Fähigkeiten<br />

Fähigkeiten<br />

<strong>Sicherheit</strong>sempfinden<br />

<strong>Sicherheit</strong>sempfinden<br />

Kommunikation<br />

Kommunikation<br />

unbekannt<br />

unbekannt


2.2.9 Umfrageergebnisse<br />

Mitarbeiterzahlen, Arbeitszeit & Gen<strong>der</strong><br />

Tabelle 1 und Abbildung 18 zeigen ab -<br />

solute und relative Häufigkeiten einiger<br />

Kenn größen zu den Betrieben sowie<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Mitarbeiterzahlen, Arbeitszeit und<br />

Frauenanteil bzw Gen<strong>der</strong>.<br />

absolute Häufigkeit relative Häufigkeit<br />

Betriebe insgesamt 2.300 100,0%<br />

Betriebe angeschrieben 1.150 50,0%<br />

Fragebogen-Rücklauf 535 46,5%<br />

Betriebe ohne Angestellte - 21,5%<br />

Beschäftigte insgesamt hochgerechnet 8.311 100,0%<br />

… davon Inhaber - 28,0%<br />

… davon Angestellte insgeamt - 72,0%<br />

… davon Vollzeitangestellte - 58,4%<br />

… davon Teilzeitangestellte - 13,6%<br />

… davon Frauen - 19,4%<br />

Tabelle 1: Absolute und relative Häufigkeit einiger Kenngrößen<br />

Anzahl<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

00<br />

Umfrage Zweiradbetriebe Deutschland 2002: Struktur<br />

Insgesamt Inhaber Inhaber Vollzeit Teilzeit Frauen Frauen<br />

Tätigkeit, Arbeitszeit & Geschlecht<br />

Abbildung 18: Anzahl, Arbeitszeit und Geschlecht <strong>der</strong> Versicherten<br />

29


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Insgesamt wurden 1814 Mitarbeiter er -<br />

fasst, 508 Inhaber, 1060 Angestellte, 246<br />

Teil zeitangestellte. Davon waren 342<br />

Frauen. Diese Zahlen wurden auf alle existierenden<br />

Betriebe (2300 Stück) hochgerechnet<br />

unter <strong>der</strong> Annahme, dass in <strong>der</strong><br />

Zwischenzeit keine wesentlichen Struk -<br />

turverän<strong>der</strong>ungen stattgefun den haben.<br />

Tut man dies, so ergibt sich eine beachtliche<br />

Beschäftigtenzahl von über 8.000,<br />

30<br />

58 Pro zent davon sind Voll zeit an ge -<br />

stellte, 14 Prozent teilzeitbeschäftigt.<br />

Der Frauenanteil beträgt beachtliche 19<br />

Prozent. Nota bene: Immerhin sind 28<br />

Prozent <strong>der</strong> „Mitarbeiter“ auch Inhaber<br />

ihrer Firma.<br />

22 Prozent <strong>der</strong> Betriebe haben gar keine<br />

Angestellten, <strong>der</strong> Inhaber arbeitet<br />

allein.


Altersstruktur und Unfallrisiko <strong>der</strong><br />

Belegschaft<br />

Abbildung 19 und Tabelle 2 zeigen die<br />

Altersstruktur <strong>der</strong> Belegschaft <strong>im</strong> Zwei -<br />

rad handel. Der Löwenanteil entfällt mit<br />

32 Prozent auf die 32- bis 39-jährigen.<br />

Nur 4 Prozent sind unter 18 Jahren, in <strong>der</strong><br />

Regel Auszubildende, und nur 14 Prozent<br />

sind älter als 46 Jahre. Es handelt sich<br />

also um eine recht junge Belegschaft.<br />

Anzahl<br />

600 600<br />

500 500<br />

400<br />

300<br />

200 200<br />

100 100<br />

0<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Nun kann man die erhobene prozentuale<br />

Verteilung <strong>der</strong> Altersgruppen innerhalb<br />

<strong>der</strong> Belegschaft mit den Un fall daten des<br />

Jahres 2000 vergleichen (siehe oben), um<br />

festzustellen, welche Al tersgruppen<br />

über repräsentiert sind und demzufolge<br />

ein überdurchschnittliches Unfallrisiko<br />

haben.<br />

Umfrage Zweiradbetriebe Deutschland 2002: Mitarbeiter<br />

bis 18 ...25 ...25 ...32 ...39 ...46 ...53 ...60 ...67 älter Älter<br />

Abbildung 19: Alter <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

Alter Alter<br />

31


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Die Tabelle 2 zeigt, dass die unter 18jährigen<br />

mit 4,3 Prozent zu 10,9 Prozent<br />

ein zweieinhalbfach höheres Wege un -<br />

fallrisiko als <strong>der</strong> Durchschnitt haben,<br />

ebenfalls die über 60-jährigen (siehe je -<br />

weils Spalten zwei und drei <strong>der</strong> Tabelle).<br />

Unter re prä sen tiert bei den Unfällen ist<br />

32<br />

die leistungsstarke und größte Gruppe<br />

<strong>der</strong> 32- bis 39-jährigen. Deren Unfall -<br />

risiko ist ein Drittel unter Durchschnitt.<br />

Ein nur halb so großes Risiko wie <strong>der</strong><br />

Durchschnitt haben die erfahrenen und<br />

vermutlich vorsichtigeren 47- bis 53jährigen.<br />

relative Häufigkeit Wegeunfallhäufigkeit<br />

unter 18 Jahren 4,3% 10,9%<br />

18-25 Jahre 16,4% 15,2%<br />

26-32 Jahre 17,8% 19,6%<br />

33-39 Jahre 32,0% 21,7%<br />

40-46 Jahre 19,5% 17,4%<br />

47-53 Jahre 8,4% 4,3%<br />

54-60 Jahre 3,6% 6,5%<br />

61-67 Jahre 1,8% 4,3%<br />

Tabelle 2: Alter und Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiter sowie <strong>der</strong>en Wegeunfallhäufigkeit


Mitarbeit <strong>der</strong> Betriebsinhaber<br />

Abbildung 20 zeigt die Häufigkeit <strong>der</strong><br />

Mitarbeit von Inhabern <strong>im</strong> eigenen<br />

Betrieb, das sind 506 von 508 und 87<br />

Anzahl<br />

Anzahl<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

nicht<br />

Abbildung 20: Mitarbeit <strong>der</strong> Betriebsinhaber<br />

Teilzeit<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Prozent in Vollzeit. Nur zwei <strong>der</strong> befragten<br />

Inhaber sind nicht selbst in ihrem<br />

Unternehmen tätig.<br />

Umfrage Zweiradbetriebe Deutschland 2002: Inhaber<br />

Vollzeit<br />

33


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Betriebsgrößen<br />

Die erhobene Betriebsgröße anhand <strong>der</strong><br />

Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiter <strong>im</strong> Einzelhandel<br />

Zweirad zeigt Abbildung 21. 508 Be -<br />

triebe wurden erfasst. In 115 Betrieben<br />

o<strong>der</strong> 23 Pro zent arbeitet <strong>der</strong> Chef allein,<br />

in weiteren 117 o<strong>der</strong> 23 Prozent gibt es<br />

einen An ge stellten, oft Frau o<strong>der</strong> Tochter<br />

in <strong>der</strong> Buchführung. Insgesamt 2 Be -<br />

34<br />

Anzahl<br />

100<br />

75 75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

triebs an ge hörige war die am häufigsten<br />

genannte Mitarbeiterzahl.<br />

Damit haben fast 50 Prozent <strong>der</strong><br />

Betriebe max<strong>im</strong>al zwei Mitarbeiter. Nur<br />

10 Prozent <strong>der</strong> Betriebe haben mehr als<br />

sechs Angestellte, 6 Prozent mehr als<br />

acht. Mit an<strong>der</strong>en Worten: drei Viertel<br />

<strong>der</strong> Betriebe haben max<strong>im</strong>al 4 Mit -<br />

arbeiter, mithin Kleinbetriebe.<br />

Umfrage Zweiradbetriebe Deutschland 2002: Betriebsgröße<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 mehr<br />

Mitarbeiter<br />

Abbildung 21: Betriebsgröße anhand <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Mitarbeiter <strong>im</strong> Einzel handel Zweirad


Unfall- und Mortalitätsraten von Zweiradfahrern<br />

Tabelle 3 zeigt Unfall- und Mortalitäts -<br />

raten von Zweiradfahrern <strong>im</strong> Einzel -<br />

handel während <strong>der</strong> Arbeit. Die offizielle<br />

Statistik zeigt eine Straßenverkehrs -<br />

unfallrate von 72 Unfällen pro 1000 Ver -<br />

sicherter für das Jahr 2000. Das ist vergleichsweise<br />

hoch. Dagegen ist die Rate<br />

<strong>der</strong> Wegeunfälle in 2000 mit 6 Unfällen<br />

auf 1000 Versicherte vergleichsweise<br />

niedrig. Hier ist die Fehlerquote von 16<br />

Prozent zu berücksichtigen, und so verbleibt<br />

die Rate <strong>im</strong>mer noch unter 10.<br />

Tabelle 3: Unfall- und Mortalitätsraten von Zweiradfahrern <strong>im</strong> Einzelhandel<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Die Mortalität <strong>der</strong> Beschäftigten <strong>im</strong><br />

Zwei radhandel beträgt 62 bezogen auf<br />

Per so nenstunden. Vergleichsweise ist<br />

Pkw fahren o<strong>der</strong> zu Fuß gehen (30) o<strong>der</strong><br />

Fliegen (37) nur halb so riskant. Motor -<br />

rad fahren selbst ist für alle Motor -<br />

radfahrer mit 500 fast zehnmal so riskant,<br />

Fahr rad fahren mit 90 ähnlich<br />

gefährlich wie die Fahrt mit dem motorisierten<br />

Zweirad zur Ar beit o<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Pause. Noch ein paar Ver gleichszahlen:<br />

Im Haushalt beträgt die Kennziffer nur<br />

3, für das Fahren mit Bus und Bahn nur<br />

2. Die Arbeit am Bau da gegen o<strong>der</strong> bei<br />

<strong>der</strong> Bahn ist mit 5 schon relativ riskant.<br />

Straßenverkehrsunfallrate pro 100 Versicherte 7,2%<br />

Wegeunfallrate pro 100 Versicherte 0,6%<br />

Mortalität Wegeunfalle pro 100.000 Versicherte 36<br />

Mortalität Wegeunfälle pro 108 Personenstunden 62<br />

35


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Einschätzungen<br />

Neben <strong>der</strong> Erhebung statistischer Daten<br />

wurden in <strong>der</strong> Befragungsaktion die In -<br />

haber <strong>der</strong> Betriebe gebeten, ihre persönlichen<br />

Einschätzungen zu einer Reihe<br />

von Fragen auf einer Schätzskala zu<br />

geben (siehe Fragebogen <strong>im</strong> Anhang).<br />

Die Ergebnisse zeigt Abbildung 22.<br />

Einschätzung<br />

Abbildung 22: Einschätzungen zu den Fragen 1 bis 6<br />

36<br />

8<br />

7<br />

66<br />

55<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Umfrage Zweiradbetriebe Deutschland 2002: Ratings<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Frage Frage


<strong>Sicherheit</strong>strainings wurden für überwiegend<br />

nützlich (Mittelwert 5,9 Punk -<br />

te) gehalten, jedoch gehen die Meinun -<br />

gen hier weit, wie die Standard ab -<br />

weichung von fast 2 Skalenpunkten<br />

zeigt, Mei nungs ve r s c hieden heiten, die<br />

dieses Thema offensichtlich hervorruft.<br />

Das Tragen von Helm und Schutz klei -<br />

dung wird sehr einheitlich für sehr sinnvoll<br />

(7,2 Punkte) gehalten. Es bleibt auch<br />

hier die Frage unbeantwortet, wieso<br />

dies dann nicht auch gemacht wird, ein<br />

erneuter Hinweis darauf, dass auch bei<br />

zentralen <strong>Sicherheit</strong>sbelangen Wissen<br />

und Verhalten kaum korrelieren.<br />

Einheitlich und deutlich sehen sich die<br />

Zweiradfahrer selbst als überwiegend<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

gute (5,6 Punkte) Fahrer. Pkw-Fahrer<br />

werden dagegen nur als halbwegs gute<br />

(4,1 Punkte) Fahrer gesehen. Hoch ist<br />

die Korrelation zwischen <strong>der</strong> eigenen<br />

Qualität als Zweiradfahrer und <strong>der</strong> Ein -<br />

schätzung des eigenen Risikos. Dieses<br />

Risiko wird fast ebenso hoch eingeschätzt<br />

(5,2 Punkte) wie die eigene<br />

Kom petenz, obwohl die Meinungen<br />

etwas auseinan<strong>der</strong> gehen (Standard -<br />

abweichung 1,6 Punkte).<br />

Die letzte Frage galt <strong>der</strong> Einhaltung von<br />

<strong>Sicherheit</strong>smaßnahmen. Die Inhaber<br />

werden ihren Mitarbeitern die Be ach -<br />

tung solcher Maßnahmen sehr empfehlen<br />

(6,9 Punkte), und hier ist die Mei -<br />

nung einhellig (0,8 Punkte).<br />

37


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

2.3 Zusammenfassung & Folgerungen<br />

Zusammengefasst kann folgendes Zwei<br />

Drittel Unfallszenario für motorisierte<br />

Zweiradfahrer auf dem Weg von und zur<br />

Arbeit, in Pausen o<strong>der</strong> auf Probe- und<br />

Dienstfahrten gelten:<br />

• Unfallart zu zwei Dritteln Kollisionen<br />

• Unfallursache zu zwei Dritteln Miss -<br />

achtung <strong>der</strong> Vorfahrt des Zweirades<br />

• Unfallverursacher zu zwei Dritteln<br />

Pkw- o<strong>der</strong> Lkw-Fahrer<br />

• Unfallort zu zwei Dritteln Kreuzung<br />

innerorts<br />

• Knapp zwei Drittel <strong>der</strong> verunfallten<br />

Zweiradfahrer sind zwischen 26 und<br />

46 Jahre alt<br />

• Hauptkollisionstyp Queren, Einbiegen<br />

und Abbiegen eines Pkw.<br />

Zweiradfahrer werden von an<strong>der</strong>en<br />

Verkehrsteilnehmern übersehen. Dies<br />

wird be günstigt durch zu schnelles<br />

Fahren und unauffällige Konturen und<br />

Kontraste <strong>der</strong> Zwei rä<strong>der</strong> und ihrer Fahrer.<br />

Hauptursache scheint ein ausgeprägtes<br />

Sicher heits gefühl <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Verkehrs -<br />

teilnehmer zu sein, das in autodominierten<br />

Kulturen seine Ursache haben mag.<br />

38<br />

Diese Ergebnisse finden sich in ähnlicher<br />

Form in an<strong>der</strong>en Studien zu Motor -<br />

rad unfällen in Deutschland (Brendicke<br />

& Forke 1999; Kramlich 2002; Rauscher<br />

2005). Der Vergleich dieser Ergebnisse<br />

zeigt allerdings auch, dass motorisierte<br />

Zweirad fahrer auf dem Weg zur Arbeit<br />

o<strong>der</strong> in Pausen und auf Probe- und<br />

Dienstfahrten deutlich weniger unfallgefährdet<br />

sind als alle an<strong>der</strong>en auf<br />

an<strong>der</strong>en Fahrten.


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

3. Vergleich & Auswahl von Präventionsmassnahmen<br />

Welche Präventionsmaßnahmen können<br />

aus den Ergebnissen dieser Studie<br />

abgeleitet werden? Da Autofahrer Ein -<br />

wir kungsmöglichkeiten <strong>im</strong> vorliegenden<br />

Fall naturgemäß entzogen sind,<br />

sind an<strong>der</strong>e Maßnahmen angezeigt.<br />

Mehrere solcher Maßnahmen sind<br />

denk bar.<br />

Zunächst sollten Zweirad fah rer natürlich<br />

selbst und aus eigenem Interesse<br />

regelkonform und situationsangemessen<br />

fahren. Dies betrifft beson<strong>der</strong>s das<br />

leidige Thema überhöhte Geschwin -<br />

digkeit. Darauf kann in speziellen<br />

Veranstaltungen und Kampagnen hingewiesen<br />

werden. Es bieten sich<br />

Angebote zu kostenfreien <strong>Sicherheit</strong>s -<br />

trainings in Zusammenarbeit mit dem<br />

DVR an. Ein Manko ist die überraschend<br />

hohe Einschätzung <strong>der</strong> eigenen Kom -<br />

petenz gespiegelt an <strong>der</strong> Häufigkeit, mit<br />

<strong>der</strong> Notbrems- o<strong>der</strong> Ausweichvorgänge<br />

nicht den erhofften Erfolg bringen. Auch<br />

hier können <strong>Sicherheit</strong>strainings möglicherweise<br />

positiv wirken.<br />

Es gilt natürlich in Son<strong>der</strong>heit zu prüfen,<br />

ob motorisierte Zweiradfahrer <strong>im</strong> eigenen<br />

Interesse zumindest während<br />

Probe- o<strong>der</strong> Dienstfahrten <strong>Sicherheit</strong>s -<br />

kleidung und Helm tragen, die vorliegenden<br />

Untersuchungsergebnisse zeigen<br />

hier kaum akzeptables Verhalten.<br />

Auch dies kann in Kampagnen und<br />

<strong>Sicherheit</strong>strainings verstärkt therapiert<br />

werden.<br />

Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf,<br />

dass die Erhöhung <strong>der</strong> Auffälligkeit<br />

von Motorrä<strong>der</strong>n für an<strong>der</strong>e Verkehrs -<br />

teil nehmer zentrales Ziel von Präven -<br />

tion sein kann. Damit können das Übersehen<br />

und Fehler bei <strong>der</strong> Einschätzung<br />

<strong>der</strong> Fahr ge schwin dig keit durch an<strong>der</strong>e<br />

verringert werden.<br />

Hier kann etwas getan werden. Die<br />

Sicht barkeit <strong>der</strong> Zweirä<strong>der</strong> selbst<br />

scheint verbesserungsfähig. Unscharfe<br />

Konturverläufe des Zweirades <strong>im</strong> dichten<br />

Straßen ver kehr gepaart mit für<br />

an<strong>der</strong>e Fahrzeugführer unerwartet<br />

hohen Fahrge schwindig keiten begünstigen<br />

das Übersehen. Es kann für nichtschwarze<br />

Fahrzeuge geworben werden.<br />

Dabei wird an signalfarbene Fahrzeuge<br />

mit innewohnendem Kontrast z.B. in<br />

Leuchtfarben gedacht.<br />

Ähnliches trifft auf die Bekleidung <strong>der</strong><br />

Motorradfahrer zu. Die Modefarbe ist<br />

schwarz, auch für Helme. Das ist aus<br />

<strong>Sicherheit</strong>serwägungen nicht sinnvoll.<br />

Kon trastreiche Kleidung o<strong>der</strong> Helme<br />

mit Signalfarben können hier Verbesse -<br />

rungen darstellen. Natürlich sollen darüber<br />

hinaus Motorradfahrer selbst zu<br />

sicherheitskonformem Verhalten angehalten<br />

werden.<br />

Zur Annäherung and das Ziel Prävention<br />

wurden unterschiedliche Maßnahmen<br />

in einer weiteren Studie verglichen und<br />

evaluiert:<br />

39


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

1. Motorrad-<strong>Sicherheit</strong>strainings<br />

2. Signalfarben Motorrä<strong>der</strong><br />

3. Tagfahrlicht<br />

4. Bekleidung in Signalfarben.<br />

3.1 Motorrad-<strong>Sicherheit</strong>strainings<br />

Zunächst steht als Präventions -<br />

maßnahme das Motorrad-<strong>Sicherheit</strong>s -<br />

trai ning nach den Richtlinien des<br />

Deutschen Verkehrssicherheitsrates DVR<br />

<strong>im</strong> Blick punkt, wurde es doch wesentlich<br />

mit Hilfe von Mitteln <strong>der</strong><br />

Berufsgenossen schaften entwickelt. Es<br />

geht davon aus, dass die Kombination<br />

von Mensch, Motor rad und Straße hohe<br />

An for <strong>der</strong>ungen an Informations ver ar -<br />

beitung und Fahrzeugbeherrschung<br />

stellt und gilt deswegen Fähigkeiten<br />

und Fertig keiten zum Beherrschen eines<br />

motorisierten Zweirades, wie:<br />

• Opt<strong>im</strong>ales Bremsen<br />

• Kurventechnik<br />

• Ausweichen und Spurwechsel.<br />

Wichtig seien Blicktechnik und das<br />

prak tische Probieren des theoretisch<br />

Erlernten. Damit liegen die Trainings -<br />

schwer punkte bei Maschinen beherr -<br />

schung und dem Er fahren von Fahr -<br />

gren zen. Das Tragen von Schutzbeklei -<br />

dung und defensives Fah ren werden<br />

zwar propagiert, bleiben aber vor dem<br />

40<br />

Diese Maßnahmen werden in diesem<br />

Kapitel dargestellt, diskutiert und evaluiert<br />

hinsichtlich<br />

• Akzeptanz und Durchführbarkeit<br />

• Kosten<br />

• Wirksamkeit.<br />

Hintergrund des Zieles Fahr spaß eher<br />

unscharf o<strong>der</strong> sehen sich gar konterkariert.<br />

Die Erhöhung <strong>der</strong> opti schen<br />

Auffälligkeit motorisierter Zweirä<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Fahrer selbst <strong>im</strong> Straßen ver -<br />

kehr spielt gar keine Rolle.<br />

Die Berufsgenossenschaften unterstützen<br />

bei <strong>der</strong> Umsetzung. Je<strong>der</strong> Ver sicher te<br />

kann heute an einem Sicher heits training<br />

teilnehmen und erhält dafür einen<br />

Gutschein in Höhe von 50 € - als Viel fah -<br />

rer o<strong>der</strong> Azubi 75 € - von <strong>der</strong> BGHW, für<br />

das <strong>der</strong> Arbeitgeber oft sogar vom Dienst<br />

freistellt: Insge samt ein sehr attraktives<br />

und zu empfehlendes Angebot.<br />

Da diese Sicher heits trainings das in<br />

Frage stehende Problemfeld Auffällig -<br />

keit aber kaum angehen, erscheinen sie<br />

<strong>im</strong> vorliegenden Fall als direkte Prä ven -<br />

tions maß nah me an sich nicht geeignet,<br />

bleiben gleichwohl unverzichtbar als<br />

Begleitung zur Unter stützung echter<br />

Präventionsmaß nah men und werden<br />

als solche durchaus empfohlen.


3.2 Signalfarben Motorrä<strong>der</strong><br />

In Zusammenarbeit mit BMW AG wurden<br />

Möglichkeiten erörtert und umgesetzt,<br />

Motorrä<strong>der</strong> durch Lackierung o<strong>der</strong><br />

nachträglich aufgebrachte Folien zu verauffälligen.<br />

Eine BMW F 650 CS wurde<br />

mit reflektieren<strong>der</strong> Folie beklebt, dies<br />

kann professionell und kratzfest von<br />

Grafik- und Designstudios ausgeführt<br />

werden und kostet wenige 100 €. Mo tor -<br />

radfans haben so die Möglichkeit, ein in -<br />

di viduell gestaltetes Einzelstück zu<br />

schaffen. Wichtig ist, die Folien groß -<br />

flächig in klaren geometrischen Formen<br />

aufzubringen, siehe folgende Anleitung<br />

für eine BMW 650 CS in Tabelle 4 und<br />

Abbildung 23.<br />

Auf <strong>der</strong> Abbildung ist ebenfalls eine<br />

Schutz jacke zu sehen, die <strong>im</strong> Handel er -<br />

hältlich ist. Der Helm wurde am Com -<br />

puter eingefärbt, da es nicht gelungen ist,<br />

einen Helm in den <strong>Sicherheit</strong>sfarben signalgelb,<br />

-grün o<strong>der</strong> -orange zu erwerben.<br />

Mit diesem Motorrad wurde eine Kam -<br />

pagne auf <strong>der</strong> Fachmesse Intermot 2003<br />

durchgeführt. Den Messe be suchern<br />

wurde die Maschine <strong>im</strong> Bild oben zu -<br />

Tabelle 4: Anleitung Signalfarben für eine BMW 650 CS<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

sammen mit einer entsprechend ausstaffierten<br />

Fahr puppe von <strong>der</strong> Berufs -<br />

genossen schaft vorgestellt. Dabei wurde<br />

schnell klar, dass die gut gemeinten<br />

Gestaltungs vor schläge nicht <strong>der</strong> vorherrschenden<br />

Mode entsprechen: Motor rad -<br />

fahrer finden sich und ihr Motorrad in <strong>der</strong><br />

Abbildung 23: BMW 650 CS in Signalfarben<br />

Farben vorn vorn & Seiten Seiten rechts & links hinten & Seiten hinten<br />

signalgrün Spiegel Schutzblech komplett Felgen & Speichen<br />

signalgelb Fe<strong>der</strong>bein rechts & links Tank mit Seitencover<br />

signalorange Tachoabdeckung<br />

signalrot<br />

Verkleidung & Kotflügel<br />

hinten<br />

Schwinge hinten &<br />

Bremstrommeln<br />

Gepäckträger &<br />

Haltegriff<br />

Schutzblech<br />

unter Kotflügel<br />

41


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Regel schick, wenn Farben dunkel und<br />

unauffällig gehalten sind. Es bliebe natürlich<br />

zu bedenken: Wenn ein Motor rad von<br />

PKW- o<strong>der</strong> LKW-Fahrern übersehen o<strong>der</strong><br />

angefahren wird … . Dennoch waren die<br />

Kommentare Betroffener eindeutig.<br />

Ins gesamt war die Akzeptanz <strong>der</strong> Maß -<br />

nah me durch die Zielgruppe be dauer -<br />

licher Weise so gering, dass auf weitere<br />

3.3 Tagfahrlicht<br />

In vielen Län<strong>der</strong>n ist Tagfahrlicht für<br />

Pkw bereits Standard. Sie verfolgt das<br />

Ziel, den Kontrast zwischen Fahrzeug<br />

um Umwelt zu erhöhen. Auch für Mo -<br />

tor rä<strong>der</strong> opt<strong>im</strong>al wäre ein konstanter<br />

Helligkeitskontrast zwischen Fahr zeug<br />

und Umwelt. Dies ist jedoch nicht möglich,<br />

da bei steigen<strong>der</strong> Son nen ein strah -<br />

lung die nötige Lichtstärke schnell zur<br />

Blendung an<strong>der</strong>er Verkehrs teil nehmer<br />

führt. Blendung führt bekannter Maßen<br />

aber zu Sehleistungs defi ziten und muss<br />

unter allen Umständen verhin<strong>der</strong>t werden.<br />

Deshalb muss die Lichtstärke von Tag -<br />

fahr licht entlang <strong>der</strong> psychologischen<br />

Blendkurve gewählt werden. Die ECE-<br />

R87 erlaubt eine max<strong>im</strong>ale Lichtstärke<br />

von 800 cd für Pkw und führt nicht zur<br />

Blendung. Motorisierten Zweirä<strong>der</strong>n<br />

bleibt es aufgrund fehlen<strong>der</strong> Rege lun gen<br />

verwehrt, Tagfahrlicht zu nutzen. Das<br />

obligatorische Abblendlicht kann zwar<br />

42<br />

Kampagnen und Propagierung verzichtet<br />

wurde. Dazu kam, dass es sich um<br />

eine teure und aufwendige Maß nah me<br />

handelt, die mehrere 100 € kosten kann.<br />

Weiteres Gegenargument: Werden Fahr -<br />

zeuge mit reflektierenden Folien beklebt,<br />

müssen sie laut Straßen verkehrs zulas -<br />

sungs ordnung von einem Sachverstän di -<br />

gen geprüft und erneut zugelassen werden.<br />

auch tagsüber verwendet werden, ist<br />

jedoch mit einer Lichtstärke von lediglich<br />

437,5 cd in Richtung an<strong>der</strong>er Ver kehrs -<br />

teilnehmer deutlich zu schwach. Motor -<br />

rä<strong>der</strong> müssten sogar noch eine deutlich<br />

höhere Lichtstärke als Pkw verwenden,<br />

um den Nachteil <strong>der</strong> kleineren und visuellen<br />

Größe und <strong>der</strong> unscharfen Kontur<br />

des Zweirades auszugleichen. Die Lite ra -<br />

tur empfiehlt hier je nach Land und Brei -<br />

ten grad unterschiedliche Max<strong>im</strong>al werte.<br />

Um die technischen Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Verauffälligung von Motorrä<strong>der</strong>n mit<br />

Hilfe von Tagfahrlicht einschätzen zu<br />

können, wurden in Kooperationen mit<br />

<strong>der</strong> BMW AG und <strong>der</strong> TU Berlin von<br />

Unger (2004) unterschiedliche Tag fahr -<br />

licht konzepte entwickelt und exper<strong>im</strong>entell<br />

untersucht. Eine technische Be -<br />

dingung war, dass leuchtende Flächen<br />

o<strong>der</strong> Arrays Mindestgrößen haben müssen,<br />

da die erhöhte Licht stär ke sonst<br />

nicht wirksam werden kann. Sie sollen


zudem eine geometrische Figur aufspannen,<br />

um die natürliche Sichtbarkeit<br />

des Motorrades zu steigern.<br />

Dies wurde durch Positionierung von<br />

zwei Tagfahrlichten möglichst weit an<br />

den Außenkanten und Array Flächen<br />

von mindestens 40 cm 2 Größe erreicht.<br />

Um opt<strong>im</strong>ale Signalreichweite zu erzielen,<br />

wurde weißes Licht eingesetzt. Es<br />

benötigt bei gleicher Reichweite nur<br />

halb so hohe Lichtstärke wie beispielweise<br />

gelbes Licht. Eine weitere Maß -<br />

nahme war die adaptive Regelung <strong>der</strong><br />

Lichtstärke des Tagfahrlichts in Ab -<br />

hängig keit von <strong>der</strong> Umgebungs hellig -<br />

keit, siehe folgende Design-Anord nun -<br />

gen in Abbildung 24:<br />

Abbildung 24: Tagfahrlicht Prototyp BMW<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

• Abblendlicht in Serienstand<br />

• Adaptiv geregeltes LED-Tagfahrlicht<br />

mit einem einzelnen Array in <strong>der</strong> Mitte<br />

• Adaptiv geregeltes LED-Tagfahrlicht<br />

mit drei Arrays in Dreiecksanordnung<br />

• Abblendlicht plus Fernlicht in Seriens -<br />

tand<br />

• Adaptiv geregeltes Blinkendes LED-<br />

Tag fahr licht mit drei Arrays.<br />

Diese Tagfahrlicht Array-Kombinationen<br />

wurden konstruktiv realisiert und in aufwendigen<br />

Fahrversuchen bei Vorbei fahr -<br />

geschwindigkeiten zwischen 60 km/h<br />

und 120 km/h untersucht. Die ent -<br />

scheidende Messgröße war <strong>der</strong> Schätz -<br />

fehler dieser Vorbeifahr ge schwin dig keit<br />

des so ausstaffierten Motorrades bei den<br />

obigen Tag fahr licht Bedingungen durch<br />

23 Versuchs per sonen. Als Kontroll -<br />

situation wurde das Motorrad ohne jede<br />

Maßnahme ebenfalls bei unterschiedlichen<br />

Ge schwin dig keiten gefahren. Die<br />

Fahrversuche wurden auf dem BMW<br />

Versuchsgelände in Aschhe<strong>im</strong> durchgeführt.<br />

Die Ergeb nisse waren eindeutig:<br />

• Der Schätzfehler <strong>der</strong> Vorbeifahr ge -<br />

schwin dig keit betrug in <strong>der</strong> Kon troll -<br />

situation ohne Maßnahme bis 30<br />

Prozent<br />

• Alle Tagfahrlichtfunktionen verringerten<br />

Schätzfehler nur geringfügig<br />

• Fernlicht dagegen verringerte Schätz -<br />

fehler deutlich.<br />

Die Ergebnisse zeigten auch, dass die<br />

Lichtstärke von Tagfahrlicht bei Motor -<br />

43


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

rä<strong>der</strong>n mindestens 2000 cd betragen<br />

muss. Dies übersteigt den Wert von Pkw<br />

nach ECE-R87 deutlich. Allerdings ist nur<br />

so ein Ausgleich <strong>der</strong> schmalen Motorrad-<br />

Silhouette zu erreichen. Eine deutliche<br />

Verbesserung wurde durch die adaptive<br />

Regelung <strong>der</strong> Lichtstärke des Tag fahr -<br />

lichts erzielt. Damit kann die Lichtstärke<br />

bis zu 5000 cd betragen.<br />

Für die Einführung von Tagfahrlicht für<br />

Motorrä<strong>der</strong> muss allerdings zunächst<br />

ein ge setz licher Rahmen geschaffen<br />

werden. Auch ist bislang nicht eindeutig,<br />

wie groß die leuch tende Fläche in<br />

Abhängigkeit von <strong>der</strong> Lichtstärke mindestens<br />

sein muss. Zu kleine Flächen<br />

sind zwar unzweckmäßig, aber vom<br />

3.4 Bekleidung in Signalfarben<br />

In Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> TU Berlin<br />

wur de die Möglichkeit untersucht, die<br />

Fah rer von Motorrä<strong>der</strong>n <strong>im</strong> Straßen -<br />

verkehr auffälliger zu gestalten. Diese<br />

Prä ven tions maßnahme galt <strong>der</strong> Beklei -<br />

dung von Motorradfahrern, siehe Unger<br />

(2004). Die vorliegende Studie galt hier<br />

zunächst <strong>der</strong> Form- und Farbgestaltung<br />

einer entsprechenden Signaljacke.<br />

Das Übersehen eines be<strong>im</strong> Links ab -<br />

biegen entgegenkommenden o<strong>der</strong> auf<br />

einer vorfahrtberechtigten Straße querenden<br />

Motorrades geht den häufigsten<br />

Unfall szenarien voraus.<br />

44<br />

Design favorisiert. Zur Abhängigkeit von<br />

Flächen größe und Helligkeit müssen<br />

vor gesetzgeberischen Aktivitäten weitere<br />

Unter su chungen erfolgen. Zu<br />

untersuchen sind auch technische Lö -<br />

sun gen für die Erzeugung hoher Licht -<br />

stärken, die zudem wenig Bauraum und<br />

Energie benötigen, noch ein weites Feld<br />

für weitere Arbeiten.<br />

Insgesamt waren die Ergebnisse dieser<br />

Studie bei sehr hohen Kosten und<br />

unklaren technischen Lösungen und<br />

gesetzlichen Zulassungsbedingungen<br />

enttäuschend, so dass auch die BMW<br />

AG diese Bemühungen um Tagfahrlicht<br />

vorläufig einstellte.<br />

Die Gründe sind unter an<strong>der</strong>em, dass<br />

motorisierte Zweirä<strong>der</strong> und ihre Fahrer<br />

infolge <strong>der</strong> schmalen und gebrochenen<br />

Gesamtsilhouette sowieso schlecht<br />

erkennbar und oft zu schnell unterwegs<br />

sind, Autofahrer aber klare, große Auto -<br />

konturen zu erwarten scheinen, siehe<br />

die Erörterungen in Kapitel 2. Die Folgen<br />

sind Fehl ein schätzungen <strong>der</strong> Ent fer -<br />

nung und <strong>der</strong> Fahrgeschwindig keit.<br />

Die genaue Untersuchung dieser Un -<br />

fall szenarien för<strong>der</strong>t eine interessante<br />

Erkenntnis zu Tage. In beiden Situa tio -<br />

nen, sowohl bei Gegen- als auch bei<br />

Quer verkehr, entsteht aus Sicht des


Abbildung 25: Blickrichtung und longitudinale Annäherung be<strong>im</strong> Abbiegen<br />

Wartpflichtigen nämlich eine longitudinale<br />

Annäherung. Sowohl das entgegenkommende<br />

als auch das querende<br />

Fahrzeug werden von vorn wahrgenommen,<br />

Grund ist die Kopfdrehung, siehe<br />

Abbildung 25. Die wartepflichtige Auto -<br />

fahrerin steht mit geringem Ab stand<br />

vor <strong>der</strong> prognostizierten Fahr spur des<br />

sich annähernden Pkw. Die haltende<br />

Fahrerin muss deshalb vor <strong>der</strong> Vor -<br />

beifahrt ihren Kopf um 90° nach links<br />

drehen und n<strong>im</strong>mt die Annäherung des<br />

querenden Pkw als longitudinale Bewe -<br />

gung wahr, wie Abbildung 25 illustriert.<br />

Befinden sich <strong>im</strong> Verkehrsraum zu viele<br />

unterschiedliche leuchtende Farbtöne,<br />

kann es zu einer irritierenden Wirkung<br />

kommen, die Aufmerksamkeit vom Ob -<br />

jekt ablenkt (Kühnen 1996). Die Farben<br />

<strong>der</strong> Umwelt bilden durch Be bauung<br />

und Straßen ober fläche nahe einem<br />

Grau ton. Auch an<strong>der</strong>e Fahrzeuge sind<br />

dem <strong>der</strong>zeitig herrschenden Mode trend<br />

folgend zumeist silbern, anthrazit, dunkelblau<br />

o<strong>der</strong> schwarz. Ein durch eigenen<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Farb kon trast hervorgehobener Motor -<br />

rad fahrer fällt eher und besser auf.<br />

Wird vollständig auf Helligkeitskontrast<br />

verzichtet, verbleibt nur ein Farb kon -<br />

trast zwischen Objekt und Um ge bung.<br />

Dann ist neben <strong>der</strong> Bewegungs- auch<br />

die Tie fen wahr nehmung deutlich ge -<br />

stört (Hof mann & Quaas 1976 zitiert<br />

nach Kühnen 1996).<br />

Für die geplante Signaljacke wurde deshalb<br />

<strong>im</strong> Rahmen einer Studie am Licht -<br />

tech n i schen Institut <strong>der</strong> TU Berlin eine<br />

op ti male Gestaltung hinsichtlich Farbe<br />

und Kon trast gesucht. Die Kombination<br />

aus Blau und Gelb bietet einen entscheidenden<br />

Vorteil. Für gelbe und gelbgrüne<br />

Far ben weisen menschliche Sin -<br />

nes ze l l en näm lich die höchste Empfind -<br />

lichkeit auf. Blaue Farbe wird zudem bei<br />

geringerer Leucht dichte als heller empfunden.<br />

So er mög licht diese Farbkom bi -<br />

na tion eine er höhte Wahr nehmbarkeit<br />

bei hohen wie auch niedrigeren Leucht -<br />

dichten, siehe Kon t r a s t v e r s t ä r k u n g<br />

45


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

durch diese sogenann te laterale Inhibi -<br />

tion in Ab bildung 26.<br />

Das als Resultat dieser Untersuchungen<br />

ent wickelte Jackendesign zeigt Ab bil -<br />

dung 27.<br />

Der durch das Jackendesign erzeugte<br />

innewohnende Kontrast erhöht die Auf -<br />

fällig keit deutlich, die Kombination <strong>der</strong><br />

46<br />

KON TRAST<br />

Abbildung 26: Kontrastverstärkung durch laterale Inhibition<br />

Abbildung 27: Signaljacke<br />

Streifen und Ärmel spannt eine große<br />

un zerklüftete leuchtende und kontrastreiche<br />

Fläche auf, siehe Abbildung 28.<br />

Zusätzlich zu dieser Maßnahme wurden<br />

auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> bereits vorliegenden<br />

Er kennt nisse preiswerte Tagfahrlicht -<br />

funk tio nen konzipiert und untersucht.<br />

Die Wahl fiel auf Leuchten an den<br />

Lenker en den, die keiner weiteren Zu las -


Abbildung 28: Vergleich Fahrer in schwarz und mit Signaljacke<br />

sung be dür fen und zusammen mit dem<br />

Ab blend licht ein Dreieck aufspannen.<br />

Ein Prototyp wurde für Untersuchungen<br />

realisiert, siehe in Abbildung 29. Die<br />

Abbildung 29: Tagfahrlichtvariation „Lenkerenden“<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Kos ten betrugen ca 50 € für das Tag -<br />

fahr licht, die Kosten <strong>der</strong> Signaljacke<br />

beliefen sich auf 30 € pro Jacke.<br />

47


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

In Kooperation mit <strong>der</strong> TU Berlin wurden<br />

die folgenden Kombinationen exper<strong>im</strong>entell<br />

untersucht:<br />

• Schwarze Jacke als Kontrollsituation<br />

• Signaljacke allein<br />

• Positionslampen mit schwarzer Jacke<br />

• Positionslampen mit Signaljacke.<br />

Versuchspersonen wurden als Beo bach -<br />

ter möglichst realitätsnah und reproduzierbar<br />

mit einer Fahrsituation konfrontiert<br />

und um Einschätzungen <strong>der</strong> Vor bei -<br />

fahr geschwindigkeit eines Versuchs -<br />

motor rades unter diesen vier Bedingun -<br />

gen gebeten. Der durchgeführte Fahr ver -<br />

such s<strong>im</strong>uliert die oben beschriebene<br />

Un fall situa tion, nämlich das Vor fahrt -<br />

achten eines wartepflichtigen, haltenden<br />

Pkw-Fahrers vor dessen Einbie gen in<br />

eine querende Hauptstraße, siehe Ab -<br />

bildung 30. Die Ver suchs person hält auf<br />

48<br />

h=65m<br />

●<br />

x=const.<br />

Abbildung 30: Skizze des Fahrversuchs<br />

einem abgesperrten Gelände mit ihrem<br />

Pkw an einer definierten War te linie an<br />

(rote Linie in Abbildung 30) und lässt den<br />

von links kommenden motorisierten<br />

Zweiradfahrer passieren, die Anordnung<br />

zeigt Abbildung 30 schematisch.<br />

Sechsunddreißig Versuchspersonen <strong>im</strong><br />

Alter bis 35 Jahre schätzten die von<br />

Durch lauf zu Durchlauf unterschiedlichen<br />

Vorbeifahrgeschwindigkeiten <strong>der</strong><br />

Mo torrä<strong>der</strong> in 20 Durchgängen ein. Um<br />

den Einfluss des Fahrgeräuschs auf die<br />

Ein schätzung <strong>der</strong> Geschwindigkeit zu un -<br />

terbinden, wurde grundsätzlich bei gleicher<br />

Drehzahl gefahren, unterschied liche<br />

Geschwindigkeiten wurden in un ter -<br />

schiedlichen Gängen erreicht. Die Fahr -<br />

geschwindigkeit war ab einer Be trachter -<br />

entfernung von 65 m konstant zu halten.<br />

Insgesamt waren 705 Ein schät zungen<br />

<strong>der</strong> Fahr ge schwin dig keit aus wertbar. Das<br />

Wartelinie


Mittelwert <strong>der</strong> Schätzungsfehler (km/h)<br />

-8<br />

-7<br />

-6<br />

-5<br />

-4<br />

-3<br />

-2<br />

-1<br />

0<br />

herkömmliche Bekleidung Positionsbeleuchtung<br />

Abbildung 31: Mittelwerte <strong>der</strong> Schätzfehler bei 4 Versuchsbedingungen<br />

Tragen optischer Hilfs mittel, wie z.B. Brille<br />

o<strong>der</strong> Kontakt linsen, zeigte übrigens keinen<br />

Einfluss auf die Ergebnisse.<br />

Das wichtigste Ergebnis zeigt Ab -<br />

bildung 31. Der Schätzfehler Vor beifahr -<br />

ge schwin dig keit wurde bei ansteigendem<br />

Kontrast, dh mit Signaljacke und<br />

Positionsleuchten signifikant kleiner.<br />

Posi tionsleuchten allein haben dagegen<br />

keinen Effekt. Die Signal jacke verringert<br />

den Schätzfehler Vorbeifahr ge schwin -<br />

dig keit. Zwischen 50 km/h und 60 km/h<br />

wird <strong>der</strong> Schätzfehler sogar Null.<br />

Diese Ergebnisse waren erfolgversprechend<br />

und zeigten weitere Maß nah -<br />

men an. Es wurde beschlossen, die un -<br />

ter suchte Signaljacke einem Pilot ver -<br />

such hinsichtlich Akzeptanz und Trage -<br />

Mittelwertvergleich<br />

Merkmal<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Warnjacke<br />

Kombination Warnjacke -<br />

Positionsbeleuchtung<br />

ei gen schaften zu unterziehen. Sie wur -<br />

de ausgewählten Betrieben zur Ver -<br />

fügung ge stellt und dort in <strong>der</strong> Saison<br />

2005 insgesamt knapp 800 mal getragen.<br />

Zum Ver gleich wurde an<strong>der</strong>en<br />

Betrieben eine handels übliche, ähnlich<br />

gestaltete Sig nal weste zur Verfügung<br />

gestellt und ebenso häufig getragen.<br />

Die durchgeführte Befragung zeigte,<br />

dass die Wahrnehmbarkeit von Weste<br />

und Jacke gleich eingeschätzt wurde.<br />

Natürlich war die Weste einfacher anzuziehen,<br />

bei Weste und Jacke wurden<br />

Material und Verschlüsse als verbesserungsfähig<br />

bezeichnet.<br />

49


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

4. Implementierung & Untersuchung <strong>der</strong><br />

Präventions maß nahme Signaljacke<br />

Zur Annäherung an das Ziel Prävention<br />

wurden die vier untersuchten Maß nah -<br />

men in dieser Reihenfolge verglichen<br />

und evaluiert:<br />

1. Tagfahrlicht<br />

2. Signalfarben Motorrä<strong>der</strong><br />

3. Signaljacke/Weste<br />

4. Motorrad-<strong>Sicherheit</strong>strainings<br />

4.1 Auswahl und Vorgehen<br />

Ta gfahrlichtkonzepte schieden nach den<br />

mageren Ergebnissen, die zusammen mit<br />

<strong>der</strong> BMW AG erzielt wurden, aus. Die Po -<br />

si tionslampen an den Lenker enden<br />

erschienen allein nicht geeignet, die<br />

gewünschte Prävention zu erzielen,<br />

zudem erschien <strong>der</strong> technische und fi -<br />

nan zielle Aufwand für die Betriebe zu<br />

hoch. Ähnlich verhielt es sich mit <strong>der</strong><br />

Maßnahme Signalfarben, die erheblichen<br />

technischen und Ge neh mi gungs auf -<br />

wand sowie hohe Kosten erfor<strong>der</strong>t, aber<br />

allein keine wirksame Prä ven tions maß -<br />

nah me sicher stellt. Das Motorrad-Sicher -<br />

heits training war von vornherein nur als<br />

begleitende Maß nah me verstanden worden.<br />

So verblieb die Maßnahme Signal jac ke/<br />

Weste. Aufgrund <strong>der</strong> guten Stu dien -<br />

ergeb nisse mit <strong>der</strong> Signaljacke in den Un -<br />

ter su chungen <strong>der</strong> TU Berlin fiel die Ent -<br />

schei dung zu ihren Gunsten auch, weil<br />

50<br />

und nach Abwägung aller Vor- und<br />

Nachteile und ihrer Kosten entschied<br />

sich die Berufsgenossenschaft 2006 für<br />

die flächendeckende Einführung einer<br />

Präventions maßnahme in die versicherten<br />

Zweiradbetriebe.<br />

sie aufgrund <strong>der</strong> neongrünen Ärmel und<br />

<strong>der</strong> mit ihrer Hilfe aufgespannten Fläche<br />

nach einhelliger Mei nung deutlich auffälliger<br />

sei als eine vergleichbare Weste.<br />

Die Bemühungen galten einem potenten<br />

Partner aus dem Motorrad-Be klei -<br />

dungs bereich, <strong>der</strong> sich an Entwicklung,<br />

Kos ten, Marketing und Distribution be -<br />

tei ligen würde. Dies gelang aus un ter -<br />

schiedlichen Gründen jedoch nicht. Ent -<br />

sprechende Her steller verwiesen darauf,<br />

dass Sicher heit nicht ihr pr<strong>im</strong>äres Ge -<br />

schäfts feld sei. Dies sei für Motor rad fah -<br />

rer überhaupt kein Thema, er kennt lich<br />

daran, dass Motor rad be klei dung in Sig -<br />

nal farben ein Ladenhüter sei. Solche Be -<br />

klei dung wurde gar wäh rend <strong>der</strong> laufenden<br />

Verhand lun gen gänz lich aus einem<br />

Programm ge nom men. Die Haltung <strong>der</strong><br />

angefragten Hersteller kann als freundliche<br />

Ab leh nung zu sam men gefasst werden.


So sah sich die Berufsgenossenschaft ge -<br />

zwungen, die Maßnahme in Eigen regie<br />

durch zuführen. Dies hatte genau den<br />

Vorteil, dass sie durch die Ab gren zung<br />

von Her stellern eindeutig als Si -<br />

cherheitsmaßnahme vermarktet werden<br />

konnte. Zusätzlich konnte eine kontrollierte<br />

Evaluierung des Nutzens <strong>der</strong> Jacke<br />

und ihrer Akzeptanz durchgeführt werden<br />

und wurde eingeplant. Nach dem<br />

Selbst ver ständnis <strong>der</strong> Be rufs ge nos -<br />

senschaft musste die Maß nahme für<br />

Zweiradbetriebe kostenfrei sein.<br />

Im Pilotversuch war die Jacke aus<br />

Abbildung 27 hinsichtlich ihrer Ver -<br />

schlüsse kritisiert worden. Ein namhafter<br />

Hersteller aus dem Bereich Frei zeit klei -<br />

dung wurde damit beauftragt, die<br />

Signaljacke hinsichtlich Ver schlüs sen,<br />

Konfektionsgrößen und maschinelle<br />

Fert igung zu überarbeiten. Die max<strong>im</strong>ale<br />

Fahr geschwindigkeit wurde auf 100<br />

km/h festgelegt. Im Auftrage <strong>der</strong> Berufs -<br />

genossenschaft wurden 2000 Stück in<br />

den drei Größen 1 (männliche Klei<strong>der</strong> -<br />

größen 46, 48 und 50), 2 (52 und 54) und<br />

3 (56, 58 und 60) produziert.<br />

Alle Signaljacken wurden <strong>im</strong> Frühjahr<br />

2007 zur Nutzung während <strong>der</strong> Saison<br />

2007 kostenlos von den zuständigen<br />

Außen dienstmitarbeitern <strong>der</strong> Prä ven -<br />

tio n s abteilung an 900 Zwei rad mon teure<br />

in Deutschland verteilt.<br />

Eine Anleitung und ein Fragebogen zur<br />

B e w e r tung folgen<strong>der</strong> Aspekte am Ende<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

<strong>der</strong> Saison befanden sich anbei, siehe<br />

Anhang<br />

• Tragehäufigkeit<br />

• Erlebte Gefahrensituationen<br />

• Alter<br />

• Frauenanteil.<br />

Dazu wurden Einschätzungen zu folgen<br />

den Aspekten des Tragens <strong>der</strong><br />

Signal jacke erfragt<br />

• Bequemlichkeit<br />

• Einfluss auf <strong>Sicherheit</strong><br />

• Auftreten von Gefahrensituationen<br />

• Auffälligkeit.<br />

Die Anleitung erklärte den Zweck <strong>der</strong><br />

Maß nahme und besagte, dass die Jacke<br />

bei Probe- und Testfahrten bis zu Ge -<br />

schwindigkeiten von 100 km/h zu nutzen<br />

sei. Der Fragebogen galt statistischen<br />

Daten, wie dem Alter o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Trage häufig keit und Einschätzungen<br />

von Be quemlichkeit, Auffälligkeit, Si -<br />

cher heit und Gefahren situa tionen mit<br />

<strong>der</strong> Signal jacke. Die Antworten wurden<br />

auf <strong>der</strong> be kannten 9-Punkte Skala von 0<br />

bis 8 mit den Graduierungen nicht,<br />

wenig, etwas, halb wegs, ziemlich, über -<br />

wiegend, sehr gegeben. Die Fragebögen<br />

waren nach Saisonende 2007 ausgefüllt<br />

an die Be rufs genossenschaft zurück zu<br />

senden, um eine komplette Fahrsaison<br />

ab zu decken.<br />

Der Rücklauf <strong>der</strong> Fragebögen war jedoch<br />

bis Ende Januar 2008 mit 90 Stück, etwa<br />

51


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

10 Prozent, spärlich. Sie waren verlegt<br />

o<strong>der</strong> schlicht vergessen worden, wie<br />

Nachfragen ergaben. Einige Betriebe –<br />

insgesamt 20 – waren in Konkurs gegangen<br />

o<strong>der</strong> aus an<strong>der</strong>en Gründen geschlossen<br />

worden. Um dennoch eine aussagekräftige<br />

Evaluie rung zu ermöglichen,<br />

wurden Käppler & Partner damit beauftragt,<br />

Antworten und Einschätzungen<br />

des Fragebogens <strong>im</strong> Rahmen einer telefonischen<br />

Befra gung ein zu holen. Dabei<br />

diente <strong>der</strong> Fra gebogen als Vorlage und<br />

Doku men tation. Diese Aktion wurde von<br />

zwei Mitarbeiterinnen zwischen Februar<br />

4.2 Ergebnisse<br />

Tragehäufigkeit und<br />

Gefahrensituationen pro Woche<br />

Abbildung 32 zeigt die Häufigkeit des<br />

Tragens <strong>der</strong> Signaljacke pro Woche und<br />

die Häufigkeit <strong>der</strong> Gefahrensituationen,<br />

die auf Probe- und Testfahrten pro<br />

Woche erlebt wurden. Im Mittel wurde<br />

die Jacke <strong>im</strong>merhin zehnmal pro Woche<br />

und Nutzer getragen, pro Woche wurden<br />

<strong>im</strong> Mittel auch zwei Gefahren -<br />

situationen bewusst erlebt.<br />

Altersverteilung und Gen<strong>der</strong><br />

Abbildung 33 zeigt die Altersverteilung<br />

<strong>der</strong> Nutzer. Mit über 100 Mitarbeitern<br />

war die größte Nutzergruppe zwischen<br />

32 und 38 Jahren alt. Interessant war,<br />

dass sich die Altersverteilung in den<br />

Zwei radbetrieben seit <strong>der</strong> ersten Befra -<br />

gung 2002 insgesamt zu höherem Alter<br />

52<br />

und Ende April 2008 durchgeführt. Damit<br />

wurde ein Rücklauf von 400 Ant worten<br />

erzielt, eine gute Quote von 46 Pro zent.<br />

45 Fragebögen wurden auf Wunsch <strong>der</strong><br />

Betriebe nochmals per Fax über sandt, lei<strong>der</strong><br />

kamen nur 3 davon be ant wortet<br />

zurück! Auf den mehrfach ge wünschten<br />

nochmaligen Postversand wur de aus<br />

Kostengründen verzichtet. Diese 400<br />

Frage bögen sind Basis <strong>der</strong> nachfolgenden<br />

Ergebnisse. Ausgehend von einer konservativen<br />

Schätzung von 2000 Betrieben in<br />

Deutschland hat die Maßnahme eine<br />

gute Durch dringung von 20 Prozent.<br />

Häufigkeit<br />

Häufigkeit<br />

Umfrage Signaljacke 2008:<br />

Tragehäufigkeit &<br />

Gefahrensituation<br />

Gefahrensituationen<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

...mal getragen Gefahrensituation<br />

Anzah pro Woche<br />

Anzahl pro Woche<br />

Abbildung 32: Tragehäufigkeit und Gefahren sit -<br />

ua t ionen


verschoben hat. Die Anteile <strong>der</strong> bis 46<br />

bis 53-jährigen haben sich deutlich vergrößert.<br />

Der Anteil von Frauen an <strong>der</strong><br />

Maßnahme betrug insgesamt nur noch<br />

8 Prozent.<br />

Anzahl<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Einschätzungen<br />

Abbildung 34 schließlich zeigt die<br />

Media ne <strong>der</strong> erhobenen Ein schät zun -<br />

gen. Die Signaljacke ist:<br />

• Ziemlich bequem<br />

• Wird überwiegend häufig getragen<br />

• Erhöht die <strong>Sicherheit</strong> ziemlich<br />

Umfrage Signaljacke 2008: 2008: Alter<br />

Alter<br />

bis 18 ...25 ...32 ...39 ...46 ...53 ...60 ...67 älter<br />

Abbildung 33: Alter und Anzahl <strong>der</strong> Nutzer<br />

Jahre<br />

53


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

• Gefahrensituationen treten mit ihr<br />

halbwegs seltener auf<br />

• Erhöht die Auffälligkeit sehr.<br />

Auch zusätzliche Kommentare auf den<br />

Fragebögen sowie am Telefon wurden<br />

ausgewertet, ein erheblicher Vorteil <strong>der</strong><br />

telefonischen gegenüber <strong>der</strong> papiernen<br />

Erhebung waren Anzahl und Ausführ -<br />

lich keit <strong>der</strong> Kommentare.<br />

54<br />

Einschätzung<br />

Einschätzung<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Umfrage Signaljacke 2008: Median Einschätzungen<br />

bequem<br />

häufig häug getragen<br />

Abbildung 34: Ergebnisse <strong>der</strong> Einschätzungen<br />

erhöhte erhöhte <strong>Sicherheit</strong> <strong>Sicherheit</strong><br />

Frage<br />

Frage<br />

Größen und Bequemlichkeit<br />

Umfrage Signaljacke 2008: Median Einschätzungen<br />

Die ausgelieferten Konfektionsgrößen<br />

1, 2 und 3 waren passgenau, nur 3 Pro -<br />

zent <strong>der</strong> Träger war sie zu eng, 2 Prozent<br />

zu weit, wohl aufgrund Verwechs lun -<br />

gen <strong>der</strong> Konfektionsgrößen. Nur 1 Pro -<br />

zent fanden den Aufwand be<strong>im</strong> Überziehen<br />

<strong>der</strong> Signaljacke zu hoch.<br />

Gefahrensituationen<br />

seltener<br />

erhöht erhöht Auffälligkeit<br />

Auälligkeit<br />

Sehr Sehr<br />

Überwiegend<br />

Überwiegend<br />

Ziemlich Ziemlich<br />

Halbwegs Halbwegs<br />

Etwas<br />

Wenig<br />

Nicht


Kauf und private Nutzung<br />

Richtig war die Entscheidung, die<br />

Signal jacke kostenlos auszugeben, denn<br />

kaufen würde sie nur 1 Prozent aller<br />

Nutzer. Enttäuschend war, dass die<br />

Jacke auf privaten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Fahrten<br />

überhaupt nicht getragen wurde.<br />

Bekleidungs her steller hatten schon darauf<br />

hingewiesen, dass <strong>der</strong> Präventions -<br />

ansatz Signalfarben mit dem Ethos von<br />

Motorradfahrern nicht unbedingt kon-<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

form gehe, Originalton: „Passt von <strong>der</strong><br />

Optik nicht ins Geschäft (Harley Ver -<br />

trieb) und wird aus Prinzip nicht an ge -<br />

zogen“ o<strong>der</strong> noch deutlicher: „Fahre in<br />

kurzer Hose ohne Helm 160, gibt Leute,<br />

die brauchen Schutzkleidung, ich nicht“.<br />

Positiv bleibt, dass die Signaljacke in<br />

dienstlichen versicherungstechnischen<br />

Belangen von 99 Prozent <strong>der</strong> Betriebe<br />

akzeptiert und von den Mitarbeitern<br />

getragen wird.<br />

55


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

4.3 Zusammenfassung<br />

Motorradfahrer wissen, dass sie <strong>im</strong><br />

Straßenverkehr hohen Risiken ausgesetzt<br />

sind. Sie sind logischen, eindeutigen,<br />

gut umgesetzten und einfach zu<br />

handhabenden Präventions maß nah -<br />

men zugänglich. Die Berufs genossen -<br />

schaft wurde fast durchweg für die<br />

Aktivität gelobt: „Erlebe jede Fahrt mehrere<br />

Gefahrensituationen, Jacke ist Gold<br />

Wert“ o<strong>der</strong> „Großes Lob an Jacke, erhöht<br />

<strong>Sicherheit</strong> und wird auch genutzt, wenn<br />

Motorrad abgeschleppt werden muss“…<br />

„Klett gut! Im Sommer super, nicht zu<br />

warm und nicht zu schwer“ und „Wird<br />

täglich getragen, bester <strong>Sicherheit</strong>s -<br />

schutz“.<br />

Die Maßnahme hat das Ansehen <strong>der</strong><br />

Präventionsarbeit in Zweiradbetrieben<br />

zumindest kurzfristig verbessert. Wich -<br />

tiger ist, dass die Maßnahme selbst und<br />

ihre Durchführung rundum als voller<br />

Erfolg gesehen werden kann, wie die<br />

durchweg und unerwartet positiven<br />

Einschätzungen zeigen: Die Signaljacke<br />

56<br />

macht auffälliger und erhöht die Sicher -<br />

heit insgesamt, Gefahren situa tionen<br />

treten mit ihr seltener auf. Für die<br />

Signal jacke spricht ebenso, dass sie<br />

bequem ist und häufig getragen wird:<br />

Insgesamt vorbildliche und erfolgreiche<br />

Präventionsarbeit.<br />

Solch erfolgreiche Präventionsarbeit ist<br />

mittelfristig zu sichern und muss weitergeführt<br />

werden. Signaljacken verschmutzen,<br />

gehen verloren o<strong>der</strong> sind in<br />

falschen Größen <strong>im</strong> Betrieb. Sie müssen<br />

ersetzt werden.<br />

Die Begleitung <strong>der</strong> Maßnahme durch<br />

Teilnahme an <strong>Sicherheit</strong>strainings ist<br />

empfehlenswert und wird propagiert.<br />

Aus Kostengründen werden entsprechende<br />

Gut scheine operativ und systematisch<br />

verteilt. Die Ergänzung <strong>der</strong><br />

Sicher heitstrainings selbst um ein<br />

Modul signalfarbene Bekleidung bleibt<br />

zu erörtern, um den Erfolg <strong>der</strong> Maß nah -<br />

me auch langfristig sicher zu stellen.


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

5. Ausblick Wirksamkeitsstudie Signaljacke<br />

Die vorliegenden Studien stellen Mo -<br />

dule eines abgest<strong>im</strong>mten Präven tions -<br />

konzeptes dar und zeigen, dass eine gut<br />

begründete und strukturierte, langfristig<br />

angelegte Präventionsmaßnahme<br />

auch in einem problematischen Umfeld<br />

eingeführt werden kann und akzeptiert<br />

wird.<br />

Ausgehend von detaillierten Unfall -<br />

analysen wurden die Problemfel<strong>der</strong><br />

identifiziert, die wesentlich in <strong>der</strong> mangelnden<br />

Wahrnehmung motorisierter<br />

Zwei radfahrer durch an<strong>der</strong>e Verkehrs -<br />

teilnehmer <strong>im</strong> Straßenverkehr liegen.<br />

Autofahrer übersehen Motorrä<strong>der</strong> aufgrund<br />

<strong>der</strong> vergleichsweise kleinen und<br />

gebrochenen Silhouette und schätzen<br />

<strong>der</strong>en Geschwindigkeiten falsch ein. Zu -<br />

dem sind Zweiradfahrer oft zu schnell<br />

unterwegs. Sie werden von Auto fahrern<br />

be<strong>im</strong> Linksabbiegen auf einer Haupt -<br />

straße o<strong>der</strong> be<strong>im</strong> Einbiegen in diese von<br />

einer Nebenstraße angefahren und<br />

kommen zu Schaden.<br />

Untersuchungen und Vergleich unterschiedlicher<br />

Präventionsaßnahmen<br />

zeigten, dass das Tragen einer Signal -<br />

jacke die Auffälligkeit entscheidend<br />

erhöht und signaler Farbgebung von<br />

Motorrä<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> alternativen Tagfahr -<br />

licht konzepten überlegen ist. Zudem ist<br />

die Maßnahme kostengünstig und<br />

technisch unaufwendig: Die Signaljacke<br />

macht auffällig und erhöht die<br />

<strong>Sicherheit</strong> insgesamt, Gefahren situa -<br />

tionen treten mit ihr seltener auf, ein<br />

sehr gutes Ergebnis. Natürlich muss <strong>der</strong><br />

Erfolg mittel- und langfristig sichergestellt<br />

und gegebenenfalls von – hinsichtlich<br />

signalfarbener Bekleidung -<br />

modifizierten Sicher heitstrainings be -<br />

gleitet werden.<br />

Der endgültige Nachweis <strong>der</strong> Wirk sam -<br />

keit <strong>der</strong> Signaljacke steht aus. Dazu<br />

müssen die Analysen von Unfällen nach<br />

Einführung <strong>der</strong> Signaljacke und ihrer<br />

Wirkung über einen Zeitraum ca 2010<br />

unter vergleichbaren Bedingungen wie<strong>der</strong>holt<br />

werden. Unfallhäufigkeiten, -<br />

Folge schäden und Verletzungs schwe -<br />

ren und Kosten werden vorher/nachher,<br />

dh 2002 und 2010, erhoben und verglichen.<br />

Anhand dieser Ergebnisse wird die<br />

Wirksamkeit <strong>der</strong> Maßnahme endgültig<br />

festgestellt.<br />

57


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

6. Anhang: <strong>Sicherheit</strong>smanagement System ARIADNE<br />

<strong>Sicherheit</strong>, beispielsweise <strong>der</strong> Arbeit<br />

o<strong>der</strong> <strong>im</strong> Verkehr, ist zentrales Anliegen<br />

von Gesellschaften. Dennoch verursachen<br />

auch Arbeitstätigkeiten Unfälle<br />

und Schäden. Aus ökonomischen und<br />

haftungsrechtlichen Gründen o<strong>der</strong> aus<br />

humanistischer Sicht ist dies nicht hinnehmbar,<br />

denn laut Brockhaus (2007)<br />

ist ein Unfall „ein unbeabsichtigtes,<br />

plötzlich auftretendes, auf äußerer<br />

Einwirkung wie zum Beispiel Stoß, Fall<br />

etc., beruhendes Ereignis, durch das<br />

Schädigungen von Gesundheit und<br />

Leben o<strong>der</strong> Sachen hervorgerufen werden.<br />

Die wichtigsten Unfallbereiche<br />

sind Straßenverkehr, Beruf sowie Frei -<br />

zeit und Haushalt“.<br />

Brockhaus erklärt nicht, warum überhaupt<br />

Unfälle geschehen o<strong>der</strong> warum es<br />

Gefährdungen gibt. Ein Blick in Statisti -<br />

ken zeigt z.B. falsches Verhalten <strong>der</strong><br />

Fahrer in zwei Dritteln aller Unfälle als<br />

Ursache (Käppler et al 2008). „Mensch -<br />

liches Versagen heißt es auch heute noch<br />

in Abschlussberichten nach einem<br />

bekannt gewordenen Stör fall. Die öffentliche<br />

Meinung ist dann beruhigt - da<br />

Abbildung 35: Unfall (Käppler et al 2008)<br />

58<br />

konnte man also nichts machen. Die<br />

Fachwelt weiß, dass das heute bei hoch<br />

entwickelter Technik nicht die letzte Ant -<br />

wort sein kann, son<strong>der</strong>n eher das Einge -<br />

ständnis kläglichen Versagens <strong>der</strong> eigentlich<br />

Verant wort lichen ist“ (Kamiske 1999).<br />

So steht beispielsweise <strong>im</strong> Straßen ver -<br />

kehr die Klärung von Haftungsfragen <strong>im</strong><br />

Mittelpunkt: Wer ist Schuld am Unfall?<br />

Wer muss für den Schaden aufkommen?<br />

Als Antwort auf diese Fragen wird Ver -<br />

sagen beispielsweise in Form von Alko -<br />

hol genuss o<strong>der</strong> überhöhter Ge schwin -<br />

dig keit verfolgt und geahndet. Nahezu<br />

unbeachtet bleiben aber die Prozesse<br />

und Faktoren, die überhaupt erst zum<br />

Versagen o<strong>der</strong> überhöhter Ge schwin -<br />

dig keit führten. Dazu ein einfaches Bei -<br />

spiel in Abbildung 35. Schnelles Fahren<br />

<strong>im</strong> Bild führt termingerecht und unfallfrei<br />

zum Zielort, wenn die Rahmen be -<br />

dingungen beachtet werden. Schl<strong>im</strong>m -<br />

sten falls entsteht durch überhöhte Ge -<br />

schwindig keit ein höheres Risiko. Den<br />

Unfall in <strong>der</strong> Abbildung unten jedoch<br />

darauf zurückzuführen, verdeckt die<br />

Unfallursachen.


Vielmehr führt bei genauer Überlegung<br />

die Handlung Abkommen von <strong>der</strong> Fahr -<br />

bahn zum Crash mit dem Baum, überhöhte<br />

Geschwindigkeit und Allee bäume<br />

verschärfen die Folgen und Risi ken<br />

latent. So lautet die Frage nun also:<br />

Warum wurden diese Fehler begangen?<br />

Das einfache Beispiel erlaubt nur spekulative<br />

Antworten: Möglicherweise<br />

haben Ermüdung o<strong>der</strong> Unaufmerk sam -<br />

keit zu Wahrnehmungsfehlern geführt<br />

und Zeitdruck zu überhöhter Ge schwin -<br />

dig keit.<br />

Kontrolle und Überwachung gelten <strong>im</strong><br />

Beispiel <strong>der</strong> Ermüdung, Unaufmerks -<br />

amkeit o<strong>der</strong> Geschwindigkeit. Mo<strong>der</strong> -<br />

nes <strong>Sicherheit</strong>smanagement geht darüber<br />

hinaus und schafft durch psychologische<br />

Bedingungen und Strategie -<br />

entschei dungen konkrete Präventions -<br />

maßnahmen, das sind <strong>im</strong> Beispiel Leit -<br />

planken, Einschlafwarnsysteme o<strong>der</strong> gar<br />

die Beseitigung <strong>der</strong> Bäume. Auch über<br />

Handhabung und Abbau von Zeitdruck<br />

können latente Risiken und Versagens -<br />

möglichkeiten reduziert werden.<br />

Hier setzt das Konzept menschliche<br />

Fehler (engl. Human Error) an. Bereits<br />

vor mehr als 100 Jahren schrieb Sully<br />

(1881) „a wide survey of error“ zu<br />

Illusionen und systematischen Anoma -<br />

lien des Gedächtnisses, Glaubens,<br />

Denkens. Danach, 1896, entdeckte<br />

Freud (1914) den nach ihm benannten<br />

Fehler. Die Vorstellung festigte sich, dass<br />

Fehler unterbewussten Mechanismen<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

folgten, aber bereits wenige Jahre später<br />

kritisierte Spearman (1928) „psychological<br />

writings….with allusions to<br />

errors in an incidental way, they hardly<br />

ever arrive at consi<strong>der</strong>ing these profoundly,<br />

or even systematically“.<br />

Rückblickend legt Reason (1990) den<br />

Beginn systematisch wissenschaftlicher<br />

Beschäftigung mit Human Error in die<br />

Achtziger Jahre. Erst <strong>im</strong> Gefolge schwerer<br />

Katastrophen und Gefährdungen<br />

wie Three Mile Island 1977, Challenger<br />

und Tschernobyl 1986 o<strong>der</strong> Piper Alpha<br />

1988 sei in <strong>der</strong> kognitiven Psychologie<br />

das theoretische und methodische<br />

Rüstzeug entstanden, das heute Klassi -<br />

fizierungen und Analysen mensch licher<br />

Fehler als Unfallursachen erlaubt.<br />

Internationale Konferenzen, unter an<strong>der</strong>en<br />

organisiert von <strong>der</strong> NATO, fallen in<br />

diese Zeit (Sen<strong>der</strong>s & Moray 1991) und<br />

liefern entscheidende Beiträge.<br />

Erstmals wurden Fehler definiert:<br />

„Fehler werden als generischer Begriff<br />

verstanden, <strong>der</strong> Gelegenheiten um -<br />

schließt, in denen eine geplante<br />

Sequenz mentaler o<strong>der</strong> physikalischer<br />

Aktivitäten das gewünschte Ergebnis<br />

nicht erzielt und dies we<strong>der</strong> äußeren<br />

Interventionen noch Zufällen zugeschrieben<br />

werden kann“ (Reason 1991).<br />

Es wurde <strong>der</strong> Frage nachgegangen, was<br />

die wissenschaftliche Natur von Fehlern<br />

sei, ob sie vorhersagbar seien und ob es<br />

systematisch klassifizierbare Fehler -<br />

ursachen gibt. Ziel aller Bemühungen<br />

59


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

war und ist Prävention, die Vorhersage<br />

und Entschärfung gefahrenträchtiger<br />

Situationen. Entsprechende Vorhersage -<br />

modelle kognitiver Steuer- und Rege -<br />

lungs prozesse müssen beispielsweise<br />

un terscheiden, welche Leistungen er -<br />

wünscht und welche Fehler zu vermeiden<br />

sind. Diese Unterscheidung bezieht<br />

sich auf große Bandbreiten möglicher<br />

Leistungen und Fehler und ist nicht trivial.<br />

Ernst Mach (1905) hat das gut<br />

getroffen: „Wissen und Fehler entspringen<br />

denselben mentalen Ressourcen,<br />

nur <strong>der</strong> Erfolg trennt das eine vom<br />

an<strong>der</strong>en“.<br />

So wurde die Frage, warum selbst erfahrene<br />

Operateure wichtige Informa -<br />

tionen übersehen, falsche Entschei dun -<br />

gen treffen o<strong>der</strong> unangemessen reagieren<br />

von Reason (1990) und Sen<strong>der</strong>s &<br />

Moray (1991) wissenschaftlich beantwortet.<br />

Sie konzentrierten ihre Arbeiten<br />

auf die systematische Kate gorisierung<br />

von Fehlern. Ihre Modelle fassen Fehler<br />

als unerwartetes Verhalten und Pro -<br />

dukte eines umfassenden Wirkungs -<br />

netzwerks unterschiedlicher Risikobe -<br />

dingungen auf. Sie unterschieden und<br />

benannten eine begrenzte Anzahl un -<br />

terschiedlicher variabler und konstanter<br />

Fehler.<br />

Im deutschen Sprachgebrauch haben<br />

sich diese Unterscheidungen bislang<br />

nicht durchgesetzt, ein Hinweis auf<br />

unterschiedliche Fehlerkulturen in un -<br />

terschiedlichen sozialen Systemen. Im<br />

60<br />

vorliegenden wird zusammenfassend<br />

von Fehlern gesprochen. Reason (ebda)<br />

unterschied zwischen Intention, Hand -<br />

lung und Handlungsfolgen und stellte<br />

fest, dass Intention und Fehler untrennbar<br />

sind. Er bezog juristische und haftungsrechtliche<br />

Bedingungen ein und<br />

unterschied zwischen „beabsichtigten<br />

Handlungen ohne vorherige Intention“,<br />

„unfreiwilligen Handlungen“ und „be -<br />

ab sichtigten Handlungen und Fehlern“.<br />

Sein Konzept gilt dem konkretem Han -<br />

deln o<strong>der</strong> Entscheiden in <strong>der</strong> aktuellen<br />

Arbeitssituation auch aus rechtlicher<br />

Sicht. Rasmussen (1983) schlug eine<br />

Fehlertaxonomie vor, die sich an Un ter -<br />

schieden zwischen erwartetem und<br />

aktuellem Verhalten orientiert. Aller -<br />

dings ist Rasmussens Arbeit nicht für<br />

alltägliche Arbeitssysteme, son<strong>der</strong>n die<br />

Untersuchung komplexer industrieller<br />

Abläufe geeignet. Reasons (1990)<br />

Fehlerklassifizierung unterscheidet Ver -<br />

haltens- und Kontextebenen. Diese<br />

Kontextabhängigkeit wurde in <strong>der</strong><br />

Zwischenzeit vielfach untersucht und<br />

nach Hudson (2003) zur Basis mo<strong>der</strong>nen<br />

<strong>Sicherheit</strong>smanagements. Es ist<br />

prak tische Ausprägung vorherrschen<strong>der</strong><br />

<strong>Sicherheit</strong>skultur (INSAG 1991).<br />

Hudson (ebda) unterscheidet fünf<br />

Evolutionsstufen in Abbildung 36:<br />

• Negativ: Gründet in <strong>der</strong> aus heutiger<br />

Sicht pathologischen Vorstellung,<br />

dass vernünftige Menschen keine<br />

Fehler machen, frei nach Palmström:


wachsende Informiertheit<br />

Negativ<br />

Reaktiv<br />

„…weil, so schließt er messerscharf,<br />

nicht sein kann, was nicht sein darf“<br />

(Morgenstern 1910)<br />

• Reaktiv: Erkennt <strong>Sicherheit</strong> als Pro -<br />

blem und agiert nach dem Eintreten<br />

von Vorfällen<br />

• Kalkulativ: Ist gekennzeichnet von<br />

hierarchischer Kommunikation und<br />

büro kratischer Verwaltung und<br />

Analy se großer Datenmengen. Typi -<br />

sche Feststellung: „Da konnte man<br />

also nichts machen.“<br />

• Proaktiv: Involviert die Arbeitsebene<br />

und <strong>im</strong>plementiert Präventions maß -<br />

nahmen aufgrund von Risiko- o<strong>der</strong><br />

Gefährdungsanalysen, ohne dass<br />

Schäden aufgetreten sind<br />

• Generativ: Versteht <strong>Sicherheit</strong> als un -<br />

Kalkulativ<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Proaktiv<br />

Generativ<br />

wachsendes Vertrauen<br />

Abbildung 36: Evolutionsstufen <strong>der</strong> <strong>Sicherheit</strong>skultur (Käppler et al 2008)<br />

verzichtbaren Teil des Geschäfts z.B.<br />

neben Gewinnmax<strong>im</strong>ierung und lebt<br />

von aktiver Teilnahme aller auf den<br />

Or ganisationsebenen Strategie, Ma -<br />

na gement und Arbeit in Ab bildung 37<br />

(INSAG 1991).<br />

Mo<strong>der</strong>nes <strong>Sicherheit</strong>smanagement ist<br />

proaktiv und beför<strong>der</strong>t generative<br />

<strong>Sicherheit</strong>skultur, siehe Abbildung. Auf<br />

<strong>der</strong> Arbeitsebene wird fragend vorsichtig<br />

agiert, auf <strong>der</strong> Managementebene<br />

fallen Entscheidungen in demokratischen<br />

Prozessen, neben Qualitäts -<br />

management und Überwachung unterstützen<br />

Anreize Reports eigener Fehler.<br />

Auf <strong>der</strong> Strategieebene setzen Leitbil<strong>der</strong><br />

Ziele, zu denen beispielsweise die<br />

Schonung von Ressourcen gehört.<br />

Sen<strong>der</strong>s & Moray (ebda) stellten fest,<br />

dass ohne Fehlertheorie und Klassi -<br />

61


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

fizierung – wie in an<strong>der</strong>en Bereichen<br />

auch – die formale Analyse, Model lie -<br />

rung, Vorhersage und Prävention nicht<br />

möglich seien. Ohne Klassi fizierung<br />

könnten Natur und Ursprünge <strong>der</strong> Fehler<br />

nicht verstanden werden. Dieses Ver -<br />

stehen basiere auf eindeutiger und um -<br />

fassen<strong>der</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Phäno mene,<br />

die untersucht werden und <strong>der</strong> Ziele, die<br />

verfolgt werden. Viele weitere, an psychologischen<br />

Mechanismen orientierte<br />

Klassifikationen von Reason und an<strong>der</strong>en<br />

machen klar, dass die Klassi fikationen so<br />

unterschiedlich sind wie die Systeme,<br />

denen sie gelten. Alt man (1966), modifiziert<br />

und zitiert nach Sen<strong>der</strong>s & Moray<br />

(1991) sowie Sen<strong>der</strong>s & Moray (ebda),<br />

stellen demzufolge eine Meta-Klassi -<br />

fizierung vor, die lediglich die Klassi -<br />

fizierung selbst einordnet. Sie unter-<br />

62<br />

ARBEITS-<br />

EBENE<br />

Fragend<br />

Kommunikativ<br />

Vorsichtig<br />

MANAGEMENT-<br />

EBENE<br />

Belohnung und<br />

Bestrafung<br />

Qualitätsmanagement<br />

Überwachung<br />

und Prüfung<br />

Verantwortlichkeit<br />

STRATEGIE-<br />

EBENE<br />

Organisationsstruktur<br />

Ressourcen<br />

Selbstregulation<br />

<strong>Sicherheit</strong>sleitbild<br />

Abbildung 37: <strong>Sicherheit</strong>skultur und Organisation (Käppler et al 2008)<br />

scheiden vier Ebenen <strong>der</strong> Kom plexität<br />

des Verhaltens mit unterschiedlichen<br />

Fehlerarten und Modi für jede Ebene:<br />

• Phänomenologisch (wie z.B. Unter las -<br />

sung)<br />

• Hypothetische interne Prozesse (wie<br />

z.B. Befangenheit, Überlastung)<br />

• Neuro-psychologische Mechanismen<br />

(wie z.B. Aufmerksamkeit, Stress)<br />

• Externe Prozesse (wie z.B. mangelhafte<br />

Ausrüstung).<br />

Vorhersage und Prävention werden<br />

erschwert, weil zwischen Fehlern und<br />

ihren Ursachen kein kausaler, son<strong>der</strong>n<br />

ein probabilistischer Zusammenhang


esteht. Sen<strong>der</strong>s & Moray schlugen deshalb<br />

Kausalketten aus Fehlern dieser<br />

vier Ebenen vor, die mit gewissen Wahr -<br />

scheinlichkeiten zu Unfällen füh ren. So<br />

führt in Abbildung 35 - verkürzt be -<br />

trach tet - überhöhte Ge schwindig keit<br />

zum Unfall, die genaue Analyse zeigt<br />

jedoch, dass es Ab kommen von <strong>der</strong><br />

Fahrbahn war.<br />

Diese Betrachtungen zeigen, dass zwar<br />

Auftreten und Auswirkung von Fehlern<br />

vermin<strong>der</strong>t, Fehler aber nicht el<strong>im</strong>iniert<br />

werden können. „Dies sei auch nicht<br />

unbedingt wünschenswert, denn Feh ler,<br />

die nicht mehr auftreten, werden auch<br />

nicht mehr erwartet. Wenn sie auftreten,<br />

sind wir schlecht auf den Umgang<br />

mit ihnen vorbereitet und können kaum<br />

Interaktion mit<br />

lokalen Ereignissen<br />

Fehlerhafte<br />

Entscheidungen<br />

Latentes Versagen<br />

Management<br />

Defizite<br />

Latentes Versagen<br />

Unsichere<br />

Handlungen<br />

Aktives Versagen<br />

Psychologische<br />

Vorläufer<br />

unsicherer Handlungen<br />

Latentes Versagen<br />

Abbildung 38: Latentes Versagen und Unfallentstehung (Käppler et al 2008)<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Folgen min<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> ganz verhin<strong>der</strong>n<br />

(Bainbridge 1987).“ Sie hat dies elegant<br />

als Ironien <strong>der</strong> Auto ma ti sierung komplexer<br />

technischer Systeme beschrieben:<br />

Schaltwarten von Kern kraftwerken, so<br />

ihr Beispiel, werden von kompetenten<br />

Experten überwacht. Be kannt ist, dass<br />

selbst hoch motivierte Operateure nicht<br />

unbegrenzt aufmerksam sein können.<br />

Im seltenen Falle des Ausfalls automatischer<br />

Überwachungssysteme müssen<br />

aber schnellstmöglich sicherheitsrelevante<br />

Entscheidungen und Handlungen<br />

erfolgen, die gar nicht o<strong>der</strong> lange nicht<br />

geübt werden konnten…<br />

Reason (ebda) hatte sich mit solch<br />

menschlichen Beiträgen am Zu sam men -<br />

bruch technischer Systeme beschäftigt<br />

Unzureichende<br />

Barrieren<br />

Aktives Versagen<br />

und<br />

Latentes Versagen<br />

UNFALL<br />

Begrenztes Fenster<br />

Unfallrisiko<br />

63


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

und unterscheidet 5 Bedingungs -<br />

ebenen <strong>der</strong> Unfallentstehung: Drei<br />

latente und zwei aktive Versagens kate -<br />

gorien, siehe Abbildung 38. Demnach<br />

führen fehlerhafte Strate gie entschei -<br />

dungen, Managementfehler und psychologische<br />

Bedingungen zu so<br />

genanntem latentem Versagen. Daraus<br />

kann unsicheres Handeln folgen.<br />

Dessen latentes Risiko führt dann zum<br />

Unfall, wenn unzureichende präventive<br />

Barrieren entsprechende Fenster haben.<br />

Darauf bauten Frieling & Sonntag<br />

(1999) auf und for<strong>der</strong>ten ein Arbeits -<br />

system, „in dem Fehler als Erkenntnis -<br />

quelle und nicht als personelles Pro -<br />

blem angesehen werden“. Fehler seien<br />

Folgen ergonomischer und organisatorischer<br />

Fehlgestaltungen des Arbeits -<br />

systems sowie fehlen<strong>der</strong> personeller<br />

Leistungsvoraussetzungen. Demzufolge<br />

liegt <strong>im</strong> gängigen Umfeld technischer,<br />

organisatorischer und personaler Be -<br />

dingungen zum Beispiel <strong>der</strong> Arbeits -<br />

organisation eine hinreichende Kom -<br />

bination latenter Fehlerursachen vor. Sie<br />

haben unter best<strong>im</strong>mten Bedingungen<br />

unsichere Handlungen und aktives<br />

Versagen mit konkreten Fehlern zur<br />

Folge. Sie verursachen dann Unfälle,<br />

wenn unzureichende Barrieren entsprechende<br />

Risiken nicht verhin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

min<strong>im</strong>ieren. Latentes Versagen lässt<br />

sich durch Maßnahmen auf <strong>der</strong><br />

Strategie- und <strong>der</strong> Managementebene<br />

min<strong>im</strong>ieren o<strong>der</strong> verhin<strong>der</strong>n. Solche<br />

Barrieren sind humane Arbeitssystem -<br />

64<br />

ge staltung, ergonomische Arbeits -<br />

bedingungen, effiziente und lernför<strong>der</strong>liche<br />

Organisationsstrukturen (Frieling<br />

& Jamal 2001).<br />

Das <strong>Sicherheit</strong>smanagementsystem<br />

ARIADNE<br />

Zentrale Grundlage des <strong>Sicherheit</strong>s -<br />

managementsystems sind systematische<br />

und konsistente Taxonomien von<br />

Fehlern und Ursachen. Es empfahlen<br />

sich Analyse und Vergleich in Frage<br />

kommen<strong>der</strong> verfügbarer Klassifizie -<br />

rungs systeme, die mit Fehlern arbeiten.<br />

Solche Verfahren werden vor allem in<br />

<strong>der</strong> Luftfahrt verwendet. Hier eine kurze<br />

Zusammenfassung:<br />

• PANDORA: Die Mehrheit <strong>der</strong> nutzbaren<br />

Begriffe kategorisiert technische<br />

Flugzeugsysteme o<strong>der</strong> Komponenten.<br />

Nur 12 <strong>der</strong> Begriffe beziehen sich auf<br />

Fehler, die 78 an<strong>der</strong>en gelten <strong>der</strong><br />

Hardware. Fünf davon beschreiben<br />

Reaktionen auf ein technisches Pro -<br />

blem und zwei einen vermutlich voraus<br />

gegangenen Handlungsfehler<br />

(„unangemessene Ansteuerung“). Die<br />

an<strong>der</strong>en gelten z.B. „Trieb werks -<br />

fehlern“. Hilfreich erscheint die Klass -<br />

ifizierung technischer Defekte durch<br />

total, teilweise, intermittierend, Struk -<br />

turschaden usw. Diese Begriffe können<br />

auf fast alle technischen Systeme<br />

angewendet werden und erleichtern<br />

Adaptationen des SMS. PANDORA


erfüllt allerdings nicht die Anfor -<br />

<strong>der</strong>ungen an systematische Klassi -<br />

fizierung von Fehlern in Sys temen, in<br />

denen Menschen entscheidende<br />

Rollen spielen. Auch ist Ziel des vorliegenden<br />

Managements ystems nicht<br />

die Analysetiefe PANDORAs zu technischen<br />

Problemen.<br />

• BRITISH CIVIL AVIATION AUTHORITY<br />

CAA: Die CAA (1998) veröffentlicht<br />

einen jährlichen Bericht über weltweit<br />

tödliche Unfälle in <strong>der</strong> zivilen<br />

Luftfahrt. Die zu Grunde liegende<br />

Kategorisierung gleicht denen vieler<br />

an<strong>der</strong>er ziviler und militärischer<br />

Luftfahrtbehörden, wie beispielsweise<br />

dem System FluSi DB II <strong>der</strong> deutschen<br />

Luftwaffe. Sie unterscheidet<br />

zwischen Folgen (zB kontrollierter<br />

Flug ins Gelände), kausalen Faktoren<br />

(zB Desorientierung) und Beitragen -<br />

den Faktoren (zB fehlerhafte Sicher -<br />

heits ausrüstung), Fehler sind hier<br />

kausale Faktoren. Die Kategorien sind<br />

breit und unscharf und fassen unterschiedliche<br />

Faktoren in einer Kate -<br />

gorie zusammen. So sind nur allgemeine<br />

Rückschlüsse auf Präven tions -<br />

maßnahmen möglich. Statistische<br />

Datenanalysen können nicht vorgenommen<br />

werden, da die Informatio -<br />

nen in Textform abgelegt werden.<br />

Diese Systeme dienen <strong>der</strong> Dokumen -<br />

ta tion und Archivierung von Einzel -<br />

fällen. Inkonsistente Klassifizierungs -<br />

sys teme sind für Analysen und<br />

Vorhersagen unbrauchbar.<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

• BRITISH AIRWAYS SAFETY INFORMATI-<br />

ON SYSTEM: Das Hauptmerkmal dieses<br />

Berichtssystems für Gefähr -<br />

dungen sind die Kausalketten zwischen<br />

Fehlern und Defekten einerseits<br />

sowie vorausgegangene Fakto -<br />

ren an<strong>der</strong>erseits. Hier wurde Reasons<br />

Idee <strong>der</strong> „Psychologischen Vorläufer“<br />

aus Abbildung 38 aufgegriffen,<br />

sicher lich eine gute Idee.<br />

• AGARD: Eine AGARD Expertengruppe<br />

(NATO AGARD, 1998) hat auf <strong>der</strong> Basis<br />

<strong>der</strong> Arbeiten von Reason (1990) und<br />

Rasmussen (1983) eine Kategorisie -<br />

rung für Human Factors und flugmedizinische<br />

Daten vorgeschlagen. Die<br />

vorgeschlagenen Klassen orientieren<br />

sich an verantwortlichen Behörden.<br />

Deren Identifikation ist eine wichtige<br />

Aufgabe in militärischen Bereichen,<br />

aber doch weniger anspruchsvoll als<br />

die Erarbeitung einer grundlegenden,<br />

trennscharfen Kategorisierung für<br />

Fehler und Ursachen und die darunter<br />

liegenden Mechanismen, die Unfälle<br />

zur Folge haben.<br />

• ROYAL AIR FORCE FLIGHT SAFETY<br />

RAFFS: Chappelow (1998) hat für die<br />

britische Luftwaffe eine mo<strong>der</strong>ne<br />

Kategorisierung von Fehlern, Unfällen<br />

und Fehlerursachen entwickelt. Sie<br />

umgeht wesentliche Nachteile <strong>der</strong><br />

beschriebenen Verfahren und legt ihr<br />

Hauptaugenmerk erstmals auf psychologische,<br />

organisatorische und<br />

ergonomische Faktoren. Sie legt stati-<br />

65


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

66<br />

stisch zu verarbeitende Schlüssel -<br />

tabellen zugrunde. Alleinstellungs -<br />

merk mal dieses Ansatzes ist die darauf<br />

basierende umfassende Datenund<br />

Risikoanalyse auch für Fehler und<br />

Fehlerursachen, die hierzu einem<br />

Schätzverfahren durch Unfall unter -<br />

sucher unterzogen werden. Wenig be -<br />

dienerfreundlich ist die Trennung zwischen<br />

menschlichen Fehlern und<br />

technischen Defekten.<br />

• NATO RSG 25: Die hochkarätig besetzte,<br />

internationale Arbeitsgruppe Accident<br />

Investigation and Prevention in Military<br />

Crew Operations (Chappe low, Janssen,<br />

Käppler et al unveröffentlicht) entwickelte<br />

diese Idee zu einem systematischen<br />

Ge samt ansatz weiter und<br />

ergänzte die RAFFS Klassi fizierung um<br />

Risikosi mula tionen und –Vorhersagen<br />

für unterschiedliche Prä ventions szena -<br />

rien. Dieses System wurde in Unfall -<br />

untersuchungen praktisch erprobt und<br />

ins Deutsche übersetzt.<br />

An<strong>der</strong>e Verfahren sind bekannt, aber<br />

nicht publiziert. Allen gemein sind weitgehend<br />

inkonsistente Fehler- und<br />

Ursachenklassifikationen und fehlende<br />

Fehler- und Ursachenanalysetools o<strong>der</strong><br />

Risikomodelle. Dies betrifft beispielsweise<br />

FLUSI DBII <strong>der</strong> deutschen<br />

Luftwaffe, SERA <strong>der</strong> DRDC für die kanadische<br />

Air Force o<strong>der</strong> AFSID für die<br />

Israelische Air Force. Dennoch verfügen<br />

sie über benutzungsfreundliche Ober -<br />

flächen und anwendungsorientierten<br />

Workflow. Das Gesagte gilt auch für die<br />

verbreiteten Systeme Global Event<br />

Management GEMS und das Modul<br />

Arbeitsunfallerfassung und -Analyse<br />

<strong>der</strong> Unternehmenssoftware SAP.<br />

Vor diesem Hintergrund und mit Er fah -<br />

rungen aus über 2000 Unfallun ter su -<br />

chungen bei unterschiedlichen Arbeits -<br />

tätigkeiten einschließlich Flug- und<br />

Straßenverkehr wurde eine eigene Taxo -<br />

nomie von Fehlern und Ursachen entwickelt<br />

und empirisch untersucht. Sie<br />

orientiert sich an den von <strong>der</strong> NATO RSG<br />

25 und Chappelow (1998) entwickelten<br />

Taxonomien und Risiko mo dellen.<br />

Dessen Dualität von Fehlern und technischen<br />

Defekten wurde je doch analog zu<br />

Dekker (2005) verworfen. Er plädiert<br />

ebenfalls für gesamthafte systemische<br />

Ansätze, die organisatorische, technische<br />

und personale Fak toren integrieren<br />

und verknüpfen. Eigene Analysen<br />

bestätigten diese Sicht anhand <strong>der</strong><br />

zitierten Fehlerketten. Sie zeigten, dass<br />

beispielsweise technische Defekte auf<br />

vorausgegangene Fehler, z.B. bei Be -<br />

schaffung, Konstruktion, Ver wen dung,<br />

Wartung o<strong>der</strong> Her stellung, zu rück -<br />

geführt werden konnten.<br />

Im Sinne eines gesamthaften Sicher -<br />

heits managementsystems wurden weitere<br />

Ideen <strong>der</strong> betrachteten Systeme<br />

inte griert, vor allem mo<strong>der</strong>ne Be die -<br />

nungs freundlichkeit, Workflow, Inter -<br />

netverfügbarkeit aller Module, auch <strong>der</strong><br />

Analyse, <strong>der</strong> Risikos<strong>im</strong>ulation, des Zen -


Unfall<br />

Personenschäden<br />

Sachschäden<br />

Abbildung 39: Struktur des Kostenmodells (Käppler et al 2008)<br />

tralarchivs, <strong>der</strong> Berichtssysteme und des<br />

Qualitätsmanagements. Neu ist das<br />

Kostenmodell mit Personen schäden,<br />

Sachschäden und Unter suchungs kos -<br />

ten, siehe Abbildung 39.<br />

Es sagt Unfallfolgekosten als Kriterium<br />

durch die Parameter Deskriptoren, Fehler<br />

und Ursachen voraus. Die Risikomodelle<br />

von Chappelow wurden überarbeitet<br />

und erweitert. Detaillierte Beschrei bun -<br />

gen <strong>der</strong> mathematischen Modelle und<br />

Ver fahren finden sich in Chappelow<br />

(1996), Käppler (2004; 2006; 2007)<br />

sowie Käppler & Dalinger (2005).<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Untersuchungskosten Unfallfolgen und Kosten<br />

Fehlerursachen Fehler Unfall<br />

ARIADNE verknüpft all diese Einzel -<br />

elemente zu einem <strong>Sicherheit</strong>s manage -<br />

mentsystem. Das vereinfachte Drei-<br />

Ebenen-Modell <strong>der</strong> Unfallent stehung<br />

zeigt Abbildung 40 (Käppler 2004).<br />

Dessen Taxonomie ist Kern des Systems<br />

und beschreibt aktuell ca. 150 Fehler -<br />

ursachen in den acht Oberkategorien in<br />

Abbildung 41.<br />

• Fehlerursachen Arbeitsorganisation<br />

bezeichnen Mängel <strong>der</strong> zielgerichteten<br />

Ordnung, Regelung und Ein glie -<br />

<strong>der</strong>ung von Aufgaben und Tätigkeiten<br />

Abbildung 40: Schematisches Drei-Ebenen-Modell <strong>der</strong> Unfallentstehung (Käppler et al 2008)<br />

67


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Arbeitsorganisation Kommunikation Personal & Qualifikation Qualitätsmanagement<br />

Einstellung Physiologie Verhalten Umweltbedingungen<br />

Abbildung 41: Fehlerursachenkategorien (Käppler et al 2008)<br />

68<br />

in Sozialgebilden, z.B. bei Gesetzen,<br />

Regeln o<strong>der</strong> Arbeitsmitteln<br />

• Fehlerursachen Kommunikation be -<br />

zeichnen Mängel von verbalen und<br />

non verbalen Prozessen <strong>der</strong> Infor ma -<br />

tions übertragung<br />

• Fehlerursachen Personal und Quali fi -<br />

kation bezeichnen Mängel <strong>der</strong> Per so -<br />

nalselektion, –zuordnung und –qualifikation<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten<br />

betreffend, die zur Ausübung einer<br />

Tätigkeit befähigen<br />

• Fehlerursachen Qualitäts mana ge -<br />

ment bezeichnen Mängel <strong>der</strong> laufenden<br />

Überprüfung von Güte und Be -<br />

schaffenheit <strong>der</strong> Arbeitsergebnisse,<br />

z.B. bei Normen, Anweisungen, Hand -<br />

büchern<br />

• Fehlerursachen Einstellung bezeich-<br />

nen Beeinträchtigungen arbeiten<strong>der</strong><br />

Per sonen durch die Neigung o<strong>der</strong><br />

Prädisposition, Subjekte und Objekte<br />

in einer best<strong>im</strong>mten Weise konsistent<br />

zu bewerten, z.B. infolge Geltungs be -<br />

dürfnis<br />

• Fehlerursachen Physiologie bezeichnen<br />

Beeinträchtigungen arbeiten<strong>der</strong><br />

Per sonen durch Lebensvorgänge wie<br />

Wachstum, Krankheit<br />

• Fehlerursachen Verhalten beschreiben<br />

beobachtbare Beeinträchti gun -<br />

gen des Handelns und Entscheidens<br />

ar beiten<strong>der</strong> Personen, verursacht<br />

durch mehr o<strong>der</strong> weniger bewusste<br />

Pro zesse des Erlebens<br />

• Fehlerursachen Umweltbedingungen<br />

bezeichnen anhand von physikalischen<br />

Daten beschreibbare Eigen schaf ten <strong>der</strong><br />

Umwelt, die Risiken erhöhen


Abbildung 42: Fehlerkategorien (Käppler et al 2008)<br />

Die Gruppierung von 35 beobachteten<br />

Fehlerarten in drei Kategorien zeigt<br />

Abbildung 42.<br />

• Wahrnehmungsfehler bezeichnen<br />

Män gel <strong>der</strong> Fähigkeit, aus sensorischen<br />

Informationen ein umfassendes<br />

und adäquates Abbild von Eigen -<br />

schaften <strong>der</strong> physikalischen und so -<br />

zialen Umwelt abzuleiten<br />

• Kognitionsfehler bezeichnen die For -<br />

mulierung von Plänen, die auf korrekter<br />

Wahrnehmung relevanter In for -<br />

mationen beruhen, den Erfor <strong>der</strong> nis -<br />

sen von Aufgabe und Situation aber<br />

nicht gerecht werden<br />

Fehler gewichten<br />

1. Ist <strong>der</strong> Fehler aufgetreten?<br />

Keinesfalls<br />

2. Ist <strong>der</strong> Fehler Auslöser?<br />

Keinesfalls, aber<br />

erhöht möglicherweise<br />

das Risiko<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Warnehmungsfehler Kognitionsfehler Handlungsfehler<br />

Wahrscheinlich<br />

nicht<br />

Wahrscheinlich nicht,<br />

aber verschärft Folgen<br />

o<strong>der</strong> erhöht Risiko<br />

Eventuell<br />

Eventuell<br />

• Handlungsfehler bezeichnen die fehlerhafte<br />

Ausführung eines korrekten<br />

Handlungsplanes, beispielsweise die<br />

Ver wechslung von Handlungs ab fol -<br />

gen o<strong>der</strong> das Abgleiten in ähnliche,<br />

aber gewohnte Routinen.<br />

Die Fehleridentifikation basiert in <strong>der</strong> Re -<br />

gel auf Indizien. Manchmal ist nicht klar,<br />

ob ein Fehler den Unfall tatsächlich ausgelöst<br />

hat. So erhöhen manche Ver -<br />

säumnisse lediglich Risiken o<strong>der</strong> Folge -<br />

schäden. Sowohl Auftreten als auch<br />

Auswirkungen von Fehlern und Ur sachen<br />

und die Zusammenhänge zwischen beiden<br />

sind nach Sen<strong>der</strong>s & Moray (1991)<br />

probabilistisch. Wahr schein lichkeiten<br />

beschreiben diese Zu sam menhänge. Sie<br />

Ziemlich<br />

wahrscheinlich<br />

Ziemlich<br />

wahrscheinlich<br />

Mit<br />

<strong>Sicherheit</strong><br />

Mit<br />

<strong>Sicherheit</strong><br />

Abbildung 43: Gewichtung <strong>der</strong> Fehler hinsichtlich Auftreten und Auslösen (Käppler et al 2008)<br />

69


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

sind Grundlage <strong>der</strong> Risikobetrachtung.<br />

Zur Graduierung dieser Wahrscheinlich -<br />

keiten wurde eine gleich abständige fünfstufige<br />

Inter vallskala nach Rohrmann<br />

(1978) entwickelt (Abbildung 43). Ein -<br />

zelheiten finden sich in Käppler (1993).<br />

Die Graduierungsunterschiede erzeugen<br />

Fehlerketten nach Sen<strong>der</strong>s & Moray<br />

(1991), wenn z.B. Unfall auslösende<br />

sogenannte Hauptfehler höher gewichtet<br />

werden als solche, die nur Folgen<br />

verschärfen. Analog zu Fehlern werden<br />

auch die identifizierten Fehlerursachen<br />

gewichtet und zu Ketten verarbeitet.<br />

Im Rahmen des <strong>Sicherheit</strong>s manage -<br />

ments ermöglicht die Kenntnis <strong>der</strong><br />

Fehler und Ursachen mit den Gra -<br />

duierungen und Wirkungsketten das<br />

Risikomanagement. Es wird als Form<br />

<strong>der</strong> <strong>Sicherheit</strong>skultur verstanden, das<br />

Risiken als Informationsdefizite über<br />

das Erreichen von Zielen auffasst und<br />

auf die Reduktion dieser Risiken abzielt.<br />

70<br />

Unfall<br />

Es vollzieht sich in den Phasen:<br />

• Risikoidentifikation<br />

• Risikoanalyse und -s<strong>im</strong>ulation<br />

• Risikopolitik.<br />

In Phase 1 werden mit den mathematischen<br />

Modellen die Risiken von Fehlern<br />

und Fehlerursachen anhand von Wahr -<br />

scheinlichkeiten und Schadenkosten<br />

identifiziert, siehe Chappelow (1996),<br />

Käppler (2004) sowie Käppler &<br />

Dalinger (2005) und Käppler (2006;<br />

2007).<br />

<strong>Sicherheit</strong>smanagement modelliert<br />

nicht nur Fehler, son<strong>der</strong>n auch die zu<br />

Grunde liegenden Ursachen und Rand -<br />

bedingungen <strong>im</strong> konkreten situativen<br />

Kontext und stellt Risikovorhersage und<br />

Prävention darauf ab. Es versteht Prä ven -<br />

tionsmaßnahmen als technische, personale<br />

o<strong>der</strong> organisatorische Barrieren, die<br />

Technik<br />

Kommunikation<br />

Training<br />

Abbildung 44: Präventionsmaßnahmen als Barrieren (Käppler et al 2008)<br />

Fehler<br />

Arbeitsorganisation


Kommunikation<br />

trotz Fehlern das Ent stehen von Unfällen<br />

verhin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Folgen min<strong>der</strong>n.<br />

Reason (1990) versinnbildlichte analog<br />

zum vorausgegangenen Bild latente<br />

Risiken als Schweizer Käse. Abbildung 44<br />

zeigt eine löchrige Präventionssituation.<br />

<strong>Sicherheit</strong>smanagement verknüpft nun<br />

Einzelmaßnahmen so miteinan<strong>der</strong>, dass<br />

zumindest eine Barriere in Abbildung<br />

45 den Unfall verhin<strong>der</strong>t, beispielsweise<br />

können ergonomische Maßnahmen<br />

Technik<br />

Abbildung 45: Wirksame Prävention (Käppler et al 2008)<br />

Risiko<br />

100<br />

50<br />

0<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Training<br />

Fehler<br />

Arbeitsorganisation<br />

Unfallfolgen von Bedienungsfehlern<br />

min<strong>der</strong>n.<br />

Mit diesem Modell folgt in Phase 2 die<br />

Un tersuchung des vorliegenden Ur -<br />

sache-Wirkungs-Komplexes. Anhand<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse werden Hypothesen<br />

über Präventionsmaßnahmen und das<br />

Aus bleiben von Unfällen als Folge ihrer<br />

Realisierung aufgestellt. What-If-S<strong>im</strong>u -<br />

la tionen manipulieren Auftreten und<br />

Wirkung einzelner Ursachen und Fehler<br />

vorher nachher<br />

Zeit<br />

Abbildung 46: Risiko vor und nach <strong>der</strong> Einführung von Präventionsmaßnahmen (Käppler et al 2008)<br />

71


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

und s<strong>im</strong>ulieren unterschiedliche Prä -<br />

ven tionsszenarien. Verän<strong>der</strong>ungen von<br />

Risiken und Kosten prognostizieren die<br />

Einsparpotentiale und <strong>Sicherheit</strong>s -<br />

gewinne nach <strong>der</strong> Einführung von Prä -<br />

ventionsmaßnahmen (Abbildung 46).<br />

In Phase 3 schließlich werden endgültige<br />

Entscheidungen über die Realisie -<br />

rung risikopolitischer Maßnahmen in<br />

Form von Risiko mei dung, -min<strong>der</strong>ung, -<br />

teilung, -Re ser ve bil dung sowie Scha -<br />

den ver hütung und Kos tenüberwälzung<br />

ge troffen und durch geführt. Zur Risiko -<br />

politik gehört die Qualitätssicherung als<br />

fortlaufende Überprüfung von Kosten<br />

und Nutzen <strong>der</strong> Maßnahmen.<br />

Die geschil<strong>der</strong>ten Vorstellungen wurden<br />

zu einem <strong>Sicherheit</strong>s manage ment -<br />

system (SMS) für Gefährdungen und<br />

72<br />

Eingabe und Prüfung<br />

Client und Browser<br />

Datenschicht<br />

Datenbank MySQL4<br />

Server APACHE2<br />

LINUX & PHP4<br />

Unfälle bei Arbeitstätigkeiten verknüpft<br />

und als Web-Anwendung ARIADNE realisiert<br />

(Abbildung 47). Weltweiter Zu -<br />

griff über Internet-Browser ermöglicht<br />

folgende Vorteile:<br />

• Alle Daten & Informationen je<strong>der</strong>zeit<br />

weltweit verfügbar durch<br />

Zentralarchiv<br />

• Standards für den Umgang mit<br />

Unfällen und Gefährdungen durch<br />

Workflow<br />

• Reale und prognostizierte Risiken<br />

und Unfallfolgekosten durch<br />

Kostenmodelle<br />

• Verlässliche Gefährdungs- und<br />

Trendanalysen durch<br />

Risikomanagement<br />

Abbildung 47: Struktur <strong>der</strong> Web-Anwendung ARIADNE (Käppler et al 2008)<br />

Analyse und Bewertung<br />

Statistik und Berichte


• Gesicherte Maßnahmenent -<br />

scheidungen durch Risikos<strong>im</strong>ulation<br />

• Effektive Kontrolle <strong>der</strong><br />

Maßnahmenwirksamkeit durch<br />

Qualitätsmanagement.<br />

Detaillierte Dokumentation<br />

Zunächst erfolgt die Sammlung von Un -<br />

fall- und Gefährdungsdaten in <strong>der</strong> Da ten -<br />

bank o<strong>der</strong> offline per Notebook am Un -<br />

fallort mit späterem Daten bank ab gleich.<br />

Zusammen mit <strong>der</strong> Multi-User-Fähigkeit<br />

gewährleistet dies Flexi bilität und Ak -<br />

tualität. In <strong>der</strong> Online-Daten bank werden<br />

aktuell bis zu 2000 Einzel daten pro Un fall<br />

dokumentiert (siehe Beispiel in Ab -<br />

bildung 48). Die Erfassung <strong>der</strong> Ein zel -<br />

werte erfolgt weitgehend an hand auszuwählen<strong>der</strong><br />

Schlüs sel werte, um eine<br />

struk turierte und vergleichbare Daten -<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

basis zu schaffen, <strong>der</strong>en Inhalte mathema<br />

tischen Analy sen zugänglich sind.<br />

Dies ermöglicht um fassende Be richtsund<br />

Statis tik-Tools, die ebenfalls online<br />

verfügbar sind.<br />

Unfallfolgen und Kosten<br />

Zur Dokumentation gehören auch Un -<br />

fall folgen und Kosten. Sie werden als tat -<br />

sächliche, geschätzte o<strong>der</strong> pauschale<br />

Kos ten infolge Personenschäden, Sach -<br />

schäden und Untersuchungen in 30 Kos -<br />

tenstellen erfasst, siehe Abbildung 39.<br />

Fehler- und Ursachenanalyse<br />

Abbildung 48: Instanz zur Umweltdatenerfassung (Käppler et al 2008)<br />

Im Anschluss erfolgt die Fehler- und Ur -<br />

sachenanalyse, siehe Abbildung 49. Zu -<br />

nächst werden alle Fehler identifiziert, die<br />

73


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Abbildung 49: Internetinstanz zur Fehleridentifikation (Käppler et al 2008)<br />

Schäden o<strong>der</strong> Gefährdungen verursacht<br />

haben.<br />

Sie werden gewichtet und Personen als<br />

Feh ler zugeordnet. Nur selten ist ein Un -<br />

fall Folge eines einzigen Fehlers o<strong>der</strong><br />

Defek tes.<br />

Die Quellen eines Fehlers bezeichnet das<br />

Mo dell als Ursprung. Das ist z.B. <strong>der</strong> eine<br />

Feh lentscheidung treffende Opera teur<br />

o<strong>der</strong> das defekte Fahrzeug. Ein Son <strong>der</strong>fall<br />

ent steht, wenn <strong>der</strong> Reparateur nach fehler<br />

hafter Wartung mithin Ursprung von<br />

Feh lern wird.<br />

Außerdem werden die Ursachen <strong>der</strong><br />

Fehler selbst analog zu Abbildung 41<br />

ermittelt, gewichtet und Fehlern zugeordnet.<br />

74<br />

Risikomanagement<br />

Ergebnisse sind Risiken, Kosten und<br />

Maßnahmen. Die Risikoidentifikation<br />

zeigt, mit welchen Wahrscheinlich -<br />

keiten Fehlerursachen Fehler und diese<br />

Un fälle zur Folge haben und weist Feh -<br />

lern und Ursachen die durch sie verursachten<br />

Kosten anteilig zu.<br />

Die Risikos<strong>im</strong>ulation stellt Hypothesen<br />

über Verän<strong>der</strong>ungen dieser Risiken und<br />

Kos ten nach <strong>der</strong> Einführung entsprechen<strong>der</strong><br />

Präventionsmaßnahmen auf und prognostiziert<br />

die entsprechenden Er geb -<br />

nisse. Auch Präventions maß nah men kos -<br />

ten Geld. Diese Kosten werden er mittelt<br />

und min<strong>der</strong>n erwartete Ein spa rungen.


Abbildung 50: Internetinstanz zur Qualitätssicherung (Käppler et al 2008)<br />

Qualitätssicherung<br />

Präventionsmaßnahmen werden dokumentiert.<br />

Abläufe und Zeitpläne werden<br />

<strong>im</strong> Qualitätsmanagement des SMS<br />

überprüft, siehe Beispiel in Abbildung<br />

50. Nach Anlaufzeit und Wirkung einer<br />

Maßnahme über den festgelegten<br />

Zeitraum schlägt das SMS Qualitäts -<br />

kontrollen und Wie<strong>der</strong>holungen <strong>der</strong><br />

Risikoanalyse vorher – nachher zur<br />

Validierung <strong>der</strong> präventiven Wirkung<br />

vor.<br />

Präventionsmaßnahmen werden dokumentiert.<br />

Abläufe und Zeitpläne werden<br />

<strong>im</strong> Qualitätsmanagement des SMS<br />

überprüft (siehe Beispiel in Abbildung<br />

17). Nach Anlaufzeit und Wirkung einer<br />

Maßnahme über den festgelegten<br />

Zeitraum schlägt das SMS Qualitäts kon -<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

trollen und Wie<strong>der</strong>holungen <strong>der</strong> Risiko -<br />

analyse vorher – nachher zur Validie -<br />

rung <strong>der</strong> präventiven Wirkung vor.<br />

Zusammenfassung<br />

ARIADNE ist ein integriertes Sicher -<br />

heits managementsystem. Es hat die<br />

Ver besserung <strong>der</strong> <strong>Sicherheit</strong> und die<br />

Reduzierung <strong>der</strong> Anzahl Getöteter und<br />

Verletzter einschließlich Unfallfolgen<br />

und Kosten zum Ziel. Es wird aktuell von<br />

<strong>der</strong> British Royal Army <strong>im</strong> Flugverkehr,<br />

von den Norwegischen Staatsbahnen<br />

<strong>im</strong> Schienenverkehr und von <strong>der</strong><br />

Bundeswehr <strong>im</strong> Bereich Waffen und<br />

Munition eingesetzt. In Aufträgen <strong>der</strong><br />

Bundeswehr wird ARIADNE <strong>der</strong>zeit für<br />

das <strong>Sicherheit</strong>smanagement <strong>im</strong> Flug-,<br />

Straßen- und Seeverkehr adaptiert.<br />

75


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

ARIADNE basiert auf Internet tech nolo -<br />

gie, wird als Inter- o<strong>der</strong> Intranet-Appli -<br />

kation verwendet und über Browser<br />

bedient. Weitere Software ist nicht<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Der völlige Verzicht auf proprietäre<br />

Plattformen und For mate bietet<br />

erhebliche Kostenvorteile. ARIADNE<br />

steht als komplettes Sicher heits mana -<br />

ge mentsystem o<strong>der</strong> als Dienstleistung<br />

in Deutsch und Englisch zur Verfügung<br />

und ist auf ein weites Feld von Arbeits -<br />

tätigkeiten übertragbar.<br />

Angesichts wachsen<strong>der</strong> Datenmengen<br />

ist die Vermutung nicht gewagt, dass<br />

Variablen, Fehler und Ursachen interkorrelieren.<br />

Deshalb wurden Projekte aufgesetzt,<br />

die mit Methoden des Data<br />

Mining Interaktionen von Faktoren<br />

untersuchen und modellieren. Dazu<br />

werden Bayessche und semantische<br />

76<br />

Netze verwendet, die maschinell lernen.<br />

Mit anwachsendem Datenbestand werden<br />

die Netze modifiziert und validiert.<br />

Diese Arbeiten ergänzen das Sicher -<br />

heits management mittelfristig um weitere<br />

D<strong>im</strong>ensionen und dienen <strong>der</strong> fortgesetzten<br />

Opt<strong>im</strong>ierung und Validierung<br />

<strong>der</strong> Taxonomien und <strong>der</strong> Plausi bilitäts -<br />

prüfung bei Datenein gaben. Lang fristi -<br />

ges Ziel sind Assistenzsysteme bei <strong>der</strong><br />

Dateneingabe und bei <strong>der</strong> Fehler- und<br />

Ursachensuche.


7. Anhang: Fragebogen 2002<br />

Die Berufsgenossenschaft plant Maß -<br />

nahmen zur Verbesserung <strong>der</strong> Sicher -<br />

heit motorisierter Zweirad fah rer <strong>im</strong><br />

Straßenverkehr. Zur Vorberei tung werden<br />

ein paar Informationen benötigt.<br />

Alle Informationen bleiben anonym.<br />

Es ist we<strong>der</strong> beabsichtigt noch möglich,<br />

aus Antworten auf Per sonen,<br />

Betriebe o<strong>der</strong> Organisa tionen zu<br />

schließen. Zunächst bitten wir Sie um<br />

Ihre Einschätzungen und Meinun gen.<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Beurteilung von Maßnahmen zur<br />

Erhöhung <strong>der</strong> <strong>Sicherheit</strong> von<br />

Motorradfahrern<br />

Wir bitten Sie als Fahrer eines Motorrads,<br />

Rollers, Mofas o<strong>der</strong> Mopeds um Ihre Mei -<br />

nung. Lesen Sie bitte die folgenden sechs<br />

Aussagen sorgfältig durch und beurteilen<br />

Sie bitte, ob die Aussagen nach Ihrer Mei -<br />

nung nicht, etwas…o<strong>der</strong>…über wie gend,<br />

sehr zutreffen. Durchkreuzen Sie dazu die<br />

Skala unter dem für Sie richtigen Wort -<br />

auch zwischen den Markierungen.<br />

1. Ich halte <strong>Sicherheit</strong>strainings <strong>im</strong> Hinblick auf meine <strong>Sicherheit</strong> als<br />

Motorradfahrer für<br />

nicht wenig etwas halbwegs ziemlich überwiegend sehr<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

2. Das Tragen von Helm und Schutzkleidung halte ich für<br />

nicht wenig etwas halbwegs ziemlich überwiegend sehr<br />

3. Ich sehe mich als Motorradfahrer als<br />

nützlich.<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

nicht wenig etwas halbwegs ziemlich überwiegend sehr<br />

sinnvoll.<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

guten Fahrer.<br />

77


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

4. Ich halte Pkw-Fahrer vergleichsweise für<br />

78<br />

nicht wenig etwas halbwegs ziemlich überwiegend sehr<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

5. Mein Risiko als Motorradfahrer <strong>im</strong> Straßenverkehr ist<br />

nicht wenig etwas halbwegs ziemlich überwiegend sehr<br />

6. Ich empfehle Kollegen und Mitarbeitern die Beachtung von<br />

<strong>Sicherheit</strong>smaßnahmen<br />

gute Fahrer.<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

nicht wenig etwas halbwegs ziemlich überwiegend sehr<br />

hoch.<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8


Statistische Informationen<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Außerdem werden zusätzliche Informationen benötigt. Lesen Sie auch diese Fragen<br />

bitte sorgfältig durch und kreuzen Sie das entsprechende Kästchen an o<strong>der</strong> tragen<br />

Sie eine Zahl ein. Auch diese Informationen bleiben anonym.<br />

1. Arbeiten Sie selbst in Ihrem Betrieb mit?<br />

Ja, Vollzeit ja, Teilzeit nein<br />

2. Wie viele Personen beschäftigen Sie?<br />

Anzahl Vollzeit Anzahl Teilzeit<br />

3. Von allen Beschäftigten sind<br />

Anzahl Frauen Anzahl Männer <br />

4. Tragen Sie bitte die Anzahl aller Beschäftigten ein, Sie eingeschlossen, die<br />

nachfolgenden Altersgruppen angehören:<br />

18 – 25 Jahre <br />

26 – 32 Jahre <br />

33 – 39 Jahre <br />

40 – 46 Jahre <br />

47 – 53 Jahre <br />

54 – 60 Jahre <br />

61 – 67 Jahre <br />

älter <br />

5. Hatten Sie o<strong>der</strong> Ihre Mitarbeiter in den letzten 3 Jahren irgendwelche Unfälle?<br />

Ja, Anzahl nein<br />

79


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

8. Anhang: Anleitung & Frage bogen 2007<br />

Anleitung für die Verwendung <strong>der</strong> Signaljacke<br />

• Etwa drei Viertel <strong>der</strong> Motorradunfälle<br />

werden infolge unzu- reichen<strong>der</strong><br />

Wahr nehm barkeit des Motorrad -<br />

fahrers durch an<strong>der</strong>e Verkehrs teil neh -<br />

mer verursacht o<strong>der</strong> mit verursacht.<br />

Die Signal jacke macht durch gelbe<br />

Leucht farbe <strong>im</strong> Kontrast zur blauen<br />

Grundfarbe sowie die klaren geometrischen<br />

Formen opt<strong>im</strong>al auf Motor -<br />

rad fahrer/innen aufmerksam und<br />

trägt so zu ihrer Sicher heit bei.<br />

• Die Signaljacke ist kein Ersatz für<br />

Schutz kleidung, da sie über keinerlei<br />

Pro tektoren verfügt!<br />

80<br />

• Die Signaljacke wurde insbeson<strong>der</strong>e<br />

für Probefahrten von Werkstatt per -<br />

sonal konzipiert und zum schnellen<br />

An- und Ausziehen mit Klettver -<br />

schlüs sen ausgestattet. Diese Klett -<br />

ver schlüsse halten die Jacke bis zu<br />

100 km/h sicher verschlossen, neigen<br />

jedoch bei höherem Tempo zu unkontrolliertem<br />

Öffnen und lassen die<br />

Jacke flattern. Die Signaljacke ist<br />

daher nicht für schnelle Fahrten auf<br />

<strong>der</strong> Autobahn geeignet!<br />

Tragen Sie die Jacke bei je<strong>der</strong> auch noch<br />

so kurzen Fahrt. Der geringe Aufwand<br />

des Hineinschlüpfens kann Ihnen<br />

wochenlange Krankenhausaufenthalte<br />

und noch Schl<strong>im</strong>meres ersparen.


Fragebogen Signaljacke 2007<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Füllen Sie bitte die Kästchen aus und kreuzen Sie die Skalen an <strong>der</strong> entsprechenden<br />

Stelle bitte an:<br />

1. Ich trage die Signaljacke pro Woche mal<br />

2. Ich erlebe pro Woche Gefahrensituationen<br />

3. Ich hatte in den letzten 3 Jahren Unfälle<br />

4. Ich finde Anziehen und Tragen <strong>der</strong> Signaljacke<br />

nicht wenig etwas halbwegs ziemlich überwiegend sehr<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

5. Auf Probe- und Testfahrten trage ich die Signaljacke<br />

nicht wenig etwas halbwegs ziemlich überwiegend sehr<br />

6. Auch auf an<strong>der</strong>en Fahrten trage ich die Signaljacke<br />

bequem.<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

nicht wenig etwas halbwegs ziemlich überwiegend sehr<br />

häufig.<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

häufig.<br />

81


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

7. Die Signaljacke hat meine <strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> Verkehr<br />

82<br />

nicht wenig etwas halbwegs ziemlich überwiegend sehr<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

8. Mit Signaljacke erlebe ich Gefahrensituationen<br />

nicht wenig etwas halbwegs ziemlich überwiegend sehr<br />

9. Meine Auffälligkeit wird durch die Signaljacke<br />

10. Ich trage die Signaljacke<br />

erhöht.<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

nicht wenig etwas halbwegs ziemlich überwiegend sehr<br />

viel seltener.<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

nicht wenig etwas halbwegs ziemlich überwiegend sehr<br />

erhöht.<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

häufig.


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Zum Schluss erbitten wir noch zwei Informationen durch Ankreuzen<br />

Ich bin Frau Mann <br />

Ich gehöre zur Altersgruppe 18 – 25 Jahre <br />

26 – 32 Jahre <br />

33 – 39 Jahre <br />

40 – 46 Jahre <br />

47 – 53 Jahre <br />

54 – 60 Jahre <br />

61 – 67 Jahre <br />

Ich bin älter <br />

83


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

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86


Notizen<br />

<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

87


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong><br />

Notizen<br />

88


<strong>Sicherheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Motorradhandel</strong>


BGHW - <strong>Sparte</strong> Einzelhandel<br />

Prävention<br />

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