Lärm am Arbeitsplatz - Berufsgenossenschaft Handel und ...
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Handbuch<br />
BGHW<br />
Handbuch<br />
<strong>Lärm</strong> <strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong>
VORWORT<br />
Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />
r<strong>und</strong> fünf Millionen Arbeitnehmer sind Tag für Tag ges<strong>und</strong>heitsgefährdendem <strong>Lärm</strong> ausgesetzt.<br />
Dieser <strong>Lärm</strong> beeinträchtigt das körperliche <strong>und</strong> seelische Wohlbefinden erheblich <strong>und</strong><br />
verursacht nicht nur Gehörschäden oder Stress. Er kann auch zu weiteren ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Problemen führen, zum Beispiel Bluthochdruck <strong>und</strong> Nervosität.<br />
Nicht bei uns im <strong>Handel</strong>, denken Sie jetzt vielleicht <strong>und</strong> stellen sich beim Thema <strong>Lärm</strong>gefährdung<br />
<strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong> klirrendes Metall, ratternde Maschinen <strong>und</strong> polternde Pressen in<br />
Industriebetrieben vor. Sicher geht es in vielen Mitgliedsbetrieben der <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
<strong>Handel</strong> <strong>und</strong> Warendistribution (BGHW) vergleichsweise ruhig zu. Unsere <strong>Lärm</strong>messungen in<br />
Großhandelsbetrieben belegen aber, dass <strong>Lärm</strong> in diesen Unternehmen nicht selten eine<br />
ernst zu nehmende Ges<strong>und</strong>heitsgefahr ist.<br />
Wir zeigen Ihnen in dieser Broschüre, wie Sie die Gefährdung durch <strong>Lärm</strong> erkennen – bei<br />
der Arbeit <strong>und</strong> in der Freizeit. Sie lernen technische Maßnahmen zur Minderung von <strong>Lärm</strong><br />
<strong>und</strong> – weil die <strong>Lärm</strong>vermeidung nicht immer möglich ist – auch verschiedene Ausführungen<br />
von Gehörschützern kennen. Darüber hinaus erfahren Sie das Wichtigste über die medizinischen<br />
<strong>und</strong> rechtlichen Hintergründe.<br />
Zu diesem Handbuch ist übrigens auch eine CD erhältlich, die Ihnen eine Fülle weiterer<br />
Informationen zum Thema bietet. Sie erhalten sie bei der für Sie zuständigen Bezirksverwaltung<br />
der BGHW.<br />
Ihre BGHW<br />
3
4<br />
INHALT<br />
43<br />
30<br />
Viel <strong>Lärm</strong> im Großhandel 6<br />
Störender <strong>und</strong><br />
schädigender <strong>Lärm</strong> 10<br />
Akustische Kenngrößen 14<br />
<strong>Lärm</strong> ist überall 18<br />
Hören ist Leben 20<br />
<strong>Lärm</strong> macht eins<strong>am</strong> 24<br />
<strong>Lärm</strong>bereiche untersuchen 26<br />
<strong>Lärm</strong> mindern 30
Gehörschutz 36<br />
Arbeitsmedizinische Vorsorge 40<br />
<strong>Lärm</strong> <strong>und</strong> Freizeit 43<br />
Krank durch <strong>Lärm</strong> 46<br />
<strong>Lärm</strong> im Büro 52<br />
Übrigens 54<br />
Notizen 55<br />
Impressum 58<br />
26<br />
14<br />
46 6<br />
18<br />
5
6<br />
Ges<strong>und</strong>heitsgefährdender <strong>Lärm</strong> <strong>am</strong><br />
<strong>Arbeitsplatz</strong> ist auch in Großhandelsbetrieben<br />
ein schwerwiegendes Problem: In den<br />
vergangenen Jahren gingen bei der BGHW<br />
(Sparte Großhandel <strong>und</strong> Lagerei) pro Jahr<br />
im Durchschnitt r<strong>und</strong> 300 Anzeigen wegen<br />
des Verdachts auf eine lärmbedingte Berufskrankheit<br />
ein: In etwa 40 Prozent dieser<br />
Fälle wurde der Verdacht bestätigt <strong>und</strong> die<br />
Schwerhörigkeit als Berufskrankheit anerkannt.<br />
Folgende Beispiele zeigen, dass in den Mitgliedsbetrieben<br />
der BGHW Gehörschäden<br />
häufig durch Tätigkeiten verursacht werden,<br />
die nicht gerade typisch für den Großhandel<br />
sind.<br />
Bohrarbeiten<br />
Sogar vergleichsweise ruhige Großhandelsbranchen<br />
können betroffen sein, wie das<br />
folgende Beispiel zeigt: Ein Großhandelsunternehmen<br />
für Gartenbedarf verkauft<br />
nicht nur Gewächshäuser, sondern baut sie<br />
Viel <strong>Lärm</strong> im Großhandel<br />
für seine K<strong>und</strong>en auch auf. Die Mitarbeiter<br />
benutzen dabei einen Erdbohrer, der von<br />
einem Benzinmotor getrieben wird. Der<br />
Bohrer verursacht einen gehörschädigenden<br />
Schallpegel. Ein Mitarbeiter des Gartengroßhandels<br />
war diesem <strong>Lärm</strong> über mehrere<br />
St<strong>und</strong>en seines Arbeitstages hinweg ausgesetzt.<br />
Im Lauf der Zeit hörte er immer<br />
schlechter <strong>und</strong> ging schließlich zum Ohrenarzt.<br />
Dieser diagnostizierte eine Gehörschädigung<br />
<strong>und</strong> stellte bei der BGHW eine<br />
Anzeige wegen des Verdachts auf eine<br />
Berufskrankheit. Um die Intensität <strong>und</strong> die<br />
Dauer der <strong>Lärm</strong>belastung zu ermitteln,<br />
schickte die <strong>Berufsgenossenschaft</strong> eine Aufsichtsperson<br />
in das Unternehmen. Es ging<br />
dabei aber nicht nur um die Berufskrankheit<br />
des Mitarbeiters, sondern auch um die Prävention.<br />
Die BGHW hat den Unternehmer<br />
ausführlich beraten <strong>und</strong> ihm Wege zur<br />
<strong>Lärm</strong>minderung aufgezeigt: Die Löcher für<br />
die Gewächshäuser werden jetzt mit einem<br />
leiseren Gerät gebohrt.<br />
Schlosserarbeiten<br />
Häufig werden im Großhandel auch Schlosserarbeiten<br />
als Neben- oder Hilfstätigkeiten<br />
durchgeführt. Oft reicht hier schon eine<br />
geringe Nutzungsdauer lärmintensiver<br />
Maschinen oder Werkzeuge, wie beispielsweise<br />
Winkelschleifer, für eine Gehörgefährdung.<br />
Einstellarbeiten<br />
Auch im Maschinenhandel kommen gehörgefährdende<br />
Tätigkeiten vor: Zum Beispiel,<br />
wenn die Beschäftigten neben allgemeinen<br />
Wartungs- <strong>und</strong> Reparaturarbeiten bei stehendem<br />
Motor auch Einstellarbeiten bei<br />
laufendem Motor durchführen müssen.<br />
Messungen haben gezeigt, dass dabei<br />
gehörschädigende Schallpegel auftreten<br />
können. Auch wenn diese Tätigkeiten vielleicht<br />
nur ungefähr 30 Minuten pro Arbeitstag<br />
dauern – für die <strong>Lärm</strong>belastung der<br />
Beschäftigten ist diese halbe St<strong>und</strong>e von<br />
entscheidender Bedeutung.
GROSSHANDEL<br />
7
8<br />
Viel <strong>Lärm</strong> im Großhandel
Ausliefern <strong>und</strong> Entladen<br />
GROSSHANDEL<br />
Im Landwaren- <strong>und</strong> Futtermittelhandel sind<br />
die Mitarbeiter vor allem dann <strong>Lärm</strong> ausgesetzt,<br />
wenn sie Instandhaltungsarbeiten<br />
verrichten oder Maschinen der Futtermittelherstellung<br />
bedienen. Aber auch das Ausliefern<br />
von Dünge- <strong>und</strong> Futtermitteln durch<br />
Lkw mit Siloaufbau kann mit einer erheblichen<br />
<strong>Lärm</strong>belastung verb<strong>und</strong>en sein, wenn<br />
mit einem <strong>am</strong> Fahrzeug installierten Kompressor<br />
entladen wird.<br />
Sägen, Schneiden, Pressen<br />
<strong>Lärm</strong>intensiv gearbeitet wird häufig auch im<br />
Schrotthandel – zum Beispiel an Pressen,<br />
Scheren oder beim Brennschneiden – oder<br />
im Baustoffhandel beim Sägen <strong>und</strong> Schneiden<br />
von Materialien.<br />
Abfüllen <strong>und</strong> Reinigen<br />
Im Getränkegroßhandel werden häufig auch<br />
Flaschen gereinigt <strong>und</strong> abgefüllt. In diesen<br />
Bereichen befinden sich oft <strong>Lärm</strong>arbeitsplätze.<br />
9
Störender <strong>und</strong> schädigender Schall<br />
Was ist <strong>Lärm</strong>? Diese Frage ist gar nicht so<br />
leicht zu beantworten. Wenn Sie <strong>Lärm</strong> als<br />
störenden Schall definieren, sind Sie zwar<br />
auf der richtigen Spur – für eine umfassende<br />
Definition müssen aber noch weitere<br />
Aspekte berücksichtigt werden.<br />
Jeder empfindet <strong>Lärm</strong> anders<br />
Die Definition »<strong>Lärm</strong> ist Schall, der stört« ist<br />
sehr subjektiv – sie hängt von Ihrem persönlichen<br />
Empfinden ab <strong>und</strong> auch von der<br />
Situation, in der Sie sich befinden. Ihre<br />
Nachbarn erholen sich vielleicht gerne<br />
abends bei lauter Rockmusik, die Sie selbst<br />
möglicherweise als sehr störend wahrnehmen.<br />
Vielleicht haben Sie eine<br />
Kollegin, die gerne mit<br />
der Bahn fährt, weil das<br />
monotone Fahrgeräusch<br />
auf sie angenehm beruhigend<br />
wirkt – andere macht<br />
dasselbe Geräusch ganz<br />
unruhig.<br />
Oder denken Sie an einen tropfenden<br />
Wasserhahn: So manchem hat das<br />
sehr leise Geräusch von Wassertropfen im<br />
Becken schon den Schlaf geraubt.
<strong>Lärm</strong> ist Schall, der stört oder schädigt<br />
Die Beispiele zeigen, dass die Aussage<br />
»<strong>Lärm</strong> ist Schall, der stört« zwar gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
richtig ist, andererseits aber auch keine<br />
umfassende Definition sein kann. Denn<br />
auch der Aspekt der Schädigung ist von<br />
großer Bedeutung.<br />
Allerdings müssen beide Merkmale nicht<br />
immer zus<strong>am</strong>mentreffen: Nicht alles, was<br />
stört, schädigt auch, <strong>und</strong> nicht alles, was<br />
schädigt, stört. So wird ein tropfender<br />
Wasserhahn keine Gehörschäden hervorrufen,<br />
auch wenn man ihn als extrem störend<br />
wahrnimmt. Andererseits empfindet ein<br />
Musiker seine Musik bei einem Konzert<br />
sicherlich nicht als störend, auch wenn bei<br />
Konzerten sehr hohe <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it schädigende<br />
Schallpegel auftreten können.<br />
<strong>Lärm</strong> kann also stören, in vielen Fällen<br />
schädigt er auch. <strong>Lärm</strong> ist demnach also<br />
Schall, der stört oder schädigt.<br />
SCHALL<br />
11
Störender <strong>und</strong> schädigender Schall
Schall<br />
Unter Schall versteht man mechanische<br />
Schwingungs- <strong>und</strong> Wellenvorgänge in<br />
Gasen, Flüssigkeiten oder Festkörpern.<br />
Man spricht je nach Ausbreitungsmedium<br />
deshalb auch von Luftschall, Flüssigkeitsschall<br />
<strong>und</strong> Körperschall. Schallwellen<br />
breiten sich als Druckschwankungen<br />
von der Schallquelle, einem<br />
schwingenden Körper, aus.<br />
Schallgeschwindigkeit<br />
Die Schallgeschwindigkeit ist abhängig<br />
vom Medium, in dem sich der Schall<br />
ausbreitet. Für einige ausgewählte<br />
Medien sind nachfolgend die Schallgeschwindigkeiten<br />
aufgelistet:<br />
Ausbreitungs- Schallmedium<br />
geschwindigkeit<br />
Eisen 5180 m/s<br />
Messing 3500 m/s<br />
dest. Wasser 1483 m/s<br />
Petroleum 1320 m/s<br />
Luft 344 m/s<br />
Kohlendioxid 258 m/s<br />
SCHALL<br />
Frequenz<br />
Die Frequenz bestimmt die Anzahl der<br />
Schwingungen pro Sek<strong>und</strong>e <strong>und</strong> wird in<br />
Hertz (Hz) angegeben. Das menschliche<br />
Gehör kann Schall im Frequenzbereich<br />
von etwa 16 Hz bis 16000 Hz wahrnehmen.<br />
Schallwellen mit Frequenzen unterhalb<br />
des menschlichen Wahrnehmungsbereiches<br />
nennt man Infraschall, Schallwellen<br />
mit Frequenzen oberhalb des<br />
menschlichen Wahrnehmungsbereiches<br />
nennt man Ultraschall.<br />
13
14<br />
Ein Maß für die Stärke einer Schallwelle ist<br />
der Schalldruck oder die Schallintensität. In<br />
der Akustik werden diese Größen gewöhnlich<br />
als A-bewerteter Schallpegel in dB(A)<br />
angegeben. »A-bewertet« bedeutet, dass<br />
die Empfindlichkeit des Gehörs, die für die<br />
tiefen Frequenzen anders ist als für hohe<br />
Frequenzen, berücksichtigt wird. Dieser<br />
Schallpegel ist insofern ein Maß für die subjektive<br />
Geräuschempfindung <strong>und</strong> für die<br />
Schädigungswirkung des Gehörs durch<br />
Schall.<br />
Akustische Kenngrößen<br />
In nebenstehender Abbildung werden beispielhaft<br />
für verschiedene Alltags- <strong>und</strong><br />
Arbeitsgeräusche die jeweiligen Schallpegel<br />
angegeben. Beim leisen Flüstern beispielsweise<br />
entsteht ein Pegel von ca. 20 dB(A),<br />
bei einem normalen Gespräch ein Pegel von<br />
ca. 60 dB(A) <strong>und</strong> beim Arbeiten mit einer<br />
Handkreissäge ein Pegel von etwa<br />
100 dB(A).<br />
Schallpegel dürfen nicht einfach addiert<br />
werden. Es müssen vielmehr bestimmte<br />
Gesetzmäßigkeiten beachtet werden. Wenn<br />
beispielsweise eine Maschine mit gleichem<br />
Schallpegel wie eine bereits in Betrieb<br />
befindliche eingeschaltet wird, so ergibt<br />
sich hieraus nicht der doppelte Wert für den<br />
Schallpegel – der Schallpegel erhöht sich<br />
vielmehr um 3 dB(A). Das heißt, 80 dB(A)<br />
plus 80 dB(A) ergibt 83 dB(A) <strong>und</strong> nicht<br />
160 dB(A).<br />
Da üblicherweise keine konstanten, sondern<br />
mehr oder weniger stark schwankende<br />
Schallpegel vorliegen, wird der Schallpegel
über einen bestimmten Zeitraum gemittelt.<br />
Im Arbeitsschutz wird entsprechend der so<br />
genannte Tages-<strong>Lärm</strong>expositionspegel<br />
definiert. Er wird auf eine tägliche Arbeitszeit<br />
von 8 St<strong>und</strong>en bezogen <strong>und</strong> gibt die<br />
durchschnittliche Geräuscheinwirkung<br />
während einer Arbeitsschicht wieder. Der<br />
Tages-<strong>Lärm</strong>expositionspegel gilt als Maß<br />
für eine mögliche Gehörgefährdung durch<br />
die Einwirkung von <strong>Lärm</strong>. Nach derzeitigem<br />
Kenntnisstand besteht bei <strong>Lärm</strong>einwirkungen<br />
mit Tages-<strong>Lärm</strong>expositionspegeln<br />
ab 85 dB(A) die Gefahr des Entstehens von<br />
Gehörschäden.<br />
Aus der Definition des Schallpegels sowie<br />
aus der Definition der Mittelung ergibt sich<br />
auch, dass bei einer Halbierung der zeitlichen<br />
Schalleinwirkung der Tages-<strong>Lärm</strong>expositionspegel<br />
sich nicht halbiert, sondern<br />
um 3 dB(A) abnimmt. Für einen Beschäftigten,<br />
der einem Schallpegel von 82 dB(A)<br />
AKUSTIK<br />
über eine Zeitdauer von 8 St<strong>und</strong>en ausgesetzt<br />
ist, ergibt sich somit ein Tages-<strong>Lärm</strong>expositionspegel<br />
von ebenfalls 82 dB(A).<br />
Ist er allerdings nur 4 St<strong>und</strong>en exponiert,<br />
beträgt der Wert 79 dB(A).<br />
Umgekehrt resultiert hieraus auch, dass<br />
kurze aber relativ hohe Schallpegel wesentlich<br />
zum Tages-<strong>Lärm</strong>expositionspegel beitragen<br />
können.<br />
Eine Erhöhung des Tages-<strong>Lärm</strong>expositionspegels<br />
um 3 dB(A) entspricht einer<br />
Verdoppelung der einwirkenden Schallenergie<br />
<strong>und</strong> somit des Schadensrisikos.<br />
Alle vier dargestellten Kombinationen aus Schallpegel<br />
<strong>und</strong> Expositionsdauer ergeben einen Tages-<strong>Lärm</strong>expositionspegel<br />
von 85 dB(A).<br />
15
16<br />
Akustische Kenngrößen<br />
Der kritische Wert von 85 dB(A) wird zum<br />
Beispiel erreicht bei:<br />
• 60 Minuten Arbeiten mit Handschleifmaschine<br />
<strong>und</strong> einem Dauerschallpegel<br />
von 94 dB(A)<br />
• 30 Minuten Richtarbeiten mit einem<br />
H<strong>am</strong>mer <strong>und</strong> einem Dauerschallpegel<br />
von 97 dB(A)<br />
• 15 Minuten Kreissäge <strong>und</strong> einem Dauerschallpegel<br />
von 100 dB(A)<br />
Frequenzgang des Gehörs<br />
Das menschliche Gehör ist nicht im ges<strong>am</strong>ten<br />
Hörbereich von 16 bis<br />
16000 Hz gleich empfindlich. Vielmehr<br />
nimmt die Empfindlichkeit mit steigender<br />
Frequenz bis etwa 1000 Hz zu,<br />
bleibt im Bereich von 1000 bis<br />
4000 Hz annähernd konstant, um dann<br />
zu höheren Frequenzen wieder abzunehmen.<br />
Um diesem Frequenzgang der<br />
Empfindlichkeit bei Schallmessungen<br />
Rechnung zu tragen, wird eine entsprechende<br />
Bewertungskurve, die A-Bewertungskurve,<br />
berücksichtigt.
AKUSTIK<br />
17
18<br />
Nicht nur <strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong> kann es gewaltig<br />
lärmen – in unserer Gesellschaft ist <strong>Lärm</strong><br />
fast allgegenwärtig. Die Deutschen fühlen<br />
sich auch in ihrer Freizeit durch <strong>Lärm</strong> mehr<br />
oder weniger stark belästigt, das zeigen<br />
verschiedene Umfragen. Hierbei spielen vor<br />
allem Verkehrslärm, Fluglärm, laute Freizeitanlagen<br />
oder lärmende Nachbarn eine<br />
wichtige Rolle.<br />
<strong>Lärm</strong>einwirkungen werden unterschiedlich<br />
beurteilt, je nach individuellem Empfinden<br />
<strong>und</strong> persönlicher Situation. So empfinden<br />
die meisten nächtlichen <strong>Lärm</strong> als besonders<br />
<strong>Lärm</strong> ist überall<br />
störend, wenn dadurch der Schlaf beeinträchtigt<br />
wird. Die Anwohner stark befahrener<br />
Straßen überlegen es sich im Sommer<br />
gut, ob sie wirklich bei geöffneten Fenstern<br />
schlafen wollen. Und die Gäste einer Gartenparty<br />
werden sich selten über zu laute<br />
Gespräche oder Gelächter beschweren –<br />
der nicht eingeladene Nachbar sieht das<br />
vielleicht anders. Allerdings liegen die<br />
Schallpegel derartiger Beeinträchtigungen<br />
üblicherweise in einem Bereich, der nicht<br />
als gehörschädigend einzustufen ist.
LÄRM<br />
19
20<br />
Das Gehör erfüllt wesentliche Funktionen<br />
im Leben: Gehör <strong>und</strong> Sprache sind die wichtigsten<br />
Werkzeuge der menschlichen Kommunikation.<br />
Durch sie werden Gefühle <strong>und</strong><br />
Wissen kommuniziert. Dabei kommt es<br />
nicht nur auf die Worte an. Die Melodie der<br />
Sprache <strong>und</strong> die Höhe der Töne verraten viel<br />
darüber, wie der Gesprächspartner emotional<br />
gestimmt ist.<br />
Das Gehör:<br />
ein empfinds<strong>am</strong>er Schwerstarbeiter<br />
Das menschliche Gehör hat ein enormes<br />
Leistungsvermögen. Es kann Töne mit sehr<br />
tiefen Frequenzen genauso gut wahrnehmen<br />
wie Töne mit sehr hohen Frequenzen:<br />
Vom tosenden Rauschen eines Wasserfalls<br />
bis hin zu den fast unmerklichen Fluggeräuschen<br />
einer Mücke.<br />
Bei aller Leistungsfähigkeit ist das Gehör<br />
auch sehr empfindlich. So bedeutet zum<br />
Beispiel der Alltagslärm Schwerstarbeit für<br />
die Ohren – er kann bei langjähriger Einwirkung<br />
zu Gehörschäden führen.<br />
Hören ist Leben<br />
Von Natur aus sind die Ohren nicht auf<br />
<strong>Lärm</strong>, sondern auf leise Töne eingestellt.<br />
Der Gr<strong>und</strong>: Für die Menschen in der Vorzeit<br />
war es überlebenswichtig, schon das Knak-<br />
ken eines Astes hören <strong>und</strong> daran einen herannahenden<br />
Feind rechtzeitig erkennen zu<br />
können.<br />
Außenohr<br />
Mittelohr<br />
Innenohr
Hörnerv<br />
Hörnerv<br />
Vorhoftreppe<br />
Cortisches Organ<br />
Paukentreppe<br />
Haarzellen<br />
Aufbau des Ohrs<br />
Das menschliche Ohr besteht aus drei Abschnitten:<br />
Außenohr, Mittelohr <strong>und</strong> Innenohr.<br />
Zum Außenohr gehören Ohrmuschel<br />
<strong>und</strong> Gehörgang. Es wird durch das Trommelfell<br />
vom Mittelohr abgegrenzt. Dieses<br />
besteht aus der so genannten Paukenhöhle,<br />
die drei Gehörknöchelchen beinhaltet<br />
(H<strong>am</strong>mer, Amboss <strong>und</strong> Steigbügel). Das<br />
Mittelohr ist mit dem Nasen-Rachenraum<br />
über einen Gang verb<strong>und</strong>en. Das Innenohr<br />
HÖREN<br />
bildet den eigentlichen Ort des Hörgeschehens,<br />
bestehend aus der flüssigkeitsgefüllten<br />
Hörschnecke <strong>und</strong> dem Gleichgewichtsorgan.<br />
Von diesen beiden Strukturen geht<br />
der Hörnerv ab, der mit der Hörregion im<br />
Gehirn verb<strong>und</strong>en ist. Das Innenohr wird<br />
vom Mittelohr durch das ovale Fenster<br />
abgegrenzt.<br />
Verschlungene Pfade ins Gehirn<br />
Der Schall wird von der Ohrmuschel wie ein<br />
Trichter aufgefangen <strong>und</strong> über den Gehörgang<br />
zum Trommelfell weitergeleitet,<br />
wodurch dieses in Schwingungen versetzt<br />
wird. Über die drei Gehörknöchelchen werden<br />
die Schwingungen verstärkt <strong>und</strong> auf<br />
das ovale Fenster übertragen.<br />
Dahinter liegt die mit Flüssigkeit gefüllte,<br />
etwa erbsengroße Hörschnecke. Sie ist das<br />
eigentliche Hörorgan <strong>und</strong> mit einer Vielzahl<br />
von Sinneszellen ausgestattet, den so<br />
genannten Haarzellen. Diese feinen Sinneshärchen<br />
werden durch die ankommenden<br />
21
22<br />
Schwingungen gebogen <strong>und</strong> selbst zu<br />
Schwingungen angeregt, wobei die mechanischen<br />
Reize in biochemische Nervenimpulse<br />
umgewandelt werden.<br />
Über den Hörnerv gelangen die Nervensignale<br />
in das Gehirn. Dort werden sie weiterverarbeitet<br />
<strong>und</strong> beispielsweise als Melodie,<br />
Gefahrensignal oder Stimme erkannt.<br />
Sensible Haarzellen<br />
Der unterschiedliche Schalldruck der<br />
ankommenden Schwingungen führt dazu,<br />
dass die Haarzellen mehr oder weniger<br />
stark ausgelenkt werden, je nach Lautstärke<br />
der Töne. Die Nervensignale werden dann in<br />
entsprechender Intensität an die Hörregion<br />
im Gehirn weitergegeben.<br />
Das Gehör ist sehr empfindlich; es vermag<br />
Druckschwankungen ab etwa 20 Mikropascal<br />
(= 0,00002 Pascal) wahrzunehmen.<br />
Zum Vergleich: Der normale Luftdruck<br />
beträgt 1013 Hektopascal (= 101300 Pas-<br />
Hören ist Leben<br />
cal). Stellen Sie sich einfach vor, Sie<br />
liegen in der Badewanne <strong>und</strong> es<br />
kommt ein Tropfen Wasser hinzu.<br />
Dieser Tropfen ist um ein Grad wärmer<br />
als das Wasser in der Wanne.<br />
Wäre das Temperaturempfinden der<br />
Haut ähnlich sensibel wie das<br />
Gehör, würden Sie spüren, wie sich<br />
das Wasser durch diesen Tropfen<br />
erwärmt.<br />
Der Bereich zwischen Hörschwelle<br />
<strong>und</strong> Schmerzschwelle ist riesig. Eine<br />
Waage, die ähnlich empfindlich reagieren<br />
würde wie das Gehör, würde<br />
Gewichte von einem Milligr<strong>am</strong>m bis<br />
zu tausend Tonnen wiegen können.<br />
Hohe <strong>und</strong> tiefe Töne werden von<br />
unterschiedlichen Haarzellen re-gistriert.<br />
Die für tiefe Töne zuständigen<br />
Haarzellen liegen im Inneren der<br />
Hörschnecke. An ihrem Eingang liegen<br />
die Haarzellen für die hohen<br />
Töne.<br />
Intakte Haarzellen<br />
Geschädigte Haarzellen
Geschädigte Haarzellen für immer<br />
verloren<br />
Ob <strong>Lärm</strong>einwirkung stört oder die <strong>Lärm</strong>kulisse<br />
als Genuss empf<strong>und</strong>en wird – Dauerlärm<br />
ab 85 dB(A) schadet dem Gehör. Aber<br />
auch <strong>Lärm</strong>, der unter diesem Wert liegt,<br />
kann beeinträchtigende Folgen auslösen,<br />
zum Beispiel durch Stresswirkung.<br />
Die Sinneshärchen im Innenohr sind relativ<br />
empfindlich. Bei Überbeanspruchung durch<br />
lang anhaltende, starke <strong>Lärm</strong>einwirkung<br />
oder auch durch kurze, impulshaltige Knallgeräusche<br />
werden sie durch den hohen<br />
Schalldruck geschädigt <strong>und</strong> sterben ab. Bei<br />
weiter andauernder <strong>Lärm</strong>belastung wird die<br />
Zahl der funktionsfähigen Sinneshärchen<br />
immer kleiner. Anfangs macht sich der Ausfall<br />
einzelner Haarzellbereiche noch nicht<br />
bemerkbar, der Vorgang verläuft schleichend.<br />
Fällt die Funktion von immer mehr<br />
Haarzellen aus, kommt es zu spürbaren Einschränkungen<br />
der Hörfähigkeit. Die Haarzellen<br />
können nicht ersetzt werden, das<br />
Innenohr ist für immer geschädigt.<br />
Zu Beginn der <strong>Lärm</strong>schwerhörigkeit hört<br />
man vor allem die hohen Tonlagen schlechter,<br />
später dann auch die mittleren. Das<br />
Ausmaß der Schwerhörigkeit hängt von der<br />
Intensität des Schalls <strong>und</strong> von der Einwirkungsdauer<br />
ab: Je lauter der <strong>Lärm</strong> <strong>und</strong> je<br />
länger die Einwirkung, desto größer der<br />
Schaden <strong>und</strong> umso schneller tritt er ein. Im<br />
Allgemeinen führen <strong>Lärm</strong>belastungen ab<br />
85 dB(A) bei langjähriger Einwirkung zu<br />
Hörschäden.<br />
Zusätzlich verschlechtert sich die Funktion<br />
der Sinneszellen im Innenohr mit zunehmendem<br />
Alter. Schon ab 30 lässt in der<br />
Regel das Gehör nach. Die deutliche altersbedingte<br />
Schwerhörigkeit beginnt im<br />
Schnitt mit 50 Jahren; der Zeitpunkt fällt<br />
aber von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich<br />
aus. Bei Personen, die unter<br />
<strong>Lärm</strong>schwerhörigkeit leiden, kommt es<br />
dabei zu einer so genannten Summationswirkung:<br />
Sie hören im Alter noch schlechter.<br />
HÖREN<br />
An <strong>Lärm</strong> kann man sich nicht<br />
gewöhnen<br />
Fragen Sie doch einmal Kollegen, die sich<br />
an <strong>Lärm</strong>arbeitsplätzen ohne Gehörschutzmittel<br />
aufhalten, warum sie sich nicht<br />
schützen. In vielen Fällen werden Sie die<br />
Antwort erhalten: »Weil ich mich schon an<br />
den <strong>Lärm</strong> gewöhnt habe.«<br />
Die Kollegen unterliegen einem fatalen Irrtum.<br />
An <strong>Lärm</strong> kann man sich nicht gewöhnen.<br />
Wenn die Kollegen den Eindruck<br />
haben, sie hätten sich an <strong>Lärm</strong> gewöhnt,<br />
muss man davon ausgehen, dass ihr Gehör<br />
bereits dauerhaft geschädigt ist. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> empfinden sie den <strong>Lärm</strong> als weniger<br />
laut.<br />
23
24<br />
<strong>Lärm</strong>schwerhörigkeit bedeutet nicht nur<br />
eine Einschränkung des Hörvermögens. Sie<br />
bringt darüber hinaus noch eine Menge<br />
weiterer Probleme für die Betroffenen mit<br />
sich. In Abhängigkeit vom Grad der Schwerhörigkeit<br />
können Hörprobleme zu starken<br />
Beeinträchtigungen der zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen führen. Defizite im<br />
emotionalen <strong>und</strong> sozialen Bereich treten<br />
häufig auf <strong>und</strong> belasten nicht nur den<br />
Betroffenen, sondern auch Angehörige,<br />
Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Arbeitskollegen.<br />
Soziale Teilhabe eingeschränkt<br />
Akustische Reize <strong>und</strong> Geräusche sind nicht<br />
nur für den reinen Hörvorgang von Bedeutung,<br />
sie sind auch für unser emotionales<br />
Leben wichtig. Der Umgang mit anderen<br />
<strong>Lärm</strong> macht eins<strong>am</strong><br />
Menschen wird durch eine mangelhafte<br />
Kommunikationsfähigkeit enorm eingeschränkt.<br />
Dadurch nimmt die aktive Teilnahme<br />
<strong>am</strong> gesellschaftlichen Leben ab, <strong>und</strong> die<br />
Probleme der Betroffenen werden immer<br />
größer. Letztlich entsteht ein Teufelskreis,<br />
der sich auf alle Lebensbereiche auswirkt.<br />
Peinliche Situationen<br />
Schwerhörige hören bei Gesprächen oftmals<br />
nur Bruchteile des Gesagten. Für den Versuch,<br />
die Lücken aus Erfahrungswerten<br />
sinnvoll zu füllen, benötigen sie etwas Zeit.<br />
Vielleicht kennen Sie solche Situationen:<br />
Unter Kollegen wird ein Witz erzählt <strong>und</strong><br />
alle lachen – bis auf einen. Der lacht erst<br />
einige Sek<strong>und</strong>en später, nämlich dann,<br />
wenn er den Witz richtig verstanden hat.<br />
Daraufhin lachen die Kollegen erneut. Aber<br />
nicht über den Witz, sondern über den Kollegen,<br />
der scheinbar etwas schwer von<br />
Begriff ist. Peinlich! Der Kollege wird solche<br />
Situationen in Zukunft meiden. Er wird sich<br />
zurückziehen <strong>und</strong> den anderen aus dem<br />
Weg gehen. Dabei sind schwerhörige Menschen<br />
alles andere als begriffsstutzig, im<br />
Gegenteil: Viele versuchen, ihr Defizit durch<br />
gesteigerte Aufmerks<strong>am</strong>keit zu kompensieren.<br />
Angst vor Imageverlust<br />
Viele Schwerhörige geben aus Angst vor<br />
Imageverlust vor, ihren Gesprächspartnern<br />
folgen zu können. Sie lächeln, nicken <strong>und</strong><br />
tun so, als hätten sie alles verstanden.<br />
Wenn die anderen aber merken, dass dem<br />
nicht so ist, fühlen sie sich häufig zu Ausreden<br />
gezwungen, um ihr Gesicht zu wahren.
ISOLATION<br />
Rückzug in die Isolation<br />
Nicht selten kommt es zum Rückzug aus<br />
dem sozialen Umfeld <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it zu Isolation<br />
<strong>und</strong> Eins<strong>am</strong>keit. Dies wird von Schwerhörigen<br />
als ebenso bedrückend erlebt wie der<br />
heimliche Spott <strong>und</strong> die intellektuelle<br />
Abwertung durch Ihre Umgebung. In der<br />
Folge von Missachtung, Fehleinschätzung<br />
<strong>und</strong> Ignoranz können Schwerhörige misstrauisch,<br />
verschlossen <strong>und</strong> abweisend werden.<br />
Hieraus können sich Depressionen <strong>und</strong><br />
andere psychische Erkrankungen entwickeln.<br />
25
26<br />
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um<br />
die Höhe des Schallpegels an Arbeitsplätzen<br />
zu bestimmen. Beim Arbeiten mit Geräten<br />
<strong>und</strong> Maschinen sind die Herstellerangaben<br />
hilfreich. Die Maschinenverordnung verpflichtet<br />
Hersteller oder Inverkehrbringer<br />
dazu, in der Betriebsanleitung unter<br />
anderem auch Angaben zum Schallpegel<br />
zu machen. Darüber hinaus stehen Ihnen<br />
die Fachleute der <strong>Berufsgenossenschaft</strong><br />
oder Ihre Fachkraft für Arbeitssicherheit<br />
mit Rat <strong>und</strong> Tat zur Seite.<br />
<strong>Lärm</strong>bereiche untersuchen
LÄRMBEREICHE<br />
Messungen im Betrieb<br />
Schließlich besteht noch die Möglichkeit,<br />
Messungen direkt <strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong> durchzuführen.<br />
Hier helfen Ihnen Ihre Fachkraft<br />
für Arbeitssicherheit, externe Ingenieurbüros<br />
oder die BGHW weiter. Bei der<br />
BGHW sind alle Aufsichtspersonen der<br />
Sparte Großhandel <strong>und</strong> Lagerei mit Messgeräten<br />
ausgestattet, so dass die für Ihren<br />
Betrieb zuständige Aufsichtsperson bei<br />
Ihnen vor Ort messen kann.<br />
Früh erkannt – Gefahr gebannt<br />
Die Erfahrungen der BGHW zeigen es<br />
deutlich: Wird <strong>Lärm</strong> rechtzeitig erkannt,<br />
lassen sich Gefährdungen oft mit einfachen<br />
technischen <strong>und</strong> organisatorischen Maßnahmen<br />
sehr wirkungsvoll vermeiden. Kann<br />
durch diese Maßnahmen der Schallpegel<br />
<strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong> nicht ausreichend gesenkt<br />
werden, ist Gehörschutz zur Verfügung zu<br />
stellen <strong>und</strong> zu benutzen.<br />
27
28<br />
<strong>Lärm</strong>bereiche analysieren<br />
Das Arbeitsschutzgesetz <strong>und</strong> die »<strong>Lärm</strong><strong>und</strong><br />
Vibrations-Arbeitsschutzverordnung«<br />
verpflichten alle Unternehmer zu einer Erfassung<br />
<strong>und</strong> Beurteilung der Gefährdungen.<br />
Der Unternehmer sollte offen an dieses<br />
Thema herangehen <strong>und</strong> mit seinen Mitarbeitern<br />
sprechen. Von Interesse sind konkrete<br />
Informationen über laute Bereiche<br />
<strong>und</strong> Tätigkeiten im Unternehmen. Diese<br />
Bereiche sollten genau analysiert werden.<br />
Der Unternehmer muss prüfen, ob mög-<br />
<strong>Lärm</strong>bereiche untersuchen<br />
licherweise eine <strong>Lärm</strong>gefährdung für die<br />
Beschäftigten vorliegt. Auch die Fachkraft<br />
für Arbeitssicherheit <strong>und</strong> der Betriebsarzt<br />
können wichtige Informationen zum Thema<br />
<strong>Lärm</strong>gefährdung geben. Wenn eine <strong>Lärm</strong>gefährdung<br />
nicht auszuschließen ist, hilft<br />
eine weitergehende Beratung:<br />
Die BGHW unterstützt ihre Mitgliedsunternehmen,<br />
zum Beispiel indem sie<br />
<strong>Lärm</strong>messungen durchführt <strong>und</strong> <strong>Lärm</strong>minderungsmaßnahmen<br />
vorschlägt.
LÄRMBEREICHE<br />
<strong>Lärm</strong>minderung ist Unternehmerpflicht<br />
Die Vermeidung von ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Gefahren durch <strong>Lärm</strong> ist eine Verpflichtung<br />
für den Unternehmer. So will es die »<strong>Lärm</strong><strong>und</strong><br />
Vibrations-Arbeitsschutzverordnung«<br />
<strong>und</strong> die Arbeitsstättenverordnung: Der<br />
Unternehmer muss dafür sorgen, dass die<br />
Arbeitsmittel nach dem Stand der <strong>Lärm</strong>minderungstechnik<br />
beschaffen sind <strong>und</strong> betrieben<br />
werden. Der Schallpegel in Arbeitsräumen<br />
ist außerdem so niedrig zu halten,<br />
wie es nach der Art des Betriebes möglich<br />
ist. Dabei darf nicht vergessen werden, dass<br />
<strong>Lärm</strong> zu einer ges<strong>und</strong>heitlichen Belastung<br />
werden kann – lange bevor das Gehör<br />
Schaden nimmt. Als gegenwärtiger Stand<br />
der Technik wird für den gewerblichen<br />
Bereich die Einhaltung folgender Werte<br />
angesehen:<br />
• 55 dB(A) bei überwiegend geistigen<br />
Tätigkeiten. Das sind Arbeiten, die erhöhte<br />
Anforderungen an das menschliche<br />
Konzentrationsvermögen stellen, wie<br />
etwa das Progr<strong>am</strong>mieren oder die Textkorrektur.<br />
• 70 dB(A) bei einfachen oder überwiegend<br />
mechanisierten Bürotätigkeiten <strong>und</strong><br />
vergleichbaren Tätigkeiten, beispielsweise<br />
Bürotätigkeiten wie Schreib- oder<br />
Buchungsarbeiten.<br />
• 85 dB(A) bei sonstigen Tätigkeiten. Dazu<br />
gehören die meisten Arbeitsplätze im<br />
gewerblichen Bereich.<br />
29
30<br />
Auch beim <strong>Lärm</strong>schutz gilt: Technische<br />
Maßnahmen haben Vorrang vor organisatorischen<br />
Maßnahmen <strong>und</strong> diese haben Vorrang<br />
vor persönlicher Schutzausrüstung<br />
(T-O-P).<br />
Erste Maßnahme:<br />
Technische <strong>Lärm</strong>minderung<br />
Zunächst muss der Unternehmer die Möglichkeiten<br />
der technischen <strong>Lärm</strong>minderung<br />
ausschöpfen. Technische Maßnahmen<br />
zielen zum einen auf<br />
eine Minderung der Schallentstehung,<br />
beispielsweise durch<br />
lärmarme Arbeitsverfahren, den Einsatz<br />
neuer, lärmarmer Maschinen oder durch<br />
Schalldämpfer. Zum anderen wird durch<br />
technische Maßnahmen auch eine Minderung<br />
der Schallübertragung erreicht, zum<br />
Beispiel durch Kapselung lärmintensiver<br />
Maschinen, durch Abschirmung von Arbeitsplätzen<br />
mit geeigneten Schallschirmen oder<br />
durch raumakustische Maßnahmen.<br />
<strong>Lärm</strong> mindern
Arbeitsverfahren kritisch<br />
hinterfragen<br />
Generell sollten Sie überlegen, ob es andere,<br />
leisere Arbeitsverfahren gibt als die in<br />
Ihrem Unternehmen üblichen. Besteht beispielsweise<br />
die Möglichkeit, zu schrauben<br />
oder zu kleben anstatt zu nieten? Müssen<br />
Teile unbedingt gestanzt werden oder können<br />
sie auch geschnitten werden? Müssen<br />
Teile abgeblasen werden, kann nicht auch<br />
gefegt oder gesaugt werden? Gerade beim<br />
Reinigen mit Druckluft lassen sich leicht<br />
<strong>und</strong> schnell Verbesserungen erreichen, wie<br />
das folgende Beispiel zeigt.<br />
Weniger Druckluft – weniger <strong>Lärm</strong><br />
In vielen Betrieben mit Werkstätten wird<br />
Druckluft zum Abblasen von Werkstücken<br />
verwendet. Wer hierbei den Schallpegel<br />
senken will, sollte zunächst prüfen, ob die<br />
Verwendung von Druckluft – also das<br />
Abblasen – für die Reinigung wirklich not-<br />
MINDERUNG<br />
31
32<br />
wendig ist. Wenn das der Fall ist, stellt sich<br />
die Frage nach dem richtigen, ausreichenden<br />
Betriebsdruck: Sind tatsächlich 7 bar<br />
notwendig, oder reichen vielleicht 5, 4 oder<br />
3 bar aus? Messungen haben gezeigt, dass<br />
durch die Reduktion des Betriebsdruckes<br />
von 7 auf 4 bar der Schallpegel um etwa<br />
10 dB(A) gesenkt werden kann – kostenlos!<br />
Ungeachtet dieser Maßnahme sind auch so<br />
genannte lärmgeminderte Druckluftdüsen<br />
zu empfehlen. Hierbei handelt es sich üblicherweise<br />
um Düsen, die anstatt der herkömmlichen<br />
Einlochdüse mehrere parallel<br />
angeordnete Röhrchen haben <strong>und</strong> somit<br />
den Luftstrahl in mehrere feine Luftstrahlen<br />
aufteilen. Bei geeigneter Auswahl der entsprechenden<br />
Düsen können hiermit je nach<br />
Anwendung Schallpegelminderungen<br />
von etwa 10 dB(A) oder mehr<br />
erreicht werden.<br />
<strong>Lärm</strong> mindern<br />
<strong>Lärm</strong>geminderte Sägeblätter<br />
Häufig finden Kreissägen zum Ablängen<br />
von Profilen, Kanthölzern <strong>und</strong> anderen<br />
Materialien Anwendung. Durch den Einsatz<br />
lärmgeminderter Sägeblätter kann die<br />
<strong>Lärm</strong>abstrahlung deutlich um mehrere<br />
dB(A) reduziert werden. Sie sind in verschiedenen<br />
Ausführungen von unterschiedlichen<br />
Herstellern lieferbar, zum Beispiel geschlitzt<br />
oder in Sandwichbauweise.<br />
Dämm-Matten<br />
Die <strong>Lärm</strong>abstrahlung von größeren Flächen<br />
kann mit Hilfe von Dämm-Matten oder<br />
Dämm-Folien vermindert werden. So wurde<br />
beispielsweise im Stahlgroßhandel durch<br />
Dämm-Folien <strong>und</strong> Dämm-Matten an Biegeautomaten<br />
für Stabstahl eine Pegelreduzierung<br />
von etwa 5 dB(A) erreicht.
Kapseln<br />
Die Kosten für technische <strong>Lärm</strong>minderungsmaßnahmen<br />
steigen mit der Entfernung von<br />
der Entstehungsquelle. Deshalb sollten<br />
<strong>Lärm</strong>minderungsmaßnahmen, wenn möglich,<br />
direkt an der Entstehungsquelle ansetzen.<br />
Sind diese Maßnahmen nicht möglich,<br />
muss der <strong>Lärm</strong> auf dem Übertragungsweg<br />
vermindert werden, etwa durch den Aufbau<br />
von Kapseln oder den Einsatz von Schallschirmen.<br />
Dabei werden weitgehend schalldichte<br />
<strong>und</strong> mit absorbierenden Materialien<br />
ausgekleidete Einhausungen, so genannte<br />
Kapseln, beispielsweise um Maschinen oder<br />
Maschinenteile gebaut. Selbstverständlich<br />
ist es auch möglich, Schutzkabinen um<br />
Steuerstände herum zu bauen <strong>und</strong> so Personen<br />
vor der <strong>Lärm</strong>einwirkung zu schützen.<br />
Bei beiden Varianten ist jedoch zu beachten,<br />
dass Öffnungen den Erfolg der Maßnahmen<br />
schnell reduzieren oder gar zunichte<br />
machen. Deshalb müssen Sie während<br />
des Betriebs stets alle Öffnungen so weit<br />
MINDERUNG<br />
33
Schallpegelverteilung in<br />
einem Raum ohne raumakustischeMaßnahmen<br />
Schallpegelverteilung in<br />
einem Raum mit raumakustischen<br />
Maßnahmen<br />
34<br />
<strong>Lärm</strong> mindern<br />
wie möglich geschlossen halten; außerdem<br />
sollten Spezialisten Auslegung <strong>und</strong> Bau<br />
übernehmen.<br />
Raumakustik<br />
Schließlich besteht auch die Möglichkeit,<br />
die Schallausbreitung <strong>und</strong> -reflexion durch<br />
das Anbringen von Akustikdecken <strong>und</strong><br />
schallabsorbierenden Wandverkleidungen<br />
zu verringern. Diese Maßnahmen sind<br />
immer dann sinnvoll, wenn eine <strong>Lärm</strong>minderung<br />
direkt an der Quelle oder durch das<br />
Anbringen von Kapseln nicht möglich ist.<br />
<strong>Lärm</strong>reduktion durch<br />
organisatorische Maßnahmen<br />
Um organisatorische Maßnahmen handelt<br />
es sich, wenn <strong>Lärm</strong>bereiche zus<strong>am</strong>mengefasst,<br />
die Mitarbeiterzahl im <strong>Lärm</strong>bereich<br />
reduziert <strong>und</strong> <strong>Lärm</strong>pausen durch entsprechende<br />
Einteilung der Arbeitseinsätze eingehalten<br />
werden.
LÄRM<br />
Wenn sonst nichts hilft:<br />
Gehörschutz tragen<br />
Genauso wichtig für die Reduzierung der<br />
individuellen <strong>Lärm</strong>exposition ist das Tragen<br />
von Gehörschutz. Und schließlich sorgen<br />
regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen der<br />
Mitarbeiter dafür, dass eine beginnende<br />
Gehörschädigung frühzeitig erkannt wird.<br />
Mit offenen Augen <strong>und</strong> Ohren durch<br />
den Betrieb gehen<br />
Oft sind es Kleinigkeiten, die <strong>Lärm</strong> verursachen:<br />
Gibt es in Ihrem Unternehmen<br />
einen S<strong>am</strong>melbehälter für Metallteile?<br />
Vergleichen Sie einfach einmal<br />
selbst, welchen Unterschied es<br />
macht, ob ein Teil darin abgelegt<br />
oder abgeworfen wird. Sprechen<br />
Sie auch Ihre Kollegen auf das<br />
Problem an. Die üblichen Antworten<br />
(»Das Ablegen dauert mir<br />
viel zu lange.«) werden sich<br />
dabei schnell als »faule Ausreden«<br />
herausstellen.<br />
35
Trotz aller Minderungsmaßnahmen werden<br />
Sie in vielen Arbeits- <strong>und</strong> Produktionsbereichen<br />
<strong>Lärm</strong> nicht vermeiden können. Wenn<br />
der Pegel von 80 dB(A) erreicht oder überschritten<br />
wird, ist der Arbeitgeber nach der<br />
»<strong>Lärm</strong>- <strong>und</strong> Vibrations-Arbeitsschutzverordnung«<br />
verpflichtet, jedem Arbeitnehmer<br />
einen Gehörschutz zur Verfügung zu stellen.<br />
Ab 85 dB(A) hat der Arbeitgeber dafür<br />
Sorge zu tragen, dass die Beschäftigten den<br />
persönlichen Gehörschutz bestimmungsgemäß<br />
verwenden. Da ab einem Beurteilungspegel<br />
von 85 dB(A) mit einer Gehörgefährdung<br />
zu rechnen ist, sollte der Mitarbeiter<br />
in seinem eigenen Interesse den bereitgestellten<br />
Gehörschutz auch konsequent<br />
benutzen.<br />
Gehörschutz<br />
Betroffene Mitarbeiter fragen<br />
Auswahl <strong>und</strong> Bereitstellung<br />
von Gehörschützern verlangen<br />
ein hohes<br />
Maß an Sorgfalt,<br />
d<strong>am</strong>it die erforderliche Schutzwirkung<br />
erzielt wird. Hierbei sind die individuellen<br />
Voraussetzungen der betroffenen Mitarbeiter,<br />
die jeweiligen Arbeitsbedingungen <strong>und</strong><br />
die Vielzahl der angebotenen Gehörschützer<br />
zu berücksichtigen.<br />
Bei den Gehörschutzmitteln unterscheidet<br />
man zwischen Kapselgehörschützern <strong>und</strong><br />
Gehörschutzstöpseln. Sowohl Stöpsel als<br />
auch Kapseln erbringen heute annähernd<br />
die gleiche Schalldämmung. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
sollte man zunächst den Mitarbeitern die<br />
Entscheidung überlassen, welche Art von<br />
Gehörschutz sie benutzen möchten. Danach<br />
kann die Eignung des jeweiligen Modells<br />
überprüft werden.<br />
Gehörschützer sorgfältig auswählen<br />
Vor der Auswahl des Gehörschutzes müssen<br />
zunächst die speziellen Anforderungen <strong>am</strong><br />
<strong>Arbeitsplatz</strong> ermittelt <strong>und</strong> die Vor- <strong>und</strong><br />
Nachteile der verschiedenen Ausführungen<br />
verglichen werden.<br />
Folgendes sollten Sie beachten:<br />
• Sind Sie Dauerlärm oder wiederholt<br />
kurzzeitigem <strong>Lärm</strong> ausgesetzt?<br />
• Müssen Sie aus den auf Sie einwirkenden<br />
Arbeitsgeräuschen für Ihre Arbeit wichtige<br />
Informationen entnehmen?<br />
• Müssen Sie Warnsignale erkennen können?<br />
• Müssen Sie Schallquellen orten können?<br />
• Müssen Sie während Ihrer Arbeit mit<br />
Kollegen sprechen?<br />
• Arbeiten Sie unter hohen Temperaturen?<br />
• Haben Sie einen staubigen <strong>Arbeitsplatz</strong>?<br />
• Gibt es bei Ihnen persönliche Unverträglichkeiten<br />
gegenüber bestimmten Gehörschutzmitteln?<br />
Auswahlkriterien<br />
Als wesentliche Auswahlkriterien gelten der<br />
Tages-<strong>Lärm</strong>expositionspegel <strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong><br />
<strong>und</strong> die Eignung für <strong>Arbeitsplatz</strong> <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter.
Vom Tages-<strong>Lärm</strong>expositionspegel ist die erforderliche<br />
Schalldämmung des Gehörschützers<br />
abhängig. Die Schalldämmung muss zwar<br />
ausreichend sein, sie darf aber auch nicht<br />
zu hoch ausfallen. Wird aus übertriebener<br />
Vorsicht ein zu stark dämmender Gehörschützer<br />
eingesetzt, leidet darunter nicht nur<br />
die Sprachverständigung – auch akustische<br />
Signale <strong>und</strong> informationshaltige Arbeitsgeräusche<br />
werden nicht oder nur noch schwach<br />
wahrgenommen. Derjenige, der den Gehörschutz<br />
trägt, fühlt sich außerdem isoliert. Es<br />
besteht dann die Gefahr, dass der Benutzer<br />
den Gehörschutz nicht annimmt. Die Schalldämmung<br />
eines Gehörschützers ist optimal,<br />
wenn der <strong>am</strong> Innenohr wirks<strong>am</strong>e Beurteilungspegel<br />
um etwa 75 dB(A) liegt.<br />
Kapselgehörschützer<br />
Kapselgehörschützer umschließen beide<br />
Ohrmuscheln mit Kapseln. Konventionelle<br />
Kapselgehörschützer werden mit unterschiedlichen<br />
Bügelkonstruktionen (Kopfbügel,<br />
Nackenbügel, Universalbügel) ange-<br />
boten. Daneben gibt es für besondere<br />
Anforderungen spezielle Systeme mit pegelabhängiger<br />
Schalldämmung, mit Kommunikationseinrichtung<br />
oder mit aktiver Geräuschkompensation.<br />
Durch entsprechende<br />
Verbindungselemente können dafür vorgesehene<br />
Kapselgehörschützer auch in<br />
Kombination mit anderen persönlichen<br />
Schutzausrüstungen getragen werden,<br />
etwa an Industrieschutzhelmen.<br />
Gehörschutzstöpsel<br />
Gehörschutzstöpsel werden im Gehörgang<br />
oder in der Ohrmulde getragen. Es gibt sie<br />
für die verschiedenen Gehörgangsweiten,<br />
unter anderem werden Modelle mit L<strong>am</strong>ellen<br />
oder Sortimente verschiedener Nenngrößen<br />
angeboten. Fertig geformte Gehörschutzstöpsel<br />
sind in der Regel für den<br />
mehrmaligen Gebrauch vorgesehen. Ihr<br />
Vorteil liegt in ihrer Beständigkeit <strong>und</strong> der<br />
Möglichkeit, sie ohne Beeinträchtigung der<br />
Funktionsfähigkeit mehrmals <strong>am</strong> Tag einsetzen<br />
zu können.<br />
SCHUTZ<br />
37
38<br />
Gehörschutz<br />
Kapselgehörschutz<br />
Otoplastik<br />
Gehörschutz<br />
stöpsel<br />
Gehörschutzstöpsel<br />
Bügelgehörschutz<br />
Gehörschutzstöpsel
Gehörschutz ununterbrochen tragen<br />
Ungeachtet der genannten Kriterien ist der beste Gehörschutz der, der konsequent<br />
getragen wird. Das folgende Beispiel zeigt, wie wichtig das ist: Angenommen, Sie<br />
arbeiten an einem sehr lauten <strong>Arbeitsplatz</strong>, an dem der Schallpegel r<strong>und</strong> 105 dB(A)<br />
beträgt. Hat Ihr Gehörschutz eine Dämmwirkung von 30 dB(A), so wirkt auf Ihre<br />
geschützten Ohren ein Schallpegel von 75 dB(A). Wenn Sie nun nach etwa vier<br />
St<strong>und</strong>en Arbeit den Gehörschutz kurzfristig – etwa für 5 Minuten – abnehmen,<br />
bedeutet diese Unterbrechung eine Zunahme für den Tages-<strong>Lärm</strong>expositionspegel<br />
von 11 dB(A). Am Ende Ihres Arbeitstages wirkten im Mittel somit nicht 75 dB(A)<br />
auf Ihr Gehör, sondern tatsächlich 86 dB(A).<br />
Gehörschutzstöpsel aus polymerem<br />
Schaumstoff werden vor dem Einsetzen in<br />
den Gehörgang zus<strong>am</strong>mengedrückt <strong>und</strong><br />
dehnen sich dann nach kurzer Zeit wieder<br />
aus, so dass der Gehörgang verschlossen<br />
wird. Je nach Produkt <strong>und</strong> Anforderungen<br />
des <strong>Arbeitsplatz</strong>es können diese Stöpsel<br />
einmalig oder mehrfach benutzt werden.<br />
Neben losen Stöpseln gibt es Systeme mit<br />
Bügeln oder Verbindungsschnüren.<br />
SCHUTZ<br />
Gehörschutzwatte<br />
Gehörschutzwatte besteht aus<br />
speziellen, sehr feinen Mineralfasern.<br />
Sie wird als vorgeformter<br />
Stöpsel mit <strong>und</strong><br />
ohne Umhüllung aus dünner<br />
Folie angeboten.<br />
Gehörschutzwatte ist zum<br />
einmaligen Gebrauch<br />
bestimmt.<br />
Individueller Gehörschutz<br />
Gehörschutzotoplastiken<br />
werden dem Ohr <strong>und</strong> dem<br />
Gehörgang des Trägers<br />
jeweils individuell angepasst.<br />
Bei einigen Modellen ist eine<br />
Anpassung der Schalldämmung<br />
durch ein Filtersystem entsprechend<br />
den Erfordernissen <strong>am</strong> <strong>Arbeitsplatz</strong><br />
möglich.<br />
Kapselgehörschutz aktiv<br />
39
40<br />
Berufsbedingte <strong>Lärm</strong>schwerhörigkeiten<br />
sollten natürlich gar nicht erst entstehen<br />
oder sich zumindest nicht verschlimmern.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> muss der Arbeitgeber<br />
veranlassen, dass sich Mitarbeiter, für die ein<br />
Tages-<strong>Lärm</strong>expositionspegel von 85 dB(A)<br />
oder mehr zugr<strong>und</strong>e zu legen ist, einer arbeitsmedizinischen<br />
Vorsorgeuntersuchung<br />
unterziehen (Pflichtuntersuchung). Liegt der<br />
Tages-<strong>Lärm</strong>expositionspegel darunter, aber<br />
über 80 dB(A), ist diese Untersuchung den<br />
Mitarbeitern anzubieten (Angebotsuntersuchung).<br />
Als Standard hat sich die arbeitsmedizinische<br />
Vorsorgeuntersuchung nach dem<br />
<strong>Berufsgenossenschaft</strong>lichen Gr<strong>und</strong>satz G 20<br />
»<strong>Lärm</strong>« bewährt. Die Untersuchungen werden<br />
in der Regel von Fachärzten für Arbeitsmedizin<br />
<strong>und</strong> Ärzten mit der Zusatzbezeichnung<br />
Betriebsmedizin durchgeführt. Die Kosten<br />
dieser Vorsorge trägt der Unternehmer.<br />
Arbeitsmedizinische Vorsorge<br />
Erstuntersuchungen<br />
<strong>und</strong> Nachuntersuchungen<br />
Vor Aufnahme der Tätigkeit in entsprechend<br />
lärmgefährdenden Bereichen ist eine Erstuntersuchung<br />
vorgesehen. Nachuntersuchungen<br />
folgen dann während dieser Tätigkeit in vorgegebenen<br />
Abständen. Nachuntersuchungen unterscheiden<br />
sich von der Erstuntersuchung nur<br />
in der Beurteilung, nicht in der Durchführung.<br />
In der Regel besteht die Untersuchung in der<br />
Beantwortung von Fragen zur Krankheitsvorgeschichte<br />
(vor allem zum Gehör) <strong>und</strong> in der<br />
Durchführung eines Gehörtests.<br />
Im Zweifel:<br />
Ergänzungsuntersuchungen<br />
In medizinischen Zweifelsfällen können<br />
weitere diagnostische Tests im Rahmen
einer Ergänzungsuntersuchung oder einer<br />
erweiterten Ergänzungsuntersuchung notwendig<br />
werden. Zum Beispiel, wenn es Anhaltspunkte<br />
gibt, dass das Gehörempfinden<br />
wesentlich beeinträchtigt ist oder sich gegenüber<br />
der Voruntersuchung verschlechtert<br />
hat. Eine erweiterte Ergänzungsuntersuchung<br />
kann erforderlich sein, wenn<br />
bei einer Nachuntersuchung »dauernde<br />
VORSORGE<br />
ges<strong>und</strong>heitliche Bedenken« in Betracht<br />
gezogen werden.<br />
Termine<br />
Bei den Untersuchungsfristen sind im<br />
Wesentlichen drei Termine zu beachten:<br />
• Erstuntersuchung: vor der Beschäftigung<br />
im <strong>Lärm</strong>bereich<br />
• Erste Nachuntersuchung: spätestens<br />
nach 12 Monaten<br />
• Weitere Nachuntersuchungen:<br />
– vor Ablauf von 36 Monaten<br />
– vor Ablauf von 60 Monaten bei Tages-<br />
<strong>Lärm</strong>expositionspegeln von weniger<br />
als 90 dB(A)<br />
– bei Beendigung der Tätigkeit<br />
Die Fristen kann der untersuchende Arzt im<br />
Einzelfall verkürzen. Beispielsweise dann,<br />
wenn ein Verdacht auf ein ges<strong>und</strong>heitliches<br />
Risiko bis zum planmäßig nächsten Untersuchungstermin<br />
besteht.<br />
41
42<br />
Bescheinigung des Arztes<br />
Der untersuchende Arzt bescheinigt das<br />
Untersuchungsergebnis nach den Kriterien<br />
der berufsgenossenschaftlichen Gr<strong>und</strong>sätze<br />
für arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen:<br />
Arbeitsmedizinische Vorsorge<br />
• keine ges<strong>und</strong>heitlichen Bedenken,<br />
• keine ges<strong>und</strong>heitlichen Bedenken unter<br />
bestimmten Voraussetzungen,<br />
• befristete ges<strong>und</strong>heitliche Bedenken,<br />
oder<br />
• dauernde ges<strong>und</strong>heitliche Bedenken.<br />
Aus Gründen der ärztlichen Schweigepflicht<br />
<strong>und</strong> des Datenschutzes werden dem Unternehmer<br />
nur diese Ergebnisse der Untersuchung<br />
mitgeteilt <strong>und</strong> nicht die medizinischen<br />
Bef<strong>und</strong>e.<br />
Der Unternehmer darf den Mitarbeiter bei<br />
ges<strong>und</strong>heitlichen Bedenken infolge der<br />
<strong>Arbeitsplatz</strong>verhältnisse nur beschäftigen<br />
oder weiter beschäftigen, wenn die Wirks<strong>am</strong>keit<br />
aller zum Ges<strong>und</strong>heitsschutz<br />
getroffenen Maßnahmen an dem <strong>Arbeitsplatz</strong><br />
überprüft worden ist <strong>und</strong> die Bedenken<br />
nicht mehr bestehen.<br />
<strong>Lärm</strong>pause vor der Untersuchung<br />
Vor einer Untersuchung soll das Gehör mindestens<br />
14 St<strong>und</strong>en lang nicht unter Schalleinwirkung<br />
mit einem Mittelungspegel größer<br />
als 80 dB (A) gestanden haben. Um diesen<br />
Wert nicht zu überschreiten, sollte ein<br />
ausreichender Gehörschutz vor der Untersuchung<br />
benutzt werden.<br />
Die Untersuchung darf nicht durch Umgebungsgeräusche<br />
beeinträchtigt werden.<br />
Wenn Umgebungsgeräusche die leisen Prüftöne<br />
des Audiometers verdecken, werden zu<br />
große Hörverluste vorgetäuscht.<br />
Bei den Vorsorgeuntersuchungen berät der<br />
Arzt den Arbeitnehmer über Auswahl <strong>und</strong><br />
Benutzung des Gehörschutzes. Gr<strong>und</strong>lage<br />
der Beratung ist der bisher benutzte Gehörschützer.<br />
Die Beschäftigten sollten deshalb<br />
ihren Gehörschutz zur Untersuchung mitbringen.
<strong>Lärm</strong> <strong>und</strong> Freizeit<br />
Gehörschäden bei Jugendlichen <strong>und</strong> jungen<br />
Erwachsenen nahmen in den letzten<br />
Jahren zu. Schuld daran ist nach Meinung<br />
von Fachleuten der Konsum lauter Musik.<br />
Musik – nur wenn sie laut ist?<br />
Gerade bei Jugendlichen ist das Bewusstsein<br />
für Gehörschäden durch zu laute Musik<br />
wenig ausgeprägt – laute Musik ist angesagt.<br />
Der Zus<strong>am</strong>menhang von Musikkonsum<br />
<strong>und</strong> <strong>Lärm</strong>schwerhörigkeit ist häufig gar<br />
nicht bekannt oder für viele einfach uninteressant.<br />
Denn laute Musik tut ja nicht<br />
weh: Die Zerstörung der Hörzellen verläuft<br />
schmerzfrei <strong>und</strong> auch die Schwerhörigkeit<br />
selbst ist schmerzlos.<br />
Messungen haben gezeigt, dass die Gäste<br />
in Clubs <strong>und</strong> auf den Tanzflächen der Discos<br />
Schallpegeln im Bereich von 100 bis<br />
110 dB(A) ausgesetzt sind. Durchaus vergleichbare<br />
Pegel werden auch durch tragbare<br />
MP3-Player oder durch HiFi-Anlagen<br />
im Auto erreicht.<br />
43
44<br />
<strong>Lärm</strong> <strong>und</strong> Freizeit<br />
Schwerhörig schon nach wenigen<br />
Jahren<br />
Was bedeuten diese Werte? Bei einer<br />
wöchentlichen Expositionsdauer von lediglich<br />
vier St<strong>und</strong>en bei einem mittleren Schallpegel<br />
von etwa 105 dB(A) resultiert ein<br />
Wochen-<strong>Lärm</strong>expositionspegel von 95 dB(A).<br />
Der Richtwert von 85 dB(A), ab dem von<br />
einer ges<strong>und</strong>heitlichen Gefährdung des<br />
Gehöres auszugehen ist, wird bei weitem<br />
überschritten. Wer also regelmäßig zu laute<br />
Musik hört, muss nach dem derzeitigen<br />
medizinischen Wissensstand bereits nach<br />
wenigen Jahren mit einer deutlichen Hörminderung<br />
rechnen.<br />
Riskant:<br />
<strong>Lärm</strong> in der Freizeit <strong>und</strong> im Beruf<br />
Besonders bedrohlich wird die Situation<br />
dann, wenn zur <strong>Lärm</strong>exposition in der Freizeit<br />
die berufliche hinzukommt. Die Möglichkeit<br />
der Gehörerholung geht verloren<br />
<strong>und</strong> ein Hörschaden ist vorprogr<strong>am</strong>miert.
FREIZEIT<br />
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46<br />
Das Gehör – r<strong>und</strong> um die Uhr aktiv<br />
Die Ohren funktionieren immer – für unsere<br />
Vorfahren war das eine lebenswichtige Einrichtung<br />
der Natur. Denn auch während des<br />
Schlafs mussten sie immer auf der Hut vor<br />
Feinden oder gefährlichen Tieren sein.<br />
Heute ist dieses 24-St<strong>und</strong>en-Warnsystem<br />
immer noch von großer Bedeutung. Beispielsweise<br />
für eine Mutter, die fest schläft,<br />
aber schon beim kleinsten Hüsteln ihres<br />
Neugeborenen sofort hellwach wird. Ihr<br />
Gehör »schläft« nicht, deshalb kann sie<br />
Geräusche immer wahrnehmen. Diese Funktion<br />
des Gehörs kann aber auch unangenehm<br />
<strong>und</strong> belästigend sein – zum Beispiel<br />
bei nächtlichem, ruhestörendem <strong>Lärm</strong>.<br />
<strong>Lärm</strong> stresst<br />
<strong>Lärm</strong> kann nicht nur zu einer<br />
Schwerhörigkeit führen, sondern<br />
auch Auswirkungen<br />
auf die Psyche <strong>und</strong><br />
das Herz-Kreislauf-<br />
Krank durch <strong>Lärm</strong>
System haben. Diese Wirkung lässt sich<br />
nicht ausschließlich über physikalische<br />
Eigenschaften des <strong>Lärm</strong>s erklären. Sie wird<br />
auch wesentlich von nicht-akustischen<br />
Bedingungen beeinflusst: Schall wird vom<br />
Innenohr an das Gehirn weitergeleitet. Im<br />
Gehirn findet dann die Bewertung statt –<br />
hier werden dem Schall Bedeutungen zugeordnet,<br />
zum Beispiel »Warnung« oder »Entspannung«.<br />
Schall erzeugt dadurch physische<br />
<strong>und</strong> psychische Reaktionen, die je<br />
nach Bewertung, Intensität, Dauer <strong>und</strong> Häufigkeit<br />
auch Stressreaktionen auslösen können<br />
<strong>und</strong> das bei Schallpegeln, die weit<br />
unterhalb der für das Gehör kritischen<br />
Werte liegen.<br />
Das Stressgeschehen lässt sich sehr gut mit<br />
dem Belastungs-Beanspruchungsmodell<br />
verdeutlichen. Dem Stress liegen demnach<br />
so genannte psychische Belastungen<br />
zugr<strong>und</strong>e. Psychische Belastungen nennt<br />
man die Einflüsse, die von außen auf die<br />
Psyche des Menschen einwirken. Der Begriff<br />
Belastungen ist dabei neutral. Eine Belas-<br />
tung kann positiv sein, beispielsweise als<br />
Herausforderung, oder negativ, wenn sie<br />
eine ges<strong>und</strong>heitliche Beeinträchtigung<br />
nach sich zieht. Ein Stressfaktor wäre<br />
in diesem Sinne eine psychische Fehlbelastung.<br />
Die Reaktion auf eine Belastung<br />
ist die psychische Beanspruchung,<br />
diese ist individuell <strong>und</strong> hängt von verschiedenen<br />
Faktoren ab: zum Beispiel von<br />
der Stressempfindlichkeit, von der Bewertung<br />
eines Reizes als Stressfaktor oder von<br />
den individuellen Möglichkeiten der Stressverarbeitung.<br />
Wenn Ihre »Feder« überdehnt,<br />
stehen Sie unter Stress <strong>und</strong> die Situation<br />
hat Sie im Griff, nicht umgekehrt.<br />
STRESS<br />
Der Körper reagiert auf Stress<br />
Zu den typischen Stressreaktionen gehören:<br />
• Körperliche Symptome wie Herzklopfen,<br />
beschleunigte Atmung, Blutdruckanstieg,<br />
Schwitzen, Verstopfung oder Verspannung.
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Krank durch <strong>Lärm</strong><br />
• Gedankliche <strong>und</strong> emotionale Reaktionen<br />
wie Unsicherheit, Überempfindlichkeit,<br />
innere Anspannung, Angst, Nervosität,<br />
Gereiztheit, Konzentrationsschwäche<br />
oder gedankliches Kreisen um den<br />
Stressfaktor.<br />
• Verhaltensreaktionen: Meiden der stressauslösenden<br />
Situation, gereiztes Verhalten<br />
oder sozialer Rückzug.<br />
Lange andauernde Stresssituationen, beispielsweise<br />
die permanente Beschallung mit<br />
<strong>Lärm</strong>, können schließlich zu einem Ges<strong>und</strong>heitsrisiko<br />
werden. Das Herz-Kreislauf-<br />
System wird dabei mitunter bis hin zu einer<br />
Erhöhung des Herzinfarktrisikos beeinträchtigt.<br />
<strong>Lärm</strong> mindern <strong>und</strong> Stress reduzieren<br />
Wer im Zus<strong>am</strong>menhang mit <strong>Lärm</strong> Maßnahmen<br />
zur Ges<strong>und</strong>heitsförderung einführen<br />
möchte, sollte sich nicht nur auf technische<br />
Maßnahmen zur Vermeidung von <strong>Lärm</strong>schwerhörigkeit<br />
beschränken. Denn auch<br />
wenn <strong>Lärm</strong> unterhalb des gehörschädigenden<br />
Schwellenwertes liegt, kann er – wie<br />
bereits erläutert – belästigen <strong>und</strong> zu einer<br />
Stressreaktion führen. <strong>Lärm</strong>minderungsmaßnahmen<br />
sollten daher bereits unterhalb<br />
von 85 dB(A) ansetzen <strong>und</strong> immer auch die<br />
betroffenen Mitarbeiter miteinbeziehen.<br />
Denn nur so können die stressauslösenden<br />
Wirkungen von <strong>Lärm</strong> wirks<strong>am</strong> bekämpft<br />
werden.
STRESS<br />
Ruhe suchen<br />
Auch als Mitarbeiter müssen Sie nicht untätig<br />
bleiben. Versuchen Sie, Ihre Möglichkeiten<br />
zu nutzen, um besser mit Stress umgehen<br />
zu können. Suchen Sie zum Beispiel in<br />
den Pausen möglichst ruhige Orte auf. Das<br />
gilt auch für Ihre Freizeit. Ein erhols<strong>am</strong>er<br />
Spaziergang in einem ruhigen Waldstück<br />
lässt Sie wieder zur Ruhe kommen <strong>und</strong><br />
wirkt zusätzlich entspannend für Seele <strong>und</strong><br />
Ohr.<br />
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Krank durch <strong>Lärm</strong><br />
Zu Hause 1<strong>und</strong> im Auto gibt’s für<br />
Bernd öfter mal schwer was auf<br />
die Ohren: Er ist Heavy-Metal-<br />
Fan <strong>und</strong> diese Musik mag er nur,<br />
wenn sie ganz laut ist. Aber<br />
auch im Betrieb will er immer<br />
nur die volle Dröhnung: „Sägen<br />
mit Gehörschutz? Das machen<br />
doch nur Weicheier!“<br />
Da liegt Bernd leider völlig<br />
3<br />
falsch: An <strong>Lärm</strong> kann man sich<br />
nicht gewöhnen. Wer das glaubt,<br />
hat wahrscheinlich schon ein geschädigtes<br />
Gehör! Manchmal<br />
dämmert auch ihm diese Erkenntnis,<br />
zum Beispiel in der<br />
Pause, wenn er den Gesprächen<br />
seiner Kollegen einfach nicht<br />
mehr folgen kann.<br />
So sollte es nicht laufen...<br />
Sein Chef tut, was er kann, aber<br />
2<br />
an Bernd prallen seine ständigen<br />
Ermahnungen, den Gehörschutz<br />
zu tragen, ab: „Brauch<br />
ich doch nicht - an das bisschen<br />
Krach hab’ ich mich schon<br />
längst gewöhnt!“<br />
Weil er immer öfter nur noch<br />
4<br />
Bahnhof versteht, bleibt Bernd<br />
auch nach der Arbeit lieber allein,<br />
anstatt sich mit den Kollegen<br />
zum Bier zu treffen. Doch es<br />
hätte auch anders kommen können...
So läuft es besser...<br />
Die Lautsprecher 1seiner Stereoanlage<br />
lässt Bernd nicht ganz so<br />
laut scheppern <strong>und</strong> bei der Arbeit<br />
trägt er selbstverständlich<br />
den Gehörschutz, wenn es erforderlich<br />
ist.<br />
Weil Bernd sein Gehör konse-<br />
3<br />
quent schützt, bekommt er alles<br />
mit – auch wenn mal wieder<br />
alle durcheinander quasseln.<br />
STRESS<br />
Das gefällt auch dem Chef, der<br />
2<br />
sich immer um die Ges<strong>und</strong>heit<br />
seiner Mitarbeiter sorgt.<br />
Und d<strong>am</strong>it er trotz seines an-<br />
4<br />
strengenden Jobs r<strong>und</strong>um fit<br />
bleibt, geht er regelmäßig auf<br />
den Sportplatz – natürlich ohne<br />
lärmenden Knopf im Ohr.<br />
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In Großhandelsbetrieben wird ein erheblicher<br />
Anteil der Arbeit an Büroarbeitsplätzen<br />
erledigt. Dort wird zwar der für das<br />
Gehör kritische Wert von 85 dB(A) in der<br />
Regel nicht erreicht – trotzdem fühlen sich<br />
immer mehr Arbeitnehmer auch an diesen<br />
vermeintlich leisen Arbeitsplätzen durch<br />
<strong>Lärm</strong> gestört. <strong>Lärm</strong>quellen sind die Kollegen<br />
in Großraumbüros <strong>und</strong> die zahlreichen technischen<br />
Geräte: Vor allem die Lüftergeräusche<br />
von Computern haben schon so manchem<br />
den letzten Nerv geraubt.<br />
Leise Geräte müssen nicht mehr<br />
kosten<br />
Der andauernde <strong>Lärm</strong> kann sich auf das<br />
Wohlbefinden <strong>und</strong> die Produktivität der<br />
Mitarbeiter negativ auswirken. Deshalb sollte<br />
man schon bei der Einrichtung der Räum-<br />
<strong>Lärm</strong> im Büro<br />
lichkeiten an die Reduktion der Schallausbreitung<br />
denken, die beispielsweise durch<br />
Teppichböden oder Schallschluckdecken<br />
erreicht wird.<br />
Auch bei der Beschaffung von Geräten <strong>und</strong><br />
Einrichtungen empfiehlt es sich, von Anfang<br />
an auf <strong>Lärm</strong>armut zu achten <strong>und</strong> entsprechende<br />
Anforderungen schon bei der Aus-<br />
schreibung zu stellen. »Leise« Geräte sind<br />
dabei meistens nicht teurer als »laute«: Ein<br />
lärmarmer Lüfter im PC schlägt bei der<br />
Anschaffung kaum zu Buche, kann jedoch<br />
im Alltag eine große Erleichterung sein <strong>und</strong><br />
die Produktivität erhöhen – gerade bei<br />
Arbeiten, die Konzentration, Kreativität <strong>und</strong><br />
Genauigkeit erfordern.
Wenig Aufwand – große Wirkung<br />
Oft sind es die kleinen Dinge, die stören. Sie<br />
können in aller Regel auch mit wenig Aufwand<br />
beseitigt werden. Man muss die Störenfriede<br />
nur ausfindig machen <strong>und</strong> Abhilfe<br />
schaffen.<br />
Das zeigt das Beispiel eines mit zwei Personen<br />
besetzten Büros, in dem die Mitarbeiter<br />
ständig »genervt« waren. Erst <strong>am</strong> Feierabend,<br />
nach dem Herunterfahren der Rechner,<br />
merkten die Kollegen, wie angenehm<br />
ruhig ein Arbeitstag doch ohne das Lüfter-<br />
BÜRO<br />
geräusch sein könnte. Der Austausch der<br />
Lüfter im Preissegment unter 10 Euro hat<br />
eine <strong>Lärm</strong>minderung von 5 dB(A) gebracht,<br />
<strong>und</strong> das penetrante Geräusch war verschw<strong>und</strong>en.<br />
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Übrigens...<br />
Man kann gar nicht früh genug d<strong>am</strong>it anfangen, sein Gehör zu schützen
Notizen<br />
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Notizen
Notizen<br />
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