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50<br />
COVERSTORY<br />
6<br />
FORTBILDUNG<br />
Linz ist eine Reise wert<br />
Prof. DDr. Walter Hörl<br />
Einfluss der Hemmung des Renin-Angiotensin-Systems auf Vorhofflimmern . . . . 8<br />
Prim. Univ.-Doz. Dr. Johann Auer<br />
Diagnostik und Therapie der Osteoporose – so verhindern Sie Knochenbrüche . 14<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Christopher Niedhart<br />
Therapie der Virushepatitis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
Dr. Susanne Abbrederis, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Vogel<br />
Der Kassenarzt – zum Schummeln verpflichtet?<br />
Die fünf häufigsten Lügen in der Demenztherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Dr. Michael Ackerl<br />
Der Placebo-/Noceboeffekt in der Schmerztherapie (Teil 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
Univ.-Prof. Dr. Günther Bernatzky, Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar<br />
Ambulante Thrombose – Prophylaxe und Therapie der Thrombophlebitis<br />
superficialis und der tiefen Beinvenenthrombose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
Prof. Dr. med. René Holzheimer<br />
Ein interdisziplinäres Kompetenzteam stellt sich vor<br />
ÄrzteteamWundheilung im Ordinationszentrum Döbling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
Dr. med. univ. Elisabeth Lahnsteiner<br />
Mit COPD auf Skywalk? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
UP Dr. Wolfgang Domej<br />
FORUM MEDICUM<br />
Splitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
THE ONES TO WATCH – die fünf vielversprechendsten<br />
neuen Medikamente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
Support für den Notarzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
Neues Wirkprinzip ermöglicht Kontrolle des Renin-Angiotensin-Systems<br />
direkt am Ursprung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
Bronchipret ® Saft: seit 1. September neu im Sortiment von Sanova Pharma . . . . 41<br />
Orale vs. intravenöse Bisphosphonate Frakturrisikoreduktion,<br />
Sicherheit und Verträglichkeit intravenöser Bisphosphonate<br />
bei postmenopausaler Osteoporose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />
Nasonex ® – breiteste Indikation – kassenfrei (IND: Allergische Rhinitis &<br />
Behandlung nasaler Polypen) Aerius ® – neue Studiendaten . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
Verödung bei Hämorrhoidalleiden nun auch in Österreich zugelassen . . . . . . . . 46<br />
Endlich wieder befreit durchatmen<br />
FOSTER ® – die extrafeine Fix-Kombination für Asthma-PatientInnen . . . . . . . . . . . 47<br />
Therapieformen für postmenopausale Osteoporose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
Fachkurzinformationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12, 49, 51<br />
DOKTOR PRIVAT<br />
Kongresse und Studienreisen von der Steuer absetzbar? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
MMag. Hafner<br />
Sehr geehrte Leserinnen und Leser! Auf vielfachen Wunsch verzichten wir für eine bessere Lesbarkeit<br />
auf das Binnen-I und auf die gesonderte weibliche und männliche Form bei Begriffen wie<br />
Patient oder Arzt. Wir hoffen auf Ihr Verständnis und Ihre Zustimmung!<br />
9/20<strong>09</strong> DER MEDIZINER<br />
INHALT UND EDITORIAL<br />
Gegenanzeigen<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser<br />
Mein Gott, sind die Beipackzettel<br />
schlecht. Geschrieben von weltfremden<br />
Beamten und Pharmajuristen in der<br />
Hoffnung, dass die Gebrauchsinformationen<br />
niemand liest. Sie dienen erstens<br />
der Absicherung der Behörden und<br />
zweitens der Absicherung der Firmen.<br />
Und werden deshalb jedes Jahr länger<br />
und komplizierter. Beipackzettel sind<br />
gesundheitsschädlich, wie man weiß.<br />
Ein Graus!<br />
Der Ärger mit den Beipackzetteln<br />
verdeckt bei vielen Medizinern die<br />
wichtige Arbeit der Pharmakologen<br />
für die „Fachinformation“ im Austria<br />
Codex. Dieses nützliche Kompendium<br />
listet nämlich auch die Schwachpunkte<br />
jedes Arzneimittels recht gut auf und<br />
ist deshalb ein gutes Korrektiv zum<br />
Gespräch mit Pharmareferenten. Die<br />
Fachinformation schützt in erster Linie<br />
den Arzt und seine Patienten.<br />
So ist bei älteren Menschen mit stark<br />
reduzierter Nierenfunktion die (berechnete)<br />
Kreatinin-Clearance der<br />
Gradmesser, ob ein Mittel noch gegeben<br />
werden darf. Wirklich praktisch,<br />
aber nur wenn das ganz einfach geht …<br />
Die österreichische Niederlassung<br />
der Novartis bietet dafür einen ganz<br />
simplen Rechenschieber an. Darauf<br />
kann der Arzt mit einem Handgriff die<br />
Kreatinin-Clearance erkennen, wenn<br />
er das Serumkreatinin gemessen hat.<br />
Dieses kleine Helferlein können Sie<br />
mit einem Fax 01-866 57-665 oder unter<br />
der Email-Adresse irene.krenn@novartis.com<br />
kostenlos anfordern.<br />
Eine pfiffige Idee, meint Ihr<br />
Peter Hübler, Herausgeber<br />
seite 3
FORUM MEDICUM<br />
Splitter<br />
Nah-Tod-Erlebnis<br />
Etwas gruselig darf Werbung schon<br />
daher kommen. Aber Panikmache ist<br />
z.B. für Medikamente streng untersagt.<br />
Eine Firma könnte bei Gesetzesverstößen<br />
sogar die Zulassung für ein Arzneimittel<br />
verlieren. Seit Jahren nehmen sich<br />
die Amtsdiener aber heraus, was sie anderen<br />
untersagen. Sie drohen Nikotinabhängigen<br />
mit dem Tod, mit grauenvollen<br />
Krankheiten und erzeugen übers Passiv-<br />
Rauchen Schuldangst. Offenbar soll jeder,<br />
der noch raucht, neurotisiert werden.<br />
Die Konzeption der Nichtraucher-<br />
Hinweise ist eigenartig. Beamte werden<br />
wohl glücklich, wenn sie selbst „kreativ“<br />
sein dürfen. Dann packen sie, offenbar<br />
mit Lust, den Holzhammer aus und setzen<br />
für die Tschikeranten die autoritäre<br />
Pädagogik aus der Zeit des Struwwelpeter<br />
um. Dass es in der Zwischenzeit<br />
Werbewirkungsforschung gibt, wird verdrängt;<br />
Werbeprofis braucht man für<br />
eine Schwarz-Weiß-Kampagne nicht.<br />
Die Evaluierung spricht leider ein klares<br />
Bild: Die Zahl der Raucher hat sich in<br />
Österreich seit Jahren nicht verändert.<br />
Auch die Zahl der besonders gefährdeten<br />
regelmäßigen Raucher bleibt konstant.<br />
Bei den Hochgebildeten (z.B. bei Ärzten)<br />
nimmt zwar die Zahl der Raucher etwas<br />
ab. Der Effekt wird aber durch die<br />
Zuwachsraten bei unteren Sozialschichten<br />
und vor allem bei Jugendlichen mehr<br />
als kompensiert. Was richtig Verbotenes<br />
zu tun, ist in dem Alter einfach sexy. Die<br />
Warnschriften auf den Packungen bestätigen<br />
ja, dass man zwar kürzer lebt, sich<br />
aber dafür das Leben voll gibt.<br />
„Nicht gerade glücklich“ ist der Leiter<br />
des Nikotin-Instituts, Doz. Ernest Groman,<br />
über diese Rahmenbedingungen.<br />
Er würde lieber auf Konsensbildung<br />
setzen. Nachdem weder<br />
das Werbeverbot für Tabak,<br />
noch Preiserhöhungen<br />
und Rauchverbote in vielen<br />
Räumen die Zahl der<br />
Abhängigen nennenswert<br />
beeinflusst hat, könnten<br />
die Bürokraten vielleicht<br />
von den Ärzten lernen.<br />
Viel detailliertes Wissen und die<br />
Berufsmoral der Mediziner haben ihnen<br />
das Aufhören erheblich erleichtert und<br />
private kognitive Dissonanz abgebaut.<br />
Ganz ohne Daumenschraube von oben.<br />
tr<br />
seite 4<br />
Globuli für die Hosentasche<br />
Was Kommerzialrat Hans Staud für<br />
Marmelade-Tiger und Sepp Zotter für<br />
Schoko-Feinschmecker darstellt, ist der<br />
Apotheker Robert Müntz für Ärzte:<br />
Seine Manufaktur für homöopathische<br />
Arzneimittel-Spezialitäten erntet, wo<br />
immer es möglich ist, Pflanzen oder<br />
Schlangengifte frisch per Hand, verreibt,<br />
verdünnt und dynamisiert die Ursubstanz<br />
händisch, um selbst die Lebenskraft der<br />
Urwald-Orchidee maximal mitzuerfassen.<br />
Müntz arbeitet getreu den Anforderungen<br />
der klassischen Homöopathen,<br />
die aus Kanada, Neuseeland, Indien<br />
oder Deutschland ihre Handmade-Glo-<br />
Raucherinnen in<br />
Gesundheitsberufen<br />
Unsere deutschen Freunde analysieren<br />
alles gründlich, auch den Nikotin-<br />
Abusus. Bei den Frauen in Gesundheitsberufen<br />
zeigt sich ein hohes soziales<br />
Gefälle. Die Daten könnten aber auch<br />
den emotionalen Druck der Berufe<br />
widerspiegeln. Infos beim deutschen<br />
Krebsforschungszenrum: www.dkfz.de<br />
buli beim Eisenstädter Apotheker herstellen<br />
lassen. Jetzt hat der Pharmazeut<br />
die homöopathische Anwendung der<br />
Arnica montana für die Praxis einfacher<br />
gemacht.<br />
Wer nach einer Prellung,<br />
Verstauchung oder<br />
mit einer blutenden Wunde bisher<br />
gerade fünf winzige Globuli mit<br />
zittrigen Fingern abzählen musste,<br />
kriegt jetzt mit Remasan ® einen etwas<br />
größeren „Globulus“. 30 dieser Streukügelchen<br />
sind im Blister hygienisch und<br />
sicher verpackt. Für die verschiedenen<br />
Schweregrade der Beschwerden sind in<br />
jedem Globulus C12, C30 und C200 enthalten.<br />
Remasan kann ohne zeitaufwändige<br />
homöopathische Anamnese verordnet<br />
werden; eine gute Idee für die<br />
Reiseapotheke, für Freizeitsportler und<br />
Naturfreaks.<br />
Remasan ist als erstes homöopathisches<br />
Arzneimittel im Blister von den<br />
Gesundheitsbehörden zugelassen. Mehr<br />
Infos unter www.remedia.at<br />
Durchfälle gefährden<br />
Kindesentwicklung<br />
Schwere häufige Durchfälle schädigen<br />
Kinder in ihrer weiteren Entwicklung,<br />
selbst wenn diese nicht tödlich verlaufen.<br />
Eine deutsch-afrikanische Forschergruppe<br />
hat 600 Kinder in Ghana und Cote<br />
d’Ivoire von der Geburt weg bis zum<br />
dritten Lebensjahr beobachtet, bis zu<br />
70% aller Kinder litten darunter.<br />
Die Folgen scheinen schwerwiegender<br />
zu sein als bei Erwachsenen. „Kinder haben<br />
viel weniger Reserven,wie etwa einen<br />
geringen Blutvorrat, und befinden sich<br />
erst in Entwicklung, wodurch ein Mangel<br />
deutlichere Auswirkungen auf die Zukunft<br />
hat“ konstatiert der Hamburger<br />
Tropenmediziner Stephan<br />
Ehrhardt: „Durch-fall<br />
verhindert die richtige<br />
Aufnahme von Nährstoffen<br />
und führt zu<br />
Mangelerscheinungen.<br />
In Folge fehlen<br />
dem Körper Grundstoffe<br />
für die körperliche und<br />
geistige Entwicklung.“<br />
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50
FORUM MEDICUM<br />
Parfenac bei Juckreiz alter Patienten Intelligente Kombi<br />
Gerade in der Geriatrie haben wir es<br />
mit komplexen Symptomen zu tun. Zu<br />
den häufigsten gehören trockene, schuppende<br />
Haut und Juckreiz. Die Gründe<br />
sind meist vielfältig. Dazu gehören unter<br />
anderen Diabetes mellitus, Malignome,<br />
Hepatitis, M. Hodgkin, Polycythaemia<br />
vera, um nur einige zu nennen.<br />
Das Credo des Altersmediziners<br />
heißt: Lebensqualität verbessern. Und<br />
so ist die Bekämpfung der Leitsymptome<br />
– selbstverständlich neben der ursächlichen<br />
Behandlung – oberstes Gebot.<br />
Pruritus plagt viele ältere Menschen.<br />
Östrogenmangel kann ihn unter anderem<br />
auslösen. Auch nimmt die Anzahl<br />
der epidermalen Talgdrüsen ab, der physiologische<br />
Fettfilm, der Schutzfunktion<br />
hat, nimmt ab. Kratzen schädigt die<br />
meist zu trockene Haut weiter.<br />
Bufexamac (Parfenac ® ), ein topisches<br />
NSAR, hat sich in den letzten Jahren gut<br />
bewährt (vgl. Kremser et al., 2008). Vorteile<br />
sind neben der Nebenwirkungsar-<br />
mut bei guter Wirksamkeit auch die verschiedenen<br />
Darreichungsformen von<br />
der Fettsalbe bis zur leichten Emulsion,<br />
die sich im Übrigen besonders für<br />
feuchte Intertrigostellen eignet.<br />
Splitter<br />
Die beste Diagnostik<br />
setzt mehrere „Augen“<br />
ein. Das leichte Schädel-Hirn-Trauma<br />
zum Beispiel<br />
wurde früher oft nur mit dem CT<br />
untersucht. Das CT wurde einst von den<br />
Chirurgen fulminant begrüßt, weil sie<br />
nicht mehr blind, wie im Nebel, arbeiten<br />
mussten und erstmals dreidimensionale<br />
Bilder sahen. Dementsprechend stiegen<br />
die CT-Untersuchungen mit enormen<br />
Tempo und die Frequenz der „Durchleuchtungen“<br />
pro Patient wurde zum<br />
Studienthema.<br />
Heute weiß man, dass selbst moderne<br />
Geräte das Risiko der Strahlenbelastung<br />
nicht völlig eliminieren können. Beim<br />
leichten SHT wird neuerdings dem CT<br />
die Blutuntersuchung vorgeschaltet.<br />
Der Labormarker S-100 kann nämlich<br />
die Hirn-Gesunden harmlos und mit<br />
hoher Sicherheit aussortieren. An die<br />
30% der Patienten können jetzt von der<br />
Notaufnahme bedenkenlos ohne CT<br />
nach Hause geschickt werden. Mehr<br />
Infos unter www.roche.at
FOLGEN KRANKER NIEREN<br />
Coverstory<br />
Linz ist eine Reise wert<br />
Interview mit Prof. DDr. Walter Hörl zum Symposium am 10.Oktober<br />
Am Samstag, den 10. Oktober, findet<br />
von 9–14 Uhr ein Update zur Analyse<br />
der Nierenfunktion im ARS Electronica<br />
Center statt. Weil die Nieren ein unterschätzter<br />
Dirigent schwerer Krankheiten<br />
sind, sprach Der Mediziner mit dem<br />
Wiener Experten Professor DDr.Walter<br />
Hörl.<br />
Herr Professor, warum kann die Niere<br />
in der Praxis Nerven kosten?<br />
Die Probleme sind vielschichtig: Erstens<br />
kann ein Patient eine normale Nierenfunktion<br />
haben, aber dennoch nierenkrank<br />
sein. Er kann eine Albuminurie,<br />
eine Proteinurie oder eine Erythrozyturie<br />
haben.<br />
Ein weiteres Problem ist, dass die Proteinurie<br />
zu einem nephrotischen Syndrom<br />
voranschreiten kann. Dieses macht<br />
die Behandlung der Eiweißausscheidung<br />
für den niedergelassenen Arzt noch<br />
schwieriger.Außerdem:Wie gehe ich mit<br />
dem nephrotischen Syndrom im Einsatz<br />
mit Diuretika um? Wie muss ich sie<br />
dosieren? Wann ist ein Zutransfer zum<br />
Nephrologen indiziert, damit man rasch<br />
zu einer Diagnose kommt?<br />
Diese Fragen wollen wir in<br />
Linz diskutieren.<br />
Überdies gibt es auch<br />
viele Patienten mit einem<br />
Nierenproblem im Rahmen<br />
einer Systemerkrankung wie<br />
Diabetes, Lupus oder eine Vaskulitis.<br />
Da muss man ganz schnell zu einer<br />
Diagnose kommen und bei rasch progredienter<br />
Glomerulonephritis so früh<br />
wie möglich mit einer immunsuppressiven<br />
Therapie beginnen.<br />
Wie prüft man eine mögliche Nierenfunktionseinschränkung?<br />
Es gibt mehrere Parameter zur Nierenfunktion.<br />
Kreatinin ist ein guter Indikator<br />
für die Nierenleistung in der Routine,<br />
allerdings erst in der Spätphase<br />
einer Nierenerkrankung erhöht. In<br />
einem früheren Stadium kann beispielsweise<br />
ein Patient, abhängig von Alter<br />
und Muskelmasse, trotz einem Serumkreatinin<br />
von 1,5 mg/dL, also auf den<br />
ersten Blick mit einer geringen Nierenfunktionseinschränkung,<br />
eine Reduktion<br />
der Nierenfunktion von 50% oder<br />
mehr haben. Der niedergelassene Arzt<br />
braucht Informationen über die tatsächliche<br />
Nierenfunktion, damit er Medikamente,<br />
die renal eliminiert werden,<br />
adäquat reduzieren kann. Es gibt aber<br />
auch das andere Extrem, dass der Arzt<br />
Medikamente unterdosiert. Das wird<br />
ein wichtiges Thema in Linz.<br />
Ist das Harnsammeln heute noch die<br />
Methode der Wahl?<br />
Wenn der Patient das zuverlässig<br />
macht, ist es für mich nach wie vor die<br />
genaueste Form der Quantifizierung<br />
von Protein-, Albumin- sowie Natriumausscheidung.<br />
Ich kann die tatsächliche<br />
Kochsalzmenge, die der Patient in 24<br />
Stunden konsumiert hat, nachrechnen.<br />
Neueste Studien weisen darauf hin, dass<br />
der Kochsalzkonsum mit der Endotheldysfunktion<br />
zusammenhängt – je mehr<br />
Kochsalz man isst, desto steifer werden<br />
die Gefäße. Ich sehe zum Beispiel bei<br />
einem Patienten, der 170 mmol Natrium<br />
pro Tag ausgeschieden hat, dass er etwa<br />
10 g Kochsalz gegessen hat. Die meisten<br />
Österreicher essen 12–15 g, ein Hyper-<br />
toniker sollte aber nicht mehr als 5–6 g<br />
pro Tag essen. Ich erhalte somit aus dem<br />
Harn viele wertvolle Informationen,<br />
auch in Hinblick auf ein Ansprechen<br />
einer Therapie mit ACE-Hemmern oder<br />
Angiotensin II-Blockern bei proteinurischen<br />
Patienten.<br />
Die amerikanischen Nephrologen<br />
sind in den letzten Jahren von der 24-<br />
Stunden Harnanalyse abgekommen.<br />
Argumentiert wird, dass dies viele<br />
Patienten nur ungern machen, viele<br />
sammeln den Harn unzuverlässig. Empfohlen<br />
wird daher einfach den Spontanharn<br />
zu nehmen und die Eiweißausscheidung<br />
so zu quantifizieren. Da hier<br />
natürlich (in Abhängigkeit von der<br />
Trinkmenge) ein Verdünnungseffekt<br />
möglich ist, weil der eine mehr oder<br />
weniger getrunken hat, braucht man<br />
eine Bezugsgröße und diese Bezugsgröße<br />
ist die Kreatinin-Konzentration<br />
im Harn. Man gibt also die Eiweißausscheidung<br />
in mg pro g Kreatinin, das<br />
ausgeschieden wird, als Quotient an.<br />
Auf der Nephrologie kombinieren wir<br />
beide Untersuchungsverfahren, weil sie<br />
nicht deckungsgleich sind. Die 24 Stunden-Harnuntersuchung<br />
wenden wir bei<br />
Patienten an, die zuverlässig und bereitwillig<br />
den Harn sammeln.<br />
Gibt es in der Praxis noch nicht entdeckte<br />
Nierenpatienten?<br />
Genaue Zahlen kann ich Ihnen nicht<br />
nennen. Aber man hört immer wieder,<br />
dass dies nur wenige Patienten seien.<br />
Das ist aber sicher nicht richtig. Pro Praxis<br />
gibt es häufig mehr als 200 Hypertoniker,<br />
mehr als 50 Diabetiker und viele<br />
seite 6 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong>
Patienten mit Herzinsuffizienz, die alle<br />
auch niereninsuffizient sind durch eine<br />
Reduktion der Nierendurchblutung. Mit<br />
zunehmendem Alter nimmt die Nierenfunktion<br />
ab und der Anteil älterer Menschen<br />
in unserem Land steigt stetig.<br />
Wir wissen seit einigen Jahren, dass<br />
die Nierenfunktion besser als die echokardiografische<br />
Untersuchung die<br />
Prognose des Patienten mit Herzinsuffizienz<br />
widerspiegelt. Patienten mit renovaskulärer<br />
Hypertonie durch Nierenarterienstenose<br />
benötigen nicht nur<br />
einen Stent in der Nierenarterie, sondern<br />
auch in 80% Stents in der Koronararterie.<br />
Daher ist die enge Kooperation<br />
mit dem Kardiologen besonders wichtig.<br />
Können Sie schätzen, wie viele Patienten<br />
davon betroffen sind?<br />
Eine riesige Klientel. Wir wissen aus<br />
amerikanischen Evaluationsdaten, dass<br />
ungefähr 15 bis 18 Mio. Amerikaner ein<br />
Nierenproblem oder eine Nierenerkrankung<br />
haben. Umgerechnet auf Österreich<br />
würde das bedeuten, dass das ca.<br />
400.000 bis 500.000 sind. Da frage ich<br />
mich, wo denn diese Patienten sind? Die<br />
Dunkelziffer ist jedenfalls erheblich.<br />
Wenn man diese Patienten sucht, wird<br />
man sie auch finden. Es gibt also viele<br />
Patienten mit Nierenproblemen und ein<br />
paar gute Möglichkeiten, wie man ihre<br />
Krankheit in den Griff bekommen kann.<br />
Das werden wir in Linz besprechen.<br />
Warum spüren Betroffene lange Zeit<br />
nicht, dass sie Nierenprobleme haben?<br />
In Deutschland gelten Patienten, die<br />
eine Nierenfunktion von 40% haben<br />
noch als „voll arbeitsfähig“. Bis zu einer<br />
solchen Nierenfunktionseinschränkung<br />
spürt der Patient offensichtlich keine subjektive<br />
Beeinträchtigung und meldet sich<br />
auch nicht beim Arzt. Außer er hat Bluthochdruck<br />
oder eine renale Anämie oder<br />
Ödeme, oder er bemerkt, dass der Harn<br />
schäumt. Vor allem Diabetiker mit einer<br />
Nierenfunktionseinschränkung haben<br />
früher eine renale Anämie. Erst ab einer<br />
weiteren Abnahme der Nierenfunktion<br />
spürt der Patient einen verminderten<br />
Appetit, Juckreiz, oder Schlafstörungen<br />
im Rahmen eines Restless-Legs-Syndroms,<br />
bedingt durch die Akkumulation<br />
von Toxinen. Auch die Müdigkeit nimmt<br />
wegen der Anämie zu. Die Symptome<br />
treten linear zur Abnahme der Nierenleistung<br />
auf.<br />
9/20<strong>09</strong> DER MEDIZINER<br />
Lohnt sich das Teamwork zwischen<br />
Hausarzt und Nephrologe für die<br />
Patienten?<br />
Ich empfehle, den Patienten frühzeitig<br />
beim Nephrologen vorzustellen, auch<br />
wenn er eine normale Nierenfunktion<br />
hat. Denn schon beginnende Nierenprobleme<br />
beschleunigen die Progression von<br />
KHK, Herzinsuffizienz und Diabetes. Ein<br />
multimorbider Patient mit mehreren<br />
Risikofaktoren,wie beispielsweise Diabetes,<br />
Bluthochdruck und Albuminurie, verliert<br />
im Jahr ungefähr 12–15% (GFR 12-<br />
15 ml/min) seiner Nierenfunktion. Wenn<br />
er jedoch optimal betreut wird und alle<br />
seine Risikofaktoren korrigiert werden,<br />
verliert er nur 3 bis 4 ml/min von seiner<br />
GFR, hat also weitere fünf bis zehn Jahre,<br />
bis er eventuell ins Dialysestadium<br />
kommt. Natürlich kann die Betreuung<br />
nur gemeinsam erfolgen.<br />
Die Stabilisierung der Nierenfunktion<br />
ist bei einem Patienten mit Diabetes<br />
oder Bluthochdruck also besonders<br />
wichtig!<br />
FOLGEN KRANKER NIEREN<br />
Coverstory<br />
Auf welche Medikamente muss der<br />
Hausarzt achten?<br />
Medikamente, die renal ausgeschieden<br />
werden, können unter der fehlenden Filtrationsleistung<br />
akkumulieren und toxisch<br />
werden. Prof. Franke gab in seinem Buch<br />
„Gerotherapie“ folgende Faustregel bei<br />
älteren Patienten an: Die Dosis von nierengängigen<br />
Medikamenten sollte ab dem<br />
60. Lebensjahr um 10% gesenkt werden,<br />
beim 70-Jährigen um 20%, beim 80-Jährigen<br />
um 30% usw. Die Liste der Substanzklassen<br />
mit potenzieller Akkumulation<br />
und möglichen Nebenwirkungen ist lange.<br />
In diesem Sinne wollen wir ja diesem Themenkomplex<br />
im Rahmen des Vormittags<br />
in Linz breiten Spielraum einräumen.<br />
Prof. DDr. Walter Hermann Hörl<br />
Univ. Klinik für Innere Medizin III<br />
Klin. Abt. für Nephrologie<br />
und Dialyse<br />
A-1<strong>09</strong>0 Wien, Währinger Gürtel 18-20<br />
walter.hoerl@meduniwien.ac.at<br />
Unterstützt von Novartis.<br />
seite 7
HERZINSUFFIZIENZ<br />
Fortbildung<br />
Einfluss der Hemmung des Renin-Angiotensin-<br />
Systems auf Vorhofflimmern<br />
Prim. Univ.-Doz. Dr. Johann Auer<br />
Vorhofflimmern zählt zu den häufigsten<br />
Arrhythmien und ist hinsichtlich der<br />
Behandlung komplex. Der Einsatz von<br />
pharmakologischen antiarrhythmischen<br />
Therapiestrategien zur Erhaltung von<br />
Sinusrhythmus ist auf Grund einer inadäquaten<br />
Effektivität und potentieller<br />
Nebenwirkungen limitiert 1 . Diese Tatsache<br />
resultiert in einem erhöhten Interesse,<br />
mittels neuer Behandlungskonzepte<br />
die Entwicklung eines Substrats für das<br />
Auftreten von Vorhofflimmern zu verhindern.<br />
Rezente Studien lassen vermuten,<br />
dass Hemmer des Angiotensin-Konversionsenzyms<br />
(ACE-Hemmer) und<br />
AT 1-Rezeptorblocker in diesem Zusammenhang<br />
vor allem bei Patienten mit<br />
linksventrikulärer Hypertrophie oder<br />
linksventrikulärer Dysfunktion vorteil-<br />
haft sein könnten 2 . Das klinische Potential<br />
und die zugrundeliegenden Mechanismen<br />
werden gegenwärtig intensiv<br />
untersucht.<br />
Angiotensin II ist in atriale Umbauprozesse<br />
(„strukturelles Remodeling“)<br />
involviert und hat direkte elektrophysiologische<br />
Wirkungen 3,4 . Experimentielle<br />
Studien zeigen eine Schutzwirkung hinsichtlich<br />
struktureller und elektrischer<br />
Umbauprozesse („elektrisches Remodeling“)<br />
unter dem Einsatz von ACE-<br />
Hemmern und Angiotensin-Rezeptorblockern.<br />
Zusätzlich wurden Effekte auf<br />
kardiale Ionenkanäle beschrieben 5,6 .<br />
Derzeit verfügen wir über keine<br />
Ergebnisse aus prospektiven randomi-<br />
Das Renin-Angiotensin-System-Übersicht (mod. nach Ref. 7)<br />
Abbildung 1<br />
sierten doppelblinden Studien, die den<br />
Einsatz von ACE-Hemmern und Angiotensin-Rezeptorblockern<br />
definitiv bewerten<br />
lassen würden.Allerdings werden<br />
solche Studien gegenwärtig durchgeführt<br />
und entsprechende Daten werden in<br />
naher Zukunft verfügbar sein (Abb. 1).<br />
Allgemeine Aspekte<br />
Es liegen zunehmend Daten für wichtige<br />
Effekte des Renin-Angiotensin-<br />
Aldosteron-Systems in Zusammenhang<br />
mit Vorhofflimmern vor. Angiotensinogen-Genpolymorphismen<br />
sind 8 mit einem<br />
erhöhten Risiko für Vorhofflimmern<br />
assoziiert und ACE-Hemmer oder<br />
Angiotensin-Rezeptorblocker können<br />
eine Prophylaxe vor dem Auftreten von<br />
Vorhofflimmern darstellen.<br />
Angiotensin II ist für die Regulation<br />
des Blutdrucks und darüber hinaus für<br />
Fibroblastenproliferation und kardiale<br />
Hypertrophie verantwortlich. Frühe klinische<br />
Studien konnten einen günstigen<br />
Effekt von ACE-Hemmern auf Morbidität<br />
und Mortalität bei Patienten mit Herzinsuffizienz<br />
zeigen 9,10 . ACE-Hemmer<br />
reduzieren auch ventrikuläre Arrhythmien<br />
nach Myokardinfarkt 11 . Eine retrospektive<br />
Analyse aus der SOLVD-Studie<br />
(Studies Of Left Ventricular Dysfunction)<br />
weist darauf hin, dass ACE-Hemmer bei<br />
Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz<br />
das Risiko für das Auftreten von<br />
Vorhofflimmern reduzieren können 12 .<br />
Andere Studien konnten protektive<br />
Effekte von ACE-Hemmern hinsichtlich<br />
des Auftretens von Vorhofflimmern bei<br />
Patienten mit Risikofaktoren wie arterieller<br />
Hypertonie mit Linksventrikelhypertrophie<br />
13 oder akutem Myokardinfarkt<br />
seite 8 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong><br />
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50
HERZINSUFFIZIENZ<br />
Fortbildung<br />
mit reduzierter linksventrikulärer Pumpfunktion<br />
nachweisen 14 . Eine rezente<br />
Metaanalyse weist darauf hin, dass Inhibitoren<br />
des Renin-Angiotensins-Systems<br />
sehr eindrucksvoll das Risiko für das Auftreten<br />
von Vorhofflimmern bei Patienten<br />
mit linksventrikulärer Dysfunktion reduzieren<br />
können 15 .<br />
ACE-Hemmer reduzieren die<br />
Inzidenz von neu aufgetretenem<br />
Vorhofflimmern<br />
Inhibitoren des Renin-Angiotensin-<br />
Systems scheinen Patienten mit Hypertonie<br />
und Linksventrikelhypertrophie,<br />
Patienten nach Myokardinfarkt mit linksventrikulärer<br />
Dysfunktion und Patienten<br />
mit chronischer Herzinsuffizienz vor dem<br />
Auftreten von Vorhofflimmern zu schützen<br />
12,14,16,17 . Die deutlichste Evidenz besteht<br />
für Patienten mit linksventrikulärer Dysfunktion<br />
und chronischer Herzinsuffizienz.<br />
Zumal Vorhofflimmern kein vordefinierter<br />
Endpunkt dieser retrospektiven<br />
Studie war, müssen die Ergebnisse in prospektiven<br />
Studien bestätigt werden.<br />
Die gegenwärtige Evidenz hinsichtlich<br />
Renin-Angiotensin-System-Antagonismus<br />
und Auftreten von Vorhofflimmern<br />
beschränkt sich auf Patienten, die eine<br />
obligatorische Indikation für die Anwendung<br />
von ACE-Hemmern/AT 1-Blocker<br />
(Hypertonie, Postmyokardinfarkt, chronische<br />
Herzinsuffizienz) haben 15 .Andere<br />
Patienten wurden bislang nicht systematisch<br />
getestet. Die derzeit laufende<br />
ACTIVE-Studie führt einen Studienarm,<br />
der Irbesartan vs. Placebo vergleicht<br />
18 . Eine weitere laufende Studie<br />
untersucht Olmesartan bei paroxysmalem<br />
Vorhofflimmern (ANTIPAF;Angiotensin-II-Antagonist<br />
In Paroxysmal<br />
Atrial Fibrillation).<br />
ACE-Hemmer verhindern<br />
Vorhofflimmerrezidiv nach<br />
elektrischer Kardioversion<br />
ACE-Hemmer führen zu günstigen<br />
hämodynamischen Effekten und verbessern<br />
die maximale Sauerstoffaufnahme<br />
bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz<br />
und Vorhofflimmern. Es zeigt<br />
sich darüber hinaus ein Trend zu einer<br />
besseren Erhaltung von Sinusrhythmus<br />
im Vergleich zu Placebo nach Kardioversion<br />
19 . Retrospektive Analysen aus<br />
Patienten der AFFIRM-Studie zeigten<br />
weniger Vorhofflimmerrezidive als bei<br />
mit ACE-Hemmern behandelten Patienten<br />
mit chronischer Herzinsuffizienz 20 .<br />
Madrid et al. führten eine prospektive<br />
Studie an Patienten nach elektrischer<br />
Kardioversion und unter Amiodaron-<br />
Therapie durch und randomisierten<br />
diese Patienten zu Irbesartan oder Placebo.<br />
Das Wiederauftreten von Vorhofflimmern<br />
war unter Irbesartan-Therapie<br />
signifikant reduziert 21 (Abb. 2).<br />
Ueng et al. konnten zeigen, dass die<br />
Therapie mit einem ACE-Hemmer,<br />
zusätzlich zu Amiodaron, das Wiederauftreten<br />
von Vorhofflimmern nach Kardioversion<br />
ebenfalls reduzieren kann 22 .<br />
Experimentielle Evidenz<br />
Drei potentielle Mechanismen können<br />
die antiarrhythmischen Wirkungen von<br />
Abbildung 2<br />
Das Wiederauftreten von Vorhofflimmern bei Patienten nach elektrischer Kardioversion<br />
mit vs. ohne Irbesartan-Therapie (mod. nach Ref. 21)<br />
ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptorblocker<br />
bei Vorhofflimmern erklären 2 :<br />
• Verbesserung der linksventrikulären<br />
Hämodynamik und reduzierte atriale<br />
Wandspannung.<br />
• Verminderte Angiontensin-II-induzierte<br />
Fibrose.<br />
• Direkte Modulation von Ionenkanalfunktionen.<br />
Prävention von Vorhofflimmern<br />
bei Patienten mit chronischer<br />
Herzinsuffizienz – Rolle der<br />
AT 1-Rezeptorblocker<br />
In der CHARM-Studie wurde in<br />
einem groß angelegten Programm der<br />
Effekt einer Angiotensin-Rezeptorblok-<br />
Abbildung 3<br />
Das Wiederauftreten von Vorhofflimmern bei Patienten nach elektrischer Kardioversion<br />
mit vs. ohne Irbesartan-Therapie (mod. nach Ref. 21)<br />
Auftreten von Vorhofflimmern bei Patienten mit Herzinsuffizienz (CHARM)<br />
seite 10 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong><br />
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HERZINSUFFIZIENZ<br />
Fortbildung<br />
ker-Therapie im Hinblick auf kardiovaskuläre<br />
Mortalität und Morbidität untersucht.<br />
Damit ergab sich die Gelegenheit,<br />
die Effekte von Cardesartan auf das Neuauftreten<br />
von Vorhofflimmern in dieser<br />
Population mit Herzinsuffizienz zu untersuchen.<br />
7.601 Patienten wurden mit symptomatischer<br />
Herzinsuffizienz zu Cardesartan<br />
oder Placebo randomisiert und<br />
im Mittel 37,7 Monate nachbeobachtet.<br />
Das Neuauftreten von Vorhofflimmern<br />
war ein vordefinierter sekundärer Endpunkt.<br />
83,9% der Patienten hatten kein Vorhofflimmern<br />
im Ausgangs-EKG.Von diesen<br />
Patienten entwickelten 6,15% während<br />
des Nachbeobachtungszeitraumes<br />
Vorhofflimmern. 5,55% der Patienten in<br />
der Candesartangruppe und 6,74% in der<br />
Placebogruppe zeigten während der<br />
Nachbeobachtung Vorhofflimmern (p =<br />
0,048). Nach Anpassung für Unterschiede<br />
hinsichtlich der Patientencharakteristika<br />
ergab sich eine 20%-ige relative Risikoreduktion<br />
für das Auftreten des Vorhofflimmerns<br />
während des Beobachtungszeitraums<br />
23 . Somit kann festgehalten werden,<br />
dass eine Therapie mit dem Angiotensin-<br />
Rezeptorblocker Candesartan das Neuauftreten<br />
von Vorhofflimmern bei Patienten<br />
mit symptomatischer Herzinsuffizienz<br />
reduzieren kann (Abb. 3).<br />
Daten aus der ValheFT-Studie konnten<br />
bei diesem Angiotensin-Rezeptorblocker-Effekt<br />
eine Reduktion des<br />
Risikos für das Auftreten von Vorhofflimmern<br />
bei Patienten mit chronischer<br />
Herzinsuffizienz bestätigen 24 .<br />
Schlussfolgerung<br />
Sowohl ACE-Hemmer als auch Angiotensin-Rezeptorblocker<br />
führen zu<br />
einer Reduktion der Vorhofflimmerinzidenz<br />
und können Komplikationen, die<br />
mit Vorhofflimmern in Zusammenhang<br />
stehen, reduzieren.<br />
Es sind allerdings weitere Daten aus<br />
doppelblinden prospektiven Untersuchungen<br />
erforderlich, um über eine<br />
solide Evidenz für den Einsatz von<br />
ACE-Hemmern und Angiotensin-<br />
Rezeptorblockern für die ausschließliche<br />
Prävention von Vorhofflimmern zu<br />
verfügen.<br />
Derzeit laufende Studien werden die<br />
Bedeutung dieser Substanzen im gesamten<br />
Spektrum des Managements von<br />
Vorhofflimmern näher definieren helfen.<br />
Es besteht derzeit klinische Evidenz für<br />
günstige Effekte von ACE-Hemmern bei<br />
Patienten mit Risikofaktoren für Vorhofflimmern<br />
wie Herzinsuffizienz, Hypertonie<br />
mit Linksventrikelhypertrophie oder<br />
Postmyokardinfarkt mit linksventrikulärer<br />
Dysfunktion.<br />
Es fehlen gegenwärtig allerdings weitgehend<br />
experimentielle Daten über die<br />
Effekte der Inhibierung des Renin-<br />
Angiotensin-Systems nach bereits aufgetretenen<br />
strukturellen Schäden, die<br />
ein hohes Risiko für das Auftreten von<br />
Vorhofflimmern darstellen (Herzinsuffizienz,<br />
Myokardinfarkt, Linksventrikelhypertrophie).<br />
Zusätzlich ist der Effekt<br />
einer Kombination von ACE-Hemmern<br />
und Angiotensin-Rezeptorblockern zur<br />
Prävention von Vorhofflimmern gegenwärtig<br />
nicht ausreichend untersucht.<br />
Die klinisch nachzuweisenden „antiarrhythmischen“<br />
Effekte von ACE-Hemmern<br />
und Angiotensin-Rezeptorblokkern<br />
sind vermutlich auf eine Prävention<br />
von strukturellen Umbauprozessen<br />
(„Remodeling“) zurückzuführen. Direkte<br />
Effekte auf Ionenkanäle könnten zusätzlich<br />
ebenso einen Beitrag leisten.Weitere<br />
experimentielle Daten aus derzeit laufenden<br />
Studien über atriales Remodeling und<br />
direkte elektrophysiologische Effekte der<br />
ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptorblocker<br />
werden in naher Zukunft eine<br />
weitere Charakterisierung und exaktere<br />
Klärung der zugrundeliegenden Pathomechanismen<br />
bringen.<br />
Literatur beim Verfasser<br />
Prim. Univ.-Doz. Dr. Johann Auer<br />
1. Interne Abteilung mit Kardiologie<br />
und Internistische Intensivmedizin<br />
Krankenhaus Braunau/<br />
Kreiskrankenhaus Simbach<br />
Ringstrasse 60, A-5280 Braunau<br />
Tel.: +43/7722/804 5100<br />
johann.auer@khbr.at<br />
Aethoxysklerol ® 0,5%, 1%, 2% und 3 %-Ampullen. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: 1 Ampulle zu 2 ml enthält 10 mg, bzw. 20 mg, bzw. 40 mg, bzw. 60 mg Lauromacrogol 400 (Synonym: Polidocanol). Sonstige<br />
Bestandteile: 84 mg Ethanol 96%, Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat, Kaliumdihydrogenphosphat, Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete: 1) Verödung von Besenreiservarizen (0,5% und 1%), 2) Verödung von sehr<br />
kleinen Varizen mit einem Durchmesser von weniger als 1 mm (retikuläre Varizen) (0,5%), Verödung von kleinen Varizen mit einem Durchmesser von 1-2 mm (retikuläre Varizen) (1%), Verödung von mittelgroßen Varizen mit einem Durchmesser<br />
von 2-4 mm (2%), Verödung von mittelgroßen bis großen Varizen mit einem Durchmesser von 4-8 mm (3%). Sklerosierung bei Hämorrhoidalleiden (Grad I und II) (3%). 0,5% und 1%: 3) Verödung oder Wandsklerosierung von<br />
endoskopisch diagnostizierten gastroösophagealen Varizen bei akuter Ösophagusvarizenblutung, Zustand nach Ösophagusvarizenblutung, Zustand nach einmaliger Sklerosierungstherapie, kompletter Pfortaderthrombose, Shuntthrombose<br />
bei intrahepatischem Block, ausgeprägten Varizen (Grad III IV) mit Sekundärgefäßen, Epithelverdünnungen und Druckwerten über 2,94 kPa. Für die einzelnen Konzentrationen von Aethoxysklerol gelten die folgenden<br />
Indikations¬abstufungen für die Stadien von Ösophagusvarizen: 0,5%: Wandsklerosierung (paravasal) der Speiseröhre: 1. akut in der Blutung, 2. elektiv im blutungsfreien Intervall (Erstsklerosierung), 3. prophylaktisch, vor einer Blutung<br />
(Erstsklerosierung). 1%: 1. Wandsklerosierung (paravasal) der Speiseröhre: Folgesklerosierungen bei Akutsklerosierung, elektiver und prophylaktischer Injektion von Ösophagusvarizen (beim Fehlen von Ulcerationen, sonst 0,5 %. Bei<br />
größeren Ulcera Abwarten für eine Woche.), 2. Intravasale Injektion, 3. Kombinierte intra- und paravasale Injektion. Gegenanzeigen: Die Anwendung von Aethoxysklerol ist absolut kontraindiziert bei: bekannter Allergie gegen Lauromacrogol<br />
400 oder einen der anderen Inhaltsstoffe von Aethoxysklerol, akuten schweren Systemerkrankungen (insbesondere wenn unbehan¬delt). Die Sklerosierung von Varizen ist absolut kontraindiziert bei: Immobilität, schwerer arterieller<br />
Verschlusskrankheit (Grad III und IV nach Fontaine), Patienten mit thrombembolischen Erkrankungen, Patienten mit hohem Thromboserisiko (z. B. Patienten mit bekannter hereditärer Thrombophilie oder Patienten mit mehreren<br />
Risikofaktoren, wie Einnahme von hormonalen Kontrazeptiva oder hormonaler Ersatztherapie, Adipositas, Rauchen, länger andauernden Phasen von Immobilität). Die Sklerosierung von Hämorrhoidalleiden ist absolut kontraindiziert bei:<br />
akuten Entzündungen im Analbereich (3%). Je nach Schweregrad kann eine Sklerosierung von Varizen und Hämorrhoidalleiden relativ kontraindiziert sein bei: fieberhaften Zuständen, sehr schlechtem Allgemeinzustand, Bronchialasthma<br />
oder bekannter starker Neigung zu Allergien. 0,5% und 1%: bei Besenreisern: arterielle Verschlusskrankheit (Grad II nach Fontaine), 0.5%-3%: Beinödemen (wenn nicht durch Kompression beeinflussbar), entzündlichen Hauterkrankungen<br />
im Behandlungsareal, Symptomen einer Mikroangiopathie oder Neuropathie, eingeschränkter Mobilität. Je nach Schweregrad kann eine Sklerosierung von Hämorrhoidalleiden ebenfalls relativ kontraindiziert sein bei: chronisch entzündlichen<br />
Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn), bekannter Hyperkoagibilität. 0,5% und 1%: Die Sklerotherapie von Ösophagusvarizen ist absolut kontraindiziert bei: Patienten im akuten Schockzustand. Da blutende Ösophagusvarizen<br />
eine akut lebensbedrohliche Situation darstellen, sind weitere Gegenanzeigen nicht zu berücksichtigen. Pharmakotherapeutische Gruppe: Sklerosierende Mittel zur lokalen Injektion. ATC-Code: C05BB02. Inhaber der<br />
Zulassung: Nycomed Austria GmbH, Linz. Verschreibungspflicht / Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Informationen zu Besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen<br />
mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. [08<strong>09</strong>]<br />
BLOPRESS ® 8 mg Plus- Tabletten, BLOPRESS ® 16 mg Plus- Tabletten. Zusammensetzung: 1 Tablette enthält 8 mg bzw. 16 mg Candesartan Cilexetil und 12,5 mg Hydrochlorothiazid. Hilfsstoffe: Carmellose Calcium, Hydroxypropylcellulose,<br />
Lactose-Monohydrat, Magnesiumstearat, Maisstärke, Macrogol und Eisenoxid rot (E172 - nur bei 16 mg). Anwendungsgebiete: Essentielle Hypertonie, wenn eine Monotherapie mit Candesartan Cilexetil oder Hydrochlorothiazid<br />
nicht ausreichend ist. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber den Wirkstoffen oder einem der sonstigen Bestandteile des Präparates oder gegenüber Sulfonamidderivaten. Schwangerschaft und Stillzeit; schwere Nierenschädigung;<br />
schwere Leberschädigung und/oder Cholestase. Refraktäre Hypokaliämie und Hyperkalzämie; Gicht. Pharmakologisch-therapeutische Gruppe: Angiotensin-II-Antagonisten und Diuretika. Abgabe: Rp, apothekenpflichtig.<br />
Packungsgröße: 28 Stück. Stand der Information: Mai 2007. Zulassungsinhaber: Takeda Pharma Ges.m.b.H., 1070 Wien, Seidengasse 33-35, Tel. 01/524 40 64, Fax: 01/524 40 66. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen<br />
und zu den besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen zur sicheren Anwendung sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />
BLOPRESS ® 4 mg - Tabletten, BLOPRESS ® 8 mg - Tabletten, BLOPRESS ® 16 mg - Tabletten, BLOPRESS ® 32 mg - Tabletten. Zusammensetzung: 1 Tablette enthält 4 mg, bzw. 8 mg, 16 mg oder 32 mg Candesartan Cilexetil. Hilfsstoffe:<br />
Carmellose Calcium, Hydroxypropylcellulose, Lactose-Monohydrat, Magnesiumstearat, Maisstärke, Macrogol und Eisenoxid rot (E172 - nur bei 8 mg und 16 mg). Anwendungsgebiete: Essentielle Hypertonie. Behandlung von Patienten<br />
mit Herzinsuffizienz und eingeschränkter linker Ventrikelfunktion (linksventrikuläre Auswurf-Fraktion 40%) als Zusatztherapie zu ACE-Hemmern oder wenn ACE-Hemmer nicht vertragen werden. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit<br />
gegenüber einem Bestandteil von Blopress“; Schwangerschaft und Stillzeit; schwere Leberfunktionsstörungen und/oder Cholestase. Pharmakologisch-therapeutische Gruppe: Angiotensin-II-Antagonisten. Abgabe: Rp, apothekenpflichtig.<br />
Packungsgröße: 28 Stück. Stand der Information: März 2007. Zulassungsinhaber: Takeda Pharma Ges.m.b.H., 1070 Wien, Seidengasse 33-35, Tel. 01/524 40 64, Fax: 01/524 40 66. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen,<br />
Wechselwirkungen und zu den besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />
Literatur: 1. Bönner G, Fuchs W. Fixed combination of candesartan with hydrochlorothiazide in patients with severe primary hypertension. Curr Med Res Opin. 2004; 20:597-602.<br />
2. König W. Comparison of the efficacy and tolerability of combination tablets containing candesartan cilexetil and hydrochlorothiazide or losartan and hydrochlorothiazide in patients with moderate to severe hypertension. Results of<br />
the CARLOS-Study. Clin Drug Invest. 2000; 19:239-246.<br />
seite 12 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong><br />
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50
OSTEOPOROSE<br />
Fortbildung<br />
Diagnostik und Therapie der Osteoporose –<br />
so verhindern Sie Knochenbrüche<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Christopher Niedhart<br />
Die Osteoporose ist eine systemische<br />
Skeletterkrankung, die durch eine unzureichende<br />
Knochenfestigkeit charakterisiert<br />
ist, welche zu einem erhöhten<br />
Frakturrisiko prädisponiert. Die Knochenfestigkeit<br />
spiegelt dabei primär das<br />
Zusammenwirken von Knochendichte<br />
und Knochenqualität wider. Sind bereits<br />
eine oder mehrere Frakturen als Folge der<br />
Osteoporose aufgetreten,spricht man von<br />
einer manifesten Osteoporose.<br />
Die WHO hat als Schwellenwert zur<br />
Diagnose einer Osteoporose eine Knochendichte<br />
von T ≤ 2,5 festgesetzt. In der<br />
Umsetzung der deutschen Leitlinien bedeutet<br />
dies jedoch nicht, dass jede<br />
Frau/jeder Mann mit einem T-Score von<br />
T ≤ 2,5 therapiebedürftig ist. Ziel einer<br />
Therapie ist die Reduktion osteoporoseassoziierter<br />
Frakturen (Fragilitätsfrakturen<br />
ohne adäquates Trauma). Da verschiedene<br />
Risikofaktoren, die im Folgenden<br />
dargestellt sind, das Frakturrisiko<br />
deutlicher beeinflussen als eine erniedrigte<br />
Knochendichte, allen voran das zunehmende<br />
Alter, sind für Deutschland alters-<br />
und risikofaktorassoziierte Schwellenwerte<br />
für den Beginn einer Therapie<br />
festgelegt worden.<br />
Prävalenz und Inzidenz<br />
der Osteoporose<br />
Die Prävalenz einer Osteoporose auf<br />
der Grundlage der WHO-Definition einer<br />
erniedrigten Knochendichtemessung<br />
(DXA T-Wert ≤ 2,5) liegt bei postmenopausalen<br />
Frauen bei etwa 7% im Alter<br />
von 55 Jahren und steigt auf 19% im Alter<br />
von 80 Jahren an. Für Männer liegen<br />
für den deutschen Sprachraum keine ausreichenden<br />
Angaben vor. Die jährliche<br />
Inzidenz nachweisbarer Wirbelkörperbrüche<br />
bei 50- bis 79-jährigen Frauen be-<br />
trägt etwa 1%, bei den Männern im gleichen<br />
Alter 0,6%.<br />
Auf Osteomalaziezeichen<br />
achten<br />
Es existieren bisher keine Warnzeichen<br />
zur Erkennung einer drohenden Fraktur.<br />
Zu beachten sind jedoch die Symptome<br />
eines chronischen, zur Osteomalazie führenden<br />
Vitamin-D-Mangels, der bei älteren<br />
Patienten mit einseitiger Ernährung<br />
und geringer Sonnenlichtexposition häufiger<br />
als vermutet ist.Typische Symptome<br />
des Vitamin-D-Mangels sind unspezifische<br />
Muskel-/Knochenschmerzen, Ermüdbarkeit,<br />
Muskelschwäche, Watschelgang,<br />
Hängebauch oder psychische Veränderungen.<br />
Bei diesen unspezifischen<br />
Symptomen sollte die Osteomalazie differentialdiagnostisch<br />
miterfasst werden.<br />
Ab 25 sinkt die Knochenmasse<br />
Die primäre Osteoporose entsteht<br />
durch kontinuierlichen Knochenmasseverlust<br />
von etwa 0,5–1% pro Jahr nach<br />
Erreichen der sogenannten „peak bone<br />
mass“ um das 25. Lebensjahr. Mit zunehmendem<br />
Alter steigt daher das Ri-<br />
Tabelle 1<br />
Risikofaktoren Osteoporose<br />
• zunehmendes Alter<br />
• weibliches Geschlecht<br />
• bestehende Fragilitätsfrakturen an<br />
der Wirbelsäule<br />
• periphere Frakturen nach Bagatelletrauma<br />
• positive Familienanamnese für<br />
Schenkelhalsfrakturen der Eltern<br />
• erhöhtes Sturzrisiko<br />
• Immobilität<br />
• Untergewicht<br />
• Nikotinkonsum<br />
siko einer Osteoporose signifikant an.<br />
Bei Frauen wird der Knochenverlust mit<br />
Eintritt in die Menopause durch den<br />
resultierenden Östrogenentzug häufig<br />
beschleunigt, Verluste bis zu 10% pro<br />
Jahr sind möglich.<br />
Basisdiagnostik zur Erkennung<br />
der Osteoporose<br />
Die Diagnose „Osteoporose“ sollte<br />
möglichst vor der ersten Fraktur, jedoch<br />
spätestens nach der ersten atraumatischen<br />
Fraktur gestellt werden. Da der<br />
osteoporoseassoziierten Fraktur in der<br />
Regel keine Symptome vorausgehen, ist<br />
es notwendig, das sogenannte 10-Jahres-<br />
Frakturrisiko für jeden Patienten individuell<br />
zu schätzen. Dies gelingt vor allem<br />
über folgende in den Leitlinien definierten<br />
Risikofaktoren (Tabelle 1).<br />
Zunehmendes Alter<br />
Mit jeder Dekade verdoppelt sich das<br />
Frakturrisiko. Alter als Frakturrisiko ist<br />
unabhängig von der Knochendichte und<br />
unabhängig von klinischen Risikofaktoren<br />
wie einer Immobilisation oder multiplen<br />
Stürzen,die ebenfalls mit dem Alter<br />
zunehmen.<br />
Weibliches Geschlecht<br />
Männer haben bei einem vergleichbaren<br />
Lebensalter und T-Wert der Knochendichte<br />
ein etwa 50% niedrigeres Risiko<br />
für osteoporotische Frakturen als<br />
Frauen.<br />
Bestehende Frakturen<br />
Wirbelkörperfrakturen nach Niedrigenergietrauma<br />
sind neben dem Lebensalter<br />
der stärkste unabhängige Risiko-<br />
seite 14 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong><br />
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50
OSTEOPOROSE<br />
Fortbildung<br />
Tabelle 2<br />
Alter (Jahre)<br />
Risikofaktoren Osteoporose<br />
Risikoprofil, bei dem eine Basisdiagnostik empfohlen<br />
wird, sofern der/die Risikofaktor(en) nicht behebbar ist<br />
Frau Mann (sind)<br />
50–60 60–70 Wirbelkörperfraktur periphere Fraktur als<br />
Einzelfallentscheidung<br />
60–70 70–80 Wirbelkörperfraktur periphere Fraktur proximale Femurfraktur<br />
eines Elternteils, Untergewicht, Nikotinkonsum<br />
multiple Stürze, Immobilität<br />
> 70 > 80 Lebensalter als Risiko ausreichend<br />
faktor für zukünftige Knochenbrüche.<br />
Dies gilt prognostisch sowohl für klinisch<br />
manifeste Wirbelkörperfrakturen als<br />
auch für radiologische Zufallsbefunde.<br />
Einzelne Wirbelkörperfrakturen 1. Grades<br />
(20–25% Höhenminderung) sind mit<br />
einem mäßigen, 1,5–2-fach erhöhten unabhängigen<br />
Risiko für osteoporotische<br />
Folgefrakturen verbunden. Zwei oder<br />
mehr Wirbelkörperfrakturen 1. Grades<br />
bzw.eine oder mehrere Frakturen 2.oder<br />
3.Grades sind ein sehr starker Risikofaktor<br />
für weitere osteoporotische Frakturen<br />
(relatives Risiko von 2-fach bis > 10fach<br />
erhöht).<br />
Eine osteoporotisch mitbedingte periphere<br />
Fraktur kann angenommen werden,<br />
wenn sie bei einem Sturz aus dem Stand<br />
oder aus geringerer Höhe aufgetreten ist.<br />
Positive Familienanamnese<br />
Die Anamnese einer proximalen Femurfraktur<br />
bei Vater oder Mutter gilt als<br />
prognostisch verlässlichste Angabe des<br />
genetischen Risikos für osteoporotische<br />
Frakturen.<br />
Erhöhtes Sturzrisiko<br />
Die Anamnese multipler Stürze in der<br />
Vorgeschichte erhöht das Risiko für periphere<br />
Frakturen bei postmenopausalen<br />
Frauen und älteren Männern. Gemeint<br />
sind damit Stürze ohne externe Einwirkung,<br />
die mehr als einmal in den letzten<br />
zwölf Monaten vor der Anamneseerhebung<br />
aufgetreten sind.<br />
Immobilität<br />
Mangelnde körperliche Aktivität oder<br />
mangelnde Fähigkeit körperlicher Aktivität<br />
ist ein Risikofaktor für Frakturen.<br />
Untergewicht<br />
Bei einem Untergewicht (Body-Mass-<br />
Index von < 20) ist das relative Risiko für<br />
eine proximale Femurfraktur bei Frauen<br />
und Männern etwa zweifach erhöht. Das<br />
erhöhte Frakturrisiko bei einem erniedrigten<br />
Körpergewicht ist eng mit einer erniedrigten<br />
Knochendichte assoziiert. Untergewicht<br />
ist somit im Wesentlichen ein<br />
von der Knochendichte abhängiger Risikofaktor.<br />
Nikotinkonsum<br />
Nikotinkonsum ist bei Frauen und<br />
Männern ein unabhängiger mäßiger<br />
Risikofaktor für Wirbelkörperfrakturen<br />
und periphere Frakturen, auch wenn die<br />
Bestimmung eines graduellen Risikos in<br />
Abhängigkeit von der Zahl der Zigaretten<br />
derzeit nur ungenau möglich ist (relatives<br />
Risiko 1,2- bis 1,8-fach erhöht).<br />
Von diesen genannten Risikofaktoren<br />
ist das zunehmende Alter der größte<br />
Risikofaktor. Ab einem 10-Jahres-Frakturrisiko<br />
von mehr als 20% sollte eine<br />
entsprechende Basisdiagnostik durchgeführt<br />
werden. Zur besseren Praktikabilität<br />
sind die Empfehlungen gemäß<br />
DVO-Leitlinien dekadenabhängig in Tabelle<br />
2 aufgeführt.<br />
Bei diagnostizierter Fragilitätsfraktur<br />
(Fraktur ohne adäquates Trauma) muss<br />
in jedem Fall die weiterführende Diagnostik<br />
und Differentialdiagnostik eingeleitet<br />
werden. Dies gilt auch für den radiologischen<br />
Zufallsbefund einer stattgehabten<br />
Wirbelkörperfraktur ohne<br />
erinnerliches adäquates Unfallereignis.<br />
Spätestens ab dem 60. Lebensjahr bei<br />
Frauen und dem 70. Lebensjahr bei Männern<br />
sollten die Risikofaktoren standardisiert<br />
abgefragt werden.Ab dem 70. Lebensjahr<br />
bei Frauen und dem 80. Lebensjahr<br />
bei Männern ist das Frakturrisiko<br />
auch ohne Risikofaktoren so hoch, dass<br />
eine weitere Diagnostik in jedem Fall<br />
notwendig ist.<br />
Zunehmendes Alter ist der größte Risikofaktor<br />
für eine Osteoporose. Daher<br />
sollte bei Frauen ab 70 und bei Männern<br />
ab 80 Jahren immer eine Basisdiagnostik<br />
erfolgen.<br />
Sekundäre Osteoporosen treten in<br />
Zusammenhang mit verschiedenen<br />
Grunderkrankungen oder der regelmäßigen<br />
Einnahme verschiedener Medikamente<br />
auf, als häufigster Auslöser einer<br />
sekundären Osteoporose sei hier das<br />
Kortison genannt (vgl. Tabelle 3). Bei<br />
der Gefahr einer sekundären Osteoporose<br />
ist die weitere Abklärung unabhängig<br />
vom Alter notwendig.<br />
Basisdiagnostik<br />
Folgende Untersuchungen schließen<br />
sich bei oben genannter Konstellation an:<br />
Anamnese und klinischer Befund<br />
Erfasst werden sollten Risikofaktoren,<br />
Sturzrisiko, Medikamente, mögliche sekundäre<br />
Osteoporoseformen, Körpergröße<br />
und -gewicht sowie Lokalisation<br />
von Schmerzen.<br />
Überprüfung der Koordinationsfähigkeit<br />
und Muskelkraft<br />
• Chair-Rising-Test (Muskelleistung)<br />
1. In 10 Sekunden so oft wie möglich<br />
von einem Stuhl aufstehen.<br />
2. < 5 Mal: erhöhte Sturzgefahr.<br />
• Tandemstand (Koordination)<br />
1. Zehn Sekunden mit den Füßen<br />
hintereinander auf einer Linie stehen.<br />
2. Bei drei Fehlversuchen: erhöhte<br />
Sturzgefahr.<br />
• Timed-up-and-go (Alltagsmotorik)<br />
1. Von einem Stuhl aufstehen, 3 m<br />
laufen, umdrehen und wieder hinsetzen.<br />
2. 30 Sekunden: ausgeprägte Mobilitätseinschränkung.<br />
Bestimmung der Knochendichte<br />
Das empfohlene Standardverfahren<br />
zur Knochendichtemessung ist die<br />
Osteodensitometrie mittels der „Dual-<br />
X-Ray-Absorptiometrie“ (DXA) an der<br />
Lendenwirbelsäule und am proximalen<br />
Femur. Für die Schätzung des Zehn-Jahres-Frakturrisikos<br />
in der DVO-Leitlinie<br />
wurde der niedrigere der beiden T-Werte<br />
der DXA-Messungen an der Lendenwirbelsäule<br />
und am Gesamtfemur zugrunde<br />
gelegt. Ist radiologisch mehr als eine typische<br />
osteoporotische Wirbelkörperfraktur<br />
gesichert, kann vor einer medikamentösen<br />
Therapieeinleitung auf eine Kno-<br />
seite 16 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong>
Tabelle 3<br />
Sekundäre Osteoporose möglich bei<br />
Grunderkrankung Dauermedikation<br />
Schilddrüsenfunktionsstörung Kortison<br />
Chronisch entzündliche Erkrankungen Sedativa, Antidepressiva, Serotonin-Reuptake-Inhibitoren<br />
(rheumatoide Arthritis, M. Crohn,…)<br />
Diabetes mellitus Protonenpumpeninhibitoren<br />
Niereninsuffizienz Schilddrüsenmedikation<br />
Malabsorption Aromatasehemmer, GnRH-Agonisten<br />
Alkoholismus Anti-Androgene<br />
Anorexia nervosa Thiazolidindion (Glitazon, nur bei Frauen)<br />
Gastrektomie/B II-Magenresektion<br />
Hyperparathyreoidismus<br />
Cushing-Syndrom<br />
Hypogonadismus (Männer)<br />
chendichtemessung verzichtet werden,<br />
wenn dies der klinischen Gesamtsituation<br />
angemessen ist.<br />
• Differentialdiagnostisches Labor zum<br />
Ausschluss anderer Knochenstoffwechselerkrankungen/malignerErkrankungen<br />
(BSG, Blutbild, Kalzium, Phosphat,<br />
Kreatinin, alkalische Phosphatase, γGT,<br />
TSH und Proteinelektrophorese).<br />
• Bei Rückenschmerzen oder Verdacht<br />
auf Fraktur Röntgen BWS/LWS in<br />
zwei Ebenen.<br />
Therapie der Osteoporose<br />
Die Therapie der Osteoporose teilt sich<br />
in sogenannte Basismaßnahmen und eine<br />
spezifische medikamentöse Therapie:<br />
Basismaßnahmen<br />
Unter Basismaßnahmen zur Osteoporose-<br />
und Frakturprophylaxe sind allgemeine<br />
Maßnahmen zu verstehen, durch<br />
deren Umsetzung für alle Bereiche von<br />
der Primär- bis zur Tertiärprophylaxe eine<br />
Verbesserung der Knochenstabilität und<br />
eine Verringerung sturzbedingter peripherer<br />
Frakturen erreichbar sind. Hierzu<br />
gehört ein regelmäßiges Übungsprogramm<br />
zur Förderung der Kraft und Koordination,<br />
das idealerweise im Rahmen<br />
einer Turn-/Rehagruppe durchgeführt<br />
wird. Sturzanamnese und die Beseitigung<br />
von Stolperfallen in der häuslichen Umgebung<br />
sowie die Medikamentenanamnese<br />
zur Erkennung sturzfördernder Medikamente<br />
sind sinnvoll.<br />
Eine knochengesunde Lebensweise<br />
ist anzuraten: Hierzu gehört in erster Linie<br />
die ausreichende Zufuhr von Vitamin<br />
D und Kalzium. Bei ausreichender<br />
Zufuhr von Kalzium (1.200–1.500 mg<br />
Kalzium/Tag) über Nahrungsmittel und<br />
9/20<strong>09</strong> DER MEDIZINER<br />
Mineralwasser ist eine zusätzliche Substitution<br />
nicht notwendig, eine Überdosierung<br />
ist zu vermeiden. Vitamin D<br />
muss in unseren Breitengraden in der<br />
Regel substituiert werden (Tagesbedarf<br />
800–1.200 IE). Untergewicht ist ebenso<br />
wie Rauchen zu vermeiden.<br />
Spezifische medikamentöse Therapie<br />
Die Einleitung einer spezifischen medikamentösen<br />
Therapie erfolgt bei einem<br />
10-Jahres-Frakturrisiko von mehr<br />
als 40% (vgl. Tabelle 4). Bei manifester<br />
Osteoporose mit bereits bestehender<br />
Fraktur wird eine Therapie unabhängig<br />
vom Alter bereits ab einem T-Score von<br />
–2 oder kleiner eingeleitet. Das Folgerisiko<br />
für Wirbelkörperfrakturen ist in den<br />
ersten Monaten bis Jahren nach einer<br />
frischen osteoporotischen Wirbelkörperfraktur<br />
besonders hoch, so dass eine<br />
rasche Therapieeinleitung wichtig ist.<br />
Die Empfehlungen für eine spezifische<br />
medikamentöse Therapie in Tabelle 4 berücksichtigen<br />
nur Geschlecht, Alter und<br />
Knochendichte als Risikofaktoren. Wenn<br />
zusätzlich einer der folgenden Risikofaktoren<br />
vorliegt,ist das Gesamtfrakturrisiko<br />
schätzungsweise um das 1,5- bis 2-fache<br />
höher, so dass eine 30%-ige Frakturwahrscheinlichkeit<br />
schon bei maximal um ei-<br />
OSTEOPOROSE<br />
Fortbildung<br />
nen T-Wert höheren Messwerten erreicht<br />
wird. Entsprechend verschiebt sich die<br />
Empfehlung für eine medikamentöse Therapie<br />
bei Vorliegen eines oder mehrerer<br />
dieser Risikofaktoren um maximal einen<br />
T-Wert nach oben. Zum Beispiel würde<br />
man einer 67-jährigen Frau mit einem der<br />
nachfolgenden Risiken bereits bei T-Werten<br />
zwischen –3,0 bis maximal –2,0 eine<br />
Therapie empfehlen, während die Empfehlung<br />
ohne Zusatzrisiko erst bei –3,0 gegeben<br />
wäre.Die Risiken,die hier einbezogen<br />
werden sollten, sind:<br />
• proximale Femurfraktur eines Elternteils,<br />
• periphere Fraktur nach Bagatelltrauma,<br />
• fortgesetzter Nikotinkonsum,<br />
• multiple Stürze,<br />
• Immobilität.<br />
Die in Bezug auf eine Fraktursenkung<br />
am besten belegten medikamentösen<br />
Therapieoptionen bei der postmenopausalen<br />
Frau sind:<br />
• die Bisphosphonate Alendronat,Risedronat,<br />
Ibandronat sowie Zoledronat,<br />
• Raloxifen als selektiver Östrogenrezeptor-Modulator<br />
(SERM),<br />
• Strontiumranelat,<br />
• Teriparatid/Parathormon als osteoanabole<br />
Substanzen.<br />
Für alle genannten Präparate ist eine<br />
Verminderung von Wirbelkörperfrak-<br />
Tabelle 4<br />
Empfehlung für eine spezifische medikamentöse Therapie<br />
Ohne WK-Fraktur bei<br />
Lebensalter (Jahre)<br />
T-Wert (nur anwendbar auf DXA-Werte)<br />
Frau Mann –2,0 bis –2,5 bis –3,0 bis –3,5 bis < –4,0<br />
–2,5 –3,0 –3,5 –4,0<br />
50–60 60–70 Nein Nein Nein Nein Ja<br />
60–65 70–75 Nein Nein Nein Ja Ja<br />
65–70 75–80 Nein Nein Ja Ja Ja<br />
70–75 75–80 Nein Ja Ja Ja Ja<br />
> 75 > 85 Ja Ja Ja Ja Ja<br />
Mit WK-Fraktur Ja – rasche Therapie wichtig, da hohes akutes Folgerisiko für WK-Frakturen!<br />
seite 17
OSTEOPOROSE<br />
Fortbildung<br />
turen nach drei Jahren in ähnlichem Umfang<br />
nachgewiesen. Für Alendronat,<br />
Östrogene, Risedronat, Strontiumranelat,<br />
Teriparatid und Zoledronat ist<br />
auch eine Verminderung peripherer<br />
Frakturen nachgewiesen.<br />
Auch Östrogene vermindern das Frakturrisiko.<br />
Bei postmenopausalen Frauen,<br />
die primär wegen vasomotorischer Symptome<br />
mit Östrogenen therapiert werden,<br />
ist mit Ausnahme sehr niedrig dosierter<br />
Präparate in der Regel keine weitere spezifische<br />
Osteoporosetherapie erforderlich.<br />
Außerhalb der Indikation der vasomotorischen<br />
Symptome kann eine Kombinati-<br />
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Siehe www.dinersclub.at<br />
Nähere Informationen auf<br />
Seite 50 und www.mediziner.at<br />
onstherapie mit Östrogenen und Gestagenen<br />
bei postmenopausalen Frauen mit<br />
hohem Frakturrisiko aufgrund des individuell<br />
unterschiedlichen,gesamt gesehenen<br />
jedoch ungünstigen Nutzen-Risiko-Verhältnisses<br />
nur ausnahmsweise zur Frakturprävention<br />
empfohlen werden.<br />
Für den Mann sind zur Therapie der<br />
Osteoporose in Deutschland lediglich<br />
Alendronat 10 mg täglich, Risedronat<br />
35 mg wöchentlich,Aclasta und Teriparatid<br />
zugelassen. Es gibt derzeit keine Belege<br />
für eine präferentielle Fraktur senkende<br />
Wirkung der o.g. Substanzen bei<br />
bestimmten Patientenuntergruppen (z.<br />
B. Alter, Höhe des Knochenumbaus,<br />
Ausmaß der Osteoporose). Die einzelnen<br />
Präparate zeigen Unterschiede bezüglich<br />
der Art der Wirkung und der<br />
Pharmakokinetik. Sie sind auch unterschiedlich<br />
gut bezüglich der Wirkung auf<br />
verschiedene Frakturarten und der langfristigen<br />
Fraktursenkung bei kontinuierlicher<br />
oder diskontinuierlicher Einnahme<br />
belegt. Eine generelle oder bei<br />
bestimmten Patientenuntergruppen vorhandene<br />
Überlegenheit eines bestimmten<br />
Medikaments im Hinblick auf eine<br />
Fraktursenkung ist aber nicht belegt.<br />
Für die individuelle Auswahl der Medikamente<br />
sollten die möglichen Nebenund<br />
Zusatzwirkungen und die Einnahmemodalität<br />
sowie bei Verordnung zulasten<br />
der GKV die Wirtschaftlichkeit in<br />
die Überlegungen einbezogen werden.<br />
Bisphosphonate<br />
Die Bisphosphonate sind die am häuigsten<br />
verordneten Antiresorptiva. Sie lagern<br />
sich am Knochen an und führen<br />
über eine Hemmung der Osteoklasten zu<br />
einer Verminderung der Knochenresorption<br />
und damit zur Frakturreduktion<br />
um 41–70% an der Wirbelsäule. Sie sind<br />
in der Regel gut verträglich und nebenwirkungsarm.<br />
Sie können aufgrund der<br />
sauren Struktur zu Reizungen des Ösophagus<br />
oder des Magens führen, insbesondere<br />
bei Fehleinnahme.<br />
Bei Gabe von oralen Bisphosphonaten<br />
sollte der Patient wiederholt auf die besonderen<br />
Einnahmemodalitäten (auf<br />
nüchternen Magen mit Leitungswasser,<br />
kein Mineralwasser! Keine anderen Medikamente<br />
gleichzeitig einnehmen, cave:<br />
Schilddrüsenmedikation! 30 Minuten<br />
nüchtern bleiben, nicht wieder hinlegen)<br />
hingewiesen werden, da die Resorptionsrate<br />
der Bisphosphonate sonst deutlich<br />
reduziert wird.<br />
Bei Unverträglichkeit der oralen<br />
Bisphosphonate kann die Umstellung auf<br />
intravenöse Gabe erfolgen (Ibandronat,<br />
Bonviva ® oder Zoledronat, Aclasta ® ).<br />
Kontraindikationen sind u.a.schwere Niereninsuizienz<br />
(GFR < 35 ml/h) oder<br />
schwere gastrointestinale/ösophageale Erkrankungen<br />
im letzten Jahr (orale Gabe),<br />
Hypokalzämien und die Unfähigkeit, 30<br />
Minuten aufrecht zu sitzen oder zu stehen.<br />
Ein Vitamin-D-Mangel muss vor Therapiebeginn<br />
mit Bisphosphonaten ausgeglichen<br />
werden. Eine spezifische medikamentöse<br />
Therapie mit einem Bisphosphonat,<br />
Raloxifen, Strontiumranelat<br />
oder Teriparatid ist ab einem 10-Jahres-<br />
Frakturrisiko von über 40% indiziert.<br />
Raloxifen<br />
… hat östrogenagonistische und östrogenantagonistische<br />
Wirkungen in den<br />
verschiedenen Zielgeweben. In Bezug<br />
auf den Knochenstoffwechsel wirkt es<br />
ähnlich wie die Östrogene resorptionshemmend.<br />
Die fraktursenkende Wirkung<br />
beruht vermutlich überwiegend auf einer<br />
Impressum: Verleger: Verlag der Mediziner gmbh. Herausgeber und Geschäftsführer: Peter Hübler.<br />
Projektleitung: Peter Hübler. Redaktion: Andrea Ballasch, Dr. Csilla Putz-Bankuti, Jutta Gruber, Dr.<br />
Birgit Jeschek, Bernhard Plank, Helga Rothenpieler. Anschrift von Verlag und Herausgeber: A-<br />
9375 Hüttenberg, Steirer Straße 24, Telefon: 04263/ 200 34. Fax: 04263/200 74. Redaktion: A-8020<br />
Graz, Payer-Weyprecht-Straße 33–35, Telefon: 0316/26 29 88, Fax: 0316/26 29 93. Produktion:<br />
Richard Schmidt. Druck: Medienfabrik Graz. E-Mail: office@mediziner.at. Homepage: www.mediziner.at.<br />
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Offenlegung nach § 25 Mediengesetz<br />
Medieninhaber: Verlag der Mediziner gmbh. Richtung der Zeitschrift: Medizinisch-pharmazeutisches Informationsjournal für<br />
österreichische Ärztinnen und Ärzte. Soweit in diesem Journal eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser<br />
zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, dass diese Ausgabe dem<br />
Wissenstand bei Fertigstellung des Journals entspricht. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen<br />
kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel<br />
der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebenen<br />
Empfehlungen für Dosierung oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in diesem Heft abweicht.<br />
Eine solche Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden<br />
sind. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellieren an jeden<br />
Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen. Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden nicht<br />
immer besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich<br />
um einen freien Warennamen handelt. Die mit FB (Firmenbeitrag) gekennzeichneten bzw. als Produktbeschreibung erkenntlichen<br />
Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen und geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Es handelt sich somit<br />
um „entgeltliche Einschaltungen“ im Sinne § 26 Mediengesetz.<br />
seite 18 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong>
Verbesserung der Skelettarchitektur. Daten<br />
über eine periphere Frakturreduktion<br />
liegen nicht vor. Als positiver Zusatznutzen<br />
ist die Reduktion östrogenrezeptorpositiver<br />
Mammakarzinome um 76% zu<br />
nennen. Kontraindikationen sind u. a. ein<br />
erhöhtes thromboembolisches Risiko sowie<br />
eingeschränkte Leberfunktion und<br />
schwere Niereninsuffizienz.<br />
Strontiumranelat<br />
… besitzt eine hohe Affinität zum Knochengewebe<br />
und wird am Knochen angelagert.<br />
Der genaue Wirkmechanismus<br />
ist unzureichend geklärt. Die Frakturreduktion<br />
beträgt an der Wirbelsäule 41%<br />
über drei Jahre, extravertebral 16%. Kontraindikationen<br />
sind schwere Niereninsuffizienz,<br />
bei erhöhtem Risiko für thromboembolische<br />
Ereignisse sollte Strontiumranelat<br />
mit Vorsicht angewandt werden.<br />
Teriparatid<br />
Im Gegensatz zu den bisher erhältlichen<br />
Antiresorptiva steht mit Teriparatid,<br />
dem N-terminalen Aminosäurefragment<br />
des humanen Parathormons, erstmals<br />
eine osteoanabole Therapie mit nachgewiesenem<br />
fraktursenkenden Effekt zur<br />
Verfügung. Teriparatid/Parathormon stimuliert<br />
bei erhaltenem Remodelling die<br />
osteoblastäre Neubildung von Knochengewebe.<br />
Das bedeutet, dass nicht nur die<br />
weitere Resorption von Knochensubstanz<br />
gebremst wird,sondern tatsächlich neuer,<br />
physiologischer Knochen mit typischer<br />
Mikroarchitektur gebildet werden kann.<br />
Vor allem bei den schweren Osteoporosen<br />
mit mehreren vorbestehenden<br />
Frakturen scheint Teriparatid Vorteile gegenüber<br />
anderen derzeit zur Verfügung<br />
stehenden Therapieoptionen zu besitzen.<br />
Hier kann die Behandlung mit Teriparatid<br />
zu einer Frakturreduktion um bis zu<br />
90% führen. Im Gegensatz zu den Antiresorptiva<br />
ist unter der Therapie mit Teriparatid<br />
zum ersten Mal auch der Zusammenhang<br />
zwischen der Zahl und Schwere<br />
vorbestehender Frakturen und dem weiteren<br />
Frakturrisiko aufgehoben.<br />
Die Therapie einer Osteoporose sollte<br />
mindestens drei bis fünf Jahre fortgesetzt<br />
werden. Kontrollen der Knochendichte<br />
sind nicht vor Ablauf von zwei<br />
Jahren erforderlich.<br />
Aus diesem Grund erscheint Teriparatid<br />
insbesondere bei schweren Verlaufsformen<br />
der manifesten Osteopo-<br />
9/20<strong>09</strong> DER MEDIZINER<br />
rose indiziert sowie bei Patientinnen, die<br />
auf die antiresorptiven Therapieformen<br />
nicht adäquat angesprochen haben.<br />
Für Parathormon ist eine Reduktion<br />
der Rate an Wirbelkörperfrakturen für<br />
Patientinnen mit und ohne vorbestehende<br />
Frakturen nachgewiesen. In den vorliegenden<br />
Studien ließ sich eine Reduktion<br />
der extravertebralen Frakturrate nicht<br />
nachweisen.<br />
Teriparatid (Forsteo ® ) ist zugelassen<br />
für die Behandlung der Osteoporose bei<br />
postmenopausalen Frauen und bei Männern<br />
mit einem hohen Frakturrisiko sowie<br />
der mit einer systemischen Langzeit-<br />
Glukokortikoidtherapie assoziierten<br />
Osteoporose bei Frauen und Männern<br />
mit hohem Frakturrisiko für 24 Monate.<br />
Parathormon (Preotact ® ) ist zugelassen<br />
zur Behandlung der Osteoporose von<br />
Hochrisikopatientinnen in der Postmenopause,<br />
die ein hohes Frakturrisiko aufweisen,<br />
für 24 Monate. Kontraindikationen<br />
sind u. a. metabolische Knochenerkrankungen<br />
mit Ausnahme der primären<br />
Osteoporose, jede ungeklärte Erhöhung<br />
des Serumkalziumspiegels oder der alkalischen<br />
Phosphatase, schwere Niereninsuffizienz<br />
oder eine vorausgegangene<br />
Strahlentherapie des Skeletts. Bei Gabe<br />
von Preotact ® sind regelmäßige Serumkalziumkontrollen<br />
notwendig.<br />
Außer den genannten Präparaten gibt<br />
es mehrere zusätzliche Osteoporose-<br />
Therapeutika, die zur Therapie der postmenopausalen<br />
Osteoporose zugelassen<br />
sind, deren Wirkung in Bezug auf eine<br />
Senkung von Wirbelkörperfrakturen<br />
aber mit einem niedrigeren Evidenzgrad<br />
belegt ist, als dies bei den o. g. Medikamenten<br />
der Fall ist. Zu diesen Präparaten<br />
zählen Alfacalcidol, Calcitonin, Etidronat,<br />
Fluoride und Nandrolon-Decanoat.<br />
Diese sollten nicht als Therapie der ersten<br />
Wahl dienen.<br />
Therapiedauer<br />
Von behebbaren, überwiegend monokausalen<br />
Ursachen einer sekundären<br />
Osteoporose abgesehen, ist die Osteoporose<br />
eine chronische Erkrankung. Die<br />
Therapiedauer sollte deshalb mindestens<br />
drei bis fünf Jahre betragen. Dies<br />
ist die minimale Zeitspanne, in der Aussagen<br />
zur fraktursenkenden Wirkung<br />
der Medikamente sicher getroffen werden<br />
können. Danach sollte der Patient<br />
erneut evaluiert werden. Die derzeitigen<br />
Behandlungskonzepte reichen von einer<br />
OSTEOPOROSE<br />
Fortbildung<br />
vorübergehenden Therapiepause bis hin<br />
zu einer Dauertherapie bei einem bleibend<br />
erhöhten Frakturrisiko.<br />
Verlaufskontrollen<br />
Patienten ohne medikamentöse Therapie,<br />
aber mit mäßig erhöhtem Risiko sollten<br />
bezüglich der Umsetzung der Basismaßnahmen,<br />
der Risikofaktoren und der<br />
zukünftigen Entwicklung des Frakturrisikos<br />
in Intervallen reevaluiert werden,<br />
die dem jeweiligen Risiko angemessen<br />
sind. Da über die Messfehlergrenze hinausgehende<br />
Abnahmen der Knochendichte<br />
vor Ablauf von zwei Jahren selten<br />
sind, werden Kontrolluntersuchungen<br />
der Knochendichte in der Regel nicht vor<br />
Ablauf von zwei Jahren empfohlen.<br />
Eine dokumentierte Größenabnahme<br />
seit der letzten Untersuchung von mehr<br />
als 2 cm oder akute Rückenschmerzen<br />
können Hinweise für neue Frakturen<br />
sein. In diesen Fällen wird eine radiologische<br />
Abklärung empfohlen.Bei Auffälligkeiten<br />
im Basislabor oder bei einem begründeten<br />
Verdacht auf Änderungen im<br />
Basislabor sollten entsprechende Laborkontrollen<br />
erfolgen.<br />
Nach Einleitung einer spezifischen medikamentösen<br />
Therapie werden klinische<br />
Untersuchungen anfangs in Abständen<br />
von drei bis sechs Monaten und später<br />
von sechs bis zwölf Monaten empfohlen.<br />
Ziele sind die Erfassung von Schmerzen,<br />
Funktionalität, Risikofaktoren, Umsetzung<br />
der Basismaßnahmen, Gewicht und<br />
Größe.<br />
Zur Abschätzung des medikamentösen<br />
Therapieerfolgs sind Knochendichtemessungen<br />
nur bedingt tauglich. Ein<br />
Nichtanstieg der Knochendichte unter<br />
einer antiresorptiven Medikation ist kein<br />
Hinweis für eine verminderte fraktursenkende<br />
Wirkung. Es gibt derzeit keine<br />
evaluierten Kriterien für ein medikamentöses<br />
Therapieversagen.<br />
Priv.-Doz. Dr. med.<br />
Christopher Niedhart<br />
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie/Rheumatologie<br />
Schwerpunktzentrum Osteologie<br />
(DVO), Chirotherapie, Sportmedizin,<br />
physikalische Therapie<br />
Lieckerstraße 23, D-52525 Heinsberg<br />
cniedhart@gmx.de<br />
seite 19
VIRUSHEPATITIS<br />
Fortbildung<br />
Therapie der Virushepatitis<br />
Dr. Susanne Abbrederis, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Vogel<br />
Hepatitis B<br />
Die Hepatitis B zählt nach wie vor zu<br />
den weltweit häufigsten Infektionskrankheiten.<br />
0,6–1 Million Menschen sterben<br />
pro Jahr an den Folgen einer Hepatitis B,<br />
als chronisch infiziert sind ca. 5% der<br />
Weltbevölkerung anzusehen. Von dementsprechender<br />
Wichtigkeit ist eine möglichst<br />
effiziente Therapie. In den letzten<br />
Jahren ließen sich diesbezüglich einige<br />
Neuerungen verzeichnen, betreffend<br />
sowohl die Auswahl an verschiedenen,<br />
teilweise neuen Präparaten, als auch Therapiestrategien.<br />
Therapieziel ist die Eradikation des<br />
Virus bzw. Hemmung der Virusreplikation<br />
und dadurch Verhinderung der Entzündungsaktivität,<br />
was in weiterer Folge<br />
das Fortschreiten der Lebererkrankung<br />
verhindert.<br />
Bei der Therapieindikation ist die<br />
quantitative Bestimmung der Hepatitis-<br />
B-Virus-DNA (HBV) mittlerweile zum<br />
zentralen Element geworden.Verwendet<br />
werden hierzu heute fast ausschließlich<br />
PCR-basierte Tests, deren Nachweisgrenze<br />
bei ca. 10 2 copies/ml anzusetzen ist<br />
(z.B. Cobas AmpliPrep ® /TaqMan ® ). Der<br />
Cut-off-Wert zur Therapieentscheidung<br />
liegt aktuell bei 10 4 copies/ml (entsprechend<br />
2.000 IU/ml), da nachgewiesen<br />
werden konnte, dass darüberliegende<br />
Werte mit einem deutlich höheren Risiko<br />
der Entwicklung einer Leberzirrhose<br />
und eines hepatozellulären Karzinoms<br />
vergesellschaftet sind. Weiters von<br />
Bedeutung bei der Therapieindikation<br />
sind der HBV-Genotyp – Genotypen A<br />
und B sprechen besonders gut auf Interferon<br />
an – und auch der Fibrosegrad<br />
(Histologie). Den Transaminasen kommt<br />
aufgrund häufig fluktuierender Werte<br />
eine eher untergeordnete Bedeutung zu.<br />
Bei fortgeschrittener Lebererkrankung<br />
besteht eine Therapieindikation unabhängig<br />
von der Virämie, ebenso bei lebertransplantierten<br />
Hepatitis-B-Patienten (+<br />
Immunglobulin). Im Falle geplanter<br />
Immunsuppression oder Chemotherapie<br />
sollen Anti-HBc-positive Patienten zuvor<br />
und zumindest drei bis sechs Monate<br />
nach Abschluss der immunmodulatorischen<br />
Therapie virostatisch behandelt<br />
werden. In der Schwangerschaft ist die<br />
Therapieindikation nach wie vor nicht<br />
exakt definiert – nach derzeitiger Empfehlung<br />
kann bei bekannter chronischer<br />
Hepatitis B im 1. und 2. Trimenon unter<br />
engmaschigen Kontrollen auf eine antivirale<br />
Therapie verzichtet werden (sofortiger<br />
Therapiebeginn mit Nukleosid- oder<br />
Nukleotidanalogon bei steigender Virusreplikation<br />
oder zunehmenden Transaminasenwerten),<br />
während<br />
im 3.Trimenon eine viro-<br />
statische Therapie häufiger<br />
notwendig zu sein<br />
scheint. Bei vorbestehender<br />
antiviraler Therapie<br />
wird ein Wechsel auf<br />
Lamivudin (oder Telbivudin<br />
oder Tenofovir,<br />
entsprechend FDA-<br />
Richtlinien) empfohlen.<br />
Bei der akuten Hepatitis<br />
B besteht aufgrund<br />
des zumeist benignen<br />
selbstlimitierten Verlaufes<br />
(beim immunkompetenten<br />
Patienten) keine<br />
Therapieindikation.<br />
Keine klare Therapieempfehlung gibt es<br />
bei noch nachweisbarer HBV-DNA drei<br />
Monate nach Krankheitsbeginn, da hier<br />
nicht sicher zwischen akuter Hepatitis B<br />
und akutem Schub einer zuvor nicht<br />
bekannten, jedoch bestehenden chronischen<br />
Hepatitis B unterschieden werden<br />
kann. Auch bei der fulminanten Hepatitis<br />
B gibt es derzeit keine definierte Therapieindikation,<br />
allerdings wurde von<br />
gutem Ansprechen auf Lamivudin<br />
berichtet.<br />
Das Therapieansprechen bei der<br />
chronischen Hepatitis B wird durch verschiedene<br />
Termini klassifiziert – virologischer<br />
(komplett oder inkomplett, abhängig<br />
vom Ausmaß der Hemmung der<br />
Virusreplikation), biochemischer (Abfall<br />
zuvor erhöhter Transaminasen) und<br />
histologischer (Abnahme der entzündlichen<br />
Aktivität und/oder des Fibrosegrades)<br />
Response, außerdem initialer (innerhalb<br />
von drei bis sechs Monaten nach<br />
Tabelle 1<br />
Wirksamkeit verschiedener Virostatika<br />
(48 bzw. 52 Wochen Therapiedauer)<br />
Substanz HBeAg+ HBeAg-<br />
HBV-DNA HBV-DNA<br />
< 300 copies/ml < 300 copies/ml<br />
Lamivudin 36% 72%<br />
Adefovir 25% 51%<br />
Entecavir 67% 90%<br />
Telbivudin 60% 88%<br />
Tenofovir 74% 91%<br />
GPT-Normalisierung GPT-Normalisierung<br />
Lamivudin 60% 72%<br />
Adefovir 48% 38%<br />
Entecavir 77% 78%<br />
Telbivudin 68% 74%<br />
Tenofovir 69% 77%<br />
seite 20 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong><br />
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50
VIRUSHEPATITIS<br />
Fortbildung<br />
Therapiebeginn), maintained (MTR,<br />
anhaltendes Ansprechen unter Therapie),<br />
end of treatment (ETR,Ansprechen zum<br />
Zeitpunkt des Therapieendes) und sustained<br />
(SR, nicht nachweisbare HBV-DNA<br />
mindestens 12 Monate nach Therapieende)<br />
Response.<br />
Zur Therapie der chronischen Hepatitis<br />
B stehen Interferon alpha,Nukleosid- und<br />
Nukleotidanaloga zur Verfügung, hierauf<br />
soll im Folgenden eingegangen werden.<br />
Zur Interferontherapie wird heute<br />
ausschließlich pegyliertes Interferon<br />
alpha eingesetzt (im Vergleich zum früher<br />
verwendeten Standard-Interferon<br />
alpha Applikation nur 1x/Woche notwendig).<br />
Die Therapiedauer ist auf ein<br />
Jahr limitiert. Gute Erfolge sind zu<br />
erwarten bei therapienaiven HBeAgpositiven<br />
Patienten mit niedriger Viruslast,<br />
hohen Transaminasenwerten, therapienaiven<br />
Patienten und nicht fortgeschrittener<br />
Lebererkrankung. Bei<br />
Leberzirrhose ist Interferon kontraindiziert,<br />
wie auch bei stark erhöhten Transaminasenwerten<br />
(> 10faches der Norm),<br />
Schwangerschaft und Stillzeit.<br />
Im Gegensatz zum Interferon zeigen<br />
Nukleosid- und Nukleotidanaloga ein<br />
deutlich günstigeres Nebenwirkungsprofil,<br />
sie werden außerdem (für den Patienten<br />
angenehmer) oral verabreicht und<br />
können auch bei fortgeschrittener und<br />
dekompensierter Lebererkrankung angewendet<br />
werden.<br />
Die Therapiedauer ist laut aktuellen<br />
Daten nach wie vor nicht exakt definiert.<br />
Falls eine HBeAg-Serokonversion<br />
eintritt, sollte jedenfalls noch für mindestens<br />
sechs Monate weitertherapiert<br />
werden, bei HBsAg-Serokonversion<br />
kann die Therapie beendet werden.<br />
HBeAg-negative Verläufe sollten dauertherapiert<br />
werden.<br />
Es steht mittlerweile eine große Auswahl<br />
an Virostatika zur Verfügung,Wirksamkeit<br />
siehe Tabelle 1.<br />
Ein großer Nachteil bei der Anwendung<br />
von Nukleosid- und Nukleotidanaloga<br />
ist in der Resistenzentwicklung zu<br />
sehen – gemäß aktuellen Daten für<br />
Lamivudin 71% nach vier Jahren, Adefovir<br />
30% nach fünf Jahren, Telbivudin<br />
18% nach zwei Jahren und Entecavir 1%<br />
nach drei Jahren. Gegen Tenofovir sind<br />
auch nach 2 Jahren noch keine Resistenzen<br />
aufgetreten. Resistenzen entstehen<br />
besonders häufig bei initial hoher Virämie,<br />
langer Therapiedauer, Noncompliance,<br />
Immunsuppression und Gabe von<br />
Nukleosid-/Nukleotidanaloga mit geringer<br />
antiviraler Aktivität und geringer<br />
genetischer Barriere.<br />
�����<br />
�������<br />
Selbst bei alten Narben aktiv!<br />
Rezeptfrei.<br />
An Nukleosidanaloga stehen derzeit<br />
Lamivudin (gute antivirale Wirksamkeit,<br />
aber häufige Resistenzentwicklung), Telbivudin<br />
(vergleichsweise weniger Resistenzen)<br />
und Entecavir (kaum Resistenzen<br />
bei Nukleosid-naiven Patienten, sehr<br />
gutes Langzeitansprechen) zur Verfügung,<br />
Clevudin und Emtricitabin (als<br />
Kombinationspräparat mit Tenofovir<br />
Reservemedikament) ist in Österreich<br />
noch nicht zugelassen. Im Bereich der<br />
Nukleotidanaloga kommen Adefovir<br />
(gut wirksam bei Lamivudinresistenz,<br />
jedoch relativ langsamer Wirkungseintritt)<br />
und Tenofovir (sehr gute antivirale<br />
Wirksamkeit, gut wirksam auch bei<br />
Lamivudinresistenz und Nichtansprechen<br />
auf Adefovir, bislang keine Resistenzen)<br />
zur Anwendung.<br />
2007 wurde für den Fall eines Non-<br />
Response bzw. ungenügenden Therapieansprechens<br />
auf initiale Therapie ein<br />
neues Schema zur Therapieempfehlung<br />
erarbeitet:<br />
• Bei fehlender Virussuppression nach 12<br />
Wochen sollte auf ein anderes Medikament<br />
umgestellt werden („Switch“).<br />
• Bei ungenügendem Ansprechen (Viruslast<br />
> 10 4 copies/ml nach 24 Wochen)<br />
wird Switch oder Hinzufügen eines<br />
anderen Nukleosid-/Nukleotidanalogons<br />
(„Add-on“) empfohlen.<br />
• Bei partiellem Ansprechen (Viruslast<br />
300–10 4 copies/ml nach 24 Wochen)<br />
Add-on und<br />
• im Falle eines kompletten Response<br />
(nicht nachweisbare HBV-DNA nach<br />
24 Wochen) soll die HBV-DNA alle<br />
sechs Monate kontrolliert werden.<br />
Diese „Roadmap“ ist allerdings als<br />
Orientierung zu sehen, es liegen noch<br />
keine prospektiven Daten vor. Die bisherigen<br />
Untersuchungen zeigen tendenziell<br />
bessere Ergebnisse für die Add-onals<br />
für die Switch-Therapie, sowohl<br />
betreffend Suppression der HBV-DNA<br />
als auch Resistenzentwicklung und Progression<br />
der Lebererkrankung.<br />
Hepatitis C<br />
Die Prävalenz der chronischen Hepatitis<br />
C liegt in Österreich zwischen 0,5%<br />
und 0,8% (Nord-Süd-Gefälle in Niedrigendemiegebieten:Nordeuropa-Prävalenz<br />
< 0,5%, Südeuropa 1–2%). Durch<br />
fortschreitende Verbesserung der Hygienemaßnahmen<br />
konnte das Hepatitis-C-<br />
Infektionsrisiko aus dem medizinischen<br />
Bereich zumindest in Europa weitgehend<br />
verdrängt werden und konzentriert<br />
sich nun hauptsächlich auf i.v.-Drogenabhängige<br />
(in zunehmendem Ausmaß<br />
Ansteckung auch z.B. im Homosexuellenbereich).<br />
Etwa 50% der akuten symptomatischen<br />
Hepatitis-C-Infektionen heilen<br />
spontan aus, in der anderen Hälfte der<br />
Fälle kommt es zu einem chronischen<br />
Verlauf, dessen Fortschreiten von mehreren<br />
Faktoren – ungünstig sind z.B.<br />
höheres Alter bei Ansteckung, männliches<br />
Geschlecht, Superinfektion mit<br />
Hepatitis B oder HIV – abhängt. Neben<br />
der Fettlebererkrankung ist die chronische<br />
Hepatitis C in den westlichen Industrieländern<br />
die häufigste Ursache für<br />
die Entwicklung einer Leberzirrhose.<br />
Ziel der Therapie ist die Viruseliminierung,<br />
was derzeit bei ca. 55% der Patienten<br />
erreicht werden kann. Zur Standardtherapie<br />
wird eine Kombination aus<br />
pegyliertem Interferon alpha und Ribavirin<br />
eingesetzt. Die Therapiedauer<br />
hängt hauptsächlich ab vom Hepatitis-C-<br />
Genotyp (HCV-GT; in Westeuropa v.a.<br />
GT 1, weniger GT 2 und 3, in Nordafrika<br />
und Kleinasien vornehmlich GT 4, in<br />
Asien hauptsächlich GT 5 und 6), weiters<br />
auch von der HCV-RNA-Konzentration<br />
vor Therapiebeginn, dem Stadium<br />
der Lebererkrankung und der<br />
Geschwindigkeit des Abfalls der Viruslast<br />
unter Therapie.<br />
Nach derzeitigen Empfehlungen, die<br />
weitgehend durch prospektive randomisierte<br />
Studien abgesichert sind, beträgt<br />
beim HCV-GT 1 die Standard-Therapie-<br />
Dauer 48 Wochen. Optimale Ergebnisse<br />
seite 22 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong><br />
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50
werden erreicht, wenn nach drei Monaten<br />
die HCV-RNA nicht mehr nachweisbar<br />
ist (= ‚complete early virologic<br />
response’, cEVR). Im Falle eines HCV-<br />
RNA-Abfalls in Woche 4 auf nicht messbare<br />
Werte (unter 12–15 IU/ml; = ‚rapid<br />
virlogic response’, RVR) ist eine Therapieverkürzung<br />
auf 24 Wochen möglich.<br />
Voraussetzung hierfür ist eine initiale<br />
HCV-RNA-Konzentration < 6 x 10 5<br />
IU/ml. Bei ‚slow response’, das<br />
heißt, wenn erst in Woche 24<br />
die HCV-RNA-Last < 12–15<br />
IU/ml abgefallen ist, wird eine<br />
Verlängerung der Therapie auf<br />
72 Wochen empfohlen. Weiters<br />
sollte ein Therapieabbruch vorgenommen<br />
werden, wenn in<br />
Woche 12 der Abfall der HCV-<br />
RNA-Last < 2 log-Stufen<br />
beträgt bzw. in Woche 24, falls<br />
der HCV-PCR-Nachweis<br />
anhaltend positiv ist.<br />
Beim HCV-Genotyp 2 und<br />
3 dauert die Standardtherapie<br />
24 Wochen. Bei RVR (siehe<br />
oben) ist eine Beendigung<br />
nach 12 bzw. 16 Wochen möglich,<br />
falls die initiale HCV-<br />
RNA-Last < 4–8x10 5 IU/ml<br />
war. Im Falle eines slow<br />
response, das bedeutet in diesem<br />
Fall einen Abfall der<br />
HCV-RNA-Last erst in<br />
Woche 12 > 2 log-Stufen, wird<br />
eine Verlängerung der Therapie<br />
auf 48 Wochen empfohlen.<br />
Ein Therapieabbruch soll<br />
erfolgen, wenn in Woche 12<br />
der HCV-RNA-Abfall < 2<br />
log-Stufen beträgt.<br />
Generell keine Therapieverkürzungen<br />
sollen bei fortgeschrittener<br />
Fibrose (Bestimmung<br />
mittels Histologie bzw.<br />
Fibroscan, wobei im „Graubereich“<br />
zwischen 6kPa und<br />
12kPa gemäß neuester Daten<br />
zur weiterführenden Abklärung<br />
bezüglich Therapieindikation<br />
eine Leberpunktion<br />
empfohlen wird) oder Zirrhose<br />
sowie Koinfektion mit<br />
HIV vorgenommen werden,<br />
eventuell auch nicht bei Insulinresistenz<br />
und metabolischem<br />
Syndrom.<br />
An der Entwicklung neuer<br />
Therapieen wird intensiv gearbeitet.<br />
Im Bereich der Interfe-<br />
9/20<strong>09</strong> DER MEDIZINER<br />
rone ist das Albumin-Interferon derzeit<br />
am weitesten fortgeschritten, der Vorteil<br />
liegt in der nur alle zwei bis vier Wochen<br />
notwendigen Applikation. In Entwicklung<br />
sind außerdem spezifische Protease-<br />
und Polymeraseinhibitoren („specially<br />
targeted antiviral therapy in<br />
hepatitis C“ – „STAT-C“), erste viel versprechende<br />
klinische Ergebnisse liegen<br />
vor für Telaprevir und Boceprivir.<br />
Hepatitis A<br />
VIRUSHEPATITIS<br />
Fortbildung<br />
Die Hepatitis A wird beinahe ausschließlich<br />
auf fäkal-oralem Weg übertragen<br />
und spielt vor allem in der Reisemedizin<br />
eine Rolle. Gegen Ende der<br />
Inkubationszeit (zwei bis sechs Wochen)<br />
wird das Hepatitis-A-Virus (HAV) in<br />
hoher Konzentration im Stuhl ausgeschieden,<br />
wo es nach Krankheitsausbruch nur<br />
Jucken ist gemein. Bufexamac tut gut;<br />
bei Pruritus das topische NSAR.<br />
www.dermapharm.at<br />
seite 23
VIRUSHEPATITIS<br />
Fortbildung<br />
noch in ca. 50% der Fälle nachweisbar ist.<br />
Ca. 25% der Erwachsenenverläufe sind<br />
asymptomatisch, in den meisten Fällen<br />
kommt es jedoch zu typischen Symptomen<br />
einer akuten Hepatitis wie Ikterus<br />
mit lästigem protrahiertem Juckreiz,<br />
Oberbauchbeschwerden, Fieber etc. Fulminante<br />
Verläufe sind sehr selten (bei<br />
über 40-Jährigen in ca. 2%). Chronische<br />
Verläufe kommen nicht vor, nach durchgemachter<br />
Infektion bleibt lebenslange<br />
Immunität.<br />
Eine spezifische Therapie der Hepatitis<br />
A existiert nicht, im Falle einer Erkrankung<br />
ist symptomatische Therapie wie<br />
Flüssigkeitszufuhr, Bettruhe etc. ausreichend.<br />
Für die Grundimmunisierung werden<br />
zwei Dosen Totimpfstoff im Abstand von<br />
sechs bis zwölf Monaten verabreicht, die<br />
Impfung ist nicht nur in der Reisemedi-<br />
zin oder für klinische Berufe, sondern<br />
jedem Menschen zu empfehlen.<br />
Hepatitis E<br />
Die Hepatitis E ist in ihrer Charakteristik<br />
der Hepatitis A sehr ähnlich,<br />
unterscheidet sich jedoch in einigen sehr<br />
wesentlichen Aspekten von derselben.<br />
Hauptverbereitungsgebiet ist Zentralund<br />
Südostasien, Nord- und Westafrika,<br />
Mittelamerika und Mittlerer Osten, der<br />
Übertragungsweg ist auch fäkal-oral<br />
und die Inkubationszeit mit durchschnittlich<br />
40 Tagen etwas länger. Das<br />
klinische Bild ist dem der Hepatitis A<br />
sehr ähnlich, der Verlauf jedoch meist<br />
schwerer (Mortalität 4% versus 2% bei<br />
der Hepatitis A). Aus bisher unklaren<br />
Gründen besteht bei Schwangeren, die<br />
an Hepatitis E erkranken, eine deutlich<br />
gesteigerte Mortalität von bis zu 20%.<br />
„Ich kann Blinde sehend machen.“<br />
Herr Gerhard Fillitz aus Göttlesbrunn, Spender seit 2008<br />
Mit nur 30 EURO geben Sie einem blinden Menschen in der<br />
Dritten Welt das Augenlicht zurück. Spenden Sie Licht für<br />
die Welt. PSK 92.011.650. Danke. www.licht-fuer-die-welt.at<br />
Beim Menschen sind vier Hepatitis-E-<br />
Genotypen bekannt (1–4), welche sich<br />
durch regionale Verteilung auszeichnen.<br />
Auch in Österreich werden immer wieder<br />
Hepatitis-E-Fälle beobachtet – 2006 13<br />
Fälle, 2007 4 Fälle, 2008 7 Fälle –, zum Teil<br />
eingeschleppt aus dem suptropischen<br />
Bereich oder der ehemaligen UdSSR, es<br />
treten aber vereinzelt auch lokale Infektionen<br />
auf.<br />
Bei immunkompetenten Patienten<br />
wurden bislang keine chronischen Verläufe<br />
beobachtet, rezenten Daten zufolge<br />
konnte jedoch eine Chronifizierung bei<br />
immunsupprimierten Patienten dokumentiert<br />
werden (beschrieben bei Z.n.<br />
Leber-, Nieren- und Pankreastransplantation<br />
sowie nach Chemotherapie). Dies<br />
könnte in manchen Fällen die bisher<br />
unklare Ursache für Post-Transplant-<br />
Hepatitis oder Zirrhoserezidiv darstellen.<br />
Eine spezifische Therapie der Hepatitis<br />
E existiert nicht, wie bei der Hepatitis<br />
A ist man auf symptomatische Therapie<br />
beschränkt. Ein Hepatitis-E-Impfstoff<br />
wurde bereits entwickelt und wird derzeit<br />
noch getestet.<br />
Literatur bei den Verfassern<br />
Dr. Susanne Abbrederis,<br />
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Vogel<br />
Univ.-Klinik für Innere Medizin<br />
Klinische Abteilung für<br />
Gastroenterologie und Hepatologie<br />
Anichstraße 35, A-6020 Innsbruck<br />
susanne.abbrederis@i-med.ac.at<br />
seite 24 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong>
DEMENZTHERAPIE<br />
Fortbildung<br />
Der Kassenarzt – zum Schummeln verpflichtet?<br />
Die fünf häufigsten Lügen<br />
in der Demenztherapie<br />
Dr. Michael Ackerl<br />
Lüge Nr. 1: Die wundersame<br />
SDAT-Vermehrung<br />
„Guten Tag, Herr M., was kann ich für<br />
Sie tun?“ „Herr Doktor, ich bin in den<br />
letzten sechs Monaten so vergesslich<br />
geworden, da habe ich meinen Hausarzt<br />
aufgesucht und der hat mich dann an Sie<br />
überwiesen.“, meint Herr M. und erwartet<br />
nun zu Recht eine State-of-the-Art-<br />
Demenzabklärung und, wenn nötig,<br />
Therapie. Gut, ich erhebe nun bei Herrn<br />
M. eine genaue Anamnese und Außenanamnese,<br />
weiters einen detaillierten<br />
neurologischen und psychopathologischen<br />
Status und führe einen MMSE<br />
durch, der 22 von 30 möglichen Punkten<br />
ergibt. Daraufhin führe ich bei Herrn M.<br />
eine Blutabnahme inklusive Vitamin<br />
B12 und Folsäurespiegel, Schilddrüsenparametern,<br />
Elektrolyten und Routineparametern<br />
durch, was bis auf eine<br />
mäßiggradige Hyperlipidämie unauffällig<br />
bleibt. Gleichzeitig veranlasse ich<br />
eine CCT, welche bis auf eine mäßiggradige<br />
Leukoaraiose und eine mäßige diffuse<br />
Atrophie ebenfalls normal verbleibt.<br />
Nachdem Herr M. doch einige<br />
vaskuläre Risikofaktoren hat, führe ich<br />
auch einen Carotisduplex durch, welcher<br />
bis auf ein paar Plaques unauffällig<br />
ist. Nachdem ich nun die Diagnose einer<br />
Mischdemenz gestellt habe und weiß,<br />
dass neben einer exakten Einstellung<br />
der vaskulären Risikofaktoren hier auch<br />
Cholinesterasehemmer Evidenz haben,<br />
ergibt sich für mich nun folgendes therapeutisches<br />
Dilemma:<br />
• Ich gebe die Diagnose „Mischdemenz“<br />
der Krankenkasse bekannt und verschreibe<br />
dem Patienten einen Cholinesterasehemmer,<br />
obwohl im EKO diese<br />
Diagnose nicht erstattungsfähig ist.<br />
Der überprüfende Chefarzt ist natürlich<br />
auch an den EKO gebunden (oder<br />
sollte es zumindest sein), erstattet das<br />
Medikament nicht, Herr M. erhält<br />
keine State-of-the-Art-Therapie und<br />
ich bekomme von der Kasse eine Verwarnung<br />
und darf die letzten drei<br />
Monate Therapie von Herrn M. selbst<br />
bezahlen – aber ich habe nicht gelogen.<br />
• Ich verschreibe Herrn M. ein Privatrezept,<br />
wobei die Hälfte seiner Mindestrente<br />
von 768 Euro für eine Monatsration<br />
Cholinesterasehemmer draufgeht.<br />
Herr M. ist empört und sucht im nächsten<br />
Quartal einen anderen Kassenneurologen<br />
auf – aber ich habe nicht<br />
gelogen.<br />
• Ich teile der Kasse die Diagnose SDAT<br />
mit und alles funktioniert prima (wiewohl<br />
statistisch gesehen eine wundersame<br />
Vermehrung der Alzheimerfälle<br />
auf nahezu 100% auf Kosten der anderen<br />
Demenzen stattfindet) – ein bisserl<br />
wird man doch noch schummeln dürfen…..ist<br />
ja zum Wohle des Patienten…..<br />
Lüge Nr. 2: DLB = PDK =<br />
SDAT + PD<br />
„Na, Frau H., jetzt waren Sie aber<br />
schon lange nicht mehr da, wo drückt<br />
denn der Schuh?“. Der besorgte Sohn<br />
von Frau H., der vorsorglich mitgekommen<br />
ist, antwortet statt ihr: „Naja, in<br />
letzter Zeit wird meine Mutter so unbeweglich<br />
und steif, die linke Hand zittert,<br />
wenn sie beobachtet wird. Außerdem<br />
sieht sie in letzter Zeit immer Gestalten,<br />
vor allem in der Nacht. Manchmal redet<br />
sie sogar mit ihnen.Ach – und, natürlich,<br />
ziemlich vergesslich ist sie auch geworden….“<br />
Nun, ich denke mir eigentlich<br />
schon a priori, dass hier Lewy-Körperchen<br />
im Spiel sein dürften, passe bei der<br />
klinischen Untersuchung ganz genau<br />
auf extrapyramidale Symptome und<br />
produktive Symptomatik auf, ansonsten<br />
führe ich die selben Tests wie bei Herrn<br />
M. durch, na ja, den Carotisduplex kann<br />
man sich vielleicht ersparen, aber was<br />
solls….<br />
Nun gut, ich diagnostiziere eine Lewy-<br />
Body-Demenz und weiß genau, dass<br />
neben einer entsprechenden Parkinson-<br />
Therapie laut Konsensusstatement der<br />
ÖAG ein Cholinesterasehemmer indiziert<br />
ist. Da aber laut EKO nur die Diagnose<br />
SDAT und für Rivastigmin<br />
zusätzlich die Diagnose Parkinson-<br />
Demenz-Komplex erlaubt ist, wird aus<br />
der Lewy-Body-Demenz ein Parkinson-<br />
Demenz-Komplex und ich verordne<br />
Frau H. Rivastigmin. Nachdem sie aber<br />
auf eine suffiziente orale Dosis Durchfälle<br />
bekommt und das Pflaster leider<br />
nicht auf der Haut verträgt, wird aus<br />
dem Parkinson-Demenz-Komplex flugs<br />
eine SDAT verbunden mit einem Parkinsonsyndrom<br />
und ich kann Donepezil<br />
verordnen; im wesentlichen wiederholt<br />
sich das Szenario wie bei Herrn M.<br />
geschildert – aber gut – ist ja zum Wohle<br />
der Patientin….<br />
Lüge Nr. 3: MMSE 12 = MMSE 10 =<br />
MMSE 8<br />
Frau K. ist schon einige Jahre wegen<br />
einer Demenz in meiner Betreuung. Sie<br />
ist in einem relativ frühen Stadium zu<br />
mir gekommen, ihr Ausgangs-MMSE<br />
seite 26 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong><br />
© FOTO WILKE<br />
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50
DEMENZTHERAPIE<br />
Fortbildung<br />
betrug 24 Punkte. Im Laufe der Jahre ist<br />
es naturgemäß trotz regelmäßiger Einnahme<br />
von Galanthamin in ausreichender<br />
Dosierung zu einer progredienten<br />
Verschlechterung ihrer kognitiven Leistungen<br />
gekommen, nun stehen wir bei<br />
einem MMSE von 11. Frau K. verträgt<br />
ihr Medikament sehr gut, allerdings<br />
müsste es jetzt laut EKO abgesetzt werden,<br />
obwohl durch ausgezeichnete Evidenzen<br />
gesichert ist, dass Cholinesterasehemmer<br />
auch im Bereich MMSE < 10<br />
wirksam sind. Ich stehe jetzt vor folgenden<br />
Alternativen:<br />
• Ich setze EKO-konform den Cholinesterasehemmer<br />
ab, was zu einer Verschlechterung<br />
des AZ und der Restkognition<br />
der Patientin führt und<br />
indirekt wieder Mehrkosten über vermehrten<br />
Betreuungs- und Pflegeaufwand<br />
bringt – aber ich habe nicht<br />
gelogen.<br />
• Ich stelle Frau K. auf Memantine um,<br />
was zwar dem EKO entspricht, allerdings<br />
ist dies mit der Umstellung<br />
eines effizienten und von der Patientin<br />
lange Jahre gewohnten Präparats<br />
verbunden, was besonders Demenzpatienten<br />
erhebliche Probleme bereiten<br />
kann, aber zu keinerlei Kostenersparnis<br />
führt – aber ich habe nicht<br />
gelogen.<br />
• Ich schummel in den nächsten Jahren<br />
ein bisschen beim MMSE (so nach<br />
dem Motto „Darf´s ein bisserl mehr<br />
sein“) – alle sind zufrieden (nur ich<br />
nicht ganz…).<br />
Lüge Nr. 4: Memantine gibt man<br />
nur bei schweren Demenzen<br />
Herr L. ist ein lebenslustiger, wenngleich<br />
mäßig dementer Frühachtziger.Als<br />
ich ihn kennenlerne, hat er einen MMSE<br />
von 18. Nachdem ich mir nach entsprechender<br />
Abklärung vorstellen kann, dass<br />
seine Demenz rascher progredient verlaufen<br />
könnte, würde ich ihn gerne auf<br />
Memantine einstellen, da ich weiß, dass<br />
hier für einen Bereich mit MMSE < 19<br />
eine 1a-Evidenz vorliegt und wir bis zu<br />
einem MMSE von 3 mit demselben Präparat<br />
weiterbehandeln könnten. Allein<br />
der EKO schreibt mir wider besseres Wissen<br />
weiterhin vor, erst ab einem MMSE<br />
von 14 auf Memantine einzustellen, was<br />
wieder zu den bereits weiter oben geschilderten<br />
Problemen oder aber zwangsweisen<br />
Schummeleien führt. Wieder keine<br />
sehr befriedigende Situation …<br />
Lüge Nr. 5: Eine Kombination<br />
von Cholinesterasehemmern und<br />
Memantine bringt nichts<br />
Frau W. ist seit vier Jahren dement, die<br />
Diagnose wurde erst vor zwei Jahren<br />
gestellt. Ihr MMSE hat sich seither trotz<br />
Einstellung auf Donepezil um sechs<br />
Punkte von einem Wert von 20 auf 14 verschlechtert.<br />
Nun fragt mich ihre besorgte<br />
Tochter, ob man nicht mehr machen<br />
könnte, als „nur“ mit Cholinesterasehemmern<br />
zu behandeln. Nun muss ich ihr<br />
gestehen, dass laut Konsensusstatement<br />
der Alzheimergesellschaft 2006 „die<br />
Kombinationstherapie von Memantine<br />
und Cholinesterasehemmern bei Patienten<br />
mit schwerer oder mittelschwerer<br />
Alzheimerdemenz (MMSE-Richtwert 5<br />
bis 14) anzustreben ist“. Nachdem die<br />
Tochter von Frau W. berechtigterweise<br />
fragt, warum ich ihre Mutter denn nicht<br />
auf eine Kombinationstherapie einstelle,<br />
fallen mir für diese Situation keine „österreichischen<br />
Lösungen“ ein.<br />
Es bleibt mir daher nur folgende<br />
Argumentation übrig:<br />
Ich rede mich auf den Hauptverband<br />
der Sozialversicherungen aus und weise<br />
darauf hin, dass eine Kombinationstherapie<br />
im EKO nicht vorgesehen ist –<br />
worauf sich daraus wieder zwei Szenarien<br />
ergeben:<br />
• Frau W. ist recht wohlhabend – die<br />
Kinder verdienen auch gut – so wird<br />
Memantine ab nun privat zugekauft<br />
werden.<br />
• Frau W. hat nur die Mindestrente –<br />
die Tochter ist berufstätige alleinerziehende<br />
Mutter und arbeitet 20<br />
Stunden als Hilfskraft im Supermarkt<br />
– Frau W. wird wohl nach Aufbrauch<br />
der letzten Ärztemuster ohne Stateof-the-Art-Therapie<br />
bleiben.<br />
Aber – 2-Klassen-Medizin gibt es ja in<br />
Österreich nicht …<br />
Conclusio<br />
Wenn der geneigte Leser nun argumentiert,<br />
dass „Spitzenmedizin für alle“<br />
auf Dauer nicht finanzierbar sein wird,<br />
so ist dies durchaus ein diskussionswürdiger<br />
Punkt. Wenn die Politik allerdings<br />
zu einem weiterhin solidarisch getragenen<br />
Gesundheitssystem steht, wäre folgende<br />
Forderung an unsere Gesundheitspolitiker<br />
zu richten:<br />
Wenn Spitzenmedizin für alle zum<br />
Nulltarif tatsächlich Ziel unserer Gesundheitspolitik<br />
ist, muss man sich zu Folgendem<br />
bekennen:<br />
• Mut zur Kostenwahrheit: Spitzenmedizin<br />
kostet Geld und kann nicht mit rein<br />
ausgabenseitigen Maßnahmen finanziert<br />
werden – vor allem im Hinblick<br />
auf die demographische Entwicklung<br />
und die stetigen Fortschritte in der<br />
Medizin.<br />
• Wissenschaftliche Evidenzen müssen<br />
sich 1:1 im EKO widerspiegeln und<br />
dürfen nicht durch rein ökonomische<br />
Argumente verwässert werden.<br />
• Nichtsdestotrotz ist auf eine rationale<br />
Verschreibungspraktik und ein verbessertes<br />
Entlassungsmanagement aus<br />
den Spitälern unter Zuhilfenahme klinischer<br />
Pharmazeuten zu achten, um<br />
Polypharmakotherapie hintanzuhalten,<br />
aber die Finanzierung nötiger und<br />
evidenzbasierter Therapien sicherzustellen.<br />
Sollten diese Prinzipien tatsächlich<br />
Umsetzung finden, könnte auch der Kassenarzt<br />
in Zukunft auf einige (Not)<br />
Lügen verzichten und (vielleicht) ein<br />
klein wenig besser schlafen …<br />
Literatur beim Verfasser<br />
Dr. Michael Ackerl<br />
FA für Neurologie und Psychiatrie<br />
Hubertusgasse 10<br />
A-7350 Oberpullendorf<br />
Tel: +43/2612/43776-0<br />
ackerl@direkt.at<br />
seite 28 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong><br />
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50
SCHMERZTHERAPIE<br />
Fortbildung<br />
Der Placebo-/Noceboeffekt in<br />
der Schmerztherapie (Teil 5)<br />
Univ.-Prof. Dr. Günther Bernatzky, Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar<br />
Das Wort „Placebo“ wurde zum ersten<br />
Mal 1340 von Geoffrey Chaucer in<br />
Anspielung auf den Psalm 116.9 spöttisch<br />
benutzt, dessen erste Zeile „Placebo<br />
Domino in regione vivorum“ („Ich werde<br />
wandeln vor dem Herrn im Lande der<br />
Lebenden.“) lautet und der von Priestern<br />
und Mönchen mit Eifer und gegen Entgelt<br />
für den Toten gesungen wurde.<br />
Zunächst wurde der Begriff als in „das<br />
Plazebo singen“ benutzt, um auszudrükken,<br />
dass jemandem nach dem Mund<br />
geredet wird. Das lateinische Wort „placebo“<br />
bedeutet „ich werde gefallen“.<br />
Bereits im 17. Jahrhundert hatten Mediziner<br />
in England „inaktive“ Medikamente<br />
als Placebo bezeichnet. Als Medikament<br />
ohne Wirkstoff, aber mit großer Wirkung<br />
machte das Placebo in den letzten Jahrzehnten<br />
eine besondere Karriere.<br />
Das Konzept über Placebo hat sich in<br />
den letzten zehn Jahren deutlich geändert:<br />
Die Wirksamkeit der Placebos<br />
konnte in vielen Studien und in einer<br />
Vielzahl von Metaanalysen mit hohen<br />
Effektstärken belegt werden. Die Wissenschaftler<br />
versuchten verstärkt, die Wirkungen<br />
der Psyche auf den Körper zu<br />
erkunden.<br />
Nach neuen Erkenntnissen beruhen<br />
die nachgewiesenen Heilwirkungen von<br />
Placebos auf den Erwartungen und Wünschen,<br />
der Konditionierung und dem<br />
Glauben der PatientInnen. Placebos<br />
haben heute Bedeutung in vielen Bereichen:<br />
Sie beeinflussen das Gehirn in verschiedenen<br />
pathologischen Zuständen,<br />
wie Schmerz, Parkinson und Depression<br />
und haben auch Wirkungen auf verschiedene<br />
andere Systeme, wie das Immunbzw.<br />
das endokrine System.<br />
Wie Placebos wirken<br />
• Unterschiedliche Medikamente,<br />
diverse medizinische Behandlungen,<br />
wie Operationen, Biofeedback, transkutane<br />
Nervenstimulation (TENS),<br />
Akupunktur, Psychotherapie und diagnostische<br />
Eingriffe können eine Placeboantwort<br />
auslösen.<br />
• Die Häufigkeit der Placeboreaktionen<br />
ist verschieden: Bei klinischen Schmerzen<br />
kommen sie häufiger vor als bei<br />
experimentell ausgelösten Schmerzen.<br />
Generell wird von einer Placeboanalgesie<br />
gesprochen, wenn durch das<br />
Scheinmedikament die Schmerzintensität<br />
um mehr als die Hälfte des Ausgangswertes<br />
reduziert wird. Wichtig<br />
sind die Erwartungen, die in ein Placebo<br />
gesetzt werden. Wird einem Placebomedikament<br />
eine hohe schmerzlindernde<br />
Wirkung zugesprochen, so<br />
ist auch die Placeboreaktion stärker.<br />
Dies konnte besonders beim Einsatz<br />
von Placebos zur Behandlung von<br />
Karzinomschmerzen beobachtet werden.<br />
• Die Wirkdauer von Placeboreaktionen<br />
ist sehr unterschiedlich. Sie kann von<br />
einer Stunde bis Tage und Monate<br />
anhalten.<br />
• Ein Placebo kann auch negative Wirkungen<br />
haben. In diesem Fall spricht<br />
man von einem Nocebo. So können<br />
spezifische unerwünschte, aber als<br />
„normal“ erwartete Nebenwirkungen<br />
einer Therapie auch durch eine Placebomedikation<br />
hervorgerufen werden.<br />
Placebo und Schmerz<br />
Der Placeboeffekt bei Schmerzen wird<br />
bestimmt von Faktoren wie der klassi-<br />
schen Konditionierung, dem Wunsch der<br />
PatientInnen nach Schmerzlinderung<br />
und ihrer Erwartungshaltung. So kann<br />
die wiederholte Gabe von effektiven<br />
Analgetika den Placeboeffekt erhöhen,<br />
da damit die Erwartungshaltung steigt.<br />
Der Grad der Erwartung bei den PatientInnen<br />
bestimmt also die Größe des<br />
Placeboeffektes wesentlich mit. So ist<br />
auch zu erklären, warum ein Placebo<br />
effektiver ist, wenn man es nach einer<br />
Behandlung mit wirksamen Analgetika<br />
verabreicht, als wenn nach einer ersten<br />
Placebobehandlung eine weitere durchgeführt<br />
wird.Wesentlich für die Placebowirkung<br />
ist auch das Umfeld, in dem der<br />
Patient behandelt wird. Besonders wichtig<br />
sind die Worte, die der Arzt benützt.<br />
Die Überzeugungskraft und der Charme<br />
des Arztes sowie die Umgebung dürften<br />
ebenso wichtig sein, wie etwa die Farbe<br />
der Tablette! Das durch Placebo aktivierte<br />
endogene Opioidsystem hat eine<br />
präzise somatotopische Organisation.<br />
Eine hohe spezifische Placeboantwort<br />
kann in spezifischen Teilen des Körpers<br />
hervorgerufen werden. Diese lokale Placeboantwort<br />
kann durch Naloxon blokkiert<br />
werden.<br />
Das Nicht-Opioid-System kommt hingegen<br />
in Gang, wenn es gelingt, im Patienten<br />
die Erwartung zu wecken, dass<br />
seine Schmerzen gestillt werden. In einer<br />
Studie, in der Patienten mit chronischen<br />
Schmerzen mit Placebos behandelt wurden,<br />
konnte nachgewiesen werden, dass<br />
bei jenen Personen, bei denen es zu einer<br />
Placeboantwort kommt, eine höhere<br />
Konzentration von Endorphinen im cerebralen<br />
Liquor nachweisbar ist (s.Abb. 1).<br />
Es konnte auch gezeigt werden, dass ein<br />
Placebo die nozizeptive Transmission,<br />
seite 30 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong><br />
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50
SCHMERZTHERAPIE<br />
Fortbildung<br />
das heißt die Weiterleitung der Schmerzreize<br />
entlang der Schmerzbahnen im<br />
Rückenmark reduziert. Diese Placeboantwort,<br />
verursacht durch die starke Erwartungshaltung<br />
ist unempfindlich gegenüber<br />
Naloxon. Placeboverabreichung<br />
kombiniert mit verbaler Beeinflussung<br />
der Analgesie beruht also auf Opioidoder<br />
Nicht-Opioid-Mechanismen durch<br />
Erwartung und/oder Konditionierungssysteme.<br />
Bei einer Erwartung werden<br />
endogene Opiate im Opioidsystem stimuliert.<br />
Erwartungshaltung eines besseren<br />
therapeutischen Effektes scheint<br />
eine Rolle bei Schmerz, bei Parkinson<br />
und bei Depression zu spielen. Das<br />
β-adrenergische sympathetische System<br />
des Herzens ist während der Placeboanalgesie<br />
gehemmt. Obwohl der vorliegende<br />
Mechanismus nicht bekannt ist,<br />
könnte die Reduktion von Schmerz<br />
selbst oder die direkte Wirkung durch<br />
endogene Opioide hervorgerufen werden.<br />
Die Konditionierung hingegen<br />
wirkt über ein Nichtopioidsystem. Hierbei<br />
hat die Konditionierung auf das<br />
Immun- und Hormonsystem einen Einfluss.<br />
Dabei sind frühere Erfahrungen<br />
von Bedeutung.<br />
Der Nocebo-Effekt<br />
Der Nocebo-Effekt ist die Umkehr<br />
des Placebo-Effekts, wobei die Erwartung<br />
eines negativen Ereignisses zu<br />
einer Verschlechterung eines Symptoms<br />
führen kann (s. Abb. 1). Dabei können<br />
allein schon negative begriffliche Vorstellungen<br />
(Wörter) Angst über die<br />
Zunahme von Schmerzen solche auslösen.<br />
Das beeinflusst wiederum die Aktivierung<br />
von Cholecystokinin (CCK), die<br />
erneut die Schmerzübertragung verstärkt.<br />
CCK Antagonisten (z.B. Proglumid)<br />
hingegen blockieren diese Angst<br />
ausgelöste Hyperalgesie. Damit hebt<br />
CCK die Wirkung der endogenen<br />
Opioide auf und antagonisiert die Placeboanalgesie.<br />
Dieser Botenstoff wird bei<br />
Angst in der Darmschleimhaut gebildet<br />
und löst im Gehirn eine Schmerzreaktion<br />
aus. CCK kann auch – falls Patienten<br />
zu große Ängste bzw. Erwartungshaltungen<br />
haben – für die gehäuften<br />
Nebenwirkungen bei der Einnahme von<br />
Medikamenten verantwortlich sein.<br />
Wird z.B. bei Patienten, die nach einer<br />
Operation anfälliger für Angst sind, der<br />
Wirkstoff Proglumid verabreicht, so ist<br />
Angst und Panikreaktion deutlich reduziert.<br />
Proglumid blockiert die Wirkung<br />
von CCK, ist aber gleichzeitig kein<br />
Schmerzkiller. CCK hat nicht nur auf<br />
Abbildung 1<br />
Übersicht der Wirkung von Placebo und Nocebo<br />
auf das Schmerzsystem. Ersichtlich sind die<br />
jeweiligen Wege, in denen es zu biochemischen<br />
Reaktionen kommt. (Entnommen aus: 13)<br />
die Bewegungen des Darms eine Bedeutung,<br />
sondern steuert auch Angst<br />
und Panikreaktionen, was letztlich eine<br />
Schmerzreaktion zur Folge hat Während<br />
die Hyperalgesie ausgelöst wird, kommt<br />
es zu einer Steigerung der Stresshormone<br />
ACTH und Cortisol. Der Nocebo-<br />
Effekt kann in der Praxis beobachtet<br />
werden, wenn negative Diagnosen gestellt<br />
werden: Hier kann es dazu führen,<br />
dass auf Grund der negativen Erwartungshaltung<br />
die vermuteten Symptome<br />
noch mehr verstärkt werden. Damit ist<br />
die Behandlung beeinträchtigt. Negative<br />
Gesundheitswarnungen von Massenmedien<br />
im Westen bzw. „Black magic – wie<br />
Voodoo magic“ in anderen Gesellschaften<br />
haben in der Wirkung von verschiedenen<br />
Therapien eine entscheidende<br />
große Rolle und können zur Verschlechterung<br />
des Zustandes führen!<br />
Den Placeboeffekt für die<br />
Praxis nützen:<br />
In der Praxis kann sowohl der Placeboeffekt<br />
als auch der Noceboeffekt<br />
regelmäßig beobachtet werden: Teils<br />
kann mit Hilfe der Placeboanalgesie in<br />
bestimmten Fällen die Gabe von<br />
Schmerzmitteln deutlich reduziert werden.<br />
Damit ist es auch möglich, die negativen<br />
Nebenwirkungen dieser Medikamente<br />
zu verringern. Manche neuen<br />
Erkenntnisse zum Placeboeffekt lassen<br />
sich aber jetzt schon nützen. Die Wirksamkeit<br />
von „echten“ Schmerzmitteln<br />
kann nämlich durch bewusstes Hervorrufen<br />
des Placeboeffektes noch gesteigert<br />
werden. Der auf diese Weise optimierte<br />
Therapieeffekt beinhaltet den<br />
„Nettoeffekt“ des Medikaments plus der<br />
Placeboantwort. Wie bereits festgestellt,<br />
spielt – nicht nur – für die Placebowirkung<br />
die durch den Arzt beim Patienten<br />
geweckte positive Erwartungshaltung<br />
eine große Rolle. Voraussetzung einer<br />
jeden guten Therapie ist demnach, dass<br />
der Arzt mit den PatientInnen ein Vertrauensverhältnis<br />
aufbaut und über<br />
reelle Heilungschancen spricht. Die<br />
hohe Bedeutung der Zuwendung durch<br />
die Pflegepersonen sei in diesem Zusammenhang<br />
erwähnt! Zuwendung kann<br />
Stressreaktionen des Körpers senken.<br />
Auch dadurch werden die Selbstheilungskräfte<br />
des Körpers angeregt. Die<br />
nachfolgenden Therapiemaßnahmen<br />
wirken besser.<br />
Dieser Beitrag versteht sich somit<br />
auch als Anregung, die schmerzlindernden<br />
und gesundheitsfördernden Eigenschaften<br />
von Placebos – als solche können<br />
nicht nur Medikamente sondern z.<br />
B. auch Akupunkturbehandlungen eingesetzt<br />
werden – sowohl in Forschung<br />
wie Praxis stärker zu beachten. Zumal<br />
durch Nutzung der Placebowirkung ein<br />
weiteres wichtiges Ziel erreicht werden<br />
kann, nämlich die stärkere Einbeziehung<br />
der PatientInnen in den Behandlungsprozess.<br />
Literatur auf Anforderung<br />
bei den Verfassern<br />
Univ.-Prof. Dr. Günther Bernatzky<br />
Universität Salzburg, Fachbereich für<br />
Organismische Biologie, ArGe für<br />
Neurodynamics und Neurosignaling<br />
Hellbrunner Str. 34, A-5020 Salzburg<br />
Tel.: +43/662/8044-5627<br />
guenther.bernatzky@sbg.ac.at<br />
seite 32 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong>
THE ONES TO WATCH – die fünf vielversprechendsten<br />
neuen Medikamente<br />
Thomson Reuters, einer der weltgrößten<br />
Anbieter von Informationsdiensten<br />
und Finanzdaten, hat im Juli seinen<br />
Pharma-Report für das 1. Quartal 20<strong>09</strong><br />
herausgebracht. Die von Janssen-Cilag<br />
vermarkteten Präparate Priligy ® und Stelara<br />
® wurden darin unter die fünf vielversprechendsten<br />
Medikamente gewählt,<br />
die im ersten Quartal 20<strong>09</strong> auf den Markt<br />
gekommen sind bzw. zugelassen wurden<br />
(siehe Tabelle).<br />
Der selektive 5-HT-Wiederaufnahmehemmer<br />
Dapoxetin wurde ursprünglich<br />
1992 von Eli Lilly als Antidepressivum<br />
entwickelt. Dapoxetin wurde 2000 von<br />
ALZA Corp., einer Tochterfirma von<br />
Johnson & Johnson, übernommen und für<br />
die Behandlung von vorzeitigem Samenerguss<br />
weiterentwickelt. Im Februar 20<strong>09</strong><br />
wurde Dapoxetin unter dem Handelsnamen<br />
Priligy ® in Finnland, Schweden<br />
und Österreich als erste orale Bedarfsmedikation<br />
zur Behandlung von vorzeitigem<br />
Samenerguss zugelassen. Mittlerweile ist<br />
Priligy ® in zahlreichen Ländern in und<br />
außerhalb Europas am Markt.<br />
In Österreich ist Priligy ® seit 1. Mai<br />
20<strong>09</strong> in den Wirkstärken 30 und 60 mg<br />
erhältlich. Die Initialtherapie erfolgt mit<br />
30 mg, wenn es erforderlich ist, kann auf<br />
60 mg aufdosiert werden. Priligy ® wird<br />
bei Bedarf ein bis drei Stunden vor dem<br />
Geschlechtsverkehr mit einem Glas<br />
Flüssigkeit eingenommen. In klinischen<br />
Studien führte Priligy ® nicht nur zu einer<br />
signifikanten Verlängerung der intravaginalen<br />
Latenzzeit bis zur Ejakulation<br />
(IELT), sondern auch zu einer Verbesserung<br />
des subjektiven Empfindens über<br />
die Kontrolle der Ejakulation. Die<br />
Zufriedenheit mit dem Geschlechtsverkehr<br />
verbesserte sich nicht nur bei den<br />
betroffenen Männern, sondern auch bei<br />
deren Partnerinnen signifikant.<br />
Priligy ® ist gegen ärztliche Verschreibung<br />
in öffentlichen Apotheken erhältlich<br />
und wird nicht im Erstattungskodex<br />
gelistet.<br />
Seit Februar 20<strong>09</strong> gibt es für Patientinnen<br />
und Patienten mit mittelschwerer bis<br />
schwerer Plaque-Psoriasis eine neuartige<br />
Therapiemöglichkeit zur Behandlung.<br />
Mit Stelara (Ustekinumab), dem ersten<br />
9/20<strong>09</strong> DER MEDIZINER<br />
Produkt Indikation Unternehmen<br />
Stelara ® Plaque Psoriasis Centocor, Janssen-Cilag<br />
Gelnique ® Überaktive Blase Watson Pharmaceuticals<br />
Priligy ® Vorzeitiger Samenerguss ALZA Corp, Janssen-Cilag<br />
Valdoxan ® Major Depression Servier, Novartis<br />
Uloric ® Die fünf vielversprechendsten neuen Medikamente im 1. Quartal 20<strong>09</strong><br />
Hyperurikämie Teijin, Ipsen, Takeda<br />
IL12/23-Inhibitor – einer völlig neuen<br />
Wirkstoffklasse, steht eine Therapie mit<br />
einer Reihe von positiven Eigenschaften<br />
zur Verfügung:<br />
• Stelara ist hoch wirksam in der Behandlung<br />
der mittel-schweren bis<br />
schweren Plague-Psoriasis1 (schnelle<br />
und anhaltende Wirksamkeit).<br />
• Stelara hat in Studien an über 3.000<br />
Patienten ein sehr gutes Sicherheitsprofil<br />
gezeigt.<br />
• Die ausgezeichnete Effizienz von Stelara<br />
wird (nach zwei initialen Dosen im<br />
Abstand von vier Wochen) mit je einer<br />
subkutanen Injektion alle 12 Wochen<br />
erreicht.<br />
• Stelara ist ein vollständig humaner<br />
Antikörper.<br />
Stelara (Ustekinumab) wird in einer<br />
Dosierung von 45 mg subkutan verabreicht,<br />
für Patient über 100 kg Körpergewicht<br />
besteht die Möglichkeit einer<br />
Dosissteigerung auf 90 mg Stelara.<br />
Die Entwicklung von Stelara (Ustekinumab)<br />
erfolgte durch Centocor, ein<br />
Tochterunternehmen von Johnson&Johnson,<br />
die Vermarktung in Europa wird<br />
durch Janssen-Cilag durchgeführt.<br />
Stelara wird mit 1. September im gelben<br />
Bereich des Erstattungskodex aufgenommen,<br />
und kann unter den folgenden<br />
Voraussetzungen verordnet werden:<br />
• Mittelschwere bis schwere Plaque-<br />
Psoriasis erwachsener PatientInnen<br />
bei Versagen, Unverträglichkeit;<br />
• Oder Kontraindikation von systemischen<br />
Therapien einschließlich Cyclosporin,<br />
Methotrexat<br />
• oder PUVA.<br />
FORUM MEDICUM<br />
Fortbildung<br />
• Diagnosestellung, Erstverordnung<br />
und engmaschige Kontrollen durch<br />
entsprechende Fachabteilung;<br />
• bzw. -ambulanz oder durch FachärztInnen<br />
mit Erfahrung in der Behandlung<br />
der mittelschweren;<br />
• bis schweren Plaque-Psoriasis.<br />
Die Entscheidung über eine Behandlungsverlängerung<br />
nach 28 Wochen muss<br />
durch die Fachabteilung bzw. -ambulanz<br />
oder durch FachärztInnen mit Erfahrung<br />
in der Behandlung der mittelschweren<br />
bis schweren Plaque-Psoriasis erfolgen.<br />
Die Behandlung mit Stelara darf nur bei<br />
PatientInnen verlängert werden, die auf<br />
die Therapie angesprochen haben.<br />
Die PatientInnen sollen in ein entsprechendes<br />
Register aufgenommen werden.<br />
FB<br />
Referenzen<br />
1. http://thomsonreuters.com/content/press_room/<br />
sci/pharma_matters_q1_20<strong>09</strong><br />
2. Fachinformation Priligy ® 2008<br />
3. Pryor JL et al.: Efficacy and tolerability of dapoxetine<br />
in treatment of premature ejaculation: an integrated<br />
analysis of two double-blind, randomised controlled trials.<br />
Lancet. 2006; 368: 929–937<br />
Kontakt<br />
Dr. Kurt Höller<br />
Janssen-Cilag Pharma GmbH,<br />
Pfarrgasse 75, 1230 Wien<br />
mailto:khoeller@its.jnj.com<br />
Kontakt für Stelara:<br />
Rainer Mahlberg<br />
Janssen-Cilag Pharma GmbH,<br />
Pfarrgasse 75, 1230 Wien<br />
mailto: rmahlber@jacat.jnj.com<br />
seite 33
AMBULANTE THROMBOSE<br />
Fortbildung<br />
Ambulante Thrombose – Prophylaxe und Therapie<br />
der Thrombophlebitis superficialis<br />
und der tiefen Beinvenenthrombose<br />
Prof. Dr. med. René Holzheimer<br />
Beinvenenthrombosen kommen relativ<br />
häufig vor und können für die betroffenen<br />
Patienten lebensbedrohliche Folgen<br />
haben. Ziel einer Thromboseprophylaxe<br />
ist die Vermeidung einer tiefen<br />
Beinvenenthrombose und Lungenembolie.<br />
Dies kann durch medikamentöse<br />
(z.B. niedermolekulare Heparine, Fondaparinux)<br />
und durch physikalische<br />
Thromboembolieprophylaxe (z.B. Antithrombosestrümpfe,Kompressionsstrümpfe<br />
bzw. frühzeitige Mobilisierung)<br />
erfolgen. Im ambulanten Bereich<br />
lassen sich die Risiken damit erheblich<br />
Tabelle 1<br />
Risikofaktoren (angeboren und erworben)<br />
für die Entwicklung einer Thromboembolie<br />
Angeborene Risikofaktoren<br />
• Positive Familienanamnese<br />
• Hereditäre Thrombophilie<br />
– APC-Resistenz (Faktor-V-Leiden-Defekt)<br />
– Defekte von Protein C und S<br />
– Defekte von Antithrombin<br />
– Prothrombin-Mutation G 20210 A<br />
– Seltene Defekte: Fibrinogen, Plasminogen,<br />
Heparin-Kofaktor II, Faktor XII,<br />
Gesamtplasminogenaktivität.<br />
Erworbene Risikofaktoren<br />
• Alter<br />
• Adipositas<br />
• Thromboembolien in der Anamnese<br />
• Varikose<br />
• Tumorerkrankung<br />
• Schwangerschaft<br />
• Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
• Apoplex<br />
• Nephrotisches Syndrom<br />
• Volumenmangel bei Dehydration<br />
• Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie<br />
• Polyzythämie und Thrombozytose<br />
• Entzündliche Darmerkrankungen<br />
• Sepsis<br />
• Immobilisierung<br />
• Östrogen- und Gestagentherapie<br />
minimieren; die meisten operativen Eingriffe<br />
sind risikoarm. An die Diagnostik<br />
werden inzwischen hohe Anforderungen<br />
gestellt. Mittels klinischer Untersuchung<br />
und bestimmter Laborparameter<br />
kann die Wahrscheinlichkeit, eine tiefe<br />
Beinvenenthrombose zu übersehen, gering<br />
gehalten werden. Kompressionssonographie<br />
und Farbduplexsonographie<br />
bestätigen die Diagnose. Die Behandlung<br />
erfolgt mit Kompression und medikamentös<br />
(niedermolekulare Heparine,<br />
Fondaparinox, oraler direkter Thrombinhibitor).<br />
Thromboseprophylaxe sollte bei jedem<br />
Patienten individuell je nach dispositionellen<br />
Risiken (Tab. 1) der Patienten<br />
und expositionellen Risiko (operationsund<br />
immobilisationsbedingtes Risiko,<br />
Tab. 2) erfolgen. Die Kenntnis dieser<br />
Einteilung ist auch im ambulanten Bereich<br />
wichtig, da mittlerweile bei bestimmten<br />
Risikogruppen, z.B. Operationen<br />
maligner Tumore oder bestimmte<br />
orthopädische Operationen, eine erweiterte<br />
Thromboseprophylaxe praktiziert<br />
wird (bis zu 35 Tage). Orthopädische<br />
Operationen haben ein sehr hohes Risiko<br />
für die Entwicklung einer Thromboembolie<br />
(47–51%), das Risiko von<br />
Hernien- oder Varizenoperationen ist<br />
meist niedrig. Da Krampfadern das Risiko,<br />
eine tiefe Beinvenenthrombose zu<br />
erleiden, erhöhen können, sollte vor orthopädischen<br />
Eingriffen unbedingt eine<br />
phlebologische Untersuchung erfolgen.<br />
Neben Antithrombosestrümpfen und<br />
medikamentöser Thromboembolieprophylaxe<br />
beugt vor allem die Frühmobilisierung<br />
des Patienten nach einem ambulanten<br />
Eingriff der Entstehung einer<br />
tiefen Beinvenenthrombose vor. Neben-<br />
wirkungen wie heparininduzierte Thrombozytopenie<br />
(HIT) oder Blutungen werden<br />
kaum beobachtet. Patienten, die unter<br />
Antikoagulation (z.B. Markumar)<br />
stehen, sollten in Absprache mit dem<br />
Hausarzt/Internisten je nach Risiko zehn<br />
Tage vor der ambulanten Operation auf<br />
niedermolekulare Heparine umgestellt<br />
werden (Bridging-Therapie).Wenn möglich,<br />
sollte der Quickwert in Abhängigkeit<br />
vor dem Eingriff am Tag der Operation<br />
nicht unter 50% liegen.<br />
Die oberflächliche Beinvenenentzündung<br />
(Thrombophlebitis) kommt in der<br />
Praxis häufig vor und hat durch die Gefahr<br />
der Ausbreitung als tiefe Beinvenenthrombose<br />
und Lungenembolie für den<br />
Patienten erhebliche Auswirkungen. Zu<br />
unterscheiden ist die Phlebitis superficialis<br />
(Entzündung) von der Varikothrombose<br />
(thrombotischer Prozess). Prädisponierende<br />
Faktoren für eine oberflächliche<br />
Thrombophlebitis sind u.a. Krampfadern<br />
und Immobilisierung. Häufig ist die oberflächliche<br />
Thrombophlebitis (Abb. 1) in<br />
der Nähe von venösen Ulzera zu finden.<br />
Klinisch imponieren Schmerzen im Bein<br />
mit Erwärmung, erythematöser Streifenbildung<br />
und einem tastbaren schmerzhaften<br />
Venenstrang.Differentialdiagnostisch<br />
kommen Lymphangitis, Erysipel, Hautekzem<br />
in Frage. Die farbkodierte Duplexsonographie<br />
ist die Methode der<br />
Wahl zur Bestätigung einer Thrombophlebitis.<br />
Bei 5–40% der Patienten kann gleichzeitig<br />
eine tiefe Beinvenenthrombose bestehen.<br />
Spätestens nach 48 Stunden sollte<br />
die Duplexsonographie bei einer Phlebitis/Varikothrombose<br />
im Oberschenkel<br />
wiederholt werden, um eine aufsteigende<br />
seite 34 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong>
9/20<strong>09</strong> DER MEDIZINER<br />
AMBULANTE THROMBOSE<br />
Fortbildung<br />
Thrombophlebitis der Vena saphena auszuschließen.<br />
Die Behandlung ist abhängig<br />
von der Lokalisation, Ausbreitung<br />
und Intensität der Entzündung. Die<br />
Thrombophlebitis von Seitenästen der<br />
Vena saphena lässt sich in den meisten<br />
Fällen durch phlebologischen Verband<br />
ggf. mit Heparinsalbe, Mobilisierung und<br />
der Gabe von nichtsteroidalen Antirheumatika<br />
erfolgreich behandeln. Im Falle<br />
der aszendierenden Thrombophlebitis<br />
oder einer Thrombose in unmittelbarer<br />
Nähe der Mündung der Vena saphena in<br />
das tiefe Venensystem kann die rechtzeitige<br />
hohe Ligatur mit/ohne Stripping der<br />
Vene eine tiefe Beinvenenthrombose<br />
ggf. zusammen mit einem niedermolekularen<br />
Heparin verhindern helfen.<br />
Die Gabe von Low Molecular Weight<br />
Heparin (LMWH) ist bei einer oberflächlichen<br />
Thrombophlebitis der Vena<br />
saphena, insbesondere bei einem langstreckigen<br />
Verlauf, wegen möglicher Progredienz<br />
in das tiefe Venensystem indiziert;<br />
nach Abklingen der Akutsymptomatik<br />
sollte man die Indikation zur<br />
Entfernung der Vene abklären, da Patienten<br />
sonst immer wieder zu Rezidiv-<br />
Thrombosen neigen können und die<br />
Entfernung der Stammvene risikoarm<br />
erfolgen kann. Die Kompressionstherapie<br />
sollte mindestens bis zum Abklingen<br />
der Akutsymptomatik durchgeführt werden;<br />
je nach Venenstatus ist auch eine<br />
längerfristige Kompressionstherapie zu<br />
empfehlen.<br />
Die tiefe Beinvenenthrombose wird<br />
durch folgende Faktoren begünstigt: hohes<br />
Alter,Begleiterkrankungen,erbliche<br />
Thrombophilie, maligne Grunderkrankung,Adipositas,<br />
anamnestische Thromboembolie,<br />
Krampfadern, bestimmte<br />
operative Eingriffe (orthopädische Eingriffe<br />
an Hüfte und Extremitäten),Dauer<br />
und Art der Narkose, prä- und postoperative<br />
Immobilisierung sowie mangelnde<br />
Flüssigkeitszufuhr.<br />
Die rechtzeitige Identifizierung von<br />
Patienten mit erhöhtem Risiko (Risikostratifizierung)<br />
ist notwendig. 40–70%<br />
der Patienten, die an einer Lungenembolie<br />
erkrankt sind, können eine asymptomatische<br />
tiefe Beinvenenthrombose als<br />
Ursache der Lungenembolie haben, mit<br />
einem höheren Risiko in Zukunft an<br />
postthrombotischen Syndrom, chronisch<br />
thromboembolischer pulmonaler Hypertension,<br />
rezidivierender nichttödlicher<br />
Lungenembolie oder tödlicher Lungenembolie<br />
zu erkranken. Die Letalität<br />
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50
AMBULANTE THROMBOSE<br />
Fortbildung<br />
Abbildung 1<br />
Oberflächliche Thrombophlebitis<br />
einer submassiven Lungenembolie steigt<br />
von 5% bis auf 26% bei einem Beinvenenthromboserezidiv<br />
an. Die Wahrscheinlichkeit<br />
für eine tiefe Beinvenenthrombose<br />
erhöht sich, wenn mehrere<br />
Faktoren (Wells-Score) zusammentreffen:<br />
maligne Grunderkrankung, Paralyse,<br />
Parese oder Immobilisierung, Bettlägerigkeit<br />
oder großer chirurgischer<br />
Eingriff, schmerzhafte Venen im Bein,<br />
Schwellung des Beines (Abb. 2), Unterschenkelschwellung<br />
mehr als 3 cm im<br />
Vergleich zu nicht betroffener Seite, eindrückbares<br />
Ödem, Kolalateralenbildung<br />
oberflächlicher Venen (Abb. 3).<br />
Differentialdiagnostisch sollte eine<br />
Thrombophlebitis, Zellulitis, rupturierte<br />
Bakerzyste und Erkrankungen des Bewegungsapparates<br />
ausgeschlossen werden.<br />
Initial werden BKS, Blutbild mit<br />
Thrombozyten, und D-Dimere untersucht<br />
sowie eine Duplexsonographieuntersuchung<br />
bzw. Kompressionssonographie<br />
zur Bestätigung einer Thrombose<br />
(fehlende Komprimierbarkeit) durchgeführt;<br />
die Duplexsonographie sollte spä-<br />
testens nach fünf bis sieben Tagen wiederholt<br />
werden – bei Beschwerdepersistenz<br />
auch früher.<br />
Ambulante Patienten mit einem niedrigen<br />
Thromboserisiko (Wells-Score)<br />
und einem negativen D-Dimer-Test<br />
(Vorsicht: erhöhte D-Dimer-Spiegel bei<br />
Gravidität, oraler Kontrazeption, akuter/chronischer<br />
Entzündung, rheumatoiderArthritis,Tumor,Pneumonie,Herzerkrankungen,<br />
Aortenaneurysmata, etc.;<br />
niedrige Werte allein schließen die<br />
Thrombose nicht aus) haben meist keine<br />
tiefe Beinvenenthrombose; fehlende<br />
Komprimierbarkeit der tiefen Beinvenen<br />
in der Duplexsonographie und das<br />
Vorliegen zahlreicher die Thrombose begünstigender<br />
Faktoren lassen eine tiefe<br />
Beinvenenthrombose mit großer Sicherheit<br />
nachweisen. Erschwert ist die Diagnose<br />
eines Rezidivs bei postthrombotischem<br />
Syndrom und/oder während Antikoagulantientherapie.<br />
Die Behandlung der tiefen Beinvenenthrombose<br />
erfolgt im Akutstadium meist<br />
durch die Gabe von niedermolekularen<br />
Heparinen, meist in einer gewichtsadaptierten<br />
Dosierung ohne Kontrolle der<br />
Anti-Xa-Aktivität, aber schon mit<br />
Thrombozytenkontrolle bzw. Fondaparinux<br />
oder einem direkten Thrombininhibitor<br />
(Rivaroxaban). Auch bei einer<br />
unkomplizierten Thrombose sollte die<br />
Therapiedauer von fünf Tagen nicht unterschritten<br />
werden, bei extensiver Erkrankung<br />
können mehr als sieben Tage<br />
mit überlappender Gabe von oralen Antikoagulantien<br />
(Initialdosis 6 mg, Dauerdosis<br />
1,5 bis 6 mg Phenprocoumon : Markumar<br />
® ; Falithrom ® ; Initialdosis 5–10 mg,<br />
Risikogruppen (Leitlinie Deutsche Gesellschaft für Phlebologie 2007)<br />
Tabelle 2<br />
Risiko Beschreibung<br />
Niedrig • Kleinere oder mittlere operative Eingriffe mit geringer Traumatisierung<br />
• Verletzungen ohne oder mit geringem Weichteilschaden<br />
• Kein zusätzliches oder nur geringes dispositionelles Risiko<br />
Mittel • Länger dauernde Operation<br />
• Gelenkübergreifende Immobilisation der unteren Extremität<br />
• Niedriges operations- bzw. verletzungsbedingtes Thromboembolierisiko und zusätzlich<br />
dispositionelles Thromboembolierisiko<br />
Hoch • Größere Eingriffe in der Bauch- und Beckenregion bei malignen Tumoren oder<br />
entzündlichen Erkrankungen<br />
• Polytrauma, schwere Verletzungen der Wirbelsäule, des Beckens und/oder der unteren<br />
Extremität<br />
• Größere Eingriffe an Wirbelsäule, Becken, Hüft- und Kniegelenk<br />
• Größere operative Eingriffe in den Körperhöhlen der Brust-, Bauch- und/oder<br />
Beckenregion<br />
• Mittleres operations- bzw. verletzungsbedingtes Risiko und zusätzliches dispositionelles<br />
Risiko<br />
• Patienten mit anamnestisch Thrombosen oder Lungenembolien<br />
Abbildung 2<br />
Ausgeprägte Schwellung des Beines bei<br />
tiefer Becken-Beinvenenthrombose<br />
Dauerdosis 2,5–7,5 mg Warfarin:Coumadin<br />
® ) erforderlich sein, mit dem Ziel, eine<br />
International Normalized Ratio (INR)<br />
von 2–3 zu erreichen; es reicht nicht aus<br />
nur den Quickwert anzugeben.Eine Weiterführung<br />
der Antikoagulation mit einem<br />
INR von 1,5–2,0 (low intensity) im<br />
Anschluss an die Standardbehandlung<br />
kann die Rezidivquote reduzieren. Hinweis<br />
auf ein niedrigeres Rezidivrisiko<br />
kann ein normaler D-Dimer-Wert am<br />
Ende der Standardbehandlung sein.<br />
In Ausnahmefällen (ileofemorale Beinvenenthrombose<br />
mit Störung der Zirkulation<br />
sowie hämodynamisch instabile<br />
Patienten mit Lungenembolie) wird die<br />
Behandlung stationär durchgeführt. Die<br />
Dauer der Behandlung richtet sich nach<br />
den Risiken des Patienten. Sind die Risikofaktoren<br />
reversibel, wird das Risiko<br />
als niedrig eingestuft und die empfohlene<br />
Behandlungsdauer beträgt drei<br />
Monate. Bei mittlerem Risiko (geringe<br />
Risikofaktoren, keine Thrombophilie)<br />
und bei hohem Risiko (idiopathische<br />
Thrombose, Thrombophilie) beträgt die<br />
Behandlungsdauer meist sechs Monate.<br />
Bei sehr hohem Risiko (rezidivierende<br />
idiopathische Thrombosen, Thrombophilie<br />
homozygot, Lungenembolie) ist<br />
u.U. eine Dauertherapie sinnvoll.<br />
Die Kontrolle des INR sollte nach der<br />
2. oder 3. Gabe von Markumar, zweimal<br />
pro Woche in der ersten und zweiten Behandlungswoche,<br />
einmal pro Woche in<br />
der dritten bis sechsten Behandlungswoche,<br />
alle 14 Tage in der siebten bis zehnten<br />
Behandlungswoche, und danach alle<br />
vier Wochen bei stabilem Patienten erfolgen.<br />
Bei idiopathischer Thrombose,<br />
rezidivierenden Thrombosen, Thrombosen<br />
an ungewöhnlicher Lokalisation<br />
sollte unbedingt ein Thrombophilie-<br />
Screening mit der Bestimmung von AT<br />
III, Protein C, Protein S, aPC-Resistenz,<br />
Faktor-V-Leiden-Mutation, Prothrom-<br />
seite 36 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong>
in-G20210-A-Mutation, Lupus AK,<br />
Antiphospholipid AK erfolgen.<br />
Die Rolle der Thrombolysetherapie<br />
bzw. Thrombektomie – nur stationär<br />
durchführbar – bei der Behandlung der<br />
tiefen Beinvenenthrombose bleibt unklar<br />
– sie wird derzeit nur für jüngere Patienten<br />
empfohlen,ggf.bei tiefer Beinvenenthrombose<br />
im Becken-Bein-Bereich<br />
mit hämodynamischer Instabilität bzw.<br />
drohender Phlegmasia cerulea dolens..<br />
Als niedermolekulare Heparine<br />
(LMWH) stehen eine Reihe von Präparaten<br />
zur Verfügung: Bemiparin (IVOR ® ),<br />
Certoparin (Sandoparin ® ), Dalteparin<br />
(Fragmin ® ), Enoxaparin (Lovenox ® ), Nadroparin<br />
(Fraxiparin ® ) zur Verfügung.<br />
[Reviparin (Clivarin ® ), Tinzaparin (Innohep<br />
® ) sind in Österreich nicht zugelassen.]<br />
Weitere Wirksubstanzen zur Behandlung<br />
der tiefen Beinvenenthrombose sind:<br />
Heparinoid, Danaparoid Sodium, der selektive<br />
Faktor-Xa-Inhibitor Fondaparinux<br />
(Arixtra ® , ursprünglich hieß es: kein<br />
HIT-Risiko, nun aber gab es erste Berichte<br />
dazu) sowie der direkte Thrombininhibitor<br />
Rivaroxaban. Die LMWH sind<br />
ebenso effektiv wie unfraktioniertes Heparin<br />
in der Prävention der Lungenembolie,<br />
sie verhindern jedoch deutlich besser<br />
appositionelles Wachstum des Thrombus,<br />
sind wesentlich einfacher zu applizieren<br />
und sind inzwischen als Standardbehandlung<br />
der tiefen Beinvenenthrombose anerkannt.<br />
Die Behandlung der tiefen Beinvenenthrombose<br />
kann heute bei Ausschluss<br />
von bestimmten Faktoren (Verdacht auf<br />
Lungenembolie, akute Blutung oder familiär<br />
bedingte Blutungsneigung, ausgeprägte<br />
Niereninsuffizienz, schwere Lebererkrankung,<br />
ausgeprägte Adipositas,<br />
starke Beinschmerzen und/oder Beinschwellung,<br />
unklare Compliance) ambulant<br />
durchgeführt werden. Patienten mit<br />
hämodynamischer Instabilität, Erkrankung<br />
unabhängig von einer Venenthrombose,Operation<br />
innerhalb der letzten<br />
48 Stunden oder heparininduzierter<br />
Thrombozytopenie eignen sich nicht für<br />
eine ambulante Behandlung. Auf jeden<br />
Fall sollten die Patienten von der Notwendigkeit<br />
einer je nach Risiko auch lebenslangen<br />
Kompressionstherapie überzeugt<br />
werden.<br />
Komplikationen einer tiefen Beinvenenthrombose<br />
können akut (Lungenembolie)<br />
oder als Spätkomplikation (post-<br />
9/20<strong>09</strong> DER MEDIZINER<br />
Abbildung 3<br />
Kollateralenbildung nach tiefer<br />
Beinvenenthrombose<br />
thrombotisches Syndrom) auftreten. Im<br />
Falle des Verdachtes auf Lungenembolie<br />
(Atembeschwerden, Schmerzen im Thorax,<br />
Herzrhythmusstörungen, Blutdruckveränderungen)<br />
sollte der Patient unverzüglich<br />
stationär eingewiesen werden.<br />
Das postthrombotische Syndrom kann<br />
sich oftmals bei den Patienten erst Jahre<br />
nach einer tiefen Beinvenenthrombose<br />
bemerkbar machen. Die Inzidenz wird<br />
mit 29–87% angegeben.<br />
Die Patienten klagen über Schweregefühl,<br />
Schmerzen, Krämpfe, Juckreiz<br />
und Parästhesien in den Beinen. Objektive<br />
Zeichen des postthrombotischen<br />
Syndroms sind prätibiales Ödem, Hautinduration,<br />
Hyperpigmentierung, neue Venektasien,<br />
Rötung, Wadenkompressions-<br />
Support für den Notarzt<br />
Die Standardtherapie mit parenteralem<br />
Volon A ist jetzt verbessert, einfacher<br />
und praktischer geworden. Die<br />
neue Fertigspritze zur intravenösen<br />
Injektion heißt „Solu-Volon“. Im Notfall<br />
ist die perfektionierte Injektionslösung<br />
eine entscheidende Minute schneller<br />
und überdies sicherer, weil eine<br />
potentielle Kontamination beim Aufziehen<br />
der Spritze entfällt. Indiziert ist die<br />
AMBULANTE THROMBOSE<br />
Fortbildung<br />
schmerz und Ulcus cruris. Die Diagnose<br />
eines postthrombotischen Syndroms<br />
kann bei Vorhandensein der oben genannten<br />
klinischen Zeichen zusammen<br />
mit einem duplexsonographisch verifizierten<br />
Reflux in der Vena poplitea gestellt<br />
werden.<br />
Die Behandlung des postthrombotischen<br />
Syndroms erfolgt meist konservativ<br />
mit Kompressionstherapie und häufiger<br />
Hochlagerung des betroffenen Beines,<br />
wobei der Erfolg der Behandlung oft<br />
von der Bereitschaft des Patienten abhängt,<br />
an der Therapie mitzuwirken. Die<br />
Indikation zur Operation (Perforansligatur,<br />
Klappenplastik, Entfernung einer inkompetenten<br />
Vena saphena) ist bei Vorliegen<br />
eines postthrombotischen Syndroms<br />
zurückhaltend zu stellen. Die<br />
Prognose des postthrombotischen Syndroms<br />
kann durch konsequentes Tragen<br />
von Kompressionsstrümpfen und Mitwirkung<br />
an Kontrollmaßnahmen erheblich<br />
gebessert werden.<br />
Prof. Dr. med. René Holzheimer<br />
Chirurgische Praxisklinik<br />
Tegernseer Landstraße 8, München<br />
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zeitlich begrenzte, hochwirksame Kortisontherapie<br />
bei Schock. Wenn bei allergischen<br />
Reaktionen kardial Tachykardie,<br />
Arrhythmie oder Hypotension<br />
auftritt - pulmonal Dyspnoe oder leichter<br />
Bronchospasmus - allgemein Stuhl- /<br />
Harndrang oder ein Quincke-Ödem<br />
und ein anaphylaktischer Schock droht,<br />
ist Solu-Volon indiziert. Insektengifte,<br />
Penicillin und andere Antibiotika,<br />
Rheumamittel, Narkotika, Kontrastmittel<br />
und Nahrungsmittel sind die häufigsten<br />
Auslöser von anaphylaktischen<br />
Reaktionen. Spontan selbstlimitierende<br />
Verläufe sind zwar häufig, ein perakut<br />
zu Herz-Kreislaufstillstand oder Tod<br />
führendes Geschehen aber keine Rarität.<br />
Die schnelle Solu-Volon Fertigspritze<br />
zählt zur Ersten Hilfe, wenn es<br />
hart auf hart geht.<br />
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seite 37
FORUM MEDICUM<br />
Fortbildung<br />
Neues Wirkprinzip ermöglicht Kontrolle des Renin-<br />
Angiotensin-Systems direkt am Ursprung<br />
Aliskiren (Rasilez ® ) ist der weltweit erste und bislang einzige<br />
Vertreter einer neuen Generation von Antihypertensiva, den<br />
Direkten Renin-Inhibitoren (DRI), die das Renin-Angiotensin-<br />
System direkt an dessen Ursprung hemmen 1,2 . Durch direkte<br />
Renin-Hemmung wird nicht nur der Bluthochdruck effizient<br />
Nach mehr als zehn Jahren gibt es wieder<br />
eine neue Substanzklasse zur<br />
Behandlung der Hypertonie. Der weltweit<br />
erste verfügbare Direkte Renin-<br />
Inhibitor (DRI) Aliskiren (Rasilez ® )<br />
weist ein völlig neues Wirkprinzip auf:<br />
Das Enzym Renin wird direkt gehemmt.<br />
Das bedeutet, dass – wie bei ACE-<br />
Hemmern und Sartanen – nicht erst<br />
zu einem späteren Zeitpunkt in das<br />
Renin-Angiotensin-System (RAS)<br />
eingegriffen wird, sondern ganz am<br />
Anfang dieser Reaktionskette (siehe<br />
Abb. 1). Über 50 Jahre intensive Forschungsarbeit<br />
war nötig, um dieses<br />
Enzym unter oraler Therapie zu<br />
hemmen und dieses Wirkprinzip<br />
auch klinisch nutzbar zu machen.<br />
„Durch die direkte Renin-Blockade<br />
wird die Umwandlung von Angiotensinogen<br />
in Angiotensin-I blockiert, die<br />
Angiotensin-I- und -II-Spiegel werden<br />
gesenkt und das Reninsystem kann damit<br />
bereits am Ursprung kontrolliert werden“,<br />
beschreibt Univ.-Prof. DDr. Walter<br />
Hörl, Vorstand der Klinischen Abteilung<br />
für Nephrologie und Dialyse, Universitätsklinik<br />
für Innere Medizin III, Wien<br />
den innovativen Therapieansatz, an den<br />
er hohe Erwartungen knüpft. „Rasilez ®<br />
weist sowohl in der Monotherapie als<br />
auch in der Fixkombination mit Hydrochlorothiazid<br />
(HCT) eine signifikant stärkere<br />
Blutdrucksenkung auf als vergleichbar<br />
dosierte ACE-Hemmer, die erst zu<br />
einem späteren Zeitpunkt der Kaskade<br />
ansetzen 6,7 .“<br />
Entscheidende PRA-Reduktion<br />
Die Plasma-Renin-Aktivität (PRA) ist<br />
ein Maß für die Aktivität des RAS.<br />
Erhöhte PRA-Werte stellen einen unabhängigen<br />
Risikofaktor für karidovaskuläre<br />
Erkrankungen dar 5 . ACE-Hemmer 3 ,<br />
AT1-Rezeptor-Blocker (Sartane) 3 und<br />
Diuretika 8 verursachen einen Anstieg der<br />
PRA und erhöhen damit diesen Risiko-<br />
faktor 3 . Direkte Renin-Inhibitoren hingegen<br />
setzen als einzige RAS-Hemmer die<br />
Plasma-Renin-Aktivität herab 3,4 . Besonders<br />
bemerkenswert ist, dass Rasilez ®<br />
selbst in Kombination mit anderen Antihypertensiva,<br />
den durch den Kombinationspartner<br />
verursachten PRA-Anstieg<br />
nicht nur ausgleicht, sondern sogar überkompensiert.<br />
Das heißt, auch in einer<br />
Kombinationstherapie mit Rasilez ® wird<br />
eine PRA-Reduktion im Vergleich zum<br />
Ausgangswert erreicht 7,8,11 .<br />
Höheres Organschutzpotenzial<br />
als bisherige Therapien<br />
Rasilez ® führt zu einer weiteren Verbesserung<br />
von kardialen und renalen<br />
Parametern bei Patienten mit bereits<br />
optimierter Standardtherapie. In der<br />
AVOID-Studie konnte nachgewiesen<br />
werden, dass Rasilez ® über ein maßgebliches<br />
nephroprotektives Potential verfügt:<br />
Obwohl die Patienten in der Vergleichsgruppe<br />
mit 100 mg Losartan nach<br />
derzeitigem Wissensstand sehr gut therapiert<br />
waren, führte die Zugabe von<br />
Rasilez ® zu einem deutlichen zusätzlichen<br />
nephroprotektiven Vorteil (20%<br />
stärkere Reduktion der Albuminurie) 12 .<br />
In der ALOFT-Studie zeigt Rasilez ® ein<br />
ebenfalls ausgeprägt zusätzliches kardioprotektives<br />
Schutzpotential, additiv zur<br />
optimierten Standardtherapie. Bei bereits<br />
gesenkt, sondern darüber hinaus auch die Plasma-Renin-Aktivität<br />
(PRA) entscheidend reduziert 3,4 . Die PRA ist ein unabhängiger<br />
kardiovaskulärer Risikofaktor 5 . Seit mehr als zehn Jahren<br />
stellt die Direkte Renin-Inhibition endlich wieder eine Innovation<br />
in der Behandlung des stillen Killers Bluthochdruck dar.<br />
„austherapierten“ Patienten konnte mit<br />
der zusätzlichen Gabe von Rasilez ® ein<br />
entscheidender Parameter für Herzleistungsschwäche<br />
weiter gesenkt werden<br />
(fünffach stärkere Reduktion des BNP,<br />
ein Prädiktor für die kardiovaskuläre<br />
Morbidität und Mortalität) 13 .<br />
Lange Wirkungsdauer<br />
Für Hypertoniker besteht am<br />
Morgen die höchste Gefahr einen<br />
Schlaganfall oder Herzinfarkt zu<br />
erleiden. Aus diesem Grund ist eine<br />
lange Wirkungsdauer des Antihypertensivums<br />
(über Nacht) von großer<br />
Bedeutung. Die Wirkung von<br />
Rasilez ® ist konstant und gleichmäßig<br />
stark. Aliskiren hat eine Plasmahalbwertszeit<br />
von 40 Stunden und<br />
eine Trough-to-peak-Ratio von 98%<br />
(Rasilez ® 300 mg). 24 Stunden nach der<br />
letzten Tabletteneinnahme beträgt die<br />
Wirkung somit noch 98% der Maximalwirkung<br />
14 .<br />
Die langanhaltende Wirkung von<br />
Rasilez ® gewährleistet eine starke Blutdrucksenkung<br />
auch in den frühen Morgenstunden,<br />
das dem erhöhte Schlaganfall-<br />
und Herzinfarktrisiko zu dieser<br />
Tageszeit vorbeugt – selbst wenn einmal<br />
eine Einnahme vergessen wird 15 . Mangelnde<br />
Compliance und gelegentliches<br />
Vergessen werden ohne gravierende<br />
Blutdruckanstiege überbrückt 16 . Damit<br />
wird Rasilez ® den Realitäten der Blutdrucktherapie<br />
sowie internationalen<br />
Empfehlungen, eine zuverlässig anhaltende<br />
Wirkung über 24 Stunden sicherzustellen,<br />
gerecht.<br />
Rasilez ® zeigt darüber hinaus eine Verträglichkeit<br />
auf Placebo-Niveau. Es sind<br />
weder Dosisanpassungen der Initialdosis<br />
bei älteren Patienten (über 65 Jahren),<br />
noch bei Patienten mit eingeschränkter<br />
Leber- oder Nierenfunktion nötig 14 .<br />
seite 38 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong><br />
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50
WUNDHEILUNG<br />
Fortbildung<br />
Größtes Studienprogramm<br />
Aufgrund der exzellenten Ergebnisse<br />
wurde das Rasilez ® -Studienprogramm<br />
Anfang letzten Jahres maßgeblich erweitert.ASPIRE<br />
HIGHER ist international<br />
das derzeit größte laufende kardiorenale<br />
Studienprogramm, das mehr als<br />
35.000 Patienten einschließt.<br />
Weltweit werden mittlerweile bereits<br />
mehr als 500.000 Bluthochdruckpatienten<br />
mit Rasilez behandelt.<br />
Rasilez ® (150 mg, 300 mg) kann in der<br />
Grünen Box IND kassenfrei verschrieben<br />
werden, wenn ACE-Hemmer nicht vertragen<br />
werden. Der Preis ist ident mit<br />
jenem der führenden Sartane. Seit 1.<br />
August 20<strong>09</strong> kann auch die Fixkombination<br />
aus Rasilez ® und Hydrochlorothiazid,<br />
Rasilez ® HCT in der Grünen Box kassenfrei<br />
(ebenfalls IND, wenn ACE-Hemmer<br />
nicht vertragen werden) verschrieben<br />
werden. Rasilez ® HCT ist in den Wirkstärken<br />
150 mg/12,5 mg, 150 mg/25 mg, 300<br />
mg/12,5 mg und 300 mg/25 mg verfügbar.<br />
Literatur<br />
1. Azizi M, Ménard J, Bissery A, et al. J Am Soc Nephrol.<br />
2004; 15: 3126–3133.<br />
2. Wood JM, Maibaum J, Rahuel J, et al. Biochem Biophys<br />
Res Comm. 2003; 308: 698–705.<br />
3. Müller DN et al. „Aliskiren – Mode of action and preclinical<br />
data“ J Mol Med 86 (6), 659-62; 2008.<br />
4. Oh B-H, Mitchell J, Herron JR, et al. J Am Coll Cardiol.<br />
2007; 49: 1157–1163.<br />
5. Alderman MH, Ooi WL, Cohen H, et al. Am J Hypertens.<br />
1997; 10: 1–8.<br />
6. Uresin Y et al. “Efficacy and safety of the direct renin<br />
inhibitor aliskiren and ramipril alone or in combination in<br />
patients with diabetes and hypertension.” J Renin Angiotensin<br />
Aldosterone Syst. 2007 Dec;8(4):190-8.<br />
7. Duprez DA et al. AGELESS-Studie, Präsentation AHA<br />
2008, New Orleans<br />
8. Lijnen P, Fagard R, Staessen J, Amery A: Effect of<br />
chronic diuretic treatement on the plasma renin-angiotensin<br />
–aldosterone system in essential hypertension, Br<br />
J Clin Pharmacol. 1981 September; 12(3): 387-392.<br />
PMCID: PMC1401821.<br />
9. Jordan J et al. “Direct Renin inhibition with aliskiren<br />
in obese patients with arterial hypertension”, Hypertension.<br />
2007 May;49(5):1047-55.<br />
10. Weinberger MH et al. J Am Coll Cardiol 2007; 49 (9<br />
Suppl A): 390A–391A 1020-168.<br />
11. Taylor A et al. Poster and abstract presented at ACC<br />
2007 (#1014-170).<br />
12. Parving HH et al. N Engl J Med 2008; 358 (23): 2433<br />
– 2446<br />
13. McMurray JJV et al. Circ Heart Fail 2008; 1: 17-24<br />
14. Fachinformation Rasilez<br />
15. Elliott WJ et al. Am J Hypertens 2001;14:291S-295S<br />
16. Herron J et al. J Clin Hypertens 2006; 8 (5 Suppl. A):<br />
A86-7 (P-193)<br />
FB<br />
Ein interdisziplinäres Kompetenzteam stellt sich vor<br />
ÄrzteteamWundheilung im<br />
Ordinationszentrum Döbling<br />
Dr. med. univ. Elisabeth Lahnsteiner<br />
Das Management chronischer Wunden<br />
bedarf einer engen interdisziplinären<br />
und fachübergreifenden Zusammenarbeit.<br />
Die Allgemeinmedizinerin<br />
Frau Dr. Elisabeth Lahnsteiner leitet als<br />
Initiatorin und Wundspezialistin das<br />
ÄrzteteamWundheilung. Ihre WundOrdination<br />
ist dabei die Drehscheibe für<br />
die optimierte Versorgung der Wundpatienten.<br />
Auf Basis eines ausführlichen Anamnesegesprächs<br />
und einer klinischen Untersuchung<br />
wird die Wunde von Ihr begutachtet<br />
und eine digitale Fotodokumentation<br />
angelegt. Die zugrunde liegende Störfaktoren<br />
werden evaluiert und ein individuelles<br />
gesamtheitliches Wundtherapiekonzept<br />
festgelegt.<br />
Für die Wundbehandlung im Speziellen<br />
werden je nach Wundheilungsphase<br />
und Genese die/das individuell geeignete<br />
Wundauflage/Wundtherapeutikum<br />
und Kompressionstherapie ausgewählt.<br />
Bei Wundheilungsstörungen sind spezielle<br />
immunmodulatorische Nahrungsergänzungsmittel,<br />
eine Lasertherapie<br />
sowie das Anlegen eines Unterdrucksystems<br />
(Vakkum-Therapie) weitere wichtige<br />
Bausteine der erfolgreichen Wundtherapie.<br />
Das Behandlungsspektrum umfasst<br />
eine nach den neuesten wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen lokaltherapeutische<br />
Behandlung von postoperativen Wunden,<br />
gefäßbedingten oder durch Diabetes ver-<br />
ursachten Hautdefekten an den Beinen,<br />
Decubitus oder chronisch schlecht heilende<br />
Wunden unterschiedlicher Erkrankungen.<br />
Sind Zusatzuntersuchungen oder –<br />
therapien erforderlich, erfolgt eine interdisziplinäre<br />
Abstimmung des Behandlungsplans<br />
mit den Fachärzten des<br />
ÄrzteteamWundheilung.<br />
Was kann der Gefäßchirurg<br />
für die Wundheilung tun?<br />
Oberstes Ziel jeder gefäßmedizinischen<br />
Behandlung ist es, die Möglichkeiten<br />
der lokalen Wundbehandlung<br />
bestmöglich zu unterstützen. Funktionsstörungen<br />
arterieller und venöser Genes<br />
sind zu erkennen und abzuklären. Der<br />
Patient wird über die Befunde und deren<br />
Bedeutung in Bezug auf die chronische<br />
Wunde aufgeklärt und die zur Heilung<br />
beitragenden Behandlungsmöglichkeiten<br />
besprochen (konservativ, operativ oder<br />
Sklerosierungstherapie mittels Schaumverödung/Aethoxysklerol)<br />
und durchgeführt.<br />
Was kann der Hautarzt für die<br />
Wundheilung tun?<br />
Die Ursachen für die Entstehung<br />
chronischer Wunden sind äußerst vielfältig<br />
und erfordern daher oft ergänzende<br />
differentialdiagnostische Behandlungsstrategien<br />
durch den Hautarzt. Immunologisch<br />
bedingte Hauterkrankungen wie<br />
Pyoderma gangränosum, Vaskulitis oder<br />
seite 40 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong>
auch tumoröse Hautgeschwüre werden<br />
beispielsweise labordiagnostisch sowie<br />
durch eine Gewebsprobe histologisch<br />
abgeklärt und die therapeutischen Konsequenzen<br />
im Wundteam interdisziplinär<br />
abgestimmt.<br />
Was kann der plastische Chirurg<br />
für die Wundheilung tun?<br />
Stark fibrinös belegte oder nekrotische<br />
Wunden erfordern vor Applikation der<br />
Lokaltherapie oder operativen Intervention<br />
eine sorgfältige mechanische Wundreinigung<br />
– instrumentell oder mit einem<br />
Hydro-Surgery-System. Große oder therapierefraktäre<br />
Wunden werden nach<br />
erfolgter phasengerechter Wundbettkonditionierung<br />
einer plastisch-chirurgischen<br />
Defektdeckung (Hautransplantation<br />
oder Gewebetransfer) zugeführt.<br />
Ziel dabei ist nicht nur eine Stabilität des<br />
betroffenen Gewebes und somit eine<br />
vollständige Abheilung der Wunde, sondern<br />
auch ein kosmetisch ansprechendes<br />
Ergebnis.<br />
Was kann der Orthopäde<br />
für die Wundheilung tun?<br />
Stoffwechselbedingte Erkrankungen<br />
wie z.B. Diabetes mellitus führen oft zu<br />
ausgeprägten Fußdeformitäten die druckbedingte<br />
Hautdefekte zur Folge haben.<br />
Das Ziel der orthopädischen Behandlung<br />
des Charcot-Fußes ist es, die degenerativen<br />
Veränderungen zu erkennen und knöcherne<br />
Deformitäten zu stabilisieren oder<br />
wieder zu rekonstruieren. Ganganalyse<br />
und Pedographie sowie ein orthopädischer<br />
Schuhmacher im Team vor Ort optimieren<br />
die Behandlungsstrategie.<br />
Neu im ÄrzteteamWundheilung ist<br />
eine Anästhesistin mit der Spezialisierung<br />
in der Schmerztherapie. Internisten<br />
mit unterschiedlichen Spezialgebieten,<br />
wie z.B. Kardiologie oder Stoffwechsel<br />
und Endokrinologie, bieten Ihre Zusammenarbeit<br />
an. Das Kassen-Ambulatorium<br />
Döbling im Haus vis a vis bietet<br />
modernste radiologische Diagnostik und<br />
ein Labor an.<br />
Ist ein Patient nicht mobil, wird er<br />
unter ärztlicher Anordnung von einer<br />
diplomieren Gesundheits- und Krankenschwester<br />
mit Wunddiplom im Rahmen<br />
der medizinischen Hauskrankenpflege<br />
betreut.<br />
Die enge Zusammenarbeit in der<br />
WundOrdination mit den Fachdiszipli-<br />
9/20<strong>09</strong> DER MEDIZINER<br />
WUNDHEILUNG<br />
Fortbildung<br />
Im Bild v.l. nach re.: Doz H.J. Trnka (Orthopädie), OA G.S. Bayer (Plastische Chirurgie), Dr E. Lahnsteiner<br />
AM und Wundspezialistin, Prim. K. Steyrer (Dermatologie), Prof. W. Trubel (Chirurgie/Gefäßchirurgie)<br />
nen der diagnostischen (z.B. Histopathologie,<br />
Labor, Radiologie), konservativen<br />
(z.B. Dermatologie, Innere Medizin,<br />
Physikalische Therapie) und operativen<br />
Fächer (z.B. Gefäßchirurgie, Plastische<br />
Chirurgie, Orthopädie) schafft somit<br />
eine unabdingbare Vorraussetzung für<br />
eine erfolgreiche Wundtherapie und<br />
ermöglicht den Patienten wieder eine<br />
neue Lebensqualität.<br />
Dr. med. univ. Elisabeth Lahnsteiner<br />
Leitung ÄrzteteamWundheilung<br />
Ordinationszentrum Döbling<br />
Heiligenstädterstraße 46–48<br />
A-1190 Wien<br />
Mobil: +43/676/72 69 680<br />
Fax: 01/406 30 39<br />
www.wundheilung-doebling.com<br />
info@wundordination.at<br />
Bronchipret ® Saft: seit 1. September neu<br />
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Seit 1. September bietet Sanova<br />
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und ist für Erwachsene,<br />
aber auch für Kleinkinder ab ein<br />
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an lang anhaltendem<br />
und quälendem<br />
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besonders wichtig den Husten effizient<br />
und gezielt mit hochwertigen Kombinationspräparaten<br />
zu behandeln.<br />
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bei der Behandlung der Symptome<br />
einer Bronchitis –<br />
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Birgit Koudelka<br />
Tel.: 01/80104-2538<br />
birgit.koudelka@sanova.at<br />
seite 41
COPD<br />
Fortbildung<br />
Mit COPD auf Skywalk?<br />
UP Dr. Wolfgang Domej<br />
Die chronisch obstruktive Bronchitis<br />
(COPD) und das Lungenemphysem<br />
können auf Grund ihrer weiten Verbreitung<br />
mit gutem Recht als Volkskrankheit<br />
bezeichnet werden. In der Todesursachenstatistik<br />
stieg die COPD weltweit<br />
vom 6. Platz (1990) aktuell auf die 4.<br />
Stelle und soll bis zum Jahre 2020<br />
„Bronze“ im Ranking erreichen. Bei<br />
unseren benachbarten Bundesbürgern<br />
schätzt man, dass 10–15% der Bevölkerung<br />
an COPD leiden; die mit 1.258 Teilnehmern<br />
(Alter > 40 Jahre) in der Stadt<br />
Salzburg durchgeführte BOLD-Studie<br />
(Burden of Obstructive Lung Disease)<br />
attestierte in 26% ein COPD-Stadium > I.<br />
Weltweit sind etwa 80 Millionen Menschen<br />
von mittelschwerer bis schwerer<br />
COPD (II, III) betroffen, eine Zahl, welche<br />
die enorme sozioökonomische Bedeutung<br />
dieser Erkrankung reflektiert<br />
(Tab. 1).<br />
Dass Mobilität für Gesunde, aber auch<br />
für Patienten mit chronischen, respektive<br />
stabilen respiratorischen Erkrankungen<br />
Lebensqualität bedeutet, ist heute eine<br />
Selbstverständlichkeit. Dank moderner<br />
Aufstiegshilfen und anderer Beförderungsmittel<br />
ist es untrainierten Gesunden<br />
wie auch Menschen mit präexistenten<br />
respiratorischen Erkrankungen ein Leichtes,<br />
in große Höhen zu gelangen (Abb. 1).<br />
So überwindet die einzigartige Dachsteinsüdwandbahn,<br />
die heuer ihr 40-jähriges<br />
Jubiläum feiert, den Höhenunterschied<br />
zwischen 1.700 m (Talstation)<br />
und der auf 2.700 m Höhe gelegenen<br />
Bergstation (Hunerkogel) in etwa sieben<br />
Minuten. Damit wird in sehr kurzer<br />
Zeit Hochgebirgshöhe erreicht, wobei<br />
die atmosphärischen Druckverhältnisse<br />
bzw. die hypobare Hypoxie deutlich<br />
unter dem gesetzlich zulässigen Kabinendruckäquivalent<br />
von 2.348 m (8.000<br />
ft) eines Reisejets liegen. Dazu kommen<br />
eine in der Regel kältere und trockenere<br />
Gebirgsluft, die bei besonders tiefen<br />
Temperaturen trotz verminderter Luftdichte<br />
zu einem Anstieg des Atemwegswiderstandes<br />
führen kann und eine<br />
erhöhte Belastung durch die Höhenstrahlung<br />
(Tab. 2).<br />
Die Atmung in der Höhe stellt bekanntlich<br />
den allein leistungslimitierenden<br />
Faktor gegenüber der kreislauflimitierten<br />
Sauerstoffaufnahme auf Normalhöhe<br />
dar. So beginnt der Höhenleistungsverlust<br />
bzw. die Abnahme der<br />
maximalen Sauerstoffaufnahme (VO 2max)<br />
beim Gesunden bereits bei 1.500 m<br />
Höhe und nimmt um ~10% alle weiteren<br />
1.000 m ab.Wie sich Leistungseinschränkung<br />
und Hypoxämie bei COPD-<br />
Patienten mit höheren Erkrankungsstadien<br />
(III und IV) unter Höheneinfluss<br />
Tabelle 1<br />
COPD-Einteilung nach spirometrischen Kriterien (GOLD)<br />
Stadium Schweregrad FEV1/FVC FEV1 (in % des Sollwertes)<br />
I leicht < 0,70 80<br />
II mittel < 0,70 < 80, aber ≥ 50<br />
III schwer < 0,70 < 50, aber ≥ 30<br />
IV sehr schwer < 0,70 < 30 oder<br />
FEV1 < 50 + chronisch respiratorische Insuffizienz<br />
auswirken, kann nicht mit absoluter<br />
Sicherheit vorhergesagt werden, da neben<br />
klimatischen auch individuelle Faktoren<br />
eine Rolle spielen und entsprechende<br />
Studien dazu fehlen (Tab. 2).<br />
Eine etwaige gesundheitliche Bedrohung<br />
infolge einer hochgradigen Hypoxämie<br />
im Rahmen eines kurzzeitigen<br />
Höhenaufenthaltes kann allerdings<br />
durch bestimmte funktionelle Voruntersuchungen<br />
(Blutgasanalyse auf Normalhöhe<br />
bzw. Lungenfunktionsdiagnostik),<br />
Prädiktionsformeln zur Abschätzung<br />
des p aO 2 auf einer bestimmten Höhenstufe<br />
(gilt nicht für hyperkapnische<br />
Patienten!) oder Hypoxieprovokation<br />
in einer hypobaren Kammer begrenzt<br />
werden. Vor einer Flugreise ist nach der<br />
Aerospace Medical Association ein<br />
p aO 2 > 70 mmHg für einen Flug bei<br />
einem maximalen Kabinendruckäquivalent<br />
von 2.438 m (8.000 ft) ohne gesundheitliches<br />
Risiko ausreichend; das sollte<br />
daher auch für einen kurzzeitigen<br />
Höhenaufenthalt nach passivem Höhenaufstieg<br />
in mittlerer Höhe (1.500 bis<br />
2.500 m) gelten.<br />
Wieviele Patienten mit COPD jährlich<br />
den Skywalk (Abb. 1) oder den Eispalast<br />
im Bereiche der Dachsteinbergstation/Hunerkogel<br />
in 2.700 m Seehöhe<br />
besuchen, darüber gibt es keine statistischen<br />
Daten. Bei einer Jahresfördermenge<br />
von 240.000 Personen kann man<br />
allerdings von einer nicht unwesentlichen<br />
Anzahl von COPD-Patienten<br />
unter Seilbahngästen ausgehen. Laut<br />
Auskunft der Planai-Hochwurzen-Bahnen<br />
sind Notfälle bei Touristen während<br />
der Seilbahnfahrt und während des Aufenthaltes<br />
im Bereiche der Bergstation<br />
extrem seltene Ereignisse. Allgemein<br />
gesehen stehen laut Österreichischer<br />
seite 42 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong>
Bergrettung von allen internistisch<br />
begründeten Einsätzen kardiale Ereignisse<br />
im Alpinsport im Vordergrund.<br />
Patienten mit ausschließlicher respiratorischer<br />
Symptomatik bzw. mit leichter<br />
bis mittelschwerer COPD (Stadium I +<br />
II) tolerieren einen Höhenaufenthalt<br />
meist erstaunlich gut und können von<br />
der geringeren Luftdichte sowie der verminderten<br />
Schadstoffbelastung profitieren.<br />
Es ist jedoch zu bedenken, dass die<br />
mit der Höhe zunehmende Hypoxie auch<br />
Einfluss auf die respiratorische Muskulatur<br />
und damit Hyperventilationsfähigkeit<br />
nimmt und der Benefit für COPD-<br />
Patienten daher meist theoretischer<br />
Natur ist.<br />
Patienten mit COPD I–II (Ruhe p aO 2<br />
> 65 mmHg, p aO 2 < 45 mmHg) tolerieren<br />
in der Regel Aufenthalte bis 2.500 m<br />
selbst unter leichter Belastung infolge<br />
einer gewissen „Vorakklimatisation“<br />
durch die Hypoxämie erstaunlich gut.<br />
Diese Patienten dürften daher bei passivem<br />
Höhenaufstieg über mittlere<br />
Höhen hinaus keine wesentlichen respiratorischen<br />
Probleme haben, sofern ihr<br />
pulmonalarterieller Druck sich im Rahmen<br />
hält, das gilt gleichermaßen für<br />
Flugreisen.<br />
Patienten mit isokapnischer COPD<br />
können sich durchaus passive Höhenaufstiege<br />
bis 3.000 m zumuten. Damit<br />
9/20<strong>09</strong> DER MEDIZINER<br />
Höhenklimatische und höhenatmosphärische Veränderungen<br />
Barometerdruck (pB) � - 60 mmHg/1.000 m<br />
Inspiratorischer Sauerstoffpartialdruck (p i O 2 ) � - 17 mmHg/1.000 m<br />
Temperatur (°C) � - 6°C/1.000 m<br />
Luftfeuchtigkeit (%) � - 25%/1.000 m<br />
Luftdichte (ρ) � - 0,0875 kg/m -3 /1.000 m<br />
Strahlung (mSv) � + 10–20%/1.000 m<br />
Wind + Kälte (m/s) � + Windchill-Faktor<br />
sind sie für ein „Kulturtrekking“, nicht<br />
jedoch für ein Höhentrekking geeignet,<br />
da unter dem Einfluss großer Höhen in<br />
Kombination mit hoher aerober Belastung<br />
doch das Risiko eines akuten Cor<br />
pulmonale und einer schweren Hypoxämie<br />
besteht.<br />
Bei COPD-Patienten mit höheren<br />
Erkrankungsstadien (III, IV) sollte darauf<br />
geachtet werden, dass trockene kalte<br />
Inspirationsluft zusammen mit hypobarer<br />
Höhenhypoxie eine bestehende Bronchialobstruktion<br />
verschlechtern kann.<br />
Bei schwerer COPD mit chronischer<br />
Hyperkapnie ist die Hypoxieantwort<br />
(Sofortreaktion) durch das Glomus<br />
caroticum beeinträchtigt; damit können<br />
diese Patienten nicht wie Gesunde ihre<br />
Ventilation adäquat an die Höhen<br />
anpassen, wodurch sich ihre Hypoxämie<br />
verstärkt; hier ist höchste Vorsicht im<br />
Zusammenhang mit jeder Form der<br />
Höhenexposition geboten!<br />
Abbildung 1<br />
Dachsteinseilbahn, Skywalk und Eispalast: touristische Attraktionen im Bereiche der<br />
Bergstation Dachstein-Hunerkogel (2.700 m), UNESCO-Welt- und Kulturerbe<br />
COPD<br />
Fortbildung<br />
Tabelle 2<br />
Dass Hypoxietraining auch bei<br />
COPD-Patienten eine sinnvolle Ergänzung<br />
zur bestehenden Medikation sein<br />
kann, konnte in einer rezenten Studie<br />
(Burtscher et al., 20<strong>09</strong>) mit 18 COPD-<br />
Patienten (Stadium I) gezeigt werden.<br />
Nach dreiwöchigem hypoxischen Intervalltraining<br />
(HIT) in einer hypobaren<br />
Kammer ergaben sich signifikante Verbesserungen<br />
der Gesamtbelastungszeit,<br />
der Belastungszeit bis zur anaeroben<br />
Schwelle sowie der totalen Hämoglobinmasse<br />
gegenüber einem Vergleichskollektiv,<br />
das unter Normoxie trainierte.<br />
Weiterführende Literatur<br />
Moderne Berg- und Höhenmedizin<br />
Handbuch für Ausbildner, Bergsteiger,<br />
Ärzte; Th. Küpper, K. Ebel, U. Gieseler<br />
(Hrsg.); Gentner Verlag, Stuttgart, ISBN<br />
978-3-87247-690-6<br />
Domej W., Schwaberger G., Pietsch C.<br />
Altitude tolerance in pre-existing pulmonary<br />
disease; JB OEGAHM 20<strong>09</strong>,<br />
ISBN 878-3-9501312-9-1<br />
UP Dr. Wolfgang Domej<br />
ARGE-Alpinmedizin Graz<br />
(http://www.argealpinmed.at)<br />
Alpine Forschungsstation Dachstein<br />
(AFD)<br />
Klinische Abt. für Lungenkrankheiten<br />
Univ.-Klinik für Innere Medizin<br />
Medizinische Universität Graz<br />
“Human Performance Research Graz ,<br />
KF-Universität Graz”<br />
Auenbruggerplatz 15, A-8036 Graz<br />
Tel.: +43/316/385-80 250<br />
wolfgang.domej@medunigraz.at<br />
seite 43
FORUM MEDICUM<br />
Fortbildung<br />
Orale vs. intravenöse Bisphosphonate<br />
Frakturrisikoreduktion, Sicherheit und Verträglichkeit<br />
intravenöser Bisphosphonate bei postmenopausaler Osteoporose<br />
Für die Therapie der postmenopausalen<br />
Osteoporose stehen sowohl orale als<br />
auch parenterale (intravenös verabreichte)<br />
Bisphosphonate zur Verfügung.<br />
Ein effektiver Schutz vor osteoporotischen<br />
Frakturen wird nur durch eine<br />
mehrjährige, eventuell auch lebenslange,<br />
lückenlose Behandlung erreicht.<br />
Orale Bisphosphonate verfehlen<br />
häufig das Therapieziel<br />
Der effektive Frakturschutz unter oraler<br />
Bisphosphonattherapie bei postmenopausalen<br />
Osteoporosepatientinnen ist<br />
belegt.Aufgrund mangelhafter Therapietreue<br />
– bedingt durch Schluckbeschwerden,<br />
gastrointestinalen Problemen oder<br />
einfach nur das Unvermögen, länger aufrecht<br />
zu stehen – kann das Therapieziel<br />
aber häufig nicht erreicht werden. Zwar<br />
ist durch die Einführung der wöchentlichen<br />
oralen Therapieregime gegenüber<br />
den täglichen Dosierungen eine signifikante<br />
Verbesserung erkennbar, nichts<br />
desto trotz liegt die Langzeittherapietreue<br />
über einen Zeitraum von zwölf<br />
Monaten deutlich unter 50%.<br />
Eine gute Alternative bieten uns die<br />
parenteralen Bisphosphonate<br />
Frakturschutz – Sicherheit –<br />
Verträglichkeit bei parenteralen<br />
Bisphosphonaten<br />
Für die parenterale Therapie der postmenopausalen<br />
Osteoporose stehen in<br />
Österreich zwei Substanzen zur Verfügung:<br />
Ibandronat als Quartalspritze und<br />
Zoledronat als Infusion. Kalzium und<br />
Vitamin D müssen, wie auch bei den ora-<br />
Univ.-Doz. Dr. Astrid Fahrleitner<br />
len Therapien, begleitend substituiert<br />
werden.<br />
Die häufigsten Nebenwirkungen intravenöser<br />
Bisphosphonate stellen die<br />
Postinfusions- bzw. Postinjektionssymptome<br />
(PIS) dar. Dabei handelt es sich um<br />
grippeähnliche Symptome wie Muskel-,<br />
Gelenkschmerzen, Fieber, Schüttelfrost,<br />
Übelkeit, die innerhalb der ersten 48h<br />
nach erstmaliger Applikation auftreten.<br />
4,5% der Ibandronat-Patientinnen berichteten<br />
in einer Studie über eines der<br />
Symptome, wobei diese lediglich leicht<br />
bis mäßig beschrieben wurden, sich nach<br />
maximal 72h zurückbildeten und durch<br />
die Einnahme von Paracetamol deutlich<br />
gelindert werden konnten.<br />
Die Häufigkeit von Postinfusionssymptomen<br />
bei Patienten, die Zoledronat<br />
erhielten, betrug 44,7% nach den ersten,<br />
16,7% nach der zweiten und 10,2% nach<br />
der dritten Infusion.<br />
Die Nierenverträglichkeit von Ibandronat<br />
ist vergleichbar mit Placebo.<br />
Unter Zoledronat trat in einer Studie<br />
akutes Nierenversagen in 0,2% der Fälle<br />
auf. Vorhofflimmern wurde bei 2,5% der<br />
Zoledronat-Patientinnen mehrere Wochen<br />
nach der Infusion beobachtet (vs.<br />
1,9% Placebo). Für Ibandronat konnte in<br />
einer umfassenden Analyse keine Beeinflussung<br />
der Herzfunktion nachgewiesen<br />
werden.<br />
Die Zulassungsstudie mit Ibandronat<br />
ist mit der niedrigen oralen Dosierung<br />
(nicht im Handel) gelaufen, hier konnte<br />
eine Reduktion des Wirbelkörperfrakturrisikos<br />
gezeigt werden. Metaanalysen<br />
konnten zeigen, dass mit der Quartalspritze<br />
auch nichtvertebrale Frakturen<br />
verhindert werden können.<br />
Die Zulassungsstudie mit Zoledronat<br />
(5 mg einmal jährlich i.v., im Handel)<br />
zeigte eine Reduktion aller relevanten<br />
osteoporotischen Frakturen.<br />
Bedeutung für die Praxis<br />
Parenterale Bisphosphonate bieten<br />
wegen der längeren Dosierungsintervalle,<br />
unkomplizierten Darreichungsform<br />
und Vermeidung gastrointestinaler<br />
Nebenwirkungen einen deutlichen Vorteil<br />
gegenüber oralen Therapien.<br />
Es ist individuell zu entscheiden, für<br />
welche Patientinnen die Quartalspritze<br />
oder die Jahresinfusion besonders geeignet<br />
ist, da es bislang keine direkten Vergleichsstudien<br />
zu Unterschieden beim<br />
Frakturschutz zwischen den beiden Substanzen<br />
gibt. Wesentlich für den Therapieerfolg<br />
ist die Therapietreue und eine<br />
zusätzliche, ausreichende Kalzium- und<br />
Vitamin-D-Zufuhr.<br />
FB<br />
Quelle<br />
W. J . F a ß b e n d e r , U . C . S t u m p f , A . F a h r l<br />
e i t n e r - P a m m e r: „Intravenöse Bisphosphonate bei<br />
postmenopausaler Osteoporose“, MMW-Fortschr. Med.<br />
Originalien I/20<strong>09</strong> (151. Jg.), S.39-44<br />
DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong>
FORUM MEDICUM<br />
Fortbildung<br />
Nasonex ® – Breiteste Indikation –<br />
kassenfrei (IND: Allergische Rhinitis &<br />
Behandlung nasaler Polypen) Aerius ®<br />
– neue Studiendaten<br />
Nasal verabreichbare Glukokortikoide zählen zu<br />
den wirksamsten Medikamenten in der Behandlung<br />
der Allergischen Rhinitis (ganzjährig) und nasaler<br />
Polypen 1,2 . Aktuelle Therapieleitlinien empfehlen u.a.<br />
topische Glukokortikoide mit einem Empfehlungsgrad<br />
A bei der Behandlung nasaler Polypen 2 .<br />
Nasonex ® bietet neben dem breitesten Indikationsspektrum<br />
- frei verschreibbar (IND) bei Allergischer<br />
Rhinitis und bei der Behandlung nasaler Polypen auch<br />
die geringsten Tagestherapiekosten (140 Hübe) 3 . Das<br />
Glukokortikoid Mometasonfuroat weist eine starke,<br />
schnelle sowie antientzündliche Wirksamkeit bei<br />
Nasen- und Augensymptomatik auf. Die Zugabe von<br />
pflegendem Glycerin, sowie die geringste Systemgängigkeit<br />
(< 0,1%) von Mometasonfuroat machen Nasonex<br />
langzeitverträglich und sicher 4–10 .<br />
9/20<strong>09</strong> DER MEDIZINER<br />
Dem Wirkstoff<br />
Mometason wurde<br />
eine klinische Ia<br />
Evidenz bei der<br />
Therapie der Allergischen<br />
Rhinitis<br />
verliehen 11 . Aufgrund<br />
der einfachen<br />
Handhabung wurde<br />
der Nasenspray mit<br />
dem „Ease-of-Use“-<br />
Preis der „Arthritis<br />
Foundation“ (USA) prämiert<br />
12 .<br />
Die ARIA-Guidelines (= Allergic Rhinitis and it´s<br />
Impact on Asthma), eine Initiative der WHO, empfehlen<br />
– neben Allergenkarenz und Immuntherapie –eine<br />
medikamentöse Kombinationstherapie der Allergischen<br />
Rhinitis mit einem nicht sedierenden Antihistaminikum<br />
und einem intranasalen Steroid 1 . Die aktuellen<br />
Studiendaten über Desloratadin (Aerius ® )<br />
(ACCEPT-Studien; AERIUS Control: Clinical and<br />
Evaluative Profile of Treatment, n = 1.263) – in<br />
Zusammenarbeit mit GA 2 LEN* – zeigen erstmals<br />
neben den klassischen Endpunkten Wirksamkeit und<br />
Verträglichkeit signifikante positive Effekte auf die<br />
Lebensqualität und die Produktivität (Arbeitsproduktivität,<br />
tägliche Aktivität, etc.) der PatientInnen. Diese<br />
positiven Effekte zeigten sich sowohl bei Patienten<br />
mit intermittierender Allergischen Rhinitis als auch<br />
mit persistierender Allergischen Rhinitis 13-16 .<br />
FB<br />
* europäisches Allergie-Netzwerk<br />
Literatur beim Verfasser<br />
Fachkurzinformation siehe Seite 51<br />
Anzeige Plus<br />
50<br />
seite 45
FORUM MEDICUM<br />
Fortbildung<br />
Einfache und<br />
schmerzlose Behandlung<br />
– Neben<br />
der Verödung von<br />
Besenreisern und<br />
Krampfadern<br />
wird jetzt auch bei<br />
Hämorrhoidalleiden<br />
verödet –Verödung<br />
kann eine<br />
Alternative zu<br />
aufwändigeren<br />
Interventionen<br />
sein.<br />
Jeder zweite Erwachsene, Männer wie<br />
Frauen, erkrankt im Laufe des Lebens –<br />
zumeist zwischen dem 45. und 60.<br />
Lebensjahr – an Hämorrhoiden. Für<br />
diese Volkskrankheit stehen wirksame<br />
Behandlungsmethoden zur Verfügung,<br />
die noch zu wenig genutzt werden, weil<br />
das Hämorrhoidalleiden immer noch<br />
Tabuthema ist. Vor allem in der Anfangszeit<br />
des Leidens ist die Behandlung<br />
sehr einfach und ohne Operation möglich,<br />
nämlich durch eine Verödung (Sklerotherapie).<br />
Sie ist effektiv, fast oder<br />
überhaupt schmerzlos und kann ambulant<br />
durchgeführt werden. Die Methode<br />
ist vergleichbar mit der Verödung von<br />
Besenreisern oder Krampfadern. Jetzt<br />
erteilte das Gesundheitsministerium offiziell<br />
die Zulassung für die Verödung bei<br />
Hämorrhoidalleiden ersten und zweiten<br />
Grades (Aethoxysklerol ® /Wirkstoff Polidocanol).<br />
Auf Grund der einfachen und<br />
kostengünstigen Anwendung rückt die<br />
Verödungsmethode bei Hämorrhoidalleiden<br />
nunmehr stark in den Vordergrund.<br />
Univ.-Prof. Dr. Max Wunderlich<br />
(siehe Bild), Leiter der Chirurgie im<br />
Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern<br />
in Wien, ist überzeugt vom wachsenden<br />
Stellenwert der Sklerosierungstherapie,<br />
weil sie bei Versagen nichtinvasiver<br />
konservativer Maßnahmen (orale Medikation,<br />
Suppositorien, Salben) eine exzellente<br />
Alternative zu oft voreilig eingesetzten<br />
aufwändigeren Operationen<br />
darstellt.<br />
Wie entsteht das<br />
Hämorrhoidalleiden?<br />
Am Übergang vom Mastdarm zum<br />
Analkanal befinden sich unter der<br />
Schleimhaut ringförmig angelegte,<br />
schwammartige, arteriovenöse Gefäßpolster,<br />
die im Bereich des inneren Schließmuskels<br />
für die Feinabdichtung des Enddarms<br />
sorgen. Erst bei Beschwerden von<br />
Seiten dieses Gefäßpolsters oder bei sei-<br />
Verödung bei Hämorrhoidalleiden nun<br />
auch in Österreich zugelassen<br />
ner krankhaften Vergrößerung spricht<br />
man von Hämorrhoidalleiden. Für die<br />
Entstehung der Krankheit werden zahlreiche<br />
Faktoren genannt, wie: genetisch<br />
bedingte Bindegewebsschwäche, falsche<br />
Ernährung, Verstopfung mit Pressen zum<br />
Stuhlgang, Bewegungsmangel, Übergewicht.<br />
Einzig gesichert ist der Zusammenhang<br />
mit Schwangerschaft und Geburt.<br />
Das Hämorrhoidalleiden wird in vier<br />
Grade eingeteilt: Normal große Hämorrhoidalgefäße,<br />
die bluten, entsprechen<br />
Grad I. Später vergrößern sie sich, allerdings<br />
ohne vorzufallen bzw. von außen<br />
sichtbar zu werden (Grad II). Wenn sie<br />
vor die Analöffnung fallen (z.B. beim<br />
Stuhlgang), aber spontan wieder zurück<br />
gleiten spricht man von Grad III. Wenn<br />
die Hämorrhoiden auf Dauer vorgefallen<br />
sind, handelt es sich um Grad IV.<br />
Das Hauptsymptom beim Hämorrhoidalleiden<br />
vom Grad I und II sind hellrote<br />
Blutungen beim Stuhlgang. Fallweise<br />
bestehen Juckreiz oder ein leichtes<br />
Druckgefühl, selten Schmerzen.<br />
Abhilfe mit<br />
geringem Aufwand<br />
Zu den kausalen<br />
Behandlungsmethoden<br />
für das Hämorrhoidalleiden<br />
I. und II. Grades<br />
(nicht aber für jene von<br />
Grad III und IV) zählen<br />
zwei minimal invasive<br />
Therapien: Veröden<br />
oder Abbinden<br />
mit Gummibandligatur.<br />
Bei der Verödung wird<br />
über ein Proktoskop<br />
das Sklerosierungsmittel<br />
mit einer feinen<br />
Nadel unter die<br />
Schleimhaut oberhalb<br />
der Hämorrhoidalzone<br />
injiziert. Das Sklerosierungsmittel<br />
bewirkt im<br />
Injektionsbereich eine<br />
gewünschte Gewebsreaktion,<br />
gefolgt von<br />
einer Schrumpfung der<br />
Hämorrhoiden. Das<br />
entstehende Narbengewebe<br />
fixiert die Hämor-<br />
rhoiden am Untergrund und drosselt die<br />
Blutzufuhr. Dadurch schwinden die<br />
Beschwerden in der Regel. Das Verfahren<br />
dauert nur wenige Minuten und ist<br />
meist nahezu schmerzlos, weil sich in der<br />
Mastdarmschleimhaut keine sensiblen<br />
Nervenfasern finden.<br />
Patienteninformation<br />
im Internet<br />
Ratgeber zum Thema Hämorrhoidalleiden<br />
und Krampfadern gibt es kostenlos<br />
auf der Website www.veroedung.at<br />
Fachliche Fragen beantwortet Ihnen<br />
gerne:<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Max Wunderlich<br />
Leiter der Chirurgischen Abteilung<br />
Krankenhaus der Barmherzigen<br />
Schwestern Wien<br />
1060 Wien, Stumpergasse 13<br />
Tel.: +43 1 599 88 - 6201<br />
max.wunderlich@bhs.at<br />
seite 46 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong><br />
FB
Inhalationssysteme für die Behandlung<br />
von Atemwegserkrankungen erfordern<br />
von ihren Anwendern große<br />
Geschicklichkeit. Untersuchungen zufolge<br />
fällt es vielen Patienten trotz entsprechender<br />
Schulungen schwer, ihr<br />
Inhalationsgerät richtig zu bedienen, da<br />
die Einatmung und das Auslösen des<br />
Sprühstoßes optimal aufeinander abgestimmt<br />
sein müssen. Andernfalls kommt<br />
das Medikament nicht in ausreichender<br />
Dosis in der Lunge an und verliert an<br />
Wirksamkeit.<br />
Hohe Lungendeposition durch<br />
extrafeine Wirkstoffpartikel<br />
Chiesi, Spezialist für Atemwegserkrankungen,<br />
hat eine effektive und umweltfreundliche<br />
Lösung entwickelt, die<br />
Patienten die Anwendung erheblich<br />
erleichtert. FOSTER ® , das FCKW-freie<br />
Dosieraerosol, beinhaltet eine »extrafeine«<br />
Fix-Kombination aus 100 mg<br />
Beclometason und 6 mg Formoterol. 1<br />
Die extrafeinen Wirkstoffteilchen<br />
erreichen den gesamten Bronchialbaum<br />
9/20<strong>09</strong> DER MEDIZINER<br />
FORUM MEDICUM<br />
Fortbildung<br />
Endlich wieder befreit durchatmen:<br />
FOSTER ® – die extrafeine Fix-Kombination für Asthma-PatientInnen<br />
– die beiden Wirkstoffe können sich<br />
optimal in der Lunge verteilen. 2<br />
Vergleichbare Wirksamkeit<br />
und schnellere Erleichterung<br />
bei niedriger Dosierung<br />
Aufgrund der hohen Lungendeposition<br />
ist FOSTER ® bei reduzierter Steroidmenge<br />
mindestens genauso wirksam<br />
wie andere Fixkombinationen. 3,4 Außerdem<br />
zeigt FOSTER ® eine signifikant<br />
schnellere Wirkung als Fluticason + Salmeterol.<br />
3<br />
Therapieformen für postmenopausale Osteoporose<br />
Im Hinblick auf eine antiresorptive<br />
Therapie für postmenopausale Osteoporose<br />
stehen orale oder parenterale<br />
Bisphosphonate zur Verfügung.<br />
In beiden Fällen führt nur eine mehrjährige<br />
Behandlung zum Erfolg.<br />
Bei oralen Bisphosphonaten treten<br />
häufig Schluckbeschwerden oder gastrointestinale<br />
Probleme auf, unangenehme<br />
Begleiterscheinungen, die häufig<br />
zu einem vorzeitigen Abbruch der Therapie<br />
führen. Auch machen die strikten<br />
Einnahmerichtlinien den Betroffenen<br />
Sanfte Wolke für eine<br />
leichtere Inhalation<br />
Der Inhalatorspray mit der patentierten<br />
Modulite ® -Technologie erzeugt eine<br />
sanfte und langsame Aerosolwolke. 5 Die<br />
Patienten haben daher mehr Zeit für die<br />
Koordination von Einatmung und Sprühstoß.<br />
Das ist ein entscheidender Vorteil in<br />
der Asthma-Therapie.<br />
Effiziente Asthmatherapie zum<br />
wohldosierten Preis<br />
FOSTER ® : der Inhalator enthält 120<br />
Sprühstöße und ist in der Grünen Box.<br />
FB<br />
038/TCP/FOSTER/AT/03-2008<br />
Literatur<br />
1. Fachinformation Fachinformation Foster, Stand der<br />
Information: Oktober 2008<br />
2. Mariotti et al., abstract and poster presented at AIPO<br />
National Congress 2007<br />
3. Papi A. et al., ICAT SE, Allergy 2007; 62<br />
4. Papi A. et al., ICAT SY, Eur Respir J 2007; 29<br />
5. Gabrio 1999/June 1999, Keller 1991<br />
oft Schwierigkeiten. Speziell jenen<br />
Patienten, die nicht länger aufrecht sitzen<br />
oder stehen können.<br />
Als Alternative bieten sich parenterale<br />
Bisphosphonate in ihrer unkomplizierten<br />
Darreichungsform an. So kommt<br />
hier z.B. Ibandronat als Quartalsspritze<br />
zum Einsatz. Die Bioverfügbarkeit von<br />
100% unterscheidet die parenteralen<br />
deutlich von den oralen Formen, die ca.<br />
0,6% aufweisen. Zudem liefert die<br />
Quartalsspritze auch die Basis für einen<br />
regelmäßigen Arzt-Patienten-Kontakt.<br />
So bieten die vierteljährlichen Arzttermine<br />
auch Gelegenheit, das Verständnis<br />
der Patienten für ihre Krankheit und<br />
ihre Motivation für die konsequente<br />
Weiterführung der Therapie zu fördern.<br />
Mit einer begleitenden Kalzium - und<br />
Vitamin-D-Zufuhr können bedeutende<br />
Therapieerfolge nachgewiesen werden.<br />
FB<br />
seite 47
DOKTOR PRIVAT<br />
Kongresse und Studienreisen von der Steuer absetzbar?<br />
Wenn ein Arzt im Rahmen seiner<br />
beruflichen Fortbildung eine Reise unternimmt,<br />
gelten sehr strenge Voraussetzungen,<br />
um die damit verbundenen Ausgaben<br />
auch steuerlich absetzen zukönnen.<br />
Auch bei Betriebsprüfungen erwecken<br />
solche Ausgaben oftmals große Aufmerksamkeit<br />
durch die Finanz.<br />
Kongresse<br />
Reisekosten im Zusammenhang mit<br />
einer Fortbildungsveranstaltung gelten<br />
nur dann als abzugsfähig, wenn die folgenden<br />
Voraussetzungen gegeben sind:<br />
• Die Planung und Durchführung der<br />
Reise muss im Rahmen einer lehrgangsmäßigen<br />
Organisation erfolgen<br />
oder in einer Weise, die eine weitaus<br />
überwiegende berufliche Bedingtheit<br />
erkennen lässt.<br />
• Die Reise muss die Möglichkeit bieten,<br />
Kenntnisse zu erwerben, die eine einigermaßen<br />
konkrete Verwertung im<br />
Unternehmen zulassen.<br />
• Das Reiseprogramm und die Durchführung<br />
müssen nahezu ausschließlich<br />
auf interessierte Teilnehmer im Tätigkeitsbereich<br />
des Steuerpflichtigen<br />
abgestellt sein, sodass sie auf andere<br />
Teilnehmer keine Anziehungskraft<br />
ausüben.<br />
• Allgemein interessierende Programmpunkte<br />
dürfen nicht mehr Zeit in<br />
Anspruch nehmen, als während einer<br />
regelmäßigen betrieblichen Betätigung<br />
als Freizeit verwendet wird.<br />
Zu beachten gilt jedenfalls, dass die<br />
Privatzeiten (dazu zählen auch die „allgemein<br />
interessierenden Programmpunkte“)<br />
nicht mehr Raum einnehmen<br />
dürfen als während einer beruflichen<br />
Betätigung. Das bedeutet, dass zumindest<br />
im Ausmaß von durchschnittlich 8<br />
Stunden pro Tag spezifische Fortbildungsveranstaltungen<br />
stattfinden müssen<br />
(also jedenfalls das Seminarprogramm<br />
aufheben!).<br />
Wenn bei der Reise die „allgemeinen<br />
Programmpunkte“ nicht entscheidend<br />
in den Hintergrund treten (Mischprogramm),<br />
sind Reisekosten in diesem<br />
Zusammenhang nicht einmal teilweise<br />
abzugsfähig, sondern werden zur Gänze<br />
der privaten Sphäre zugeordnet. Lediglich<br />
Seminarbeiträge oder Ausgaben<br />
von Skripten könnten dennoch abgesetzt<br />
werden.<br />
Studienreisen<br />
Bei der Abzugsfähigkeit von Studienreisen<br />
ohne konkrete Fortbildung vertritt<br />
die Finanzverwaltung eine noch strengere<br />
Auffassung. Es gilt der Grundsatz:<br />
Eine Studienreise, die nicht erkennen<br />
lässt, was sie von den Reisen anderer<br />
kulturell interessierter Personen unterscheidet,<br />
ist nicht absetzbar.<br />
Auch die Teilnahme an einem Kongress,<br />
verbunden mit sportlichen und allgemein<br />
interessierenden Aktivitäten, ist<br />
nach Ansicht der Finanzverwaltung<br />
zumeist nicht absetzbar: So hat der Verwaltungsgerichtshof<br />
unter anderem auch<br />
eine Sportärztewoche der Privatsphäre<br />
zugeordnet. Auch die Unüblichkeit des<br />
gewählten Veranstaltungsortes in bezug<br />
auf den Teilnehmerkreis und/oder das<br />
Programm wertet die Finanz als Indiz für<br />
eine private Veranlassung.<br />
Ist mit einer Geschäftsreise eine Erholungsreise<br />
verbunden, liegt nach Ansicht<br />
der Finanzbehörde keine betrieblich veranlasste<br />
Reise vor. Gleiches gilt, wenn ein<br />
Urlaub vorangestellt oder angehängt<br />
wird, es sei denn, es handelt sich dabei<br />
nur um einen vernachlässigbaren Freizeittag;<br />
die auf diesen Tag entfallenden<br />
Kosten sind dann nicht abzugsfähig.<br />
Begleitpersonen<br />
Steht die betriebliche Veranlassung<br />
einer Reise eindeutig fest, ändert sich an<br />
deren Betriebsausgabencharakter selbst<br />
bei begleitenden Angehörigen nichts. Es<br />
sind lediglich jene Ausgaben, die auf die<br />
mitgenommenen Familienmitglieder<br />
entfallen, nicht abzugsfähig.<br />
Tipp<br />
Ist ein (späterer) Rückflug billiger<br />
als ein Linienflug können die Kosten<br />
eines dadurch bedingten längeren Aufenthaltes<br />
laut VwGH Betriebsausgaben<br />
darstellen, jedoch nur solange die<br />
Kosten des Billigfluges und Aufenthaltes<br />
unter jenen des Linienfluges liegen.<br />
MMag. Dieter Hafner<br />
Das Vorliegen eines Dienstverhältnisses<br />
alleine reicht noch nicht für die<br />
steuerliche Abzugsfähigkeit der Kosten<br />
eines mitreisenden angestellten Angehörigen.<br />
Nur in jenen Fällen, wo die verwandte<br />
Begleitperson ebenfalls in der<br />
Funktion eines fremden Dienstnehmers<br />
mitgenommen worden wäre, sind die mit<br />
ihr verbundenen Reisekosten absetzbar.<br />
Was ist alles abzugsfähig?<br />
Ist eine Fortbildungsreise zur Gänze<br />
beruflich veranlasst, können folgende<br />
Kosten abgesetzt werden:<br />
• Kosten der An- und Abreise (auch<br />
Flugtickets);<br />
• Nächtigungskosten bzw. Nachtgelder;<br />
• Tagesdiäten für Verpflegungsmehraufwand;<br />
• Fortbildungskosten, Skripten;<br />
• Taxispesen; öffentliche Verkehrsmittel.<br />
Für nähere Auskünfte stehe ich Ihnen<br />
gerne zur Verfügung.<br />
MMag. Dieter Hafner, Steuerberater<br />
Am Leonhardbach 10b, A-8010 Graz<br />
Telefon: 0316/32 51 37, Fax: 32 51 70<br />
hafner@dh-treuhand.at<br />
seite 48 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong>
FORUM MEDICUM<br />
Fortbildung<br />
Aerius 5 mg Filmtabletten. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Tablette enthält 5 mg Desloratadin. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Calciumhydrogenphosphat-Dihydrat, mikrokristalline<br />
Cellulose, Maisstärke, Talkum Tablettenüberzug: Farbiger Film (enthält Lactose-Monohydrat, Hypromellose, Titandioxid, Macrogol 400, Indigocarmin (E 132)), farbloser Film (enthält Hypromellose, Macrogol 400),<br />
Carnaubawachs, gebleichtes Wachs. Anwendungsgebiete: Aerius ist angezeigt für die Besserung der Symptomatik bei: • allergischer Rhinitis; • Urtikaria. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff<br />
oder einen der sonstigen Bestandteile oder gegen Loratadin. Schwangerschaft und Stillzeit: Im Tierversuch war Desloratadin nicht teratogen. Die Unbedenklichkeit der Anwendung dieses Arzneimittels während<br />
der Schwangerschaft ist nicht gesichert. Daher wird die Anwendung von Aerius während der Schwangerschaft nicht empfohlen. Desloratadin wird in die Muttermilch ausgeschieden, daher wird die Anwendung<br />
von Aerius bei stillenden Müttern nicht empfohlen. Zulassungsinhaber: SP Europe, Rue de Stalle 73,,B-1180 Bruxelles,,Belgien. Stand der Information: 3. Februar 20<strong>09</strong>. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht:<br />
Rezept- und apothekenpflichtig. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antihistaminika - H1-Antagonist; ATC-Code: R06A X27. Weitere Angaben zu Dosierung, Art und Dauer der Anwendung, Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen<br />
für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen, Nebenwirkungen, Überdosierung, pharmakologischen Eigenschaften<br />
und pharmazeutische Angaben sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />
Aerius 0,5 mg/ml Lösung zum Einnehmen. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Ein Milliliter Lösung zum Einnehmen enthält 0,5 mg Desloratadin. Dieses Arzneimittel enthält 150 mg/ml Sorbitol.<br />
Liste der sonstigen Bestandteile: Sorbitol, Propylenglycol, Sucralose E 955, Hypromellose E 2910, Natriumcitrat 2 H2O, natürliche und künstliche Aromen (Bubble-Gum), wasserfreie Citronensäure, Natriumedetat<br />
(Ph.Eur.), gereinigtes Wasser. Anwendungsgebiete: Aerius ist angezeigt zur Besserung der Symptomatik bei: • allergischer Rhinitis; • Urtikaria. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen<br />
der sonstigen Bestandteile oder gegen Loratadin. Inhaber der Zulassung: SP Europe, Rue de Stalle 73, B-1180 Bruxelles, Belgien. Abgabe: Rezept- und apothekenpflichtig. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antihistaminika<br />
- H1-Antagonist; ATC-Code: R06A X27. Stand der Information: 3. Februar 20<strong>09</strong>. Weitere Angaben zu Dosierung, Art und Dauer der Anwendung, Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung,<br />
Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Schwangerschaft und Stillzeit, Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen, Nebenwirkungen, Überdosierung, pharmakologischen Eigenschaften<br />
und pharmazeutische Angaben sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Quellen: Baena-Cagnani et al, Int Arch Allergy Immunol 2003;130:307-13, Monroe et al.; J Am Acad Dermatol, April<br />
2003; 535-41; Horak et al.; J Allergy Clin Immunol June 2002; 956-6, Devillier P. et al. Clinical Pharmacokinetics and Pharmacodynamics of Desloratadine, Fexofenadine and Levocetirizine. Clin Pharmacokinet 2008;<br />
47 (4): 217-230.<br />
AXURA ® 20 mg Filmtabletten; AXURA ® 5 mg, 10 mg, 15 mg, 20 mg Filmtabletten (Starterpackung) ATC-Code: N06DX01. Zusammensetzung: Eine 5/10/15/20 mg Filmtablette enthält 5/10/15/20 mg Memantinhydrochlorid<br />
(entspr. 4,15/8,31/12,46/16,62 mg Memantin). Sonstiger Bestandteil: Die 10 mg Filmtablette enthält 166 mg Lactose. Hilfsstoffe: Tablettenkern der 5/15/20 mg Filmtabletten: Mikrokristalline Cellulose,<br />
Croscarmellose-Natrium, Hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat; Tablettenfilm der 5/15/20 mg Filmtabletten: Hypromellose, Macrogol 400, Titandioxid (E 171). Zusätzlich bei 15 mg und 20 mg Filmtabletten:<br />
Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O und Eisen(III)-oxid (E 172); Tablettenkern der 10 mg Filmtabletten: Lactose-Monohydrat, Mikrokristalline Cellulose, Hochdisperses Siliciumdioxid, Talkum, Magnesiumstearat; Tablettenfilm<br />
der 10 mg Filmtabletten: Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer (1:1), Natriumdodecylsulfat, Polysorbat 80, Talkum, Triacetin, Simeticon-Emulsion. Anwendungsgebiete: Behandlung von Patienten mit moderater bis<br />
schwerer Alzheimer-Krankheit. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber dem arzneilich wirksamen Bestandteil oder einem der sonstigen Bestandteile. Pharmazeutischer Unternehmer: Merz Pharmaceuticals<br />
GmbH, Eckenheimer Landstraße 100, D-60318 Frankfurt/Main, Deutschland. Verschreibungspflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Stand der Information: August 20<strong>09</strong>. Weitere Angaben zu den Warnhinweisen<br />
und Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und andere Wechselwirkungen sowie Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. MERZ<br />
PHARMA AUSTRIA GmbH, Guglgasse 17, 1110 Wien, Tel. +43 (0) 1 869 1604-0; pharma@merz.co.at; www.merz-pharma-austria.at.<br />
Calcitonin „Novartis“ 100 I.E. - Nasalspray, Calcitonin „Novartis“ 200 I.E. - Nasalspray. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Ein Sprühstoß enthält 100 I.E. Lachs-Calcitonin, synthetisch, wobei<br />
eine I.E. 0,167 µg Wirkstoff entspricht. Ein Sprühstoß enthält 200 I.E. Lachs-Calcitonin, synthetisch, wobei eine I.E. 0,167 µg Wirkstoff entspricht. Sonstige Bestandteile: Benzalkoniumchlorid, Natriumchlorid, Salzsäure,<br />
gereinigtes Wasser. Anwendungsgebiete: Behandlung der gesicherten postmenopausalen Osteoporose zur Risikoreduktion von vertebralen Frakturen. Eine Reduktion von Hüftfrakturen wurde nicht nachgewiesen.<br />
Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Calcitonin (siehe Abschnitt 4.8 Nebenwirkungen) oder gegenüber einem der sonstigen Bestandteile dieses Arzneimittels (siehe Abschnitt 6.1 Sonstige Bestandteile).<br />
Calcitonin ist außerdem bei Patienten mit Hypokalzämie kontraindiziert. Pharmazeutischer Unternehmer: Novartis Pharma GmbH, Brunnerstr. 59, 1235 Wien, Tel: 0043 1 866 57 - 0, Fax: 0043 1 866 57 -<br />
665.Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rp, apothekenpflichtig. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antagonist des Parathormons („Antiparathormon“), ATC-Code: H05 BA 01 (Lachs-Calcitonin). Weitere Informationen<br />
zu den Abschnitten Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkung mit anderen Mitteln, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen.<br />
EVISTA 60 mg Filmtabletten. Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält 60 mg Raloxifenhydrochlorid. Das entspricht 56 mg Raloxifen-Base. Sonstiger Bestandteil: Lactose (149,40 mg). Anwendungsgebiete:<br />
EVISTA ist angezeigt zur Behandlung und Prävention der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen. Es wurde eine signifikante Verminderung in der Inzidenz von vertebralen Frakturen, aber nicht von Hüftfrakturen,<br />
nachgewiesen. Wenn bei einer postmenopausalen Frau eine Entscheidung zwischen EVISTA und anderen Therapiemöglichkeiten, einschließlich einer Östrogenbehandlung, getroffen werden soll, sind im individuellen<br />
Fall klimakterische Symptome, Auswirkungen auf das Uterus- und Brustgewebe sowie kardiovaskuläre Risiken und Nutzen zu berücksichtigen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegenüber Raloxifen oder einen<br />
der sonstigen Bestandteile. Darf nicht von noch gebärfähigen Frauen eingenommen werden. Bestehende oder in der Vorgeschichte aufgetretene venöse thromboembolische Ereignisse, einschließlich tiefer Venenthrombose,<br />
Lungenembolie und Retina-Venenthrombose. Eingeschränkte Leberfunktion einschließlich Cholestase. Schwere Nierenschädigung. Ungeklärte Uterusblutungen. EVISTA soll bei Patientinnen mit klinischen Zeichen<br />
oder Symptomen eines Endometriumkarzinoms nicht eingesetzt werden, da die sichere Anwendung in dieser Patientinnengruppe bislang nicht ausreichend untersucht wurde. Hilfsstoffe: Tablettenkern: Povidon,<br />
Polysorbat 80, Lactose, Lactose-Monohydrat, Crospovidon, Magnesiumstearat. Tablettenfilm: Titandioxid (E171), Polysorbat 80, Hypromellose, Macrogol 400, Carnaubawachs. Tinte: Schellack, Propylenglycol, Indigocarmin<br />
(E132). Wirkstoffgruppe: Selektiver Östrogenrezeptor-Modulator (SERM). ATC-Code: G03X C01. Name und Anschrift des Pharmazeutischen Unternehmers: DAIICHI SANKYO EUROPE GmbH, Zielstattstraße<br />
48, 81379 München, Deutschland. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Vertrieb in Österreich: DAIICHI SANKYO AUSTRIA GmbH Effingergasse 21, 1160 Wien,Telefon:<br />
(01) 485 86 42-0, Fax DW: 345. Die Informationen zu den Abschnitten Dosierung, Warnhinweise, Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />
“Die Frage ist nicht mehr Ob. Sondern Wann.”<br />
Prof. Dr. med. Ulrich Dirnagl.<br />
Charité Universitätsmedizin Berlin,<br />
Mitglied des Wings for Life Beratergremiums.<br />
Die Heilung einer Rückenmarksverletzung galt lange Zeit als unmöglich. In<br />
wissenschaftlichen Experimenten ist es jedoch gelungen, verletzte<br />
Nervenzellen zu regenerieren – und damit die vermeintliche Unheilbarkeit<br />
zu widerlegen. Basierend auf dieser revolutionären Erkenntnis in der<br />
Grundlagenforschung ist es heute medizinisch-wissenschaftlicher Konsens,<br />
dass Querschnittslähmung beim Menschen eines Tages heilbar sein wird.<br />
Es bedarf jedoch noch intensiver Forschungsarbeit, um den Durchbruch in<br />
der Humanmedizin erreichen zu können.<br />
Jede Spende zählt.<br />
www.wingsforlife.com<br />
9/20<strong>09</strong> DER MEDIZINER<br />
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9/20<strong>09</strong><br />
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seite 50 DER MEDIZINER 9/20<strong>09</strong>
IVOR 2500 IE Anti-Xa/0,2 ml Injektionslösung in Fertigspritzen, IVOR 3500 IE Anti-Xa/0,2 ml Injektionslösung in Fertigspritzen. Zusammensetzung: IVOR 2500 IE: Bemiparin Natrium: 2500 IE (Anti-Faktor Xa)<br />
pro 0,2 ml Fertigspritze (äquivalent zu 12.500 IE (Anti-Faktor Xa) pro Milliliter Injektionslösung). IVOR 3500: Bemiparin Natrium: 3500 IE (Anti-Faktor Xa) pro 0,2 ml Fertigspritze (äquivalent zu 17.500 IE (Anti-Faktor Xa)<br />
pro Milliliter Injektionslösung). Die Potenz ist in Internationalen Anti-Faktor Xa-Aktivitäts-Einheiten (IE) des 1. Internationalen Referenzstandards für niedermolekulare Heparine beschrieben. Anwendungsgebiete:<br />
IVOR 2500 IE: Vorbeugung von Thromboembolien bei Patienten, die sich allgemeinen chirurgischen Eingriffen unterziehen. Vorbeugung von Gerinnung im extrakorporalen Kreislauf während der Dialyse. IVOR 3500 IE:<br />
Vorbeugung von Thromboembolien bei Patienten, die sich orthopädischen chirurgischen Eingriffen unterziehen. Vorbeugung von Gerinnung im extrakorporalen Kreislauf während der Dialyse. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit<br />
gegenüber Bemiparin Natrium, Heparin oder von Schweinen gewonnenen Substanzen. Vorgeschichte mit bestätigter oder vermuteter immunologisch vermittelter heparininduzierter Thrombozytopenie<br />
(HIT). Aktive Hämorrhagie oder erhöhtes Blutungsrisiko aufgrund von gestörter Hämostase. Schwere Funktionsstörungen von Leber und Bauchspeicheldrüse. Verletzungen und Operationen des zentralen Nervensystems,<br />
der Augen oder Ohren. Disseminierte intravaskuläre Gerinnung (DIC), die einer durch Heparin verursachten Thrombozytopenie zugeschrieben werden kann. Akute bakterielle Endokarditits und subakute Endokarditis.<br />
Organläsionen mit hohem Blutungsrisiko (z.B. aktives Magengeschwür, Blutsturz, Hirnaneurysma oder zerebrale Tumore). Hilfsstoffe: Wasser für Injektionszwecke. Name oder Firma und Anschrift des pharmazeutischen<br />
Unternehmers: ROVI Imaging S.L., Rufino González, 50, 28037 Madrid - Spanien. Vertrieb in Österreich: Gerot Pharmazeutika, 1160 Wien. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rp, apothekenpflichtig.<br />
Wirkstoffgruppe: Antithrombotischer Wirkstoff, Heparin-Gruppe . ATC-Code B01AB. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln und<br />
Nebenwirkungen sind einer veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />
IXEL 25 mg und 50 mg - Kapseln. Zusammensetzung: Jede Hartkapsel enthält 25 mg bzw. 50 mg Milnacipran-Hydrochlorid, entsprechend 21,77 mg bzw. 43,55 mg Milnacipran freie Base. Hilfsstoffe: Calciumhydrogenphosphat-Dihydrat,<br />
Carmellose-Calcium, Povidon K 30, wasserfreies hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat, Talkum; Kapselhülle 25 mg: Oberteil und Unterteil (rosa): Titandioxid (E 171), rotes Eisenoxid<br />
(E 172), gelbes Eisenoxid (E 172), Gelatine; Kapselhülle 50 mg: Oberteil (rosa): Titandioxid (E 171), rotes Eisenoxid (E 172), gelbes Eisenoxid (E 172), Gelatine; Unterteil (rostfarben): Titandioxid (E 171), rotes Eisenoxid<br />
(E 172), gelbes Eisenoxid (E 172), Gelatine. Anwendungsgebiete: Behandlung von depressiven Episoden („Major Depression“) bei Erwachsenen. Gegenanzeigen: Dieses Medikament darf in folgenden Fällen<br />
nicht eingesetzt werden: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile; in Verbindung mit nichtselektiven MAO-Hemmern, selektiven MAO-B-Hemmern, Digitalis und 5-HT1D-Agonisten<br />
(Sumatriptan...); in der Stillperiode. Dieses Medikament darf in folgenden Fällen im Allgemeinen nicht eingesetzt werden: in Verbindung mit parenteralem Adrenalin und Noradrenalin, Clonidin und verwandten<br />
Stoffen und selektiven MAO-A-Hemmern; bei Prostatahypertrophie und anderen urogenitalen Störungen. Warnhinweis: Milnacipran sollte nicht zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren angewendet<br />
werden. Die Informationen bez. Warnhinweisen, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sowie Gewöhnungseffekten sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Abgabe: Rezept- und apothekenpflichtig,<br />
wiederholte Abgabe verboten. ATC-Klasse: N06AX17. Zulassungsinhaber: Pierre Fabre Medicament, Boulogne, Frankreich; Vertrieb: Germania Pharmazeutika GesmbH, 1150 Wien.<br />
Referenzen: 1) siehe Austria Codex, Fachinformation 2) D. L.Musselman, et al.: Relationship of Depression to Diabetes Types 1 and 2: Epidemiology, Biology and Treatment, Biol. Psychiatrie 2003;54:317-329<br />
Kelosoft – Narbensalbe. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: 1 g Salbe enthält 500 mg Oleum Hyoscyami (Grünöl). Sonstige Bestandteile: 2 mg Methylparaben. Anwendungsgebiete: Kelosoft- Narbensalbe<br />
dient zur kosmetischen Behandlung von hypertrophen Narben, Narben nach Operationen, Verbrennungen, Unfällen und Hauttransplantationen. Ist die operative Korrektur einer Narbe vorgesehen, bewirkt die vorherige<br />
Anwendung von Kelosoft – Narbensalbe eine günstige Ausgangslage für den Eingriff. Kelosoft – Narbensalbe wird in der kosmetischen Chirurgie zur unmittelbaren Nachbehandlung von Narben eingesetzt um ein rascheres<br />
Erreichen der normalen Hautfarbe zu erwirken. Gegenanzeigen: Kelosoft - Narbensalbe darf nicht verwendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile, bei bekannter Überempfindlichkeit<br />
gegen Parabene (Paragruppenallergie), an frischen, offenen oder schlecht verheilten Wunden, an Schleimhäuten. Wirkstoffgruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Andere Dermatika, ATC-Code: D11AX.<br />
Liste der sonstigen Bestandteile: Destilliertes Wasser, Gebleichtes Wachs, Kollagen, Polyethylenglykol 400, Triglyceroldiisostearat (Lameform TGI), hydroxyliertes Lanolin, Parfüm, Methylparaben. Inhaber der Zulassung:<br />
Chemomedica, Medizintechnik und Arzneimittel Vertriebsges.m.b.H., Wipplingerstraße 19, 1013 Wien, e-mail: office@chemomedica.at. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezeptfrei, apothekenpflichtig. Weitere<br />
Informationen zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen<br />
sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Stand der Information: Jänner 20<strong>09</strong><br />
Parfenac Creme, Parfenac dermatologische Emulsion, Parfenac Fettsalbe, Parfenac Salbe. Zusammensetzung: 1 g Creme enthält 50 mg Bufexamac, sonstige Bestandteile: Benzylalkohol, Macrogolstearat,<br />
Cetylstearylalkohol, Isopropylpalmitat, Glycerolmonostearat, Polyethylenglykol-(100)-(Mono, Di) Stearat, Glycerol, Sorbitollösung 70%, Milchsäure, gereinigtes Wasser, 1 g dermatologische Emulsion enthält 50 mg Bufexamac,<br />
sonstige Bestandteile: Benzylalkohol, Macrogolstearat-1000 / Cetylstearylalkohol 2:8, Isopropylpalmitat, Glycerol, Sorbitollösung 70%ig, Milchsäure, gereinigtes Wasser, 1 g Fettsalbe enthält 50 mg Bufexamac,<br />
sonstige Bestandteile: Macrogolstearat-1000 / Cetylstearylalkohol 2:8, Propylenglycol, weißes Vaselin, 1 g Salbe enthält 50 mg Bufexamac, sonstige Bestandteile: Aluminiumtristearat, dünnflüssiges Paraffin,<br />
Hartparaffin, Wollwachsalkohole, mikrokristalline Kohlenwasserstoffe, weißes Vaselin, Glycerinmono- und dioleat, Isopropylmyristat, Magnesiumsulfat 7H2O, gereinigtes Wasser. Anwendungsgebiete: Creme/Fettsalbe/Salbe:<br />
Nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung zur Milderung von Entzündungssymptomen der Haut, die aufgrund einer bestehenden Neurodermitis oder eines chronischen Ekzems aufgetreten sind. Dermatologische<br />
Emulsion: Nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung zur Milderung von Entzündungssymptomen der Haut, die aufgrund einer bestehenden Neurodermitis bei Erwachsenen aufgetreten sind.<br />
Creme/Fettsalbe/Salbe/dermatologische Emulsion: Wird die Therapie in einer hochakuten Phase begonnen, sollte zunächst ein Corticoid zur Anwendung kommen. Das Gleiche gilt für einen akuten Schub. Der jeweilige<br />
Beginn der Anwendung ist individuell zu handhaben. Gegenanzeigen: Creme/Fettsalbe/Salbe/dermatologische Emulsion: Parfenac darf nicht angewendet werden bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Bufexamac<br />
oder einen der sonstigen Bestandteile des Präparats. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln und Nebenwirkungen sind der „Austria-<br />
Codex-Fachinformation” zu entnehmen.<br />
NASONEX ® aquosum - Nasenspray. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: 50 Mikrogramm Mometason Furoat (als Monohydrat)/ Sprühstoß. Dieses Arzneimittel enthält 0,2 Milligramm Benzalkoniumchlorid<br />
pro Gramm. Liste der sonstigen Bestandteile: Dispersible Cellulose BP 65 cps (Mikrokristalline Cellulose, Carmellose-Natrium), Glycerol, Natriumcitrat, Citronensäure-Monohydrat, Polysorbat 80, Benzalkoniumchlorid<br />
und gereinigtes Wasser. Anwendungsgebiete: Nasonex ® aquosum – Nasenspray ist zur Anwendung bei Erwachsenen und bei Kindern ab 12 Jahren zur symptomatischen Behandlung einer saisonalen<br />
allergischen oder perennialen Rhinitis bestimmt. Nasonex ® aquosum – Nasenspray ist auch zur Anwendung bei Kindern von 6 bis 11 Jahren zur symptomatischen Behandlung einer saisonalen allergischen oder<br />
perennialen allergischen Rhinitis bestimmt. Bei Patienten mit mäßigen bis schweren Symptomen einer saisonalen allergischen Rhinitis in der Anamnese wird eine prophylaktische Behandlung mit Nasonex“ aquosum<br />
– Nasenspray bis zu vier Wochen vor dem voraussichtlichen Beginn der Allergiesaison empfohlen. Nasonex ® aquosum – Nasenspray ist zur Behandlung nasaler Polypen bei erwachsenen Patienten ab 18 Jahren<br />
bestimmt. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Mometason Furoat oder einen der sonstigen Bestandteile. Nasonex ® aquosum – Nasenspray sollte bei Vorhandensein einer unbehandelten auf die Nasenschleimhäute<br />
lokalisierten Infektion nicht angewendet werden. Auf Grund der Hemmwirkung von Kortikosteroiden auf die Wundheilung sollten Patienten nach Nasenoperationen oder -verletzungen bis zur Ausheilung<br />
keine nasalen Kortikosteroide anwenden. Pharmazeutischer Unternehmer: AESCA Pharma GmbH., Am Euro Platz 2, 1120 Wien. Stand der Information: Jänner 20<strong>09</strong>. Pharmakotherapeutische Gruppe: Dekongestionsmittel<br />
und andere topische nasale Zubereitungen, Kortikosteroide, ATC-Code: R01 A D<strong>09</strong>. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Weitere<br />
Angaben zu Dosierung, Art und Dauer der Anwendung, besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft<br />
und Stillzeit, Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen, Nebenwirkungen, Überdosierung, pharmakologischen Eigenschaften und pharmazeutische Angaben<br />
sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />
Rasilez 150 mg Filmtabletten Rasilez 300 mg Filmtabletten. Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält 150 mg Aliskiren (als Hemifumarat). Jede Filmtablette enthält 300 mg Aliskiren<br />
(als Hemifumarat). Liste der sonstigen Bestandteile Crospovidon Magnesiumstearat Mikrokristalline Cellulose Povidon Hochdisperses Siliciumdioxid Hypromellose Macrogol Talkum Eisen(II,III)-oxid (E 172) Eisen(III)oxid<br />
(E 172) Titandioxid (E 171) Anwendungsgebiete: Behandlung der essenziellen Hypertonie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Angioödem unter Aliskiren<br />
in der Vorgeschichte. Zweites und drittes Schwangerschaftstrimester (siehe Abschnitt 4.6 der veröffentlichten Fachinformation). Die gleichzeitige Anwendung von Aliskiren und Ciclosporin, einem hochpotenten<br />
P-gp-Inhibitor, und anderen potenten P-gp-Inhibitoren (Chinidin, Verapamil) ist kontraindiziert (siehe Abschnitt 4.5 der veröffentlichten Fachinformation). Pharmakotherapeutische Gruppe: Renin-Inhibitor, ATC-Code:<br />
C<strong>09</strong>XA02. Inhaber der Zulassung: Novartis Europharm Limited Wimblehurst Road Horsham West Sussex, RH12 5AB Vereinigtes Königreich. Informationen betreffend besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen<br />
für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind den veröffentlichten Fachinformationen zu entnehmen.<br />
Bezeichnung des Arzneimittels: Rasilez HCT 150 mg/12,5 mg Filmtabletten, Rasilez HCT150 mg/25 mg Filmtabletten, Rasilez HCT 300 mg/12,5 mg Filmtabletten, Rasilez HCT300 mg/25 mg Filmtabletten;<br />
Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Filmtabletteenthält 150 mg Aliskiren (als Hemifumarat) und 12,5 mg Hydrochlorothiazid. Jede Filmtabletteenthält 150 mg Aliskiren (als Hemifumarat) und 25 mg<br />
Hydrochlorothiazid. Jede Filmtabletteenthält 300 mg Aliskiren (als Hemifumarat) und 12,5 mg Hydrochlorothiazid. Jede Filmtabletteenthält 300 mg Aliskiren (als Hemifumarat) und 25 mg Hydrochlorothiazid. Sonstige-<br />
Bestandteile: Jede Tablette enthält 25 mg Lactose-Monohydrat und 24,5 mg Weizenstärke. JedeTablette enthält 50 mg Lactose-Monohydrat und 49 mg Weizenstärke. Jede Tablette enthält 25 mgLactose-Monohydrat<br />
und 24,5 mg Weizenstärke. Jede Tablette enthält 50 mg Lactose-Monohydratund 49 mg Weizenstärke. Liste der sonstigen Bestandteile: Tablettenkern: MikrokristallineCellulose, Crospovidon, Lactose-Monohydrat, Weizenstärke,<br />
Povidon, Magnesiumstearat,Hochdisperses Siliciumdioxid, Talkum; Filmüberzug: Talkum, Hypromellose, Macrogol,Titandioxid (E 171); zusätzlich bei 150 mg/25 mg, 300 mg/12,5 mg und 300 mg/25 mg: Eisen(III)oxid<br />
(E 172, rot); zusätzlich bei 150 mg/25 mg und 300 mg/25 mg: Eisen(III)-hydroxid-oxid(E 172, gelb); zusätzlich bei 300 mg/12,5 mg: Eisen (II, III)-oxid (E 172, schwarz); Anwendungsgebiete: Behandlung der essenziellen<br />
Hypertonie bei Erwachsenen. Rasilez HCT istbei Patienten indiziert, deren Blutdruck mit Aliskiren oder Hydrochlorothiazid alleine nichtausreichend kontrolliert werden kann. Rasilez HCT ist als Ersatztherapie bei<br />
Patienten indiziert,die mit der gleichzeitigen Gabe von Aliskiren und Hydrochlorothiazid in der gleichen Dosierungwie in der Kombinationstablette ausreichend kontrolliert werden können. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit<br />
gegen die Wirkstoffe oder einen der sonstigen Bestandteile (sieheAbschnitt 6.1 der veröffentlichten Fachinformation) oder gegen andere Sulfonamid-Derivate; Angioödem unter Aliskiren in der Vorgeschichte;<br />
Zweites und drittes Schwangerschaftstrimester, Stillzeit (siehe Abschnitt 4.6 der veröffentlichten Fachinformation); Schwere Niereninsuffizienz(GFR < 30 ml/min/1,73 m2); Therapieresistente Hypokaliämie, Hyperkalzämie;<br />
SchwereLeberinsuffizienz; Die gleichzeitige Anwendung von Aliskiren und Ciclosporin, einemhochpotenten P-Glykoprotein-(P-gp-) Inhibitor, und anderen potenten P-gp-Inhibitoren (Chinidin,Verapamil) ist kontraindiziert<br />
(siehe Abschnitt 4.5 der veröffentlichten Fachinformation). Pharmakotherapeutische Gruppe: Renin-Inhibitor (Aliskiren) Kombinationen mit Diuretika(Hydrochlorothiazid); ATC-Code: C<strong>09</strong>XA52; Inhaber der<br />
Zulassung: Novartis EuropharmLimited, Wimblehurst Road, Horsham, West Sussex, RH12 5AB, Vereinigtes Königreich; Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtigInformationen betreffend<br />
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung mitanderen Mitteln, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekte sind der veröffentlichtenFachinformation zu entnehmen.<br />
Solu-Volon ® A. Zusammensetzung: Solu-Volon A 40 mg: 1 Ampulle mit 1 ml Injektionslösung enthält 54,4 mg Triamcinolonacetonid-dikaliumphosphat, entsprechend 40 mg Triamcinolonacetonid. Solu-Volon A 80 mg-<br />
Injektionslösung: 1 Ampulle mit 2 ml Injektionslösung enthält 108,8 mg Triamcinolonacetonid-dikaliumphosphat, entsprechend 80 mg Triamcinolonacetonid. Solu-Volon A 200 mg-Injektionslösung: 1 Ampulle bzw. 1 Fertigspritze<br />
mit 5 ml Injektionslösung enthält 272 mg Triamcinolonacetonid-dikaliumphosphat, entsprechend 200 mg Triamcinolonacetonid. Sonstige Bestandteile: Natriumcitrat, Macrogol 300, Wasser für Injektionszwecke,<br />
Citronensäurelösung 10% und Natriumhydroxidlösung 4 N zur ph-Einstellung. Anwendungsgebiete: 40 mg/80 mg/200 mg: Eine Glucocorticoidbehandlung mit Solu-Volon A ist angezeigt, wenn eine sehr<br />
schnell einsetzende Wirkung erzielt werden soll: Dazu gehören besonders: Glottisödem, Quinckeödem, Lungenödem infolge Inhalation oder Aufnahme toxischer Substanzen (z.B. Chlorgase, Paraquat, Isocyanid, Schwefelwasserstoff,<br />
Phosgen, Nitrosegase). Wenn möglich sollten außerdem frühzeitig hohe Dosen von Glucocorticoiden inhaliert bzw. aus Dosieraerosolen verabreicht werden, Behandlung und Prophylaxe eines Hirnödems<br />
bei Hirntumoren (postoperativ und nach Röntgenbestrahlung), nach Rückenmarkstraumen und bei Apoplexie, Prophylaxe von Kontrastmittelunverträglichkeit bei Patienten mit allergischer Disposition, Anaphylaktische<br />
Schockzustände (z.B. Kontrastmittelzwischenfall) Kombination mit Epinephrin (Adrenalin), Antihistaminika und Volumens-substitution (cave Mischspritze!), Infektionstoxischer Schock zur Prophylaxe der Schocklunge,<br />
Hypovolämischer Schock (peripheres Kreislaufversagen), der nicht allein auf Volumensauffüllung, Sauerstoffzufuhr und Korrektur der Azidose anspricht. Perakute Formen und akute Schübe von Krankheiten mit hoher<br />
entzündlicher oder immunologischer Aktivität können Indikationen für eine zeitlich begrenzte hochdosierte intravenöse Therapie darstellen, wenn es auf einen möglichst raschen Wirkungseintritt ankommt oder eine<br />
perorale Applikation unmöglich ist. Das sind u.a. akute schwere Dermatosen (z.B. Pemphigus vulgaris, Erythrodermie, Lyell-Syndrom), akute hämatologische Krankheiten (akute idiopathische thrombozyto-penische Purpura,<br />
hämolytische Anämie mit schwerer Hämolyse und Hb-Werten unter 6 g%), akute rheumatische Karditis, Bei thyreotoxischen und Addison Krisen muss zusätzlich zu Solu-Volon A ein Corticoid mit mineralocorticotroper<br />
Wirkung verabreicht werden. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Triamcinolonacetonid. Für eine kurzdauernde Notfalltherapie gibt es keine Gegenanzeigen, ausgenommen systemische<br />
Pilzinfektionen, septischer Schock und Sepsis. In jedem Fall sind die Risiken gegen den zu erwartenden Nutzen abzuwägen. Besondere Vorsicht bei Magen-Darm-Ulcera, ausgeprägter Osteoporose und Psychosen.<br />
Bei längerdauernder Glucocorticoid-Anwendung, die über die Notfalltherapie hinaus geht, gelten die Gegenanzeigen einer systemischen Glucocorticoid-Therapie. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezeptund<br />
apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Pharmazeutischer Unternehmer: Dermapharm GmbH, 1<strong>09</strong>0 Wien. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen<br />
mit anderen Mitteln und Nebenwirkungen sind der “Austria-Codex-Fachinformation” zu entnehmen.<br />
TRANSTEC 35 µg, Z.Nr.: 1-24396/ TRANSTEC 52,5 µg, Z.Nr.: 1-24397/ TRANSTEC 70 µg, Z.Nr.: 1-24398. Ein transdermales Pflaster enthält 20 mg/ 30 mg/ 40 mg Buprenorphin. Sonstige Bestandteile: Adhäsive<br />
Matrix (Buprenorphin enthaltend): [(Z)-Octadec-9-en-1-yl]oleat, Povidon K90, 4-Oxopentansäure, Poly[acrylsäure-co-butylacrylat-co-(2-ethylhexyl)acrylat-co-vinylacetat] (5:15:75:5), vernetzt Adhäsive Matrix (ohne Buprenorphin):<br />
Poly[acrylsäure-co butylacrylat-co-(2-ethylhexyl)acrylat-co-vinylacetat] (5:15:75:5), vernetzt Trennfolie zwischen den beiden adhäsiven Matrices mit/ohne Buprenorphin: Poly(ethylenterephthalat)-Folie Abdeckgewebe<br />
(rückseitig): Poly(ethylenterephthalat)-Gewebe Abdeckfolie (vorderseitig/die adhäsive Buprenorphin enthaltende Matrix abdeckend) (wird vor der Anwendung des Pflasters entfernt): Poly(ethylenterephthalat)-<br />
Folie, silikonisiert, einseitig mit Aluminium beschichtet. ATC-Code: N02AE (Opioid-Analgetikum). Anwendungsgebiete: Mäßig starke bis starke Tumorschmerzen sowie starke Schmerzen bei ungenügender<br />
Wirksamkeit nicht-opioider Analgetika. Transtec ist für die Behandlung akuter Schmerzen nicht geeignet. Gegenanzeigen: TRANSTEC darf nicht angewendet werden: bei bekannter Überempfindlichkeit gegen den<br />
Wirkstoff Buprenorphin oder einen der sonstigen Bestandteile, bei opioidabhängigen Patienten und zur Drogensubstitution, bei Krankheitszuständen, bei denen eine schwergradige Störung des Atemzentrums und der<br />
Atemfunktion vorliegt oder sich entwickeln kann, bei Patienten, die MAO-Hemmer erhalten oder innerhalb der letzten 2 Wochen erhalten haben, bei Patienten mit Myasthenia gravis, bei Patienten mit Delirium tremens,<br />
in der Schwangerschaft. Packungsgrößen: Packungen mit 4 einzeln versiegelten Pflastern. Abgabe: SG, apothekenpflichtig. Pharmazeutischer Unternehmer: Grünenthal Ges.m.b.H., A 2345 Brunn am<br />
Gebirge, Österreich. Hersteller: Grünenthal GmbH, 52078 Aachen, Deutschland. Weitere Angaben zu Dosierung, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und zu den besonderen Warnhinweisen zur sicheren Anwendung<br />
sind der Austria-Codex-Fachinformation zu entnehmen. Stand der Information: Jänner 20<strong>09</strong>.